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Der Nussknacker

Eine Weihnachtsgeschichte - OS
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine lieben Leser!

Ich wünsche euch allen ein frohes Weihnachtsfest und schöne Feiertage.
Genießt die Zeit mit euren Lieben. Anbei eine kleine passende Geschichte für den heutigen Tag.

Habt viel Spaß!

Liebe Grüße Komplett anzeigen

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Der Nussknacker - OS

Lina starrte mit finsterer Miene aus dem Seitenfenster des Taxis auf den zauberhaften, weihnachtlichen Glanz Manhattans. Vor Kälte zitternd, mit tiefgefrorenen Fingern und knallroten Wangen, liefen unzählige Menschen durch die Häuserschluchten des New Yorker Stadtteils.
 

Alles blinkte und glitzerte. Die Kaufhäuser und Straßen waren festlich geschmückt, es duftete nach Marzipan und Weihnachtsgewürzen, nach gebrannten Mandeln und Maronen und von überall ertönte in Dauerschleife Jingle Bells und Last Christmas.
 

Die Straßen waren weihnachtlich beleuchtet, die Schaufenster kitschig dekoriert. Unzählige Weihnachtsmärkte luden zum Bummeln ein und Tausende von Touristen kamen zum Christmas Shopping nach New York.
 

Der Weihnachtsbaum vorm Rockefeller Center war mit einem Meer an bunten LED-Lämpchen geschmückt. Die Plaza davor hatte sich wie in jedem Winter in eine glitzernde Eislaufbahn verwandelt.
 

Wie sie Weihnachten dieses Jahr doch hasste!
 

Die ganzen ekelhaft fröhlichen Menschen, die sich über die vollen Bürgersteige schoben, die Automassen, welche die Straßen zum John F. Kennedy Flughafen verstopften und kilometerlange Staus verursachten. Das ständige Gebimmel von Weihnachtsliedern, die aus den Lautsprechern dröhnten.
 

Genervt schloss die junge Frau einen Moment lang die Augen und versuchte eine bequemere Position auf der Rückbank zu finden, in der sie ihr Bein ausstrecken konnte. Ihr schmales Gesicht verzog sich ungewollt vor Schmerzen und ein kaum wahrnehmbares Wimmern entfloh ihren geöffneten Lippen.
 

Eigentlich hasste sie Weihnachten nicht. Sie liebte sogar diese besinnliche und ruhige Vorweihnachtszeit, doch in diesem Jahr wünschte sie sich, dass dieser Augenblick ganz schnell vorübergehen würde.
 

Ihr war einfach nicht nach Feiern zumute.
 

Endlich, mit erheblichem Zeitverlust, erreichten sie den Flughafen. Der Taxifahrer indischer oder pakistanischer Herkunft, sie wusste es nicht, hob ihr Gepäck aus dem Kofferraum, während Lina mühsam mit verkniffenem Gesichtsausdruck ausstieg.
 

Eigentlich war die junge Einundzwanzigjährige eine sehr schöne Frau, die Wert auf ihr Äußeres legte, doch heute waren ihre honigblonden gelockten Haare zu einem unordentlichen Dutt gebunden, kein Make-up hatte sie aufgelegt und ihr schmaler, fast schon zerbrechlich wirkender Körper steckte in einem ausgeleierten grauen Ensemble aus Jogginghose und Jacke.
 

Alles in allem wirkte sie wie eine verbiesterte, alte Frau.
 

„Danke, ich schaffe das schon alleine!", blaffte Lina den Taxifahrer ungehalten an, als er sich um einen Gepäckwagen kümmern wollte, und riss ihm unbeherrscht den Koffer aus den Händen. Beinahe sofort fühlte die junge Frau sich schlecht, konnte der ältere Mann doch nichts für ihre schlechte Laune, doch eine Entschuldigung kam nicht über ihre Lippen.
 

Stattdessen drückte sie ihm fast das Doppelte des Fahrpreises in die Hand und wandte sich brüsk um.
 

Sie konnte sich in diesem Augenblick selbst überhaupt nicht leiden.
 

Sie ignorierte seine Rufe wegen des Wechselgeldes und humpelte auf der Krücke, mit zusammengepressten Lippen, den Koffer hinter sich herziehend auf die sich automatisch öffnenden Türen des Terminals zu.
 

Innerlich verfluchte sie das Unglück, welches sie am Broadway kurz nach der Premiere zu Tschaikowski ‚Der Nussknacker' ereilte und mit einem Schlag ihre Karriere als Primaballerina zunichtegemacht hatte.
 

All das Training, die Tränen, die Verzweiflung und die Entbehrungen waren wie weggeblasen gewesen, als sie die Rolle der Clara neben dem Star des Ensembles, Nikolai, spielen durfte. Sie liebte den gut aussehenden, hochgewachsenen Vierundzwanzigjährigen, seit sie ihn das erste Mal tanzen gesehen hatte.
 

Sie liebte das Gefühl von reiner Freunde am Tanzen.
 

Das Training mit ihm hatte sie näher zusammengebracht, als sich Lina es jemals vorgestellt hatte. Denn im Mittelpunkt des Balletts stand Clara.
 

Die junge Frau bekam am Weihnachtsabend von ihrem Patenonkel Droßelmeier einen Nussknacker geschenkt. In der darauffolgenden Nacht träumte sie von einer Schlacht der vom Nussknacker angeführten Spielzeugsoldaten gegen das Heer des Mäusekönigs.
 

Mit ihrer Hilfe siegte der Nussknacker, der sich danach in einen Prinzen verwandelte und mit ihr in das Reich der Süßigkeiten reiste. Dabei ging es über den Tannenwald zum Schloss Zuckerburg, wo die dort residierende Zuckerfee zu Ehren ihrer Gäste ein Fest veranstaltete. Auf dem Weg dorthin erlebten Clara und der Prinz einige Abenteuer. Zuletzt erwacht die junge Frau aus ihrem Traum.
 

Die Erstaufführung war ein voller Erfolg gewesen. Sie wurde als der neue Star am Broadway gefeiert. Es regnete Blumensträuße auf die Bühne, sie war in einem Glücktaumel. Die Zeitungen überschlugen sich vor Begeisterung über die neue Primaballerina des Broadways.
 

Doch dann war sie wenige Stunden nach der Premiere auf einer Eisplatte ausgerutscht und so blöd gestürzt, dass sie sich die Bänder gerissen hatte.
 

Aus der Traum ... in beiderlei Hinsicht.
 

Denn Nikolai würde mit ihrer Konkurrentin nun auf Welttournee gehen, während sie in Montana ihre Wunden leckte.
 

~. . . ~
 

Erschöpft schloss Lina die schwere Holztür der Jagdhütte ihres Großvaters am Rande der fünf Gebirgsketten, welche die Stadt Missoula umgaben. Die Gegend war einfach nur bezaubernd. Das hatte auch Hollywood gesehen und drehte dort das Drama ‚Aus der Mitte entspringt ein Fluss' vor dem Hintergrund der imposanten Flusslandschaft.
 

Dunkel war die Nacht, der Wald war still.
 

Über dem schneebedeckten Gebirge leuchteten die Sterne wie unzählige Diamanten am Himmel und ihr Atem ließ eine Vielzahl kleiner Wölkchen in die klare Nachtluft steigen. Noch immer schmerzte ihr Knie, obwohl sie die von ihrem Arzt verschriebenen Übungen durchführte und die Medikamente nahm.
 

Es war kurz vor Weihnachten und sie versteckte sich vor dem Rest der Welt im hintersten Winkel von Montana.
 

Sie wollte keine Menschenseele sehen ... außer einer.
 

Einer der sie verstehen würde, ihren Schmerz und ihre Enttäuschung.
 

Ihre Familie und ihre Freunde waren für sie da, aber verstehen konnte sie keiner, der nicht denselben Traum träumte.
 

Lina rieb ihre kalten Hände aneinander, ehe sie ihren warmen Atem hineinblies. Ihre Mutter hatte nach endlosen Diskussionen klein beigegeben und sie über die Weihnachtstage mit allerlei Leckereien versorgt. Ihr Vater hatte sogar einen Christbaum für die Hütte organisiert und ihr Bruder Kyle hatte ihn geschmückt, während Lina ihm missmutig dabei zugesehen hatte.
 

Warum konnte keiner verstehen, dass sie in diesem Jahr nicht in Weihnachtsstimmung war?
 

Aber dann war sie durch Zufall in der hintersten Ecke des Schrankes, wer weiß was sie geritten hatte da reinzugucken, auf die alte, verstaubte Kiste mit den Krippenfiguren gestoßen. Und auf einmal lachte und schluchzte sie gleichermaßen, während sie liebevoll die Figuren um die selbst gemachte Krippe aus Kindertagen unter dem Weihnachtsbaum aufbaute.
 

Anstelle des Esels musste ein dickes, kleines, blaues Pony herhalten, auf dessen linker Hinterhand eine Mörderaxt gemalt war und anstelle des Josefs fügte Lina die Hadesfigur aus dem Walt Disneyfilm hinzu. Sie hatte damals seine blauen Flammenhaare mit einem Edding schwarz gefärbt, nachdem die Holzfigur des Josefs beim Spielen in den Kamin gefallen und verbrannt war. Zuguterletzt legte sie einen winzigen Pinguin aus einem Überraschungsei in die Krippe anstelle des Jesuskindes.
 

Nun ja, die Krippe war alles andre als traditionell, eher so speziell wie Lina selbst.
 

Sie atmete noch mal die kalte Nachtluft ein und wollte gerade in die Hütte zurückkehren, als sie in der Stille des Heiligen Abends leise knirschende Schritte hörte.
 

Irgendjemand kämpfte sich mit Schneeschuhen durch die weiße Masse. Besorgt runzelte Lina die Stirn und tastete nach dem Gewehr, welches an der Wand neben der Tür lehnte.
 

Langsam schälte sich eine dick eingemummelte Gestalt aus der Finsternis.
 

„Wer ist da?", verlangte die junge Frau zu wissen und versuchte die Angst in ihrer Stimme zu verbergen.
 

„Lina? Bist du das?", erklang eine gedämpfte Stimme fragend durch unzählige Schichten von Wolle, welche ihr unbekannter Besucher sich um den Kopf gewickelt hatte.
 

Fragend legte Lina die Stirn in Falten. Die Stimme klang vertraut.
 

„Nikolai?", fragte sie ungläubig, während sie das Gewehr sinken ließ. „Bist du es wirklich?"
 

Der blonde Mann trat in den Lichtschein, der aus der Hütte fiel, und schob die Kapuze vorm Kopf.
 

„Meine Güte, Nikolai, was tust du hier?" Lina fiel ihrem Tanzpartner um den Hals. Ihr Herz schlug doppelt so schnell wie üblich und ein Schwarm Schmetterlinge flatterte aufgeregt in ihrem Magen rum.
 

„Ich bin gekommen, um mit dir Weihnachten zu feiern", grinste er und nestelte an seiner Tasche rum.
 

„Aber solltest du nicht in Manhattan sein und mit der Crew ‚Den Nussknacker' aufführen?" Lina zog ihn auf die Veranda.
 

„Nein", er schüttelte den Kopf. „Die Kritiken, die auf die folgenden Shows folgten, waren ziemlich niederschmetternd. Also hat das Management entschieden, die Aufführung so lange auszusetzen, bis du wieder ganz genesen bist." Er lächelte sie fröhlich an und die so geliebten Grübchen erschienen in seinen Wangen.
 

„Was hast du gesagt?", stotterte Lina ungläubig.
 

Nikolai trat auf sie zu und hob den Arm über seinen Kopf. „Küss mich, Lina", flüsterte er.
 

Überrumpelt blickte die junge Frau ihn an und folgte mir ihren Augen seinem Arm. In seiner Hand baumelte ein kleiner Mistelzweig.
 

„Küss mich, Lina", wiederholte er neckisch grinsend.
 

Sie glaubte sich verhört zu haben, aber das Funkeln in seinen Augen bewies ihr das Gegenteil. Glücklich lachend schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog seinen Kopf zu sich herunter. Ehe ihre Lippen sich berührten, flüsterte Nikolai: „Frohe Weihnachten, Lina."
 

„Frohe Weihnachten, Nikolai."


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Eure Shanti Komplett anzeigen

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