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Eins mit dem Tier

von

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Konflikt

Sie war völlig angetrunken, konnte kaum noch stehen, aber trotzdem bat Alaine eine ihrer Dienerinnen, dass sie Valnar einladen sollte. Vorher schob sie noch den Vorhang über den Nachtisch, wo einst die Vase stand, dann schmiss sie sich auf ihr Sofa und streckte sich. Sie trug ein schulterfreies oranges Kleid mit großem Ausschnitt. Ihre Haare waren ungekämmt, aber sie hatte keine Lust, sich schon wieder aufzutakeln.
 

Ihre Wut auf diesen König war unermesslich und sie wollte diese Wut mit Alkohol betäuben.

 

Aber es gelang ihr nicht; sie brauchte denjenigen, der ihre Ruhe bewahren konnte, ihr all den Schmerz nahm.

 

Kurz darauf klopfte es an der Tür.

 

»Komm rein«, rief Alaine und stützte sich mit einem Arm auf, den anderen über den Kopf gelehnt.

 

Valnar trat herein und diesmal trug er einen langen schwarzen Mantel, der mit Symbolen von Asran verziert war.

 

»Guten Abend«, lächelte er leicht, als er sie betrachtete. Alaine musste kichern, aber vielleicht lag das eher am Alkohol.

 

Er nahm den Mantel ab und legte ihn über einen Stuhl. Darunter trug er ein einfaches graues Hemd und eine schwarze Hose.

 

»Ich sollte mal ein bisschen mehr Farbe in dein Leben bringen«, lachte Alaine, während er auf sie zukam und sie angrinste.

 

»Hätte ich nichts gegen.«

 

»Aber dir steht das.« Sie machte eine Geste, dass er sich auf den Sessel vor ihr setzen sollte und er tat, wie befohlen.

 

Valnar platzierte seine Arme auf die Lehnen und beobachtete Alaine, während sie ihn anstarrte. Sein Gesicht und sein Körper lösten ein Verlangen in ihr aus, welches sie nur selten spürte. Für sie war er perfekt und sie wollte mehr von ihm.
 

Wieder schwiegen sie eine Weile, aber ihre Blicke trennten sich nicht. Seine roten Augen schauten so neugierig und gleichzeitig verwirrt, dass es ihr erregt die Nackenhaare aufstellte.

 

Schließlich ließ Alaine ein Bein herunterbaumeln, sodass er ihren Slip sehen konnte. Die Wärme stieg ihr ins Gesicht und ihr Tier verstärkte ihre Sehnsucht. Ob sie zu weit ging? Das hier schien so richtig und sie schob ihre letzten Bedenken beiseite. Valnars Blick senkte sich nur langsam, unsicher, und Alaines Tier reagierte mit Lust, wollte sich auf ihn stürzen und sein gesamtes Blut aussaugen.

 

Zügig richtete sie sich auf, ließ ihr Kleid noch weiter herunterrutschen, liebte es, wie Valnar versuchte, ihr nicht in den Ausschnitt zu starren, und wie verwirrt er war, doch seine Mundwinkel immer noch oben waren. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, wollte seinen Körper, sein Blut. Aber sie wusste, dass sie ihn niemals haben könnte.

 

Ihre Fangzähne wuchsen vor Gier. Sie war eine Anführerin! Die Hohepriesterin! Zumindest kleine Happen verlangte sie und die sollte sie auch bekommen!

 

»Zieh dein Hemd aus«, flüsterte sie.

 

Sein Mund öffnete sich und er zögerte. Alaine nickte ihm zu, machte ihm klar, dass alles in Ordnung sei.

 

Aufgeregt beobachtete sie, wie er das Oberteil vorsichtig über seinen Kopf zog, dann stand sie auf, um auf ihn zuzulaufen, und fiel fast hin, kniete sich aber flink auf seine Beine. Alaine biss sich auf die Unterlippe, während ihre Hand über seine stramme nackte Brust glitt. Die Neugier überflutete ihren Verstand und sie tastete über die Muskeln, konnte sehen, wie Valnar nervös schluckte, aber er hielt sie nicht auf. Das Tier wollte mehr, spornte sie weiter an. Das hier gehörte alles ihr, sie musste es sich nur nehmen. Ein leises Stöhnen entwich ihren Lippen, als ihre Hand noch weiter herunterwanderte, aber bei seinen Bauchmuskeln hielt sie inne.

 

Sie musste sich zurückhalten.

 

Alaine schloss die Augen und lehnte ihre Stirn erschöpft an seine Schulter.

 

»Ich bin so froh, dass du da bist«, seufzte sie. »Bitte bleib.«

 

Plötzlich hob Valnar einen Arm und streichelte Alaines Kopf, glitt durch die langen Haare.

 

»Ich bleibe so lange, wie du mich brauchst. Das weißt du doch«, sprach er so lieblich, dass Alaine erleichtert ausatmete.

 

Er streichelte sie weiter und es beruhigte sie. Seine Aura war wie eine Salbe für ihre Existenz und sie wurde müde, fühlte sich sicher in seinen Armen. All ihre Sorgen waren weit entfernt und selbst das Tier störte sie nicht.

 

Ihre Lider wurden immer schwerer und sie versuchte wach zu bleiben, um jede seiner Berührungen zu spüren.

 

Aber kurz darauf schlief sie doch ein.

 

*

 

Als Alaine erwachte, lag sie wieder auf ihrem Sofa. Sie drehte ihren Kopf nach hinten und erblickte Valnar an ihren Rücken geschmiegt, einen Arm um ihre Taille.

 

Er war fest am Schlafen und sie beobachtete ihn. Im Schlaf sah er so friedlich aus, fast schon verletzlich. Ihre Gefühle für ihn überschwemmten sie wie aus dem Nichts und schließlich bekam sie feuchte Augen.

 

Es hatte eine Ewigkeit gedauert, aber sie kam endlich zu der Einsicht, dass sie ihn liebte und auch ihr Tier trieb sie an, wollte ihn für sich beanspruchen. Wieso konnte sie ihn nicht haben? Es war so unfair. Dieser Mann war für sie bestimmt und sollte ihr gehören.

 

Ihr Verlangen wurde größer als ihre Vernunft und sie drehte sich zu ihm herum. Die Reißzähne ragten aus ihrem Kiefer, während sie ihr Gesicht an seinen Hals lehnte. So musste es sein. Sie war dafür bestimmt. Gierig leckte sie über seine Haut und das Tier kreischte nach Erlösung, drückte gegen ihren Hals, sodass sie die Fangzähne hineinstoßen würde und sie beide mit seinem Blut nährte.

 

Nur ein kleiner Biss und sie würde das bekommen, wonach sie sich am meisten sehnte.

 

Doch Alaines Mund schloss sicher wieder, als sich ihre Vernunft meldete. Sie stöhnte angestrengt und ließ wieder von ihm ab. Wütend zog das Tier an ihren Muskeln, brannte förmlich, aber sie zuckte nur und schluckte den Schmerz herunter.

 

Welch eine Qual.

 

Sie legte sich auf den Rücken, aber schlafen konnte sie nun nicht mehr. Stattdessen stellte sie sich eine glückliche Zukunft mit Valnar vor, die niemals sein konnte, aber auch diese Gedanken fingen an zu schmerzen.

 

Eine halbe Stunde verging, bevor er sich regte. Erst streckte er sich, dann öffnete er die Augen und blickte sie müde an.

 

»Hast du gut geschlafen?«, fragte Alaine, aber er stöhnte nur und setzte sich auf, und sie tat es ihm gleich.

 

»Es geht ...«, seufzte er. »Ich mache mir Sorgen um dich. Wie geht es dir?«

 

»Ich bin okay. Du musst dir keine Sorgen machen«, versicherte sie ihm, aber sie fühlte sich schuldig, dass sie ihm mit ihrem Verhalten ständig Hoffnungen machte. »Es tut mir leid. Ich hätte nicht so viel trinken sollen.«

 

Valnar schaute zur Decke und atmete aus. Er wirkte beleidigt und das Tier stach ihr aufgebracht ins Herz, denn er war der Letzte, den sie leiden sehen wollte.

 

Kurz darauf fasste Alaine ihm an die Wange und küsste ihn dort. Es war nur ein schneller Kuss, ohne die Leidenschaft, die sie wirklich empfand.

 

Verwundert starrte er sie an und öffnete den Mund, aber sie legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen, bevor er etwas sagen konnte.

 

»Du weißt, dass es nicht sein darf.«

 

Er musste das verstehen. Sie sah die Qual in Valnars Augen und dann schmerzten ihre Worte selbst sie und wieder dachte sie an ihre Taten.

 

Wie gerne würde sie ihm davon erzählen, all die Gräueltaten, die sie zugelassen hatte. Sie war so kurz davor, alles zu beichten.

 

Aber das tat sie nicht, konnte es einfach nicht.

 

Sie stand auf und richtete ihr Kleid. »Es ist schon spät«, flüsterte sie, während sie beschämt auf den Boden starrte. »Du solltest schnell zurück, bevor dich jemand sieht.«

 

Alaine wusste selbst nicht mehr, was sie hier eigentlich tat.

 

*

 

Wutentbrannt lief Valnar den Gang entlang. Wieder spielte Alaine mit ihm, nur um ihm im letzten Moment abzuwimmeln!

 

War er nur dazu da, um ihre Langeweile zu befriedigen? War er nichts weiter als ein verdammtes Spielzeug?

 

Nein, niemals! Warum sollte sie ihm so etwas antun? So eine war sie nicht; das war doch alles echt.

 

Er packte sich am Kopf, als das Tier ihm laut zuflüsterte.

 

Sie gehört nur dir allein! Der andere Vampir muss sterben!

 

Und wie recht es hatte. Dieser Morlon war an allem schuld! Wenn Valnar ihn endlich zerfetzte, würde Alaine ihn nehmen, ihn nicht länger abblocken.

 

Er liebte sie mehr als jede andere Person, die er jemals geliebt hatte, und sie fühlte genauso. Er wusste es.

Aber sie war gefangen.

 

Schnell und leise huschte er durch die Gänge, getrieben von seiner inneren Stimme. Er schlug das Tor zum Thronsaal auf, doch es war leer. Irgendwo musste dieser Mistkerl doch sein! Er konnte sich nicht ewig verstecken! Valnar knurrte verärgert. Das Tier pochte heiß in seine Adern, gab seinen Muskeln die Macht, jede Tür in seinem Weg zu vernichten.

 

Als er die nächste Tür mit einem ohrenbetäubenden Lärm aufschlug, hielt er inne.

 

Was tat er hier bloß? Mit dieser Leichtsinnigkeit würde er Alaine nur in Gefahr bringen. Was würde er denn tun, wenn er vor diesem König stand? Ihn umbringen? Die innere Stimme wollte es, aber er wusste es besser. Selbst wenn er es schaffte, würde Iranis Asran für den Tod ihres Königs verantwortlich machen.

 

Valnar fauchte, bis ein Mann um die Ecke kam und ihn verwirrt anstarrte.

 

Er hatte schwarze Haare und seine rot goldene Robe sah aus wie die eines Adligen. Schließlich erkannte er das Wappen Iranis' an der Brusttasche.

 

Das musste er sein. Er sah genauso schmierig aus, wie Alaine ihn immer beschrieben hatte.

 

»Was habt Ihr hier zu suchen?«, fragte der Vampir mit erhobener Augenbraue.

 

Das Tier riss förmlich an Valnar und überflutete ihn mit Aggression, forderte, dass er sein Revier verteidige.

 

Vor ihm war der Vampir, der zwischen Alaine und ihm stand.

 

Valnar ballte die Fäuste und war bereit zum Angriff. Am liebsten würde er diesem Wicht das Maul stopfen!

 

Seine Kehle wird zwischen deinem Kiefer zerfetzt werden!

 

»Ich ... mache einen Spaziergang durch den Palast«, antwortete er, so ruhig er konnte.

 

»Tss«, schnaubte sein Widersacher. Er verlor direkt das Interesse an Valnar und lief an ihm vorbei. »Wenn ich erst einmal die Hohepriesterin geheiratet habe, wird es hier so etwas nicht mehr geben! Dass solche niederen Köter hier herumlaufen dürfen, ist unerhört.«

 

Dann verschwand er um die Ecke und Valnar wurde rasend. Die innere Stimme drängte ihn umzukehren und ihn zu töten. Sie schrie so laut nach Vergeltung wie noch nie zuvor. Die Pein stieg ins Unermessliche vom Feuer des Tiers.

 

Valnar rannte so schnell er konnte, hinaus in den Burghof über den Weg bis zum Tempel. Er fühlte sich, als würde er ersticken, aber er riss die Tore auf und zog sich schon hastig aus, bevor er das Wasser erreichte. Keuchend schmiss er sich ins flache Nass auf die Knie, versuchte das Tier zu ignorieren, während die plätschernden Geräusche in seine Ohren eindrangen.

 

Allmählich beruhigte er sich wieder. Das Tier zog sich zurück, ließ ihn aufatmen. Die Gedanken waren fort und er dachte nur noch an Alaine, an ihre Sicherheit.

 

Erleichterung machte sich breit. Hätte er sich in diesem Moment verloren, wäre das ihrer beider Ende gewesen.



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