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Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach dem Hin und Her mit Secret hätten sich die fünf eine Pause verdient, doch es stellt sich heraus, dass sich auch kleine Probleme groß anfühlen können... Komplett anzeigen

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Das etwas andere Training


 

Das etwas andere Training

 

„Entdecke die Möglichkeiten“

(IKEA Slogan)

 

Aus Sicherheitsgründen war entschieden worden, dass Serena und Ariane von nun an den Bus nach Hause nehmen sollten, um nicht alleine mit Erik zu sein. Als Begründung dafür wurde Serenas Kälteempfindlichkeit vorgeschoben. Und Erik schien dies als Rechtfertigung zu akzeptieren.

Auf Arianes Frage hin, ob er dann nicht auch den Bus nehmen wolle, antwortete er ausweichend. Den Rest der Woche begleitete er sie nicht.

Die Busse seien ihm zu voll, entgegnete er auf Arianes nochmalige Nachfrage.

Ariane konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass er unterschwellig wusste, dass sie ihm aus dem Weg gingen, und er deshalb nicht mitfuhr.

 

Am Mittwochnachmittag saß Erik vor seinem Computer und widmete sich einer Recherche.

Obgleich er soziale Netzwerke zum größten Schwachsinn aller Zeiten rechnete – diesen Titel teilten sie mit zahllosen anderen Errungenschaften und Ideen der Menschheitsgeschichte, die Erik für das Produkt dummer Menschen für dumme Menschen hielt – dennoch saß er jetzt hier und stand kurz davor, sich anzumelden.

Er konnte nicht fassen, dass er das wirklich tat.

Ein fanatischer Facebook-Gegner war er nicht, auch wenn er den selbst gewählten Freitod des Datenschutzes äußerst fragwürdig fand. Wie konnten Leute, nur jeden Schwachsinn auf ihre Profile schreiben? Allerdings hatte diese Transparenz auch Vorteile.

Vielleicht hatte er eine masochistische Ader entwickelt, er wusste es nicht, aber er wollte wissen, ob Ariane mit diesem Kellner-Verschnitt von Finsters Geburtstagsfeier in Kontakt stand. Er hatte keine Lust, sie direkt danach zu fragen, zumal dieser Typ das letzte Mal Anlass zu einem üblen Streit gegeben hatte.

Es war ihm egal, ob Ariane mit diesem Typ in Kontakt stand! Ging ihn doch nichts an.

Aber er war ein Mensch, der Informationen nicht ungesichtet ließ, wenn sie so leicht zu erhalten waren. Das wäre Verschwendung gewesen.

Nachdem er sich angemeldet hatte, schaute er auf Arianes Seite. Allerdings wurde ihm ihre Timeline nicht angezeigt, dazu musste er über Facebook mit ihr befreundet sein. Daher klickte er darauf, ihr eine Freunschaftsanfrage zu senden.

So ein Unsinn.

In der Zwischenzeit sah er sich die Liste ihrer vermeintlichen Freunde an. Allein die Zahl war absurd. Lauter fremde Gesichter schlugen ihm entgegen. Von den vier anderen waren wohl allein Vivien und Vitali auch bei Facebook, und Vitali hatte nicht mal ein Profilfoto.

Das konnte Erik nicht bemängeln, schließlich hatte er ebenfalls darauf verzichtet. Er hatte keine Lust, dass ihn irgendwelche Leute anschrieben und das war unausweichlich, wenn er ein Foto von sich hochlud.

Beim Scrollen entdeckte er schließlich das Bild und den Namen des Kellner-Verschnitts. Ein Klick darauf und die Profilseite von diesem Moritz wurde angezeigt. Natürlich spielte er auf seinem Profilfoto Gitarre.

Beim Anblick dieses Abschaums verkrampfte sich Eriks Kiefer. An jenem Abend war es Arianes Reaktion auf die schmierige Art dieses Darstellers gewesen, die ihn aufgeregt hatte. Nun war das anders.

Dieser Typ kam ihm wie eine Symbiose all derjenigen vor, die ihn während der Grundschulzeit verprügelt hatten. Mit Ariane hatte das nichts mehr zu tun.

Widerwillig musste er sich eingestehen, dass er das gleiche Gefühl verspürte wie damals. Weitab von der Überlegenheit, die ihn heute ausmachte. Jenseits der Überzeugung, jeden in seine Schranken weisen zu können, der es wagte, sich mit ihm anzulegen.

Sein Stolz hatte ihm damals in der Seele gebrannt und die Wunden, die ihm zugefügt worden waren, noch mehr schmerzen lassen, weil sie für ihn nicht einfache Verletzungen gewesen waren,  sondern Zeichen seiner Schwäche.

Als wäre er zu unfähig, das Potenzial, das in ihm steckte, zu nutzen. Denn wenn er ein Donner war, dann hatte er es doch in sich, dann war er doch geboren, um zu siegen! Daran hatte er ganz fest geglaubt. Nur – so hatte er damals gedacht – konnte er es der Welt nicht beweisen. Niemand würde es je sehen können.

Hatte sich daran etwas geändert?

 

Die ganze Woche über kam es zu keinen weiteren Zwischenfällen.

Erik verhielt sich normal, aber sie hatten gelernt, dass das kein Garant dafür war, dass er sich nicht in Secret verwandelte.

Obgleich sie sich der Gefahr bewusst waren, kamen sie erst am Wochenende wieder zu einem gemeinsamen Training. Allerdings machte Serenas Mutter ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Sie hatte darauf bestanden, dass Serena sich mit ihren Freunden bei ihnen zu Hause traf, und Serena war keine überzeugende Ausrede eingefallen, die ihre Mutter von dieser Forderung abgebracht hätte. Notgedrungen hatten die fünf daher entschieden, ihr Training bei Serena abzuhalten.

Zumindest kamen sie damit durch, sich in Serenas Zimmer zu verziehen, auch wenn Serenas Mutter zahlreiche Argumente dagegen vorbrachte: Das Zimmer war schließlich zu klein für so viele Leute und bot nicht genügend Sitzgelegenheiten etc.

Aber ihr Training in einem anderen Raum abzuhalten, wo jederzeit jemand hereinplatzen konnte, war unmöglich.

„Ich hasse deine Mutter.“, grummelte Vitali, nachdem sie endlich in Serenas Zimmer hatten flüchten können.

„Halt’s Maul.“, pflaumte Serena ihn an.

„Echt, sie macht immer nur Probleme!“, setzte Vitali fort.

„Deine Mutter ist auch viel besser!“, schimpfte Serena sarkastisch.

„Hab ich nicht behauptet.“

Serena zog ein säuerliches Gesicht. „Ihr hättet auch einfach alleine trainieren können.“, murrte sie.

„Passt doch.“, meinte Vivien gelassen. „Wir können doch eh nicht ins Hauptquartier.“

„Hä? Wieso?“, fragte Vitali.

„Na, weil Secret es sonst entdeckt.“, meinte Vivien. „Letztes Mal ist er ganz in der Nähe aufgetaucht. Und es wäre doch nicht so toll, wenn er in unserem Geheimversteck auf uns warten würde, oder?“

Vitali verzog das Gesicht.

Vivien lächelte. „Außerdem bringt uns Lauftraining bei Secret sowieso nicht viel, schließlich kann er Telekinese.“

Ariane schaute besorgt. „Du meinst, es ist egal, wie weit jemand von ihm entfernt ist?“

„Hm.“, machte Vivien. „So gesehen wäre Lauftraining vielleicht doch ganz gut.“

Serena verkniff sich zu sagen, dass sie ganz froh darüber war, diesen Teil des Trainings ausfallen zu lassen.

„Das Wichtigste ist, dass ich endlich lerne, den Schutzschild undurchlässig zu machen.“, verkündete Ariane. „Wenn er nicht mehr an uns herankommt, stellt er keine Gefahr mehr dar.“

Vitali schaute zweiflerisch. „Denkst du nicht, dass er sich dann irgendwen aus unserer Familie oder ne sonstige Geisel schnappt?“

Darüber hatte Ariane nicht nachgedacht.

Justin nickte. „Trotzdem wäre ein Schutzschild, der Secret abhält, nützlich.“

Ewigkeit schwirrte zwischen den Beschützern herum und war davon, dass die fünf sie überhaupt nicht nach ihrem Plan fragten, gar nicht begeistert. Sie fühlte sich ignoriert.

„Ich weiß nur nicht, wie ich es schaffen soll, dass der Schild undurchlässig wird.“, gestand Ariane.

Hey!“, rief Ewigkeit, um endlich etwas Aufmerksamkeit zu bekommen, und zog einen Schmollmund.

Die Beschützer gafften sie an.

Das ist doch Training.“, schmollte sie und wollte damit wohl andeuten, dass das die Zeit war, in der sie das Sagen hatte.

„Ewigkeit, das ist wirklich wichtig.“, sagte Ariane.

Ewigkeit schaute noch beleidigter.

„Hast du eine Idee?“, fragte Justin.

Prompt fing die Kleine zu strahlen an.

Wenn ihr mit Vereinens Fähigkeit eure Kräfte miteinander teilt, ist der unheimliche Junge nicht darauf vorbereitet!“, verkündete Ewigkeit stolz.

Die Beschützer wirkten nicht überzeugt, weshalb sich Ewigkeit zu einer ausführlicheren Erläuterung gezwungen sah.

Das letzte Mal konnte der Junge Schicksal davon abhalten, ihre Paralyse einzusetzen, indem er sich hinter Wunsch versteckt hat.“, erinnerte sie. „Wenn nicht nur Wunsch die Paralyse aufheben könnte, hätte es das Problem nicht gegeben. Und wenn nicht nur Schicksal paralysieren könnte, dann müsste er mehre Angreifer auf einmal in Schach halten.

„Aber wenn wir alle paralysieren können, besteht die Gefahr, dass wir uns alle gegenseitig treffen.“, wandte Justin ein.

„Aber wir könnten jeweils einer weiteren Person die Kraft geben.“, meinte Vivien begeistert. „Stellt euch vor, Secret verwendet Ariane nochmals als Schild, aber dieses Mal kann sie selbst paralysieren!“

Das war tatsächlich eine Möglichkeit, Secret davon abzuhalten, die gleiche Technik erneut einzusetzen.

„Aber wir wissen nicht, wann er uns wieder angreift.“, wandte Ariane ein. „Das heißt, wir müssten die Kräfte immer wieder aufeinander übertragen. Und wenn es drauf ankommt, ist die Wirkung der Übertragung vielleicht schon wieder verflogen.“

„Es ist trotzdem besser als nichts.“, entgegnete Justin.

Und Verändern und ich können ihn ablenken!“, rief Ewigkeit. „Wir“ Sie teleportierte schneller als das Auge folgen konnte und tauchte an einer anderen Stelle auf. „können“ Erneut switchte sie. „ihn“ Schon war sie hinter den fünfen. „verwirren!“ Nun stand sie wieder vor ihnen.

Vitali konnte nicht fassen, wie schnell sie den Standort hintereinander wechseln konnte.

„Okay, dann übertrage ich Ariane die Paralyse und Justin die Läuterung.“, schlug Vivien vor. „Ich bin euer Versuchskaninchen, während Vitali das Teleportieren übt.“

Vitali verzog das Gesicht, entsetzt darüber, dass Vivien sich dafür freiwillig meldete.

„Dann erklärt Serena Ariane, wie man paralysiert und Ariane Justin wie man läutert.“, schloss Vivien.

„Und was mache ich, wenn sie es dann können?“, wollte Serena wissen.

„Du kannst mich als Versuchskaninchen ablösen.“, antwortete Vivien lächelnd.

„Super Idee!“, rief Vitali. „Dann weiß sie mal wie das ist!“

Serena warf ihm einen bösen Blick zu und Vitali ging automatisch in Deckung aus Angst, sie hätte mittlerweile gelernt, ihn mit einem Blick zu paralysieren.

Justin hatte einen anderen Vorschlag. „Ich denke, es wäre sinnvoller, wenn Serena dann übt, mit Vitali zu teleportieren. Die beiden könnten Secret so angreifen.“

Außerdem hatte Justin Bedenken, welche unerwünschten Folgen eine Paralyse auf Serena haben würde. Nicht dass sie sich erneut in irgendeiner Seelenwelt wiederfanden.

So machen wir das!“, sagte Ewigkeit. Offensichtlich hatte sie den Anspruch, das letzte Wort in dieser Sache zu haben.

 

Sowohl Justin als auch Ariane hatten Schwierigkeiten, die fremden Fähigkeiten anzuwenden. Besonders die Paralyse wollte Ariane nicht gelingen.

„Wie machst du das?“, fragte Ariane mit in Falten gelegter Stirn. Sie saß in einer Reihe mit Serena und Justin. Ihnen gegenüber saß Vivien.

Serena war sichtlich irritiert. „Einfach so.“ Sie demonstrierte ihre Fähigkeit an Vivien, die prompt regungslos verharrte. Justin ging daraufhin dazu über, die Läuterung auszuprobieren.

„Wie so?“, wollte Ariane wissen. „Was denkst du dabei?“

„Ich denke gar nichts. Es kommt einfach.“

„Aber du musst doch dabei irgendetwas fühlen.“

Serena dachte nach. „Es ist so ein Zusammenziehen.“ Sie überlegte nochmals. „Als würdest du deine Muskeln anspannen. Nur dass du dein Inneres anspannst. Irgendwie. Du verkrampfst dich.“

Ariane machte nicht den Eindruck, als würde ihr das weiterhelfen.

„Okay, ich versuch’s noch mal.“, sagte sie.

Justin meldete sich vorsichtig. „Ähm, Ariane, könntest du hier helfen?“

„Du lässt einfach los, als würdest du im Wasser treiben, als würde es aus dir fließen. Ganz sanft und ruhig und beruhigend.“

Justin versuchte es nochmals. Keine Reaktion.

Ariane demonstrierte es ihm nochmals.

Vivien schreckte aus der Paralyse auf und kicherte. „Das ist so lustig!“

Vitali, der mit Ewigkeit gerade wieder hinter ihr aufgetaucht war, nachdem er in ihrer Begleitung in sein Zimmer zu Hause teleportiert war, fragte ungläubig: „Du findest das lustig? Bist du krank?!“

Vivien kicherte. „Nicht die Paralyse. Serena und Ariane. Ihre Kräfte sind genau umgekehrt.“

„Ist doch logisch, sonst würden sie sich ja nicht gegenseitig aufheben.“, meinte Vitali, als wäre das das Selbstverständlichste auf der Welt.

„Ihr meint, Serena macht genau das Gegenteil von mir?“, fragte Ariane. Sie stellte sich vor, wie sich alles in ihr verkrampfte, als wäre sie in einem Gefängnis. „Das ist ja grauenvoll!“

„Allerdings.“, stimmte Serena ihr zu. Wenn Ariane das Gegenteil von ihr tat, dann – völlig bloß und ungeschützt zu sein, war eine grauenhafte Vorstellung! Da konnte man sich ja gleich selbst ein Messer in die Brust rammen.

„Ihr könntet mir doch Tinys Kräfte geben, dann muss ich sie beim Teleportieren nicht mitschleppen.“, schlug Vitali vor und warf Serena dann einen Blick zu, dem nicht schwer zu entnehmen war, dass er die Situation mehr dafür nutzen wollte, sich für all die Male, in denen sie ihn paralysiert hatte, zu rächen. Entsprechend hielt Justin das für gar keine gute Idee.

„Auch wenn du das übst, wirst du nicht so gut darin sein wie Serena.“, antwortete er.

„Und wenn mich Serena paralysiert, während wir teleportieren? Macht sie doch ständig.“, maulte Vitali.

Justin konnte das leider nicht widerlegen.

Vereinen kann die Kräfte besser annehmen.“, erinnerte Ewigkeit.

„Stimmt, vielleicht wäre es besser, wenn du die Paralyse und die Läuterung übernimmst.“, stimmte Justin an Vivien gewandt zu.

„Damit würde Secret aber eher rechnen.“, meinte Vivien. „Ewigkeits ursprünglicher Vorschlag ist sehr clever. Secret wird sicher wieder versuchen, Ariane als Schild zu verwenden. Aber ich kann trotzdem erst mal die Läuterung übernehmen.“

Justin stand auf, um den Platz mit Vivien zu tauschen. Auch Vivien erhob sich.

„Justin, während der Paralyse kann man immer noch denken und alles hören und sehen. Vielleicht kannst du währenddessen auch deine Telepathie verwenden. Du könntest es mal probieren.“

Justin nickte.

„Ich bin dann mal weg.“, sagte Vitali und war verschwunden. Ewigkeit tat es ihm nach.

In diesem Moment wurde die Tür geöffnet.

Die vier erstarrten, als Serenas Mutter einen Schritt in den Raum machte und ein Tablett mit süßen Teilchen in Händen hielt. „Ich hab euch hier – Wieso sitzt ihr auf dem Boden?“

Sie kamen nicht dazu eine Antwort zu geben, weil Vitali in diesem Augenblick unweit vor Serenas Mutter auftauchte.

Reflexartig riss Serena ihre Arme vor und hatte ihre Kräfte auf ihre Mutter angewendet, noch ehe sie es begriffen hatte.

Das Tablett rutschte aus Frau Funkes Händen und sie brach in sich zusammen. Serena ließ einen leisen Schrei los, sprang auf und warf sich aufgelöst zu ihrer am Boden liegenden Mutter. Trockengebäck säumte den Boden.

„Ganz ruhig, du hast sie nur in Schlaf versetzt.“, versuchte Justin sie zu beschwichtigen, nachdem er sich selbst zu Frau Funke gekniet hatte.

Serena schluchzte hilflos. „Was soll ich bloß tun?“

„Du kannst sie schlecht einfach aufwecken.“, meinte Vitali.

„Das ist alles deine Schuld!“, kreischte Serena.

„Ey, ich hab sie doch nicht K.O. geschlagen!“, blaffte Vitali.

Ariane überlegte laut. „Sie wird es auf jeden Fall seltsam finden, wenn sie am Boden aufwacht.“

Und sie misstraut euch sowieso.“, erwähnte Ewigkeit.

Serena war überrascht, dass ausgerechnet Ewigkeit das wusste.

„Das ist egal.“, antwortete Justin. „Wir sollten sie nicht noch länger hier liegen lassen.“

Ariane gab zu bedenken: „Wird sie nicht Angst bekommen, dass sie irgendein gesundheitliches Problem hat, wenn sie einfach umkippt?“

Serena starrte auf ihre Mutter. „Wir müssen es löschen.“

„Was?“, fragte Ariane.

„Wir müssen die Erinnerung löschen. Sie darf sich nicht daran erinnern, dass sie Vitali gesehen hat. Wir tun einfach so, als wäre das nie passiert!“, entschied Serena bestimmt.

Justin wollte ihr das ausreden. „Serena, das ist –“

„Tu es einfach!“, befahl Serena.

Justin biss die Zähne zusammen.

Vivien, die hinter ihm stand, legte ihre Hand ermutigend auf seinen Oberarm. „Du schaffst das.“

Justin schluckte und versuchte, seine Fähigkeit einzusetzen.

Nach zwei Versuchen gelang es ihm.

„Bis wohin soll ich es löschen?“

„Bis vor die Tür.“, schlug Ariane vor. „Dann hat sie nicht gesehen, dass Vitali nicht im Raum war.“

„Nein.“ Serena stand auf und schloss ihre Zimmertür. Zum Glück saß der Rest ihrer Familie im Erdgeschoss vor dem Fernseher und schaute das Formel 1 Qualifying. „Lösch es bis da, wo sie ins Zimmer kommt. Wir richten sie wieder auf und lösen dann erst den Schlaf.“

Vitali widersprach. „Dann muss sie jemand halten. Das funktioniert nicht.“

„Wenn ich ihre Muskulatur paralysiere, funktioniert es vielleicht.“, meinte Serena.

„Dann muss Ariane sie trotzdem berühren, um sie zu läutern.“, beanstandete Vitali.

Serena legte die Hände an den Kopf, machte ein paar Schritte wie ein Tiger im Käfig und gab ein seltsam hilfloses Geräusch von sich.

Das Erinnerungslöschen war auch nicht die ideale Lösung, schließlich konnten sie nicht einfach eine andere Erinnerung einbauen. Serenas Augen wurden groß.

Sie stürzte wieder zu ihrer schlafenden Mutter. „Vielleicht kann ich die Erinnerung ändern!“

„Dann liegt sie immer noch hier am Boden.“, sagte Vitali trocken.

Damit hatte er Recht. Serena war am Verzweifeln.

Sie hob ihren Kopf und sah zu Vitali. „Du kannst doch Dinge schweben lassen! Dann kannst du sie aufrichten!“

„Läutern.“, erinnerte Vitali.

Serena stieß ein Geräusch des Unwillens aus.

Vitali stöhnte. „Wo ist das Schlafzimmer?“

Serena verstand nicht.

„Ich kann sie ins Schlafzimmer teleportieren. Wenn sie eh schon schläft.“

Vivien stimmte zu. „Wenn sie dort zu sich kommt, denkt sie vielleicht, dass sie sich nur kurz hingelegt hat.“

Serena zögerte kurz, dann stand sie auf und öffnete wieder ihre Zimmertür. „Ewigkeit, pass auf, dass keiner meiner Familie hier hoch kommt.“

Ewigkeit nickte und verschwand.

Serena führte Vitali ins Schlafzimmer ihrer Eltern.

Dort angekommen krabbelte er ungeniert auf das Bett.

„Was machst du da?“, fuhr sie ihn an.

„Ich kann sie ja schlecht auf den Boden legen.“

Serena verstummte.

Vitali suchte nach der richtigen Stelle, stand dann wieder vom Bett auf und ging mit Serena zurück in ihr Zimmer.

Sie mussten Frau Funke erst in eine geeignete Position bringen.

Vitali kniete sich dann an ihre Seite, legte ihr etwas zögerlich die Hände auf und teleportierte. Serena lief daraufhin zurück ins Schlafzimmer, um zu kontrollieren, ob es geklappt hatte.

Stolz strahlte Vitali sie an und krabbelte dann vom Bett. Frau Funke lag inmitten des Doppelbetts und schlief.

Serena seufzte lautlos.

 

„Glaubt ihr, Serenas Mutter wacht überhaupt von sich aus wieder auf?“, fragte Ariane Vivien und Justin. In diesem Moment traten Serena und Vitali wieder ins Zimmer.

„Wir sollten erst mal die Unordnung hier beseitigen, ehe wir uns darüber Gedanken machen.“, meinte Justin und sammelte das am Boden liegende Gebäck auf.

„Wenn meine Ma das Gebäck im Mülleimer findet, wird sie stinksauer sein.“, sagte Serena kleinlaut.

„Sollen wir das etwa noch essen?“, fragte Vitali ungläubig.

„Das hab ich nicht gesagt.“, maunzte Serena.

„Dann wirf es halt direkt in die Tonne.“, meinte Vitali.

„Und wenn mich jemand von meiner Familie sieht?“

Vitalis Augenlider senkten sich zur Hälfte. Wollte sie ihn veräppeln?

Er stöhnte und nahm Justin das zerkrümelte Gebäck ab. Er stand auf. „Wo ist die Mülltonne?”

Serena saß auf dem Boden und sah nur verdattert zu ihm auf.

„Wo die Mülltonne ist.“, wiederholte Vitali langsam, in entnervtem Tonfall.

„Was hast du denn vor?“, wollte Serena wissen.

„Was wohl!“

„Wenn meine Familie sieht, wie du Gebäck wegwirfst –“

„Dann teleportier ich mich halt.“

„Wenn dich draußen jemand sieht.“

„Ihr könntet es im Garten verbuddeln!“, rief Vivien. Die anderen starrten sie an.

„Das wäre sicher lustig.“, rechtfertigte sie den Vorschlag.

„Wir packen das Gebäck einfach in eine Tüte und ich nehme es mit und werfe es zu Hause weg.“, sagte Justin, der von den komplizierten Plänen der anderen etwas irritiert war.

Serena nahm dazu eine kleine Einkaufstüte, die noch in ihrem Zimmer lag.

Ariane kam auf ihren ursprünglichen Gedanken zurück. „Soll ich Serenas Mutter nicht besser läutern?“

Vivien hatte einen anderen Vorschlag. „Zuerst soll Ewigkeit einfach versuchen, sie zu wecken.“

Ewigkeit erklärte sich sofort dazu bereit, die Aufgabe zu übernehmen.

Die fünf blieben derweil in Serenas Zimmer und warteten nervös auf das Ergebnis von Ewigkeits Bemühungen.

„Irgendwie ist das verrückt, oder?“, äußerte sich Ariane. Die anderen warteten darauf, dass sie sich erklärte.

„Wir machen ein Theater, als wären wir von Schatthen angegriffen worden.“

„Naja, Serena hat ihre Mutter halber gekillt.“, erwiderte Vitali.

„Hab ich nicht.“, gab Serena wütend zurück. Dann verzog sich ihr Gesicht in Sorge.

Justin wandte sich tadelnd an Vitali. „Du solltest ihr nicht solche Ideen in den Kopf setzen.“

„Du meinst, sie macht das sonst wirklich?“, fragte Vitali in gespieltem Entsetzen.

„Sie glaubt es sonst.“, entgegnete Justin.

„Ja gut, war ja nur’n Scherz.“, gab Vitali von sich und wirkte beleidigt, dass Justin auf seinen Witz gar nicht eingegangen war.

Ewigkeit erschien wieder bei ihnen.

„Und?“, fragte Vivien.

„Mission erfüllt!“, rief Ewigkeit freudig.

Vitali hakte nach: „Das heißt, sie ist wieder aufgewacht, richtig?“ Bei Ewigkeit konnte man sich nie sicher sein.

Das Schmetterlingsmädchen nickte.

„Eins sag ich dir, wir trainieren nie wieder bei dir!“, verkündete Vitali.

Serena stimmte dem voll und ganz zu.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach diesem kurzen Intermezzo geht es nächste Woche weiter mit "Unerwarteter Besuch".


Die Erkenntnis, dass der dritte Band nur noch vier Kapitel hat, hat mich gerade ziemlich getroffen. 😅 Oh Mann, ich sollte dringend am vierten Band weiterschreiben. 🙈 Ich hoffe, ihr bleibt mir auch noch treu, wenn die Upload-Intervalle etwas länger werden. Irgendwie ist die Zeit total geflogen.
Alles Liebe! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RukaHimenoshi
2022-03-26T12:55:31+00:00 26.03.2022 13:55
Ein IKEA-Slogan? Wirklich? XD

>Die Busse seien ihm zu voll, entgegnete er auf Arianes nochmalige Nachfrage.
>Ariane konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass er unterschwellig wusste, dass sie ihm aus dem Weg gingen, und er deshalb nicht mitfuhr.
Nein Ariane, die Busse sind ihm wirklich einfach nur zu voll. Das hat nichts mit aus dem Weg gehen zu tun.

Ohooooooo, Erik gibt seine Daten-Sicherheit auf um Ariane zu stalken?!?!?!?!?!?!?!? X’D X’D X’D X’D X’D X’D X’D X’D X’D

>Serena warf ihm einen bösen Blick zu und Vitali ging automatisch in Deckung aus Angst, sie hätte mittlerweile gelernt, ihn mit einem Blick zu paralysieren.
Wenn du weitermachst, solltest du dich nicht wundern, dass sie es irgendwann tatsächlich noch lernt, Junge. :P

>In diesem Moment wurde die Tür geöffnet.
Boah, ich hasse es, wenn die Leute einfach nicht wissen wie man anklopft!!!

>„Sollen wir das etwa noch essen?“, fragte Vitali ungläubig.
… Also ich hätte es wirklich noch gegessen. Ist doch ‚nur‘ Trockengebäck. Solange es kein zermatschter Kuchen ist… XD

Ich stimme Vitali auch zu, sie sollten bloß nicht wieder bei Serena trainieren. ^^“
Antwort von:  Regina_Regenbogen
01.04.2022 22:22
>Ein IKEA-Slogan? Wirklich? XD
Ich kann nichts dafür, dass die den Spruch gepachtet haben. XD

>Nein Ariane, die Busse sind ihm wirklich einfach nur zu voll. Das hat nichts mit aus dem Weg
>gehen zu tun.
XD XD XD Vielleicht beides.

>Ohooooooo, Erik gibt seine Daten-Sicherheit auf um Ariane zu stalken?!?!?!?!?!?!?!? X’D X’D X’D X’D X’D X’D X’D X’D X’D
Ja, den Jungen hat es schwer erwischt.

>>Serena warf ihm einen bösen Blick zu und Vitali ging automatisch in Deckung aus Angst, sie
>>hätte mittlerweile gelernt, ihn mit einem Blick zu paralysieren.
>Wenn du weitermachst, solltest du dich nicht wundern, dass sie es irgendwann tatsächlich
>noch lernt, Junge. :P
Er trägt doch immer gerne dazu bei, dass Serena über sich hinaus wächst. XD XD XD

>Boah, ich hasse es, wenn die Leute einfach nicht wissen wie man anklopft!!!
Serenas Mutter klopft einfach nicht. :'D

>… Also ich hätte es wirklich noch gegessen. Ist doch ‚nur‘ Trockengebäck. Solange es kein
>zermatschter Kuchen ist… XD
Zero Waste! Yes! Wahrscheinlich hätte Vivien es auch noch gegessen. XD

>Ich stimme Vitali auch zu, sie sollten bloß nicht wieder bei Serena trainieren. ^^“
Naja, es hat auf jeden Fall dafür gesorgt, dass sie ein paar ihrer Kräfte einsetzen konnten. :D

Von:  totalwarANGEL
2022-03-25T22:04:05+00:00 25.03.2022 23:04
> Er konnte nicht fassen, dass er das wirklich tat.
Konnte ich damals auch nicht...

> Ein fanatischer Facebook-Gegner war er nicht, auch wenn er den selbst
> gewählten Freitod des Datenschutzes äußerst fragwürdig fand. Wie konnten
> Leute, nur jeden Schwachsinn auf ihre Profile schreiben? Allerdings hatte
> diese Transparenz auch Vorteile.
Darum wurden Facebook und Co auch von den Geheimdiensten erfunden.
Es gibt keinen einfacheren Weg an Informationen zu kommen, als Leute dazu
zu bringen, sie freiwillig rauszuposaunen.

> Hatte sich daran etwas geändert?
Dude, you got some serrriooousss problems!
Aber ich mag ihn trotzdem. :)
> dass das kein Garant dafür war, dass er sich nicht in Secret verwandelte.
Ich glaube, er legt lieber erst mal Moritz um...

Oh man... Wieso beschreiben sie sich ihre Gefühle bei den Fähigkeiten?
Gefühle sind subjektiv. Wie soll ein anderer damit etwas anfangen?
Die müssten die Fähigkeiten schon selber entdecken und für sich spüren, wie
sie sich anfühlen...
(Es ist mal wieder Klugscheißzeit)
Oh, und ihre Persönlichkeiten stehen auch noch im Weg.
Das hatte ich gar nicht auf dem Schirm. (⩾﹏⩽)

> Das Erinnerungslöschen war auch nicht die ideale Lösung, schließlich konnten
> sie nicht einfach eine andere Erinnerung einbauen.
Fragt doch mal den di Carpio...

> „Ihr könntet es im Garten verbuddeln!“
Auf sowas hab ich jetzt nur gewartet.

> Serena stimmte dem voll und ganz zu.
Glaub ich sofort.


Ich wollte gerade weiter blättern und musste feststellen, dass es schon zu Ende ist.
:(
Antwort von:  Regina_Regenbogen
01.04.2022 22:17
>> Er konnte nicht fassen, dass er das wirklich tat.
>Konnte ich damals auch nicht...
Dann habt ihr ja wieder was gemeinsam. 😂

>> Hatte sich daran etwas geändert?
>Dude, you got some serrriooousss problems!
>Aber ich mag ihn trotzdem. :)
XD Das magst du doch an ihm.

>Oh man... Wieso beschreiben sie sich ihre Gefühle bei den Fähigkeiten?
>Gefühle sind subjektiv. Wie soll ein anderer damit etwas anfangen?
Das ist ein sehr guter Einwand.

>Die müssten die Fähigkeiten schon selber entdecken und für sich spüren, wie
>sie sich anfühlen...
Ist halt schwierig, wenn es nicht ihre eigenen Fähigkeiten sind. Aber du hast absolut Recht, dass das nicht bei jedem gleich wäre. Wird im 4. Band auch mal angesprochen, dass es bei Vivien auch etwas anders ist.

>Fragt doch mal den di Carpio...
Der ist meistens so beschäftigt.

>> „Ihr könntet es im Garten verbuddeln!“
>Auf sowas hab ich jetzt nur gewartet.
Vivien gibt sich alle Mühe, dich nicht zu enttäuschen.

>Ich wollte gerade weiter blättern und musste feststellen, dass es schon zu Ende ist.
:(
Es kommen auch wieder längere Kapitel. :'D


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