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Amnesie

Wo ist Katsuya?
von
Koautor:  MAC01

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Eine Bitte

Kapitel 19 - Eine Bitte
 

Nur langsam lichtete sich der Nebel um Seto herum und wich der salzigen Seeluft. Er konnte Möwen kreischen hören, obwohl es draußen gerade erst begann hell zu werden. Wahrscheinlich fuhren die ersten Fischer wieder in den Hafen und die Vögel versprachen sich einige Fischabfälle als Frühstück.

Langsam fuhr er sich mit der Hand durch das braune Haar und stellte einmal mehr fest, dass Bier okay war, Sake nicht. Er war eher Sekt oder Champagner, gelegentlich einen guten Wein gewöhnt. Aber Sake zog ihm jedes Mal den Boden unter den Füßen weg. Langsam dreht er sich auf die Seite und musste lächeln, als er das blonde Haar seines Gastgebers sah.

Dieser lag mit einem zweiten Futon neben ihm auf dem Boden. Am Anfang, als Seto die ersten Male hier genächtigt hatte, hatte er auf einem Futon geschlafen, während Tarō im Bett schlief. Eigentlich hatte Tarō ihm wiederholt das Bett angeboten und wollte selbst den Futon nutzen. Beim vierten oder fünften Mal hatte Tarō dann mit einem zweiten Futon aufgewartet.

Seto würde sich darüber nicht beschweren. Für ihn gab es keine besseren Morgen, als neben Tarōs aufzuwachen. Ihm fiel auf, was für lange Wimpern der Blonde hatte und wie fein geschwungen seine wilden Augenbrauen waren. In den ersten Wochen hatte Seto beobachtet, das Tarō hin und wieder Albträume hatte. Wenn der Blonde aufschreckte griff er immer nach einem Skizzenblock neben dem Bett und begann fast manisch zu zeichnen. Dann war er kaum ansprechbar. Doch diese hatten sich - vor allem durch die intensive Arbeit mit Doktor Reijirou - allmählich gelegt. Der letzte Albtraum, den er mitbekommen hatte, war schon eine Weile her.

Vorsichtig schob Seto seine Hand unter der Decke seines Futons hervor und in Richtung des blonden Haares. Vorsicht berührte er es und stellte fest, dass es genauso weich wie früher war. Tarō war Jonouchi so ähnlich und doch... gab es deutliche Unterschiede. Es waren zwei eigenständige Personen und Charakteren und doch... waren sie sich in vielen Dingen unheimlich gleich.

War es da verwunderlich, dass er auch für Tarō Gefühle entwickelt hatte? Er hielt kurz inne, als die Frage durch seine Gedanken ging. Tatsächlich - wurde ihm in diesem Moment bewusst - hatte er tiefe Gefühle für Tarō entwickelt. Er würde sogar so weit gehen zu sagen, dass er ihn mittlerweile genauso sehr liebte, wie damals Jonouchi.
 

Eine Bewegung riss Seto aus seinen frühmorgendlichen Gedanken, wobei frühmorgendlich vielleicht nicht ganz auf die Uhrzeit zutraf, immerhin war es bereits kurz vor acht Uhr. Die Augen des Blonden öffneten sich langsam und er sah ihn mit seinen bernsteinfarbenden Juwelen an. Der Blonde begann zu lächeln, als er ihn erkannte.

"Guten Morgen", wisperte der Blonde.

"Guten Morgen", erwiderte Seto lächelnd. "Hast du gut geschlafen?"

"Hm... ja", antwortete Tarō. "Und du?"

"Ich schlaf bei dir immer gut", erwiderte Seto und klatschte sich mental gegen die Stirn.

"Freut mich...", lächelte Tarō etwas breiter.

"Danke, dass du die Futons angeschafft hast", meinte Seto schließlich.

"Dafür musst du mir nicht danken. Man sollte immer auf Gäste vorbereitet sein", meinte Tarō. "Vor allem, wenn sie für dich kochen und du dich mit ihnen so köstlich unterhalten kannst, wie ich mit dir."

Setos Herz machte einen kleinen Hüpfer. Dennoch entschied sich den Brünetten nicht mit den eigenen Gefühlen für ihn zu überfallen. Dafür wollte er einen ruhigen und passenden Moment abpassen.

"Wie läuft es denn mit deinem Bruder?", fragte Tarō auf einmal. Setos Lächeln milderte sich etwas ab.

"Er... ist sauer", antwortete Seto.

"Immer noch?", fragte Tarō.

"Na ja, er ist erleichtert, dass er falsch lag. Aber er fand wohl die Aktion, wie wir es ihm und den anderen gesagt haben, nicht so gut", erklärte Seto. "Er war genauso wenig begeistert, wie von der Tatsache, dass wir dich schon im Frühjahr gefunden haben und erst jetzt, im Herbst, was gesagt haben. Aber er wird es schon noch verstehen, dass alles seine Zeit braucht."

"Soll ich mal mit ihm reden?", fragte Tarō nach. "Er hat mich bei dem Abendessen nicht links liegen gelassen, wie er es bei dir getan hat. Ich könnte ihm erklären, dass ihr drei nur meinem Wunsch entsprochen habt und gar nichts dafür konntet."

"Ich denke nicht, dass das was ändern wird", kam es bedauernd von Seto. "Er... scheint auf mich böse sein zu wollen und ich werd ihm seinen Willen lassen."

"Aber du leidest darunter, dass er dich schneidet", merkte Tarō besorgt an.

"Nun ja... wir haben schließlich nur uns gehabt und ich war immer sein Beschützer", begann Seto zu erzählen. "Bis zu unserer Adoption. Unser... Adoptivvater war sehr streng und hatte hohe Ansprüche, die ich zu erfüllen hatte. Er hat mich meinem Bruder immer mehr entfremdet. Ich war zuweilen sogar ziemlich grausam und kaltherzig zu meinem Bruder. Bis Mutou kam. Ich kann es mir auch nicht erklären... aber irgendwie hat er mich zum Umdenken gebracht. Ab da war ich wieder Mokis Beschützer und eigentlich lief alles wieder gut zwischen uns."

"Wann hat sich das geändert?", fragte Tarō.

"Ich würde sagen, als die ersten von Jonouchis Freunden akzeptierten, dass sein Schicksal ungewiss bleiben würde und ihr Leben weitergelebt haben", antwortete der Brünette ehrlich.

"Das verstehe ich nicht", gestand Tarō.

"Mokuba hat es ihnen gleich getan und versuchte mich davon zu überzeugen die Suche endlich aufzugeben und auch zu akzeptieren, dass wir Jonouchi nie wieder zurück bekommen werden", meinte er ruhig und studierte dabei genau Tarōs Gesicht und dessen Mimik.

"Euer Zerwürfnis ist wegen Jonouchis Verschwinden entstanden?", fragte der Blonde erschrocken nach. "Warum hast du so sehr an ihm festgehalten? Ich mein, aus allem was mir erzählt wurde, geht hervor, dass ihr nicht befreundet wart. Also... warum hast du dein Verhältnis zu deinem Bruder diesem Menschen geopfert?"

"Weil ich ihn geliebt habe", antwortete Seto ruhig, noch ehe er sich bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte. Tarōs Augen weiteten sich geschockt.

"Du... hast ihn geliebt?", wiederholte der Blonde im Schock.

"Ja, hab ich", bestätigte Seto seine Aussage noch einmal. "Aber das hab ich ihm nie gesagt. Ich konnte nicht ertragen, dass ich niemals die Möglichkeit haben würde, es ihm zu gestehen. Also hab ich mich an jeden Grashalm geklammert, der sich mir bot."

"Bedauerst du, wie alles gelaufen ist?", fragte Tarō nach einem langen Moment, in dem er Setos Worte auf sich wirken gelassen hatte.

"Ich bedaure, dass ich es ihm nicht gesagt habe, als ich noch die Chance gehabt habe", meinte Seto mit einer seltsamen Traurigkeit in der Stimme, die er selbst nicht ganz einordnen konnte. Tatsächlich hatten sich seine Gefühle für Jonouchi verändert. Sie trieben ihn nicht länger um, wie all die Jahre, in der die Ungewissheit an ihm genagt hatte. "Aber damals konnte ich das noch nicht."

"Warum nicht?", fragte Tarō interessiert nach.

"Weil... mein Adoptivvater aus seinem Grab heraus noch Macht über mich ausgeübt hat", erklärte Seto. Tarō verstand nicht genau, was Seto meinte. "Er... war ein herrischer, cholerischer Mann und alles was ihm an mir nicht gefiel hat er... weggeprügelt."

Tarōs Augenbraue zog sich erschrocken hoch.

"Er hat dich misshandelt?", fragte der Blonde nach. Seto nickte.

"Aus seiner Sicht war jedes Bekenntnis zu Gefühlen, egal welcher Art, eine Schwäche und in der Geschäftswelt durfte man sich keine Schwächen leisten", erzählte Seto ruhig weiter. "Nach seinem Tod übernahm ich die Firma und wandelte sie um. Der Aufsichtsrat saß mir ständig im Nacken. Dazu noch das Jugendamt wegen der Vormundschaft für Mokuba. Ich durfte nicht zulassen, dass er erneut ins Heim kommen würde."

"Da hat 'ne Menge auf dir gelastet", kam es bedauernd von dem Blonden, der Seto eine Strähne hinters Ohr strich und erst am Ende realisierte, was er da tat. Er zog seine Hand von dem Brünetten weg. "Sorry."

"Dir muss nichts leidtun", meinte Seto und lächelte wieder zaghaft. Tarō blickte ihn erstaunt an. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Für einen Moment überlegte er, ob er sich einfach zu Seto rüber beugen und ihn küssen sollte, doch dann... verwarf er diese Eingebung wieder.

"Ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen, Tarō", gestand Seto plötzlich. Überraschung legte sich über das Gesicht des Blonden.

"Mehr... Zeit?", stammelte er zurück. Seto nickte.

"Ich komm dich gern besuchen, aber ich würde dich auch gerne unter der Woche sehen", erklärte Seto.

"Ich fürchte, dass wird nicht so einfach umzusetzen sein. Die Strecke nach Domino City kostet hin zwei Stunden und zurück noch einmal so viel, wenn der Verkehr gut fließt", erklärte Tarō traurig.

"Mit der Fähre würde der Weg nur zwanzig Minuten Zeit in Anspruch nehmen und sie fährt bis zu einer gewissen Uhrzeit stündlich hin und her", merkte Seto an. In Tarōs Magen zog sich etwas zusammen, als er an die Fähre dachte.

"Ich... kann... ich kann nicht mit der Fähre fahren", gestand Tarō leise. "Jedes Mal bekomm ich Schweißausbrüche, bevor ich sie betrete und sehe die schlimmsten Unglücke, die eintreten könnten. Und auf hoher See wird mir sofort schlecht."

"Das kommt von deinem Unfall?", fragte Seto behutsam und Tarō nickte sofort.

"Dann... zieh doch wieder zurück nach Domino City", schlug Seto plötzlich vor und traf Tarō völlig unvorbereitet. "DC ist viel größer, als dieser Ort. Man bekommt dort alles zu jeder Zeit."

"Aber... meine Arbeit ist hier. Ich müsste täglich vier Stunden pendeln", merkte Tarō leise an. "Und... mit meinem Gehalt komm ich hier gut zurecht, in Domino ist alles doch sehr viel teurer... die Mieten, die Lebenshaltungskosten,... ich weiß nicht, ob ich mir das leisten kann."

"Und wenn du dir in DC einen Job suchst? Oder mach deine eigene Werkstatt auf", schlug der junge Geschäftsmann weiter vor.

"Eine eigene Werkstatt? Und woher nehm ich das Kapital, um mir eine Werkstatt zu mieten, Gerätschaften und Materialien für die Arbeit anzuschaffen, jemand einzustellen?", fragte Tarō.

"Ich könnte dir hel...", wollte Seto vorschlagen, als Tarō sofort den Kopf schüttelte.

"Nein, auf keinen Fall", kam es energisch von dem Blonden. "Man sollte Freundschaft nie mit Geld belasten."

Seto musste mehr lächeln und hob seine Hände, als Zeichen, das er sich ergab. Dann rollte er sich wieder auf den Rücken und blickte zur Decke der kleinen Wohnung. Er wollte nicht aufstehen. Denn das hätte bedeutet, dass er sich irgendwann wieder auf den Rückweg nach Domino City machen müsste und das wollte er nicht. Nicht ohne Tarō.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Shijin
2020-12-22T14:45:39+00:00 22.12.2020 15:45
Joey: Umziehen?
Shijin/Teufelchen/Romantiker: Jaaaaa!
Antwort von:  Onlyknow3
22.12.2020 19:06
Das war klar das dir das gefällt. Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Amy-Lee
2020-12-19T21:31:10+00:00 19.12.2020 22:31
Hi, es war toll.

Schön das sich die Zwei annähern und Seto, für beide Gefühle hat, so wird sich auch Taro sicher fühlen.
Schlimm was Setos und Mokubas Adoptivvater mit den beiden, allen voran Seto gemacht hat,
kein wunder das Er keine Frau hatte, wer will schon so einen Mann, denke ich mal.
Er hat es gesagt, Er hat Katsuya geliebt und bereut das Er es seinem Schwarm nicht gesagt hat,
aber gut ich denke, Er wird es auch Ihm noch mal sagen können.

Hoffentlich kann Er sich mit Mokuba aussprechen, obwohl ich den Jüngeren einfach nicht verstehen kann,
denn was hätte Seto den tun sollen, hätte Mokuba ihn denn geglaubt, wenn dieser gesagt hätte,
Er habe Katsuya gefunden? Ich denke nicht .
Aber so ist es nun mal, Mokuba will wütend auf Seto sein, wenn es nicht das gewesen wäre,
hätte Er einen anderen Grund gefunden.
Es geht viel mehr darum das Seto Katsuya nie gesagt hat das Er ihn Liebt und Gemein zu Ihm war, oder?

Das mit dem Umziehen und eine eigene Werkstatt ist nicht schlecht, aber dafür braucht Er Geld und
das will Er wenn schon denn schon selbst zusammen sparen, sonst würde Taro immer denken,
Er hätte Schulden bei Seto auch wenn dieser Liebend gerne auf diese Rückzahlung verzichten wird,
da bin ich mir sicher, Er will Taro einfach nur in seiner Nähe haben.

Bin gespannt wie es weiter geht.
Bye
Antwort von:  Onlyknow3
20.12.2020 08:06
Da hast du recht mit allem was du in deinem Kommi erwähnt hast, da stimme ich dir zu. Vergiss dabei aber nicht, das Mokuba wenn auch keine Prügel, so doch mehr oder weniger die selber Erziehung genossen hat unter Gozabouro Kaiba wie Seto. Von daher schenken sie sich nichts, und geben in ihrere Sturheit nicht nach. In dem Fall eben Mokuba gegen Seto. Danke auch dir für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Neko20
2020-12-19T18:22:52+00:00 19.12.2020 19:22
Schön die beiden Nähten sich an.
Tarp/Katsuya ist für Seto so wichtig, dass er Gefühle für ihn hat. Was mir daran am meisten gefällt, ist die Tatsache das er diese sowohl für Katsuya als auch für Taro hat. Taro scheint es ähnlich zu gehen, immerhin hat er überlegt Seto zu küssen. Auch wenn er sich niemals an sein Leben als Katsuya erinnern sollte, könnte eine Beziehung so möglich sein.
Toll das Seto ihn darum bittet wieder zurück zu ziehen, damit sie mehr Zeit miteinander verbringen können. Mal sehen, ob er dieser Bitte entsprechen wird. Die Idee mit der eigenen Werkstatt ist gut, aber verständlich das er Setos finanzielle Hilfe dafür nicht annehmen möchte.
Bin sehr gespannt wie es weitergeht und freue mich auf das nächste Türchen.
LG Neko20
Antwort von:  Onlyknow3
20.12.2020 07:56
Das ist auch wieder so sehr Teil von seinem früheren ich, das springt einem wohl direkt so ins Augen schön das es bei euch auch so ankommt. Danke auch für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Alistor
2020-12-19T18:15:29+00:00 19.12.2020 19:15
Ihr Mokuba ist immer noch sauer
Es dauert bestimmt noch etwas, bis sie sich wieder annähern
Genau wie Katsuya, reagiert Taro. Wir werden sehen, wie er sich entscheidet

Verständlich dass Seto sich auch in ihn verliebt hat
Bin gespannt, wie sich das noch entwickelt
Antwort von:  Onlyknow3
20.12.2020 07:52
Es kommen nur noch fünf Türchen, damit sind es auch nur noch fünf Tage.
Was das zwischen den beiden noch gibt? Abwarten und weiter lesen.
Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01


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