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PS: Ich töte dich

von

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„Du bist in letzter Zeit wirklich unausstehlich.“
 

„Geh mir nicht auf die Nerven.“

Raphael öffnete die Kühlschranktür, nahm einen der Blutbeutel heraus und schlug sie mit Schwung wieder zu.

Er drehte der Asiatin den Rücken zu und durchsuchte das Geschirr im oberen Regal.
 

„Es ist wegen dieses Frischlings, oder? Simon.“
 

Raphael verzog keine Miene.

Langsam goss er den dickflüssigen, dunkelroten Inhalt des Beutels in ein Glas.
 

„Er bedeutet dir etwas.“

Lillys Blicke durchbohrten seinen Hinterkopf und es kostete ihn einiges an Selbstbeherrschung, ihr nicht einen Pflock ins Herz zu rammen, um sie zum Schweigen zu bringen.

„Und jetzt macht er mit dieser rothaarigen Schlampe rum.“
 

Ein lautes Klirren ertönte.
 

Blut ergoss sich über die Arbeitsfläche und breitete sich aus. Lief am Schrank hinunter und tropfte auf den Küchenboden.

Raphael fluchte leise. Zog sich eine große Scherbe aus der Handfläche und schmiss sie zusammen mit den Überresten des Glases in die Spüle.
 

Die Vampirin war kurz zusammengezuckt und verspürte den Anflug eines schlechten Gewissens. Andererseits wusste sie, dass ihr Clanoberhaupt auf Ewig alles in sich hinein fressen würde, wenn sie ihn nicht provozierte. Und sie wusste, dass er sie nicht pfählen oder dem Sonnenlicht aussetzen würde.

Kaum ein anderer traute es sich, derart mit dem Latino zu sprechen. Doch ihr ließ er es durchgehen.

Sie kannte ihn bereits seit über 50 Jahren. Damals hatte Camille noch ihren Clan angeführt und Raphael war erst seit wenigen Monaten ein Kind der Nacht gewesen.
 

Es musste hart für ihn sein, dachte sie.

Dass er schwul war, hatte sie erst sehr spät begriffen.

Anfangs hatte sie ihm schöne Augen gemacht. Raphael war überaus attraktiv und nicht nur das. Sie mochte ihn. Vielleicht war sie sogar ein klein wenig verliebt in ihn. Obwohl sie wusste, dass sie keine Chancen hatte und das war mittlerweile auch absolut in Ordnung für sie.

Jedoch hatte sie lange geglaubt, er würde sich offenbar einfach zu niemandem hingezogen fühlen.

Magnus Bane hatte steif und fest behauptet, der Junge sei schlicht und ergreifend eine unheilbare Spaßbremse. Er ging weder den menschlichen Sünden nach, wie Sex, Alkohol oder Partys, noch erlag er den Versuchungen seines Vampirdaseins, denn er mordete niemals aus Spaß.
 

In all den Jahren hatte sie ihn nicht ein einziges Mal mit einer Frau zusammen gesehen. Weder mit einer Vampirin, noch mit einem Mundie. Und auch mit keinem Mann.

Bis zu einer Nacht vor etwa zehn Jahren. Es war Zufall gewesen, dass sie ihn an diesem späten Abend in einer kleinen, spanischen Bar in einer Seitenstraße beobachtet hatte. Und da hatte sie zwei Dinge begriffen.

Erstens: Sie würde niemals bei ihm landen und das in Zukunft nicht länger persönlich nehmen. Es lag tatsächlich nicht an ihr.

Und zweitens: Er war einer der klügsten und fähigsten Vampire, die ihr je begegnet waren. Fast 40 Jahre war es ihm gelungen seine Vorlieben vor ihr und dem Clan geheim zu halten. Was vermutlich sehr geschickt von ihm war, in seiner Position.
 

Das Wasser lief, Raphael wusch sich das Blut von den Händen und schmiss einen Lappen ins Spühlbecken.

Dann drehte er sich um und ging. Der Hunger war ihm ohnehin vergangen.
 

Lilly sah ihm nach und wusste, dass es keinen Zweck hätte, ihm zu folgen. Sie betrachtete die Scherben im Waschbecken. Sie würden die einzige Antwort bleiben, die er ihr auf die unausgesprochene Frage gab. Und diese Antwort genügte ihr.



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