Zum Inhalt der Seite

Urisen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 06 / 24

Warnings: ---

Kommentar: --- Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Outing

Jonouchi lehnte an der Hauswand gegenüber von Shizukas Schule und wartete darauf, dass ihr Unterricht für heute endete. Er stand schon eine halbe Stunde hier, die Hände tief in den Taschen seiner Jacke. Diese war für die immer kühler werdenden Temperaturen viel zu dünn, aber in Ermangelung einer Alternative blieb ihm nichts anderes übrig, als sie zu tragen.

Sein letztes Treffen mit seiner kleinen Schwester war nun gut zwei Wochen her und der Bluterguss im Gesicht war nur noch ein schwacher Schatten, der kaum noch auffiel. Shizuka hatte ihn in den vergangenen zwei Wochen mehr als einmal auf dem Handy angeschrieben und ihn gefragt, ob sie sich mal wieder sehen könnten. Das hatte Jonouchi wirklich sehr gefreut. Doch solange der Bluterguss im Gesicht so deutlich zu sehen war hatte er sie vertrösten müssen. Das Letzte, was er wollte, war, dass sie sich Sorgen um ihn machte.

Die Schulglocke läutete und riss Jonouchi aus seinen Gedanken. Er stieß sich von der Hauswand ab und überquerte die Straße. Da er die meisten Mittelschüler überragte hatte er einen guten Überblick. Schließlich erblickte er eine pechschwarze Mähne, die er vom letzten Mal noch kannte. Daneben sah er die braunen Haare seiner Schwester. Also bahnte er sich einen Weg durch die Menge und legte - wie beim letzten Mal - seine Hände über die Augen seiner Schwester.

"Na, wer bin ich?", flüsterte er ihr erneut zu und sie quietschte freudig, während sie ihm um den Hals fiel. Das ließ ihn kurz keuchen, denn sein Vater war vor ein paar Tagen wieder der Meinung gewesen, dass er ihm etwas Disziplin einprügeln müsse. Daher hatte er einen ziemlichen Bluterguss unterhalb seines linken Schulterblatts.

"Katsuya...", quietschte sie und Mokuba musste lächeln.

"Na, Schwesterchen... geht es dir gut?", fragte er sanft und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr.

"Klar, ich geh jeder Erkältung aus dem Weg", meinte sie strahlend.

"Das ist gut", meinte Jonouchi liebevoll. "Hat mein Schwesterchen Lust mit mir einen Tee trinken zu gehen?"

"Klar", meinte sie freudig. Nie hätte sie eine Einladung ihres Bruders abgelehnt. Dazu liebte und vermisste sie ihn viel zu sehr.

"Möchtest du mitkommen, Mokuba?", fragte Jonouchi wieder höflich Shizukas Freund. Doch ehe der Schwarzhaarige antworten konnte, hörte Jonouchi eine Stimme, die er kannte, und die nach Mokuba rief. Dieser begann auf einmal zu strahlen und zur Bordsteinkante zu laufen, an der eine Oberklassenlimousine gestoppt hatte und Kaiba ausgestiegen war.

"Ni-sama", rief Mokuba, ehe er Jonouchis Klassenkamerad um den Hals fiel. Irritiert beobachtete der Blonde dieses Schauspiel und verstand erst nicht genau, was er da sah. Dann verstand er, dass Mokuba scheinbar Kaibas jüngerer Bruder war. Auch Kaiba sah ihn überrascht an.

Ehe Jonouchi etwas sagen konnte spürte er, wie eine Hand sich schmerzhaft um seine Schulter legte und ihn herum riss.

"WAS GEHT HIER VOR?", schrie ihn seine Mutter an. Mit ihr hatte der Blonde nicht gerechnet und stolperte einen Schritt zurück, doch sie zerrte ihn nur wieder zu sich. "HAB ICH MICH NICHT DEUTLICH AUSGEDRÜCKT?"

"Mama, bitte... nicht so laut", versuchte Shizuka sie zu beschwichtigen. Doch ihre Mutter hatte sich ganz auf ihren Sohn fixiert.

"WIE OFT NOCH, KATSUYA? DU SOLLST MEINE TOCHTER IN RUHE LASSEN", keifte sie weiter und zog damit noch mehr Aufmerksamkeit von den Mittelschülern auf sie, die stehen blieben und verwirrt zu den drei starrten.

"Maaa-maaa, bitte. Lass uns wo anders hingehen", flehte Shizuka regelrecht. Sofort richtete sich der strenge Blick ihrer Mutter auf sie.

"Wenn du nicht in Verlegenheit gebracht werden willst, Shizuka, dann musst du dich nur an die Regeln halten", schalt ihre Mutter sie und Shizuka zog ihren Kopf etwas ein.

"Lass sie in Ruhe", kam es jetzt von Jonouchi. "Sie kann nichts dafür, ich hab sie überrascht."

Daraufhin fing er sich eine Backpfeife von seiner Mutter ein, woraufhin er noch einmal einen Schritt nach hinten taumelte und sich die Wange, die gerade verheilt war, mit der Hand hielt. Dieses Mal hatte seine Mutter ihn los gelassen. Sie zeigte drohend mit dem Finger auf ihn.

"Ich hab versucht Geduld mit dir zu haben, aber wenn es nicht anders geht, kann ich auch eine Abstandsverfügung erwirken und solltest du die ebenfalls ignorieren, fährst du in den Jugendknast ein", drohte sie ihm. Er sah sie verzweifelt an.

"Was hab ich denn getan, dass du mich so behandelst?", keifte er schließlich zurück. "Ich bin immerhin dein Sohn."

Ein weiteres lautes Klatschen hallte über die umstehenden Personen.

"Wag dich nicht, dass noch einmal zu behaupten, du missratener...", zischte sie ihm zu.

"Aber er hat doch Recht", wandte nun Shizuka kämpferisch ein. "Und er ist mein Bruder und ich WILL ihn sehen."

"Shizuka, du hast ja keine Ahnung...", meinte die Mutter beschwichtigend zu Shizuka.

"Dann sag es mir doch endlich", zischte die junge Frau ihre Mutter an. "Was... Was hat Katsuya so schlimmes gemacht, dass du ihn seit drei Jahren meidest und mir den Kontakt verbietest?"

Die Mutter sah Jonouchi an, der sie mit großen Augen anblickte.

"Soll ich es ihr sagen, Katsuya?", fragte sie ihn scharf.

"B... Bitte, nicht hier", kam es gebrochen von dem Blonden.

"Warum denn nicht?", zischte seine Mutter überlegen. "Du willst also wissen, was so schlimm ist, Fräulein? Dein Bruder ist eine Abartigkeit, deren Einfluss ich von dir fern halten möchte. Ich mach das nicht, um dich zu ärgern oder zu quälen, sondern weil ich mir Sorgen mache und ich nicht möchte, dass seine Verderbnis auf dich übergreift."

"Mama... bitte...", kam es noch einmal flehend und mit Tränen in der Stimme von Jonouchi. Shizuka blickte zu ihm und dann zu ihrer Mutter. Sie verstand nicht, was ihre Mutter ihr damit sagen wollte.

"Dein Bruder teilte mir vor drei Jahren mit, dass er homosexuell ist. Er ist ein warmer Bruder, eine Schwuchtel, eine widernatürliche Missgeburt", führte sie in aller Schärfe und Deutlichkeit aus und versuchte ihn regelrecht mit ihrem Blick zu erdolchen. Der Blonde hatte jegliche Farbe im Gesicht verloren, wodurch die Rötung durch die Backpfeife noch deutlicher hervortrat und auch der Schatten des fast verheilten Bluterguss sich abhob. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Shizuka sah ihre Mutter schockiert an. Dann wandte sich die Frau von Jonouchi ab, packte ihre Tochter am Oberarm und zog sie mit sich fort.

Die umstehenden Mittelschüler begannen langsam ihren Weg um ihn herum fortzusetzen. Sie musterten ihn alle ebenfalls erschrocken, schockiert, teils verwirrt. Jonouchi wollte sich umdrehen und in die andere Richtung weggehen, als sein Blick wieder auf Kaiba und seinem jüngeren Bruder fiel, die ihn ebenfalls total geschockt ansahen.

"Was glotzt ihr denn so", zischte Jonouchi wütend, aber so leise, dass die beiden es unmöglich hatten hören können. Dann stapfte er davon.
 

.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shijin
2020-12-08T20:25:42+00:00 08.12.2020 21:25
Seto: Nette Mutter... *hust*
Teufelchen: Also ich bin ja eher auf deine Reaktion gespannt.
Shijin: Und die von Moki, wenn ihr zusammen seid.
Mac: Du meinst, das wird passieren?
Shijin/Romantiker: Das ist ein Adventskalender! Der geht nur mit Happy End!
Antwort von:  MAC01
08.12.2020 22:40
Hi Shijin,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Mac: *lacht diabolisch* Denkt ihr das wirklich? XD

Bis zum nächsten Türchen :3
Von:  -Pharao-Atemu-
2020-12-07T05:09:32+00:00 07.12.2020 06:09
So eine Mutter braucht man, sie muss unbedingt her.
Nicht.
Antwort von:  MAC01
07.12.2020 08:38
Hu hu -Pharao-Atemu-,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Jop. :|

Bis zum nächsten Türchen :3
Von:  Neko20
2020-12-06T09:58:45+00:00 06.12.2020 10:58
Armer Katsuya!!!!
So ein elendes, erbärmliches Verhalten dieser Frau. Wie kann sie es wagen?????
Dann auch noch so, dass es so viele mitbekommen? Was hat die Frau im ihrem Körper statt einem Herz, Stein, Holz oder gar nichts?
Was für ihn wahrscheinlich auch schwer ist, wird die Tatsache sein, dass ausgerechnet Seto es mitbekommen hat. Das verunsichert ihn bestimmt extrem. Jetzt weiß er noch mehr über ihn.
Hatte schon befürchtet, dass Katsuya deswegen von seiner Mutter so gehasst wird. Hoffentlich bedeutet das jetzt nicht noch mehr Stress mit seinem Vater.
Du lässt Katsuya echt ganz schön leiden. Die Spannung steigt immer weiter.
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich auf das nächste Türchen.
Wünsche dir einen schönen 2. Advent.
LG Neko20
Antwort von:  MAC01
06.12.2020 11:01
Hu hu Neko20,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ich fürchte... unser Katsuya ist noch nicht durch mit leiden :( Dieses Jahr kriegt er eine voll Packung... ((O_O)). Der Tiefpunkt wird erst noch kommen...

Bis zum nächsten Türchen und wundervollen 2. Advent :3
Antwort von:  Neko20
06.12.2020 11:11
Gut das der Tiefpunkt noch kommt, es sind ja auch noch viele Türchen übrig und vielleicht bekommt er am Tiefpunkt ungeahnte Hilfe? Ich bin gespannt, was du dir noch für uns ausgedacht hast und jeden Tag erfährt man etwas mehr.
Von:  Alistor
2020-12-06T09:48:51+00:00 06.12.2020 10:48
Oh Shit
Mies, so von seiner Mutter behandelt zu werden
Nur weil er schwul ist...
ja die Japaner sind da nicht so offen dafür, aber deswegen ist man nicht abartig
In aller Öffentlichkeit wird er von ihr erniedrigt
Aber so wie ich Shizuka einschätze hält sie trotzdem zu ihrem Bruder
Was Kaiba dazu sagen wird?
Ich freue mich schon auf morgen
Antwort von:  MAC01
06.12.2020 10:58
Hey ho Alistor,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ja, das ist tatsächlich immer noch so in Japan ein Problem. Homosexuelle haben in Japan teilweise wirklich arg zu kämpfen, wenn sie offen schwul sind. Das fängt mit dem Gesichtsverlust der Eltern vor der Nachbarschaft an, was oft zu Intolleranz innerhalb der Familie führen kann, und geht dann bis zu den Problemen bei der Wohnungssuche und am Arbeitsplatz weiter.

Bis zum nächsten Türchen :3


Zurück