Zum Inhalt der Seite

Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Serena macht plötzliche Annäherungsversuche bei Vitali, die über alles hinausgehen, was er bisher bei ihr erlebt hat. Davon ist er mehr als nur verwirrt. Wird sie fremdgesteuert oder steckt mehr dahinter? Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Femme Fatale - Verschmähte Gefühle


 

Femme Fatale – Verschmähte Gefühle

 

„Feuer kann man nicht in Papier einwickeln.“

(Fernöstliche Weisheit)

 

Am nächsten Morgen stand Vitali in der Kälte vor der Schule.

Er hatte Vivien nachts noch eine Nachricht geschrieben und eine Sonderversammlung einberufen. Da Ariane immer mit Serena zur Schule lief, hatte er diese Sonderversammlung auf ihn, Justin und Vivien beschränkt.

„Irgendwas stimmt nicht mit Serena.“, eröffnete er Justin und Vivien.

„Ist was passiert?“, fragte Justin.

Vitali wich seinem Blick aus.

Justin wartete.

„Sie ist… komisch.“, antwortete Vitali ausweichend.

„Inwiefern?“, erkundigte sich Justin.

„Na, einfach komisch.“

„Sie war gestern total fröhlich.“, erinnerte sich Vivien freudig.

Vitalis Mund verformte sich.

Davon stutzig gemacht, hakte Justin nach. „Du meinst, sie ist komisch, weil sie fröhlich ist?“

„Nein!“, schimpfte Vitali. „Sie .. sie ist einfach nicht sie selbst.“

„Woran erkennst du das?“, versuchte Justin nochmals, mehr Informationen aus ihm herauszubekommen. „Hat sie irgendetwas gesagt?“

„Oder gemacht?“, ergänzte Vivien in heiterem Ton.

Vitali verzog das Gesicht.

„Echt?“, rief Vivien begeistert. „Was?“

Vitali schaute getroffen.

Justin, dem es nicht entging, dass Vitali die Frage unangenehm war, lenkte das Gespräch in eine andere Richtung. „Hast du eine Idee, was mit ihr los sein könnte?“

„Keine Ahnung.“, murrte Vitali.

„Wegen gestern?!“, rief Vivien plötzlich  mit leuchtenden Augen.

Vitali schaute ertappt.

Vivien grinste breit. „War sie danach etwa noch netter zu dir?“

Vitali wusste nicht, was er entgegnen sollte. „Nein!“, schrie er lauthals und rannte davon, in Richtung Haupteingang.

„Vivien…“, klagte Justin.

„Ich dachte nicht, dass er so heftig reagiert.“, antwortete Vivien. „Es muss wirklich irgendwas passiert sein.“

 

Erik entledigte sich seiner Jacke und nahm seinen Platz neben Vitali ein.

„Was ist?“

„Nichts.“, behauptete Vitali, doch sein Blick ging ängstlich in Richtung Tür. Fast so, als würde er die Ankunft einer bestimmten Person fürchten. Und Erik konnte sich denken, welche Person das war.

„Habt ihr miteinander gesprochen?“

Vitali schaute, als wäre das ein absolut absurder Vorschlag.

Erik senkte ungläubig die Augenbrauen.

Okay, Vitali war offenbar noch unbeholfener als er befürchtet hatte.

Er wollte Vitali gerade ein paar Ratschläge geben, als Serena und Ariane das Klassenzimmer betraten.

Zu seiner Überraschung schwirrte Ewigkeit um sie herum und Serena hatte einen so zornesentbrannten Gesichtsausdruck, dass man ihre Aura förmlich spüren konnte.

Sie warf Vitali einen mörderischen Blick zu und setzte sich.

Ariane drehte sich etwas verwirrt in Vitalis Richtung, als wolle sie ihn fragen, was er sich dabei gedacht hatte.

„Hat es einen Grund, dass Ewigkeit hier ist und Serena dich töten will?“, fragte Erik.

Vitali schaute geknirscht. Er ließ seinen Oberkörper auf den Tisch sinken und fuhr sich hektisch über den Hinterkopf.

Erik sah derweil zu den anderen hinüber, wo Serena sich lautstark darüber beschwerte, dass Ewigkeit nicht mehr von ihrer Seite wich. „Weil dieser Vollidiot“, sie zeigte wutschnaubend auf Vitali, „ihr gesagt hat, man müsse mich bewachen!“

Justin machte einen etwas verschüchterten Eindruck und hatte die Hände beschwichtigend erhoben. Aber Serena wollte sich nicht beruhigen.

„Warum soll Ewigkeit sie bewachen?“, fragte Erik Vitali.

Aber Vitali antwortete nicht mehr.

 

Nach einiger Diskussion mit Ewigkeit hatten die anderen die Kleine doch noch dazu gebracht, nach Hause zu teleportieren. Die angespannte Lage zwischen Serena und Vitali besserte sich dadurch jedoch nicht.

In der Pause suchte Erik nochmals das Gespräch. „Was ist denn passiert?“

Vitali kauerte neben ihm, nur noch ein Schatten seiner selbst.

„Habt ihr euch gestritten?“

Noch immer antwortete Vitali nicht, wirkte reuevoll.

„Keine Sorge, ihr vertragt euch doch jedes Mal wieder.“

Weiterhin halb auf der Bank liegend, warf Vitali ihm einen wehleidigen Blick zu, als wäre das dieses Mal völlig unmöglich.

 

Auch den Rest des Tages kam es zu keiner Versöhnung zwischen Serena und Vitali oder jedwedem Austausch.

Serenas Stimmung war so einschüchternd, dass selbst Vivien den Versuch, die Wogen zu glätten, abgebrochen hatte. Etwas, das an sich schon besorgniserregend war.

Am Ende des Chemieunterrichts, der den Abschluss des Schultags bildete, sah sich Erik daher dazu genötigt, selbst einzugreifen.

Im Chemiesaal saßen Vitali und er immer in der Bank vor den anderen, sodass er sich auf seinem Hocker einfach zu Serena umdrehen konnte.

„Wollt ihr euch nicht wieder vertragen?“

Serena funkelte ihn mordlüstern an.

„So schlimm wird es doch nicht gewesen sein.“

Serenas Blick wurde daraufhin noch furchteinflößender, während Vitali immer mehr in sich zusammenschrumpfte.

Erik war eindeutig irritiert. Was um Himmels willen war da vorgefallen?

„Ich bin sicher, Vitali hat es nicht so gemeint.“, versuchte er es erneut.

„Achja?“, fuhr Serena ihn an. „Er hat Ewigkeit erzählt, ich wäre komisch! Man müsse mich überwachen!“

Erik sah zu Vitali, der ziemlich fertig neben ihm saß.

„Er hat sich bestimmt nur Sorgen um dich gemacht.“, versuchte Erik zu schlichten.

„Sorgen?“, kreischte Serena. „Seine einzige Sorge ist, dass ich ihm zu nahe komme!“

Vitali zuckte bei ihren Worten zusammen.

Serena schrie ihn an. „Sag ihnen doch, warum du Ewigkeit auf mich angesetzt hast! Damit sie wissen, was los ist!“

Alle Blicke waren augenblicklich auf Vitali gerichtet.

Vitali deutete wie altersschwach auf die Tür des Chemiesaals, auch seine Stimme klang wie die eines tatterigen alten Mannes. „Wir sollten gehen.“

„Klar!“, rief Serena und packte ihre Sachen. „Im Davonlaufen bist du spitze!“

Nun fragte auch Ariane verständnislos: „Was ist denn passiert?“

„Nichts!“, schrie Serena und hatte ihren Rucksack und ihre Jacke ergriffen. „Nur dass Vitali nicht von mir berührt werden will!“

Die anderen waren perplex, dass Serena das nicht nur laut ausgesprochen, sondern auch noch geschrien hatte.

Ungehalten stürmte sie aus dem Raum.

Erik drehte sich zu Vitali. „Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, aber du solltest ihr jetzt nachlaufen, bevor es noch schlimmer wird.“, empfahl er ihm.

Vitali sah ihn elend an.

„Da musst du jetzt durch.“, sagte Erik.

Vitali warf kurz den Kopf in den Nacken, als hoffe er auf eine himmlische Intervention.

„Ich bring deine Sachen. Jetzt renn.“, riet ihm Erik.

Vitali tat wie ihm geheißen.

Die anderen warfen sich verwirrte Blicke zu.

 

„Serena!“ Vitali holte sie im Gang ein.

Wütend wirbelte sie zu ihm herum und fuhr ihn an. „Was willst du?!“

Schuldbewusst senkte er den Kopf. Er wusste nicht, was er sagen sollte, sagen konnte!

„Wenn du nichts zu sagen hast, kann ich ja gehen!“, keifte sie.

Er sah auf und bemerkte ihren auffordernden Blick. Eilig schaut er wieder in eine andere Richtung.

Serena stöhnte entnervt. „Willst du hier im Gang rumstehen?“

Unsicher sah er sie an.

„Komm schon.“, sagte sie und ging voraus.

Serena führte ihn in ihr gewohntes Klassenzimmer, das nun leer stand. Nachdem er eingetreten war, schloss sie die Tür und schob den Riegel vor, der zum Schutz vor Amokläufen angebracht worden war.

Entsetzt stierte er sie an. Wieder kam Angst in ihm auf.

„Willst du, dass jemand reinplatzt?“, fragte sie gereizt.

Beschämt senkte er den Blick. Daran hatte er nicht gedacht.

Sie nahm ihren Rucksack von den Schultern und legte ihre Jacke darauf ab. Mit verschränkten Armen stand sie vor ihm. „Was hast du zu sagen?“

Vitali holte Luft und presste Worte hervor. „Tut mir leid?“ Er zog eine behelfsmäßig entschuldigende Miene.

Serena stöhnte. „Ist das alles?“

Er konnte ihr nicht länger ins Gesicht sehen. Kleinlaut versuchte er sich zu rechtfertigen. „Du hast dich halt komisch verhalten…“

Ihre Stimme brauste auf. „Findest du es so komisch, dass ich in dich verliebt bin?!“

Völlig überrumpelt und fassungslos konnte er nichts weiter tun als sie anzustarren.

Sie schrie ihn an: „Was?“

Vitali war zum Heulen zumute. Diese ganze Situation war absolut surreal. Er zog den Kopf ein. „Du bist nicht …wie du!“

„Ach, du willst, dass ich wieder gemein zu dir bin!“, spottete sie.

Sie nahm die Arme runter und ging mit wütendem Blick auf ihn zu.

Automatisch wich er vor ihr zurück.

„Willst du für immer vor mir weglaufen?!“, schrie sie wutentbrannt.

Er zog ein ängstliches Gesicht und wich weiter zurück.

„Ich habe keine Lust mehr!“, spie sie aus. „Wie lang soll ich noch warten?!“ Sie stieß ihm mit der Hand vor die Brust.

Kurz glaubte er, ein Stechen in seinem Körper zu spüren. Er stieß mit den Beinen gegen das Lehrerpult.

Fordernd legte sich ihre Hand auf seinen Brustkorb. Er hatte nur noch die Wahl, mit seinem Oberkörper weiter zurückzuweichen. Ihre Augen funkelten gefährlich. „Ich will nicht mehr warten.“

Rücksichtslos wurde sein Körper vollends auf das Lehrerpult gedrückt.

Über ihn gebeugt, die Arme auf das Pult gestützt, hinderte sie ihn an einer Flucht, näherte sich ihm auf erschreckend erbarmungslose Weise.

Er teleportierte –

Was?

Mit Entsetzen musste er feststellen, dass er noch immer auf dem Lehrerpult lag.

„Glaubst du, ich mache den gleichen Fehler zweimal?“, fauchte sie verächtlich.

Angsterfüllt sah er in ihre harten Gesichtszüge, die so gar nicht die Tiny widerspiegelten, die er kannte.

In einem letzten verzweifelten Fluchtversuch stieß er sie heftig von sich, riskierte dadurch, von ihr paralysiert zu werden, hatte keine andere Wahl.

Serena landete auf dem Boden.

Vitali rannte.

Hin zur Tür. Nur weg!

Wa-

Er knallte zu Boden. Sein linkes Bein war paralysiert.

„Ewigkeit!“

 

Die anderen warteten im Eingangsbereich der Schule darauf, dass Serena und Vitali wieder zu ihnen stießen.

„Vielleicht sollten wir nach ihnen sehen.“, meinte Ariane besorgt.

Vivien grinste amüsiert. „Ja, wir könnten sie belauschen.“

„So hab ich das nicht gemeint!“, beteuerte Ariane.

Justin wirkte grüblerisch. „Vitali hat gesagt, Serena sei komisch.“

Erik verdrehte die Augen. „So begriffsstutzig wie er ist, kapiert er einfach gar nichts.“

Ariane sah ihn unverständig an. „Wovon redest du?“

Erik schüttelte ungläubig den Kopf, als wäre sie auch nicht besser.

Sein Verhalten empörte Ariane.

Plötzlich erschien Ewigkeit vor ihnen.

Ihr musst zu Verändern kommen!

 

Langsam kam Serena auf den am Boden liegenden Vitali zu, der mit seinem paralysierten Bein zu kämpfen hatte. Er hatte keine Chance, ihr zu entkommen. In seiner Not machte er sich unsichtbar. Sofort rannte sie zur Tür, um ihm den Ausgang zu versperren.

„Du kannst dich nicht für immer vor mir verstecken!“, schrie sie.

Eine vermeintliche Bewegung am Fenster ließ sie ihren Arm heben und ihre Paralyse-Kräfte einsetzen. Doch kein Körper ging zu Boden.

„Was ist dein verdammtes Problem?!“, kreischte sie schrill. „Ich hab es süß und schüchtern versucht! Ich hab es verführerisch und sexy versucht! Sogar ehrlich und zärtlich!“ Ihr Ton wechselte von Wut zu kompletter Verzweiflung. „Was soll ich denn noch machen?!!!“ Aufbegehrend tobte sie: „Warum magst du mich einfach nicht?!“

‚Weil du ne geisteskranke Irre bist!‘, hätte Vitali ihr jetzt zu gerne geantwortet, was aufgrund des Umstands, dass er sich vor ihr verstecken musste, gerade keine gute Idee war. Zumindest hatte er vorerst unter einem der Tische Schutz gefunden.

Plötzlich hörte er, wie jemand erfolglos versuchte, die Tür zu öffnen.

Viviens Stimme: „Wir sind‘s!“

„Geht weg!“, schrie Serena.

Eriks Stimme: „Serena, was ist los?“

„Ihr sollt verschwinden!“, kreischte sie.

Plötzlich tauchte Ewigkeit auf. Direkt neben ihm.

Shit!

Schnellstmöglich versuchte er, seine Position zu ändern, was mit dem paralysierten Bein alles andere als einfach war. Er flüchtete in die Höhe.

Gerade noch rechtzeitig.

Natürlich war Serena Ewigkeits Erscheinen nicht entgangen und hatte ihr seine Position verraten.

Fast wäre er vor Eile gegen die Decke geknallt. Unsichtbar zu fliegen, war ohnehin eine Herausforderung. Das auch noch unter Zeitdruck und mit einem paralysierten Bein zu tun, eine Meisterleistung.

Von seiner Position aus sah er, dass Serena ihn offenbar weiterhin auf dem Boden vermutete.

Glücklicherweise hatte Ewigkeit wohl verstanden, dass sie ihn in Gefahr gebracht hatte, denn sie erschien nun an anderer Stelle und führte Serena damit in die Irre.

Die anderen waren immer noch damit beschäftigt, durch die Tür hindurch auf Serena einzureden. Doch sie reagierte gar nicht mehr darauf.

Vitali versuchte abzuschätzen, wie lange sie brauchen würde, um Ewigkeits Spiel zu durchschauen, und ob er es schaffen konnte, zur Tür oder einem der Fenster zu gelangen, um zu entkommen.

Allerdings hatte Serena in diesem Moment bereits aufgehört, sich auf Ewigkeit zu konzentrieren.

Ewigkeit erschien daraufhin in kurzen Abständen an unterschiedlichen Stellen, um sie zu verwirren, doch Serena stöhnte nur und schien sich dann auf ihre anderen Sinne zu konzentrieren.

Dann hörte er, wie jemand gewaltsam versuchte, die Tür aufzubrechen.

„Bleibt weg!“, schrie Serena nochmals. Dann wandte sie sich wieder dem Klassenzimmer selbst zu. „Komm endlich raus!“

 

„Das bringt nichts.“, sagte Ariane zu Erik, der noch immer mit aller Gewalt an der Tür riss, Vitalis Rucksack und Jacke hatte er solange Vivien in die Hand gedrückt.

„Wie sollen wir sonst da reinkommen?“, donnerte Erik.

Ariane wusste auch keine Antwort. Sie hatten es aufgegeben, mit Serena diskutieren zu wollen.

In diesem Moment hörten sie, wie die Tür entriegelt wurde.

 

Ewigkeit hatte getestet, ob Serena ihr noch Aufmerksamkeit schenkte, dann hatte sie sich zur Tür teleportiert und unter vollem Körpereinsatz den Riegel aufgeschoben.

Vitali hatte es beobachtet.

Im Sturzflug flog er auf die Tür zu. Doch er musste dabei ein Geräusch verursacht haben. Kurz vorm Ziel verließen ihn plötzlich seine Flugkräfte und er knallte abermals zu Boden.

Im gleichen Moment wurde die Tür aufgerissen.

Vitali begriff, dass er sich noch einigermaßen bewegen konnte, doch seine Unsichtbarkeit aufgehoben war, ebenso wie seine Flugkräfte.

Vor sich sah er Erik stehen.

Dieser hatte die Hände erhoben, wie um Serena zu signalisieren, dass er ihr nichts tun wollte. „Was ist passiert?“

„Haltet euch da raus!“, befahl Serena und drohte mit ihrem ausgestreckten Arm.

Ariane hatte bereits ihr Schutzschild herbeigerufen. Sie und die anderen traten ebenfalls in den Raum, während Justin die Tür schloss, wohl um Zivilisten nicht mit hineinzuziehen.

Ariane trat weiter vor und schloss damit auch Erik und Vitali in den Schutzschild mit ein. Sogleich eilte sie an Erik vorbei an Vitalis Seite und wandte ihre Heilkräfte auf ihn an, wodurch der Effekt von Serenas Paralyse aufgehoben wurde, und der Schmerz, den die Bruchlandung nach sich gezogen hatte, nachließ.

„Du weißt, ich kann einfach hindurchgehen!“, drohte Serena. „Mischt euch nicht ein!“

„Serena, du musst aufhören.“, plädierte Erik an einen Teil in ihr, von dem er wohl glaubte, dass er noch bei Verstand war.

Sie ließ sich davon nicht beirren und lief auf den Schutzschild zu.

„Vitali teleportier uns!“, befahl Justin. Das Risiko, dass Serena sie alle paralysierte, war zu groß!

Zu spät.

Serena durchschritt den Schutzschild

– und brach in sich zusammen.

Erik fing sie gerade noch auf und ging in die Knie, um ihren Schwung abzufedern.

Vor dem Schild schwebte an der Stelle, durch die Serena getreten war, etwas Kleines, Leuchtendes in der Luft.

Entfernt glaubten sie eine der Plagen wiederzuerkennen.

Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatte die Plage wie glühende Kohle ausgesehen, nun dagegen brannte ihre ganze Gestalt lichterloh, als hätten Serenas Gefühle sie in Brand gesetzt.

Sie hatte etwas von einem in Flammen stehenden asiatischen Maskottchen, eine Art niedlicher Feuergeist mit überdimensionalem Kopf und kurzen Gliedern. 

Die brennende Plage schien im ersten Moment irritiert zu sein und versuchte, den Schutzschild zu durchbrechen. Ohne Erfolg.

Geistesgegenwärtig ließ Vivien Vitalis Rucksack und Jacke fallen und setzte mit Justin gemeinsam ihre Beschützerkräfte ein.

Doch die glitzernde Welle konnte der Plage auch dieses Mal nichts anhaben.

Die Plage zog mit ihren Augen, die wie schwarze Löcher aussahen, ein wütendes Gesicht, dann sah sie hinter sich zu den Fenstern und wollte flüchten.

„Ewigkeit!“, rief Erik.

Das Schmetterlingsmädchen teleportierte sich zwischen die Plage und den Fluchtweg, woraufhin diese auf Ewigkeit losging.

Justin rief: „Wir dürfen die Plage nicht entkommen lassen.“

„Sie sucht einen Wirt!“ Vivien wollte aus dem Schutzschild eilen, wurde aber von Justin festgehalten.

„Meine Kräfte sind nicht gefährlich.“, versuchte Vivien ihn zu überzeugen, während Ewigkeit in immer ärgere Bedrängnis geriet und sich immer wieder aus dem Angriffsbereich der Plage teleportieren musste.

„Du hast die Kräfte von uns allen!“, erinnerte Justin sie vehement.

Derweil hatte Erik Serena auf den Boden gebettet und erhob sich. „Ich gehe.“

„Nein!!!“, kreischten Ariane und Vitali so heftig und schrill, dass Erik verstört stehenblieb.

Im gleichen Moment war Justin nach außen getreten.

Als spüre die Plage, dass ein potenzielles Opfer in ihren Zugriffsbereich gekommen war, ließ sie augenblicklich von Ewigkeit ab und stürzte sich auf ihr neues Zielobjekt.

Direkt vor Justins Körper schien sie in einen anderen Energiezustand überzugehen und verschmolz mit ihm. 

Mit Erschrecken beobachteten die anderen, was nun geschah.

Justin, der sich beim Anblick der auf ihn zukommenden Plage leicht gekrümmt und eine Schutzhaltung eingenommen hatte, baute sich wieder zu voller Größe auf.

Er drehte sich zu ihnen um. Seine Körperhaltung und sein Gesichtsausdruck wirkten selbstbewusst und erhaben wie nie.

Vivien nahm ihren Rucksack ab und entledigte sich ihrer Jacke.

„Was tust du?“, fragte Ariane.

Ohne darauf zu antworten, verließ Vivien den Schutz des Schildes.

„Vivien.“, rief Ariane sorgenvoll.

Erik erklärte: „Das Schutzschild würde das Ding aus ihm lösen. Das wollen wir gerade nicht.“

Ariane begriff und verkleinerte den Bereich ihres Schildes, um die Plage nicht versehentlich aus Justin zu befreien.

 

Aus Serenas vorherigem Verhalten versuchte Vivien sich zusammenzureimen, was diese Plage bewirkte: Mit hoher Wahrscheinlichkeit hob sie die Zurückhaltung gegenüber der Person auf, für die man romantische Gefühle hegte. Allerdings schien dies in Aggression umzuschlagen, wenn einem verweigert wurde, was man begehrte.

Sie trat vor Justin und wartete angespannt auf seine Reaktion. Doch entgegen ihrer Annahme hatte Justin offenbar nicht vor, übergriffig zu werden.

Mit so unverhohlener Innigkeit sah er sie an, dass allein davon ihre Atmung aus dem Takt geriet. Sonst wagte er nie, ihr so direkt und ununterbrochen in die Augen zu sehen. Sie durfte nicht darüber nachdenken!

Er streckte seine Linke nach ihr aus und berührte sachte ihr Gesicht, so zärtlich, dass Viviens Herz heftig zu pochen begann. Seine Augen versanken in den ihren. Dann trat er noch näher an sie heran und zog sie mit beiden Armen an sich. Nicht hilfesuchend oder tröstend wie sie es von ihm gewöhnt war, sondern entschlossen.

Obwohl sie vorgewarnt hätte sein können, war Vivien davon so überwältigt und von den überschießenden Gefühlen in ihrem Inneren eingenommen, dass sie für einen Moment handlungsunfähig war.

Unzählige Male hatte sie sich eine solche Situation in ihren Tagträumen ausgemalt: Justin, der seine Scheu ablegte und ihr aus eigenem Willen die Nähe schenkte, die sie sich so sehr von ihm erhoffte.

Als Justins große, warme Hand mit ungeahnter Präzision ihre Wirbelsäule hinauf strich und ihren Nacken fand, erbebte ihr Körper und ein kurzer, atemloser Laut entfuhr ihr.

Nachdem er sich ein Stück von ihr entfernt hatte, brachte seine Hand ihren Kopf vorsichtig in eine Position, aus der sie ihm direkt in die Augen sehen konnte. Als wisse er genau, was zu tun war, Sein Mund öffnete sich leicht, sein Gesicht näherte sich sachte dem ihren.

Wie sollte sie sich dagegen …? Ihre Augen schlossen sich reflexartig.

Ein helles Licht blitzte hinter ihren Augenlidern auf und sie erkannte, dass Ewigkeit sich zwischen sie und Justin teleportiert hatte.

In ruhigem Ton sprach Justin: „Ewigkeit, lass das.“ Er klang alles andere als böse oder furchteinflößend, einfach nur wie er selbst.

Das schien auch Ewigkeit zu irritieren, denn sie entfernte sich daraufhin tatsächlich wieder.

Doch der Moment hatte gereicht, um Vivien wieder zu Besinnung zu bringen.

Egal wie sehr sie sich das hier wünschte, sie durfte es nicht zulassen!

„Wir sollten ins Hauptquartier.“, sagte sie, immer noch deutlich atemloser als üblich.

Justin sah sie an, als verstünde er nicht, wie sie jetzt an so etwas denken konnte.

„Vivien...“ Seine Stimme klang sanft und liebevoll, als biete er ihr etwas an, das sie den Gedanken an das Hauptquartier vergessen lassen würde.

Oh Gott, was verlangte man hier von ihr?

Ein Teil von ihr wollte sich ihm einfach hingeben, ganz gleich was das bedeutete. Aber der andere Teil von ihr war es gewöhnt, Justin zuliebe die eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen.

„Bitte.“, hauchte sie, ihre Hände auf seinem Brustkorb.

Sein Blick wirkte gekränkt darüber, dass sie sein Angebot ausschlug. Seine treuen braunen Augen schienen sie zu fragen, ob sie wirklich zulassen wollte, dass man ihm diese Stärke wieder nahm. Die Stärke ihr endlich, nach all der Zeit, zeigen zu können, was er für sie empfand.

Sein stummer Vorwurf traf sie.

Sie wollte doch nichts sehnlicher als das hier! Aber er war nicht er selbst und sie durfte das nicht ausnutzen!

Sie zog ihre Hände von seinem Brustkorb zurück und ergriff seine Linke, doch Justin rührte sich nicht. Sein Gesichtsausdruck erst machte ihr deutlich, dass er ihrer Bitte nicht nachkommen würde. Er schaute, als hätte sie ihn verletzt.

Kurz verunsicherte sie das. Sie wollte ihm doch nicht wehtun!

Dann ermahnte sie sich, dass es darum ging, die Plage aufzulösen. Und das würde im Hauptquartier leichter sein als hier.

Sie brauchte allerdings etwas, das ihn dazu motivierte, mit ihr zu gehen.

„Wir haben dort ein Zimmer und“ Sie senkte den Blick. „…ein Bett.“

Auch wenn es zu seinem eigenen Besten war… Ihn mit etwas zu locken, das sie nicht einlösen konnte, fühlte sich falsch an. Justin war der eine Mensch dem gegenüber sie immer ehrlich sein wollte.

Vorsichtig sah sie zu ihm auf und fühlte sich schlecht.

Sein Gesichtsausdruck war verletzlich und gerührt, als würde sie ihm mit dem, was sie ihm da in Aussicht stellte, einen lang gehegten Herzenswunsch erfüllen.

Das war zu grausam.

 

Ariane konnte nicht anders als die Szene fassungslos zu verfolgen. Ebenso wie Vitali, der davon verstört wirkte.

„Du sollst uns teleportieren.“, übersetzte Erik Viviens Plan. Er hatte sich wieder zu Serena gekniet, die immer noch regungslos da lag. „Und du könntest langsam mal Serena heilen!“, schimpfte er an Ariane gewandt.

Dass sie sich schon wieder von ihm kommandieren lassen musste, ärgerte Ariane, auch wenn er dieses Mal nicht Secret war. Doch das Schlimmste war, dass er absolut Recht hatte!

Die ganzen Eindrücke: der Schutzschild, die Plage, Justins Besessenheit und alles damit Zusammenhängende, hatten sie aus den Augen verlieren lassen, dass Serena ihre Hilfe brauchte.

„Lös den Schild auf.“, bat Vivien.

Ariane leistete dem sofort Folge.

Mit Justin an der Hand trat Vivien zu ihnen.

„Kann jemand von euch die Sachen mitnehmen.“ Vivien verwies auf die Rucksäcke und Jacken von Serena, Vitali und ihr selbst.

Unwillig stand Erik auf und griff danach.

Gemeinsam teleportierten sie.

 

Im Hauptquartier angekommen, zögerte Justin nicht.

Mit zärtlicher Entschlossenheit führte er Vivien von den anderen weg. Er steuerte in Richtung der Zimmer.

„Warte!“, rief Vivien hektisch, von plötzlicher Angst gepackt, und stemmte sich gegen seinen Griff.

Er blieb stehen und warf ihr einen verwirrten Blick zu. Dann trat etwas zutiefst Verletztes in sein Gesicht, als wolle er sie fragen, ob sie ihn betrogen hatte.

Ehe Vivien darauf reagieren konnte, erklang Eriks Stimme in Befehlston.

„Lass das, Justin!“

Drohend trat Erik auf ihn zu. „Sie will das nicht. Und du auch nicht!“

Etwas ging in Justins Gesicht vor. Die gewohnte Unsicherheit, die sich kurz auf seine Züge gestohlen hatte, wich einer plötzlichen Härte und Unerbittlichkeit. Seine Muskeln verkrampften sich. Seine Augen fixierten Erik.

Schmerzensschreie.

Vivien packte Justin am Arm und kreischte seinen Namen, versuchte ihn von dem Einsatz seiner telepathischen Kräfte abzubringen.

Der Schmerz zwang Erik in die Knie, verzweifelt hielt er sich den Kopf, doch das konnte die unerträgliche Pein darin nicht stoppen.

Vitali stürzte an Eriks Seite wie Ewigkeit schon zuvor. „Mann!“, brüllte er Justin an, dessen Blick erbarmungslos auf Erik gerichtet blieb.

„Justin, bitte!“, flehte Vivien wimmernd, zerrte und zog noch immer an seinem Arm.

Justin beendete die Tortur und durchbohrte sie mit einem brutalen Blick. Sie hatte diesen Blick schon einmal an ihm gesehen – als er sich von ihr verraten gefühlt hatte.

„Ich wollte nur…“, presste Vivien halb schluchzend hervor. „Ich wollte nur sagen, dass du die Jacke und den Rucksack hier lassen kannst!“ Sie stand kurz davor zu weinen.

Justin machte den Eindruck ihr zu glauben oder zumindest auf ihren Vorschlag einzugehen und entledigte sich seiner Sachen.

Vivien zitterte. Das war alles zu viel. Sie musste sich zusammenreißen!

Entschlossen warf sie sich an Justins Brust, umschlang ihn fest mit ihren Armen und versuchte, das genaue Gefühl zu erspüren, das von der Plage ausging. Nur so hatten sie eine Chance die Kreatur unschädlich zu machen.

Da war es!

Begehren… Wollust… zügellose Gier.

Sie versuchte die passende Welle zu wählen und setzte ihre Kräfte frei.

Im gleichen Atemzug fühlte sie Justins Hände auf ihrem Rücken, er hielt sie fest, auf völlig verkehrte Weise zärtlich.

Es hatte nicht geklappt.

 

Arianes Atmung war hektisch. Alles in ihr hatte danach geschrien, es Ewigkeit und Vitali gleichzutun und an Eriks Seite zu eilen. Aber sie wusste, dass er etwas anderes von ihr erwartete, dass etwas anderes jetzt wichtiger war. Serena war die einzige, die dem Wahnsinn Einhalt gebieten konnte! Doch die Aufregung behinderte Arianes Kräfteeinsatz.

Endlich schien ihre Läuterung anzuschlagen. Serena kam wieder zu sich.

„Wir brauchen dich!“, schrie Ariane hektisch.

Mit ungewohnter Geschwindigkeit schnellte Serena in eine sitzende Position und starrte auf die gegenwärtige Situation, wie Justin und Vivien in inniger Umarmung miteinander verschlungen da standen, Erik am Boden kauerte, neben ihm Ewigkeit und Vitali, der ihn stützte.

Vivien setzte gerade eine Energiewelle frei, doch Justin ließ sie dennoch nicht los.

Arianes Stimme überschlug sich fast. „Du warst besessen. Jetzt ist Justin besessen.“

Augenblicklich verhärteten sich Serenas Züge, ihre Muskulatur verkrampfte sich und eine dunkle Aura baute sich um sie herum auf.

Mit Entsetzen begriff Ariane, welche Kräfte Serena gerade heraufbeschwor.

„Tiny!“, brüllte Vitali.

Es endete.

Die dunkle Energie um Serena löste sich wieder auf, die Anspannung ihrer Muskeln ließ etwas nach.

Sofort war sie auf den Beinen und paralysierte Justin.

Eriks angeschlagene Stimme ertönte. „Wenn die Plage merkt, dass sie in diesem Körper nicht weiterkommt, wird sie ihn wechseln.“

Ariane reagierte sofort und schloss ihn und die anderen in ihren Schutzschild ein. Nur Vivien konnte sie nicht schützen. Und wie Justin es zuvor gesagt hatte, Vivien besaß die Kräfte von ihnen allen.

Das noch größere Problem war: Sie hatten keine Ahnung, wie sie diese Plage auflösen sollten!

Ewigkeit flog zu Vivien, vielleicht um sie nicht alleine zu lassen. Aufgrund von Justins Paralyse war sie in seinen Armen gefangen.

Vivien rief ihnen zu: „Unsere Kräfte wirken nicht, solange die Plage in jemandem ist.“

Keuchend wandte Erik ein: „Bevor ihr sie aus ihm löst, solltet ihr wissen, wie ihr sie beseitigt.“

„Die Plage fühlt sich an wie Gier oder Begehren. Versucht es mit selbstloser Liebe.“, antwortete Vivien.

„Verstanden.“, sagte Ariane und sah zu Serena und zu Vitali. „Bereit?“

Die beiden wirkten alles andere als bereit, auch wenn Vitali Erik losließ und sich erhob. Ariane weitete den Schutzschild in die Richtung von Vivien und Justin hin aus. In dem Moment, in dem sie Justin komplett in den Schild einschloss, wurde die Plage aus seinem Körper getrieben.

Wütend funkelte die Kreatur sie an, ihre lodernden Flammen hatten nun eine blaue Farbe angenommen, wie Feuer es tat, wenn es besonders heiß brannte. Doch ehe sie zu einem erneuten Angriff ausholen konnte, wurde sie bereits von Serena paralysiert. Groteskerweise blieb sie dabei in der Luft stehen.

Ariane versuchte sich an der richtigen Welle. Die glitzernde Energie hüllte die Kreatur ein. Doch zu Arianes Entsetzen hatte sie nur einen Effekt – sie hob Serenas Paralyse auf!

Die Plage wollte entfliehen. Ewigkeit war zur Stelle. Aber dieses Mal widmete ihr das Wesen keinerlei Beachtung.

Eine weitere Welle traf die Plage.

Die Flammen der Kreatur verschwanden, doch nicht als wären sie gelöscht worden, stattdessen wandelten sie sich zu einem hellen Leuchten. Die Plage veränderte sich unter dem Einfluss der Gefühlswelle zu einer Lichtgestalt, die an ein himmlisches Wesen erinnerte.

Das Wesen drehte sich für eine Millisekunde den Beschützern zu, als wolle es ihnen danken. In einer sanften, fließenden Bewegung und mit seligem Gesichtsausdruck entschwand es dann, als würde es in seine Heimat zurückkehren.

„Was ist passiert?“, rief Vivien, die aufgrund ihrer Position, an Justins Brust gedrückt, nicht hatte sehen können, was vorgefallen war.

„Erledigt.“, sagte Erik knapp und kam wieder auf die Beine.

Erleichtert atmete Vivien auf. Der Schutzschild verschwand.

Ariane klang grüblerisch. „Meine Welle hat nicht funktioniert.“ Wissbegierig fixierte sie Vitali. „Was hast du benutzt?“

Triumphierend stand Vitali da wie der Held am Ende einer Schlacht. „Geduld und Selbstbeherrschung.“, verkündete er.

Ariane und Erik gafften ihn so ungläubig an, dass Vitali die Beherrschung verlor. „Schaut nicht, als hätte ich so was nicht!!!“, schimpfte er unkontrolliert.

Allein Serena wagte es nicht, in seine Richtung zu sehen.

Ewigkeit machte mit lautem Glöckchenklang darauf aufmerksam, dass Justin noch immer paralysiert und Vivien in seinen Armen gefangen war. Ariane lief daraufhin zu ihnen und läuterte Justin.

Sobald er wieder dazu in der Lage war, schreckte er panisch vor Vivien zurück und sah sie völlig verstört und reuevoll an.

„Alles gut.“, versicherte Vivien in einem Ton und einer Gestik, als würde sie mit einem verängstigten Tier sprechen.

Justin riss den Blick zu Erik herum. Dieser machte nicht den Eindruck, dass ihm ernsthaft etwas fehlte. Er streifte Justin nur kurz mit den Augen und drehte sich dann zu Serena um, als gäbe es nichts, was er mit Justin zu klären hatte. Auch Justins Blick schwenkte zu Serena.

Sie hatte noch immer die Augen zwanghaft von Vitali weg gerichtet und ihrer Körperhaltung war anzusehen, dass die Erinnerung an die Geschehnisse sie nun in ihren Bann zog.

Erik richtete das Wort an sie. „Das warst nicht du.“

Serenas Gesicht verzerrte sich. Justin verstand das nur zu gut.

Das war keine Besessenheit gewesen. Er hatte sich zu keinem Zeitpunkt fremdgesteuert gefühlt. Stattdessen war jegliche Unsicherheit und jeder Zweifel in ihm ausgeschaltet und sein Wille gestärkt worden. Er erinnerte sich an alles, was er gerade getan hatte und schämte sich unsäglich. Dabei hatte er sich freiwillig der Plage ausgesetzt und war nur wenige Minuten besessen gewesen. Wie musste es da Serena gehen?

Ariane sah zu Erik, er bemerkte ihren Blick und wandte sich ab, als wolle er ihr damit sagen, dass er ihre Heilkräfte nicht brauchte. Daher trat sie stattdessen zu Vitali.

„Wie geht es dir?“ Sie machte den Ansatz, ihn am Arm zu berühren, doch Vitali zuckte vor ihr weg, als jage ihm die Geste Angst ein. Diese Reaktion bereitete ihr Sorgen.

Vitali antwortete mit einem unbeholfenen Schulterzucken auf ihre Frage.

„Was war das für ein Ding?“, forderte Erik zu erfahren. „Und warum habt ihr mir nichts davon erzählt?“

„Ich glaube, es gibt jetzt Wichtigeres!“, empörte sich Ariane.

Vivien klinkte sich ein. „Serena und Vitali brauchen erst mal etwas Ruhe.“

Die beiden Genannten zogen ängstliche Gesichter, als fürchteten sie, Vivien könne von ihnen verlangen, sich in der Nähe des anderen aufzuhalten.

Justin schüttelte seine eigene Befangenheit ab und konzentrierte sich darauf, ihnen zu helfen. „Ich denke, sie wollen jetzt lieber alleine sein.“

Vivien drehte sich zu ihm und schaute, als hätte sie doch genau das vorgeschlagen „Dafür haben wir doch die Zimmer.“ Sie lächelte. Dann wandte sie sich wieder Serena und Vitali zu. „Oder wollt ihr lieber nach Hause?“

Beide senkten den Blick und wirkten betreten.

„Keine Angst, wir stehen vor euren Zimmern Wache.“, versicherte Vivien.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Plage hat einige Gefühle aufgewirbelt. Nun gilt es, damit umzugehen. Doch wie einfach ist das, wenn es sich um einen Menschen handelt, für den man mehr fühlt als man eigentlich will?
Nächste Woche: "Femme Fatale - Nachwirkungen". Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  totalwarANGEL
2022-09-23T22:56:07+00:00 24.09.2022 00:56
> Sie warf Vitali einen mörderischen Blick zu und setzte sich.
Na was erwartet wer, wenn sie sich gerade auf ihn stürzen will und er sich wegteleportiert.
Also Kirk hätte sich da niemals raufbeamen lassen. ^_^

> Die anderen waren perplex, dass Serena das nicht nur laut ausgesprochen, sondern
> auch noch geschrien hatte.
Nicht nur die... 😨

> Nachdem er eingetreten war, schloss sie die Tür und schob den Riegel vor, der zum
> Schutz vor Amokläufen angebracht worden war.
Jetzt bist du fällig, Junge!
(☞゚ヮ゚)☞❤☜(゚ヮ゚☜)
> Entsetzt stierte er sie an. Wieder kam Angst in ihm auf.
Als ob einen echten Mann geschlossene Türen aufhalten...
> „Findest du es so komisch, dass ich in dich verliebt bin?!“
Sie hat es gesagt...
😭😭😭

> „Ich will nicht mehr warten.“
Duuuuuuude....
Rann an den (veganen) Speck!

> „Warum magst du mich einfach nicht?!“
> ‚Weil du ne geisteskranke Irre bist!‘
BAM! Voll auf die... ach ne halt, das hat er nur gedacht. 😂

> Serena durchschritt den Schutzschild
> – und brach in sich zusammen.
Ah! Läuterung.

> Sie hatte etwas von einem in Flammen stehenden asiatischen Maskottchen
Orch, ein Koropokkuru ❤

> „Meine Kräfte sind nicht gefährlich.“, versuchte Vivien ihn zu überzeugen
Darf ich das anzweifeln? 😂

> und ihr aus eigenem Willen die Nähe schenkte
Do you see the problem, girl?

> „Wir haben dort ein Zimmer und“ Sie senkte den Blick. „…ein Bett.“
Ich sage ja immer, die Wollust passt am besten zu ihr.
"Ich bin einfach unwiderstehlich" - Oh, falscher Text. Wenigstens stimmt die Haarfarbe... halbwegs
> Das war zu grausam.
Na ja, man hätte ja auch nicht gleich den ultimativen Preis in Aussicht stellen müssen.
Wie Wollust wäre bestimmt dumm genug, auch auf Fummeln anzuspringen.

> Gemeinsam teleportierten sie.
Na toll und wer schiebt den Riegel wieder auf?

> Der Schmerz zwang Erik in die Knie, verzweifelt hielt er sich den Kopf, doch das konnte
> die unerträgliche Pein darin nicht stoppen.
Jetzt lässt er Gerinnsel platzen...

> Begehren… Wollust… zügellose Gier.
Zwei in einem. Wie ein Waschmaschinentab. 😨😮


Man, das ist ja wie Full Metal Alchemist. Da geht die Wollust auch zuerst drauf.
(Eigentlich die Gier, aber der kommt noch mal wieder)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
24.09.2022 09:49
>Na was erwartet wer, wenn sie sich gerade auf ihn stürzen will und er sich wegteleportiert.
>Also Kirk hätte sich da niemals raufbeamen lassen. ^_^
XD Haha. Wenn Vitali ein Frauenheld wäre, würde sich Serena gar nicht für ihn interessieren und auf ihn stürzen wollen.

>> Nachdem er eingetreten war, schloss sie die Tür und schob den Riegel vor, der zum
>> Schutz vor Amokläufen angebracht worden war.
>Jetzt bist du fällig, Junge!
>(☞゚ヮ゚)☞❤☜(゚ヮ゚☜)
XD Ich glaube, das haben die sich nicht richtig überlegt gehabt, als die diese Riegel angebracht haben. Was da für ein Schindluder mit getrieben wird.

>> Entsetzt stierte er sie an. Wieder kam Angst in ihm auf.
>Als ob einen echten Mann geschlossene Türen aufhalten..
Vor allem wenn er teleportieren kann.

>> „Findest du es so komisch, dass ich in dich verliebt bin?!“
>Sie hat es gesagt...
>😭😭😭
Ja 😭😭😭

>> „Ich will nicht mehr warten.“
>Duuuuuuude....
>Rann an den (veganen) Speck!
Haha. Ich glaube, wenn sie nicht so anders wäre als sonst, dann würde er sie wahrscheinlich einfach machen lassen. 😂 Aber er mag die Mischung aus extrem und dann wieder ängstlich zaghaft an ihr.

>> „Warum magst du mich einfach nicht?!“
>> ‚Weil du ne geisteskranke Irre bist!‘
>BAM! Voll auf die... ach ne halt, das hat er nur gedacht. 😂
😂😂😂

>> „Meine Kräfte sind nicht gefährlich.“, versuchte Vivien ihn zu überzeugen
>Darf ich das anzweifeln? 😂
Definitiv! 😂

>> und ihr aus eigenem Willen die Nähe schenkte
>Do you see the problem, girl?
Ähem *hüstel*

>Ich sage ja immer, die Wollust passt am besten zu ihr.
Sie weiß zumindest, wie man mit ihr umgeht. 😂

>"Ich bin einfach unwiderstehlich" - Oh, falscher Text. Wenigstens stimmt die Haarfarbe... halbwegs
XD

>Wie Wollust wäre bestimmt dumm genug, auch auf Fummeln anzuspringen.
Es musste ja, was sein, wofür sie ins Hauptquartier müssen.

>Na toll und wer schiebt den Riegel wieder auf?
Justin hatte den Riegel gar nicht vorgeschoben. Er hatte nur die Tür geschlossen.

>Jetzt lässt er Gerinnsel platzen...
Das kann Justin nicht, aber wenn man Gedanken und Erinnerungen kontrollieren kann, ist das schon schmerzhaft genug.

>Zwei in einem. Wie ein Waschmaschinentab. 😨😮
Haha, ja, es musste halt ein bisschen was anderes her.

>Man, das ist ja wie Full Metal Alchemist. Da geht die Wollust auch zuerst drauf.
>(Eigentlich die Gier, aber der kommt noch mal wieder)
Das wusste ich nicht. Aber wenn sie bereits gewusst hätten, dass die Plagen jemanden besetzen können, hätte Vitali das ja direkt durchschaut und die anderen vermutlich auch. Da wäre nicht so lustig gewesen.


Zurück