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Ohne Worte

von

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Valnar hielt sich die Wange und weinte lautlos. Der heftige Schlag trieb ihm die Tränen in die Augen, aber er versuchte, es zu ignorieren.
 

»Ach, hör auf zu heulen«, schimpfte sein Vater. »Es ist schließlich deine Schuld, dass das Vieh weg ist. Jetzt gibts nichts zu essen! Mein Vater wäre weniger sanft mit dir umgegangen!«
 

»... Es tut mir leid«, antwortete Valnar nur. Er hatte den Hasen laufen lassen, denn lieber hungerte er, als ihn selbst zu töten.
 

Sein Vater packte ihn an die Schulter und zog ihn mit sich. »Du bist wertlos! Genauso wie deine Hurenmutter.«
 

Auch wenn Valnar seine Mutter nicht kannte, tat es trotzdem weh, wenn sein Vater so über sie sprach. Aber er wusste, es wäre besser, wenn er darauf nicht reagierte.
 

»Aus dir wird niemals ein Krieger«, fügte er noch hinzu, schnappte sich sein Messer und ging.
 

Valnar öffnete die Augen. Limm hatte sich in all den Jahren kaum verändert. Jedes Mal, wenn er hier war, dachte er meistens an seine furchtbare Kindheit, aber er war sich sicher, dass sie ihn zu einem besseren Menschen gemacht hatte. Er packte seinen Schwertknauf so feste, dass seine Knöchel schmerzten; sein Vater war ein Arschloch und er wollte niemals so werden wie er.
 

Und er hatte Unrecht, denn Valnar wurde ein Krieger, ein Teil König Geralds Armee.
 

»Valnar, träum nicht«, ermahnte Korina und riss ihn aus seinen Erinnerungen. »Hilf mir lieber.«
 

»Tut mir leid.« Valnar lief eilig zu ihr herüber. Sie wickelte eine Decke um die Schultern einer Frau, der sie gerade aus den Büschen geholfen hatte.
 

»Geht es ihr gut?«, fragte er und beäugte ihre roten, fettigen Haare, die zu einem Zopf gebunden waren. Sie sah auch sonst sehr schmutzig aus und zitterte; ihr blaues Kleid war unten zerrissen. Wie lange war diese Frau schon hier?
 

»Ich fürchte nicht ... Sie scheint stumm zu sein.« Korina seufzte. »Wir werden sie wohl nach Shannar bringen müssen.«
 

In die Irrenanstalt? Valnar glaubte zwar, dass ihr dort geholfen werden kann, aber an so einem Ort konnte sich doch kein Mensch wohlfühlen. Er sollte sich freiwillig melden sie aufzunehmen und vielleicht würde er auch für seinen Einsatz einen Rang aufsteigen. Außerdem tat ihm die Frau leid und Aysha hätte sicher nichts dagegen. Sie beide könnten sich um sie kümmern, bis es ihr wieder besser ging.
 

»Ich kann sie doch mit zu mir nehmen«, bot Valnar an. »Bei uns würde es ihr an nichts fehlen.«
 

Seine Ausbilderin grinste ihn an. »Sehr fürsorglich von dir, Valnar. Nun gut, ich vertraue dir, aber gehe mit ihr erst zu einem Arzt.« Sie nahm der Frau ihre Kette ab. »Hier steht ihr Name ist Alaine Frynia. Hmm. - Gut, ich werde versuchen, etwas über sie herauszufinden und mich dann bei dir melden.«
 

»Gut.« Valnar legte seine Hände vorsichtig auf Alaines Schultern. Sie schaute ihn mit ihren grünen Augen verwirrt und ängstlich an, woraufhin er sie anlächelte.
 

»Ich bringe dich erst mal von hier weg, Alaine, bis wir herausgefunden haben, woher du kommst«, versprach er, und Alaine nickte ihm nach einigen Sekunden sogar zu. Sie schien ihn immerhin zu verstehen.
 

Nach einigen Metern blieb sie stehen, fasste sich an den Kopf und schüttelte ihn gewaltsam.
 

»Was ... was ist los?!« Korina packte sie, bevor sie auf den Boden aufprallte.
 

»Ich- Leg sie schnell auf den Boden und halte sie fest!«, rief Valnar ihr zu und sie gehorchte. Alaine krümmte sich vor Schmerz und hatte sich derweil eingenässt, aber Valnar ekelte sich nicht; er ignorierte es. Die arme Frau konnte nichts dafür.
 

Langsam beruhigte sich Alaine wieder und Valnar wischte den Sabber an ihrem Mund mit seinem Handschuh weg. Er hatte so etwas schon öfter gesehen. Es erinnerte ihn an der Harpienwahn Krankheit, doch nie hatte er sie so schlimm erlebt ...
 

Korina und er sahen sich besorgt an. Was auch immer Alaine für ein Leid angetan wurde, sie brauchte jetzt Hilfe.
 

*
 

Die Ärztin konnte Alaine nicht helfen, aber sie meinte, sie hätte vielleicht ein traumatisches Erlebnis hinter sich und wäre deshalb so verstört. Zudem konnte sie nicht schreiben, aber konnte über Gesten mit ihnen kommunizieren. Es wäre ratsam, sich gut um sie zu kümmern, denn dann könnte es sein, dass sie irgendwann von alleine wieder sprechen würde. Man sollte nur stets auf sie aufpassen, da sie ab und zu an unerklärlichen Krämpfen litt, die der Harpienwahn Krankheit ähnelten, wie Valnar vermutet hatte.
 

Valnar wollte alles tun, damit es ihr in seinem zu Hause gut ging.
 

Er öffnete seine Haustür und sah Aysha auf ihn zukommen, aber sie blieb stehen, als sie Alaine bemerkte. Sofort ließ er Alaines Hand los, als seine Ehefrau eine Augenbraue hob.
 

Valnar wollte sie nur führen. Ehrlich.
 

»Wer ist das?«, fragte Aysha, etwas gereizt.
 

»Ähh, das ist Alaine Frynia. Sie ist krank und wird für eine Weile bei uns wohnen. Ist das in Ordnung für dich?« Nach ihrer ersten Reaktion hoffte er trotzdem, dass sie zustimmte.
 

»... Ja, natürlich. Und wo schläft sie?« Aysha klang nicht sehr begeistert. Valnar zwang sich zu einem Lächeln und fasste ihr zärtlich an die Schultern.
 

»Ich schlafe heute auf dem Sofa. Ab morgen schläft Alaine dann dort«, erklärte er, bevor er sie fest an sich drückte. »Danke, Schatz, es ist nur vorübergehend.« Er gab ihr einen Kuss, um sie zu besänftigen und sie schien sich wieder zu beruhigen.
 

»Ich kenn dich ja.« Sie seufzte. »Aber bring demnächst nicht auch noch Tiere mit.«
 

»Versprochen«, lachte er und drehte sich zu Alaine um. »Ich hoffe, es gefällt dir hier.«
 

Alaine nickte nur und Valnar präsentierte ihr ihren Schlafplatz. »Komm, ruh dich etwas aus.«
 

Nach dem anstrengenden Tag hatte sie das sicherlich nötig. Und wer weiß, wann sie das letzte Mal überhaupt in einem Haus geschlafen hatte?
 

Einige Tage später.
 

»Valnar, ich glaube, sie kann selber essen ...«, ermahnte ihn Aysha. Valnar wusste erst gar nicht, was sie meinte, dann schaute er zum vollen Löffel, den er gerade Alaine hinhielt. Etwas peinlich berührt räusperte er sich und legte das Besteck zurück auf den Teller. Er wollte Alaine nur beim Essen helfen und dass er sie dabei füttert, wäre doch selbstverständlich gewesen.
 

»Tut mir leid.« Er reichte Alaine das Besteck.
 

Sie saßen so da und aßen. Valnar konnte nicht anders, als ständig nach Alaine zu sehen. Irgendwie übertrieb er schon etwas. Sie war doch nur stumm ...
 

Nun ja, aber sie hatte öfter diese Krämpfe. Was ist, wenn das wieder passiert? Oder gar Schlimmeres? Er wollte einfach nur helfen und nützlich sein.
 

Immerhin war er froh, dass Alaine sich schon sehr bei ihnen eingelebt hatte, auch wenn Aysha oft kalt mit ihr umging. Valnar versuchte das zu ignorieren. Es würde schon alles gut gehen.
 

Nach dem Abendbrot setzte sich Alaine wie immer auf dem Sofa und schaute betrübt den Sonnenuntergang an. Valnar beobachtete sie und fragte sich, was sie wohl dachte. Ihre Krankheit war wie ein Fluch. Er würde jeden Drachen oder jede Hexe töten, wenn sie dadurch geheilt werden konnte. Aber so einfach war das leider nicht und so konnten sie nur abwarten, ob es von selbst weggeht.
 

»Ich geh schon mal ins Bett. Mach nicht zu lange, ja?«, flüsterte Aysha neben ihm.
 

Valnar drehte sich zu ihr um und gab ihr einen Kuss. »In Ordnung, ich komme gleich nach«, erwiderte er.
 

Aysha nickte zufrieden und lief ins Schlafzimmer.
 

Valnar aber, ging zum Bücherregal und suchte sich eines seiner Lieblingsbücher raus: Dunkle Schatten. Alaine könnte sicher etwas Gesellschaft gebrauchen und er setzte sich neben sie, während sie ihn fragend anstarrte.
 

»Soll ich dir etwas vorlesen?«, fragte er. Alaine fing an zu grinsen und nickte.
 

»Das freut mich.« Valnar machte es selbst überglücklich, sie so fröhlich zu sehen. Es war schön, wenn er ihr eine Freude machen konnte.
 

Es vergingen Stunden und Alaine hörte Valnar aufmerksam zu. Währenddessen kam sie sogar etwas näher, um mitzulesen.
 

»Alaine?« Valnar schaute zu ihr rüber; sie war eingeschlafen.
 

Sie sah so friedlich und zufrieden aus. Nicht mehr betrübt wie vorher. Er legte das Buch beiseite und schnappte sich die Decke, um sie damit zuzudecken.
 

Erst wollte er ihr nur wegen einer Beförderung helfen, aber langsam fing er an, sie wirklich gern zu haben. Auch wenn sie nicht sprechen konnte, wusste Valnar wie intelligent Alaine war. Schon allein ihr Blick, wenn man ihr etwas erklärte, als würde sie das alles schon wissen.
 

»Gute Nacht«, flüsterte er trotzdem und ging anschließend in sein Schlafgemach. Er war ganz verwundert, als er Aysha im Bett sitzen sah, mit den Armen verschränkt und hellwach.
 

»Du hast mir doch versprochen auch bald ins Bett zu kommen«, knurrte sie genervt und Valnar fühlte sich sofort schuldig.
 

»Es tut mir leid, ich habe die Zeit vergessen«, versuchte er sich zu verteidigen und setzte sich neben sie, um ihr einen Kuss zu geben. Aber sie ignorierte ihn und drehte sich von ihm weg.
 

»Gute Nacht«, murmelte sie griesgrämig und legte sich hin, aber dieser Ton verletzte Valnar und er schöpfte einen Verdacht.
 

»Da ist nichts zwischen Alaine und mir«, erklärte er vorsichtig, doch bekam er keine Antwort.
 

Valnar seufzte innerlich. Er wollte sie nicht verletzen; er wollte sich wirklich nur im Alaine kümmern. Sie war nun mal krank und brauchte Hilfe. Da musste Aysha nicht befürchten, dass daraus mehr werden könnte.
 

Einen Monat später.
 

Korina konnte nichts über Alaine herausfinden oder woher sie kam. Niemand suchte sie, noch hatte sie Verwandte irgendwo. Es war, als wäre Alaine einfach so auf der Welt ausgesetzt worden. Alles, was sie nun tun konnten, war, abzuwarten.
 

Das war aber nicht so tragisch, denn Alaine war schon eine feste Mitbewohnerin, die auch im Haushalt half. Sie hatte auch lange keinen Krampf mehr gehabt, deshalb wollte Valnar ihr ein bisschen die Umgebung zeigen. Alaine weiterhin eingesperrt zu lassen, kam nicht in Frage.
 

Die schützenden Mauern von Klennar ließen zwar nicht zu, dass man viel von außerhalb der Stadt sah, aber die Stadt selbst war schon ein schöner Ort.
 

Vor allem an diesem Abend, als die untergehende Sonne alles in Rot tauchte.
 

Sie liefen schweigend durch das Dorf und genossen die frische Luft, bis Alaine den großen Apfelbaum mitten auf dem Marktplatz bestaunte.
 

»Der Baum steht hier schon seit Jahrzehnten«, erzählte Valnar ihr und schaute sich um. Eigentlich sollte man das ja nicht machen, aber er griff nach einem der fetten roten Äpfeln. »Hier.« Er gab ihm ihr und sie lachte stumm, dann biss sie hinein.
 

»Frischer Fisch für Sie und Ihre Frau, mein Herr?«, rief ihm einer der Verkäufer zu und Valnar fühlte sich peinlich berührt. Vor allem, weil Aysha so was auch angedeutet hatte ...
 

»Nein, danke. Und sie ist nicht meine Frau«, erklärte er und zog Alaine an der Hand mit sich weg.
 

»Er wollte bestimmt nur witzig sein«, entschuldigte Valnar sich; er fühlte sich verantwortlich für die Worte des Händlers. Alaine aber gab ihm nur ein Lächeln, welches er nicht deuten konnte.
 

Valnar konnte nicht anders als zurückzulächeln. Was sie wohl dachte? Irgendwie war sie schon süß.
 

*
 

Als sie wieder zu Hause waren, schien Aysha immer noch nicht da zu sein. Das Bett war leer und sie war auch sonst nirgendwo im Haus zu finden.
 

Valnar seufzte. Sie war anscheinend noch immer sauer auf ihn und langsam machte das selbst ihn wütend.
 

Er liebte sie und sie übertrieb völlig mit ihrer Eifersucht. Alaine war nicht Valnars Geliebte. Sie war hier, weil sie Hilfe brauchte. War es dann nicht selbstverständlich, dass er alles dafür tat, dass es ihr besser ging?
 

Wie sollte das nur weitergehen? Er musste unbedingt mit Aysha reden.
 

Valnar drehte sich zu Alaine um. »Also dann, gute Nacht, Alaine.« Aber sie trat an ihn heran und umarmte ihn plötzlich, den Kopf an seiner Brust geschmiegt.
 

Zuerst wusste Valnar nicht, wie er reagieren sollte. Aysha würde wollen, dass er sie von sich stoße, aber das würde er auf keinen Fall tun. Wie konnte sie nur so bösartig sein? War sie noch dieselbe Frau, die er immer geliebt hatte? Seine Wut auf Aysha ließ ihn schließlich die Arme um Alaine legen. Neugierig legte er sein Gesicht auf ihren Kopf. Ihre Haare rochen wundervoll, noch besser als Ayshas.
 

Und schon fühlte er sich wie ein Arschloch und drückte Alaine sanft von sich. Nein, Aysha hatte Unrecht! Alaine war nur eine Freundin, um die er sich kümmerte. Mehr war da nicht!
 

Er zwang sich zu einem Lächeln und stand wie ein Brett mitten im Wohnzimmer, aber Alaine nahm seinen Arm und zog ihn zum Sofa.
 

»Was ist los?«, fragte er verwirrt. Alaine setzte sich, seinen Arm immer noch fest umgriffen, und gab ihm diesen traurigen Blick, den er sofort verstand.
 

»Du willst nicht alleine bleiben? Kann ich verstehen.«
 

Er setzte sich neben Alaine und sie legte sich hin und schmiegte ihren Kopf in seinen Schoß. Valnar war zuerst erstarrt, aber sie schien seine Aufmerksamkeit zu brauchen und die wollte er ihr nicht verwehren. Somit strich seine Hand durch ihre langen Haare.
 

Es war schon nichts dabei zu bleiben, bis sie eingeschlafen war.
 

Am nächsten Morgen stand Aysha in der Küche und Valnar war froh sie zu sehen.
 

»Warst du die ganze Nacht weg? Wie geht es dir?« Er wollte sie umarmen, sie küssen, aber Aysha schaute ihn nicht einmal an. Sie stoppte seine Annäherung sogar mit ihrer Hand.
 

»Ja, ich wollte dich und deine Alaine nicht stören«, spottete sie. Valnar überkam die Wut und er gab ihr einen bösen Blick.
 

Seine Alaine?
 

»Sag mal, kannst du mir mal sagen, was das soll? Du hast keinen Grund so eifersüchtig zu sein«, versuchte er ihr ruhig zu sagen, obwohl er es langsam leid war sich zu wiederholen. »Ich liebe dich, Aysha.«
 

Aysha warf ihre blonden Locken zurück und gab ihn ein höhnisches Lachen. »Natürlich. Du hast sie nur hier hergeholt, um dich um sie zu kümmern. Klar.«
 

Es war wie ein Stich in seinem Herzen, aber ihre Art kotzte ihn an. »Es war auch so!«
 

Ohne zu antworten, ging Aysha aus dem Haus. Das war genug. Valnar hatte keine Lust, ihr hinterherzurennen und nahm sich ein Bier. Er setzte sich auf einen Stuhl, knurrte wütend und strich sich durchs Haar.
 

Er erkannte sie gar nicht mehr wieder. Sie hatte sich in den letzten Wochen so sehr verändert, dass er nicht mehr wusste, ob sie noch dieselbe Frau war, die er geheiratet hatte.
 

Schön. Soll sie doch gehen, dachte er sich, während er sein Bier trank. So ganz genießen konnte er es aber nicht und er fluchte leise.
 

Alaine kam aus dem Wohnzimmer und ihr Blick verriet ihm, dass sie alles mitbekommen hatte. Es tat ihm direkt leid. Sie sollte ihre Streitereien nicht mitbekommen; sie sollte sich hier wohlfühlen.
 

Sie lief auf Valnar zu und fragte mit einer Geste, ob sie sich neben ihn setzen darf. Obwohl er jetzt gerade lieber alleine wäre, wollte er sie nicht davon scheuchen. Er nickte und schob ihr den anderen Stuhl hin, auf den sie sich setzte.
 

Die beiden saßen für ein paar Minuten so da, bis Alaine ihn mit weiteren Gesten fragte, ob sie ausziehen sollte.
 

»Nein, das hat nichts mit dir zu tun.« So weit kam es noch, dass sie sich die Schuld gab.
 

Alaine rückte näher an ihn heran und legte die Arme um ihn. Diesmal zögerte er keine Sekunde, bis er auch einen Arm um sie legte.
 

Sie war so freundlich und er schätzte ihren Versuch ihn zu trösten.
 

Einige Sekunden später lösten sie ihre Umarmung, aber Valnar hielt ihren Arm fest und starrte in ihre klaren grünen Augen. Sie musste nicht sprechen; keine Worte waren nötig, sondern nur ihr Blick.
 

Wenn er sie so betrachtete, wurde ihm bewusst wie wunderschön sie war. Vor allem ihre vollen Lippen regten etwas in ihm, als er sie genau anstarrte. Valnar berührte sie fast mit seinen und sie schreckte nicht zurück. Trotzdem stoppte er sich im letzten Moment; es war nicht richtig, was er hier tat.
 

Er liebte Aysha.
 

Valnar lehnte sich zurück in seinen Stuhl. Verdammt, was tat er hier bloß? »Es ... es tut mir leid. Das war nicht in Ordnung von mir.«
 

Alaine nickte, aber sie blieb weiterhin sitzen. Auch wenn er fast etwas Furchtbares getan hätte, war Valnar mittlerweile froh, dass sie bei ihm war.
 

Einige Wochen später.
 

Valnars Beziehung zu Aysha wurde immer schlechter. Er bemühte sich so gut es ging, aber sie wies in ständig ab und er kam gar nicht mehr an sie heran. Es endete damit, dass sie verschwand und ihn wütend und verzweifelt zurückließ.
 

Dafür wurde seine Beziehung zu Alaine immer besser. Selbst wenn sie nur Gesten benutzte und nicht sprechen konnte, war es sehr einfach, mit ihr zu kommunizieren. Besser, als mit Aysha ...
 

Sie saßen zusammen am Abendtisch und aßen das Wildschwein, das Valnar am Tag erlegt hatte. Er hatte es für Aysha getan, aber sie war mal wieder nicht da und diesmal war es ihm egal. Sollte sie doch tun, was sie wollte. Immerhin Alaine hatte sich beim Kochen sehr viel Mühe gegeben und es schmeckte köstlich. Wenn Aysha davon nichts abhaben wollte, verbrachte er halt den Abend mit Alaine alleine.
 

Nach dem Abendbrot wollte Valnar sich bei einem heißen Bad überlegen, wie es mit ihm und Aysha weiter gehen sollte. Er wollte, dass es zwischen ihnen wieder funktioniert, aber wie kam er nur an sie heran? Wahrscheinlich musste Alaine gehen, aber das wollte er nicht ...
 

Seufzend wollte er sich gerade ausziehen, aber bemerkte noch Alaine in der Badezimmertür.
 

Sie stand da in einem dünnen grünen Kleid und strahlte ihn an, sodass selbst er wieder schmunzeln musste. »Ich wollte gerade baden, aber du kannst gerne zuerst, wenn du möchtest«, bot er ihr an.
 

Bevor er reagieren konnte, öffnete sie ihr Kleid und ließ es zu Boden fallen. Für einige Sekunden konnte er seinen Blick von ihrem Körper nicht abwenden, bis er sich endlich umdrehte und rot wurde. Moment, was? Er hatte gerade alles gesehen. Das wollte er doch nicht ...
 

»Ähh, Alaine...?« Valnar spürte plötzlich, wie sie ihn von hinten umarmte und ihren Körper an seinen Rücken schmiegte. Sein Herz raste und er versuchte, eine logische Erklärung zu finden. Wenn sie zusammen badeten, würden sie weniger Wasser verschwenden ... Nein! Das hier war falsch; das konnte er nicht tun.
 

Er drehte sich um und nahm sanft ihre Handgelenke, während er zitterte. »Das geht nicht«, sagte er so freundlich, wie er konnte und versuchte dabei ihren nackten Körper zu ignorieren. Er konzentrierte sich nur auf ihr Gesicht, sonst würde das alles hier böse enden.
 

Aber Alaine wirkte enttäuscht und legte ihre Hände an seine Hüften. Valnar wollte sie nicht verletzen, aber er war ein verheirateter Mann.
 

Schließlich riss er sich von ihr los und machte einen Satz zur Tür. »Nimm ruhig dein Bad, okay? Danach lese ich dir ein Buch vor ... okay?« Er schluckte nervös. Sie schaute ihn verwirrt an und Valnar wollte nicht, dass sie wütend wurde, aber zum Glück nickte sie ihm dann zu. Erleichtert nickte er zurück, wartete einen Augenblick und flüchtete ins Wohnzimmer.
 

Valnar atmete tief aus. Was war denn das gerade? Alaine wollte doch nicht etwa wirklich mit ihm ...?
 

Nein, sie war sicher nur verwirrt!
 

Einige Minuten vergingen, während Valnar im Wohnzimmer auf und ab lief. Fast wäre etwas passiert, dass er sein Lebenlang bereut hätte, das die Beziehung zu Aysha endgültig vernichtet hätte.
 

Aber das Schlimmste war: Er wollte es. Er hätte sie dort sofort genommen, wenn Aysha nicht wäre.
 

Er griff sich an die Stirn und wollte sich die Gedanken aus dem Schädel prügeln, als er plötzlich einen Aufschlag aus dem Badezimmer hörte.
 

»Alaine?!«, rief er, während er aufsprang und zum Badezimmer eilte. Er schlug die Tür auf und sah Alaine sich vor Schmerzen auf den Boden krümmen.
 

»Alaine!!« Er schnappte sich ein Leinentuch und kniete sich eilige auf den nassen Boden, während er sie in das Tuch einwickelte. »Beruhige dich«, flüsterte er, und hielt sie aufrecht an sich, strich ihr minutenlang über die Wange, bis ihr Schmerz nachließ.
 

Valnar kam sich vor, als wäre er schuld an einem erneuten Krampf gewesen. Zum Glück hatte er es gehört, sonst wäre sie vielleicht noch erstickt oder sonst was.
 

Alaine schaute ihn mit halb offenen Augen an und er hörte nicht auf ihre Wange zu streicheln. Valnar schluckte; sie war schöner, als alles andere und er berührte vorsichtig ihre Lippen, dann ihr Kinn.
 

Ihre Gesichter waren nah aneinander. Alaine kam näher, spitzte die Lippen und küsste ihn auf den Mund. Valnar wusste, dass es falsch war, aber er wollte sie nicht stoppen ... konnte nicht. Er fasste ihr fester ans Kinn und küsste sie leidenschaftlich zurück. Sein Herz raste wie verrückt, als er sie erneut küsste. Er stöhnte leise, während Alaine über seine Lippen leckte, um Eintritt zu erbitten.
 

»Warte«, flüsterte Valnar und ließ von ihr ab. Das ging ihm ein bisschen zu schnell. »Komm, ich helfe dir hoch.« Alaine gab ihm ein Lächeln, was ihn erleichtert ausatmen ließ.
 

Valnar hatte Alaine helfen wollen, sich anzuziehen, doch nun lag sie nackt und breitbeinig vor ihm auf dem Sofa. Er versuchte nicht mal, seinen Blick abzuwenden, sondern schaute sich alles an. Das lange rote Haar, ihre makellose Haut, ihre großen Brüste und die Brustwarzen, die erregt aufrecht standen ... Selbst ihre feuchte Scheide, die sie ihm so schamlos präsentierte.
 

»Alaine ... ich kann das nicht«, versuchte er ihr zu sagen, während er auf sie zulief.
 

Alaine nahm seine Handgelenke und drückte seine Hände an ihre Brüste. Er durfte das nicht, aber trotzdem spielte er neugierig an ihren Nippeln, woraufhin sie den Kopf zurücklehnte und sich auf die Unterlippe biss.
 

»Ich kann nicht«, wiederholte er, doch hörte er nicht auf. Er beugte sich auf allen vieren über sie und küsste sie hungrig, während sie versuchte, ihm den Mantel vom Leib zu reißen.
 

Sie wollten es beide und Valnar konnte sich gegen sein Verlangen nicht länger wehren.
 

*
 

Aysha hatte sich im Schlafzimmer versteckt, schaute vorsichtig ins Wohnzimmer hinein und beobachtete, wie ihr Ehemann diese Schlampe vögelte. Nackt und schamlos nahm er sie ... Aysha konnte die Lust und den Schweiß der beiden von hier aus riechen. Menschen waren so primitiv.
 

Aber sie hatte es immer gewusst! Früher oder später wäre es sowieso passiert. Diese Frau musste verschwinden, bevor sie Valnar ganz verlor.
 

Zwar liebte sie ihn nicht wirklich, aber trotzdem verletzte es ihren Stolz. Valnar gehörte ihr! Er sollte nur sie lieben!
 

Aysha schaute ihnen weiter zu und knurrte; sie konnte hören, wie er Alaine und ihren Körper lobte.
 

Sie wollte ins Wohnzimmer gehen und sie beide umbringen, sie beide auf den Boden ausbluten lassen, aber ... das konnte sie Valnar nicht antun, nicht nach all den Jahren.
 

Doch Alaine würde leiden.
 

Aysha grinste finster, als ihr eine Idee kam, wie sie Alaine loswerden würde, ohne dass Valnar etwas davon mitbekam. Sie würde ihrem Ehemann vergeben und dann könnte er sich wieder ganz auf sie konzentrieren.
 

Ja, so würde es klappen und sie freute sich schon darauf. Schließlich verwandelte sie sich in eine Fledermaus und flog aus dem Fenster davon.



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