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Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Serena und Ariane sind am Telefon aneinander geraten, weshalb Serena Erik um Hilfe bittet, um die Situation zu klären. Ob ihm das bei einer wütenden Ariane gelingen wird? Komplett anzeigen

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Unergründliche Gefühle - Ausgeschlossen


 

Unergründliche Gefühle – Ausgeschlossen

 

„Menschenherz und Meeresboden sind unergründlich.“

(Jüdisches Sprichwort)

 

Arianes Tränen waren versiegt. Sie war erschöpft und wollte von niemandem etwas sehen oder hören. Ihr Handy mochte ihr den Wunsch allerdings nicht erfüllen, es begann zu klingeln.

Sie seufzte und sah nach, ob es sich um Serena handelte. Vielleicht wollte sie sich vertragen oder sich entschuldigen, schließlich war sie diejenige gewesen, die einfach aufgelegt hatte. Doch stattdessen zeigte das Display Eriks Namen an.

Ariane legte das Handy wieder weg und ignorierte den Klingelton.

Als der Ton noch immer nicht abreißen wollte, stöhnte sie und packte das Handy missgestimmt.

„Was willst du?“, zürnte sie.

„Alles ok?“, fragte Erik mit entwaffnend sanfter Stimme und brachte sie damit aus dem Konzept.

Sie hatte nicht den Nerv, ihm etwas vorzugaukeln. „Nein.“

„Bevor du irgendwas sagst.“, unterbrach er. „Serena hat mich angerufen. Sie hat gesagt, dass ihr euch gestritten habt.“

Ariane zischte: „Das geht dich gar nichts an.“

„Als würde mich das interessieren.“

Ariane schürzte grimmig die Lippen, obwohl Erik das ja ohnehin nicht sehen konnte. „Und was willst du jetzt von mir hören?“

Eine Pause entstand. „Es ist nicht deine Art, dich zu streiten.“

„Du meinst, außer mit dir?“

„Du weißt, wir streiten nicht.“, sagte er ruhig.

Der Satz brachte sie durcheinander.

Kleinlaut gestand sie: „Sie hat mich einfach wütend gemacht.“

„Sie oder was sie gesagt hat?“

Ariane stieß entnervt die Luft aus. „Wenn du von ihr gehört hast, was war, dann frag doch nicht so blöd!“

Wieder trat eine Pause ein.

Das Schweigen machte Ariane nur noch aggressiver. Sie hatte überhaupt keine Lust, mit Erik zu reden!

„Es geht mich nichts an.“, bestätigte Erik ihre Worte von zuvor.

Was sollte sie denn darauf bitte antworten?

Er sprach weiter. „Wir müssen nicht darüber reden. Wir können auch auflegen.“

Was zum? Wieso hatte er sie überhaupt angerufen?!

„Ja, leg einfach auf.“, schimpfte sie gereizt.

Noch immer klang Eriks Stimme so unpassend sanft. „Willst du das?“

„Wieso fragst du das?“, schrie sie aufgebracht.

„Weil es dir schlecht geht.“

Wieder spürte Ariane die Tränen kommen. „Mir geht es nicht schlecht!“

Wieso klang ihre Stimme jetzt so gebrochen?

Wieder ließ sich Erik Zeit mit seiner Antwort, als müsse er darüber nachdenken, was er sagte.

Wieso verhielt er sich nicht einfach so rücksichtslos wie sonst, damit sie sich nicht so furchtbar unkontrolliert vorkam? Ariane rang nach Atem.

Erik seufzte. „Geht’s dir besser, wenn du wütend bist?“

„Was?!“, schrie Ariane ihn an.

„Geht es dir damit besser, wenn du wütend bist?“, wiederholte Erik.

„Das geht dich gar nichts an!“

„Ja, das hab ich schon verstanden. Ich frage dich auch nicht, damit du mir antwortest. Du brauchst mir gar nichts sagen.“

Ariane war verwirrt. War das sein Ernst? Was dachte er sich dabei?

„Was willst du?“, forderte sie verstimmt zu wissen.

„Ich will gar nichts.“, antwortete er.

„Warum …“ Sie beendete die Frage nicht.

„Ich weiß nicht.“, antwortete er.

Sie musste daran denken, dass er sie damals, als er so wütend gewesen war – ja, ihr richtige Angst gemacht hatte – sie auch gefragt hatte, warum sie das tat – bei ihm zu bleiben trotz seines aggressiven Verhaltens. Auch sie hatte es nicht gewusst.

„Schön blöd…“, maunzte sie, weniger aggressiv, als vielmehr resignierend.

Er gab ein kehliges Lachen von sich.

Ariane seufzte abgekämpft. „Ich bin einfach wütend!“

„Das ist ok.“

„Daran ist nichts ok!“, rief sie empört. „Ich hasse es, wütend zu sein! Ich will nicht wütend sein! Ich kann mich nicht leiden, wenn ich wütend bin!“

„Aber es gehört nun mal dazu. Manchmal darf man auch wütend sein.“

„Ich nicht.“, sagte Ariane trotzig.

„Wieso?“

„Weil ich eben nicht wütend bin!“, schimpfte sie.

Wieder lachte Erik.

„Das ist nicht witzig.“, schnaubte sie.

„Warum darfst du nicht wütend sein?“, fragte Erik nun wieder ernst.

„Weil“ Ariane unterbrach sich. „Weil ich eben so nicht bin. Ich bin nicht wütend.“

„Warum nicht?“

„Weil wütende Menschen verbittert und gemein sind!“

Jetzt drang das Lachen aus Eriks Kehle ganz nach oben. „Gut zu wissen.“

„Das ist immer noch nicht witzig!“

„Doch ist es.“

„Nein.“, beharrte Ariane leicht beleidigt.

Seine Stimme war bestimmt. „Wütende Menschen wehren sich gegen etwas, das ihnen wehtut.“

„Mir tut nichts weh.“, widersprach Ariane und spürte dabei, dass ihre Brust schmerzte.

„Du bist ja auch nicht wütend.“, meinte Erik belustigt.

„Ach ja?“, stieß sie aus.

„Das hast du doch eben selbst behauptet.“

„Dreh mir nicht das Wort im Mund rum!“, meckerte sie. Gott, sie war gerade wirklich unausstehlich. „Ich hasse es, dass du mich so erlebst!“

„Ich könnte ja auch auflegen.“, entgegnete er leichthin.

Ariane seufzte. „Mich macht gerade einfach alles wütend! Ich hasse das!“

„Vielleicht solltest du aufhören, das zu hassen und es einfach hinnehmen.“, empfahl er ihr. „Anscheinend macht es das Ganze nur schlimmer, wenn du dich über dich selbst ärgerst.“

„Sag mir nicht, was ich tun soll.“, murrte Ariane.

„Tu ich nicht. Wenn du wütend sein willst, sei wütend. Wenn du dich über dich selbst ärgern willst, dann tu das.“

Ariane gab ein entnervtes Geräusch von sich. „Ich hasse es, dass du gerade der Erwachsenere von uns beiden bist!“

Wieder lachte Erik. „Soll ich lieber wieder kindisch sein?“, fragte er mit diesem provokativ süffisanten Tonfall, den er so oft hatte, wenn er mit ihr sprach.

„Mir egal.“, stieß Ariane aus.

„Das könntest du bereuen.“, ergänzte Erik.

„Als würde ich es nicht jetzt schon bereuen, überhaupt mit dir zu reden.“

Plötzlich seufzte Erik. „Ariane. Ich weiß nicht, was mit dir los ist. Es geht mich ja offensichtlich auch nichts an. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, damit es besser wird. Und ich habe keine Lösung. Ich will einfach nur für dich da sein.“

Seine Worte brachten sie ins Wanken. Sie wollte ihm sagen, dass er das nicht musste, dass es unnötig war, aber … Irgendwie fand sie es nett, dass er das gesagt hatte. Auch wenn sie immer noch mies gelaunt war.

Sie seufzte. „Ich weiß nicht, was los ist. Ich… Als Serena gesagt hat, ich sei nicht ehrlich mit meinen Gefühlen, hat mich das so wütend gemacht! Ich hätte ausrasten können.“

Erik antwortete nicht.

Ariane sprach weiter. „Es ist einfach so unfair, mir das vorzuwerfen! Es macht mich so wütend! Sie hat nicht das Recht, mir so was zu sagen!“

„Nein, hat sie nicht.“

Ariane war verblüfft. Sie hatte geglaubt, dass Erik auf Serenas Seite sein würde, schließlich hatte Serena ihn angerufen und nur deshalb hatte er sich bei ihr gemeldet.

„Sie hat keine Ahnung, wie du fühlst.“, sprach Erik weiter.

Noch immer war Ariane davon überfordert. Wieso gab er ihr denn Recht? Und irgendwie kamen seine Worte ihr bekannt vor. Hatte Serena nicht gesagt, dass sie keine Ahnung hatte, was sie fühlte?

„Es macht mich wütend, dass sie nicht sieht, was ich fühle!“, presste sie hervor.

„Und was fühlst du?“, fragte er.

Ariane antwortete ausweichend. „Es geht nicht darum, dass ich etwas Bestimmtes fühle. Es tut nur weh, gesagt zu bekommen, man könne nicht sehen, was ich fühle. Als wäre ich ein Roboter. Das ist doch gemein.“

„Denkst du, Serena hat das so gemeint?“

„Ja!“, rief Ariane. „Sie versteht nie, was ich fühle! Es geht immer um sie.“

„Und nie um dich?“

Ariane seufzte. „Das klingt so egoistisch.“

„Jeder will sich verstanden fühlen.“, antwortete Erik.

„Aber ich habe nicht den Eindruck, dass Serena mich jemals verstehen könnte. Sie ist… so mit sich selbst beschäftigt und versteht gar nicht, wie ich denke und fühle.“, klagte Ariane.

„Und was denkst und fühlst du?“

„Keine Ahnung!“, schrie sie lauter als geplant. „Ich… ich weiß es nicht.“ Wieder war ihr zum Heulen zumute. „Nur weil ich nicht weiß, was ich fühle, bin ich nicht unehrlich.“

„Nein, bist du nicht.“, stimmte Erik ihr zu.

„Bin ich unnormal?“, stieß sie aus. Sie wartete auf Eriks Antwort und hörte ihn tief ausatmen.

„Ariane, an dir ist alles gut.“

„Warum bin ich dann nicht so wie die anderen?“ Wieder traten ihr Tränen in die Augen. „Ich... ich habe den Eindruck, ich kann sie nicht verstehen. Als Serena vorhin gesagt hat, was Vivien oder Justin fühlt, da… Ich kam mir so dumm vor! Als würde ich das alles nicht sehen. Wieso kann ich das nicht sehen?“

„Musst du das denn?“, fragte Erik.

„Ja!“, rief Ariane entschieden. „Ich muss doch sehen, was die anderen fühlen und was in ihnen vorgeht. Aber ich komme mir vor, wie ein Eisklotz, der gar nichts versteht und alles komplett falsch sieht!“

Eriks Lachen erklang.

„Das ist nicht witzig.“, wiederholte sie.

„Ariane, du bist sehr einfühlsam.“, sagte er sanft.

„Bin ich nicht. Ich verstehe überhaupt nicht, was in den anderen vorgeht.“

„Du verstehst doch auch nicht, was in dir vorgeht.“, hielt Erik entgegen.

„Na danke…“, brummte sie. „Das ist noch schlimmer.“

„Wieso ist dir das so wichtig?“

„Weil“, setzte Ariane an. „Jeder von euch scheint den anderen irgendwie verstehen zu können. Heute hast du mit Serena geredet, sie vertraut dir so sehr, dass sie dich jetzt angerufen hat, damit du mit mir redest. Du hast mit Justin gesprochen, weil er sich Vorwürfe wegen Vitali gemacht hat. Serena hat offenbar Vivien viel besser verstanden als ich, und anscheinend sogar Justin. Und ich… ich komme mir so ausgeschlossen vor. Ich verstehe gar niemanden und bin niemandem eine Hilfe. Ich fühle mich total nutzlos.“

„Ist es denn das Wichtigste, die Gefühle anderer zu verstehen?“, wollte Erik von ihr wissen.

„Ich verstehe gar niemanden.“, klagte Ariane.

Erik stieß geräuschvoll die Luft aus. „Das redest du dir ein. Und das weißt du. Serena hat mich nicht angerufen, weil sie dich für einen Eisklotz hält, sondern weil du ihr wichtig bist. Jeder der anderen mag dich. Dafür musst du nicht die Beweggründe von jedem von ihnen verstehen können. Serena und Vitali verstehen einander überhaupt nicht, trotzdem mögen sie einander.“, erklärte er. „Es ist nicht wichtig, immer alles zu verstehen.“

Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Doch etwas ließ Ariane innehalten.

„Ich hätte nie geglaubt, dich so einen Satz sagen zu hören.“

Erik schnaubte belustigt. „Denkst du, ich verstehe alles?“

„Nein, aber dass du den Anspruch hättest.“, gestand sie.

Erik schwieg einen Moment. Seine Stimmlage änderte sich. „Ich mag es nicht, was du in mir auslöst.“

Ariane stockte. Ihr wurde komisch zumute.

Erik fuhr fort: „Trotzdem suche ich deine Nähe.“

Sie musste schlucken. Irgendwie lösten seine Worte und der ungewohnte Klang seiner Stimme etwas in ihr aus.

Er sprach weiter. „Ich hasse es, es zuzugeben. Aber ich verstehe auch nicht alles, was ich fühle.“

Ihr wurde so warm. Unangenehm warm. Sie wollte nicht so fühlen. Es war zu warm. Und es stieg ihr zu Kopf. Sie wollte, dass das aufhörte! Aber wieder ging ein Wärmeschauer über sie. Und sie merkte, dass sie zu flach atmete.

Sie hörte Erik fortfahren: „Es ist ok, wenn du nicht alles verstehst. Irgendwann wirst du es verstehen.“

„Und wenn ich es nicht verstehen will?!“, rief sie.

Plötzliches Schweigen.

Eriks Stimme klang resigniert. „Dann wirst du deine Gründe haben.“

„Vielleicht sind es dumme Gründe!“, begehrte sie auf.

Erik seufzte. „Was auch immer du für Gründe hast, du wirst dich davon nicht aufhalten lassen. Du bist stärker als du denkst.“

Wieder spürte Ariane etwas in ihrer Brust. Nicht diese unangenehmen Hitzeschauer, sondern etwas angenehm Warmes. Wie ein Nebel aus Geborgenheit. Und das obwohl Secret ihr dieselben Worte gesagt hatte. Aus Eriks Mund hatten sie eine ganz andere Wirkung.

„Denkst du das wirklich?“, fragte sie zaghaft.

Wieder dieses belustigte Schnauben. „Ja.“ Seine Stimme war wieder so neckend. Jetzt tat ihr wieder die Brust weh. Warum war sie auf einmal so traurig? Sie verstand das nicht.

Erik hatte doch etwas Liebes gesagt! Warum freute sie sich nicht?

Sie wollte nichts sagen, auch nicht, dass er etwas sagte. Für einen Moment wollte sie ihn einfach am Hörer haben, ohne dass sie etwas sagen mussten.

Der Gedanke war doch lächerlich! Was dachte sie da nur und wieso machte es sie wieder so traurig? Sie wollte nicht traurig sein. Es gab keinen Grund dazu.

„Wie geht es dir jetzt?“, fragte Erik, nachdem sie einige weitere Sekunden geschwiegen hatte.

„Das ist eine etwas ungeschickte Frage, nachdem dir jemand gesagt hat, dass er meistens nicht weiß, wie er sich fühlt.“, antwortete sie.

Belustigt antwortete Erik. „Da siehst du, wieviel ich dir zutraue.“

Wieder brachten seine Worte sie aus dem Konzept. Wieder spürte sie die Wärme in ihrer Brust, die anfing wehzutun, sobald sie versuchte, sie zu unterdrücken.

„Erik?“

„Ja?“

„Ich mag dich. Wirklich.“

Gott, was redete sie da? Das – Hätte sie das nicht besser formulieren können? Dass er ein wichtiger Freund für sie war? Ach, das wäre doch genauso falsch gewesen. Oder dass er ein besonderer Mensch war? Egal, wie sie es formuliert hätte, es wäre doch falsch rübergekommen.

„Ich dich auch.“

Ariane konnte es nicht fassen. Wieso sagte er so was? Das klang einfach so falsch! So falsch aus Eriks Mund! Er sollte so etwas nicht sagen! Das war unangenehm. Und schon war sie wieder traurig.Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er das nie wieder sagen sollte! Dabei hatte sie doch zuerst so etwas Dummes gesagt. Aber sie – menno! Sie hatte es doch gar nicht so gemeint!

„Ich meine als Mensch!“, rief sie.

„Als Haustier wäre ich auch zu schwierig.“, scherzte Erik leichthin.

„Als würde ich dich als Haustier wollen.“, gab Ariane patzig zurück.

Er klang äußerst amüsiert. „Das wäre auch anstrengend, wenn du nie verstehen würdest, was ich will.“

Ariane verzog das Gesicht. Wie fies, dass er die Schwäche, die sie ihm gerade anvertraut hatte, nun gegen sie verwendete. „Dann müsstest du dir eben alles selbst holen.“

Seine Stimme driftete in diese Tiefe ab, die sie ihn bisher nur bei ihr hatte benutzen hören. „Ich gebe mir die größte Mühe.“

Warum sprach er nur ihr gegenüber so? Andererseits hatte er ja auch eine Vorliebe, sie zu ärgern. Obwohl er sonst so reif sein konnte. Wobei er auch Vitali oft neckte.

„Bist du noch wütend auf Serena?“, fragte er jäh wieder ernst.

Ariane seufzte. „Ich weiß nicht. Ich komme mir einfach so blöd vor.“

„Das brauchst du nicht. Du bist gut so wie du bist.“

Ihr Gesicht verzog sich. „Es ist echt komisch, dich das sagen zu hören.“

„Achja?“

„Ja. Weil …“ Die Worte kamen schneller als sie wollte. „du nicht der Typ zu sein scheinst, der jemanden einfach so nimmt, wie er ist.“

Erik schwieg und Ariane bereute, das gesagt zu haben. „Tut mir leid. Das war dumm!“, rief sie eilig.

„Du denkst, ich bin wie mein Vater.“

Entsetzen machte sich in Ariane breit. Das war das Schlimmste, was sie Erik jemals hätte vorwerfen können! Wieso hatte sie nur so etwas Dummes gesagt?!

„Nein!“, schrie sie aufgelöst. „Du bist nicht – Ich hab nicht – Du – Ich meinte das ganz anders! Du bist zu dir selbst immer so hart!“

Erik sagte nichts.

Sie musste sich beeilen, bevor er auflegte! „Du verlangst von dir selbst immer, perfekt zu sein, deshalb dachte ich, dass du das auch von anderen erwarten würdest. Es tut mir leid!“

Noch immer schwieg Erik.

„Erik? Bitte sprich mit mir. Es war so dumm, das zu sagen. Bitte verzeih mir!“

„Es wird von mir erwartet.“, sagte er trocken. „Das ist keine Entscheidung.“

Ariane wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.

Erik stand natürlich durch seine Familie unter einem ganz anderen Druck als sie.

Unversehens sprach er weiter: „Deshalb sage ich es dir. Du hast keinen Grund, dich kaputt zu machen, weil du nicht perfekt bist.“

Seine Worte schmerzten sie. „Und du hast Grund dazu?“

Er antwortete wieder nicht.

„Erik, ich …“ Wieso konnte sie die Worte nicht aussprechen? Sie konnte ihm nicht sagen, dass er so gut war wie er war. Als würde er es ihr stumm verbieten. Und das obwohl sie sein Gesicht doch gar nicht sehen konnte.

Sie holte Luft. „Für mich bist du gut genug.“

„Wo ich herkomme, bist du nicht gut genug.“

Seine Worte waren wie eine Ohrfeige. Ihre Stimme verlor an Kraft. „Ich bin nicht gut genug für dich?“

„Das habe ich nicht gesagt.“, antwortete Erik nüchtern.

„Aber du hast es gemeint.“ Aus einem ihr unerfindlichen Grund war sie nicht einmal entrüstet darüber. Sie fühlte sie einfach nur müde. Als könne sie ohnehin nichts daran ändern.

„Für mich“, Erik legte eine bedeutungsschwere Pause ein. „bist du gut genug.“

„Aber nicht für Erik Donner.“, stellte Ariane fest.

Er widersprach nicht.

Sie legte so viel Überzeugung wie möglich in ihre Stimme. „Für mich brauchst du nicht Erik Donner sein.“

Eriks Stimme driftete in einen fast drohenden Ton ab. „Du solltest aufpassen, was du sagst.“, warnte er sie. „Du weißt nicht, wer ich sonst wäre.“

Ariane stockte, jäh begreifend, wer er sonst war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ariane hat sich wieder beruhigt, doch wie wird es Vivien bei ihrem Versuch, mit Justin zu reden, ergehen?
Das erfahrt ihr nächste Woche in "Geduld und Nähe".

Gedanken zum heutigen Kapitel:
>„Wütende Menschen wehren sich gegen etwas, das ihnen wehtut.“ [Erik]
Ganz oft wird Wut als etwas Negatives dargestellt, etwas, das man abstellen oder unterdrücken muss, damit es nicht zerstörerisch wirkt. Aber Wut ist vor allem ein Signal dafür, dass es uns nicht gut geht, uns etwas verletzt hat und es eine Wunde in uns gibt, die wir versorgen müssen.
Wenn wir uns bedroht, angegriffen oder sonstwie überfordert fühlen, ist Wut oft das Letzte, das uns vorm Zusammenbrechen schützt.
Es ist wichtig, dass wir die Wut spüren, und es geht nicht darum, sie wegzumachen. Stattdessen gilt es, uns wieder auf uns selbst zu konzentrieren. Unsere Gedanken und Gefühle auf den Auslöser zu konzentrieren, bedeutet, dass wir uns vom Außen abhängig machen. Das Außen können wir aber nur selten verändern und wenn, dann gelingt es uns besser, sobald wir nicht mehr wild um uns schlagen wollen.
In diesem Sinne: Nehmen wir unsere Wut ernst! Denn sie zeigt uns, dass wir Zuwendung und Trost brauchen. Und nur selten bekommen wir diese von außen. Deshalb müssen wir sie uns selbst geben. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  totalwarANGEL
2022-11-25T23:01:29+00:00 26.11.2022 00:01
> Menschenherz und Meeresboden sind unergründlich.
Da man in den ihrem toten Meer nicht mal untergehen kann, glaube ich das sofort.

Mein Gott ist Ariane stur...

Geil, wie sie und Erik mal wieder diskutieren.

> Als wäre ich ein Roboter.
Beep Boop!

> „Bin ich unnormal?“
Jaaaaaaaa! 😂

> Es war zu warm.
Nicht gut! Dann schmelzen die Polkappen... 🥵

> Warum freute sie sich nicht?
Weil du es nicht annehmen kannst, Mädel...

> „Ich mag dich. Wirklich.“
> „Ich dich auch.“
Alter, was geht denn da ab.
Irgend was im Wasser?

> „Als Haustier wäre ich auch zu schwierig.“, scherzte Erik leichthin.
> „Als würde ich dich als Haustier wollen.“, gab Ariane patzig zurück.
Klar. Der Hamster Erik strampelt sich einen ab im Hamsterrad.


Geiles Ende.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
26.11.2022 00:06
>Mein Gott ist Ariane stur...
Ja, sie ist wirklich widerspenstig.

>Geil, wie sie und Erik mal wieder diskutieren.
Das machen sie doch am liebsten. ;D

>> „Bin ich unnormal?“
>Jaaaaaaaa! 😂
😂👍

>> Es war zu warm.
>Nicht gut! Dann schmelzen die Polkappen... 🥵
Genau!

>> Warum freute sie sich nicht?
>Weil du es nicht annehmen kannst, Mädel...
Sehr gut erfasst.

>> „Ich mag dich. Wirklich.“
>> „Ich dich auch.“
>Alter, was geht denn da ab.
>Irgend was im Wasser?
Zu später Stunde redet man komisches Zeug.

>Klar. Der Hamster Erik strampelt sich einen ab im Hamsterrad.
Wow, das trifft seine Lebenssituation ziemlich gut.

>Geiles Ende.
😁


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