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Das Herz will, was das Herz will!

Fortsetzung zu "Die Personentombola"
von

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Der Besuch

Das Telefon schellte ungehört. Mehrere Male. Nach dem gefühlten sechsten Mal tastete eine Hand müde nach dem Hörer, bekam ihn zu fassen und zog ihn unter die Decke. „Ja...?“, kam es verschlafen von Eiri. Er hatte seit Tagen endlich mal wieder ausschlafen können. Welcher Idiot weckte ihn dann jetzt so früh?

Für einen Moment lauschte er nur auf die Stimme im Hörer. Dann gähnte er einmal herzhaft und murmelte schlaftrunken: „Wenn er ein Problem damit hat, kann er das gerne mit mir persönlich klären. … Kann mir ja egal sein, wie er seine Zeit einteilt. … Das denke ich eher weniger. Es bleibt wie es ist. … Viel Glück! Tun Sie sich keinen Zwang an! … Nein ist es nicht! … Ihr 'Angebot' können sie sich in die Haare schmieren! Irgendwelche Absprachen nur mit dem Chef persönlich. … Guten Tag!“ Dann drückte er auf auflegen.

Schlapp sackte er in die Kissen. „Das hat ja nicht lange gedauert“, nuschelte er. Beiläufig schob er das Telefon aus dem Bett und ließ es auf den Boden plumpsen. Ein triumphierendes kleines Lächeln legte sich um seine Lippen. Er hatte angebissen! Dann zog er die Decke wieder über sich und war kurz darauf schon wieder eingeschlafen.
 

- - -
 

Ein schrilles Klingeln weckte ihn erneut aus dem Schlaf. Zunächst wollte er schon wieder nach dem Telefon suchen, doch er merkte recht rasch, dass es die Türklingel war. Sein Blick ging zur Uhr. 9:38 h! Wer konnte jetzt so früh schon wieder was von ihm wollen? Mit einem Seufzer erhob er sich. Er streifte seine Klamotten notdürftig über und schlenderte dann müde zur Tür. Das Klingeln hatte seither nicht ausgesetzt. Gemütlich öffnete er die Tür.

Davor standen zwei kräftig gebaute Herren in vornehmen Anzügen und mit den klischeehaft zu erwartenden Sonnenbrillen. Einer von ihnen hatte die Arme verschränkt, der andere trat nun einen Schritt auf ihn zu. „Sind Sie Eiri Yuki?“, fragte er mit fester aber höflicher Stimme.

„Wer sollte ich wohl sonst sein?“, gab Eiri gelassen zurück. Auch trotz der getönten Brillengläser wurde er das Gefühl nicht los, dass der kräftige Mann ihn von oben bis unten musterte. Er musste fast schmunzeln dabei. Er selbst hatte solche Typen schon in seinen Romanen beschrieben und es war das klassische Imponiergehabe.

„Seto Kaiba wünscht sie zu sprechen.“

„Ach was?“, bemerkte Eiri beiläufig.

Doch der Andere fuhr unbeirrt fort. „Ich wurde beauftragt, Sie zu ihm zu bringen. Unverzüglich!“ Dass sein Kollege sich hinter ihm nun noch ein wenig mehr aufrichtete, verlieh seiner Aussage noch ein wenig mehr Nachdruck.

Abschätzend musterte Eiri die beiden. Schließlich meinte er: „Ich gehe mal davon aus, dass es sich dabei um ein... geschäftliches Treffen handelt?“

„Das haben Sie richtig erfasst“, gab der Andere mit einem leichten Schmunzeln zurück.

Einen Moment lang hielten die beiden sich mit Blicken gefangen. Dann seufzte Eiri kurz und senkte dann den Blick. „Meinetwegen. Soll mir Recht sein. Ich geh kurz duschen und zieh mich an. Sie können sich solange rein setzen und sich meinetwegen n Kaffee machen. Dauert nicht lang.“ Mit diesen Worten drehte er sich um, ließ die Tür auf und schlurfte in die Wohnung zurück.

Die beiden Männer standen zunächst ein wenig verblüfft im Eingang. Doch dann kam wieder Leben in sie. Resolut folgten sie ihm in die Wohnung. „Kaiba-sama sagte unverzüglich!“, stellte der Wortführer erneut klar.

Eiri warf ihnen einen kurzen Blick über die Schulter zu. „'Kaiba-sama' möchte bestimmt kein Geschäftsgespräch in Gesellschaft meiner Körperausdünstungen führen. Zeit zum Duschen wird ja wohl noch sein!“, mit diesen Worten verschwand er im Bad.

Ein wenig überrumpelt blieben die beiden Männer mitten in seinem Wohnzimmer stehen. Ihnen war nicht ganz klar, ob das 'unverzüglich' die Dusche einschloss oder nicht. Zumindest kamen sie überein vorsorglich zu überprüfen, ob aus dem Fenster zum Badezimmer ein heimliches Entkommen möglich war.

Doch Eiri Yuki hatte keine Absicht zu entkommen. Warum auch? Schließlich hatte er es ja genau auf dieses Treffen abgesehen gehabt. Er duschte also gemütlich zu Ende, und ließ es sich nicht nehmen nur mit einem Handtuch um die Hüften an seinen beiden Begleitern vorbei in sein Zimmer zu spazieren, wobei er mit Belustigung feststellte, dass die beiden schon fast reflexartig ein wenig zur Seite stierten. In aller Ruhe kleidete er sich an. Nun trug er ein dunkelblaues Nadelstreifenhemd und ein geschmackvolles Freizeitjackett. Entspannt trat er auf die Männer zu. „Von mir aus kann es losgehen.
 

- - -
 

Die beiden Sicherheitsleute nahmen ihren Job ernst. Sie verfrachteten den jungen Schriftsteller in eine Limousine die sie zur Kaiba Corporation brachte. Von dort flankierten sie ihn zu beiden Seiten bis Eiri vor der Tür zu Kaibas Büro standen. Die Sekretärin hatte ihr Erscheinen sogleich telefonisch angekündigt.

„Kaiba-sama erwartet Sie!“, teilte ihm der eine nachdrücklich mit.

Mit sicherem Griff drückte der Blonde die Klinke hinunter und trat dann ein. Seto Kaiba saß an seinem Schreibtisch und blickte ihm mit finsterer Miene entgegen.

Sorgfältig schloss Eiri die Tür hinter sich und trat dann auf den Schreibtisch zu. In aller Seelenruhe nahm er auf einem Stuhl vor dem Tisch Platz und begegnete Kaibas Blick.

„Du scheinst ja wirklich scharf darauf zu sein mich zu sehen, wenn du mich von zwei solchen Gorillas abholen lässt.“

„Es ist ja nicht so, als hättest du mir groß eine Wahl gelassen“, entgegnete Seto kühl. „Aber Erpressung ist ja nichts Neues für dich.“

„Wer redet denn hier von Erpressung?“, meinte Eiri ungerührt.

„Tu nicht so unschuldig!“, fuhr Seto ihn verstimmt an. „Du weißt ganz genau was ich meine.“

„Ich weiß, dass deine zwei Kasper mich vorhin aus dem Schlaf geklingelt haben weil du mich sprechen willst“, gab Eiri arglos zurück.

Ärger wallte in Seto auf. Er griff nach dem Buch auf seinem Schreibtisch und hielt es hoch. „Was bitte hat das hier zu bedeuten?“, verlangte er wütend zu wissen.

„Das ist mein Buch“, antwortete der Schriftsteller nun, ohne den Firmenchef aus den Augen zu lassen.

„Warum schickst du mir diesen Scheiß?“, fragte Seto empört weiter.

Noch immer gab sich der junge Mann vor ihm völlig gelassen. „Ich dachte mir, dich interessiert die Widmung die ich dafür verfasst habe“, gab er schließlich nach einigen Momenten Antwort.

„Da du es ansprichst, was soll der Schwachsinn?“, funkelte Kaiba verächtlich. „Das geht so auf keinen Fall in Druck, kapiert?“

Eiri schlug nun ein Bein über das andere. „Und warum nicht?“

„Du weißt verdammt gut, warum nicht!“, grollte der Braunhaarige. „Und mir ist auch völlig klar, dass du das gemacht hast, weil du schon wieder irgendwas von mir willst. Kannst du nicht einfach anrufen oder ne Mail schicken anstatt so was hier wieder zu verzapfen?“ Ärgerlich sah er den Blonden an.

Eiris Miene wurde schmal. „Als ob freundlich anfragen irgendeinen Zweck hätte bei dir.“

Er setzte sich auf. „Aber du hast Recht, ich will was von dir.“

Seto schnaubte verächtlich auf. „Habe ich's mir doch gedacht! Mieser kleiner Erpresser! Was willst du? Etwa noch mehr Geld?“

Nun zog ein geringschätziges Schmunzeln über das Gesicht des schlanken Schriftstellers. „Kaiba, du bist so ein verdammter Snob, weißt du das?“

Empört sah Kaiba ihn an doch Eiri sprach schon weiter. „Ich wette du hast noch nicht einmal mitgekriegt, dass der Scheck niemals eingelöst wurde.“

Nun zeigte sich zum ersten Mal so etwas wie Verwunderung auf dem Gesicht des jungen Firmenchefs. Doch rasch fasste er sich wieder. „Schön, wenn du kein Geld willst, was willst du dann, damit diese Widmung verschwindet?“

Nun erhob sich der blonde Schriftsteller und kam bis an den Schreibtisch heran. Grüne Augen musterten den hochgewachsenen Geschäftsmann vor ihm mit durchdringender Intensität. „Was ich von dir will, Kaiba, ist Zeit?“

„Zeit?“, echote Seto verständnislos.

„Ja“, bestätigte Eiri. „Und zwar genau einen Tag. Den Tag den du mir noch schuldig bist für die Million die ich für dich bezahlt habe.“

Nun setzte Kaiba sich steif auf. „Ich denke, du hast für deine Million wirklich genug bekommen. Mal abgesehen, dass nicht du sie bezahlt hast, sondern Tohma Seguchi. Ich hab das überprüfen lassen.“

„Tüchtig!“, gab Eiri sarkastisch zurück wurde dann aber wieder ernst. „Versuch erst gar nicht, dich herauszuwinden. Es kostet mich einen Anruf und Seguchi tritt mir dich mit Kusshand ab.“

„Wo du gerade bei 'Kusshand' bist“, gab nun Kaiba gehässig zurück, „Diese kranke Aktion damals sollte dem Ganzen wohl genüge getan haben. Ich bin dir nichts mehr schuldig.“

Nun zog ein ungezogenes Grinsen über Eiris Gesicht. „Dann war dir der Kuss also eine Million wert, ja? Interessant zu hören. Das sind ja ganz neue Seiten an dir!“

Für einen Moment entgleisten Seto die Gesichtszüge. Dann zog sich seine Miene zu. „Unterstehe dich, zu irgendwem in der Richtung irgendwelche Andeutungen zu machen, klar?“

Doch der blonde junge Mann, ging gar nicht darauf ein. Entschlossen stützte er jetzt die Arme auf Kaibas Schreibtisch und sah ihn direkt an. „Komm schon, Kaiba. Alles was ich will ist ein Tag. Einen popeligen Tag deiner Zeit an dem du tust was ich möchte.“

„Vergiss es!“

„Du weißt doch noch gar nicht was ich von dir will.“

„Ich kann es mir denken.“

Ernst musterte ihn der Blick des Blonden. „Hältst du mich wirklich für so billig?“

„Ich halte dich für einen Erpresser. Mit Kriminellen mache ich keine Geschäfte.“

Eiris Faust schlug hart auf den Tisch und Seto zuckte kaum wahrnehmbar zusammen.

„Krieg dich mal wieder ein, Kaiba“, kam es nun ärgerlich. „Du hast dein Geld doch noch, und ich habe meinen Teil eingehalten. Die Organisation hat ihr Geld gekriegt und niemand hat irgendwas davon erfahren was in diesem Zimmer passiert ist.“

Nun kam sein Gesicht noch näher an Kaiba heran und die grünen Augen des Schriftsteller sprühten beinahe Funken. „Alles was ich will ist dieser eine Tag. Und er ist auch gar nicht für mich, sondern für jemand anderen.“

„Und wer sollte wohl dieser Jemand sein?“, kam die äußerst reservierte Rückfrage.

„Ein Fan von dir“, gab Eiri schlicht zurück.

„Großer Gott!“, entfuhr es Kaiba genervt.

Der blonde Mann tat als hätte er es überhört. „Du wirst uns beiden eine Privatführung durch dein Kaibaland geben“, fuhr er unbeirrt fort. „Und du wirst es mit ausgesuchter Freundlichkeit tun. Und dann, nur dann, wenn mir gefällt wie das da abgelaufen ist, werde ich meinen Verleger anweisen, die Widmung an dich zu streichen. Haben wir uns verstanden?“

„Und das hört sich für dich nicht zufällig nach Erpressung an?“, gab Kaiba zynisch zurück.

„Nenne es Interessenabgleichung. Komm schon, der eine Tag wird dich nicht umbringen. Du darfst ein bisschen mit deinen Erfindungen prahlen, bekommst garantiert überschwängliches Lob dafür und dann hast du es hinter dir. Du könntest es schlechter treffen.“

Für einen langen Moment musterte der junge Firmenchef den Schriftsteller vor sich aus schmalen Augen. Dann schließlich sagte er: „Aber die Tickets bezahlt ihr selber!“

„Nun sei mal nicht so knickerig!“, winkte der Blonde ab. „Was kostet so eine Karte? 4000 Yen (ca. 35 Euro)? Die 8000 Yen zahlst du doch aus der Portokasse.“

Einen langen Moment schien Kaiba schwer mit sich zu ringen. „Also schön!“, meinte er schließlich. „Wir bringen den Tag hinter uns. Ich führe euch herum, bin 'freundlich' und danach verschwindet diese Widmung und ich sehe dich und deinen kleinen Lover nie wieder, klar?“

Der Blonde schmunzelte leicht amüsiert. „Sicher doch. Deal ist Deal.“ Dann richtete er sich auf. „Es besteht wohl keine Chance, dass deine Hiwis mich zurückfahren, oder?“

„Darauf kannst du Gift nehmen!“, erwiderte Seto Kaiba frostig.

„Von mir aus, ich nehme mir ein Taxi.“

„Ich bitte darum!“

„Na dann, bist demnächst Kaiba. Den Termin gebe ich dir noch durch.“ Er wandte sich zum Gehen.

„Noch mehr Bedingungen?“, kam es sarkastisch hinter ihm.

„Nur Rahmenbedingungen, Kaiba!“, meinte er ohne sich umzudrehen. „Bei dir muss doch immer alles nach festen Richtlinien ablaufen. Ist bestimmt irgend so eine Komplexsache. Solltest du vielleicht mal therapieren lassen.“

„Du kannst mich mal!“

„Sag das lieber nicht so laut!“ Und dann fiel auch schon die Tür hinter ihm ins Schloss.

Mit gesenktem Kopf stand Eiri da. Die Gorillas hatten sich offenbar aus dem Staub gemacht und er stand nun alleine auf dem langen Flur. Er spürte wie sein Herz in der Brust heftig pochte. Langsam hob er seine Hand und stellte fest, dass seine Finger leicht zitterten. Ruhig und kontrolliert atmete er einmal durch und schüttelte leicht den Kopf. „Gott, macht der Kerl mich scharf!“, murmelt er leise bei sich. Dann machte er sich wieder auf den Weg nach hause.



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