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In deinen Augen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo :)
großes Dankeschön an alle die meine Geschichte bereits gelesen haben. Ich hab mich lange mit diesem Kapitel auseinander gesetzt, es gab einfach zu viele Wege wie die Story erzählt werden könnte, und ja, irgendwann hat einfach nichts mehr gepasst und ich hab etwas umgeschwenkt. ;)

Entschuldigt etwaige Fehler, sie werden euch nichts tun ;P

Wenn euch die Story gefällt, würde ich mich über ein Kommentar freuen.
Ich hoffe, den einen oder anderen Fan, auch nach den vielen Jahren, in derer die Serie bereits still steht, noch erreichen zu können. Mich hat es wieder einmal gepackt, und ich hoffe, euch auch :D

K Komplett anzeigen

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Dunkles Herz

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Du magst dein Verhalten vielleicht für richtig halten, doch im Prinzip war es reine Grausamkeit die dich getrieben hatte.

Sag mir, willst du mir je wieder in die Augen blicken?

Sag mir, willst du je wissen ob ich dir verzeihen kann?

Sag mir, wirst du eines Tages sehen, dass du einen Fehler begangen hast?

Sag mir, glaubst du den Schmerz eines Tages lindern zu können?

Sag es mir, denn ich weiß es nicht.
 

::
 

„Laut den Aufzeichnungen gab es damals einen Gott, dieser nannte sich Renin. Er war unter den Gottheiten der Shinto verbannt worden, da seine Absichten nur darin bestanden die Menschliche Natur in Schatten und Dunkelheit zu ziehen. Er war machthungrig und gierig nach Seelen. Er wüstete fast ein Jahrhundert auf der Erde. Erst Amaterasu, die Sonnengöttin konnte ihn bannen.“ mit kurzen Worten versuchte sie Ranma die Geschichte des besagten Gottes zu erklären.

Ranma stutze, sah sich die Schriftrolle ebenfalls an, doch die Chinesischen Zeichen ergaben keinen Sinn für ihn. Genervt lies der das Schriftstück achtlos auf den Boden fallen.

Im nächsten Augenblick flog der Stock der Amazone um Haaresbreite an seinem Gesicht vorbei und hinterließ einen zarten Schnitt. Ranma blieb unberührt stehen und blickte hinter seine Schulter.

„Unterstehe dich so achtlos mit dem Erbe der Amazonen umzugehen, Saotome!“ drohte sie ihm. Noch nie zuvor hatte sie seinen Namen so verächtlich ausgesprochen, doch es loderte die blanke Wut in ihr, dass Ranma die Situation einfach nicht ernst nahm.

„Hast du Angst alte Hexe?“ fragte er belustigt. Cologne hielt perplex inne, wann war er so kalt und gleichgültig geworden? Sie erkannte ihren einstigen Schwiegersohn nicht mehr wieder, so gewandelt hatte er sich in vergangener Zeit.

„Ich nehme die Bedrohung ernst!“ sagte sie starr und ärgerte sich, dass er ihr nicht den nötigen Respekt erwies und sich zu ihr umdrehte.

„Es gibt keine Bedrohung!“

„Du kannst dich nicht ewig in deinem Schmerz suhlen, Ranma!“ knurrte sie ihn an.

Er schnaubte verächtlich und ging seines Weges. Er war ihr wegen Nichts hier her gefolgt, einzig und allein die Einbildung es hätte etwas mit Akane zu tun gehabt, lies ihn wieder in alte Muster verfallen und der Spur nachgehen, von dieser er nun aber mehr als enttäuscht war. Mehr als ein altes verstaubtes Dokument gab es nicht.

Keinen Gegner, keine Bedrohung, keine Spur die mit ihrem Verschwinden Akanes zu tun haben könnte, nichts. Es war reine Zeitverschwendung.

„Du belügst dich nur selbst Ranma!“ rief ihm Cologne hinter her, doch Ranma ignorierte ihre Worte und ließ das Cat Cafe hinter sich.
 

Cologne studierte noch lange weiter an der Nachricht die sie erhalten hatte und recherchierte über die besagte Gottheit die zwar eine sehr mächtige Bedrohung hätte sein können, doch zum Glück schon seid vielen Jahrtausenden gebannt worden war. Sie fand heraus das Renin, Gott der schwarzen Stille, durch das Leid, Hass und den Zorn der Menschen bekräftigt wurde. Es war ein dunkles Jahrhundert, kurz bevor die Nara-Zeit eingeläutet wurde, etwa um das Jahr 712.

Die frühesten schriftlichen Quellen reichen bis dahin zurück und es jagte Cologne einen Schauer über den Rücken so tief in die Geschichte eintauchen zu müssen.

Die alte Amazone entzündete ihre Pfeife und nahm einen tiefen Zug bei dem sie sich sichtlich entspannte. Sie stellte zufrieden fest, dass das Kraut offenbar nicht an seiner Wirkung eingebüßt hatte. Mit jedem Atemzug mehr, den sie den Tabak in ihre Lungen inhalierte fiel sie in eine Art Trance Zustand bei dem sie tief und ruhig Meditieren konnte.
 

Ranma betrat fast lautlos das Tendo Anwesen. Er hoffte keinem mehr über den Weg zu laufen und sich einfach nur hinlegen zu können, doch kurz bevor er einen Schritt Richtung Treppe gehen wollte, erblickte er eine Person im Türrahmen. Es war bereits dunkel, doch die Glut der Pfeife brannte hell und der kalte Rauch durchbrach ein Stück Dunkelheit.

Ranma blieb stehen, hatte doch noch einen Funken Ehrfurcht nicht einfach weiterzugehen nachdem ihn die Person direkt anblickte.
 

„Herr Tendo.“ sagte er resigniert.

Besagte Person drehte sich um und ging in das Zimmer hinter ihm, Ranma folgte ihm tonlos.

„Nabiki hat mir alles erzählt.“ kam es aus der dem anderen Ecke des Zimmers. Noch nie in den drei Jahren, die Ranma bereits bei dieser Familie lebte, hatte ihn etwas so Respekt eingeblößt wie diese Situation, die sich hier gerade in diesem Moment abspielte. Soun Tendo stand mit Blick zur Veranda, das Gesicht gen Himmel gerichtet und eröffnete das Gespräch mit Ranma.

Ranma versuchte krampfhaft alle Personen im Haus bis auf das nötigste zu meiden und aus dem Weg zu gehen, doch er hatte den nötigen Respekt vor Soun und sich mit diesem, bei nötigen Angelegenheiten, zu unterhalten.

Der junge Mann zeigte keinerlei Reaktion, somit sprach Soun weiter.

„Wirst du der Spur nachgehen?“

Ranmas Augen verengten sich zu schlitzen.

„Wenn Sie Nabiki richtig informiert hat, dann sollten sie bereits wissen das Akane mich verlassen hat, aus freien Stücken. Warum also sollte ich nach ihr suchen?“ fragte der junge Kampfsportler tonlos.

„Glaubst du nicht, dass es ein zu großer Zufall ist? Erst erhält die alte Cologne eine dringliche Nachricht aus China und im gleichen Moment taucht so wie aus dem Nichts eine Spur auf.“ er machte eine Pause und drehte sich um, sah direkt in die dunklen Augen des jungen Mannes vor ihm.

„Ich glaube, Akane hatte ihre Gründe fort zu gehen Ranma, welche nicht mit ihrem Stolz oder der gelösten Verlobung zu tun haben.“ Soun kam direkt auf ihn zu und versuchte dem Mann vor ihm, nur ein Gefühl aus seinen Augen zu entlocken.

„Doch welcher Art dieser Gründe sein sollte, ist mir allerdings ein Rätsel.“ Soun wendete seinen Blick wieder ab.

„Aber eines weiß ich, bei dem Leben meiner Familie.“ seine Stimme war stark und bestimmt.

„Sie liebt dich, Ranma“ fügte er hinzu.

Für einen kleinen Moment, war sich Soun sicher, dass sich Ranmas Augen geweitet hatten.

„Und ich würde behaupten, dass du dich nur selbst belügen würdest, wenn du mir nicht glaubst. Ich glaube, tief unter dem ganzen Schmerz, den Akane dir zugefügt hat, liebst auch du sie.“ seine Stimme klang warm und ruhig. Er strahlte eine tiefe Entspannung aus, die Ranma ein klein wenig in seinen Bann zog, auch wenn es nur für einen Moment war.

„Das wusste sie“ bemerkte er trocken.

„Es ist schon lange her, doch sie wusste es. Ich habe ihr meine Liebe gestanden, und sie verschwand.“ auch Ranma bemühte sich sehr ruhig zu bleiben, auch wenn es in ihm brodelte.

Soun blickte ihn etwas erschrocken an.

„Mein Junge,“ eine Schweißperle fiel über sein Gesicht.

„Es tut mir Leid.“ seine Entschuldigung klang aufrecht und Ranma wandte sich schon zum gehen.

„Und trotzdem bitte ich dich,“ er schluckte, wusste nun über Ranmas Schicksal und dem eines gebrochenen Mannes bescheid, konnte er aber nicht drum herum ihn und eine Sache zu bitten.

„Bring mir mein Mädchen nach Hause.“ seine Stimme zitterte. Das Loch das Akane bei ihrem Vater hinterlassen hatte, zeigte nun auch hier das Leid.

„Ich habe schon ihre Mutter verloren, ich bitte dich“ er verbeugte sich vor Ranma.

„Bring sie mir zurück.“ Ranma war erschrocken über Souns Bitte. Noch nie hatte er mit angesehen wie das Familienoberhaupt sich vor jemanden verbeugte und ihn um etwas gebeten hatte, nicht befohlen. Ranma schluckte, zwar war sein Stolz zu tiefst beleidigt und er selbst sehr vergrault, doch konnte er nicht jenen Schmerz nachvollziehen, der dieser Mann vor ihm bereits durchleiden musste. Ohne wirklich darüber nachzudenken, ging er auf Soun zu und legte ihm seine Hand auf die Schulter.

„Ich werde sie suchen.“

Er gab ihm sein Versprechen und Soun blickte ihn überrascht in die Augen und war sichtlich erleichtert. Bevor Ranma aber zur Tür hinaus ging, hörte er von Soun noch wie er ihm ein „Danke“ nachgesprochen hatte.
 

Oben in seinem Zimmer verharrte Ranma einige Minuten so, er lies die ganze Sache noch einmal Revue passieren. Noch immer konnte er es nicht glauben was Soun im Stande war für seine Tochter zu tun. Stolz hin oder her, er hatte den Respekt vor ihm, auch wenn es so eine gewichtige Bitte war. Ranma hätte es ihm niemals abschlagen können. Er seufzte, merkte den Klos im Hals, als er an Akane dachte und wie sich sein Herz zusammen zog. Es tat weh, so sehr.
 

„Akane, warum nur, du weißt gar nicht wie sehr du uns alle damit verletzt hast“ er sprach leise, nicht weil er Genma wecken wollte, aber es lastete so schwer auf ihm, dass er kein Wort hätte lauter aussprechen können.

Noch bevor die Sonne am darauffolgenden Tag aufging, war besagter Kampfsportler schon aufgebrochen. Er hinterließ nur eine kurze Nachricht.
 

Ich werde Akane wieder nach Hause bringen. R
 

Kasumi und Nabiki weinten bitterliche Tränen, als die Nachricht gefunden hatten und Genma nickte Soun bestätigend zu.

„Bitte vergib mir mein alter Freund, dass ich ohne dein Wissen deinen Sohn fortgeschickt habe.“ erklärte sich Soun.

„Es war höchste Zeit“ er klopfte seinem Freund auf die Schulter und lächelte ihn an. Soun nahm seine beiden Töchter in die Arme und versuchte diese zu trösten.

„Ich bin mir sicher, wenn es einer schafft unsere Starrköpfige Akane wieder nach Haus zu holen, dann ist es Ranma.“ versicherte Soun den beiden Frauen.

„Aber Vater, was wird geschehen wenn beide wieder zuhause sind, glaubst du sie können noch zueinander finden, nach alledem was passiert ist?“ Kasumis Sorge war nicht unbegründet doch Soun wusste hierfür leider keine Antwort.

„Wenn das, was beide schon ihr ganzes Leben miteinander verbindet, jenes was sie füreinander fühlten auch heute noch so stark ist, das sich Ranma, trotz seinem verletzten Stolz auf die Suche macht, dann werden sie auch wieder einen Weg finden. Liebe schmerzt und ist auch manchmal nicht zu verstehen, aber sie verschwindet nicht einfach so.“

Genma hatte Recht, er musste einfach Recht behalten, sollte Ranma Akane verzeihen können, würden beide vielleicht wieder zueinander finden.

„Ich weiß genau das Ranma sie findet und bis dahin, sind wir hier, sind ihre Familie und stehen das durch, gemeinsam.“ sagte Kasumi tapfer. Soun war gerührt und stolz auf seine beiden Töchter. Wenn Akane wieder zurück nach Hause kam, würde er ihr wieder vergeben, so wie er es immer getan hat.
 

Ranma wusste nicht warum er sich in so einem schnellen Tempo voran bewegte. Bäume und Häuser waren bald hinter ihm und er passierte die Grenzen fast nicht mehr merklich. Er machte nur Rast wenn es unbedingt nötig war und versuchte so bald wie möglich in Kyushu zu sein. Die Reise würde einige Zeit in Anspruch nehmen, deshalb musste er sich seine Kräfte gut einteilen.
 

Nach einigen Strapazen und etlichen Tagen später war er an seinem Ziel angekommen.
 

Es war tiefste Nacht, doch es lies Ranma keine Ruhe bis er endlich dort am Tempel angekommen war, in der Kunos Späher damals seine Nachricht von der Priesterin erhalten hatte. Es war der einzige Hinweis den sie hatte, und auch wenn er wieder quer durchs Land ziehen muss, er würde sie finden.
 

Er wusste nicht warum, doch es schien ihm leichter zu fallen, als er ursprünglich dachte. So sehr ihn Akane auch verletzt hatte, er fühlte sich wieder ein Stück weit lebendiger, seid er sich auf die Reise begeben hatte.
 

::
 

Ein Lachen durchbrach die Dunkelheit.

Es würde nicht mehr lange dauern und Ranma hatte sie endlich gefunden. Wie wunderbar sich alles ergeben hatte. Er blickte über seine Schulter und beobachtete den zierlichen Körper vor ihm.

„Wie sehr du doch begehrt wirst“ raunte er zu ihr hinunter. „So wie es aussieht, liebt dich dein Ranma noch immer.“
 

Als er seinen Namen verlauten lies, öffnete sie ruckartig ihre Augen.
 

Es war, als wäre eine tonnenschwere Last auf ihrem ganzen Körper. Starre Gelenke und die Tatsache keine Kontrolle über ihren eigenen Körper mehr zu haben ließen die junge Frau vor Schmerzen aufstöhnen. Akane wusste, lange konnte die Beschwörung nicht mehr gehen, sie merkte deutlich dass sie immer mehr an Kraft verlor. Sie war zu schwach, wie immer konnte sie sich ohne Hilfe nicht befreien.
 

Es durfte nicht sein, nicht wie sonst immer...
 

Sie verkrampfte ihr Kiefer und konzentrierte sich so gut sie konnte, wollte die Kontrolle über ihren Körper und ihre Seele, wieder erlangen. Doch sie brachte nur heiße Tränen hervor.

Wut, war das einzige was sie fühlte in diesem Augenblick und die Tatsache unfähig und komplett hilflos zu sein.

Renin musterte sie genau und bemerkte ihren Widerstand, merkte wie stark sie gegen seine Kraft ankämpfen wollte. Er verengte seine Augen.
 

„Ganz gleich wie lange du es auch versuchst, du bist zu schwach. Du bist fortgegangen, hast alle verlassen die dich geliebt haben und hast sie enttäuscht. Du hast nichts und niemand, bist allein, ganz allein in der Dunkelheit. Du wirst hier sterben.“ seine Manipulationen zeigten Wirkung, dunkle Schatten schossen erneut in ihr Innerstes, wie bei einer Puppe derer er die Fäden nach links oder rechts zog, sie gehorchte, und ihre Seele verdunkelte sich, unterbrach augenblicklich den aufwändigen Kraftaufwand ab und brachte Akane in eine weitere tiefe, bewegungslose Trance.

Sie schloss die Augen und wünschte, sie könnte ihre inneren Qualen leichter verringern doch es gab nichts, was ihr diesen Schmerz sobald nehmen konnte und es war zweifellos niemand hier, auf dessen Hilfe sie hoffen konnte.
 

„Auch wenn Ranma dich immer noch liebt, nach allem was du ihm angetan hast, wirst du ihn wieder enttäuschen, das verspreche ich dir.“ er verspürte eine erfüllende Genugtuung. Seine Gestalt, die kaum aus Gliedern, mehr aus Schatten und nicht fassbarer Dunkelheit bestand, verstärkte sich zunehmend, je schwächer die junge Frau vor ihm wurde.

Sie würde ihm endlich die Seele geben, die ihn in diese Welt zurückbrachte und er das beenden konnte, was damals vor etlichen Jahrhunderten begonnen hatte. Diese Welt, sie verdiente nur Hass und Verachtung.
 

Amaterasu, diese Närrin.

Renin glaubte mit al seiner erbosten verunreinigten Seele, er würde über Welt und deren Menschheit richten. Doch die heilige Göttin Amaterasu, gebot ihm den Einhalt, gesegnet von Kami, bevor er noch größeren Schaden anrichten konnte. Sie erschuf jenes Siegel, das ihn zwar nicht vermochte zu töten, doch ihn für eine Ewigkeit daran binden sollte.
 

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Dumpfe Schreie hallten durch die Gänge.

Es war eine notdürftig gegrabene Höhle, etwas dass sie vor Angriffen schützen sollte, dunkel und feucht, und die einzige Zuflucht die sie hatten.
 

Bei jedem Mal, an dem etwas mehr Erde sich über ihren Köpfen löste und einzelne Steine und Klumpen sich lösten, verkrampften sie ihre Glieder. Zusammen gekauert saßen eine Hand voll Menschen, Frauen, alte Stammesmitglieder und etliche Kinder die vom Dorf geflohen waren in der Dunkelheit und wussten nicht ob sie auf Erlösung oder ihr Ende hoffen sollten. Die Soldaten kamen um sie auszurauben, den Tempel zu schänden und das Vermächtnis ihres Stammes, die Schriftrolle und Urne von ‘Yongsheng‘ an sich zu reißen.
 

„Hab keine Furcht, versuch nicht die Angst über dein Herz zu lassen, wir werden es schaffen!“ eine Frau versuchte fast vergeblich einige Kinder davor zu bewahren in ihren Tränen ertrinken und sich der unendlichen Angst in der Dunkelheit zu ergeben.
 

Es war grausam.
 

Zusammengepfercht wie Tiere kauerten sie auf dem Lehmboden, Angst in den Knochen, dass jeder Atemzug ihr letzter sein könnte und nichts und niemand kommen würde um sie zu retten.
 

Ober ihren Köpfen erschütterte der Erdboden bei jedem Mal wenn die Truppen über ihnen galoppierten. Einerseits würde es kein schöner Tod werden, zerquetscht zu werden, doch andererseits wäre es vielleicht eine Erlösung, wenn die Feinde mit den, deutlich unterlegenen Männern ihres Volkes, fertig waren und sich ihre Aufmerksamkeit der Frauen und hilfloser Kinder richten würden. Welch etliche Folterungen oder Qualen sie über sie ergehen lassen mussten, sobald man sie hier unten finden würde, würde es ein langer und gepeinigter Weg werden, der nur mit dem süß ersehnten Tod herbei gewünscht werden könnte um erlöst zu werden.
 

Einige hundert Meter war der Tunnel lang in dem sich die Dorfbewohner scharrten um nicht entdeckt zu werden. Doch die Hoffnung schien an diesem Tage vergebens zu bleiben.

Mit jedem Atemzug verstrichen die Kampfgeräusche, je mehr Körper zu Boden fielen, umso geringer wurde der Widerstand, und umso mehr entglitt ihnen die Hoffnung und den Wunsch noch einmal das Sonnenlicht zu sehen oder ihre Männer, die bereits leblos zu Boden fielen.
 

„Wir werden sterben“ eine alte Frau zeigte wacklig mit ihrem Stock Richtung Ausgang und deutete drauf hin, dass ihr Versteck nun keines mehr war.

Plötzlich drang ein beißender Duft in ihre Nasen und jedem war sofort klar, woher der abscheuliche Geruch kam.

Eines der Kinder fing an zu schreien, doch wurde jäh von dessen Mutter unterbrochen, als diese ihm die Hand vor den Mund presste und erkannte, dass nun auch die Kinder das Ausmaß ihres Schicksals erkannt hatten.
 

Feuer
 

Sie würden hier drinnen bei lebendigem Leibe verbrannt werden oder an der Vergiftung durch das Kohlenstoffmonoxid, dass ihre Lungen verseuchte, sterben.
 

Krieg.

Eine bittere Pille, die sich durch die Jahrhunderte zog wie ein vergifteter Fisch im Wasser.

Alles Leben zog er mit sich in den Abgrund. Zerstörte Dörfer, Vermächtnisse großer Völker, Religionen und zerschlug mit einem Mal alles Gute, alles was Menschen vermochten mit eigenen Händen aufzubauen. Dynastien blieben zurück ohne Nachfolger oder wurden komplett ausradiert. Es brannte das Feuer des Todes im Land und niemand konnte etwas dagegen tun.
 

Der Rauch verätzte ihre Lungen und je panischer sie atmeten, desto schneller waren sie ihrem Schicksal erlegen. Niemand der vielen Menschen die hier Zuflucht gesucht hatten, sahen an diesem Tag noch einmal den Himmel oder die gefallenen Väter, Brüder oder Söhne.
 

Möge Kami ihren Seelen gnädig sein und sie bald gen Himmel ziehen lassen, wo sie den Tod und den Schmerz hinter sich lassen konnten.

Möge Kami, unser aller Leid eines Tages beenden...
 

Einige Kilometer weiter östlich befand sich das benachbarte Dorf.

Jene Truppen waren bereit für den Kampf, jedoch nicht für den Krieg.

Aufgestellt, bewaffnet mit Speer, Katanas und schwerer Rüstung hielten die vordersten Truppen dem ersten Angriff stand, doch je weiter es sich erstreckte desto ausgedünnter waren die Männer.
 

Sie waren kein Kriegervolk.

Nicht geübt in Kampf oder Verteidigung.

Sie waren Heiler, konnten Wunden versorgen und andere wieder Gesund pflegen, doch sie waren keine Soldaten.

Sie waren einfache Menschen.
 

„Du bist der beste Schamane unserer Dorfes und das der übrigen in den vier Himmelrichtungen.“ die junge Frau vor ihm war sichtlich verärgert, als sie ihm die Rüstung über die Schultern hievte.

„Und ich bin ein Mann der ein Schwert halten kann.“ der Mann vor ihr, etwa Mitte zwanzig hielt dem vorwurfsvollen Blick seiner jungen Frau, gekonnt stand.

Zwar war sie es, die vielleicht das ein oder andere Mal den Ton angab doch liebte und schätzte er sie immer sehr. Achtete sie und hielt sie für den kostbarsten Schatz den er je besessen hatte in seinem Herzen. Doch heute war er nicht in der Lage seiner Frau einzulenken und ihr in fast allem ihrer Belangen Recht zu geben. Heute, musste er in erster Linie den Pflichten als Mann gerecht werden, gegenüber dem Kaiser und seines Volkes Ehre erweisen.

Der junge Mann, er war ein Heiler, praktizierte als einer der ersten das Jin Shin Jyutsu um die Blockaden, die Krankheiten physischer oder psychischer Natur hatten, zu lösen. Versorgte die Dorfbewohner in der näheren Umgebung oder Reisende mit Heilkräutern oder half bei Beschwerden jeglicher Art. Er hatte das Mädchen des Dorfältesten zu seiner Frau bekommen. Eroberte im Sturm ihr Herz und heiratete die Liebe seines Lebens, die er schon sein ganzes Leben lang kannte, vor etwa zwei Jahren. Er war damals, als ein Waisenkind und mit nichts als ein Bündel am Leibe in diese Stadt gekommen, war Krieg und Tod entflohen, brach vor den Toren dieses Dorfes zusammen und legte das Schicksal in Kamis Hände, möge sie seine Bestimmung leiten.

Die Frau ihm gegenüber, fand ihn damals als kleines Mädchen und nahm ihn mit nach Hause. Selbst mit nicht viel mehr Kleidung, doch Licht in den Augen und Güte im Herzen brachte sie ihren Vater dazu den obdachlosen Jungen bei ihnen aufzunehmen. Sie nannten ihn Shinra und gaben ihm die Möglichkeit unter dem damals praktizierenden Schamanen zu lernen, während er im Hof und den täglichen Arbeiten half. Während ihm seine Zieheltern Kleidung, Essen und ein Zuhause schenkten, brachte ihm das kleine Mädchen, das seit diesem schicksalhaften Tag an, an seiner Seite war, das Licht in seine Augen zurück und schenkte ihm Wärme und Liebe. Sie verbrachten bald jeden Tag zusammen bis sie junge Erwachsene waren und, als auch er das Amt des Schamanen erlangte, bat er ihren Vater um ihre Hand an. Dieser willigte Glücklich in sein Anliegen ein.

Seither verbrachten sie zwei wunderbare Ehejahre miteinander. Leider blieb ihr Wunsch nach eigenen Kindern bisher immer unerfüllt, was das Gemüt seiner jungen Frau mit zunehmender Zeit, sehr verdunkelte. Jedem anderen Menschen hier und weiter über den Grenzen konnte er helfen, doch bei seiner Angebeteten Sayuri waren ihm die Hände gebunden. Die Kinder des Dorfes liebten ihr großes Herz und jedes Mal wenn sie die Stadt besuchte scharrten sie sich um sie, streichelten ihr gebrochenes Herz und erhellten ihre Dunklen Gedanken. Doch sie vermochte es bis heute nicht eigene Kinder zu gebären.
 

„Ich habe eine Pflicht, diese bin ich dem Dorf und allen Menschen hier schuldig.“

„Du könntest aber auch an vorderster Front stehen wenn die verwundeten zurück kehren um diese zu heilen anstatt zu versuchen ein Schwert zu halten.“ ihre Entrüstung war deutlich zu spüren.

„Meine Geliebte Sayuri..“ er hielt sie fest während heiße Tränen über ihre Wangen hinab fielen, als ihr klar wurde, dass sie ihren geliebten Shinra nicht umstimmen konnte.

„Ich habe dich alles gelehrt was ich weiß, und sollte ich nicht zurück kehren oder auf einer Bare um mein Leben kämpfen, so weiß ich, dass du mich sicher hinüber in das Leben nach dem Tode oder zurück leiten wirst, in eine Zeit, in derer dieser Kampf gewonnen wurde und wir wieder in Frieden leben können.“ er küsste sie zuletzt und ehe sie ihn aufhalten konnte, nahm er seinen Helm, band das Katana um seine Hüfte und machte von ihr kehrt.

„Ich werde dich immer lieben, du bist das Licht in meinen Augen Sayuri“ er richtete noch ein letztes Mal den Blick auf seine schöne junge Frau, derer er eine noch viel schönere Zukunft wünschte, als er hier für beide vor sich sah. Während sein Zopf ein letztes Mal vor ihren Augen, gewohnt lässig über seine Schulter fiel, war er bereits mit seinem Pferd durch die Tore der Stadt galoppiert und verlies sein Zuhause und auch die Frau, die ihn über alles liebte. Der jungen Frau entglitt alle Kraft aus ihren Gliedern und die zitternden Knie gaben den Druck in ihrem Herzen nach.
 

Keine Tränen konnten ihrem Schmerz jetzt den einen Ausdruck verleihen, welchen sie tief in ihr spürte.
 

Hilflosigkeit
 

Sie konnte ihrem Geliebten Mann keine Hilfe sein, konnte nur warten und ihr Schicksal hinnehmen.

Die sonst so taffe und wortgewandte junge Frau kauerte auf dem Boden vor der Scheune. Ihr Magen verkrampfte sich grausam und sie musste sich stark zusammenreißen nicht auch in Panik zu geraten. Ihre Finger bohrten sich unlieb in den dreckigen Erdboden. Erst das aufgrollen des Donners lies sie kurz ihrer Starre entweichen und ihre Atmung zu verlangsamen. Nicht weit von hier hörte sie die Aufschreie anderer Frauen und Mütter die ihre Männer und Söhne ebenfalls gehen lassen mussten. Nach den einbrechenden Wolken und dem immer lauter werdenden Donner lies der Regen bestimmt nicht mehr lange auf sich warten.
 

Regen, er würde alles verdunkeln und ihnen die Sicht vernebeln.
 

Sie stemmte sich vom Boden hoch, ihre zierliches Gesicht, das mit den blauen kurzen Haaren bedeckt war, wirkte mit den leeren Augen noch tiefer und unglücklicher, wie sie sich im Moment fühlte. Sie schreitete durch den Hof und machte sich auf den Weg zu ihrem Elternhaus, nicht weit von ihrem Zuhause. Ihr Vater würde zu alt sein um noch in den Krieg zu ziehen, doch sie konnte jetzt nicht mehr alleine sein, wollte nicht allein mit ihren Gedanken und der ständig bohrenden Angst sein, ihren Shinra niemals wieder zu sehen.

Ihre Großmutter kam ihr bereits entgegen und nahm sie in ihre Arme. Selbst durch das Wesen der über alles geliebten Großmutter und die Wärme ihrer Augen, konnten die junge Frau nicht beruhigen. Sie lies sich von ihr zum Anwesen ihrer Eltern bringen.
 

„Kind“ ihre traurigen Augen taten ihr in der Seele weh, doch sie vermochte es nicht auch nur ein Wort über ihre Lippen zu bringen.

Ihre Großmutter wischte ihr das Gesicht sauber, verdreckt mit Erde und Schlamm sah sie wieder ein vierjähriges Mädchen vor ihr, das zu spät nach Haus gekommen war und furchtbare Angst vor der Bestrafung ihres Vaters hatte und sich stattdessen im Hühnerstall versteckte, während eine Horde Dorfbewohner die kleine Sayuri auf Befehl des Ältesten suchen mussten. Ihre Großmutter hörte damals das Wimmern zwischen den Tieren und fand das kleine Mädchen, das mehr aus Schunden und Dreck bestand als aus Fleisch und Blut. Ihre Großmutter packte sie, warf sie über die Schulter und eilte zu ihrem Sohn. Sie sagte ihm damals, dass sie Sayuri in einem Graben entdeckt hatte, nicht weit von ihrem Anwesen.
 

„Erinnerst du dich damals, als ich dich zwischen den Hühnern gefunden habe?“ sie wischte ihr das Gesicht sauber und lächelte sie an.

Sayuri sah in ihre Augen, doch antwortete ihr nicht.

„Du hattest Angst, als du nicht rechtzeitig nach Haus gekommen bist, wie dein Vater reagieren würde. Hattest Angst, dass du bestraft werden würdest.“ ihre Stimme tat gut und es gab ihr einen kleinen Moment die Sicherheit und das Wohlbefinden, dass sie als kleines Mädchen zuletzt empfunden hatte.

„Ich habe dir gesagt, dass du lernen musst mit deiner Angst umzugehen, dich aber von ihr nicht kontrollieren zu lassen. Wenn du deine Furcht im Herzen leiten kannst, hast du keine Angst mehr vor dem was vielleicht passieren könnte, sondern du entdeckst wie stark du eigentlich sein kannst, wenn du es nur wirklich willst. Lässt du Mut und Stärke in dein Herz, kann jede Ängstlichkeit besiegt werden.“

„Großmutter...“ ein ehrliches Lächeln zierte ihre etwas eingefallenen Wangen.

„Wenn du weißt welchen Weg du gehen willst, dann wird dich nichts aufhalten können“ voller Stolz streichelte sie ihrer Enkelin über die Wange, als sie neuen Mut in ihren Augen aufleuchten sah.

Die alte Frau deutete auf das letzte Pferd im Stall.

„Dein Vater, ist zu alt um in den Krieg zu ziehen.“ sie versuchte sich hochzustemmen, doch stockte bei jeder Bewegung etwas mehr. Ihre alten Knochen waren bereits abgenutzt. Sayuri stützte sie sofort, als sie die fehlende Kraft ihrer Großmutter sah um sich wieder auf die Beine zu heben.

„Kind, deine Mutter verlies diese Welt viel zu früh. Doch wenn dein Herz dich leitet, dann musst du gehen.“ sie lächelte und einzelne Tränen glitten zu Boden. Ihre Haut war schon etwas grau und rauchig, die weißen Haare hatte sie streng zu einem Zopf zusammengebunden.

„Großmutter, du wirst der Mut in meinem Herzen sein“ und sie eilte in ihr früheres Zuhause wo sie sich erst versicherte, dass ihr Vater schlafen würde, wie es ihre Großmutter gesagt hatte um dann die wenig verbliebenen Waffen und eine alte abgewetzte Rüstung aus dem Schrank holte. Mit nichts als ihrem Mut im Herzen legte sie die alte Weste ihres Vaters an, strich kurz über eine kaputte Schulter, die er damals aus dem Krieg mitgebracht hatte, als seine Rüstung nachgegeben hatte. Wahrscheinlich würde sie den nächsten Tag nicht mehr erleben, doch die junge Frau wollte nichts mehr als ihren Geliebten Ehemann bei Seite zu stehen, auch wenn das ihr Ende bedeuten würde. Doch sie hatte die Möglichkeit es sich selbst auszusuchen, als Zuhause auf die Soldaten zu warten die sie ausrauben würden, womöglich vergewaltigen und schlussendlich ihrem eigenen Schicksal im Dreck zu überlassen. Nein, diese Macht würde sie keinem Mann hier auf dieser Welt geben.
 

Es war, als wären sie bereits Tage auf dem Schlachtfeld.

Die Verwüstung menschlicher lebloser Körper und gepfählten Pferden, erstreckte sich wie ein langer grauenhafter Teppich über das Land.

Die feindlichen Soldaten schienen von mehr Macht und Gier getrieben zu sein, als die immer weniger werden Männer die versuchten Land, Familie und die Liebe zu ihrem Leben, aufrechtzuerhalten.

Der Regen prasselte unaufhaltsam über ihnen herab. Der Boden weichte immer mehr und mehr auf, Felder in denen einst Mais wuchs, war nur noch Geschichte und bedeckt mit Leichen oder unschuldigem Blut.

Nur eine Hand voll Soldaten des Dorfes blieben über, doch auch die angreifenden Krieger hatten Verluste aufzuzeichnen. Es grenzte mehr an Glück, dass noch einige von ihnen stehen oder atmen konnten.

Shinra war einer unter ihnen.

Er hatte den Mut im Herzen und das Verlangen das Versprechen, dass er seiner Sayuri gegeben hatte, wahr zumachen. Ganz gleich wie er zu ihr zurück kommen sollte, doch er wollte sie wieder in seine Arme schließen und den Krieg, das Blut das an seinen Händen klebte, für einen Augenblick vergessen.
 

Doch sie waren die letzten Männer, etwa zu zehnt und auf wackligen Beinen, die Kraft schon lange aus ihren Gliedern gewichen, standen sie da Rücken an Rücken und mussten sich noch etwa gegen fünfunddreißig Feinde behaupten. Getrieben von Machthunger und Tod in den Augen steuerten sie auf die wenigen verbliebenen Krieger des Dorfes zu.
 

„Auch wenn wir diesen Kampf nicht gewinnen können, so sind wir dennoch einen Ehrenhaften Tod gestorben und Kami-sama möge mich erhören, ich werde den einen oder anderen Teufel heute mit mir in den Tod reißen!“ mit Wut und neu entfachten Kampfgeist stellten sie sich ihrer letzten Schlacht.

Shinra hatte es seiner Schnelligkeit zu verdanken, dass er mehreren Angriffen ausweichen und seine Gegner in einer unbeachteten Sekunde niederschlagen konnte. Aber mit ein oder zwei erlegten Männern, kamen bereits drei weitere dazu. Sie wurden allmählich überrannt, einer nach dem anderen wurde abgeschlachtet, schmeckten den süßen Tod bereits an ihren Lippen und die Erschöpfung in ihren Knochen. Es würde bald vorbei sein...
 

Shinra sah zu wie neben ihm ein anderer Freund zu Boden viel. Bevor er ihn durch einen Aufschrei hätte warnen können, bohrte sich die Klinge bereits vollständig durch seinen Oberkörper. Sein Gegner zog das Kunai ungerührt zurück und lies den bereits leblosen Körper achtlos hinunter fallen. Shinras Kiefer krachte ungesund aufeinander, er zog das Katana in seine Hand und die Klinge streifte gezielt über die Kehle des Soldaten, der einige Sekunden zuvor seinen Freund ermordete.
 

Ein kühler Windhauch der ihm seine Nackenhaare aufstellte, lies ihn herumfahren, doch es war bereits zu spät.

Das Blut quoll aus der Wunde die er versuchte mit bloßen Händen abzudecken. Es dauerte einige Sekunden bis er realisierte das besagtes Blut und die Verletzung nicht die seinen waren.
 

Nur einen Augenblick später trafen blaue Augen auf braune.
 

„Shinra“

Es donnerte über ihnen und der Regen hatte bis jetzt seinen Blick so getrübt, dass er die Frau vor ihm, nicht erkannt hatte.

„Sayuri“
 

Seine Kraft, die er glaubte seine Glieder zu leiten, hatte ihn in diesem Moment verlassen und er fing die schwer verwundete Sayuri mit seinen Händen auf. Sein Katana fiel gleichgültig zu Boden.

Nicht wissend ob ihn der nächste Schlag des Gegners sein Leben kosten würde, er brauchte beide Hände um die Frau vor ihm zu halten. Seine Augen füllten sich mit Kummer und Leid.
 

„Was hast du getan“ nur ein Flüstern erinnerte einst an die Schreie die er von sich gab um die gegnerischen Soldaten einzuschüchtern und ihr Leben durch seine Hand zu beenden.

Mit letzter Kraft versuchte Sayuri ihren Kopf zu heben um in die Augen ihres geliebten Shinra zu blicken. Der Mann über ihr versuchte panisch die Wunde über ihrem Bauchraum abzudrücken um den Blutverlust zu stoppen. Sie nahm seine Hand von ihrer Wunde und hielt sie fest, deutete ihm nicht länger ihrer Wunde Beachtung zu schenken, sondern den ihr letzten verbleibenden Augenblicken noch in die Augen zu sehen.

„Mein geliebter Shinra“

Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

„Ich habe diesen Weg gewählt um bei dir zu sein, wenn ich meine Augen für immer schließe“

Der Schock war Shinra im Gesicht geschrieben, doch versuchte er ihr alle Aufmerksamkeit zu geben, was das Schlachtfeld über ihnen zugelassen hatte.

Während die junge Frau unter ihm nur noch wenige verbleibende Atemzüge hatte, sah er bereits wie weitere Männer neben ihm fielen. Die Zeit rannte ihnen davon.

„Du bist alles was ich mir je gewünscht habe, liebster Shinra“ sie drückte seine Hand, und er merkte wie das Leben aus ihr wich.

Aller Glanz war aus seinen tiefen blauen Augen gewichen, während er ihren Körper an sich drückte und Tränen des Verlustes weinte.
 

„Sayuri, ich halte dich“

Ihre Hand verlor an Kraft..

„Ich weiß“ und sie schloss ihre braunen Augen für immer.
 

Der Donnert grollte, schlug nicht weit einige Meter neben ihnen ein und entzweite den Erdboden. Fünf der daher kommenden Männer stürzten in den sicheren Tod als sie versuchten ihn und Sayuri anzugreifen. Shinras Schrei fuhr in Mark und Bein der übrigen Männer. Die Dorfbewohner blickten nur geschockt auf das Schauspiel, dass sich vor ihren Augen ereignete.
 

Shinra hielt seine tote Geliebte Sayuri in den Armen, die bekleidet, als Soldat mit ihnen in die Schlacht zog.

Sie hatte mit ihnen, Seite an Seite gekämpft, bis sie ihren Shinra vor dem sicheren Tod gerettet hatte.
 

Und nun klebte das Blut seiner Sayuri auch an seinen Händen.
 

Krieg.

Es war eine bittere Pille.

Eine Dunkelheit in derer es kein Licht mehr gab.
 

Blanker Hass spiegelte sich nun in den Augen des jungen Schamanen wieder. Doch an diesem Tage sollte ihm kein Tod vergönnt werden.
 

Er bettete ihren leblosen Körper auf den Boden.

Musste sie zurück lassen, zwischen Blut und aufgeweichtem Schlamm.
 

Weitere Donnerblitze prallten fast endlos auf die Erde nieder und zerstörten das Feld um sie herum.

Doch Shinra konnte mit seinen Augen nicht von dem Mann ablassen, der das Leben seiner Sayuri beendet hatte. Er stürmte auf ihn los, richtete sein Katana auf den Mann vor ihm, während sein Gegenüber nur ein müdes Lächeln aufbrachte und mit dessen unbeholfenem Anschlag gerechnet hatte.

Doch Shinra wusste es besser und setzte sein Vorhaben geschickt in die Tat um.

Bevor der feindliche Soldat seine Attacke abblocken konnte, nutzte Shinra seinen Ansturm und die Geschwindigkeit, lies sich auf den Boden unter ihm fallen, nutzte den aufgeweichten Boden um noch mehr an Schnelligkeit zu gewinnen und die unbeschützte Flanke seines Gegners mit seinem Katana zu durchstoßen. Bevor der Mörder seiner Frau die Situation erst realisieren konnte, fiel er bereits geschlagen hinab.
 

Abgrundtiefe Verachtung, Verzweiflung und Trauer fechteten einen Kampf in seinem Innersten aus. Nicht wissen welches Gefühl nun die Oberhand behalten würde, entschied er sich für das stärkste, doch gleichzeitig schlimmste aller Emotionen, Hass. Das giftigste aller Gefühle, welches er noch nie in seinem Leben so stark empfunden hatte, verseuchte nun sein Herz und seine Seele. Bilder seiner Sayuri, wie sie zusammen durch den Markt schlenderten oder später, als sie ihm das schönste Lächeln, am Tage ihrer Hochzeit geschenkt hatte, schossen wie ein Blitz vor seine Augen. Sein Blick getrübt durch Trauer, dem Durst nach Blut und unendlicher Vergeltung, getrieben von Wut schändete er durch das restliche Kriegsgebiet und schlachtete jeden ab, der sich ihm in den Weg stellte.
 

Zwei der übrigen Männer, die aus seinem Dorf kamen, flüchteten vor Angst um ihr Leben, als sie den Wahnsinn in seinen Augen erblickten.
 

Tiefste Nacht und alles in Schwarz getaucht kniete der vereinsamte Soldat auf dem Feld. Seine Kameraden hätten ihn für seine Taten feiern sollen, er hatte alle feindlichen Gegner besiegt. Hatte diesen Krieg für sich entscheiden können.
 

„Meine Geliebte Sayuri, warum hast du mich nicht zu dir geholt“

ungeachtet seiner eigenen Wunden streckte er sieben der verbleibenden Soldaten nieder, doch kein einziger Tod konnte den Schmerz in seinem Herzen nur für einen Moment stillen, den er erleiden musste, als seine Frau in seinen Armen starb.
 

Das Blut vieler Männer klebte nun an seinen Händen, doch ihres brannte ihn wie Feuer auf der Haut. Zu sehr schmerzte es ihn, diesen Kampf überlebt zu haben.
 

Noch immer schossen tausende Regentropfen vom Himmel herab und unterstrichen sein trauriges Schicksal.
 

„KAMI!“ er schrie gen Himmel, erhoffte auf eine Antwort die seine Seele erlösen würde, doch nichts sollte geschehen.

„Ich verfluche dich! Du hast mir das einzige genommen was ich je geliebt habe! Du bist meiner Seele nicht wert, ich verfluche dich, HEUCHLERIN!“ unendlicher Zorn schrie er gen Himmel und in selben Augenblick zogen ihn Schatten mit sich in die Tiefe. Begruben ihn bei lebendigem Leibe.
 

Sein unendlicher Hass Richtung Himmel und die Gottheit Kami, richteten sich gegen ihn und verfluchten den einst so talentierten Heiler Shinra. In dieser gottverfluchten Nacht wurde ein Geschöpf geschaffen, das die Menschen fortan fürchteten. Viele Jahre, fast ein ganzes Jahrhundert lang brannte der Zorn des jungen Mannes, geschaffen durch Schatten und Dunkelheit, durch das ganze Land. Der Schmerz in seinem Innersten konnte nur betäubt werden wenn er die wertlosen Menschen vernichten konnte und über sie richtete. Im Laufe der vielen Jahre versiegte sein Schmerz und seine Trauer vielleicht, doch es war der Tot seiner Sayuri mit keinem beendeten Leben aufzuwiegen, also richtete er weiter und löschte so ganze Linien und früher befreundete Dörfer aus. Er erlangte keine Genugtuung oder Erlösung durch die Hand eines anderen Kriegers, es war keinem Möglich seine vergiftete Seele zu befreien. Shinra war damals an der Front an einem gebrochenen Herzen gestorben und kehrte ein in die Hölle, die er verdient hatte. Aus unendlichem Hass und Zorn erwachte die unberechenbare Gottheit Renin. Herr der schwarzen Stille.
 

Erst im 7.Jahrhundert, kurz vor der heute bekannten Nara-Zeit, gelang es Amaterasu mit einem Siegel, geschaffen durch die Gottheit Kami, den verfluchten Krieger Renin in eine Schattenwelt zu bannen und die Reste seiner verfluchten Seele zu versiegeln. Sein Körper war bereits mit der Dunkelheit und den Schatten vereint und begleiteten ihn, ein Gefängnis das für alle Zeit halten sollte. Es wurde die Gottheit Saffron, ein noch nicht erwachter Phönix, mit dessen Schutz beauftragt. Viele tausend Jahre später aber wurde der schlafende Phönix ebenfalls durch den unendlichen Hass des Gottes infiltriert und verdarb von innen heraus. Saffron lies sich als Steinfigur in Jusenkyo, China nieder und hoffte, er würde mit seiner Versteinerung dafür Sorgen können, dass das Siegel niemals brechen würde. Doch seine Absichten blieben Dunkel, ebenso wie seine Taten und er kämpfte schlussendlich gegen Ranma, welcher ihn besiegen konnte. Selbst der erwachte Phönix war durch die Macht Renins beeinflusst. Ranma jedoch konnte mit Akanes Opfer den Kampf für sich entscheiden.
 

Die verbliebenen Reste aus der längst vergessen Zeit, in der seine Seele noch aus Teilen von Shinra bestand, erwachte und erkannte in Akane die tote Geliebte Sayuri.

Akane blieb an diesem Tag zwar verschont, anders, als seine Sayuri, doch sein Hass wurde erneut geschürt und war stärker als jemals zuvor. Es gelang ihm, durch die Niederlage Saffrons das Siegel von innen heraus langsam mit seinen Schatten zu zerfressen und bei erster Gelegenheit wieder in die Welt der Menschen zu gelangen. Es war nur eine Frage der Zeit, doch er brauchte die Seele, die er an diesem schicksalhaften Tage verlor und nun wieder, durch Akane gekostet hatte.
 

Zeit, war alles was er brauchte und davon hatte er genug.

Es brauchte nur etwas Geduld und er konnte das Mädchen, das ihm so nah gekommen war, von innen heraus lenken um sie anschließend ihrer Seele zu entreißen. Sie würde ihm die Macht schenken, die ihm einst genommen wurde.
 

Zusammen mit den restlichen Teilen seiner Macht und der Blutspur die er durch die Geschichte Japans gezogen hatte, würde ihn niemand mehr aufhalten können und er würde Krieg, Angst und Verzweiflung erneut in das Leben der Menschen bringen.
 

Er würde seine Aufgabe vollenden, würde seinen Schmerz endlich stillen können.

Er musste nur jene Liebe zerstören, die das Band der beiden knüpfte.
 

Liebe war zu schwach für Hass.

Liebe, war nutzlos.

Liebe, würde immer ein Untergang sein.
 

::
 

Noch einmal fixierte Renin den Körper vor ihm, ein knurren entkam seiner Kehle, deren Belustigung zuzuordnen war. Seine Schatten fraßen sie von innen her auf, zermalmten ihre Emotionen, entlockten ihr ihre Erinnerungen und gewährten dem Gott den Eintritt den er brauchte um sein Spiel fortzuführen.
 

::
 

Ranma klopfte am großen Tor, doch dieses gab unter seinem Schlagen etwas nach und deutete ihm, dass die Tür bereits offen stand. Er stutzte etwas doch ging vorsichtig hinein. Es brannte nirgendwo ein Licht, am Ende des Raumes erhellten einige Kerzen die Finsternis. Beißender Wind durchfuhr die Gemäuer und während sein Blick durch den Raum schweifte, blieb er an einer Gestalt, die einige Meter über dem Boden hing hängen. Sein Magen drehte sich auf der Stelle quer über als er den leblosen Körper dort hängen sah. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet, er wollte sich nicht ausmalen was dieser Person das Leben gekostet hatte und wer er sein konnte, ihr dieses auf so grausame Art zu nehmen. Der Kimono der Priesterin, war zerfetzt und mit Blut bedeckt. Es sah soweit nicht aus als hätte ein Kampf stattgefunden, doch es lagen überall im Raum Schriftrollen verteilt und einzelne Urnen waren zerbrochen. Es roch nach kaltem Blut und Tod. Ranma rümpfte die Nase und musste sich stark zusammenreißen um nicht die Beherrschung zu verlieren. Es war ein einziges Bild purer Grausamkeit. Doch leider sah es so aus, als wäre er wieder in einer Sackgasse, wenn es diese Priesterin sein sollte, die damals die Nachricht verfasst hatte, gab es nun keinen lebenden Zeugen mehr der Ranma weiterhelfen konnte. Er atmete einmal schwer ein und aus, befreite die Frau vor ihm, löste ihre Arme von den Seilen und hievte ihren toten Körper herunter. Er kannte sie nicht und wusste auch nicht warum sie sterben musste, aber er konnte sie nicht hier allein zurück lassen. Einen kurzen Moment später, als Ranma die Frau auf seine Arme nehmen wollte um sie draußen zu bestatten schossen zwei fürchterliche Schatten aus ihrem Brustkorb. Erschrocken lies er von ihr ab und ging einige Meter zurück. Ihr Leichnam wurde komplett umhüllt, es war als würde er schreie hören, Schreie, die so erbärmlich in seinen Ohren brannten, dass er diese für einen Augenblick zuhalten musste und die Augen schloss. Nachdem das ohrenbetäubende Geräusch endlich vorbei war, zerfielen ihre Überreste komplett zu Staub.
 

Er knurrte, war sichtlich angespannt und suchte im ganzen Raum nach Hinweisen die ihm irgendwie weiterhelfen konnten. Plötzlich vernahm er am Ende des Raumes eine andere Präsenz, suchte in der Dunkelheit eine Gestalt die auf das Chakra zutreffen konnte.

Seine Muskeln verkrampften sich, sollte es zu einem Kampf kommen, musste er vorbereitet sein. In diesem Moment bereute er es sehr nicht länger in seiner früheren Form zu sein, seine Sinne waren einst noch stärker geschärft und er tat sich deutlich schwerer die Person vor ihm einzuschätzen.

Doch schon einen Augenblick später entspannte sich der junge Mann wieder. Die Aura war die eines kleinen Kindes.
 

„Es ist alles in Ordnung.“ Ranma konnte die Worte selbst nicht ganz glauben, in Anbetracht dessen was sich gerade hier ereignet hat und was das Mädchen wahrscheinlich alles mit angesehen hatte, wäre es einer Ohnmacht gänzlich vorzuziehen.

„Es tut mir sehr Leid was passiert ist“ seine Worte klangen aufrichtig und er versuchte sie von ihrem Versteck heraus zu locken.

„Am besten du gehst nach Hause.“

„Hier ist mein zuhause.“ hörte er das Mädchen mit zitternder Stimme.

Es zog ihm den Magen zusammen.

„Ich habe hier zusammen mit der Miko gelebt und gebetet.“ das Mädchen schien den Schock bereits hinter geschluckt zu haben. Doch plötzlich keimte wieder etwas Hoffnung in Ranma auf, wenn die kleine zur toten Priesterin gehörte, wäre es am naheliegendsten wenn auch sie etwas von Akane mitbekommen hatte.

„Du bist hier wegen der jungen Frau, die vor einiger Zeit in unserem Tempel war.“ sie war recht offen für ein Kind ihres Alters und noch dazu den Umständen entsprechend.

„Mach dir keine Sorge, die Miko wusste bereits um ihr Schicksal.“ ein bitterer Unterton war in ihrer Stimme.

„Und nun werde ich mein Schicksal antreten.“ sie deutete auf den Tempel und dessen dass sie die Nachfolge der Priesterin antreten musste.

„Es ist üblich, dass Priester der hiesigen Gebetshäuser keine lange Amtszeiten haben.“

Ranma schluckte seine Übelkeit hinunter, es war ein seltsamer Ort und die Aura die er ausstrahlte, hatte nichts Gutes. Das Mädchen ging durch den Raum und nahm die einzelnen Schriftrollen vom Boden hoch.

„Sie ist auf bestem Weg ein altes, sehr mächtiges Siegel zu brechen.“ Ranma stockte es den Atem. „Was wollte sie hier?“ er konnte sich in aller Welt keine Erklärung geben was Akane an diesem, von Tod geplagten Ort, wollte. Zwar schien es heute nicht der glorreichste Tag zu sein den dieser Tempel je gesehen hatte, schien aber auch schon seine besten Jahre hinter sich zu haben. Moder und Feuchtigkeit lag in der Luft.
 

„Sie ist auf der Suche nach einem sehr alten Gegenstand und scheut keiner Konfrontation.“

Das was er da hörte, klang ganz und gar nicht nach Akane.

„Wir hier im Tempel von Kyushu hatten die Aufgabe die Urnen zu beschützen.“

Ranma zog eine Augenbraue nach oben, es schien ihm alles noch ein großes Rätsel zu sein.

„Sie schien allerdings von etwas geleitet worden zu sein.“ - „Was meinst du damit?“

„Es waren dieselben Schatten, die auch die Miko getötet haben.“ Ranma wurde unwohl zumute, es konnte doch nicht sein, dass Akane das hier angerichtet hatte...

„Erklär mir, was für Urnen und welches Siegel?“ Ranma versuchte seine Gedanken zu ordnen.

„Für dein Herz ist es nicht mehr die Frau die du einst geliebt hast - du wirst lernen müssen sie zu hassen.“

„Erzähl es mir, dann werde ich selbst entscheiden.“ knurrte er und wusste, auf ein kleines Mädchen einen Groll zu hegen war wirklich nicht seine Art, doch etwas in ihm glaubte nicht ganz, dass die kleine so unschuldig war, wie sie vielleicht wirken sollte.

„So weit wie sie bereits gekommen ist, wird es nicht mehr lange dauern. Wir beschützen nun seid vielen Tausend Jahren hier die Urnen der vier Großmächte.“

Sie hielt kurz inne und deutete Ranma an die alten, bereits durch Zeit zerfallenen Steinmauern und deren bereits verblassten Bemalungen. Es schien als haftete außer Blut noch ein Geschichte daran, doch er konnte sich beim besten Willen keine passende Epoche dazu einfallen lassen, die ihm darüber bekannt war oder er damit hätte in Verbindung bringen könnte. Die ganze Situation war sehr Wage und die Konturen der letzten sechs Monate und der letzten paar Stunden, noch gänzlich verschwommen. Ranma bemühte sich einen klaren Kopf zu bewahren und soviel wie möglich in Erfahrung zu bringen damit er seine Suche fortsetzen konnte, er brauchte noch mehr Informationen um an sie heranzukommen. Jedoch stellte sich dieses Unterfangen als schwerer heraus wie es anfangs noch gewirkt hatte.
 

Ungeachtet Ranmas inneren Konflikts Beachtung zu schenken fuhr das Mädchen in seiner Erklärung fort.

„Die Rede ist von den so genannten Urnen, ‚Sonkei - die Ehrerbietung und zwanglose Loyalität‘

‚Tamashi no chikara - die absolute Seelenmacht‘, die beiden Urnen hier stammen aus der frühen Kultur in Japan. Diese waren nach der Herrschaft von Renin verschwunden und nicht mehr in unserer Obhut. Dein Mädchen hatte die übrigen Urnen, die in China beschützt waren, beide in ihrer Obhut.

‚Guangying - Licht und Schatten‘ und ‚Yongsheng - das ewige Leben‘

Wer alle vier dieser Urnen für sich beansprucht und in seiner Gewalt haben sollte, ist im Stande alles auf dieser Welt und alles weitere zu beeinflussen, zu kontrollieren und die normale Realität, so wie wir sie hier kennen, komplett zu verändern.“ ihre monotone Stimme verebbte.

„Also mit anderen Worten, wer im Besitzt alle dieser Gefäße ist-“

„Kann nichts und niemanden mehr aufhalten.“ bestätigte sie Ranmas Vermutung

„Und es scheint, als wäre dieses Mädchen, das du suchst auf seiner Seite.“ stellte das Kind trocken fest, ihr leerer Blick traf auf Ranmas Meeresblaue Augen. Er ballte seine Hände zu Fäusten und knurrte innerlich einige Flüche.

„Nein, das kann ich nicht glauben.“

„Du magst es jetzt vielleicht noch nicht verstehen, doch du kannst sie nicht retten.“ sie nahm die übrigen Scherben vom Boden auf. Ranma kam alles an diesem Ort hier sehr suspekt vor und als das Mädchen ihm den Rücken zuwandte, erkannte er das getrocknete Blut an ihrem Rücken und dem Loch im Kimono, das eindeutig einer tödlichen Verletzung zugrunde liegen musste.

Bevor er aber reagieren konnte, attackierte sie ihm mit einer Energie Kugel, der er nur bedingt ausweichen konnte und ihn einige Meter nach hinten beförderte.

„Du bist hier das einzige Monster.“ kam zwischen zusammengepressten Zähnen von Ranma. Rote Augen waren den leeren gewichen und die Schatten befreiten sich von dem alten Toten Körper, der sie wie eine Puppe achtlos zu Boden fallen lies. Er wischte sich das Blut vom Mundwinkel und richtete sich in Windeseile wieder auf, ging in Kampfstellung und versuchte das Geschöpf vor ihm genauer zu erfassen.

„Dieses kleine Spiel von Gut und Böse, das verstehst du nicht.“

Ranmas Haltung versteifte sich und er spürte das immer stärker werdende Gefühl dieses etwas vor ihm, gnadenlos dem Erdboden gleich zu machen. Gegenüber jeglicher Kreaturen er in der Vergangenheit auch gekämpft hatte, keines dem anderen gleich, wusste er immer und zu jeder Zeit was sein Ziel war, wusste immer es galt nur eines. Mit dem kompletten Unwissen aber, würde ihn dieser Kampf näher an Akane oder nur noch weiter weg bewegen, ging sein innerer Kampf bitter weiter. Ranma straffte seine Muskeln und konzentrierte sich auf den Gegner vor ihm.
 

Seine Entschlossenheit, Wut und Groll der unter seiner Haut brannte, binnen weniger Augenblicke an dem Gegenüber auszulassen verschaffte ihm eine Lebendigkeit die er schon sehr lange nicht mehr verspürte. Es vergingen nur Momente der Stille bevor ein hemmungsloser Schlagabtausch zwischen beiden Fronten ausgetragen wurde.
 

Einige Kilometer weiter östlich hielt eine Person abrupt in ihrer Bewegung inne und weitete ihre Augen. Sie machte kehrt auf ihrem Weg, musste eine andere Priorität vorziehen, etwas was sie ganz und gar nicht mochte, dennoch sie hatte ihre Wahl getroffen und musste nun die Scherben kehren. Die Dringlichkeit ihrer Geschwindigkeit hatte sich sofort gesteigert, als sie merkte dass bereits ein Kampf in Gange war und die Energien aufeinander einschlugen. Einzig ein Zischen war der Frau zu entlocken, ehe sie den Wald hinter sich gelassen hatte in sich die Dunkelheit für ihre schnellen Bewegungen zunutze machte.
 

Ein Aufschrei hallte durch die toten zerfallenen Wände.

Ranma krachte gegen eine Mauer die einen kleinen Krater, etwa die Größe seines Körpers, zurücklies ehe er unsanft zu Boden fiel. Das Vieh hatte mit seinen Krallen eine lange tiefe Wunde in Ranmas Schulter hinterlassen, während er diesem sein halbes Gesicht durch einen Angriff wegätzte. Beide sichtlich außer Atem, ließen einige Sekunden verstreichen um noch mehr Kräfte zu bündeln, bis einem der vernichtende Schlag gelingen sollte. Doch bevor beide erneut ihre Kräfte messen konnten, schoss von oben herab ein Sturm, der beide für einen Moment die Sicht versperrte und diese gezwungen waren voneinander abzulassen.

„Was zur Hölle habt ihr beiden hier vor?“

Beide, sichtlich außer Atem blickten sie unglaubwürdig auf die Gestalt vor ihnen.

Sie war mit einem langen schwarzen Umhang bedeckt, außer einem langen Stab, der sich oben zu einer Sichel erschloss, war nichts Bekanntes an dieser Frau.

„Saruto“ ein zorniger Unterton lies das Monster zurückweichen und es verzog sich in der Dunkelheit.

„Was willst du hier?“ unverblümt blickte die dem jungen Mann vor ihr direkt in die Augen, ging auf ihn zu, bis sie nur noch ein knapper Meter trennte.

„So wie es aussieht, bist du diejenige derer ich einen Kampf schulde“ trocken musterte er die Frau vor ihm und versuchte sie abzuschätzen, was ihm jedoch durch den langen Umhang und dem fremden Gesicht, deutlich schwerer machte. Mittels einer Geste aber, die ihm die tiefe seiner Wunde wieder verdeutlichte, sackte er auf seine Knie zusammen.

„So wie es aussiehst, wirst du hier gegen niemanden mehr kämpfen“ sie hob ihre Sichel und fuhr damit die Konturen seines Gesichts ab.

„Es sei denn, du hegst den Wunsch zu sterben“ sie zog ihren Stab unsanft zurück als sich ihre Augen trafen und sie diese für einen Moment erschaudern ließen.

Trotzig und Stur wie er eben sein konnte, hievte er sich unsanft wieder hoch und überwand zielsicher den letzten Abstand zwischen ihnen beiden.

„Ich suche jemanden“ er strahlte Überlegenheit und seinen alten Stolz aus. Niemals würde er die Hand gegen eine Frau erheben, doch sollte sie sich ihm in den Weg stellen, würde ihr nichts Gutes wiederfahren.

„Ich kenne dich“ ihre Augen verengten sich zu schlitzen ehe sie seinen Namen aussprach.
 

„Ranma“
 

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