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PS: Ich töte dich

von

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Als Simon wieder im Dumort ankam, war sein Clanoberhaupt nicht mehr dort, was ihm einmal mehr verdeutlichte, wie wenig er eigentlich über den Anderen wusste.

Er wusste nicht, wo er war oder was er nachts tat, wenn er berufliche Angelegenheiten mit den Nephilim oder Werwölfen zu klären hatte. Vielleicht auch mit anderen Vampirclans? Gab es weitere Clans in New York oder der Umgebung?

Er fühlte sich so oft ausgeschlossen. Neu in einer Welt, in der er neu war und in der er nur schwer Anschluss fand. Er stand Clary nahe und Luke, doch in Chinatown oder dem Institut fühlte er sich ebenso fehl am Platz, wie im Hotel. Er gehörte weder in der Schattenwelt dazu, noch in die Welt der Mundis.
 

Er telefonierte mit seiner Mom, was er jedoch anschließend bereute. Er wusste nicht, was er sich erhofft hatte, aber was es auch war, er bekam es nicht. Stattdessen wandte er sich in Ausreden, konnte nichts von dem ehrlich aussprechen, was er ihr so gerne anvertraut hätte. Einfach nur um mit jemandem zu reden, um sein Herz auszuschütten, um zu wissen, dass seine Mutter immer für ihn da sein würde. Aber er fühlte nur die Last auf sich drücken, dass es ihr nicht gut ging, seit ihre beiden Kinder ausgezogen waren, und wie er sie belügen musste, wie er sich immer mehr entfernte von ihr und seinem alten Leben.
 

Er schlug die Zeit tot und verbrachte den größten Teil der Nacht allein auf seinem Zimmer. Am Ende beschloss er zu warten, bis Raphael zurück kam.
 

Ein Buch lag auf seinem Bauch, er selbst rücklings auf seinem Bett, aber er vergas zu lesen. Hing seinen Gedanken nach und konnte nicht verhindern, dass diese immer wieder zu dem Latino abdrifteten. Er hob die Finger an seinen Hals, an die Stelle, an der Raphael ihn gebissen hatte.

Doch er wusste, wenn er in den Spiegel sah, war nichts mehr davon zu sehen. Nichts erinnerte mehr daran, dass irgendetwas zwischen ihnen geschehen war. Seine neue Heilungsfähigkeit hatte dafür gesorgt.
 

Simon fuhr zusammen, als die Dusche im Nebenzimmer an ging. In Raphaels Zimmer. Selbst als Mensch hätte er dieses Geräusch wahrgenommen, denn im Hotel war es ansonsten absolut ruhig. Mit seinem neuen Vampirgehör ließ es ihn vor Schreck beinahe aufspringen, da er nicht damit gerechnet hatte.
 

Wie hatte Raphael es auf sein Zimmer geschafft, ohne dass er bemerkt hatte, dass der Andere wieder da war?!
 

Er klappte sein Buch zu, immer noch auf ein und der selben Seite hängengeblieben, legte es auf die Kommode neben seinem Bett, stand auf und trat auf den Flur.

Als er der Zimmertür des Clananführers näher kam, verlangsamte er jedoch seine Schritte.

Was zum Teufel war jetzt eigentlich sein Plan?

Reinplatzen und sagen hey Raphael, wie war dein Abend so, hast du viel an mich gedacht? Und ach hey, wollen wir vielleicht zusammen duschen?

Er schüttelte den Kopf über sich selber, wollte schon wieder auf dem Absatz umdrehen und zurück in seine eigenen kleinen vier Wände gehen ... Doch irgendetwas hielt ihn zurück.

Er zögerte, hob die Hand, um an zu klopfen. Ließ sie wieder sinken.

Feigling, dachte er über sich selbst.
 

Abgesehen von ihnen beiden schien nach wie vor kein Bewohner des Hotels in der Nähe zu sein. Im Gebäude war es still, der lange Hotelflur lag gespenstisch vor ihm.

Fenster gab es hier keine, welch Überraschung, und manchmal fiel es ihm schwer die Uhrzeit oder Tageszeit einigermaßen richtig einzuschätzen.
 

„Willst du da Wurzeln schlagen, oder endlich rein kommen?“
 

Simon zuckte ertappt zusammen, als er Raphaels Stimme aus dessen Zimmer hörte.

Er vergaß immer noch gelegentlich, wie gut das Gehör eines Vampirs war und manchmal konnte das echt unheimlich sein.

Er schluckte und gab sich einen Ruck, griff nach der Türklinke. Was sollte er jetzt auch sonst tun?
 

Oh

Mein

Gott
 

Er konnte diese Worte nicht mehr aussprechen, aber er konnte sie sehr wohl noch denken. Was eigentliche ein Wunder war, schoss es ihm durch den Kopf, dass er überhaupt noch denken konnte, bei dem Anblick, der sich ihm bot, als er die Tür beherzt aufstieß, ins Zimmer trat und sie hinter sich wieder ins Schloss fallen ließ.
 

Raphael stand nur mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen da und er würde fast so weit gehen zu behaupten, dass der Vampir sich dieses extra tief umgebunden hatte. Zuzutrauen wäre es ihm ... Man konnte viel zu viel sehen. Waschbrettbauch. Deutlich zu erkennendes V in der Leistengegend. Durchtrainierte Brust, die er sich noch nicht wirklich abgetrocknet hatte.

Nasse Strähnen seiner schwarzen Haare hingen dem Vampir ins Gesicht und dunkelbraune Augen funkelten ihm entgegen, dessen Ausdruck Simon ein absolutes Rätsel blieben.
 

Der junge Vampir bemühte sich, sein Gegenüber nach Möglichkeit nicht mit offenem Mund anzustarren. Die Blöße wollte er sich nicht geben. Raphael hatte sowieso schon ein Selbstbewusstsein für zwei, keine Notwendigkeit also, dieses noch weiter zu puschen.
 

Raphaels kurzes, spöttisches Grinsen sagte ihm allerdings sehr deutlich, dass es ihm kein Stück gelang, vor dem Anderen zu verstecken, wie sehr ihm gefiel, was er da sah.

Das alles schien den Unterweltler jedoch absolut kalt zu lassen. Er griff nach einem Umschlag, der auf einem Regalbrett gelegen hatte und drückte ihn Simon in die Hände.

„Der ist für Luke und sein Rudel.“

Während er sprach, wandte er sich ab und schenkte seine Aufmerksamkeit mehr seinem Kleiderschrank, als Simon.

Ein paar Hemden wurden beiseite geschoben, ehe er kurz überlegte und dann eines davon herauszog und vom Bügel nahm.

Simon stand währenddessen wie angewurzelt da.
 

„Heute schaffst du das nicht mehr, es dämmert gleich, aber morgen Abend hat das oberste Priorität.

Weiter östlich wurden ein paar Mundis tot aufgefunden. Anscheinend alle blutleer und mit Verletzungen am Hals.

Unser Clan hat damit nichts zu tun, aber das interessiert die Shadowhunter nicht. Wenn wir uns um soetwas nicht kümmern, wird einer von uns dafür zur Rechenschaft herangezogen.“
 

Simon wollte gerade etwas sagen, als Raphael sein Handtuch achtlos zu Boden fallen ließ.

Er zog sich das dunkelrote Versage Hemd über, griff nach Unterwäsche und einer schwarzen Jeans.
 

„Das ist wichtig, okay?!“
 

Wie schaffte er es, so vor ihm zu stehen und dennoch mit ihm zu sprechen, als befänden sie sich in einem Businessmeeting?!
 

Als Simon nichts sagte, zog Raphael eine Augenbraue hoch und deutete auf den Umschlag.

„Der Brief?!“
 

„Oh! Ähm ja klar...“, antwortete Simon hastig und nickte. Brief zu Luke. Alles klar.
 

„Gut.“

Geschickt zog der Ältere einen Gürtel durch die Schlaufen seiner Jeans, schloss die silberne Schnalle und hob anschließend den Blick, um Simon wieder anzusehen.

„Zieh dir was Ordentliches an. In 15 Minuten treffen wir uns unten mit Lily zum Essen.“
 

Er drehte sich um und verschwand Richtung Badezimmer, eher er ihm noch zurief:

„Und guck nicht so, als hättest du das alles noch nie gesehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Neko_Love-moon
2021-01-16T15:53:23+00:00 16.01.2021 16:53
uff ... wie gemein xD
armer simon der kann einem leid tun ... od auch nich, kann es mir bildlich vorstellen^^
und wieso kommt mir diese szene so bekannt vor? *nachdenk*


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