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Uferfund

von

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»Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, murmelte Sascha und suchte, den halb geöffneten Rucksack dicht an die Brust gedrückt, Schutz im Schatten mehrer Bäume.

Verdammt! Sonst gaben die doch spätestens am Ende des Parkplatzes auf. Doch diesmal hatten sie sich wohl in den Kopf gesetzt, das Grüppchen dingfest zu machen.

Elende Schweine! Sie wollten das doch eh nicht mehr! Für sie war es nichts als Abfall. Verena, Mohsen und Sascha würde ihre Beute die nächsten Tage ernähren.

Hoffentlich waren die anderen beiden rechtzeitig entkommen.

Obwohl der ganze Brustkorb schmerzte, zwang Sascha sich, tief in die Lungen zu atmen. Die Augen blieben dabei auf die Dämmerung gerichtet.

War das eine Taschenlampe? Oder doch nur der Scheinwerfer eines Autos? Ganz in der Nähe erklang das Bellen und Knurren eines Hundes, dazu vielstimmiges Rufen.

Mist, Sascha musste weg!

Diesmal meinten sie es wirklich ernst, wenn sie sogar einen Hund dabeihatten. Wie zur Hölle sollte Sascha denn da entkommen?

Langsam, Zahn für Zahn, zog Sascha den Reißverschluss des Rucksacks zu. Ein Teil der Beute war bereits herausgefallen, mehr wollte Sascha nicht verlieren. Außerdem musste ein Plan her.

Wie um alles in der Welt entkam man einem Hund? Sicher war er dazu ausgebildet, Menschen zu finden. Machte die Sache nicht leichter.

Wasser! In Filmen konnte man Hunde von der Fährte ablenken, indem man durch Wasser watete. Ob die Ostrach dafür tief genug war?

Egal, es war Saschas einzige Chance und sie lag auf dem Weg.

Ursprünglich war der Plan gewesen, der Straße zwischen den Häusern bis zur Berghoferbrücke zu folgen, vielleicht durch einen Vorgarten zu huschen und die Schweine dabei abzuhängen, doch nun steuerte Sascha möglichst gerade auf den Fluss zu, quetschte sich zwischen einem Gebüsch und einer Garage hindurch, die einen Garten begrenzten. Zu den schmerzenden Rippen kamen nun auch noch Kratzer im Gesicht und auf den Armen.

Alles besser, als gefasst zu werden!

Für einen Moment blieb Sascha wie angewurzelt stehen, als ein Bewegungsmelder Flutlicht im Garten auslöste, rannte dann aber schleunigst weiter.

Wer installierte so etwas im Garten? Andererseits vermittelte es den Bewohnern offensichtlich genug Sicherheit, dass sie sich keinen Wachhund hielten und in Richtung des Fußweges am Fluss nur ein niedriges Gartentor installierten.

Auch wenn Sascha nicht sonderlich sportlich war, war es schnell überwunden. Nur wenige Schritte entfernt fand sich eine lichte Stelle in dem Gebüsch, das die Sicht auf die Ostrach versperrte.

Gerade als Sascha durch die Lücke schlüpfte, trat eine Person aus dem Haus. In die Dunkelheit hinein rief sie die Aufforderung stehenzubleiben.

Sascha riss noch einmal am Rucksack, der an einem dünnen Ast hängengeblieben war, und begab sich dann die flache Böschung hinab. Zum Glück folgte die Person nicht und von den Hunden war kein Ton mehr zu hören. Doch sicher würden sie aufmerksam werden und dann die Spur wieder aufnehmen.

Sascha lebte lange genug in der Stadt, um zu wissen, wie gefährlich und trügerisch die Ostrach war. Das Wasser war fast immer ziemlich flach, doch floss sie so schnell, dass sie einem beim Versuch, sie zu überqueren, unweigerlich die Beine wegriss. Doch das war nur zu Saschas Vorteil. Die Verfolger würden hoffentlich davon ausgehen, Sascha hätte versucht, sie schwimmend zu überqueren, und am anderen Ufer weiter flussabwärts suchen. Doch das war nicht der Plan.

Sascha watete im seichten Wasser flussaufwärts. Die Büsche reichten hier zwar nicht ganz bis ans Wasser, aber mit etwas Glück war der Vorsprung groß genug, damit die Deckung, die sie aus Sicht des Fußweges boten, ausreichte. Sascha musste darauf vertrauen.

Auf der anderen Seite war um diese Zeit zum Glück niemand unterwegs, sodass Sascha tatsächlich ungesehen bis zur Berghoferbrücke gelangte. Nun galt es, genauso unauffällig ins Trockene und auf die Brücke zu kommen.

Erst unter der Brücke kam Sascha aus dem Wasser und hastete zum Brückenpfeiler. Dicht an diesem kämpfte Sascha sich im Halbdunkel die Böschung hoch, die hier deutlich steiler und bewachsener war als am Einstiegspunkt. Wenigstens sorgten die Büsche so nicht nur für weitere Schrammen, sondern auch für Halt.

Sascha entfuhr ein spitzer Schrei, als sich direkt neben der Hand das Gebüsch bewegte.

Die Antwort bestand aus einem leisen Fauchen und einer winzigen Pfote, die nach Saschas Hand schlug, bevor sich das kleine Wesen wieder in den Busch zurückzog.

Zunächst wollte Sascha es sitzen lassen, es wurde spät und die Hose hatte sich mit Wasser vollgesogen, von Schuhen und Socken ganz zu schweigen. Doch dann bemerkte Sascha die dunklen Flecken an der Stelle, an der zuvor die Pfote herausgeschnellt war. Um Farben zu sehen, war es bereits zu dunkel, aber es sah doch verdächtig nach Blut aus.

War das Tier verletzt?

Sascha spähte mit zusammengekniffenen Augen in den Busch hinein. Lediglich die reflektierenden Augen und die spitzen Zähne, die das Wesen beim Fauchen zeigte, waren zu erkennen.

»Hallo Kleines. Hast du dich verletzt? Was ist denn passiert?«, redete Sascha beruhigend auf das Tier ein.

Es zeigte jedoch nicht die gewünschte Wirkung. Stattdessen verkroch das Tier sich tiefer in den Busch, versuchte sogar, zu flüchten, blieb aber an etwas hängen, schrie auf und verlegte sich dann wieder auf die Einschüchterungsversuche.

Sascha setzte sich im Schneidersitz vor den Busch und ließ den Rucksack langsam vom Rücken gleiten.

In der Tonne war doch eine Packung Wurst gewesen. Vielleicht ließ sich das Kätzchen damit herauslocken?

Sascha senkte die Stimme noch weiter, sprach ruhig auf es ein, und hielt eine Scheibe Wurst zwischen den Fingerspitzen in dessen Richtung.

Es machte zwar einige wenige, vorsichtige Schritte auf Sascha zu, blieb jedoch weit außerhalb der Reichweite und zog sich hastig wieder zurück, sobald Sascha sich nur leicht bewegte.

So ging das nicht! Es würde sich dabei nur noch mehr verletzen. Sascha brauchte Hazels Hilfe. Sie hatte bisher noch jedes Tier beruhigt. Notfalls musste sie es zum Einschlafen bringen. Aber egal wie: Es brauchte dringend Hilfe. Und das besser früher als später.

Möglichst nah, ohne das Kätzchen weiter zu verängstigen, legte Sascha zwei Wurstscheiben vor den Busch und erhob sich. So rächte es sich, das letzte Geld nicht für ein Handy ausgegeben zu haben. Doch andere Ausgaben waren wichtiger gewesen.

Sascha ertappte sich dabei, gedankenverloren über den Oberkörper zu streichen und an sich herabzusehen.

Mit einem Kopfschütteln fokussierte Sascha sich wieder. Es blieb nichts anderes, als das Tier für einen Moment seinem Schicksal zu überlassen und nach Hause zu Hazel zu laufen. Hoffentlich war sie da.

Sascha begegnete auf dem Weg einigen Menschen, dachte kurz daran, sie nach ihrem Handy zu fragen, verwarf den Gedanken aber wieder. Meistens wurde man dafür nur verwirrt angestarrt, dann gingen sie schnurstracks weiter. Wenn Sascha überhaupt zum Fragen kam. Erfahrungsgemäß machten die Menschen bereits vorher einen großen Bogen, knurrten im Vorbeigehen etwas von wegen »kein Geld«, »scheiß Penner« oder Schlimmeres. Manche waren sogar so dreist und rempelten Sascha aus dem Weg. Mit komplett nasser Hose standen die Chancen noch schlechter.

 

»Da bist du ja endlich!« Sascha hatte noch nicht einmal richtig die Tür geöffnet, da riss Hazel sie von innen auf und fiel in Saschas Arme. »Warum hast du so lange gebraucht? Mohsen hat schon vor zehn Minuten angerufen, ob du angekommen bist. Natalie und ich haben uns Sorgen gemacht, dass sie dich diesmal drangekriegt haben.«

»Lass Sascha doch erstmal reinkommen!«, ermahnte Natalie siere Freundin aus dem Hintergrund und kam dann in Saschas Blickfeld. Erschrocken riss sier die Augen auf. »Oh Scheiße, du bist ja klatschnass!« An der Hand zog Natalie Sascha in die Wohnung und direkt bis ins Bad. »Geh duschen, ich hol dir trockene Klamotten.«

»Geht nicht!«, kam Sascha endlich zu Wort und drängte sich wieder aus dem Bad. »Ich hab ein verletztes Kätzchen gefunden, aber es war zu ängstlich, um sich einfangen zu lassen. Ich hatte Angst, dass es sich noch mehr wehtut. Hazel muss mitkommen, damit wir es zu Svetlana bringen können. Ich konnte nicht genau sehen, was es hatte, aber da war Blut!«

»Was? Wo hast du das Kätzchen gefunden? Und warum genau bist du klatschnass?«

»Erklär ich euch auf dem Weg. Kommt bitte mit!« Sascha griff nach Hazels Hand und wollte sie zur Tür ziehen.

»Moment.« Natalie stellte sich in dem Weg und packte Sascha bei den Schultern. »Ich weiß, dass du dem Tier helfen willst, aber zieh dich bitte erstmal um. Du holst dir noch den Tod.«

Sascha haderte mit sich, wollte doch so schnell wie möglich zurück. Wer wusste, ob sie das Kätzchen sonst wiederfanden?

Doch Sascha gab nach und ging in das kleine Zimmer hinter dem Wohnzimmer. Eigentlich war es nur eine Kammer, die sich unter dem Dach entlangzog, doch groß genug für eine Matratze und eine kleine Kommode. Und mehr brauchte Sascha nicht. Das kostenlose Dach über dem Kopf und etwas Privatsphäre war mehr, als Sascha sich erhoffen konnte.

 

»Und du bist dir sicher, dass es hier war?« Natalie leuchtete mit der Taschenlampe in den Busch, um sich zu vergewissern, dass die Katze wirklich nicht darin saß.

»Ja, sicher. Hier sind noch die Reste von der Wurst.«

»Dann muss sie in der Nähe sein. Hoffentlich ist sie nicht ins Wasser gefallen.« Nervös biss sich Hazel auf die Lippe und ließ den Lichtkegel ihrer Taschenlampe weitläufig über die Büsche gleiten.

»Da! Ich glaub, ich hab da was gesehen!« Natalie deutete auf einen Busch nur wenige Schritte entfernt und sprintete los.

Tatsächlich, als sier in den Busch leuchtete, brach sich das Licht in einem Paar Augen. Kaum standen alle drei davor, ertönte auch wieder das zarte Fauchen.

»Bleibt ein wenig zurück«, bat Hazel und hockte sich hin. Ähnlich wie Sascha zuvor redete sie leise auf das Kätzchen ein.

Obwohl Sascha schon so viele Menschen hatte zaubern sehen, waren Hazels Zauber etwas Besonderes. Die Meisten stießen gewaltige Energiemengen aus, egal wie klein der Zauber war, verursachten durch das Farbengewitter Kopfschmerzen bei Sascha, doch Hazel strömte nur einen sanften, rosafarbenen Hauch aus.

An einer Stelle sammelte sich die Spur des Zaubers. Dort musste das Kätzchen sitzen. Sascha hatte Hazel oft genug zugesehen, um zu wissen, dass sich der Zauber wie eine warme Decke um es legen und es hoffentlich beruhigen würde.

Das Kätzchen versuchte noch eine ganze Weile, die potentielle Bedrohung einzuschüchtern, doch nach und nach wurde es ruhiger, schien sich sogar ein Stück auf Hazel zuzubewegen, schaffte jedoch nur ein paar wenige Zentimeter.

Am Fußweg hielt ein Wagen und Sascha stand bereits auf, um Svetlana, die Hazel und Natalie als Verstärkung gerufen hatten, entgegenzulaufen, doch Natalie gab ein Zeichen, dass sier das übernahm. Also blieb Sascha und beobachtete weiter Hazel, während Natalie und Svetlana miteinander redeten.

Als sie zu ihnen trat, umarmte Sascha sie kurz, wandte sich dann aber wieder dem Schauspiel von Hazels Magie zu.

Svetlana erkundigte sich kurz, wie weit Hazel war, dann stellte sie die mitgebrachte Transportbox neben sie auf den Boden und reichte ihr die Sicherheitshandschuhe. Es war am besten, wenn Hazel das Tier selbst hineinsetzte, um den Zauber nicht zu brechen.

Es dauerte noch einige Minuten, bis Hazel sich flüsternd an die anderen wandte: »Könnt ihr mir helfen und die Äste aus dem Weg schieben? Und ich brauche hier eine Taschenlampe.«

Sascha und Natalie bogen die Äste zur Seite, während Svetlana Licht spendete. Dabei ermahnte sie Hazel immer wieder, vorsichtig zu sein und aufzupassen, wo sie das Tier anfasste, da sie nicht wissen konnten, wo es verletzt war.

Hazel war die Erste, die bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Sie griff nach dem Tier, das zwar leise brummte, sich ansonsten aber nicht wehrte, und murmelte: »Irgendwas ist mit dem Fell. Es fühlt sich komisch an.«

»Was zur ...!«, entfuhr es auch Svetlana, als das Tier zum ersten Mal direkt vom Lichtkegel getroffen wurde. Gleichzeitig fiel ihr die Lampe aus der Hand.

Sascha griff danach und leuchtete in die Richtung, in der noch immer der leichte Rosaschimmer hing. Fast wäre die Lampe wieder zu Boden gefallen.

Das gab es doch nicht! Was um alles in der Welt war das?!

Hazel hatte recht, etwas stimmte mit dem Fell nicht. Es war nämlich bis auf im Gesicht nicht vorhanden. Stattdessen waren Rücken und Pfoten mit Schuppen besetzt. Und je weiter Hazel das Tier aus dem Busch befreite, desto deutlicher wurde, dass es keine Hinterbeine besaß. Vielmehr wandelte sich der Körperbau etwa in der Mitte des Rückens und ähnelte nicht mehr dem einer Wildkatze, sondern einer Schlange. Selbst das Muster veränderte sich. Die Streifen gingen in große Flecken über.

»Oh mein Gott! Ist das ... Ist das ein Tatzelwurm?!«, rief Natalie begeistert aus.

»Ein was?«, fragte Hazel.

»Das ist unmöglich ...«, murmelte Svetlana, fasste sich dann aber wieder und griff nach der Transportbox, um sie Hazel entgegenzuhalten.

Hazels Hände zitterten, als sie die Box schloss und verriegelte. Die plötzliche Unsicherheit machte sich nicht nur an der rosafarbenen Wolke bemerkbar, die sich auflöste, sondern auch am neuerlichen Fauchen und Ausschlagen des Tieres. »Was machen wir jetzt damit?«

Svetlana beugte sich zum Käfig herunter, wurde jedoch von Natalie an der Schulter zurückgerissen. »Fass es nicht an! Man sagt, dass ihre Haut stark ätzend ist.«

Hazel drehte die Handflächen der Handschuhe nach oben und betrachtete sie stirnrunzelnd. »Sieht okay aus.«

»Was weißt du über diese Wesen?« Svetlana war zwar eine herausragende Tierärztin, wenn es um magische Wesen ging, war es jedoch Natalie, dier geradezu ein wandelndes Lexikon darstellte.

»Aus dem Kopf nicht so viel.«

Alle drei sahen Natalie ungläubig an. Niemand von ihnen hatte bisher erlebt, dass sier Wissenslücken in sierem Spezialgebiet zugeben musste.

Sier wurde sich der Blicke bewusst und zog etwas den Kopf ein. »Ich hab bisher von keiner Person gelesen, die nachweislich schon einmal ein lebendes Exemplar gesehen oder untersucht hätte. Darum hab ich mich auf die Wesen konzentriert, von denen man mittlerweile weiß, dass sie wirklich existieren.«

»Du weißt also gerade gar nichts Hilfreiches?« Hazel schüttelte noch immer ungläubig den Kopf.

»Nur aus alten Büchern, aber nichts Konkretes. Manche behaupten, dass die Haut ätzend ist, manche sagen, dass sie Giftzähne wie Schlangen haben. Aber sie sind sich nicht mal beim Aussehen einig. Definitiv weiß ich nur, dass es hier keine geben sollte. Sie leben viel tiefer in den Bergen.«

»Wie auch immer, wir haben hier jetzt einen und er ist verletzt.« Svetlana leuchtete von oben in die Transportbox auf eine Wunde am Torso des Tieres. Außerdem sah der Schwanz arg mitgenommen aus. »So will ich ihn hier nicht lassen. Schon gar nicht, wenn er nicht hierhergehört. Hazel, kannst du ihn einschlafen lassen, damit ich ihn untersuchen und versorgen kann?«

»Ich kann es versuchen. Es wird nicht einfach. Er hat sich schon stark gegen die Beruhigung gewehrt.« Mit etwas Abstand ließ sich Hazel vor dem Käfig nieder und sang ein Wiegenlied.

»Sascha?«

Sascha riss sich von dem Farbspiel los und sah fragend zu Svetlana.

»Kommst du mit mir und Hazel in die Praxis oder gehst du mit Natalie nach Hause und hilfst bei der Informationssuche?«

»Kann ich dir denn helfen?«, fragte Sascha an Natalie gerichtet.

»Eher nicht. Ich bin vermutlich schneller, wenn ich das allein mache.«

Sascha hatte sich das schon fast gedacht. Natalie und siere Bücher, das war eine ganz besondere Beziehung. Natalie konnte wie ein Jagdhund werden, den man auf eine Fährte angesetzt hatte. Zwar war das ein ähnlich faszinierender Anblick wie Hazel, die zauberte, doch im Moment würde Sascha da sicher nur im Weg stehen. Es blieb nur zu hoffen, dass sier nicht zu sehr darin versank und die Zeit vergaß.

»Dann geh schonmal vor. Wenn es schläft, machen wir uns auch auf den Weg.«

 

»Du siehst schon deutlich besser aus.« Ares, Svetlanas Lebensgefährte, schlang die Arme um Sascha und hauchte einen Kuss auf die Stirn.

»Ja. Danke.« Auch wenn es Sascha nicht gepasst hatte, duschen geschickt zu werden, aber in der Praxis gab es nichts zu helfen und Sascha hatte trotz Kleidungswechsel und Heizung im Auto gezittert wie Espenlaub. Daher hatte Ares keinen Widerspruch geduldet, nachdem er sich eine Zusammenfassung der Ereignisse hatte geben lassen.

»Nichts zu danken. Hauptsache, dir ist warm und du wirst nicht krank. Möchtest du noch einen warmen Pullover von mir? Dann kannst du auch ...«

»Ich nehm gern den Pullover«, würgte Sascha ihn ab, bevor er seinen Vorschlag aussprach, konnte ihn jedoch nicht davon abhalten, unbestimmt auf den Oberkörper zu deuten.

Ares musterte Sascha kurz besorgt und seufzte, sagte aber nichts, sondern ging einen flauschigen, für Sascha viel zu großen Pullover holen.

Nachdem Sascha ihn übergezogen hatte, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zu Svetlanas Praxis im Erdgeschoss, wo Hazel auf einem der Plastikstühle saß, den Transportkorb mit dem schlafenden Tatzelwurm neben sich. Sie wirkte müde und angeschlagen, was kein Wunder war, wenn man bedachte, wie viel Magie sie an diesem Tag aufgewandt hatte.

Sie lächelte matt. »Svetlana holt Natalie. Sier hat gerade angerufen. Viele Infos sind es nicht und nichts Aktuelles, aber alles, was sier auf die Schnelle finden konnte.«

»Warum bist du nicht nach oben gekommen? Du musst doch hier nicht allein warten.« Ares setzte sich auf die freie Seite neben Hazel und bot Sascha mit einer Geste an, sich auf seinen Schoß zu setzen.

Hazel deutete auf die Box. Dabei wirkte sie noch müder als zuvor. »Ich hatte Angst, ihn aufzuwecken, wenn ich ihn weiter bewege. Es ist nicht so einfach, ihn schlafen zu lassen. Ich bin froh, wenn Svetlana endlich da ist und wir das hinter uns bringen können.«

Sascha lehnte sich auf Ares Schoß etwas vor und strich Hazel mitleidig über den Rücken. »Du machst das gut. Ohne dich hätten wir das nicht geschafft.«

Sie rang sich ein Lächeln ab. »Danke.«

 

Nachdem Natalie alle über siere recht dürftigen Ergebnisse in Kenntnis gesetzt hatte, verschwanden sie bis auf Sascha und Ares, die nicht helfen konnten, ins Behandlungszimmer.

Erst fast eine Stunde später kam Svetlana wieder heraus und bat sie herein.

Der Tatzelwurm lag ausgestreckt auf dem Metalltisch und Sascha hatte zum ersten Mal einen guten Blick auf ihn. Wenn man ihn so sah, würde man kaum glauben, dass er den Erzählungen nach ein furchterregendes Monster sein sollte, das alles in seiner Reichweite angriff. Es hatte gerade mal die Größe einer ausgewachsenen Katze, wobei der Kopf wie der eines Wildkatzenjungen aussah. Daher stand wohl zu vermuten, dass das Wesen noch lange nicht ausgewachsen war.

Aber niedlich war es schon ...

Ob jedoch der Kragen um seinen Kopf es wirklich davon abhalten würde, sich die Verbände von Torso und Schwanzspitze zu reißen, wagte Sascha zu bezweifeln. Es sah sehr gelenkig aus.

»Wir sollten ihn in den Käfig tun. Er wird bald aufwachen«, erklärte Hazel, die an Natalie gelehnt in der Ecke stand und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Svetlana, die ähnlich geschafft aussah, nickte und hob das Tier vom Tisch in eine deutlich größere Box. Auch sie hatte Magie angewandt, um ihm die Schmerzen zu nehmen, wie Sascha an dem blauen Leuchten um es herum erkennen konnte.

»Und jetzt?«, stellte Ares die Frage, die wohl allen durch den Kopf ging.

»Bis die Wunden verheilt sind, kann es hierbleiben. Danach ...« Svetlana zuckte mit den Schultern und hob ratlos die Hände.

Alle nickten und schwiegen betreten. Ja, was tat man mit einem magischen Wesen, von dem niemand gedacht hätte, dass es tatsächlich existierte, und das eindeutig nicht in diese Gegend gehörte? Sie wussten bisher nicht einmal, was es aß, geschweige denn, wie es ans Ufer der Ostrach gekommen war.

Sie konnten nur hoffen, dass Natalie in den nächsten Tagen weitere Informationen auftat. Vielleicht fand sich ja auch eine Person, die schon einmal mit Tatzelwürmern zu tun hatte. Es konnte doch nicht sein, dass sie die Ersten waren, die ein Exemplar zu Gesicht bekamen.



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