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Im Herzen verbunden

Ein Band, das alles überwindet
von

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Schlechte Aussichten

Ichigo war sich sicher, dass er es geschafft hatte. Doch als sein Blick in die Leere starrte, konnte er nichts anderes feststellen, als dass er ins Nichts gegriffen hatte. Seine Hand war leer. Völlig entgeistert, sie nicht mehr vor sich zu sehen, es doch nicht wie erhofft geschafft zu haben, starrte er an den Punkt, wo sie gerade eben noch gestanden hatte.

„Sie ist… weg.“, hauchte Ichigo ungläubig, bemerkte dabei nicht, wie ihm eine Träne über die Wange floss.

Er hatte das Gefühl, als würde ihm etwas die Luft zuschnüren. Seine Brust begann unerträglich zu stechen, als würde ihn jemand 1000 Stiche versetzen. Da war nichts mehr. Kein Funken ihres Reiatsus, als wäre sie nie dagewesen.

In der nächsten Sekunde wurde Ichigo schwarz vor Augen und begann langsam zum Boden zu fallen. Anscheinend hat er sich zu sehr verausgabt und vorhin seine komplette spirituelle Energie verbraucht.
 

Sein Körper fühlte sich taub an, als wäre er von einer hohen Klippe auf den Boden aufgeschlagen. Er spürte jeden einzelnen Muskel, jeden Knochen in seinem Körper. Am liebsten würde er nie wieder aufstehen und hier liegen bleiben.

»Wo… bin ich?«, fragte er sich in seinem Traum.

Direkt nach dieser Frage durchdrang seine Nase ein bekannter Geruch.

»Ah, ich bin Zuhause. Was ist passiert?«, war dann seine nächste Frage.

Binnen Sekunden schossen ihn die letzten Minuten vor seiner Ohnmacht wieder in den Sinn. Vollkommen in Panik schrak er mit aufgerissenen Augen hoch und schrie laut: „Inoue!“

„Du bist wach.“, hörte Ichigo neben sich Chad sagen. Er sah zur Seite und sah die besagte Person mit Ishida in seinem Zimmer.

„Chad, Ishida. Was macht ihr denn hier?“

„Wir wollten einmal nach dir sehen. Du hast drei Tage lang geschlafen.“, erklärte Ishida und schob mit einem Finger seine Brille zurecht.

„Aizen wurde direkt gefangen genommen, als du bewusstlos wurdest.“, berichtete Chad direkt die Nachrichten, da er wusste, das Ichigo es sicher erfahren wollte.
 

Als Chad von Aizen sprach wurde Ichigos Blick wieder trüb und eine drückende Atmosphäre machte sich im Raum breit. Das Gefühl, versagt zu haben, saß tief und wollte ihn nicht loslassen.
 

Den beiden anwesenden Herren entging die depressive Luft keineswegs.

„Wir haben alles von Urahara erfahren.“, begann Ishida. „Das, was mit Inoue passiert ist.“
 

Ichigo wandte seinen Blick ab. Er hat doch versprochen sie zu beschützen. Er hat sich dafür sogar seinen Ängsten, seinem inneren Hollow gestellt, um stärker zu werden. Er war wohl immer noch zu schwach, dieses Versprechen einzuhalten.
 

„Ichigo, es ist nicht deine Schuld. Es war allein Inoues Entscheidung.“
 

„Ich hätte sie aufhalten müssen.“, murmelte Ichigo Chad nur entgegen.
 

„Sie wollte nur das Richtige tun und alle beschützen.“
 

Ichigo sah ihn wütend an. „Und wenn schon!? Es hätte sicher einen anderen Weg gegeben, bei dem sich niemand hätte aufgeben müssen!“, schrie er in Rage.
 

„Ich kann verstehen, dass dich das mitnimmt, Ichigo. Wir sind auch nicht gerade glücklich darüber. Schließlich ist sie auch unsere Freundin. Aber du musst auch das Gute darin sehen, dass sie dadurch verhindert, dass sowas wie mit Aizen, jemals wieder passiert.“
 

Der Ersatzshinigami ballte seine Hände zu Fäusten. Selbstverständlich wusste er, dass diese Entscheidung dazu führen würde. Aber er konnte es einfach nicht hinnehmen. Warum ausgerechnet sie?
 

„Konnte es nicht irgendjemand anderes sein?! Warum ausgerechnet Inoue? Hätte nicht Urahara das Hougyoko wieder nehmen können?“, murmelte er ratlos über die Antwort dieser Fragen.
 

„Kannst du’s dir nicht denken? Neben dir gibt es keinen selbstloseren Menschen, wie Inoue. Obwohl sie so vieles in ihrem Leben bis dahin durchgemacht hatte, war sie immer noch ein fröhlicher Mensch.“, meinte Ishida.
 

Ichigo versank wieder für eine Weile in Gedanken. Dabei erinnerte er sich dann wieder an den Augenblick, an dem er Orihimes Sōten Kisshun zerstört hatte. Erinnerungen offenbarten sich ihm, bei denen er spüren konnte, was für einen Schmerz oder welche Angst sie dabei verspürte. Den Schmerz der Ablehnung ihrer Mitschüler in der Mittelschule, den Schmerz ihrer Selbstzweifel, den Schmerz des Verlustes ihres Bruders, den Schmerz der Einsamkeit, den Schmerz ihre beste Freundin verletz zu sehen, den Schmerz, als ihr Bruder ihretwegen zum Hollow wurde, den Schmerz wie er jedes Mal bis ins Mark verletzt wurde. Und dann war da auch noch die Angst, die erst selbst hautnah gespürte hatte, als er sich hollowfizierte. Es war keine Angst, die vielleicht jeder gehabt hätte. Keine Angst, dass er ihr vielleicht etwas antun könnte. Es war die Angst, den Ichigo, den sie kannte, nicht mehr wiederzuerkennen, genauso wie es bei ihrem Bruder war. Und dann war da dieser ungeheure Schmerz, bei dem ihm das Herz stehen blieb, als sie ihn tot geglaubt hatte. Was er nicht wagte zu beschreiben war vor allem der Schmerz… als er am Boden zerstört geweint hatte. Er wusste nicht, woher das kam, denn er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so geweint hatte. Selbst wenn, dann hätte er dafür gesorgt, dass es niemand gesehen hätte. Dieses eine Fragment hat in ihm so viel ausgelöst. Er konnte die brennenden Augen spüren, als hätte sie aus tiefster Seele geweint. Das laute Rauschen des Regens, durch den sie hindurchlief. Es war fast schon so als hätte sie denselben Schmerz empfunden wie er. Jede einzelne Angst, jeden Schmerz, den sie ertragen musste, jedes einzelne konnte er davon spüren.
 

„Ist.“, murmelte Ichigo ihm plötzlich entgegen.
 

Ishida und Chad sahen ihn verwirrt an woraufhin sie nur einen finsteren Blick von Ichigo erhielten.
 

„Red‘ nicht von ihr als wäre sie bereits tot.“, sagte er und stand direkt danach auf, um das Zimmer zu verlassen.
 

„Wohin willst du? Du bist gerade erst aufgewacht. Du solltest dich besser noch etwas ausruhen, Ichigo.“, meinte Chad besorgt um seinen Freund. Er musste einiges durchmachen und hatte noch keine Zeit gehabt alles zu verarbeiten.
 

„Zu Urahara-san. Ich werde hier nicht tatenlos herumsitzen und Inoue ihrem Schicksal überlassen.“, meinte er und verließ das Zimmer, ohne ein weiteres Wort, war aber bedacht, seiner Familie nicht über den Weg zu laufen.
 

Bei Uraharas Shop angekommen, sah der junge Mann, wie der ältere Herr schon auf ihn wartete.

„Ich wusste du würdest kommen, Kurosaki-san.“
 

„Vermutlich, weißt du auch, warum ich hier bin?“
 

„Selbstverständlich.“, antwortete der Mann mit dem Hut hinter seinem Fächer.

„Ich muss dir aber leider sagen, dass ich dir dabei momentan nicht helfen kann.“
 

„Was willst du mir damit sagen?“, fragte Ichigo eindringlich. Bisher hatte er immer eine Lösung parat. Warum dieses Mal nicht?!
 

„Ich kann dir nicht sagen, wo sie sich gerade befindet.“
 

„Dann finde den Ort, wo sie ist!“
 

„Das ist nicht so einfach. Es würde Jahre dauern, jeden einzelnen Ort zu durchsuchen. Wir wissen noch nicht mal, ob sie sich in dieser, in Soul Society oder irgendwo anders befindet.“
 

Ichigo verstummte und ballte erneut seine Hände zu Fäusten. Er fühlte sich macht- und nutzlos. Er wüsste auch nicht, wie er sie finden könnte. Als Shinigami konnte er Menschen anhand ihres Reiatsus erkennen und aufspüren. Doch sie war viel zu weit weg, als dass er sie dadurch finden könnte. Die Reichweite war limitiert. Er müsste wohl durch jeden einzelnen Ort, jede einzelne Welt reisen, um nach ihr zu suchen. Aber wenn das der einzige Weg war, dann würde er diesen Aufwand auf sich nehmen.
 

„Gibt es denn nichts, was nah ihrem Reiatsu suchen könnte?“
 

„Die gibt es. Doch ich bezweifle, dass das ausreichen wird.“, erklärte Urahara.
 

„Warum?“
 

„Wenn Inoue-chan sich wegen des Hougyoko versteckt hält, findest du nicht auch, dass sie sich so versteckt, sodass man sie nicht so einfach finden kann? Beispielsweise durch Barrieren?“
 

So weit hat er noch gar nicht gedacht. Inoue war nicht dumm. Urahara hatte Recht. Er erinnerte sich an die Zeit, in der er die Hollowfizierung geübt hatte mit den Vizards. Orihime war die Einzige, die diese Barriere spüren und durchdringen konnte. Aber woher sie als Einzige wusste, dass er sich darin befand, konnte er sich nicht erklären. Heißt das, dass er sie wirklich nie wieder sehen würde? Aber warum würde sie sowas nur wollen?! Waren ihr ihre Freunde egal? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Vor allem nicht bei Tatsuki.
 

„Selbstverständlich wäre es sinnvoller persönlich mit mehreren Leuten zu suchen als gar nichts zu tun. Ich glaube aber kaum, dass wir nach der ganzen Sache mit Aizen und dem Hougyoko die Unterstützung von Soul Society bekommen werden. Allein würde es ewig dauern, ohne jeglichen Anhaltspunkt über ihren Standort.“

Urahara versuchte nachzudenken. Vielleicht könnte er etwas Neues erfinden, was ihnen helfen könnte. Da leuchtete direkt seine erfinderische Glühbirne.

„Ich könnte etwas bauen, was für uns die Suche übernehmen könnte. Eine Drohne oder sowas in der Art, die Orte und Welten selbstständig bereist und nach Anhaltspunkten von Inoue-chan durchsucht. Du als Schüler und Shinigami Vertreter wirst genug in der Stadt zu tun haben, als noch ewig nach jemanden ziellos zu suchen.“
 

Ichigo war etwas skeptisch, was die Idee anbelangte, doch er hatte Recht. Er hatte sein Versprechen Orihime gegenüber, aber er wollte auch die Stadt beschützen. Solange Orihimes Verbleib nicht bekannt ist, musste er sich auf andere Hilfsmittel greifen. Wenn das das Einzige war, was Urahara anbieten konnte, so hatte er keine andere Wahl als es anzunehmen.
 

„Wir sollten solange die Zeit ausnutzen und trainieren.“, hörte Ichigo hinter sich Chad sagen, der mit Ishida gerade den Laden betrat.
 

„Wir müssen uns für den Tag vorbereiten, an dem wir sie zurückholen können.“, ergänzte Ishida.
 

„Ich muss den beiden Recht geben. Ich bin mir nämlich nicht sicher, wie sich das Hougyoko auf Inoue-chan auswirkt.“
 

Ichigo sah ihn verwirrt an. „Hat das was damit zu tun, dass das Hougyoko die Wünsche der Herzen lesen kann, die um ihn herum sind?“
 

„Genau. Dein Vater hat es dir sicher verraten. Je stärker der Wunsch ist, umso mehr Einfluss hat das Hougyoko auf einen. Das ist einer der Gründe, warum es Inoue-chan und Sado-san möglich war eigenständig Kräfte zu entwickeln. Das bedeutet, dass das Hougyoko selektiv ist. Es sucht sich die Herzen mit Wünschen aus. Je stärker der Wunsch ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass dieser Wunsch erfüllt wird.“
 

„Heißt das, dass Inoues Wunsch alle zu beschützen in diesem Moment so stark war, dass das Hougyoko willentlich Aizen die Kraft wieder genommen hat, um sie Inoue zu geben?“, fragte Ishida verwirrt.
 

„Nicht ganz. Sobald das Hougyoko mit einem Wunsch verschmolzen ist und ihm seine volle Kraft verleiht, ist es nicht möglich die Perle ihm zu entwenden. Das ist der Grund warum, das Hougyoko nah am Herzen liegt, wie es bei Aizen der Fall war. Doch Inoue-chan konnte mit ihren Kräften den Zustand des Hougyokos so weit zurücksetzen, dass sie mit einem Wunsch in ihrem Herzen selbst eine stärkere Verbindung dazu aufbauen konnte und ihr es ermöglicht hatte es an sich zu binden.“
 

„Das bedeutet was?“
 

„Genau das, ist das Problem. Ich weiß es nicht. Wir kennen Inoue-chan. Sie würde keiner Fliege etwas zu Leide tun, weil sie jegliche Art jemanden zu verletzten ablehnt. Der einzige Wille in ihr ist andere zu beschützen. Aber sollte der Wunsch wirklich so stark sein, so kann das Hougyoko auch besitz über sie selbst ergreifen, um ihren Wunsch zu erfüllen. Das würde bedeuten, dass das Hougyoko Inoue-chan benutzen würde, um ihren Wunsch zu erfüllen und nicht umgekehrt, da sie vom Wesen viel zu gutmütig ist, als dass sie selbst sich gehen euch zur weh setzt.“
 

Allen wurde mulmig bei dem Gedanken, dass Orihime ihnen Gewalt antuen könnte, wenn sie sich gegen ihren Willen auflehnen und sie zurückholen wollen. Vielleicht brauchte es auch nur ein wenig Überzeugungskraft, sodass dieses Problem erst gar nicht entstehen würde.
 

„Im schlimmsten Fall… müssen wir sie töten.“
 

Einen kurzen Moment blieben alle verstummt stehen und starrten den Mann mit dem Hut nur erschrocken an.
 

Ichigo glaubte nicht richtig gehört zu haben.

„Niemals!“, kam fast automatisch aufgebracht über seine Lippen.
 

„Was gedenkst du zu tun, wenn sie dich töten will, um dich aufzuhalten?“, fragte Urahara daraufhin.
 

Ichigo verstummte bei dieser Frage. Beim besten Willen konnte er sich nicht vorstellen, dass Orihime ihn oder ihre Freunde töten wollen würde, nur um das Hougyoko zu beschützen. Aber, wenn ihr das Hougyoko beträchtliche Kräfte verleihen würde, um ihren Wunsch zu erfüllen, konnte man es einfach nicht ausschließen. Wahrscheinlich wäre er selbst nicht in der Lage sie aufzuhalten. Niemals könnte er es wohl übers Herz bringen ihr etwas anzutun.
 

„Dann sorgen wir einfach dafür, dass es nicht dazu kommt.“, meinte Ishida und schob seine Brille zurecht.
 

„Zusammen werden wir das schon schaffen.“, gesellte sich Chad in das Gespräch, um Mut zu machen.
 

Am nächsten Tag zurück in der Schule wurde Ichigo von seinen Klassenkameraden freudig empfangen.

„Ichigoooo!“, rief Keigo enthusiastisch wie eh und je und machte einen Hechtsprung auf ihn zu, den Ichigo gekonnt auswich, sodass er zu seinem Leidwesen auf den Boden landete.

„Dir geht’s gut, schön dass du zurück bist.“, murmelte er am Boden.
 

„Sonst wär‘ ich wohl nicht hier, Blödmann.“, meinte Ichigo nur verwundert über seinen Kommentar und machte sich auf dem Weg zu seinem Platz.

Doch bevor er das tun konnte, wurde er am Arm gepackt und gewaltsam in den Flur gezerrt.
 

„Wo ist Orihime!?“, schrie Tatsuki, nachdem sie seinen Arm losließ.
 

Ichigo der sich gerade wieder aufgerappelt hatte sah sie nur mit einem trostlosen Blick an und wandte diesen direkt von ihr ab. Er fühlte sich schuldig, dass er sie nicht zurückholen konnte. Diesen Streit hatten sie schließlich bei Orihimes ersten Verschwinden doch schon gehabt. Und jetzt, wo er ohne sie zurückkam, wunderte es ihn nicht, dass Tatsuki ihn dieselbe Frage noch Mal stellte.
 

„Ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Wo ist Orihime?!“
 

„Ich weiß es nicht.“, murmelte Ichigo nur kleinlaut. Zu tief saß noch der Verlust.
 

„Sprich gefälligst lauter. Ich verstehe dich nicht!“
 

„Ich weiß es nicht!“, brüllte Ichigo zurück und sah sie dabei gequält an.
 

Dabei erkannte sie, wie hilflos und verzweifelt er wirklich war und fragte sich, was nur passiert war, nachdem er mit diesem gefährlichen Typen verschwunden war.
 

„Bist du nicht extra gegangen, um sie zurückzuholen?! Oder was hast du die letzten Tage getrieben, in denen du wieder nicht in der Schule warst?!“
 

Ichigo war der Schock über diese Erkenntnis regelrecht ins Gesicht geschrieben. Da erinnerte er sich daran, dass seine Freunde alle anwesend waren, als er gegen Aizen gekämpft hatte.

»Deswegen der Kommentar vorhin von Keigo.«, dachte er sich nur und konnte sich innerlich nur auf den Kopf schlagen. Wie konnte er das nur vergessen? Es war also sinnlos sie hier weiter zu belügen. Sie würde sowieso nicht lockerlassen, bis er sein Schweigen brach. Schließlich waren sie und Orihime beste Freundinnen. Er sollte ihr die Wahrheit sagen. Sonst würde sie es niemals verstehen, und schon gar nicht, dass Orihime vorerst auf unbestimmte Zeit verschwunden bleiben würde. Wahrscheinlich auch… für immer. Diesen Gedanken schob er direkt beiseite. Daran wollte er wirklich nicht denken.
 

„Hast du nach der Schule Zeit?“, fragte er.
 

„Ja, ich hab‘ heute kein Training. Wieso?“
 

„Erklär‘ ich dir später. Wir treffen uns nach der Schule am Fluss.“, meinte Ichigo und ging, ohne eine Antwort von ihr zu hören, zurück in den Klassenraum.
 

»Was zum Teufel ist hier nur los?«, fragte sie sich selbst und hatte ein ungutes Gefühl. Sie wollte doch nur ihre beste Freundin wohlbehalten zurückhaben.
 

Nach der Schule am Fluss wartete Ichigo bereits auf Tatsuki. Er hatte noch ein wenig Zeit gehabt die richtigen Worte zu suchen und wo er anfangen sollte. Doch irgendwie fiel ihm das recht schwer, weil immer wieder andere Gedanken durch seinen Kopf schwirrten.
 

„Ich bin jetzt hier. Worüber wolltest du reden? Ich hoffe es hat was mir Orihime zu tun.“, meinte Tatsuki scharf.
 

„Vielleicht solltest du dich setzen.“
 

„Jetzt spuck‘s schon aus. Ich werde schon nicht umfallen.“
 

Ichigo seufzte einmal auf und zögerte einen Moment, bis er die richtigen Worte fand.

„Inoue… wird nicht zurückkommen.“, sagte er und bewegte sich nicht von seinem Platz, war aber bedacht ihr nicht die Augen zu sehen.
 

Das junge Mädchen war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte.

„Was? Du willst mich doch verarschen, oder?“, fragte sie ihn ungläubig

„Sag mir, dass das nicht wahr ist.“, flüsterte sie direkt danach und verlor ihre Stimme, als der Gedanke, dass ihre beste Freundin wirklich nicht zurückkommen würde, immer tiefer in sie hinein drang.
 

„Setz dich… das wird etwas dauern.“
 

Tatsuki zögerte eine Sekunde lang. Sie war sich sicher, dass er ihr nun alles erzählen würde. Doch die Angst, dass es wahr wäre, hielt sie einen kurzen Moment auf. Wer erfährt schon gerne, dass eine wichtige Person einfach so verschwindet und nicht wieder kommt? Sie fing sich jedoch nach einigen Sekunden und setzte sich zu ihm ins Gras.
 

Eine Stunde später saß Tatsuki nur sprachlos mit geweiteten Augen auf ihrem Platz. Sie bewegte sich keinen Millimeter. Sie hoffte, dass es nur ein Alptraum war, aus dem sie jeden Moment wieder erwachen würde und sie Orihime wieder sehen würde.
 

„Sie… kommt nicht zurück?“, fragte sie noch mal fassungslos zur Bestätigung.
 

„Nein…“
 

„Und… ihr wisst auch nicht, wo sie sein könnte?“, fragte sie weiter und ballte ihre Hände zu Fäusten im Gras.
 

„Nein…“
 

„Das hat sie alles… allein entschieden?“
 

„…Ja.“, sagte Ichigo und senkte seinen Blick.
 

Ichigo merkte, wie Tatsuki wieder verstummte. Er konnte sich vorstellen, wie schrecklich das für sie sein musste. Ihm ging es nicht anders. Als er erfuhr, dass sie entführt wurde und von Soul Society dazu verdammt war in Hueco Mundo zu bleibe, hatte er seit dem Verlust seiner Mutter keinen größeren Schmerz, wie an diesem einen Tag war, verspürt.

Plötzlich wurde er am Kragen gepackt und nach oben gezogen.
 

„Du hättest sie aufhalten müssen!“, brüllte Tatsuki plötzlich voller Wut.
 

Ichigo konnte die Tränen in ihren Augen erkennen, die sie partout nicht freien Lauf lassen wollte.
 

„Glaubst du, dass ich es nicht versucht hätte?!“, brüllte er nur zurück.
 

„Dann hättest du dir mehr Mühe geben sollen!“
 

Erschrocken starrte er ihr in die Augen. Dachte sie wirklich so von ihm?
 

Als sie seinen Blick sah ließ sie vorsichtig wieder los und senkte ihren Blick. Sie schämte sich dafür, dass sie ihm solche Vorwürfe vor den Kopf geworfen hatte.

„Es tut mir leid. Ich bin zu weit gegangen.“, murmelte sie schuldbewusst und wollte nur noch weinen.

Ihre beste Freundin war weg. Einfach so. Sie hat sie hier zurückgelassen. Und sie konnte absolut nichts dagegen tun.
 

„Nein, du hast irgendwo Recht. Wäre ich nur stärker, hätte ich sie aufhalten können.“
 

„Du hast getan was du konntest. Gib dir nicht die Schuld dafür.“, meinte sie nur.

Sie klopfte sich ein paar Grashalme vom Rock und betrachtete das fließende Wasser, dass im roten Sonnenuntergang zauberhaft schimmerte.

„Sobald sich Orihime etwas in den Kopf gesetzt hat, kann sie keiner davon abhalten. Mich wundert es ehrlich gesagt nicht, dass sie das getan hat. Niemand ist so selbstlos und großherzig wie sie.“
 

Ichigo stand ebenfalls auf und steckte sich die Hände in seine Hosentaschen.

„Da hast du wohl recht.“
 

Für einen kurzen Moment herrschte nur stilles schweigen und man hörte nur das Wasser im Fluss fließen.
 

„Sie fühlt sich sicher jetzt ziemlich einsam.“
 

Ichigo antwortete dieses Mal nicht. Es gab dazu nichts hinzuzufügen.
 

„Sie hat so viel durchgemacht. Sie war immer allein und trotzdem konnte sie ein solch positiver Mensch bleiben. Nicht so wie du, der zu einem unverschämten Rüppel wurde.“ Sie machte eine kurze Pause, um einen Seufzer rauszulassen. „Manchmal fragte ich mich, woher sie die Kraft hernimmt, nicht wenigstens wütend darüber zu sein. Sie hat so viel mehr verdient als das.“
 

Ichigo hörte ihr nur zu. Ein beklemmendes Gefühl stieg in ihm auf. Tatsukis letzter Satz, hat ihm einen Stich ins Herz versetzt. Für ihn war mehr als klar, dass er sie wohl am wenigsten verdient hatte, wo er noch nicht mal in der Lage war sie zu beschützen. Deswegen schätzte er die Freundschaft zu ihr umso mehr als jede andere. Er war bedacht ihre Gefühle niemals außeracht zu lassen. Bewusst behandelte er sie speziell mit großer Behutsamkeit, um ihre Gefühle nicht zu verletzen. Das bedeutete aber nicht, dass er ihr was vormachen würde. Im Gegenteil. Bei ihr wusste er, dass er ihr nichts vormachen musste. Er konnte unbeschwert seine seine Bad Boy Maske fallen lassen. Sobald er ihr fröhliches liebliches Gesicht sah, oder wie sie sich darüber freute, ihn zu sehen, so machte es ihn ebenso froh, als würde es ihn anstecken. Da konnte er einfach nicht anders als ebenfalls zu lächeln.
 

„Sagst du mir Bescheid, wenn ihr etwas Neues von ihr hört?“, fragte Tatsuki
 

„Klar.“
 

Tatsuki schnappte sich ihre Tasche und drehte sich um, um sich auf den Weg nach Hause zu machen. Doch hielt sie kurz inne, um ihm noch etwas zu sagen: „Du magst zwar glauben, dass du sie nicht beschützen konntest, was vielleicht in einigen Aspekten stimmen mag. Doch Orihime sieht es sicher nicht so.“, bevor sie dann den Weg nach Hause ging.
 

Der Ersatzshinigami sah ihr mit einem verwunderten Blick hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen war. Er wandte sich dem Fluss wieder zu und versank direkt in seine Gedanken.

»Wenn ich das doch so einfach glauben könnte.«

Vor seinem inneren Auge erinnerte er sich dann plötzlich, wie sie ihm noch etwas zum Abschied zuflüsterte.

»Ich danke dir.«, waren ihre letzten Worte mit einem Lächeln auf den Lippen.

Aber wofür sie sich bedankt hatte, verstand er nicht. Er hat doch kläglich versagt sie zu beschützen und sie zurück nach Hause zu holen. Wofür bedankte sie sich also? Ob sie ihm geantwortet hätte, wenn er sie gefragt hätte? Wäre das alles passiert, wenn er Aizen direkt zur Strecke gebracht hätte? Er war sich nicht sicher. Es ergab sowieso keinen Sinn, darüber weiter zu grübeln. Die Situation blieb, wie sie war. Orihime war weg. Und die Situation wirkte aussichtslos. Er würde so gerne etwas tun, aber was?
 

„Inoue… Wo bist du?“



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