Zum Inhalt der Seite

Final Fate

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Danach

Son Goku schreckte mit einem lautlosen Schrei aus einem Albtraum hoch. Den Handballen gegen die verschwitzte Stirn gepresste, die Finger in seinen Haarsträhnen vergraben. Was war das nur gewesen? Was hatte ihn da in der Schwärze seines Traumes verfolgt? Er atmete so heftig und schwer, als hätte er stundenlang trainiert. Mit fahriger Geste zog er die Bettdecke bis zu seinen Hüften nach oben und krallte, als er bemerkte das seine Finger dabei zitterten, diese hinein. Doch obwohl er es versuchte, konnte er seinen Herzschlag nicht beruhigen, seine Gedanken nicht ordnen und das Gefühl, die Befürchtung, dass er nicht alleine war, auch in diesem Moment des Wachseins nicht, jagte ihm eine Angst ein, wie er sie noch nie verspürt hatte. Als könnten die Schatten um ihn herum lebendig werden, sich bewegen, sich rühren und etwas ausspeien, das schlimmer war, als der Mär aus seinem Traum.
 

Was für lächerliche Gedanken. Über sich selbst entrüstet schnaubte er, halb belustigt, halb verzweifelt. Eine eigenartige Kombination aus Gefühlen, gestand er sich ein. Im allgemeinen, aber im besonderen für ihn. So hatte er sich noch nie gefühlt, so … allein. Er rieb sich über die Stirn. Das Zittern seiner Hand ließ nicht nach, das seines Körpers auch nicht. Er sah auf die Hand in den blauen Lacken, beleuchtet vom matten Licht der Sterne und des fast vollen Mondes. Immer wieder dieses unkontrollierte Zucken, ruckartig, abrupt … was war nur mit ihm los? Was …? Und je kam alles zurück. Die Erinnerungen an seinen Alptraum und die Ursache dessen. Veran, seine Worte, sein Atem, seine Hände, sein … sein … was er, was er fast getan hätte … was fast passiert wäre … oh Gott, GOTT! Es war doch nicht nur ein Alptraum gewesen …
 

Goku presste sich die Hand von der Stirn auf den Mund, unterdrückte den Brechreiz, schluckte. Schluckte abermals, schluckte noch einmal, atmete schneller, heftiger, rang um Sauerstoff. Zu dem erkalteten Schweiß kam neuer hinzu, rann in eisigen Bächen seine Muskeln entlang, und verschwand fast spurlos in den Stoffen seines Bettes. Er, er wäre beinah … beinah von diesem Arsch … seine Gedanken stagnierten, blockten ab was er zu denken versuchte, schalteten sich aus. Er zog die Beine an den Körper, bemüht das Beben dessen unter Kontrolle zu bekommen, scheiterte, schlang seine Arme um die Beine und legte seine Stirn auf die Knie. Ihm war kalt, so unfassbar kalt und dennoch schwitze er. Was Veran da versucht hatte … warum er es versucht hatte, entzog sich seinem Verstand. Es ergab keinen Sinn. Nichts von alldem hier ergab Sinn! Nichts! Nicht das was passiert war, nicht das was die ganze Zeit schon passierte, nicht warum er hier war, nichts. Einfach nichts.
 

Tief Luft in seine Lungen einziehend überschlugen sich seine Gedanken erneut. Ein Teil von ihnen wollten sich mit dem was geschehen war auseinandersetzen, ein anderer Teil von ihnen versuchte davor zu fliehen, wieder ein Teil seines Gehirns beschäftigte sich mit all seinen Verfehlungen, den Dingen die er nicht geschafft hatte, den Menschen, die er im Stich gelassen hatte und wiederum etwas gänzlich anderes von ihm versuchte irritierenderweise seinen Alptraum zu ergründen. Die Kraft mit der er seine Knie an sich drückte wurde mehr und mehr, immer weißer traten die Knochen seiner Hände und seine Muskeln an den Armen hervor, fast könnte man meinen, er wollte sich selbst in Stücke reißen.
 

„Das reicht jetzt.“ Emotionslos durchschnitten diese drei Worte die Schwärze des Zimmers und die Spirale, in der sich Son Gokus Gedanken bewegten. Sein Kopf zuckte nach oben, seine Atmung wurde hektisch, seine Augen tanzten wild umher, versuchten zu erkennen wer das gesagt hatte, versuchten zu finden, wer hier in der Finsternis bei ihm war. Wer ihn belauerte, wer bedrängte. Eine Gestalt zeichnete sich in dem diffusen Licht ab, schälte sich schattenhaft aus der Dunkelheit. Son Gokus Augen weiteten sich, er rutschte auf dem Bett zurück, bis er mit dem Rücken an das Kopfende stieß. Schnell und hektisch ging sein Atem und er war sich nicht mehr sicher, ob er sich in der Realität oder noch in seinem Alptraum befand. Er wollte weg hier, einfach nur weg, er wollte … der leichte, brennende Schmerz einer Ohrfeige auf seiner Wange brachte seine rasenden Gedanken abrupt zum erliegen.
 

Mit starrem Blick sah er zur Seite, ehe sein Kopf am Kinn, mit dezentem Druck zurück dirigiert wurde. Er sah Vegeta in die Augen. In diesen tiefschwarz stechenden Blick, der so unweit vor dem Seinen schwebte. „Ein Saiyajin gerät nicht in Panik, Kakarott. Das ist noch etwas, was du dir ganz dringend merken solltest.“ Lächerlich. Das war so lächerlich, schoss es Goku durch den Kopf und obwohl die Worte keinerlei Einfluss oder Sinn für den jungen Saiyajin ergaben, hatte etwas anderes es sehr wohl. Die bloße Anwesenheit und Nähe von Vegetas Präsenz. Es war wie so oft schon, wie eigentlich immer wenn sie zusammen waren. Die Aura des Königs durchdrang alles um ihn herum, füllte den Raum in dem er sich befand, füllte die Gedanken der Personen darin, zwang jeden sich dieser Autorität unterzuordnen oder sie zumindest anzuerkennen. So auch jetzt, bemerkte Goku mit leichtem Frösteln … und so auch zuvor, als er es gewesen war, er Vegeta, der sich zwischen ihn und Veran gestellt hatte, der sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, als unüberwindlicher Schutzschild.
 

Irritierenderweise bemerkte Goku, das sich sein Atem begann zu beruhigen, je länger er in diese Augen sah, die er als Fixpunkt für seinen Verstand benutzt. Er schaffte es die Panik hinunterzuschlucken, zu verdrängen, bei Seite zu schieben. Denn in seinem Inneren keimte dieses Gefühl wieder auf, diese Gewissheit, dass diese unüberwindbare, kompromisslose Aura ihn vor allem beschützen würde, auch vor seinen Alpträumen. Ihm kam dieser kurze Moment im Thronsaal in den Sinn, als Vegeta sich schon einmal schützend vor ihn gestellt hatte. Damals hatte er kein Wort dafür gefunden, ja dieses Gefühl sogar kaum beachtet … jetzt, war es kaum noch zu übersehen, auch wenn ihm abermals kein passendes Wort dafür einfiel. Vielleicht, dachte er, während auch sein Herzschlag zu einem normalen Rhythmus zurück fand, fühlte es sich so an, wenn man beschützt wurde. Konnte das sein? War diese Sicherheit, diese Geborgenheit, war dies das Gefühl von Schutz? Absolutem, bedingungslosem Schutz?
 

Son Goku erinnerte sich, wie sein Blick von der geballten Faust Vegetas Arm hinauf gewandert war, wie er dessen Gesichtshälfte, welche nicht im Schatten gelegen hatte, betrachtet hatte. Den entschlossenen und ernsten Ausdruck darin und die unterdrückte Wut. Doch … Wut auf was? Er war so eingenommen gewesen, von diesem Anblick, dass er gar nicht mitbekommen hatte, das Veran aus seinem Zimmer verschwunden war. Erst als Vegeta sich zu ihm umgedreht hatte und ihn ansprach, hatte er realisiert, dass sie nun alleine waren. „Er ist weg.“, hatte der König gesagt und diese Worte hatten eine unbeschreibliche Erleichterung in ihm ausgelöst. „Weg?“, hatte er gefragt. „Weg.“, hatte Vegeta bestätigt und ihm danach … die Hand gereicht, um ihm auf die Beine zu helfen? Konnte das sein? Goku war sich nicht mehr sicher, denn an mehr erinnerte er sich nicht. Er hatte keine Ahnung wie er in sein Bett gekommen war, oder ob er die Hand ergriffen hatte. Alles was nach diesem letzten Wort Vegetas passiert war, war … nun ja … weg.
 

„Ich sollte jetzt gehen.“, erklang Vegetas Stimme mit einem mal in seinen Ohren und brachte seinen Verstand zurück ins hier und jetzt. Er blinzelte, spürte wie der andere Saiyajin die Hand von seiner Wange zog - wann war sie denn dorthin gewandert? - und sich umdrehte, um zu gehen. Gokus Hand schoss nach vorne, von der plötzlichen Panik wieder alleine zu sein getrieben. „Bleib.“ Vegeta verharrte, drehte langsam den Kopf. Seine Augen wanderten an seinem Arm hinab zu der Stelle, da Kakarotts Finger sein Handgelenk umschlossen, dann, ebenso langsam an dessen Arm entlang zu seinem Gesicht. Da war etwas, etwas im Blick des Jüngeren, was ihn dazu veranlasste sich umzudrehen. Obwohl er sehr viel wichtigere Dinge zu tun hatte, als hierzubleiben, war da eine Stimme in seinem Kopf, die ihn fragte, warum er dann, wenn dies stimmen würde, die ganze Zeit in diesem Raum gesessen hatte. Leise, still, heimlich und über Kakarotts unruhigen Schlaf gewacht hatte.
 

Vegeta ignorierte die Stimme, drehte sich aber dennoch zur Gänze zu Kakarott um. Sein Blick machte klar, was er von der Hand an seinem Handgelenk hielt und Son Goku verstand, ließ ihn los, zog sie zurück, wusste nicht was er damit machen sollte, wohin damit und legte sie schließlich zusammen mit seiner zweiten Hand in seinen Schoß. 'Bleib', warum hatte er das gesagt? Er war sich nicht sicher, aber er glaubte, er wollte einfach nicht alleine sein. Er hasste es alleine zu sein. Das war noch nie etwas gewesen, was er besonders gut gekonnt hatte, seit Bulma ihn damals in den Bergen gefunden und mitgenommen hatte. Seit damals war er fast immer mit irgendjemandem zusammen gewesen. „Also?“ Goku hob den Kopf und sah zu Vegeta, der vor ihm stand und sichtlich etwas von ihm erwartete. Bevor er überhaupt realisierte, was er tat, kam ihm auch schon ein Wort über die Lippen: „Danke.“
 

Wer von beiden in diesem Moment verblüffter war, war schwer zu sagen. Mit Sicherheit merkte man es Vegeta weniger an als Goku, dem die Überraschung über dieses Wort ins Gesicht geschrieben stand, ehe er sichtlich erleichtert in sich zusammensackte, tief einatmete und dann wirklich und wahrhaftig Vegeta mit einem schwachen Lächeln im Gesicht ansah. „Ich … ich meine das ernst, Vegeta. Ich … danke. Danke das du … das du da warst.“
 

Vegetas Miene zuckte, unmerklich. Bedankte sich Kakarott hier wirklich bei ihm? Bei jemandem der aus seiner Sicht immer noch sein Feind war? Das, das wäre ja lächerlich! Das spottete jeder Art von Stolz! Das war wieder jedwedem Kämpfernaturel den selbst der niederste Saiyajin besaß! Wie konnte, wie konnte man nur so wenig auf seine eigene Würde geben? Wie?! Und dennoch, je länger er in Kakarotts offene Züge blickte, um so mehr beschlich ihn das Gefühl, dass dies noch etwas anderes ausdrückte, etwas … was Größe zeigte, eine Art von Mut, die ihm bisher unbekannt gewesen war. Ohne es zu merken, neigte er leicht den Kopf, akzeptierte, was auch immer hier zwischen ihnen geschah und antwortete: „Das, was geschehen ist, wird sich nicht wiederholen. Darauf gebe ich dir mein Wort als Rìgh des saiyajinischen Volkes. Veran wird dir nie wieder zu nahe kommen. Nie wieder.“
 

Son Goku hatte das Gefühl bei diesen Worten ein Stück in sich zusammen zu sacken. War das Erleichterung? Erleichterung darüber, dass er diesen Dreckskerl wirklich nie wieder würde sehen müssen? Wenn er denn Vegetas Worten glauben konnte. Langsam hob er wieder seinen Blick. Da lag nichts falsches in Vegetas Augen. Er meinte seine Worte ernst und als Zeichen, dass er verstanden hatte, nickte er.
 

„Außerdem, wird Niemand von diesem Vorfall erfahren. Das dürfte in deinem Sinne sein.“ Ein wenig überrascht nickte Goku abermals, sah auf, dann wieder weg. Es schien, als würde er etwas sagen wollen, doch aus welchem Grund auch immer, bekam er plötzlich seinen Mund nicht mehr auseinander. Doch auch Vegeta schien noch etwas auf der Zunge zu liegen, dass er sich nicht überwinden konnte auszusprechen. Doch da war etwas, Goku sah es in seinem Blick und während sie sich ansahen, machte sich eine eigenartige Atmosphäre in dem Zimmer breit, etwas, was Goku eine Gänsehaut bescherte und seine Sinne in Alarmbereitschaft versetzte. Gerade als er es nicht mehr aushielt und Vegeta nach den ungesagten Worten fragen wollte, drehte sich dieser von ihm weg.
 

„Gut, dann wäre das geklärt.“ Der König setzte sich in Bewegung, um ohne jedes weitere Worte das Zimmer zu verlassen, als Gokus Stimme ihn abermals zurück hielt. „Warte! Was passiert mit ihm? Mit Veran?“ Mit auf dem Rücken verschränkten Händen und gehobener Braue drehte sich Vegeta zu Goku zurück. „Warum fragst du? Er wird dich nicht weiter belästigen. Alles andere geht dich nichts an.“ Ob es Vegetas harscher Ton war, oder die abweisende Art, mit der er den Erdsaiyajin plötzlich wieder bedachte, Goku konnte nicht sagen, was es davon war, doch mit einem Mal, fühlte er wieder diesen Widerwillen, einer Flamme gleich in sich auflodern, nicht alles hinzunehmen, was ihm hier vorgelegt wurde. Wohin das führen konnte, hatte er ja erlebt. „Ich will nicht das er stirbt.“, setzte er Vegetas Worten, nicht minder stark in ihrer Aussage, entgegen. Die Braue des Königs wanderte höher, seine Hände lösten sich. „Du willst? Das heißt, du verlangst?“
 

Goku, der das aufkommende Knistern in der Luft fühlte, machte Anstalten aus dem Bett aufzustehen, bis ihm an der Kante klar wurde, dass er nichts anhatte. Dennoch sah er trotzig zu Vegeta. „Ich habe gesehen … und am eigenen Leib gespürt, was passiert, wenn man dir nicht gehorcht und ich … ich will nicht der Grund dafür sein, das es Veran so ergeht. Also ja, ich verlange das du ihn am Leben lässt. Er hat mich angegriffen, oder? Also ist das mein gutes Recht.“ „Dein Recht?“ „Ja.“
 

Blitzschnell war Vegeta bei ihm, hatte ihn an der Kehle gepackt und mit dem Rücken ans Bettende gedrückt, dabei kniete er halb auf dem Bett und Kakarotts Hände gruben sich in seine Handgelenke. Der Größere sah nicht erschrocken aus, fast als hätte er mit dieser Reaktion gerechnet und auch in diesem Moment, da sie sich so nahe waren, dass sie ihren gegenseitigen Atem spüren konnten, war da keine Spur von Angst in Kakarotts Blick, fast als wüsste er instinktiv, dass Vegeta nicht vorhatte ihm etwas zu tun. Ja, sein Griff mochte grob und schmerzend aussehen, dennoch drückte er nicht zu, hielt Kakarott einfach nur bestimmend an seinem Platz und sah ihm dominierend in die Augen.
 

„Damit ich das richtig verstehe, du forderst von mir, dass ich Verans Leben verschonen soll, weil du der Meinung bist, weil er dich angegriffen hat, hast du ein Recht über sein Strafmaß mitzubestimmen?“ Ja, so ungefähr hatte er sich das gedacht, aber irgendwie kam ihm seine Forderung nun etwas überhastet vor, dennoch, er wollte nicht das Veran starb. „Ja“, gab Goku ohne zu zögern als Antwort, während sich sein Herzschlag begann zu beschleunigen und die plötzliche Angst dessen, was Veran mit ihm gemacht hatte ihm in den Nacken sprang wie ein wildes Tier und an seiner Selbstkontrolle kratzte. Vegeta war nicht Veran. Vegeta war nicht Veran! Vegeta war nicht … „Damit wir uns richtig verstehen, Veran hat versucht dich zu vergewaltigen, schlimmer, er hat gegen eine klare Anweisung von mir gehandelt und gegen mehrere Gesetze verstoßen und du verlangst, dass ich Gnade walten lasse?“ Goku atmete tief ein, kämpfte mit der Panik, der Angst, schnaubte und sah unverfroren zu Vegeta auf, versuchte das was er fühlte zu überspielen. „Weißt du, du solltest ganz dringend an deinen Prioritäten arbeiten.“
 

Vegeta knurrte, kam näher. Sein Schweif peitschte durch die Luft und fast berührten sich ihre Nasenspitzen. Goku konnte dem Blick nicht mehr stand halten, hatte keine Ahnung was nun passieren würde. War er zu weit gegangen? Was hatte ihn da nur geritten? Wollte er nicht genau das Gegenteil von dem was er hier anrichtete? Aber er konnte nicht anders, es ging einfach nicht. Er hatte immer sein Leben selbst bestimmt, hatte selbst Entscheidungen gefällt und sich seinen Gegnern gestellt. Das er beides hier nicht konnte, kratzte an seinem Stolz und an seinen Nerven. Das jetzt, war wenigstens ein kleiner Versuch irgendetwas davon wiederzubekommen. Wenn er es nicht schaffte, wenigstens zu sagen was er dachte, konnte er gleich aufgeben.
 

Vegetas Atem, der seine Lippen streifte, brachten jeden soeben gefassten Entschluss ins Wanken. Wie verflucht nah ihm der König war … und wie durchdringend er ihn ansah. Es kostetet Son Goku alle Willenskraft die er noch besaß, um diesem Blick standzuhalten, um sich nicht einschüchtern zu lassen. „Was mit Veran geschieht entscheide allein ich, Kakarott. Wage es nie wieder solch eine Forderung an mich zu stellen.“ Jedes einzelne Wort strich über Gokus Lippen, über seine Wange. Der Kuss aus der Höhle kam ihm in den Sinn … und gleich darauf Verans widerwärtige Lippen.
 

Jedes Gefühl von Schutz oder beschützt werden verschwand. Da war nur mehr der tyrannische König, mit seiner kalten, unnahbare Aura und dem eisiger Blick, der Goku zusätzlich zu der Kälte in seinem Inneren, noch das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und als hätte Vegeta, dieses plötzliche Umschwenken in Gokus Gedankengängen mitbekommen, ließ er ihn in diesem Moment los und trat vom Bett zurück. „Keine Angst, Kakarott, ich fasse dich nicht an.“
 

Es dauerte, bis der Jüngere den Sinn hinter diesen Worten verstand. Augenblicklich verschloss sich sein Gesicht weiter. „Ja, klar. So wie in der Mine? Hast du mich da auch 'nicht angefasst'?“ „Das war eine andere Situation.“ „Was soll denn an der Situation anders gewesen sein? Du hast mich gepackt und … und geküsst! Genau wie … wie Veran … und ...“ Sein in Panik abdriftender, beginnender Redefluss wurde je unterbrochen, als es nun Vegeta war, der ihn am Handgelenk packte und ihn so zwang ihn anzusehen. „Sprich es aus, Kakarott. Bist du der Meinung, ich könnte ebenso handeln?“
 

„Nein.“ Die Antwort kam so schnell, das auch Goku erst begriff, dass er es gesagt hatte, als er es hörte. Irritiert blinzelte er und sah so etwas wie Genugtuung in Vegetas Blick aufflackern. Sich selbst über die Überzeugung wundernd, welche hinter seiner Antwort steckte, schüttelte er den Kopf. Mit einem fast schon zufrieden nennenden Gesichtsausdruck, ließ Vegeta ihn los. „Immerhin.“, kommentierte er nonchalant und drehte sich von dem Jüngeren weg. Dadurch geschickt die eigene Irritation verbergend, welche er bei Kakarotts Antwort empfunden hatte. Eigenartig, wie wichtig ihm in diesem Moment dessen Meinung gewesen war. „Du solltest versuchen Ruhe zu finden. Der Morgen ist nah und Chiore steht bereit, falls du etwas brauchen solltest.“ „Weiß … weiß er ...“ „Nein.“ Der Jüngere nickte, senkte den Blick und atmete tief ein.
 

Stille trat zwischen sie, eine lange Stille, in der Son Goku als auch Vegeta versuchten ihr Innerstes zu ordnen. Der Jüngere aus verständlichen Grünen. Der Ältere, weil er zum ersten mal seit seiner Thronbesteigung vor zehn Sternenzyklen nicht wusste, was er tun sollte. Natürlich war klar, dass dieser Übergriff nicht ungeahndet bleiben durfte. Doch jenes dafür fällige Strafmaß war nicht anwendbar, da sonst die Gerüchte, er wollte Verans Familie auslöschen, noch lauter geworden wären. Er konnte aber auch keine Milde walten lassen, denn dies hätte suggeriert, dass Veran von nun an tun und lassen konnte, was er wollte. Außerdem, wenn Kakarott sein Geàrd werden sollte, dann musste Veran so oder so aus seinem Palast verschwinden. Ihm kam ein Gedanke, etwas das dieses Dilemma lösen könnte.
 

„Kakarott.“ Der Angesprochene hob den Kopf. „Für das, was Veran getan hat, gibt es keine mildernden Umstände. Einen Saiyajin dazu zu zwingen, ist für jeden unseres Volkes eine Blutschande.“ „Also lässt du ihn töten. Oder tötest ihn selbst.“ Vegeta konnte die Abneigung, welche in den Worten des Jüngeren mitschwang auch in seinen Augen lesen. Er atmete tief ein. „Gibt es auf der Erde keine gerechten Strafen? Machen die Menschen dort was sie wollen?“ „Nein, das nicht.“ Goku senkte wieder den Blick. „Was bereitet dir dann einen solchen Widerwillen?“ „Es ist … es wird nicht besser, wenn du ihn bestrafst. Er wird … mich deswegen ...“ „Wenn du es nicht willst, wirst du ihn nie wieder sehen müssen. Dies sagte ich bereits.“ Ohne merklich den Kopf zu heben, sah Son Goku zu Vegeta hoch. „Ja, das sagtest du.“ Dann sah er wieder weg. Vegeta ballte die Fäuste, seine Finger rieben aneinander, dann zwang er sich, seine Hände zu öffnen, sie zu entspannen.
 

„Du könntest ihn zu einem Onair Sabaid herausfordern.“ Nun ging ein deutlicher Ruck durch den Körper des Jungen. Sein Kopf schoss regelrecht zu Vegeta nach oben und für einen Moment, hätte der König geschworen, Kakarott würde dem zustimmen. Dann jedoch senkte er wieder den Blick und zog die Beine an den Körper. Der Gedanke Veran in einem fairen Kampf gegenüberzutreten hatte für einen Augenblick alles andere überlagert. Dann jedoch war ihm klar geworden, dass es dabei durchaus zu Momenten der Nähe kommen konnte. Und genau diese Erkenntnis ließ ihn vor etwas zurückschrecken, was bisher seinem Naturell entsprochen hatte.
 

Vielleicht ahnte Vegeta etwas, vielleicht lass er es aber auch nur aus Gokus Körpersprache. Egal was davon zutraf, er erkannte, dass es nun besser war dieses Thema ruhen zu lassen. Auch wenn das Onair Sabaid die Lösung all seiner Probleme gewesen wäre. Statt aber nun Kakarott unter Druck zu setzen, nickte er bloß. „Du hast Zeit es dir zu überlegen. Die Entscheidung muss nicht sofort getroffen werden.“ Er drehte sich um, schritt durch den Raum und verharrte dann vor dem Übergang zu seinem Schlafbereich. „Versuch Ruhe zu finden, der Morgen wird bald anbrechen.“ Und mit diesen Worten, verließ er das Zimmer. Goku sah ihm lange nach. Die unterschiedlichsten Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, wirbelten umher und vergingen wieder im Chaos der Nichtbeachtung. Irgendwann schlief er ein. Doch auch diesmal waren da nur Alpträume.
 


 

Als Chiore Son Goku am nächsten Tag weckte, merkte der Junge gleich, dass etwas nicht stimmte. Kakarott begrüßte ihn normalerweise immer mit einem freundlichen, wenn auch verschlafenen Lächeln und fragte ihn, wie es ihm ging. Danach kam meistens eine kleine Unterhaltung zustande in dessen Verlauf sein Herr immer wieder versuchte ihm gewisse Dinge ausreden zu wollen, von denen er meinte sie selbst tun zu müssen, welche jedoch Chiores Aufgaben waren. Sei dies nun ihm die Kleider herauszulegen, welche er für den Tag brauchte, ihm das Essen zu bringen, oder auch ihm beim Ankleiden zu helfen. Letzteres immerhin hatte Chiore mittlerweile zugelassen, da ihm aufgefallen war, wie unwohl sich Kakarott fühlte, wenn er dies tat. Und immerhin war es seine Aufgabe eben dafür zu Sorgen, dass sich sein Herr wohl fühlte.
 

Doch an diesem Morgen, dem Morgen nach dem großen Bankett, welches einfach nur grandios gewesen war und welches ihm so viele, neue Erfahrungen beschert hatte, wirkte Kakarott vollkommen verändert. Er war in sich gekehrt, erwiderte seinen fröhlichen Gruß nur mit einem Nicken und zog sich sofort in seinen angrenzenden Waschraum zurück. Nun, es konnte sein, dass sie Nacht einfach kurz gewesen war. Also begann Chiore damit das Bett zu machen, die Kleider bereitzulegen und stellte dann mit Erstaunen fest, dass einige Gegenstände in Kakarotts Zimmer auf dem Boden lagen oder gar umgestoßen waren. Schnell bückte er sich, stellte alles wieder an seinen Platz und räumte jene Dinge weg, welche beschädigt waren. Dabei musste er schmunzeln.
 

Im Palast gingen einige Gerüchte um, bezüglich der Verbindung seines Herrn und seines Rìghs. Natürlich hörten die Diener, welche direkt im königlichen Flügel arbeiten durften nicht auf dieses Geschwätz, oder gaben etwa irgendetwas was sie hier sahen oder hörten weiter. Dies gehörte zu einer der obersten Regeln und wurde mit einer der schwersten Strafen geahndet, welche ihr Volk kannte. Man sah es als große Ehre an, wenn man zu den Erwählten gehörte, die diesen Bereich des Palastes betreten durfte, also verhielt man sich dieser Ehre entsprechend. Dennoch, kamen einem natürlich die Dinge zu Ohren und so ging Chiore davon aus, dass die Unordnung in Kakarotts Zimmer, aus einem späten Treffen zwischen ihm und dem Rìgh herrührte.
 

Er war mit all seinen Aufgaben bereits fertig, da war sein Herr immer noch nicht aus dem angrenzenden Zimmer zurückgekehrt. Ein wenig irritiert öffnete er die Tür und streckte den Kopf hinein. „Kakarott?“ Nur das Rauschen von Wasser antwortete ihm. „Kakarott?“, fragte er etwas lauter, doch die Antwort blieb die gleiche. Nun doch besorgt betrat er den Raum, ging um die großen, dekorativen Pflanzen herum und erblickte seinen Herrn, wie dieser sich wie verrückt abschrubbte. „Kakarott?“ Diesmal wurde er gehört, doch die Reaktion darauf, erschreckte ihn zutiefst und ließ ihn ein Stück zurückweichen.
 

Kakarott war bei seiner Frage mit gehobenen Fäusten und angriffsbereit zu ihm herumgefahren und für einen Augenblick war sich Chiore sicher gewesen, dass er ihn angreifen würde. Doch der Moment verging und der gehetzte Ausdruck in Kakarotts Gesicht verschwand, machte einer betretenen Miene Platz. „Entschuldigung.“, hörte der junge Saiyajin seinen Herrn sagen und beeilte sich den Kopf zu schütteln. „Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich hätte nicht hereinkommen sollen. Bitte verzeiht.“ Er verneigte sich und ließ Son Goku wieder alleine.
 

Jener sah Chiore einen Moment nach, ehe er mit einer energischen Bewegung das Wasser abstellte. Dabei ignorierte er das Zittern seiner Hand. Verdammt nochmal, er musste sich wirklich zusammenreißen. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre auf den Jungen losgegangen. Sich abtrocknend und dann anziehend, verließ er mit geheuchelter Gelassenheit den Waschraum und setzte sich zu einem schweigenden Essen in sein Zimmer. Chiore versuchte seine Stimmung aufzuheitern, indem er wie immer von Dingen erzähle, welche im Schloss oder in der Stadt passierten und die wohl im Palast das Gespräch der Stunde waren. Natürlich war dies an diesem Morgen das gestrige Bankett. Verflucht! Runa! Das Training mit ihr … er hatte es total vergessen. Schnell sah er durch die große Glasfront nach draußen und stellte fest, dass sie jeden Moment kommen musste. Also war es zu spät, um ihr abzusagen. Kaum war ihm das eingefallen, öffnete sich auch schon seine Tür und sie trat mit einem strahlenden Lächeln zu ihm. Goku erwiderte es so gut er konnte. Vielleicht so überlegte er, war aber Training auch das beste, was er jetzt tun konnte.
 

Einen halben Tag später, wusste Son Goku, das war es nicht gewesen. Er hatte mehr Schläge von Runa kassiert, als an seinem zweiten Morgen von Nappa und Veran zusammen. Auch Runa war aufgefallen, wie schlecht er sich diesmal geschlagen hatte und fragte ihn natürlich danach. Er antwortete ihr einsilbig und schob es auf die kurze Nacht. Auch ihre fröhliche Art konnte ihn nicht aufheitern und ihren Berührungen ging er komplett aus dem Weg. Sie war irritiert davon, dass konnte er sehen, und es tat ihm leid. War sie doch immer für ihn da gewesen, hatte ihn von Anfang an ganz normal behandelt und nun ja, er würde fast sagen, war so etwas wie eine Freundin für ihn geworden. Da er sie nicht verprellen wollte, entschuldigte er sich bei ihr, schob die kurze Nacht als Erklärung vor und verabschiedete sich. Vielleicht musste er auch erst einmal seine Gedanken beruhigen und ordnen, bevor er sich wieder auf einen Kampf konzentrieren konnte. Also schickte er Chiore zu Tales und ließ nachfragen, ob sie sich an diesem Tag früher im Archiv treffen konnten.
 

Tales sagte zu und empfing seinen Zwilling mit der gewohnt überschwänglichen Laune, fragte ihn sogleich nach dem Bankett aus und wollte einfach alles wissen, was an dem Abend passiert war. Vielleicht waren genau diese Fragen das Problem gewesen, vielleicht war das Problem aber auch einfach Son Goku selbst, denn er reagierte abweisend, gar wütend, beantwortete keine von Tales fragen und wollte gleich mit der Geschichtsstunde beginnen. Doch auch hier, er konnte sich nicht konzentrieren. Alles was Tales versuchte ihm zu erklären, verschwamm in seinem Kopf zu einem Wirbel von Informationen, welche er nicht ordnen und behalten konnte. Immer und immer wieder störte ihn das imaginäre Gefühl einer Hand auf seiner Haut, der Hauch eines Atems, oder Worte, die ihm ins Ohr geflüstert wurden.
 

Sein Zwilling bemerkte bald, dass Kakarott sich nicht konzentrieren konnte und brach den Unterricht ab, fragte was los war, bot seine Hilfe an, doch auch hier lehnte Goku ab, ergriff sogar die Flucht, als Tales darauf behaarte wissen zu wollen, was los war. Er konnte ihm das nicht sagen. Er konnte das Niemandem sagen und er wollte auch nicht, dass dies irgendjemand wusste. Schlimm genug das es Vegeta tat, auch wenn er ihm für das Einschreiten nach wie vor dankbar war. Er wollte sich gar nicht ausmalen was passiert wäre, wäre dem nicht so gewesen.
 

Von diesem Gedanken einmal mehr zurück in die Erinnerungen der Nacht gezerrt, bemerkte er nicht, wohin er ging. Er setzte wahllos einen Schritt vor den anderen. Die Wände des Palastes blieben hinter ihm zurück, ebenso die Geschäftigkeit dessen. Auch die großen Flächen mit ihren Wohnkomplexen für die Palastwache, die Übungsfelder und alle anderen angrenzenden Gebäude ließ er hinter sich ohne es zu merken. Das Gelände wurde grüner, es gab mehr Pflanzen, weniger Geräusche. Son Goku merkte, wie er wieder etwas freier atmen konnte, wie der Druck von seiner Brust wich, aus seinen Ohren aus seinen Sinnen. Doch er bemerkte erst wo er war, als sein Fuß an eine dicke Wurzel stieß und er fast gefallen wäre.
 

Blinzelnd sah er nach oben und direkt auf einen fast durchgängigen Vorhang aus langen, dünnen, Weidenähnlichen Ästen, an denen rötliche, schmale, sternenförmige Blätter hingen. Der Königsbaum. Der, den er schon einmal gesehen hatte, vor einer gefühlten Ewigkeit auf dem Weg zu seinen Brüdern. Er drehte sich um. Der Palast lag, hinter Gebäuden fast verborgen, in weiter ferne und da er hier auf einem kleinen Hügel stand, konnte er den Park bis dorthin gut überblicken. Erst die geordneten, gepflegteren Bereiche, welche näher zu den Gebäuden lagen, dann die etwas wilder und höher wachsenden rund um diesen Hügel und diesen Baum. Doch das entscheidende war, er konnte kaum einen Saiyajin sehen. Hin und wieder liefen welche vereinzelt oder in kleinen Gruppen umher, sahen geschäftig aus, oder so, als hätten sie Zeit. Doch dem Baum und dem Hügel, und somit ihm, kam keiner davon Nahe.
 

Langsam drehte Son Goku wieder den Kopf, legte ihn in den Nacken und sah an dem Vorhang aus Ästen und Blättern hinauf. Er konnte aus seiner Position heraus kaum die Krone erspähen, so hoch war der Baum. Seine Augen zurück wandern lassend zu der Wurzel über die er fast gestolpert wäre viel ihm auf, wie dick diese war. Sie schien den ganzen Hügel zu durchpflügen und ebenso die anderen Wurzeln ringsum. Es schien fast, als hätte dieser Baum den Hügel in einen dauerhaften, festen Griff genommen und würde ihn nie wieder hergeben wollen. Aus einem Goku unbekannten Grund brachte ihn dieser Gedanke zum Lächeln. Das war irgendwie passend für eine Pflanze die von der eigentlichen Heimatwelt der Saiyajins stammte fand er.
 

Vorsichtig bog er den Vorhang aus Ästen und Blättern zur Seite und schob sich hindurch. War der Baum von außen schon beeindruckend, war es dieser natürlich geschaffene Raum, zwischen dem Stamm des Baumes und seinem Blättervorhang, welcher einmal lückenlos rundherum führte, erst recht. Das rötliche Licht des Himmels wurde durch die rötlichen Blätter noch verstärkt, in seiner Intensität jedoch abgeschwächt. Es war dunkler unter diesen Ästen, doch das Rot hatte eine beruhigende Wirkung. Die Wurzeln im erdigen, fast schwarzen, aber von herabgefallenen Blättern übersäten Boden, wurden dicker und dicker, bis sie in einen Stamm übergingen, welchen Son Goku, wäre er zu sechs gewesen, nicht hätte umspannen können. Ehrfurcht ergriff ihn. Solch einen gigantischen Baum hatte er auf der Erde niemals gesehen. Er strahlte etwas beständiges aus, etwas ewiges. Etwas, was vermittelte, dass es nichts gab, was diese Wurzeln entreißen, oder diesen Stamm würde brechen können. Stärke.
 

Mit seinen Fingern vorsichtig den Stamm berührend, über die dicke Borke streichend, umrundete Son Goku einmal den Stamm. Stärke. Immer und immer wieder kam ihm dieses Wort in den Sinn. Wenn dieser Baum ihm nur etwas von seiner Stärke würde abgeben können, dann würde sich alles ändern, dann hätte sich schon alles geändert, dann wären einige Dinge gar nicht erst passiert. Ohne es zu merken, schloss sich seine Hand, welche nicht an der Rinde lag, um die Kette des Kraftzehrersteins. Kühles Metall, gegen warmes Holz. Kälte und Wärme.
 

Mit einem erschöpften Seufzen, ließ sich der junge Erdsaiyajin zwischen die Wurzeln fallen. Er war es müde, alles. Müde, so irrationale Gedanken zu haben, müde sich ständig gegen alles und jeden in seinem Umfeld verteidigen zu müssen, müde, immer, egal ob wach oder nicht, auf der Hut zu sein, müde, sich nicht so verhalten zu können, wie er es gewohnt war, müde ... und ohne es zu merken, schlief Son Goku hier, zwischen den Wurzeln des Königsbaumes, mit dem Rücken zu dessen starkem Stamm ein. Dieses mal träumte er nicht. Dieses mal schlief er traumlos und in Frieden.
 


 

„Und er geht dort jeden Abend hin?“ Nappa, der zwei Schritte hinter seinem König auf einer kleinen Dachterrasse des Schlosses stand, folgte mit seinen Augen und seiner Aura der von Kakarott. „Ja, mein Rìgh. Seit dem Abend des Banketts.“ Also seit fast sechs Tagen, stellte Vegeta gedanklich fest. Seit Verans Angriff auf den Jungen. Er atmete tief ein. „Geht er noch ins Archiv?“ „Nein.“ „Trifft er sich weiterhin mit Runa?“ „Nein.“ Nappa blickt auf den sich leicht im Wind bewegenden, roten Umhang Vegetas. Er wusste nicht, was in dieser Nacht geschehen war. Vegeta hatte ihm nur gesagt, dass der Grund für Verans Einkerkerung ein Angriff auf Kakarott gewesen war.
 

Nappa hatte jedoch nie den Eindruck gehabt, dass der junge Saiyajin schwer aus seiner Bahn zu werfen war. Wenn man seine Situation bedachte, gefangen auf einem fremden Planeten, unter Fremden, seine Heimat erobert, seine Freunde als Geiseln genommen, hielt er sich bedeutend besser, als er das einigen anderen hochrangigen Saiyajins aus dem Kriegsadel aktuell zugetraut hätte. Kakarotts mentale Stärke war bemerkenswert und er fragte sich, was genau in dieser Nacht passiert war, auch, wenn er eine Befürchtung hatte.
 

„Chiore hat mir mitgeteilt, dass er seit dem Bankett keine Nacht mehr in seinem Bett verbracht hat.“ Sein König schnaubte als Antwort, bewegte sich aber ansonsten nicht. Nachdenklich beobachtete Nappa seine schwarzen Haare, welche sich im Wind bewegten und hatte dabei das eigenartige Gefühl eines Déjà-vus. Er hatte hier oben schon einmal gestanden. Schon einmal auf den Rücken eines Königs geblickt. Und schon einmal die Nachricht überbracht, dass ein Saiyajin, anstatt seinen Pflichten nachzukommen, den Königsbaum aufsuchte um Trost zu finden. Und auch damals hatte die Reaktion des Königs in seinem Schnauben bestanden. Doch damit endete die Ähnlichkeit. Nappa war sich sicher, Vegeta würde nicht den selben Fehler machen, den sein Vater damals bei ihm gemacht hatte.
 

„Wie verhält sich der Kriegsadel?“ „Unruhig, mein Rìgh. Die Inhaftierung Verans hat Fragen aufgeworfen, wie ihr es vorausgesehen habt. Zwar sind die Wellen nicht so hoch wie befürchtet, da ihr viel Zeit mit Nera verbracht habt, dennoch brodelt es unter dieser Oberfläche.“ „Was zu erwarten war.“ „Ja.“ Eine längere Stille trat zwischen die beiden Saiyajins, ehe Vegeta sich von der Balustrade wegdrehte. Nappa verneigte sich. „Wie wollt ihr nun weiter verfahren?“
 

Vegeta blieb stehen, blickte auf Nappas gebeugten Oberkörper herab. Es war selten das sein alter Lehrer ihn so direkt nach seinem weiteren Vorgehen fragte. Und meist tat er dies nur, wenn er befürchtete, er würde eine Entscheidung aus einem Impuls heraus treffen wollen, welche nicht bis zur Gänze durchdacht war. Zum seinem Leidwesen musste er gestehen, dass Nappa meistens richtig lag mit seinen Vermutungen. Er atmete tief durch, wendete seinen Kopf zurück zum Königsbaum. „Da es unwahrscheinlich ist, dass Kakarott Veran zu einem Onair Sabaid herausfordern wird, werde ich ein Urteil über ihn fällen müssen.“ „An welches dachtet ihr?“ „Verbannung aus dem Palast. Er wird seiner Ämter enthoben und seines Status. Die Führung seines Hauses geht an Nera.“ Nappa nickte. Das war ein gutes Urteil. „Was passiert mit Kakarott?“ „Mit dem werde ich reden.“ Es war nur ein minimaler Unterschied in Vegetas Stimme, doch diesen hörte er trotzdem heraus. Ein Unterschied der verriet, dass Vegeta vor hatte Kakarott ähnlich den Kopf zurechtrücken zu wollen, wie es sein Vater damals bei ihm getan hatte; nur vielleicht ohne die öffentliche und körperliche Demütigung. Er befürchtete nur, dass dies bei dem Jungen der falsche Weg war. Auch wenn sie sich in so vielem glichen, in einigen Dingen unterschieden sie sich grundsätzlich.
 

„Mein Rìgh? Wenn ich diesbezüglich einen Vorschlag machen dürfte?“ „Sprich.“ Vegeta sah zu Nappa zurück. „Gestattet ihm einen Besuch bei seinen Freunden.“ Der König hob eine Braue. „Den Informationen zu Folge, welche wir von Tales bekommen haben, sind die Bande der Menschen anders als die unseren. Menschen scheinen aus ihnen Kraft zu ziehen, Stärke. Sie sehen sie nicht zwangsweise als Schwäche.“ „Das ist mir bewusst. Worauf willst du hinaus?“ „Nun, wenn ihr Kakarott gestattet seine Freunde zu besuchen, dann würde er zum einen sehen, dass ihr sie aus den Minen geholt habt; ein Entgegenkommen für seinen gezeigten Willen sein Volk besser kennenzulernen und es bestünde die Möglichkeit, dass sie ihm über den Angriff hinweghelfen, ihm wieder Mut machen.“ Vegeta wand sich von Nappa ab. Seine Augen suchte die majestätische Erscheinung des Königsbaumes.
 

Für einen Moment erlaubte er sich den Luxus sich im Anblick der sternenförmigen, roten Blätter zu verlieren. Den Blättern die ihm selbst schon das Gefühl von Schutz und Trost hatten zukommen lassen, als es Niemand anderem möglich gewesen war. Und er erinnerte sich an das Gefühl, als ihm das wieder entrissen worden war. Mit einer energischen Bewegung wendete er sich ab und ging mit weit ausgreifenden Schritten an Nappa vorbei. Sein roter Mantel flatterte dabei wild durch die Luft. „Veranlasse das.“, war alles was er noch sagte, ehe er die Dachterrasse verließ.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück