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Final Fate

von

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Die Entschuldigung

Son Goku wurde von einem leisen Räuspern geweckt und schlug blinzelnd die Augen auf. Erst hatte er Probleme sich zurechtzufinden, denn das, was er die letzten Wochen immer bei seinem Erwachen gesehen hatte, die goldenen Stäbe seines Vogelkäfigs, fehlten. Als die Erinnerung wie ein Blitz durch seine Gedanken schoss, richtete er sich sofort auf und krümmte sich im nächsten Moment schmerzerfüllt zusammen, die Hand an seine Seite pressend. „Ihr solltet überhastete Bewegungen tunlichst vermeiden. Das schadet der Wundheilung.“ Den Kopf zu der unbekannten Stimme hebend, musterte er den Saiyajin, der neben dem Bett stand und mit einem neutralen Gesichtsausdruck auf ihn hinabsah.
 

Er war groß, hager, fast schmächtig, wäre da nicht der Schweif um seine Hüften und die Robe gewesen, er hätte ihn nicht für einen Saiyajin gehalten. „Ich bin Pers.“, stellte sich der Mann vor, als er Kakarotts verwirrten Blick sah. „Ich bin der Leibarzt Rìgh Vegetas. Er hat mich gebeten ein zweites Mal nach Euch zu sehen.“ Son Goku schnaubte. „Gebeten, ja klar. Befohlen trifft es wohl eher.“ „Nun“, sagte Pers während er einen Kasten auf dem Bett abstellte, einen Knopf bediente, woraufhin sich der Kasten öffnete und eine Ansammlung von Goku unbekannten Instrumenten und Gerätschaften preisgab. Allerdings waren ihm nicht alle unbekannt, denn ... da gab es Spritzen. „Eine Bitte des Rìghs ist eine Bitte des Rìghs.“ Was genau er damit sagen wollte, offenbarte er Son Goku nicht. „Also, wärt Ihr so freundlich Euch meiner Untersuchung nicht zu verweigern? Es wäre gut zu wissen, ob meine Arbeit angeschlagen hat, oder ob eure Verletzungen tiefgehender waren und der Nachbehandlung bedürfen.“
 

Nach kurzem Überlegen nickte Goku und schlug die Decke zur Seite, rutschte an den Rand des Bettes. Zwar war ihm nicht wohl dabei einen ihm Fremden an sich heranzulassen, aber die Schmerzen in seiner Seite gefielen ihm nicht. „Ich bin Son Goku.“, merkte er unbeholfen an, während er Pers dabei beobachtete wie er ein kleines Gerät, und zum Glück nicht die Spritzen, aus dem Kasten holte. „Dies ist mir bekannt.“ Der kleine Apparat erwachte summend zum Leben und ein Licht tastete Gokus Körper ab. „Was tust du da gerade?“ „Ich durchleuchte Euren Körper und schaue, ob Ihr noch innere Blutungen habt.“ „Du“, bot der Erdsaiyajin an. „Einfach nur Goku.“ Pers schaltete das Gerät aus. „Wie Ihr wünscht.“ Goku zog tief die Luft ein. Das brachte wohl nichts. Immerhin war er Vegetas Leibarzt. Der würde sich mit Sicherheit nicht in die Karten schauen lassen.
 

„Wie schwer … bin ich denn verletzt?“, wollte er dann nach einigen kleineren, weiteren Untersuchungen und einem Verbandswechsel wissen. „Ihr habt eine sehr gute Kondition und hohe Nehmerqualitäten. Auch Eure Heilfähigkeiten sind erstaunlich. Ich denke, bei Ruhe und ein wenig Schonung dürftet Ihr Euch in ein oder zwei Wochen gänzlich von den Folgen des Onair Sabaid erholt haben.“ „Ein oder zwei Wochen?!“, ächzte Goku entsetzt. So lange konnte er sich nicht schonen! Jeder Moment, der verging, bedeutete, dass seine Freunde länger in Gefangenschaft waren und sonst was ertragen mussten. Er musste so schnell wie möglich was auch immer lernen … machen, damit Vegeta ihm sagte, wie er sie frei bekommen konnte. „Geht das nicht schneller?“
 

Pers maß ihn mit einem strengen Blick, wie ihn nur ein Arzt zustande brachte, der befürchten musste, dass sein Patient sich gleich wieder in etwas stürzte, was ihn verletzen würde. „Nun, je mehr Ihr Euch schont, Kakarott, desto schneller werdet Ihr es nicht müssen.“ „Aber...“ „Hör auf ihn, Kakarott.“, erklang die befehlsgewohnte Stimme Vegetas plötzlich im Raum. „Auch ich habe die Erfahrung machen müssen, dass mir selten gepasst hat was Pers mir riet, er aber am Ende immer Recht behalten hat.“ Pers legte die Faust auf sein Herz und verneigte sich. „Mein Rìgh.“ „Wie geht es dem Patienten?“ Seine schwarzen Augen wanderten über Gokus Gestalt und ein kurzes Zucken seines Mundwinkels verriet Belustigung. „Soll ich mich geschmeichelt fühlen, dass du scheinbar nicht von meinem Bettlaken lassen kannst?“
 

„Wa...“, Gokus Stimme versagte ihm vor lauter Empörung den Dienst und er starrte den König der Saiyajins an. Dieser wies mit einer simplen Geste auf das besagte, blaue Laken, welches Goku immer noch um seine Hüften geschlungen hatte. Der Jüngere wurde tomatenrot, riss sich besagtes Stück Stoff von den Hüften und zerrte seine Bettdecke zu sich, um sich zu bedecken. Was ungefähr den gleichen Unterschied machte, als hätte er das Laken von Vegeta anbehalten. Seine Bettdecke war nämlich auch blau. Goku merkte selbst, dass er sich zum Affen gemacht hatte, ballte seine Fäuste und starrte stur an den beiden Saiyajins vorbei.
 

„Dem Patienten“, unterbrach Pers die aufkommende Stille. „Geht es den Umständen entsprechend. Er hat nicht ganz so schwerwiegende Verletzungen wie Ihr, mein Rìgh und wird sich Dank seiner guten Gene schnell erholen.“ „Gute Gene.“, murmelte Vegeta zu sich selbst und Goku konnte seinen Blick auf sich spüren. Es war ein eigenartiges Gefühl und das schon fast vertraute Ameisenheer krabbelte seine Wirbelsäule hinab. Als sich seine Härchen aufrichteten, wendete er doch den Kopf, um diesem durchdringenden Blick zu begegnen. Dabei versuchte er so stur zu wirken, wie es nur ging. Dieses Starrduell dauerte mehrere Herzschläge, ehe Vegeta es mit einem amüsierten Heben des Mundwinkels beendete und seine Aufmerksamkeit seinem Leibarzt widmete. „Wird er das anstehende Protokoll des Onair Sabaid durchstehen?“ „Das wird er, mein Rìgh. Allerdings sollte er sich danach wieder schonen. In zwei oder drei Tagen wird die Behandlung seine Knochen zusammengefügt haben und er kann das Bett verlassen.“ Vegeta nickte. „Das wäre dann alles, Pers.“ „Wie ihr befehlt, mein Rìgh.“
 

Der hagere Saiyajin verneigte sich vor seinem König, legte sein Gerät wieder in den Kasten den er mitgebracht hatte, verneigte sich abermals und verließ leise das Zimmer, ließ die beiden Kontrahenten alleine, die sich wieder anstarrten. „Welches Protokoll?“, platzte es, kaum dass der Arzt das Zimmer verlassen hatte, aus Goku heraus. Geduld war noch nie seine Stärke gewesen. Anstatt ihm gleich zu antworten, drehte sich Vegeta von ihm weg, ging ein Stück durch das Zimmer und hob etwas, was eine Frucht sein konnte, aus einer der im Zimmer verteilten Schalen. Er begutachtete sie, ohne Kakarotts Frage zu beantworten, legte sie zurück und nahm sich die Nächste. Die Vierte war es dann, die seinen Ansprüchen zu genügen schien und er drehte sich zu dem bereits mit den Zähnen knirschenden Goku um, lehnte sich mit seiner Hüfte an den Tisch und biss in seine Auswahl. Erst als er in aller Ruhe gekaut und hinuntergeschluckt hatte, geruhte es ihm Goku zu antworten.
 

„Was hat dir Nappa über die Folgen des Ausganges bei einem Ehrenkampf erzählt?“ „Das der Gewinner im Recht ist, auch wenn er nicht recht hat.“ „Und der Verlierer?“ „Muss sich entschuldigen.“ „Dann hast du deine Antwort.“ Son Goku presste die Lippen zusammen. „Ich werde den Teufel tun und mich bei dir für … für gar nichts entschuldigen!“ „Nicht du bei mir, Kakarott. Dein Bruder Radditz bei dir.“ Da Goku schon mit irgendeiner Antwort gerechnet hatte, die in dem Sinne ausgefallen wäre, dass er sich eben doch bei Vegeta würde entschuldigen müssen, weil blablabla, hatte er sich bereits eine Antwort zurechtgelegt und seinen Mund geöffnet. Unverrichteter Dinge schloss er diesen nun wieder. „Mein Bruder bei mir? Wieso das denn? Den Kampf hast du doch unterbrochen.“ „Und wenn ihr weitergekämpft hättet? Was wäre dann gewesen?“ Der König nahm einen weiteren Bissen und musterte Kakarott. „Denkst du er hätte gewonnen?“ Stille. „Kakarott?“
 

„Nein.“, kam es zögernd von Goku. „Ich hätte gewonnen.“ Mit einem wohlwollenden Nicken schob sich Vegeta das letzte Stück der Frucht in den Mund. „Also ist er der Verlierer.“ Der Erdsaiyajin schnaubte. Der Start mit seinen Brüdern war alles andere als gut verlaufen. Er hatte eigentlich nichts über sie oder … ihre Eltern erfahren. Keine von den Fragen stellen können, die ihm so auf der Zunge gebrannt hatten. Noch dazu war ihm Radditz wie das größte Arschloch vorgekommen, dem er seit langem begegnet war, von Vegeta vielleicht mal abgesehen. Aber eine Sache hatte er ziemlich deutlich bei ihrer Auseinandersetzung gemerkt. Radditz war stolz. Sehr stolz und er bezweifelte wirklich, dass eine Entschuldigung, die er an ihn zu richten hatte, die Situation zwischen ihnen verbessern würde.
 

„Ich will nicht, dass er sich bei mir entschuldigen muss.“ Vegeta hob eine Braue. „So will es das Protokoll und das Gesetz.“ „Das ist mir doch egal. Ihm wird selbst klar geworden sein, dass er diesen Kampf nicht gewonnen hätte. Was muss er sich zusätzlich zu dieser Niederlage auch noch entschuldigen?“ „Es gehört zu dem Prozess des Begreifens, dass er im Unrecht war.“ „Und wenn er im Recht gewesen wäre?“, wollte Goku blitzschnell mit geschmälerten Augen wissen. „Auch dann hätte er sich entschuldigen müssen.“ „Das ergibt doch keinen Sinn!“ „Doch, denn die Entschuldigung hätte ihm den Fehler seines Versagens deutlich vor Augen geführt und ihn gelehrt, dass man überlegt gegen einen stärkeren Gegner vorgehen muss, auch wenn man im Recht ist. Früher hat man für so einen Fehler mit seinem Leben bezahlt. Das Onair Sabaid endete tödlich.“ „Ich weiß.“, kam die patzige Antwort. „Dann sei froh, dass es nun anders ist und dein Bruder sich nur bei dir entschuldigen muss. Würde er das nicht tun, würden ältere Gesetzte greifen. Früher hättest du nun über seine Todesart urteilen müssen.“
 

Son Goku erbleichte. Allein bei dieser Vorstellung krampfte sich alles in ihm zusammen und er musste den Kloß in seinem Hals hinunterschlucken, der sich gebildet hatte. Einige Momente überlegte er noch, ob es Sinn hatte dieses Gespräch fortzuführen, aber er bezweifelte sehr stark, dass dies etwas ändern würde. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust. „Wenn es nicht anders geht, dann soll er halt kommen und es mir sagen, oder ich geh zu ihm.“ Vegeta wirkte bei und nach diesen Worten schon wieder erheitert. Als würde Goku ständig Witze machen. „Du missverstehst die Schwere der ganzen Sache.“ „Was gibt es denn da zu missverstehen? Er entschuldigt sich, ich sage ihm, es ist okay und dann wars das.“
 

„Kakarott, du gehörst offiziell immer noch zu meinem Eigentum. Auch wenn deine Verwandlung in einen aus unseren Legenden stammenden Krieger deine Position deutlich verändert hat, bist du immer noch ein Geschenk an mich.“ „Ja und?“ Der aggressive Unterton in Gokus Stimme zeigte deutlich wie zuwider ihm diese Worte waren. Er gehörte niemandem! „Das bedeutet, dass die Entschuldigung auch vor mir als deinem Besitzer, oder Herren, such dir das Wort aus, welches dein Ego besser verkraftet, stattfinden muss. Und da ich der Rìgh bin, ist es eine offizielle Staatsangelegenheit, die ebenso wie der Kampf öffentlich stattfinden muss.“ Son Goku ahnte worauf das hinauslaufen würde und das gefiel ihm nicht. „Das bedeutet ...“, setzte er vorsichtig, zögerlich, aber nach wie vor erzürnt an. „Das bedeutet“, nahm Vegeta den Satz auf. „Dass Radditz Entschuldigung im Thronsaal vor den Ministern und dem Kriegsadel stattfinden wird. Und du wirst anwesend sein und die Entschuldigung entgegennehmen.“ Das wars, schoss es Goku durch den Kopf. Wenn es da irgendeine Chance gegeben hatte, dass er sich Radditz vielleicht doch noch hätte annähern können, würde sie bei seinem stolzen Bruder mit dieser Erniedrigung mit Sicherheit verflogen sein. Und das … tat unerwartet weh.
 


 

Son Goku wusste nicht was ihn mehr störte. Dass ihn alle anstarrten als wäre er ein exotisches Tier, oder dass Vegeta auf seinem Thron so dermaßen selbstgefällig aussah, dass es ihm den Hals zuschnürte. Zum Leidwesen seiner Gefühlswelt war dies jedoch nicht der einzige Eindruck, der ihm bei diesem Anblick in den Sinn kam. Das Gespräch des vergangenen Abends, die Worte die gefallen waren, das alles war in seinem Kopf präsent. Der Ausdruck in Vegetas Gesicht, die Entschlossenheit in seinen Augen, in seiner Stimme und die Gänsehaut, die ihm in seiner Gegenwart über den Rücken gelaufen war. Der Moment als sein Herz gestockt hatte. Er schluckte, ballte seine Hände, spürte, dass sie feucht waren, fühlte, dass sein Schweif nicht mehr dort war, wo er ihn getragen hatte, sondern nervös hinter ihm in der Luft pendelte. Warum zur Hölle war er nervös?! Er war normalerweise nie nervös! Unauffällig wischte er sich die Handflächen am blauen Stoff seiner Oberschenkel ab.
 

Nachdem Vegeta gegangen war, hatte sich durch ein leichtes Räuspern ein sehr jung wirkender Saiyajin bemerkbar gemacht. Da Saiyajins, wie Goku nun wusste, in ähnlichen Jahreszahlen rechneten wie es die Menschen auf der Erde taten, würde er den Jungen auf vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre schätzen. Nicht viel jünger als er selbst, aber dennoch jünger und vor allen Dingen unerfahrener, zumindest hatte er so gewirkt. Er war nervös gewesen, seine Augen waren immer wieder durch das Zimmer gehuscht und hatten sich nicht getraut auf Goku zu verweilen und als er ihn angesprochen hatte, war der Junge sogar ein wenig zusammengezuckt, hatte sich dann aber schnell gefangen, sich verbeugt, wie sich alle Saiyajins vor dem Rìgh verbeugten und sich mit gesenktem Kopf als Chiore vorgestellt. Er wäre ab heute für Gokus Wohlbefinden verantwortlich und würde sich über diese Ehre wahnsinnig freuen.
 

Völlig verdattert hatte er Chiore angesehen und ihm versichert, dass er so etwas nicht bräuchte und auch nicht wollte, woraufhin der Junge ihn flehentlich angesehen hatte und ihn gebeten hatte ihn nicht wegzuschicken. Natürlich könne sich Son Goku auch einen anderen Diener aussuchen, wenn er, Chiore, ihm nicht gefiel, hatte ihm der Junge enttäuscht mitgeteilt und ihn traurig gefragt, was er denn falsch gemacht hätte in diesen ersten, wenigen Momenten. Son Goku hatte versucht ihm zu erklären, dass er einfach keinen Diener WOLLTE, weil, nun ja, weil er eben keinen wollte. Allein der Gedanke war ihm zuwider gewesen. Doch Chiore hatte immer weiter beteuert, was es für eine Ehre war, einer lebenden Legende zugeteilt worden zu sein und dass alle anderen Jungen, welche zurzeit zu Leibdienern im Palast ausgebildet wurden, ihn um diese Stellung beneideten. Er hatte so wild drauf losgeplappert, dass Goku einfach nicht anders gekonnt hatte als zu lächeln. Denn dieses wilde Drauflosgeplapper hatte ihn an Bulma erinnert, seine älteste Freundin, die auch einfach wie ein Wasserfall reden konnte, wenn sie einmal angefangen hatte. Von Bulma waren seine Gedanken zu Chichi gewandert, seiner anderen Freundin seit Kindertragen. Wie es ihnen wohl ging? Ob sie … noch lebten? Und Muten Roshi? Oolong? Pool?
 

Erschlagen von diesen Gedanken war er auf das Bett zurückgesackt, während Chiore panisch wirkend um ihn herum gerannt war, ihm zu Essen gebracht hatte, etwas zu Trinken geholt und ihn gefragt hatte, ob er nach dem Arzt schicken sollte. Ob es vielleicht an seinen Wunden lag, ob er sich unwohl fühlte. Son Goku hatte alles verneint, sich ein müde wirkendes Lächeln für den Jungen abgerungen und ihn gefragt, ob es in diesem Zimmer etwas zum Anziehen gab. Es hatte ihn erstaunt, wie schnell sein Verstand von der Sorge um seine Freunde auf der Erde zu so einer banalen Frage hatte umschalten können, aber er vermutete, dies war eine Schutzreaktion. Hätte er sich mit allen Problemen auf einmal beschäftigt, hätte das seinen Verstand wohl in die Knie gehen lassen. Eines nach dem anderen. Und so war die Frage nach Kleidung eines der naheliegendsten Dinge, welche ihm eingefallen war, denn immerhin konnte er ja nicht mit einem Bettlaken vor Vegeta treten … zumindest nicht schon wieder.
 

Chiore mit seinen verwuschelten, kurzen Haaren war zu einem der Schränke gestürmt. Als er zurückgekommen war, hatte er verschiedene blaue Anzüge dabeigehabt, eine Rüstung, Stiefel und Handschuhe. Son Goku hatte sich für ein Oberteil mit kurzen Armen entschieden, so wie er es zu Hause auch immer getragen hatte, und die passende, lange blaue Hose dazu. Die kurze blaue Hose mochte er nicht und das Oberteil mit den langen Armen war auch nicht Seins. Er war es gewohnt die Arme frei zu haben. Chiore hatte ihm in den Brustpanzer geholfen, der eine einfache Ausführung war, wie jene, die seine Brüder auch getragen hatten. Ohne diese Schulter- und Beinpolster. Die weißen Stiefel waren überraschend bequem gewesen, die Handschuhe überraschend unbequem und so hatte er sie weggelassen. Als er sich dann im Spiegel betrachtet hatte, hatte ihn ein merkwürdiges Gefühl ergriffen. Zum ersten Mal hatte er nämlich die Zeit sich in dieser Kleidung in Ruhe zu betrachten und … er hatte einfach ausgesehen als würde er dazugehören.
 

Chiore hinter ihm hatte bis zu beiden Ohren gelächelt, sichtlich stolz, dass er dazu beigetragen hatte. Dann aber war sein Blick unzufrieden geworden, musternd, nachdenklich. Er war an ihn herangetreten, hatte sich etwas gestreckt und vorsichtig gefragt, ob er dürfe. Goku hatte zwar nicht gewusst was, aber er hatte genickt. Mit gezielten Handgriffen hatte der Junge den Kragen des Oberteils ein Stück von Gokus Hals weggezogen und die Kette mit dem blau-schwarzen Stein darunter gesteckt. Zwar hatte man die Erhebung unter dem Stoff noch gesehen, aber nur wenn man genau hinsah. Oberflächlich betrachtet und ohne, dass man diese Kette nun sah, war das Bild, welches Goku im Spiegel entgegengeblickt hatte, noch verstörender gewesen. Trotzdem hatte er Chiore dankbar zugenickt und der Saiyajin hatte es stolz erwidert.
 

Einige Zeit später war Nappa aufgetaucht, hatte Son Goku gemustert, zufrieden genickt und ihn dann mit wenigen, aber freundlichen Worten zum Mitkommen aufgefordert. Er hatte ihn gefragt, ob ihm alles erklärt worden war, hatte ihm nochmal kurz angedeutet, was nun auf ihn zukommen würde, ihm aber versichert, dass es eigentlich wirklich nur eine schnelle Abwicklung der Formalität sein würde und nichts weiter. Das hatte Goku ein wenig beruhigt. Doch als Nappa ihn vor den großen Pforten zum Thronsaal alleine gelassen hatte, war die Nervosität wieder gekommen. Durch diese Türen war er nun schon zwei Mal gegangen. Und zwei Mal hatte sich danach alles drastisch verändert. Er hatte wirklich gehofft, diesmal würde dies nicht so sein. Dann aber waren die Tore geöffnet worden, er hatte seine Augen durch den vollen Thronsaal schweifen lassen und ihm war das Herz in die Hose gerutscht.
 

Da waren gefühlt mehr Saiyajins als an seinem ersten Abend. Dann war da natürlich Vegeta auf seinem Thron, der einfach alles überragte, Veran, der leicht hinter ihm stand, Nappa in der Nähe des Thrones, wenn auch, wie Goku nun erkannte, eigentlich in keinerlei Position und … seine Brüder waren auch schon da. Sie knieten in einigem Abstand vor den Stufen, welche zu ihrem König führten. Wundervoll, das bedeutete, er war der Letzte und natürlich lag die Aufmerksamkeit jedes Einzelnen nun auf ihm. „Kakarott, Sohn Bardocks, Sohn Gines, Bruder von Radditz, Bruder von Tales, ohne Rang.“, wurde er von einem Saiyajin angekündigt, der mit einem langen Stab neben den Eingangstoren stand und mit diesem drei Mal auf den Boden schlug. Raunen brandete im Thronsaal auf. Köpfe bewegten sich, wurden zusammengesteckt, Lippen formten Worte, die sich mit dem Gemurmel vermischten und dadurch ihre Bedeutung verloren.
 

Für einen winzigen Moment erwog Son Goku den Gedanken sich umzudrehen und einfach wegzulaufen, aber diese Blöße hatte er sich noch nie gegeben. Diese Blöße würde er sich nie geben! Es war wieder einmal Muten Roshis Stimme, die ihm die nötige Kraft gab. 'Wenn du beim Betreten der Arena nervös bist, dann such dir einen Punkt in der Menge auf den du dich konzentrierst. Vielleicht ein Gesicht, das du kennst.' Goku atmete tief ein, schloss die Augen, nahm sich zusammen und als er sie wieder öffnete, war das Gesicht auf das sein Blick fiel und an dem er sich festhielt natürlich das von Vegeta. Wessen auch sonst?, dachte er missmutig. Der Kerl machte es einem ja unmöglich ihn zu übersehen mit seinem arroganten Gockelgehabe. Würde nur noch fehlen, dass er seine Federn aufplusterte, um größer zu wirken. Dieser Gedanke ließ ihn grinsen und gab ihm gleichzeitig den Anstoß, den er brauchte, um die Schwelle zum Thronsaal zu überschreiten. Die großen Pforten schlossen sich hinter ihm und es war der Anblick des Königs, der ihm die nötige Ruhe gab einfach alles andere zu ignorieren. Das Raunen, welches lauter wurde, die neugierigen Blicke, die sich in seine Haut brannten, ja sogar die Wortfetzen, welche er verstehen konnte und natürlich seine beiden Brüder.
 

Son Goku schritt ruhig und mit erhobenem Kopf, als wäre dies für ihn das Normalste der Welt, auf den Thron zu. Neben seinen Geschwistern blieb er stehen, sah zu ihnen hinab. Radditz hatte den Kopf gesenkt, Tales auch, doch man konnte an dessen Haltung erkennen, dass er wohl unter den Fransen in seinem Gesicht zu ihm hoch schielte. Das Raunen um Goku wurde lauter, er ignorierte es, blieb stehen, ließ seinen Blick zurück zu Vegeta schweifen, der ihn ohne eine Regung zu zeigen beobachtete. Sollte er stehen bleiben? Sollte er sich hinknien? Er wollte sich nicht hinknien, aber … er wollte auch nicht alles, was nun unter Umständen möglich war, gleich am ersten Tag verspielen. Immerhin hatte er auch sein Wort gegeben sich an die bestehende Ordnung zu halten und das bedeutete wohl, ob er wollte oder nicht … er würde sich hinknien müssen.
 

Ganz dezent hob Vegeta eine Braue. Ob das außer ihm noch jemandem auffiel? Ob außer ihm noch jemand von ihrer Vereinbarung wusste? Die Braue wanderte ein winziges Stück höher. So minimal, dass selbst er es kaum bemerkte, aber er verstand. Langsam ließ er sich auf sein Knie nieder, kopierte die Position seiner Brüder, aber er senkte nicht den Kopf, er behielt Vegeta im Blick. 'Lass deinen Feind nie aus den Augen. Beobachte ihn, beobachte seine Mimik, dann weißt du was er plant.' Er würde den Teufel tun und diese Lehrweisheit seines Meisters nun ignorieren. Wort hin , Wort her.
 

Das Gemurmel im Hintergrund nahm ab, wurde leiser. Vegeta wendete den Blick, ließ seine Augen durch den Saal wandern und gab dann Veran mit der Hand ein Zeichen. Der Gèard des Königs trat vor, richtete sich auf, wartete noch einen Moment und genoss diesen Augenblick, da sich aller Augen, von Kriegsadel und Ministern, auf ihn richteten. „Ein Onair Sabaid hat stattgefunden. Ein Sieger wurde ermittelt. Nach den Traditionen der Saiyajins und in Übereinkunft mit den Gesetzen Rìgh Vegetas des IV. wird der unterlegene Krieger nun Abbitte leisten und für seine Verfehlungen um Entschuldigung bitten. Radditz, Sohn Bardocks und Kakarott, Sohn Bardocks, tretet vor.“ Goku sah wie sich Radditz neben ihm erhob und beeilte sich es ihm gleich zu tun. Dabei versuchte er in der Mimik seines älteren Bruders zu lesen. Doch dessen Gesicht war verschlossen, wie bei ihrer ersten Begegnung. Während sie sich erhoben, wurde das Gemurmel um sie herum lauter. 'Also doch ein Oniar Sabaid?' 'Ich habe gehört es soll ein Test für den zweiten Supersaiyajin gewesen sein.' 'Aber wenn es nun eine offizielle Entschuldigung gibt, dann muss doch etwas anderes passiert sein.' 'War nicht auch der Rìgh in diese Auseinandersetzung verwickelt?' 'Ich dachte dieser Kakarott müsse sich beim Rìgh entschuldigen und nicht ein anderer Krieger bei ihm.'
 

Es war die Stimme Vegetas, die alle Geräusche verstummen ließ. „Kakarott, Sohn Bardocks forderte seinen älteren Bruder zu einem Onair Sabaid heraus. Mir war seine Stärke bekannt, daher nutzte ich dieses Aufeinandertreffen für einen Test seiner Fähigkeiten. Jetzt jedoch gilt es der Vollständigkeit unserer Tradition zu entsprechen, um das Oniar Sabaid abzuschließen.“ Sein autoritärer Blick wanderte über die Anwesenden und obwohl er Goku nicht ansah, spürte der Erdsaiyajin ein Kribbeln im Nacken, welches sich verstärkte, als die Augen des Königs zu ihnen zurückkehrten. Das, was er gesagt hatte, war eine glatte Lüge gewesen. Keiner hatte von seiner Verwandlung gewusst und jeder, der in der Arena gewesen war und Augen im Kopf hatte, musste das wissen. Doch wenn sie es wussten, dann wagten sie es nicht ihrem König zu widersprechen.
 

Radditz wendete sich zu ihm um, ihre Blicke trafen sich und er versuchte etwas in der Mimik seines Bruders zu lesen, irgendetwas, was ihm sagte, wie es nun um ihre Beziehung bestellt war, doch er hätte genauso gut versuchen können in einem Stein zu lesen. „Kakarott“, die tiefe Stimme Radditz klang gepresst und auch, wenn er versuchte es zu verbergen, so merkte man doch, dass er sich ganz und gar nicht wohl fühlte. Seine Arme waren angespannt, seine Hände geballt, sein ganzer Körper stand unter Anspannung und diese nahm noch zu, als er dazu ansetzte sich vor Son Goku auf sein Knie niederzulassen.
 

Blitzschnell schossen die Hände des Jüngeren nach vorne, legten sich auf Radditz Oberarme und hinderten ihn daran den Kniefall zu beenden. Irritiert sah der so Aufgehaltene zu ihm hoch. „Du musst dich nicht entschuldigen. Ich brauch das nicht.“ Diesmal war es kein Gemurmel, welches aufbrandete, sondern lautes Getuschel. Gokus Stimme war nicht so tragend, dass er alle im Saal erreicht hätte, immerhin sprach er nicht mit ihnen oder für sie, sondern nur für Radditz. So aber wurden seine Worte von einer Reihe Anwesender an die Nächste weitergegeben.
 

Zu Gokus Überraschung verdunkelte sich der Blick seines älteren Bruders. Er wurde nicht dankbar, oder erleichtert, er wurde wütend und mit einer rüden Bewegung schüttelte Radditz Gokus Hände ab. „Du entehrst uns, Kakarott.“ „Radditz“, setzte Tales aus seiner knienden Position heraus mahnend an, doch ein Blick des Älteren ließ ihn verstummen. „Radditz“, versuchte es Son Goku in einem, seiner Meinung nach versöhnlichen Ton. „Ich … wir … ich mein, wir kennen uns noch nicht lange, aber nach allem was ich weiß, sind wir Brüder und ich, ich hab vielleicht keine Ahnung von eurem Ehrenkodex oder von euren Gesetzen, aber den Gesetzen nach, nach denen ich lebe, muss sich ein Bruder nicht vor seinem Bruder verbeugen. Und ich will auch keine Entschuldigung von dir. Es war ein Missverständnis und ich … würde mir wünschen, dass … wir einfach nochmal“, unsicher sah er zu Tales hinab, da sich Radditz so gar keine Reaktion auf seine Worte anmerken ließ. Tales nickte ihm kaum merklich mit einem sachten Lächeln zu und das ließ Goku hoffen, dass er sich hier nicht um Kopf und Kragen redete, sondern das Richtige tat. Er rieb sich über den Hinterkopf, sah zurück zu Radditz, schluckte den Rest an Zweifel und nachhallenden Zorn hinunter und fuhr fort: „Na ja, dass wir unsere erste Begegnung vielleicht noch einmal wiederholen, nur diesmal ohne den letzten Teil?“
 

Gemurmel um sie herum. Aufbrandende Stimmen, Getuschel, Blicke, Unruhe. Goku versuchte das auszublenden, versuchte nicht nervöser zu werden, versuchte sich auf Radditz zu konzentrieren. Doch es half nichts, seine Augen wanderten kurz zu Vegeta, dann zu Nappa, als suche er nun auch bei ihnen nach einer Reaktion, die ihm half zu verstehen, ob er nun das Richtige getan hatte, oder nicht. Er hatte immer aus seinem Empfinden heraus gehandelt, nach seinem eigenen inneren Kompass, der ihm sagte was richtig und was falsch war und der hatte ihn auch nie enttäuscht … auf der Erde. Hier jedoch schienen seine Normen von richtig und falsch nicht mehr zu gelten und irgendwie hatte er bei allem was er tat das Gefühl, dass … dass … dass er einfach, dass er wie ein Kind die Reaktionen auf sein Verhalten neu lernen musste, um zu wissen, wie er sich zu verhalten hatte.
 

Doch einmal mehr waren Vegetas und Nappas Gesichtern keine Reaktionen anzumerken, ebenso wie dem Gesicht von Radditz. Gott, ging ihm diese Fähigkeit der Saiyajins Gefühle zu verbergen auf die Nerven. Hätte er wenigstens ihre Auren richtig wahrnehmen können, dann wäre das vielleicht eine Möglichkeit gewesen zu wissen, wie es um sie bestellt war. Aber nein, dieser verfluchte, beschissene, saudumme, nervende Stein um seinen Hals, der …
 

„Die Söhne Bardocks“, wurden Gokus Gedanken von der weithin tragenden Stimme des Marshalls unterbrochen. „Verzichten auf die offizielle Entschuldigung. Den Gesetzen und Traditionen der Saiyajins entsprechend fällt die Wahl der Entschädigung nun an den Sieger des Oniar Sabaid.“ Aller Augen richteten sich auf Goku, dem man die Unsicherheit immer stärker ansehen konnte. „W...was?!“ „Kakarott“, wieder der Marshall, der ihn diesmal direkt ansprach. „Fälle das Strafmaß.“ „Aber … ich hab doch schon gesagt, dass ich nichts will. Es war ein Missverständnis verdammt!“ Hilfesuchend drehte er sich halb im Kreis. Sah vom Marshall zu Radditz, der immer angespannter wirkte, zu Tales, der ebenso wie er selbst verwirrt wirkte und schließlich zu Nappa, dem nichts anzumerken war, bis hin zu Vegeta, der nun deutlich genervt aussah. „I...ich wähle nichts. Einfach nichts!“ Nun war es der Marshall, der Zeichen der Verwirrung und auch Irritation an den Tag legte und mit einem fragenden Blick den König bedachte.
 

Vegeta, der sich nun genötigt sah in diese Katastrophe einzugreifen, schon wieder!, schloss seine Hände fester um die Armlehne seines Thrones und fasste die Ursache dieser ganzen Probleme ins Auge. Dabei hatte er es ihm doch selbst noch gesagt, dass mit einer Entschuldigung die Sache vom Tisch gewesen wäre, andernfalls würden ältere Gesetzte greifen. Hatte Kakarott ihm nicht zugehört? War er zu dumm, um das zu verstehen? Oder war es einfach nur eine dumme Trotzreaktion? Nach dem Gespräch am gestrigen Abend war er davon ausgegangen, dass der Kerl es endlich verstanden hatte. Doch scheinbar musste er einige Dinge doch noch etwas stärker verdeutlichen. Mit einem tiefen Atemzug und angespannten Muskeln, setzte er dazu an sich von seinem Thron zu erheben. Jedes Geräusch im Thronsaal erstarb, und ließen das, was dann geschah nur umso lauter wirken.
 

Die Pforten zum Saal wurden aufgerissen und ein hoch gewachsener, breit gebauter Krieger schickte sich an, mit weit ausgreifenden Schritten und als wäre es das selbstverständlichste der Welt, dass er dies dürfte, den Saal zu durchschreiten. Vegeta ließ sich das kleine Stück, welches er von seinem Thron aufgestanden war, wieder zurücksinken. Das jetzt auch noch?! Wirklich? Wunderbar! Einfach wunderbar! Passte zu diesem Tag, hervorragend, einfach nur hervorragend. Aspar wollte es also so klären, öffentlich, vor Ministern und Kriegsadel. Konnte er haben. Dann war das wenigstens auch vom Tisch und er musste es nicht vor sich herschieben. Hinter jenem Krieger, Aspar, erschienen noch zwei weitere Saiyajins, die ihn wohl begleiteten, aber deutlich vorsichtiger und zögerlicher den Saal betraten.
 

Vegeta beobachtete wie der Saiyajin aus dem Kriegsadel immer näherkam, wie er an Kakarott und seinen Brüdern vorbeiging, wie sich der Zwilling Kakarotts mit einer schnellen Bewegung aus der Laufrichtung Aspars bringen musste, wie Kakarott zugriff und seinen jüngeren Bruder vor einem peinlichen Hinfallen bewahrte und ihm auf die Beine half und wie die drei Söhne Bardocks instinktiv zusammenrückten, als Kakarott ein vernichtender und hasserfüllter Blick Aspars traf. Sieh mal einer an, dachte Vegeta noch, ehe sich Aspar vor ihm verbeugte und gleich wieder aufrichtete. Kein Kniefall also, Vegetas Mundwinkel zuckte, das konnte interessant werden.
 

„Mein Rìgh.“ „Aspar.“ „Veran.“ „Athair.“ Tales streckte den Kopf zu Radditz und tuschelte. „Hat er ihn gerade Vater genannt?“ Radditz nickte. „Dann ist er …?“ Radditz nickte wieder und Goku drehte sich zu ihnen um. „Wer ist das?“ „Aspar, das Oberhaupt der stärksten und einflussreichsten Familie des Kriegsadels. Aus ihren Reihen stammen die meisten Minister und Generäle und wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, dann hat seine Tochter gute Chancen Bainrìgh zu werden.“ Ein mahnender Blick von Radditz brachte Tales zum Schweigen und der Älteste deutete seinen jüngeren Geschwistern mit einem Kopfnicken an, sich auf das zu konzentrieren, was vor ihnen passierte.
 

Die Stimme des Königs war die, welche man als nächstes hörte. „Du kommst unangekündigt, Aspar.“ „Dem ist so, mein Rìgh. Aber der Grund duldete keinen Aufschub.“ „Und der wäre?“ „Ihr wisst genau, um welchen Grund es geht.“ Vegetas Braue zuckte. Gemurmel wurde laut im Thronsaal. „Dann leg ihn für alle anderen offen. Wir sind hier in einer offiziellen Anhörung und es sind alle Minister und Rechtsträger anwesend, wie du sehr wohl weißt.“ Auch diesen zweiten Tadel seines Rìghs nahm Aspar hin, als könnte dieser ihm nichts anhaben. „Wie Ihr wünscht.“ Er atmete tief ein und seine nächsten Worte waren so laut gesprochen, dass sie bis in den hintersten Winkel des Thronsaals reichten. „Ist es wahr, dass Ihr einem Saiyajin ohne Rang und Namen, ohne Verdienste und ohne Treueschwur, einem Tràill, das Zimmer des Gèard gegeben habt und dass ihr vorhabt, ihn als den Euren zu benennen?“
 

Es wurde abermals so still im Thronsaal, dass man jeden Atemzug hören konnte und fast aller Augen richteten sich erneut auf Son Goku, der keine Ahnung hatte, was er nun wieder falsch gemacht haben sollte. Aber offensichtlich war irgendetwas an ihm einmal mehr die Ursache für … irgendwas. Doch anders als zuvor sahen ihn die Saiyajins im Saal nicht nur an, es schlug ihm auch von allen Seiten Feindseligkeit entgegen. Vegetas ruhig gesprochenen, nächsten Worte durchschnitten die Stille und lösten ein Crescendo aus. „Dem widerspreche ich nicht.“ Laute Stimmen, Rufe, Empörungen, Saiyajins, die bisher ruhig dagestanden hatten, drängten auf die freie Fläche, welche zwischen dem Thron und dem Eingang lagen. Sie alle starrten zu Vegeta, oder Kakarott. Die Freiceadan traten vor, bildeten mit Abstand zueinander einen Schutzring, eine Linie, die keiner zu übertreten wagte, nicht mal die offenen Bereiche zwischen den einzelnen Leibwächtern. Jedem Anwesenden war klar, dass in einem solchen Fall die Leibgarde unverzüglich zum Schutz ihres Königs handeln würde, egal wer diese Linie überschritt.
 

Sehr langsam und wie die Ruhe selbst, erhob sich Vegeta von seinem Thron. Abermals trat diese gespenstische Stille ein. Er ging die Stufen hinab und blieb unweit vor Aspar stehen. Der Vater Verans überragte ihn um einen guten Kopf und wirkte alles in allem sehr viel Raum einnehmender als Vegeta. Dennoch erlebte und beobachtete Goku das Phänomen, welches ihm beim König der Saiyajins nun schon so oft untergekommen war, wieder. Aspar wirkte im direkten Vergleich kleiner, sehr viel kleiner als Vegeta, obwohl er körperlich größer war. Während sich die beiden Saiyajins anstarrten, gar zu messen schienen, trat Veran, seinem König folgend, die Stufen hinab und stellte sich unweit hinter Vegeta. Man konnte ihm das Unwohlsein ob dieser Situation ansehen. Ihm war klar, dass er sich hier unter Umständen zwischen seinem Vater und dem Rìgh würde entscheiden müssen.
 

„Ihr gebt also zu, mein Rìgh, dass Ihr unsere Gesetze missachtet und mit heiligen Traditionen brecht? Traditionen, die seit der Zeit des Wiederstandes unsere Stärke und unser Überleben sichern?“ Vegeta blieb trotz dieser Anschuldigung völlig gelassen, ließ sich nicht das Geringste anmerken und begegnete dem herausfordernden Blick Aspars mit einer Ruhe, die Son Goku eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Er bemerkte auch, dass Nappa nicht zu Vegeta aufgeschlossen hatte, sondern, für die Verhältnisse dieser Situation, ruhig an seinem Platz verharrte. So als wüsste er irgendetwas, was sonst keiner wusste, oder, überlegte Goku, als wüsste er, dass Aspar und diese ganze Situation keine Gefahr für Vegeta darstellten.
 

„Ragus.“, sprach Vegeta einen Namen aus, der Bewegung in die Saiyajins um den Thronsaal brachte. Köpfe drehten sich und ein Gang wurde gebildet, durch den ein wirklich alter Saiyajin ging. Son Goku hatte noch nie einen so alten Saiyajin gesehen, überhaupt fiel ihm in diesem Moment zum ersten Mal auf, dass dies eigentlich wirklich der erste Alte seines Volkes war, den er überhaupt sah. Ragus ging leicht gebeugt, sein Haar schien nicht mehr ganz so schwarz zu sein wie das aller anderen. Es wirkte mehliert, oder eben einfach gräulicher und auch dem Fell seines Schweifes schien es an Farbe zu fehlen, auch wenn das Braun nach wie vor vorherrschend war. Er trug die königsblaue, lange Robe eines Ministers. „Mein Rìgh.“, sprach er mit ältlicher Stimme und verbeugte sich. „Tu uns doch bitte den Gefallen und ruf uns die Ursprünge unserer Traditionen und Gesetze ins Gedächtnis.“ „Wie Ihr wünscht.“ Ragus wendete sich von seinem König ab und den umstehenden Saiyajins zu, vor allem Aspar. Diesen Moment nutzte Goku, um seinen Brüdern eine Frage zuzuflüstern.
 

„Wer ist das?“ „Ragus, der Älteste.“, antwortete ihm Tales leise. „Er ist der älteste lebende Saiyajin. Jeder kennt seinen Namen.“ „Und um was genau geht es jetzt?“ „Dass du einmal mehr“, erklang nun Radditz Stimme ebenso leise. „Alles was dein Volk ausmacht mit Füßen trittst.“ „Das ist ja wohl kaum mein Fehler, wenn Vegeta mich einfach in das Zimmer von sonst wem steckt!“, verteidigte sich Goku gereizt. „Außerdem ...“ „Scht!“, unterbrach ihn Radditz und einen Moment später konnte man Ragus Erläuterung hören. „Die Tradition des Geàrd geht zurück auf die Zeit der Wanderung, als sich der erste Krieger aus unseren Reihen hervortat, der dann unser erster Rìgh werden sollte. Rìgh Vegeta der I. Lang lebe seine Blutlinie.“ Die Saiyajins um Goku herum wiederholten gemurmelt Ragus letzten Satz. „Er setzte sich gegen Asparagan durch, besiegte ihn und einte unser Volk unter seinem Willen. Doch in seiner Weisheit tötete er seinen Gegner nicht, wie es bis dahin unserer Tradition entsprochen hat. Er sagte, die Zeiten seinen schwer, die Saiyajins nur knapp ihrer Vernichtung entkommen und jeder verlorene Krieger wäre ein Blutopfer, welches die Saiyajins schwächen würde. Er bot ihm die Hand, den Platz an seiner Seite, um sich selbst ständig zu prüfen. Der Moment, so sagte er, an dem er der Prüfung, der Herausforderung des Zweitstärksten seines Volkes nicht mehr standhalten konnte, wäre der Moment und die Zeit eines neuen Rìghs.“
 

Ragus machte eine Pause, ließ seine Worte verhallen, wirken, ließ seine Augen über die Saiyajins wandern, blieb auf vereinzelten hängen und Son Goku hatte das Gefühl, dass es diesem alten Krieger wichtig war Dinge in das Gedächtnis der Anwesenden zurückzurufen, die seiner Ansicht nach wohl in Vergessenheit geraten, oder an Bedeutung verloren hatten. „Der Titel des Rìghs und die Ernennung des Geàrds sind unsere ursprünglichsten Gesetze. Frei von Veränderung, frei von Abweichungen. Sie tragen unsere Essenz in sich, unser Urwesen. Wir sind Saiyajins. Wir folgen der Stärke.“ „Wir folgen der Stärke!“, erklang es diesmal laut aus allen Kehlen im Raum. Ragus nickte zustimmend, wohlwollend und seine alten Augen kehrten zu Aspar zurück. „Und zwar frei von Rang, Namen oder Familie. So will es unser Wesen.“
 

Aspar starrte den Alten an. Seine Worte passten ihm nicht, dies konnte jeder sehen. Irgendetwas Stummes ging zwischen den beiden Saiyajins vor und die nächsten Worte und Gesten machten Son Goku auch klar was. Ragus trat nämlich an Aspar heran und legte ihm in einer sehr vertrauten Geste die Hand auf die Schulter. „Mein Mac, lass ab von dieser Forderung, bring keine weitere Schande über deinen Familiennamen.“ „Athair...“ „Veran ist ein fähiger und stolzer Krieger. Er ist mein Mac-ighne und ich bin froh, dass er im Schloss ist und ich ihn so oft sehen kann. Ich bin stolz auf seine Leistungen und seine Entscheidungen.“ Aspar schloss seine Augen. „Aber, der Platz des Geàrds gebührt ihm nicht mehr. Der Zweitstärkste unseres Volkes ist nun ein anderer.“
 

Sie sahen sich lange an, Vater und Sohn, und man konnte sehen, wie es in Aspar arbeitete. Das war umso ungewöhnlicher, da man es Saiyajins eben eigentlich nicht ansah. „Mac, ich verstehe deinen Zorn und deine Gefühle. Auch mir fällt es nicht leicht es zu akzeptieren. Doch manche Dinge müssen geschehen, damit wir weiterkommen.“ „Damit wir weiterkommen?“ „Ja. Das ist nun mal...“ Ragus verstummte, als sich Aspar von ihm abwandte und sich alle weiteren Ereignisse zu überschlagen begannen. Für die Einen liefen die nächsten Sekunden so schnell ab, dass sie nicht einmal mehr wussten, wann und wie und warum sie welche Entscheidung getroffen hatten. Für Andere zog sich jede einzelne Sekunde, jeder Herzschlag in die Unendlichkeit.
 

Kaum hatte sich Aspar von seinem Vater abgewendet und der war verstummt, glitten seine Augen zu seinem Sohn Veran, baten ihn stumm um Entschuldigung und teilten ihm auf diesem Weg mit, dass er ihn liebte. Einen Herzschlag später schon hatte er das ins Auge gefasst, was ihm und seinem Sohn so viel Verdruss bereitete. Er sah das Erkennen, das Begreifen was nun geschehen würde in den Augen dieses dreckigen Tràills und lächelte. Sein Leben wäre zu Ende, aber sein Sohn würde endlich den Platz bekommen, für den er vorgesehen war. Damit sein Sohn weiterkam! Aspars Hand schnellte nach oben, eine Energiekugel sammelte sich darin und über das gelbliche Glühen und durch seine gespreizten Finger hindurch, fixierte er Kakarott.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Arya
2022-05-17T20:45:21+00:00 17.05.2022 22:45
Guten Abend!!!

Hab mich riesig gefreut ein weiteres Kapitel hier lesen zu können. Dankeschön

Kann es sein, dass du beinahe eine komplette neue ff schreibst und sie nicht nur überarbeitest?
Ich meine ... Habe die "Akten" Kapitel auf FF.de gelesen und erinnere mich absolut nicht an dieses. Aber.... Ist ja auch egal.

Das agieren von Goku unter den Saiyajin. Tja... Andere Kulturen, andere Sitten. Und blöderweise nimmt er auch ein Fettnäpfchen nach dem anderen mit. Sei es nun wissentlich oder meist unwissentlich.
Deine Beschreibung von Vegeta gefallen mir richtig gut. Auch sein agieren. Abwägend. Vorrauschaiend. Schlau. Ruhig. Beherrscht, aber auch manipulativ. Ich liebe ihn in deiner ff einfach.
Sein Spruch zu Goku mit dem Bettlaken. Ich musste lachen. Herrlich. Und so Spitzbusch frech. Zweideutig. Verspielt. Toll!
Verständlich, dass radditz das ziemlich am stolz kratzt. Dennoch ist diese öffentliche Entschuldigung besser, als die andere Möglichkeit.
Und Goku.... Oh nein.... Trotz aller Freundlichkeit etc. Ich verstehe deine Hintergründe. Seine Emotionen. Aber!!!! Vegeta hat es ihm doch alles erklärt an dem Abend. Was soll denn das? Was macht er denn da? Hat er nicht zugehört? Etwa alles vergessen?

Ah.... Ja da bin ich doch etwas irritiert und schockiert, wo dass denn nun mit verans Vater und so noch wird und hinführt. Geradewegs in die nächste Katastrophe.... Armer Goku. So richtig schonen und zur Ruhe kommen, ist ja Mal hat nicht.
Drücke ihm ganz fest die Daumen, das Vegeta rechtzeitig reagiert und eingreift.


Freue mich auf das nächste Kapitel.

Viele liebe Grüße

Antwort von:  hatchepsut
18.05.2022 09:16
Guten Morgen meine liebe Arya :)

Aber immer wieder, bitte gern geschene. Ich geb mir Mühe voranzukommen.
Also äh, jaein ... ? ^^'
Keine neue Geschichte direkt. Den Teil mit der Entschuldigung, den gab es auch in der alten Geschichte, aber da hat Goku nur rebiliert, Vegeta ihn zurechtgewiesen, es gab Streit fertig. Da war kein Aspar, weniger Veran und vor allem eben mal wieder weniger von ALLEM. Immerhin hatte das Original 20 Kapitel und die Neufassung ist nun schon bei Kapitel 17 und wie du dich vielleicht noch erinnern kannst ... ähm, da kommt noch nen bissel was. *hust*
Also ja, es werden noch einige neue Dinge kommen, die es im Original auf alle Fälle nicht gab, alleine weil ich ja die Hauptnebenfiguren plastischer dastellen will und dazu gehören dann eben auch die kleineren Nebefiguren, wie Aspar und Co.

Ja, Vegeta ist mir in dieser Geschichte echt irgendwie sehr gut gelungen. Also man soll sich ja nicht selbst loben (sorry), aber ich galube ich weiß einfach was du meinst. Ich finde ihn als Figur einfach auch unglaublich interessant und ich liebe diese Art von Figuren wie du ihn hier beschreibst einfach. Er ist ja meiner Meinung nach von Natur aus schon unglaublich vielschichtig, sonst wäre so eine Wandlung wie wir sie in DBZ gesehen haben sonst auch gar nicht möglich, und deswegen gibt der Charakter einfach auch SOOOO verdammt viel her. Das muss man einfach nutzen! *Ärmel hochgrämpel* =)

Und Goku, tja, der kann einem nach wie vor einfach nur ein wenig leid tun, wobei er sich das Leben natürlich auch immens leichter machen könnte, wenn er eben einfach mal das TUN würde, was Vegeta ihm sagt. Aber wäre das dann noch Goku? Ganz ehrlich? Wenn er nicht nach seinem eigenen Kompass handeln würde, egal was alle um ihn herum meinen, sagen oder denken? Ich glaube eher nicht. Also macht er das, was er immer getan hat, seinem Herzen folgen. Und das sagt ihm eben: Bruder nicht entschuldigen lassen, dann wird es schon gut werden.

Was irritiert dich denn so an der Sache mit Aspar? Kann ich dir da vielleicht weiter helfen, oder ist der Tatsache zu schulden, dass es einfach überraschend kam?
Und wenn du das Original noch ein wenig im Kopf hast, dann könntest du zumindest erahnen, wo das noch hinführen könnte. *griiiiins*

Vielen Dank für deine super liebe Rückmeldung Arya, ich finde das so toll, dass du die Geschichte nochmal ließt. *mit Keksen um sich werf*

Bis zum nächsten Mal, ich freu mich schon. ^^


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