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Vermissen

Eine kleine Geschichte zur Weihnachtszeit
von

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Vermissen
 

~ Ich schlaf am besten neben Dir ~
 

Das Bett neben mir war leer. Wie bereits seit Tagen. Seufzend fuhr ich mit der Hand über das weiche Kissen, strich den Bezug glatt, wie bestimmt schon zum fünften Mal in dieser Nacht. Ich konnte nicht anders. Dabei war ich müde – wirklich müde. Meine Augen brannten, mein Körper war erschöpft und dennoch kam ich einfach nicht zur Ruhe. Ich war mittlerweile von mir selbst genervt.

Frustriert zerrte ich die Decke höher, vergrub mich unter den weichen Daunen und versuchte die wehmütigen Gedanken, die mich seit Tagen wach hielten, zu verdrängen.

Er raubte mir wieder einmal den Schlaf und das, obwohl er nicht einmal hier war.

Mit schweren Lidern starrte ich ins Halbdunkel, auf den Platz neben mir, von dem er mich schon so viele Male morgens mit seinem sanften Lächeln begrüßt hatte.

Ach Mann, er war doch nur ein paar Tage bei seinen Eltern und dennoch vermisste ich ihn derart, dass ich an nichts anderes denken konnte, als ihn endlich wieder hier bei mir zu haben.

Warum hatte ich nicht mitfahren können?
 

~ Wenn Du nicht da bist, zähl ich Schafe

Und ich wünschte, Du wärst hier

Weil ich dann so gut schlafe. ~
 

Ich drückte das Gesicht in sein Kissen und atmete tief ein. Ein Hauch seines Duftes lag noch immer darin – nur ganz leicht, aber ausreichend um mir ein versonnenes Schmunzeln auf die Lippen zu zaubern. Auch wenn das Original eindeutig besser und durch nichts zu ersetzen war.

Schnaubend drehte ich den Kopf Richtung Fenster, blickte durch die offenen Vorhänge auf den schwarzen Nachthimmel. Wenn er jetzt meine Gedanken hören könnte, würde er vermutlich lachen. Nach außen hin amüsiert ihn so etwas immer ein wenig, Worte wie Schleimer fielen dabei nicht selten. Gleichzeitig wusste ich, dass er es genoss, aber nie offen zugeben würde. Doch die funkelnden Augen und das versteckte Lächeln, das stets folgte, waren Beweis genug. Auch er war nicht frei von Zweifel und Zuspruch tat eben gut.

„Ach, Zero.“

Wie von selbst erschien sein schmunzelndes Gesicht vor meinem geistigen Auge und ich kam nicht umhin, aufzuseufzen.

Wie schaffte es ein einzelner Mensch, mich auch nach den ganzen Jahren immer noch so in seinen Bann zu ziehen?

Aber nur noch ein Tag – dann wäre er wieder da.
 

~ Wenn Du nicht da bist, lieg ich wach

Und kann nichts tun als Dich vermissen

Und ich wünsch mir tausendfach

Du lägst auf meinem Kissen. ~
 

Ich spürte, wie das Bett hinter mir leicht nachgab und gleich darauf ein weicher Körper wenig elegant über mich hinweg trampelte, ehe er sich schnurrend an meine Seite schmiegte. Ein Grinsen huschte über meine Züge, während ich mit den Fingern durch das weiche Fell fuhr. Sobald Zero einmal nicht da war, beanspruchte Nyoko ihren alten Schlafplatz im Bett wieder für sich. Nachdem er sie vor Jahren gleich am Anfang unserer Beziehung jede Nacht freundlich hinaus kommandiert hatte – was ich niemals gewagt hätte – traute sie sich nur an Tagen wie diesen zurück. Sonst war sie recht folgsam, was ihren zugewiesenen Schlafplatz anging. Bis heute überraschte es mich, dass sie Zero, trotz des Rausschmisses und der neuen Rangordnung im Schlafzimmer, noch leiden konnte und ihm nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Augen auskratzte.
 

~ Es ist schon wieder so spät

Und ich bin viel zu aufgedreht. ~
 

Seufzend starrte ich aus dem Fenster, strich dabei gedankenverloren durch Nyokos samtenes Fell. Ihr gleichmäßiges Schnurren hatte eine ungemein besänftigende Wirkung. So schaffte ich es sogar für einige Minuten meine Gedanken ruhen zu lassen, mich nur auf das kleine Fellknäuel neben mir und den Regen zu konzentrieren, der leise auf die Fensterscheibe traf.

Schade. Schnee hätte besser gepasst. Wobei der Wunsch nach Schnee zu Weihnachten eigentlich hoffnungslos war, jedenfalls in Tokio. Dennoch hatte ein kleiner Teil in mir diese Vorstellung nie ganz aufgeben wollen und damit stand ich sicherlich nicht alleine. Weiße Weihnachten – das ewige Ideal.
 

Allmählich wurden meine Lider immer schwerer, doch die innere Aufgekratztheit, die mich seit Stunden wach hielt, verhinderte weiterhin, dass ich zur Ruhe kam. Es war zum Verrücktwerden. Wie ein eingesperrter Tiger war ich in den letzten Nächten stundenlang durch die Wohnung gestreift, hatte Bücher, Deko und DVDs zum hundertsten Mal anders angeordnet. Sogar der Weihnachtsbaum hatte dran glauben müssen. Mittlerweile hatte ich ihn viermal umdekoriert, nur um mich abzulenken. Außerdem wollte ich, dass der Baum Zero gefiel. Seit Jahren war es das erste Mal, dass diese Arbeit allein mir zufiel und umso nervöser machte es mich. Was, wenn die roten Kugeln und der Engel zu viel waren? Und die Lichterketten?

Ach Mann.

Murrend drehte ich mich auf die andere Seite, das protestierende Miauen ignorierend.

Warum machte ich mir eigentlich so einen Kopf drum? Zero war diesbezüglich bisher immer sehr gelassen gewesen, aber dennoch – Ich wollte, dass alles perfekt war, wenn er heimkam. Nun ja. Morgen würde ich es wissen.

Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, während sich in meinem Bauch dieses wohlig warme Ziehen breit machte.

Morgen.

Mit diesem Gedanken und einem vorfreudigen Lächeln schlief ich irgendwann ein.
 

*
 

Ungeduldig schaute ich auf meine Armbanduhr, während die alte Frau vor mir in Zeitlupe ihre Einkäufe in die Tasche packte. Es war nicht so, dass ich gestresst war – nein, ganz bestimmt nicht – aber ich hatte nur noch anderthalb Stunden, bis ich am Bahnhof sein wollte, um Zero in Empfang zu nehmen. Und bis dahin musste ich wieder zu Hause sein und zusätzlich noch die halbe Katastrophe in der Küche beseitigen, die das Ergebnis meines morgendlichen Backversuchs gewesen war. Ich hätte es eigentlich schon vorher wissen müssen. Beim Thema Backen war ich eine komplette Niete, egal, wie oft ich es probierte. Als würden sich die Zutaten bewusst gegen mich wehren. Nach dem dritten Versuch hatte ich es schließlich aufgegeben.

Betrübt starrte ich nun auf die beiden Kekspackungen in meiner Hand. Sie fühlten sich verdammt falsch an und waren dennoch das Einzige gewesen, was ich auf die Schnelle als Ersatzknabberei besorgen konnte. Zero würde es mir hoffentlich verzeihen, dass es von mir auch dieses Jahr nichts Selbstgebackenes geben würde. Dafür könnte ich ihm morgen etwas kochen, wenigstens darin war ich gut.
 

Die Oma vor mir hatte es endlich geschafft und so konnte ich der Verkäuferin mit gezwungener Ruhe das Geld in die Hand drücken und im Laufschritt den Weg nach Hause antreten.
 

*
 

Leise Musik wehte mir entgegen, als ich den Schlüssel im Schloss drehte und die Wohnungstür aufstieß. Ich erstarrte mitten im Schritt und blickte verwundert auf das Paar Schuhe im Eingangsbereich und die schmale Reisetasche, die daneben stand.

Zero?

Wie in Trance zog ich meine Jacke und Stiefel aus, stellte den Einkauf beiseite, ehe ich ganz langsam den Klängen bis ins Wohnzimmer folgte. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus, nur um unmittelbar darauf in doppelter Geschwindigkeit weiterzuarbeiten. Bewegungsunfähig blieb ich im Durchgang stehen, kam nicht umhin die schlanke Gestalt zu beobachten, die mit dem Rücken zu mir stand.

Er war da. Endlich.

Ich musste mich regelrecht dazu zwingen, nicht sofort auf ihn zu zustürmen, um ihn in meine Arme zu schließen. Noch hatte er mich nicht bemerkt. Im sanften Licht des Weihnachtsbaumes bewegte er sich leicht zu einem langsamen Lied aus dem Radio, während Nyoko schnurrend um seine Beine schlich. Ich konnte zwar sein Gesicht nicht sehen, aber ich war mir sicher, ein sanftes Lächeln darauf zu entdecken, sollte er sich herumdrehen. Die dunklen Haare wirkten etwas zerzaust, als hätte er gerade erst die Mütze abgenommen. Ich liebte diesen natürlichen Look an ihm, jedes Mal hatte ich das Bedürfnis mit den Fingern durch die sanften Wellen zu fahren, sie noch ein wenig mehr in Unordnung zu bringen. Beinahe hätte ich aufgeseufzt, doch kein Ton kam über meine Lippen. So wie er sich bewegte, für sich allein tanzte, raubte er mir schier den Atem. Wieder mal mutierte ich zu einem verliebten Narr, aber der war ich gerne, denn alleine seine Anwesenheit machte alles besser.

Mein Zero.

Stumm beobachtete ich ihn noch einige Sekunden lang, bis ich es nicht mehr aushielt. Leise trat ich hinter ihn und schlang die Arme um seinen schmalen Körper. Ich konnte nicht anders, ich musste einfach spüren, dass er hier war – hier bei mir. Das Gesicht in seiner Halsbeuge vergrabend, atmete ich tief ein. Ja, nichts kam an das Original ran. Augenblicklich machte sich in meinem Körper dieses allzu bekannte Prickeln breit, während ich ihn noch näher an mich zog. Vermutlich konnte er mein rasendes Herz in seinem Rücken spüren, kein Blatt passte mehr zwischen uns.

So standen wir eine halbe Ewigkeit, bewegten uns zusammen zur Musik, ohne sie richtig zu hören, und genossen die Nähe des jeweils Anderen. Die Welt stand für uns still, die Eindrücke verschwammen.

Erst eine kühle Hand, die hauchzart über meinen Arm streichelte, holte mich in die Realität zurück.

„Hey.“

Ein angenehmer Schauer rann über meinen Rücken, als ich die leise, tiefe Stimme vernahm.

„Selber hey.“

Mehr brachte ich nicht heraus, es kam mehr einem Nuscheln gleich, aber das war egal. Langsam fuhr ich mit den Lippen seine Halslinie entlang, hauchte einige sanfte Küsse auf die weiche Haut. Die Gänsehaut, die den Berührungen folgte, und das genießerische Brummen brachten mich zum Schmunzeln.

Ach, Zero.

Am liebsten hätte ich ihn stundenlang so gehalten, hätte meine Lippen auf Wanderschaft geschickt und seine Gegenwart genossen. Es war einer dieser kurzen, perfekten Momente, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein schien.

„Du bist schon da“, raunte ich, mich nur ganz minimal von seinem Nacken lösend.

„Mhmm, ich habe einen früheren Zug genommen.“

Seine Stimme begleitete ein heiseres Kratzen.

„Ich wollte dich eigentlich abholen.“

„Und ich wollte dich überraschen.“

Das Lächeln war aus seinen Worten herauszuhören.

„Ist dir gelungen.“

Ich drückte noch einen Kuss unter sein Ohr, ehe ich die Umarmung doch löste. Vermutlich wirkte mein freudiges Grinsen etwas debil, denn es wollte einfach nicht aus meinem Gesicht weichen, als Zero sich schließlich zu mir umwandte. Unverändert anziehend, mit dem versteckten Lächeln im Mundwinkel sah er mich an. In meiner Brust breitete augenblicklich ein kleiner Vogel seine Flügel aus und fing an, aufgeregt zu flattern.

Ich war wirklich hoffnungslos.

„Du siehst müde aus.“

Eine Hand legte sich auf meine Wange, mit dem Daumen fuhr er zaghaft über die dunklen Schatten unter meinem linken Auge.

„Ich habe schlecht geschlafen.“

Automatisch ließ ich mich stärker in die Berührung sinken und schloss die Augen. Es tat so gut, selbst diese kleine Geste. Kurz darauf spürte ich, wie weiche Lippen sanft über meine fuhren, ehe sie sie zu einem richtigen Kuss verschlossen, den ich nur zu gern erwiderte. Sehnsüchtig gab ich mich diesem Gefühl hin und zog Zero wieder dichter an mich. Ich bekam nicht genug von ihm – nie.

Erst behutsam, dann immer gieriger erkundeten wir einander. Zielsicher fand Zeros freche Zunge ihr Gegenstück, ebenso zielsicher wie sich meine Hände erst durch seine Haare wühlten und dann den Weg unter sein Shirt fanden. Die glatte Haut unter meinen Fingern und das leise Keuchen ließen mich alles andere vergessen.
 

Irgendwann mussten wir uns aufgrund von Luftmangel dann doch voneinander lösen. Zero wirkte ähnlich atemlos, wie ich mich fühlte. Ein Schmunzeln zierte sein Gesicht, die Augen glänzten. Ich hätte ewig hier stehen und ihn betrachten können, wenn er sich nicht mit einem frechen Grinsen endgültig von mir gelöst hätte und einen Schritt zurückgetreten wäre.

Ich murrte leicht enttäuscht auf, brachte ihn damit zum Lachen. Doch statt sich meiner zu erbarmen, gab er mir einen kleinen Klaps auf den Hintern und schob mich Richtung Sofa.

„Ach, Karyu. Nicht ungeduldig werden. Wir haben noch genug Zeit, unser Wiedersehen zu feiern.“

Das sagte er so einfach. Mein Brummen war entsprechend unwillig, dennoch wandte er sich mit einem Zwinkern ab und ging Richtung Wohnungstür.

„Ich packe nur fix meine Tasche aus, bin vorhin nicht dazugekommen. Dann hast du mich wieder ganz für dich alleine.“

Na, das hoffte ich doch.

Grummelnd ließ ich mich auf das Sofa fallen. Gegen Zeros Ordnungsliebe kam ich nicht an, auch wenn es sich nur um eine unausgepackte Tasche handelte. Das hatte ich schon einige Male auf eine recht harte Art und Weise lernen müssen.

Apropos Ordnung.

Mein Herz setzte vor Schreck einen Schlag lang aus, hektisch blickte ich in Richtung Küche. Verdammt! Das Chaos darin war von hier aus zwar nicht zu sehen, jedoch wusste ich, wie es darin aussah. Und Zero auch, denn auf dem Tisch vor mir stand eine dampfende Kanne Tee, also musste er die Katastrophe bereits entdeckt haben.

Oh Gott, was dachte er jetzt wieder von mir? Und wie viel Zeit würden wir für das Aufräumen brauchen?

Schlagartig wurde ich panisch.

Mist! Dabei hatte ich einen perfekten Abend mit meinem Liebsten gewollt und der bestand nicht darin, die Küche aufzuräumen.

Bevor ich aufspringen konnte, um in das Nachbarzimmer zu stürmen, tauchte eine mir nur allzu bekannte Einkaufstüte in meinem Blickfeld auf.

„Hast du die gerade gekauft?“

Schuldbewusst blinzelte ich Zero an.

„Ich wollte nicht, dass wir ohne Kekse da stehen. Denn irgendwie hat mein Plan nicht so geklappt, wie er sollte.“

Das Grinsen auf Zeros Gesicht hatte etwas Spöttisches, als er einen bedeutungsvollen Blick zum Ort meines Versagens warf.

„Ich hab‘s gemerkt. Backen ist echt nicht so deins, hm? Ich glaube, wir sollten das für nächstes Jahr nochmal üben, vielleicht wird es dann etwas.“

Nicht, dass wir das noch nie gemacht hätten, aber ich war eben unfähig und alle Versuche von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Als ich noch einmal Anstalten machte, mich zu erheben, hielt mich Zero erneut auf und drückte mich stattdessen auf das Polster zurück.

„Lass es, wie es ist, Karyu. Das dauert mir heute zu lange, die Küche retten wir einfach morgen. Jetzt will ich nur noch fix das Zeug hier loswerden und anschließend das Sofa nicht mehr verlassen.“

Mit diesen Worten war er aus dem Zimmer verschwunden und ließ mich verblüfft und mit einem warmen, kribbelnden Gefühl zurück. Anscheinend hatte er genauso viel Sehnsucht nach mir gehabt wie ich nach ihm, auch wenn er es nie oder nur ganz selten offen zugeben würde. Doch dass er sich die Küche für morgen aufsparen wollte, sagte alles und das machte mich in diesem Augenblick sehr glücklich.

Und meinetwegen könnten wir nächstes Jahr Weihnachten auch zwischen Sofa und Küche verbringen und die Wohnung überhaupt nicht verlassen. Zeros Eltern kämen einfach ein paar Wochen vorher zu meinem Geburtstag vorbei, ebenso wie meine Eltern. Dann müsste ich nur Kirito dazu bewegen, spontane Weihnachtsevents ausfallen zu lassen.
 

Als hätte Zero meine Überlegungen gehört, erklang plötzlich seine Stimme aus dem Schlafzimmer: „Meine Mutter hat dich übrigens vermisst.“

„Hat sie das?“, hakte ich erfreut nach. Ich mochte seine Mutter, sie war ein wenig wie Zero, allerdings gluckenhafter und noch fürsorglicher. Familie war ihr Ein und Alles.

„Ja, du weißt doch, sie hat dich adoptiert.“

„Hast du ihr meine Grüße ausgerichtet?“

Zeros Kopf erschien in der Tür und er verdrehte die Augen.

„Natürlich. Sie hat dich zu ihrem Geburtstag eingeladen und gedroht, wenn du nicht kommst, holt sie dich persönlich ab. Ausreden zählen nicht.“

Unwillkürlich musste ich lachen. Das war typisch.

„Ist vorgemerkt. Dann werde ich definitiv schon mal ein Veto bei Kiritos Terminplanung einlegen.“

Das gemurmelte „Das solltest du sowieso immer tun“ war so leise, dass ich es mir auch nur eingebildet haben konnte. Hatte ich aber nicht.

Blinzelnd blickte ich zur Tür, hinter der Zero schon wieder verschwunden war. Ich wusste, dass Zero nie mit Kirito warm geworden war, was definitiv auf Gegenseitigkeit beruhte. Somit gehörten solche Kommentare zum Alltag. Aber er wusste auch, dass ich mich immer noch schwer tat, Kirito meine Meinung zu sagen, unabhängig davon, ob es um Termine oder Songs ging. Ein leidliches Thema, aber es würde schon irgendwie werden. Irgendwann.

Seufzend nahm ich die Kekse an mich und füllte sie in eine Dose, während ich auf Zero wartete.
 

Wenige Minuten später betrat er das Wohnzimmer und scheuchte Nyoko von ihrem Platz auf der Couch, die ihm daraufhin einen beleidigten Blick zuwarf und sich ins Schlafzimmer verzog.

„Man könnte fast meinen, du kannst sie nicht leiden.“

„Was? Nein“, lachte er. „Ich mag sie und das weiß sie auch. Nur will ich dich heute auf keinen Fall teilen.“

Grinsend setzte er sich neben mich und verscheuchte augenblicklich den Hauch der schlechten Laune, der sich in den letzten Minuten in mir hatte breitmachen wollen. Die Arbeit konnte mich mal! Jetzt war Weihnachten, ich hatte frei und mein Mann war bei mir!

Ein flüchtiger Kuss berührte meine Lippen, ehe er neben sich griff.

„Ach, hier schau mal. Den Rest gibt's übrigens morgen.“

Überrascht blickte ich auf das schmale Päckchen in meinem Schoß, das verdächtig nach Tee aussah.

„Erkältungstee von meiner Mutter.“

Sofort war ich besorgt.

„Bist du krank?“

„Nein.“ Beruhigt atmete ich auf. „Der ist für dich, weil du doch letztes Jahr krank im Bett lagst, als sie hier zu Besuch waren. Ich denke, sie wollte vorsorgen.“

Schmunzelnd nahm ich das Päckchen und roch daran. Eindeutig eine Art Kräutertee.

„Riecht gut. Allerdings fühle ich mich aktuell ziemlich gesund.“

„Sag‘s nicht so laut. Meist gehen solche Behauptungen nach hinten los.“

Ich drückte Zero einen festen Kuss auf die Wange, bevor ich das Päckchen auf den Tisch legte.

„Richtest du ihr meinen Dank aus?“

„Kannst du übermorgen gern selbst machen, da wollte sie sowieso anrufen.“

Einen Moment lang starrte ich amüsiert auf das Geschenk von Zeros Mutter. Das war wirklich typisch für sie.

„Mach ich. Wir können ihn auch gerne gleich probieren, wenn du magst.“

Skeptisch folgte Zero meinem Blick, ehe er mich fast schon tadelnd ansah.

„Nein, was glaubst du denn, warum da schon eine Kanne steht? Damit wir uns ab jetzt nicht mehr von hier wegbewegen müssen.“

Da wollte ich definitiv nicht widersprechen. Leise lachend ließ ich mich der Länge nach auf das Sofa kippen, zog Zero einfach mit mir, sodass er mit einem überraschten Laut auf mir zum Liegen kam. Ich vergrub meine Nase in seinem weichen Haar, sog seinen Duft ein. So konnte es gern bleiben, solange mein Mann bei mir war. Ich fühlte mich ungemein gelöst und wohl, auch wenn Zero etwas auf mir herum rutschte, bis er eine angenehme Position gefunden hatte. Dann lagen wir schweigend da, nur begleitet von der leisen Musik aus den Lautsprechern und unseren gleichmäßigen Atemzügen. Gedankenverloren kraulte ich Zeros Nacken, starrte dabei auf die hellen Lichter des Baumes.

„Sag mal, Zero. Gefällt er dir?“

„Hm?“

Fragend hob er den Kopf, ehe er meinem Blick folgte.

„Ach so. Ja, sehr. Das hast du gut hinbekommen“, beruhigte er mich.

Ein zarter Kuss landete auf meinem Mund, dann kuschelte er sich wieder an mich und bettete seinen Kopf auf meiner Brust.

Hatte ich mir doch zu viele Gedanken gemacht.

Versonnen lächelnd schloss ich die Augen, genoss einfach das Gefühl von Zeros Körper auf mir und seinen Fingern, die sich wie selbstverständlich unter meinen Pullover gestohlen hatten und nun sanft über meine Seiten strichen.

In diesem Moment erschien mir alles perfekt. Zero war da – das war alles, was ich brauchte. Dass meine Lider immer schwerer wurden und meine Bewegungen nach und nach erstarben, merkte ich kaum mehr, bis mich schließlich die Schwingen des Schlafes mit sich nahmen.
 

~ Ich schlaf am besten neben Dir

Ich weiß nicht, ob Dir das klar ist

Wie schnell ich den Verstand verlier

Wenn Du nicht da bist ~
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  totchi1312
2020-12-14T18:13:40+00:00 14.12.2020 19:13
So verbringt man doch gerne einen Abend auf dem Sofa *.* wirklich sehr schön geschrieben und ich erkenne mich in so vielen Kleinigkeiten wieder ;)

Viele Grüße
Antwort von:  QueenLuna
14.12.2020 23:15
Oh, vielen lieben Dank für deinen Kommentar <3 es freut mich ungemein, dass du dich in einigen Kleinigkeiten wiedererkennen konntest ^^ jetzt interessiert mich aber auch welche xD


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