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Insomnia

Midnight x Mt. Lady
von

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Etwa eineinhalb Monate waren seit dem Praktikumsbesuch vergangen. Inzwischen waren sämtliche Praktika beendet und die Helden in Spe drückten wieder die Schulbank, während die Profis ihrer eigentlichen Arbeit nachgingen.

Es war Ende August und selbst am späten Nachmittag noch unerträglich heiß.

Mit einer Hand versuchte die junge Frau einige ganz besonders hartnäckige Mücken zu verscheuchen, welche allesamt an dem See, vor dem sie aktuell stand, zu leben schienen.

Die Sonne strahlte erbarmungslos auf die Umgebung herab, die Luft flirrte förmlich und die Mücken kannten ebenso wenig Gnade wie die aktuellen Temperaturen.

Wie sehr die Blondine sich in ihr Büro zurückwünschte, welches mit einer Klimaanlage ausgestattet war. Dort wäre es jetzt sicherlich gut erträglich!

Ganz im Gegensatz zu diesem Ort, mitten in der Pampa, an welchem sie sich gerade befand.

Zudem war der Lärm, welcher rings um den See herrschte, noch zusätzlich zum verzweifeln.

Die UA hatte Wort gehalten und einige Profihelden nun stärker in die Ausbildung der Schüler mit eingebunden.

Das Kamerateam, welches den ganzen Tag schon eifrig um den See schwirrte, war auch das einzig gute an den Veränderungen.

Das letzte Praktikum war dank der To-Do Liste bereits stressig genug gewesen, doch das Trainingscamp, zu welchem auch einige der Profis eingeladen worden waren, toppte die Sache mit dem Praktikum ganz eindeutig.

Allein schon die Fahrt, in dem hoffnungslos überfüllten Bus, voller lärmender Jugendlicher, hatte Yu die Laune gehörig verhagelt. Die Tatsache, dass sie sich nun in dieser Gluthitze, an einem Mückenverseuchten See befand, den Schülern beim Training zusehen sollte und hier und da nützliche Tipps geben musste, reichte ihr. Wofür hatte diese Schule eigentlich Lehrer?!

Na gut, zugegebenermaßen übernahmen die Lehrkräfte den Löwenanteil des Trainings und kümmerten sich hauptsächlich um ihre Schützlinge, doch leider fiel auch für die Profis, welche an der Fahrt teilnahmen, noch genug Arbeit an.

Fokussierte das Kamerateam die Blondine und die kleine Gruppe, welche sie aktuell mehr oder weniger freiwillig betreute, blühte sie förmlich auf, waren Kameramann und Reporterin über alle Berge, wollte auch die Heldin nur noch weg von hier.

„Okay, Zeit für eine Pause!“, entschied sie schließlich, nachdem die Schüler sich eine ganze Zeit lang in der Sonne mit Training gequält hatten.
 

Erneut schlug Yu nach einer Mücke, blickte der kleinen Gruppe von Schülern hinterher und strich sich schließlich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht.

Ihrer Meinung nach war es höchste Zeit etwas mehr Abstand zu dem kleinen See zu suchen, schien doch kein Mückenspray dieser Welt gegen die dreisten Biester zu helfen.

Während sie den Steg entlang in Richtung Ufer lief, gähnte die Profiheldin hinter vorgehaltener Hand.

Sie war unglaublich müde! Einmal mehr, um genau zu sein. Sich zu konzentrieren fiel ihr zunehmend schwerer und das heiße Wetter war da nicht gerade förderlich.

Sie entschied dem Kiosk, welcher für die Badegäste errichtet worden war, einen Besuch abzustatten.

Zwar war es der Blondine unbegreiflich, wie man in diesem dreckigen See freiwillig schwimmen gehen konnte, doch dass es hier einen Kiosk gab, war eine glückliche Fügung des Schicksals.

Den ganzen Tag über hielt sie sich dank dem Kiosk schon mit extrastarkem Kaffee über Wasser.

Erneut gähnte sie. Ja, ein Becher Kaffee wäre jetzt eindeutig das Richtige! Und vielleicht eine weitere Koffeintablette.

Während die junge Frau über den Steg in Richtung Ufer lief, betraten zwei weitere Personen von der Landseite aus die primitive, hölzerne Brücke und gingen ihr entgegen.

„Die Neuerungen an der UA halte ich für durchaus sinnvoll. Auch für die anderen Schulen. Ich denke es war eine gute Idee, ebenfalls an der Veranstaltung teilzunehmen.“

„Das glaube ich auch. Allerdings überrascht es mich, dass unser Projekt für so viel Aufsehen in der Öffentlichkeit gesorgt hat.“

Midnight und Ms. Joke wanderten gemütlich über den Steg und unterhielten sich.

Yu verdrehte insgeheim die Augen. Das die Neuerungen der UA für so einen Wirbel gesorgt hatten, wunderte auch sie. Natürlich war es keine schlechte Idee die Helden von Morgen so gut auszubilden wie möglich, doch das Rad hatte die UA nun auch wieder nicht neu erfunden.

Dass die Medien ein solches Interesse zeigten, war durchaus positiv, um sich den ein oder anderen Auftritt vor der Kamera zu sichern und in der Öffentlichkeit möglichst gut dazustehen, doch dass auch Lehrer aus anderen Schulen an dem Camp teilnahmen, um sich einen Überblick zu verschaffen und später zu entscheiden, ob man die neuen Ideen auch an anderen Schulen übernehmen wollte, ging doch wirklich etwas weit.

Die Blondine wollte sich auf dem schmalen Steg eigentlich an den beiden anderen Frauen vorbeiquetschen, da sie aktuell in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war, doch die beiden Anderen hielten kurz an, als sie auf gleicher Höhe waren.

„Du siehst müde aus.“, begrüßte Ms. Joke sie, deren Mundwinkel bereits wieder verdächtig zuckten.

„Na vielen Dank für die Blumen.“, kam es wenig begeistert von der blonden Profiheldin.

„Natürlich sieht sie müde aus, jetzt wo die Zusammenarbeit mit der UA zur Abwechslung mal echte Arbeit für sie bedeutet.“, zog Midnight sie auf. „Stimmts, oder habe ich recht?“

Die Dunkelhaarige beschloss den Bogen noch etwas weiter zu überspannen, indem sie der Kleineren einen kumpelhaften Klaps auf den Rücken gab.

Nun, leider hatte Yu diese Geste nicht kommen sehen und ob beabsichtigt oder nicht, Nemuri hatte sich ein wenig mit der Intensität des Klapses verschätzt. End vom Lied war, dass die Jüngere einen Schritt nach vorne taumelte...was die Katastrophe perfekt machte.

Der Steg war nicht gerade breit und ein unachtsamer Schritt, wenn man eh schon am Rande des hölzernen Übergangs stand, konnte fatale Folgen haben.

Die beiden Lehrerinnen blinzelten überrascht, während es für die Blondine mit einem erschrockenen Laut abwärts ging.

Mit einem Platsch fand sie sich im nächsten Moment vor dem Steg im Teich sitzend wieder.

Einige Libellen stoben erschrocken auseinander, während zwei Frösche von einem Seerosenblatt aus eiligst ins Wasser sprangen.

Nun war es auch an der Heldin zu blinzeln. Sie war wie erstarrt, während sie langsam realisierte, dass sie tatsächlich in dem Mückenverseuchten See gelandet war, von Kopf bis Fuß durchweicht von dieser Drecksbrühe.

„Pffff! Bwahahaha!“, prustete die grünhaarige Lehrerin vom Steg aus schließlich los. „Oh mein Gott, was war denn das für ein Stunt?! Genial! Du siehst aus wie eine nasse Katze, Mt. Lady!“, amüsierte sie sich und hielt sich vor Lachen den Bauch.

Midnight, die neben der anderen Lehrerin stand, hatte für einen Moment überrascht geblinzelt, da sie ursprünglich noch nicht einmal beabsichtigt hatte, die Jüngere ins Wasser zu befördern, doch als Ms. Joke einen Lachanfall erlitt, war es auch um ihre Beherrschung geschehen.

„Wer hätte ahnen können, dass du so leicht ins Straucheln gerätst?!“, brachte sie mühsam hervor und konnte nicht aufhören, über das Missgeschick zu lachen. „Aber vielleicht tut die Erfrischung an so einem heißen Tag ja gut.“, prustete sie weiter.

Die Miene der Blondine wechselte von vollkommen fassungslos bis ungläubig über den Sturz, nun zu ernsthaft verstimmt und sichtlich verärgert.

„Hast du senile alte Schachtel keine Augen im Kopf...?!“, grollte die junge Frau, welche sich weiterhin im See befand, während ihre Gesichtszüge sich immer weiter verfinsterten.

Im nächsten Moment begann der Körper der eigentlich kleinen Frau in beeindruckender Geschwindigkeit zu wachsen, bis sie schließlich als gefühlte Riesin vor dem Steg im Wasser kniete. Der See wirkte nun gleich viel mehr wie ein Planschbecken für kleine Kinder.

Durch das plötzliche Wachstum der Blondine, schwappte eine Welle Seewasser über den Steg hinweg und durchweichte die beiden Lehrerinnen, welche aktuell auf den hölzernen Planken standen.

Ms. Joke geriet ins Straucheln, konnte sich jedoch gerade noch halten, während Nemuri nicht ganz so viel Glück hatte.

Zwar wurde die Dunkelhaarige von der Welle, welche über den Steg schwappte, nicht ins Wasser gespült, doch konnte sie nicht mehr verhindern, dass eine riesige Hand nach ihr griff und sie ganz einfach hochhob.

„Setz mich sofort wieder ab!“, beschwerte sie sich sofort bei der Blondine, kämpfte gegen deren Griff an und versuchte sich zu befreien - mit eher mäßigem Erfolg.

Unbeeindruckt hielt Yu die Ältere in ihrer rechten Hand und beobachtete deren Fluchtversuche.

Zwar achtete sie trotz ihres Ärgers darauf, die UA Lehrerin nicht zu sehr zu quetschen, doch entkommen lassen würde sie sie definitiv nicht.

„So? Eine Erfrischung tut also gut?“, hakte Mt. Lady verstimmt nach, doch langsam wich ihre ärgerliche Miene einem schadenfrohen Grinsen. „Dann solltest du vielleicht gleich mal ausprobieren, wie sich eine Dusche mit Seewasser so anfühlt. Vielleicht hilft die Plörre ja gegen beginnende Altersdemenz?“

Mit diesen Worten, schöpfte die Blondine mit der linken Hand Wasser aus dem See und goss es über die protestierende Heldin in ihrer rechten Hand. Diese begann zu husten und zu fluchen, versuchte gleich noch einmal mit mehr Einsatz sich zu befreien, musste jedoch erkennen, dass sie dem Griff der Jüngeren unmöglich entkommen konnte.

Joke, die auf dem Steg stand und das Schauspiel beobachtete, konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Das hier... nein, diese beiden hier, waren besser als jede Comedyshow und das ganz ohne ihr Zutun!

„So müssen sich Polly Pocket oder Barbie fühlen, wenn sie einem Kind in die Fänge geraten sind!“, lachte sie und deutete auf die protestierende Midnight in Mt. Ladys Hand, während sie versuchte zwischen all dem Lachen das Atmen nicht zu vergessen.

Derweil hatten die Schüler, welche am See trainierten oder Pause machten, ihre Aufmerksamkeit dem Steg zugewandt. Die restlichen Lehrer und Profihelden taten es ihnen gleich.

„Was zur Hölle machen die da?“ Kopfschüttelnd blickte Aizawa vom Ufer aus auf die bizarre Szene, die sich ihm bot.

„Sieht aus als würden sie sich prächtig amüsieren.“, stellte Tiger, welcher das Trainingscamp ebenfalls begleitete, schulterzuckend fest.

„Warum sollen nur die Schüler das Recht haben dann und wann herumzualbern? Die drei sind doch selbst noch kaum aus den Kinderschuhen heraus.“, stellte Gran Torino mit Blick zum See fest und schmunzelte.
 

Als der Mond die Sonne ablöste, Sterne sich auf der Wasseroberfläche spiegelten und Zikaden ihre Lieder zirpten, hatten die Gemüter sich wieder beruhigt.

Die Helden von Morgen waren bereits in ihren Unterkünften und schliefen vermutlich. Auch die meisten Erwachsenen hatten sich inzwischen in ihre Zimmer zurückgezogen, schliefen bereits, oder ließen den Tag ausklingen.

„Wir hätten das Zimmer im Vorfeld unter die Lupe nehmen sollen. Hier gibt es so wenig Platz, dass es fast unmöglich ist zwei Futons auszubreiten.“, seufzte Nemuri und blickte sich in dem gemütlichen, aber winzigen Zimmer um.

„Was das Programm für die Schüler betrifft, lässt die UA sich nicht lumpen, aber wenn es um die Unterkünfte für Lehrer und Profis geht, hat sie gehörig geknausert.“

Yu saß in Zivilkleidung auf dem Sofa und betrachtete von ihrem Platz aus Emi und Nemuri, die versuchten jeweils einen Platz für ihre Futons zu finden.

„Ach, kommt schon, ist doch alles halb so wild.“ Selbst in Anbetracht des mangelnden Platzangebotes, wirkte Ms. Joke entspannt und amüsiert. „Hätte man uns allen Einzelzimmer spendiert, könnten wir uns jetzt keinen Mädelsabend machen. Das wird wie früher zu Schulzeiten.“, versuchte sie ihren beiden Zimmernachbarinnen gut zuzureden.

„Das ist wirklich schon ein ganzes Weilchen her, wenn ich so darüber nachdenke.“, sinnierte die UA Lehrerin, die es endlich geschafft hatte, ihren Futon zwischen Wohnzimmertisch und Küchenecke auszubreiten.

„Bei dir sind es wohl Jahrzehnte.“, zog Yu Nemuri mit einem provokanten Grinsen vom Sofa aus auf.

„Bitte wie war das...?!“, ging die Dunkelhaarige auf den Kommentar der Jüngeren ein und warf ein Kissen nach ihr.

Die Blondine fing das Geschoss in der Luft auf und feuerte es zurück. „Hast schon ganz richtig gehört!“, amüsierte sie sich.

„Dir stopfe ich das freche Mundwerk!“ Auch wenn die Ältere in der aktuellen Situation den Ärger viel mehr spielte, bewarf sie die andere Heldin erneut mit dem Kissen.

Als Yu ihrerseits das nächste Kissen warf, kam dieses vom Kurs ab und traf stattdessen Emis Gesicht, welche im ersten Moment perplex blinzelte, dann jedoch einmal mehr anfing zu lachen.

„Kissenschlacht!“, rief die Grünhaarige aus und zumindest für einen Moment erhielten Chaos und allgemeines Gelächter Einzug in das viel zu kleine Zimmer.
 

Nachdem die Lage sich wieder beruhigt hatte und die Grünhaarige aufgrund des Platzmangels ihr Lager genau vor dem Sofa aufgeschlagen hatte, kehrte langsam Ruhe in die ungewöhnliche, temporäre WG ein.

„Dieses Camp fühlt sich wirklich ein wenig so an wie früher.“, streute Midnight ein und suchte nach einer bequemen Liegeposition.

„Nur weil wir erwachsen sind, heißt das nicht, dass wir nicht auch herumalbern dürften.“, stellte Emi gut gelaunt fest, streckte sich und griff schließlich nach ihrer Decke.

„Schon, aber an die große Glocke hängen müssen wir diese Kissenschlacht nun auch wieder nicht.“, befand Yu vom Sofa aus.

Die Blondine streckte sich und griff nach dem Kabel der Stehlampe, an welchem sich auch der Schalter befand. „Ich mache jetzt das Licht aus, okay?“

Da sie die Kleinste des ungleichen Trios war und selbst auf dem kurzen Sofa noch bequem Platz fand, hatte die Profiheldin beschlossen, sich nicht auch noch irgendwo auf einen Futon auf den Boden zu quetschen, sondern ganz einfach auf dem Sofa zu übernachten. Bequemer war dieser Schlafplatz vermutlich allemal.

Langsam kehrte Ruhe ein und müde drehte die junge Frau sich auf die Seite.

Das Emi gute Laune verbreiten würde, damit hatte sie ja gerechnet, doch dass Nemuri und sie es schafften, sich einmal für ein Weilchen nicht an die Gurgel zu gehen, überraschte sie wirklich.

Auf ihre Lippen stahl sich ein Lächeln. Der Abend war wirklich amüsant gewesen und mit den beiden anderen ein wenig herumzualbern, hatte gut getan. Es musste ja niemand erfahren, dass selbst die drei erwachsenen Frauen sich noch eine Kissenschlacht geliefert hatten, als wären sie für einen kurzen Moment wieder alberne Teenager.
 

Wie die beiden anderen auch, versuchte die junge Frau zu schlafen, doch bald schon musste sie erkennen, dass sie auch hier im Trainingscamp die gleichen Probleme hatte, wie daheim.

Zwar war sie müde und konnte die Augen kaum offen halten, doch Schlaf wollte sich nicht einstellen. Einmal mehr.

Yu gähnte und drehte sich auf den Rücken. Vielleicht half eine andere Schlafposition?

Die Blondine schloss die Augen wieder und versuchte zu schlafen, doch wie üblich dachte sie über allerlei Dinge nach, während sie so dalag, glitt jedoch nicht ins Reich der Träume.

Ob sie heute zu viel Kaffee getrunken und ein paar Koffeintabletten zu viel geschluckt hatte? Sie seufzte. Aber wie hätte sie denn sonst den Tag überstehen sollen?

Die vorherige Nacht war keine Ausnahme gewesen. Sie hatte kaum ein Auge zugetan, weshalb der Tag einmal mehr nur mit Koffein zu überstehen gewesen war.

Jetzt, wo sie eigentlich schlafen sollte, gelang ihr dies trotz der enormen Müdigkeit wieder einmal nicht.

Es war zum verzweifeln! Niemand wusste etwas davon, doch bereits seit Monaten litt die Heldin unter heftigen Schlafstörungen. Die Müdigkeit war allgegenwärtig, der Schlaf wollte sich jedoch nie einstellen. Nicht ohne Hilfsmittel zumindest.

Während sie Konzentration und Wachheit tagsüber mit literweise extrastarkem Kaffee und einigen Koffeintabletten aufrecht erhielt, waren es abends die Schlaftabletten, die zumindest ein wenig Linderung verschafften.

Nachdem sie noch eine Viertelstunde versucht hatte erfolglos einzuschlafen, gab Yu es schließlich auf und beschloss nachzuhelfen.

Sie stand vom Sofa auf, wobei sie mehr als vorsichtig sein musste, da Emi ihr Lager genau vor dem Sofa aufgeschlagen hatte und sie nicht versehentlich auf die Grünhaarige treten wollte.

„Was machst du...?“, murmelte die Ältere schlaftrunken, als die Blondine über sie hinwegstieg und in Richtung Küchenecke tappte.

„Ich kann nicht schlafen.“, antwortete Yu der Grünhaarigen lediglich leise, ehe sie den zweiten Futon im Raum erreicht hatte und nun über ihre andere Zimmernachbarin steigen musste, deren Schlafplatz sie noch von der Küchenecke trennte.

„Tritt bloß nicht auf mich.“, murrte Nemuri lediglich und drehte sich.

Nachdem sie eine Schlaftablette mit einem Glas Wasser heruntergespült hatte, ging es von der Küchenecke wieder zurück zum Sofa. Yu schlüpfte zurück unter die Decke. Vielleicht würde sie mit der Tablette ja endlich ein wenig Schlaf finden.

Doch auch eine Dreiviertelstunde später lag sie noch wach, inzwischen deutlich genervt.

Das Sofa hatte sich doch als unbequemer entpuppt als gedacht und sie hatte das Gefühl, die Federn des Sofas überdeutlich im Rücken zu spüren.

Auf der Suche nach einer halbwegs akzeptablen Schlafposition wälzte Yu sich hin und her, was allerdings nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Zimmernachbarinnen verzweifeln ließ.

Selbst die immer muntere Emi murrte inzwischen genervt und drückte sich ihr Kopfkissen auf die Ohren.

Da die Nacht immer weiter voranschritt und die Blondine einmal mehr kein Auge zubekam, beschloss sie das Einzige zu tun, was in dieser Situation noch half. Sie sprach diesbezüglich aus Erfahrung.

Erneut stand sie auf, um zu ihrem Tablettendöschen in der Küche zu gelangen.

„Mit dir kann man ja wahnsinnig werden.“, gähnte Midnight vollkommen übermüdet und setzte sich halb auf, um zu beobachten, wie die Jüngere vorsichtig über die vor dem Sofa liegende Emi stieg, um zur Küchenecke zu gelangen.

„Ich kann auch nichts dafür, dass ich nicht schlafen kann.“, murrte Yu verteidigend. „Aaaah!“

Es ging abwärts, als sie weiter durch die Dunkelheit tappen wollte, Emi jedoch nach ihrem Fußgelenk gegriffen hatte und dieses festhielt.

Das zweite Mal binnen ein paar Stunden, verlor die Blondine das Gleichgewicht, nur das sie diesmal genau auf die UA Lehrerin zufiel.

Nemuri sah das Unglück zwar noch kommen und hatte rasch die Arme ausgestreckt, verhindern konnte sie den Sturz jedoch auch nicht mehr und ging wohl oder übel ebenfalls zu Boden, als die Jüngere genau auf sie fiel.

„Tu uns allen einen Gefallen und versetz diesen Unruhegeist mit deinen Fähigkeiten in einen möglichst tiefen Schlaf.“, murmelte Emi, welche Yus Knöchel nun wieder losließ.
 

Dank des Eingreifens der Grünhaarigen, war Yu gestolpert und hatte Nemuri bei ihrem Sturz gleich noch das letzte Stück mit sich gerissen.

Da die Dunkelhaarige lediglich auf ihrem Futon gesessen hatte, war es für sie nicht wirklich weit abwärts gegangen, zumal die Jüngere noch rasch versucht hatte, sich mit den Armen neben ihr abzustützen.

Für einen Moment blieb Nemuri etwas überrumpelt liegen, dann stützte sie sich auf einen Ellbogen und brachte sich wieder in eine halbwegs sitzende Position.

Kurz sah sie zu der Blondine, welche noch wie erstarrt an ihr lehnte. Ursprünglich hatte sie die Jüngere wegen des unverschuldeten kleinen Unfalls aufziehen wollen, doch obwohl sie in der aktuellen Dunkelheit alles nur schemenhaft erkennen konnte, brachte sie für einen Moment kein Wort heraus. Eine Tatsache, die sie selbst überraschte, denn Midnight war es nicht gewöhnt, dass sie sich selbst mundtot machte.

Der Blick der blauen Augen ruhte auf der anderen Heldin, welche noch reichlich neben der Spur an ihr lehnte und dank des Sturzes halbwegs auf ihr lag.

Zwar war die Blondine in ihrer normalen Form eher klein und zierlich gebaut, dennoch registrierte Nemuri erst jetzt, wie leicht Yu eigentlich war.

Die Jüngere, die bis eben noch auf dem zum Bett umfunktionierten Sofa gelegen hatte, war angenehm warm und schmiegte sich, wenn auch unfreiwillig, fast schon perfekt an sie.

Die Lehrerin konnte sich nicht erinnern, der Profiheldin wissentlich schon einmal so nahe gewesen zu sein. Nicht nur, dass sie den Reflex, ganz einfach die Arme um Yu zu legen, bekämpfen musste, sie stellte fest, dass die andere Heldin zudem ein sehr angenehmes Parfüm trug.

„Als wenn ich, nach dem ganzen Kaffee, den sie den Tag über getrunken hat, in der Lage wäre sie zum einschlafen zu bringen. In ihren Adern fließt vermutlich kein Blut, sondern Koffein.“, ergriff die Dunkelhaarige das Wort, krampfhaft darum bemüht, einige aufkommende, alles andere als jugendfreie Gedanken zur Seite zu schieben.

„Was tust du überhaupt? Trinkst den lieben langen Tag Kaffee und schluckst Wachmacher, als gäbe es kein Morgen und nachts wunderst du dich dann, dass du kein Auge zukriegst.“, wandte sie sich nun direkt an Yu, in der Hoffnung die Jüngere mit dem Kommentar ein wenig zu provozieren und sich selbst davon abzulenken, dass der warme Atem der Anderen, der sanft an ihrer Schulter kitzelte, ihr eine Gänsehaut verursachte.
 

Doch nicht nur Midnight hatte durch den kleinen Unfall arg mit sich zu kämpfen, auch die Blondine hatte die Aktion mehr aus der Bahn geworfen, als sie zugeben wollte.

Im ersten Moment hatte sie sich nichts sehnlicher gewünscht als still und leise im Erdboden zu versinken, als sie dank Emi gestolpert und geradewegs auf Nemuri gefallen war.

Ursprünglich hatte Yu sich wie von der Tarantel gestochen aufrappeln wollen, um wieder Abstand zwischen sich und die Ältere zu bringen, doch als die Andere sich wieder halbwegs aufsetzte und sie nun halb gegen sie gelehnt dalag, war sie kurzzeitig vollkommen erstarrt.

Angenehm weich und warm schmiegte der Körper der Dunkelhaarigen sich für den Moment an ihren und warum um Himmels Willen wäre sie am liebsten in dieser Position verharrt, hätte der Älteren ganz einfach gestattet zu probieren, ob es ihr gelang, sie mit ihrer Quirk in Schlaf zu versetzen, auch wenn Midnights Fähigkeiten bei männlichen Wesen bekanntlich besser wirkten.

Fast schon dankbar war Yu ihr, als die Dunkelhaarige schließlich das Wort ergriff und es ihr endlich gelang, ihren Körper wieder dazu zu überreden, sich zu bewegen.

Rasch setzte die Blondine sich auf und brachte wieder mehr Abstand zwischen sich und die UA Lehrerin.

„Ich habe letzte Nacht schon nicht unbedingt gut geschlafen und habe tagsüber versucht mich mit dem Kaffee wachzuhalten.“, antwortete sie ihr schließlich. „Aber was weißt du schon?“

Die Blondine bemühte sich um einen möglichst genervten Blick, als sie wieder aufstand und schließlich in die Küchenecke tappte, welche ihr ursprüngliches Ziel gewesen war.

Nein, sie würde es definitiv nicht darauf ankommen lassen, ob Midnight es schaffen würde sie einschlafen zu lassen, oder nicht. Nicht nur, dass bei dieser Aktion die Gefahr bestanden hätte, dass sie ganz einfach auf dem fremden Futon eingeschlafen wäre, nein, ihre Wangen fühlten sich eh schon wärmer an, als es normal war und ihr Herz hämmerte von innen ungesund schnell gegen ihren Brustkorb. Sie hatte aus der Situation heraus gemusst, das war ihr klar.

„Sicher, dass du die zweite Schlaftablette vorziehst?“, zog Emi die Blondine auf, als diese in die Küche ging und ein Glas mit Wasser befüllte.

Im Zimmer war es dunkel, weshalb alles nur schemenhaft zu erkennen war, doch obwohl die Grünhaarige nicht so oft mit den beiden anderen Frauen zu tun hatte und die drei heute nur in einem Zimmer übernachteten, weil es eben so ausgekommen war, hatte ihr ein Blick gereicht, um die Situation zu erfassen. Eine Tatsache, die ihr ein breites Grinsen auf die Lippen zauberte.
 

Nach Tablette Nummer zwei war es auch der Blondine endlich gelungen einzuschlafen, nachdem sie zurück auf ihrem eigentlichem Schlafplatz, dem Sofa, war.

Zwar hatte Yu es nun endlich geschafft ins Reich der Träume zu gleiten und auch Emi war recht schnell wieder eingeschlafen, dafür lag Nemuri nach diesem Zwischenfall noch eine ganze Zeit lang wach und dachte nach.

Der riesige Vorrat an Schlaftabletten, den sie neulich im Spiegelschränkchen im Bad der anderen Heldin gefunden hatte, die Tatsache, dass diese sich tagsüber mit Kaffee und Koffeintabletten über Wasser zu halten schien, dafür abends jedoch kein Auge zutat und erst die zweite Schlaftablette überhaupt eine Wirkung erzielte... das war doch nicht normal.

Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte und Tag Nummer zwei des Trainingscamps auf dem Programm stand, standen Emi und Nemuri einigermaßen frisch und erholt auf, während Yu es geschafft hatte den Wecker zu verschlafen und sich selbst von der Tatsache, dass ihre beiden Zimmernachbarinnen durch den Raum liefen, um sich für den anstehenden Tag fertigzumachen, nicht stören ließ.

Als es schließlich an der Zeit war den Raum zu verlassen und sich runter zum See zu begeben, wo das Training der Schüler heute fortgesetzt werden sollte, trat die Grünhaarige schließlich an das Sofa heran und beugte sich zu der schlafenden Profiheldin hinunter, welche sich auf die Seite gerollt und sich die Decke bis unter Nasenspitze gezogen hatte.

„Hey, wach auf, Schlafmütze. Wir müssen los.“, sprach Emi sie an und wandte sich kurz Nemuri zu.

„Jetzt haben die zwei Schlaftabletten sie doch voll und ganz ausgeschaltet, was?“

Gerade wollte Ms. Joke die Hand auf einen Arm der Jüngeren legen, um diese endlich aufzuwecken, als Nemuri nach Emis Schultern griff und sie ein Stück weit vom Sofa wegzog.

„Lass sie schlafen, Joke. Mt. Lady scheint in letzter Zeit kaum ein Auge zugetan zu haben.“

Angesprochene zog eine Augenbraue hoch und grinste die Dunkelhaarige wissend an. „Oh, und das ausgerechnet von dir, Midnight.“

Angesprochene räusperte sich kurz und deutete dann mit übertriebenem Enthusiasmus in Richtung Zimmertür. „Komm schon, gehen wir! Da draußen wartet eine ganze Schar von Schülern, die im Training an ihre Grenzen gebracht werden wollen, bis sie uns auf Knien um Gnade anflehen!“



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