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What hurts the Most?

von

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Versteckte Erkenntnisse

Eine Entscheidung musste her, sofort!
 

Was sollte ich bloß tun? Ihr hinterherlaufen, einfach drauf los und die anderen im Stich lassen? Oder die anderen beschützen und sie nicht verfolgen? Egal wie ich es drehte und wendete, Nachteile gab es auf beiden Seiten, weshalb ich mit meiner Entscheidung rang. Eines stand für mich jedoch fest, so oder so, musste ich sie beschützen. John bemerkte dies und ergriff das Wort.

„Wir sollten uns aufteilen, damit wir bessere Chancen haben. Gott verdammt, so tief und fest kann man doch nicht schlafen“, er sah sich um, während Mandy und Jessica sich verzweifelt ansahen. Die meisten schliefen.

„Hör zu, ich gehe. Es ist besser, wenn du bei der Gruppe bleibst. Du kannst sie beschützen, das traue ich dir zu“, entschlossen sah ich zu John.

„Hey, aber du kannst doch nicht allein dadurch. Du bist eine Frau...“, er stand auf, bereit mit mir zu gehen. Sein Beschützerinstinkt war besonders bei seinen Familienmitgliedern, als auch Freunden stark ausgeprägt. Mason stand nun allmählich schlaftrunken auf und streckte sich. Verwundert schaute er uns an.

„Ich bleibe bei Mason, er ist stark genug“, sicherte mir Jessica zu, damit ihr Bruder mir Hilfe leisten würde.

„Beschützt die Gruppe. Keine Zeit für Erklärungen, aber ich verspreche, dass ich zurückkehre, unversehrt“, mit diesen Worten nahm ich meine Sachen und eilte durch das anliegende Gebiet. Hoffend, dass ich durch das Reden nicht zu spät erscheinen würde, legte ich einen Zahn zu.
 

Nicht allzu schwer fiel es mir, ein paar Kameraden die mir zur Hilfe eilten, abzuschütteln. Für einen Moment vergewisserte ich mich, dass sie nicht weiter in der Nähe waren oder mich verfolgten. Ich überprüfte ebenso, ob das Messer an seinem Platz blieb. Es war während des Spurts nicht heraus gefallen, also konnte ich meinen Weg fortsetzen. Im Nahkampf teilte ich zwar nicht gut aus, dennoch war es besser, als unbewaffnet zu sein. Meine Spezialitäten waren Schusswaffen, Bomben und jede Art von Rätsel. Defensive und Pläne schmieden lagen im Mittelwert und Nahkampf war definitiv einer meiner größten Schwächen. Ein Funkgerät trug ich ebenfalls immer versteckt bei mir, da es schon mehrfach in brenzligen Situation aushalf und auch so seinen Dienst verrichtete.
 

Eine Weile lief ich nun schon vorwärts, fand jedoch keine Spur von Leona oder Richie. Die Suche nach ihnen gestaltete sich schwer, trotz allem stand aufgeben nicht zur Debatte. Die Umgebung war unheimlich still und nur der Mond warf Schatten. Keine Insekten die ein Zirpen von sich gaben, auch die Vögel waren verschwunden. Mit jedem weiteren Schritt, kam es mir vor, als würde mich jemand beobachten oder sogar verfolgen. Die Blätter gaben zu jeder Zeit ein leises Knacksen von sich und der Duft stank noch immer so abartig, wie zuvor.

Da! Ich täuschte mich ganz sicher nicht, meine Augen konnten mich nicht trügen. Eine kaum zu erkennbare Gestalt erblickte ich zwischen den Bäumen vor mir. Nun hatte ich Gewissheit. Dort stand jemand, vermutlich eine Person , die ich anhand der Größe erahnte. Diese zuckte seltsam und schien nicht damit aufzuhören. Bei genauerem hinsehen, bemerkte ich, dass die Hände einer Menschenhand nicht ähnelten. Selbst mir jagte es einen Schauer über den Rücken, denn derjenige vor mir schien von den Konturen ganz und gar nicht menschlich zu sein. Unbemerkt versuchte ich mich aus den Staub zu machen. Was sollte ich mit einem Messer schon ausrichten? Schleichend bewegte ich mich vorwärts. Hinter Bäumen Schutz suchend, sah ich immer wieder zu der geheimnisvollen Gestalt. Unheimliche Laute drangen mir zu Ohren. War er das? Ich hatte keine Zeit und auch keinen Grund das herauszufinden, aber was wurde hier verdammt nochmal gespielt?!

„Autsch.“ Etwas hatte mich in meiner Unachtsamkeit an den Kniekehlen gekratzt. Augenblicklich drehte ich mich um. Niemand war zu sehen, aber die Haut zeigte deutlich eine blutende Wunde. Vorsichtig berührte ich die Wunde mit dem Finger. Ich bemerkte dabei, dass die Kratzer wohl nicht allzu tief waren, wie vorher angenommen. Es hatte mich gestreift und würde wahrscheinlich ein weiteres Mal angreifen. Ich wollte nur noch weg von dieser Stelle, also entschloss ich ein gutes Stück zu rennen. Nachdem ich eine gewisse Entfernung hinter mir brachte, versuchte ich intensiver auf die Suche einzugehen. Meine Wunde interessierte mich weniger, denn sie schien nicht lebensbedrohlich zu sein. Die Suche brachte mich zu einem Anwesen. Allein wegen seiner Größe war es nicht zu übersehen. Links von der Wohnstätte weg, führte ein weiterer Weg zu einem unbekannten Gebiet. Gerüchte über Gerüchte rankten sich um den Ort und dessen Besitzer. Wohnten hier nicht die Bakers?

Warum sah es dann so düster aus und warum brannte nirgendwo Licht? Als ich näher heran trat, bemerkte ich einen gewaltigen Zaun. Der Eingang stand offen, anscheinend war das Tor aufgestoßen worden. Quietschende Geräusche verursachten die rostigen, alten, Türen. Das Funkgerät zur Hand genommen, schaltete ich es ein. Hoffentlich würde ich Antworten auf meine Fragen bekommen.

„Sayuri Roxan hier, ist meine Mutter zu sprechen? Ich habe etwas sehr wichtiges mit ihr zu besprechen.“
 

„Ihre Mutter ist sehr beschäftigt, S.R. Ich stelle Sie durch, halten Sie sich kurz.“, sagte die Frau aus der Zentrale.

„Hier ist Sakura. Was gibt's?“, begrüßte sie mich wie üblich nach ein paar Sekunden.

„Auch dir ein herzlichen 'Hallo'. Wie auch immer, kannst du mir einen Gefallen erweisen und mir Infos zum Anwesen der Bakers geben? Ich muss es aus diversen Gründen wissen, die ich dir jetzt nicht erklären kann. Es ist wichtig. Ich bitte dich darum“.

„Eigentlich dürfte ich sie selbst dir nicht geben...Moment.“ Das Funkgerät verstummte, aber dann piepste das Funkgerät nach etlicher Zeit, die ich nutzte um mich umzusehen, in meiner Hand.

„Du darfst auf keinen Fall dahin. Redfields Gruppe überwacht sie seit einer Weile mit unserem neuen Helikopter auf dessen unser neues Logo erkennbar ist. Halt dich raus.“

„Lass uns später reden. Keine Zeit“, antwortete ich stattdessen und ging nicht weiter auf die Aussage ein.

„Aber Sayuri,..Say...“, ich schaltete das Funkgerät aus und vergrub es in meine hintere Tasche.
 

Mit Sicherheit gab es hier etwas wichtiges oder gar gefährliches zu finden. Neugierig wie ich war, konnte ich meine Finger nicht von der Angelegenheit lassen. Wenn Chris und die BSAA an dem Fall dran waren, dann konnte es nicht harmlos sein. Immerhin war er genau wie mein Vater ein Veteran auf seinem Gebiet. Seine Missionen erfüllte er immer gewissenhaft, präzise und duldete keine Fehlschläge. Kurz gesagt er war ein Ass, eine Koryphäe. Umso mehr wurde mir bewusst, dass ich mir keine Fehler erlauben durfte. In was konnten die Bakers verwickelt sein, dass die Spezialeinheit ausrücken musste? Antworten mussten her. Hoffentlich würde ich die vor mir liegenden Taten auch bewältigen können. Als ich dem Haus näher kam, wurden die Lichter des Hausinneren eingeschaltet. Flink lehnte ich mich gegen die Wand und versuchte erst zu lauschen. Gequälte Schreie und Geröchel waren bis draußen hin zu hören. Ich versuchte einen Blick durch die Scheibe zu werfen, ohne selbst entdeckt zu werden. Somit saß ich quasi in der ersten Reihe. Entsetzliche Bilder zeigten sich vor meinen Augen, die ich weitete. Innerlich musste ich mich fassen. Ein älterer Mann hatte Richie zu fassen bekommen und schlug mit einem Knüppel oder ähnlichem auf ihn ein. So brenzlig es auch war, musste ich sein Aussehen im Gedächtnis behalten können und versuchte Details zu merken. Er war schon etwas älter und besaß schon die eine oder andere Altersfalte. Dazu trug er eine Brille mit runden Gläsern, der Ausdruck in den Augen schien als sei er verrückt. Gefolgt von einer breiten dickeren Nase und einem leichten grauen Vollbart. Ebenso besaß er eine Halbglatze. Jedenfalls war er größer als ich, das konnte ich auch ausmachen, obwohl ich nicht mal neben ihm stand. Seine Kleidung bestand aus einem gelb weiß gestreiften Hemd, wie auch einer gräulichen Hose. Als Schuhe trug er Stiefel. Seine Statur war relativ normal. Kurz gefasst sah er für mich wie ein verrückter, alter, bewaffneter Bauer aus.

Ich legte die Hand um die Klinke, bereit ins Haus zu gehen und meinen Kollegen zu retten. Er konnte nirgendwohin flüchten. Er saß verängstigt mit purer Angst in den Augen auf den Fußboden und versuchte zur Seite auszuweichen. Dies blieb ihm durch den Knüppel, den der Angreifer hielt, verwehrt. Nach links konnte er ebenfalls nicht ausweichen, da sich dort ein kleiner hölzerner, weißer Tisch befand. Richie litt, viele Verletzungen zierten seinen Körper und dessen Gesicht. Die Wunden klafften auf, das Fleisch war sichtbar und aus einigen anderen Stellen drang eine hohe Masse an Blut heraus. Schwalle Blut heraus. Auf den Boden hatte sich eine Pfütze Blut gesammelt und auch die Kleidung war besudelt damit. Er musste viel Blut verloren haben, sein Zustand war kritisch. Äußerst kritisch.

Jetzt oder nie!
 

Während ich die Tür einen Spalt öffnete, öffneten sich gleichzeitig die Doppeltüren, welche sich auf der rechten Seite des Flurs befanden. Notgedrungen löste ich die Hand von der Klinke und hoffte, dass sie meine Aktion nicht mitbekamen.

„Lass mich doch dem armen Jungen etwas zu essen geben. Er wird es ganz sicher zu schätzen wissen. Wenn er es nicht isst, kannst du tun, was du nicht lassen kannst.“ Der Alte sah die ältere Frau an und schmunzelte. Wahrscheinlich das Ehepaar...

„Er ist vermutlich nicht mehr dazu in der Lage. Es hat einen mordsmäßigen Spaß gemacht ihn zu jagen. Das Mädchen kannst du haben, Weib“, sagte er während der Alte spöttisch lachte. Er würde jeden Moment erneut zuschlagen und dem ein Ende setzen. Sie hatten also die beiden in ihrer Gewalt und wenn ich nun doch eintreten würde? Gegen zwei würde ich nicht ankommen. Ich war einzig mit einem Messer bewaffnet, jemand mit einem Messer gegen zwei Verrückte? Nein, wenn es bloß einer gewesen wäre...
 

„Meine Babys werden sie sicher mögen“, meinte sie während sie immer wieder seltsam zusammen zuckte. Auch sie sah seltsam aus, fast schon unheimlicher als der Alte. Eine Hexe traf sie ganz gut, so wie ich sie beschreiben müsste. Fettiges Haar, das zu einem Zopf gebunden war; eine dünne knollige Nase; sie wirkte, als ob sie Wochen nicht geduscht hatte; auch die Kleidung die sie trug war alt und fleckig. Eine weiß gestreifte Bluse und einen knielanger rot brauner Rock, zusammen mit ein paar damenhaften Schuhen schmückten ihren Körper. Sie war weder dünn, noch war sie dick. Das was mich allerdings wirklich beunruhigte waren die Insekten, die ihre Nähe suchten. Einige liefen sogar über ihren Körper, andere schwirrten um ihre Laterne, welche sie festhielt. Das Ungeziefer verspeiste sie und im gleichen Moment erschienen neue. Meinte sie etwa ihre Insekten mit Babys? Was war nur mit ihnen los? So etwas war mir definitiv neu!

Schließlich ging sie und der Alte schlug ein letztes Mal gegen Richies Gesicht. Dieses wölbte sich stark nach innen. Das Blut spritzte ohnehin in jeglicher Richtung, wie auch aus sämtlichen Öffnungen seines Körpers. Der leblose Körper wurde zu Boden gestoßen und verächtlich drauf getreten. Meine Hände ballten sich so stark zu Fäusten, dass die Knöchel sichtbar wurden. Ich schloss meine Augen und wandte meinen Blick ab. Fürs erste konnte ich mich nur verstecken und abwarten, bis die Luft rein war.

„Es tut mir Leid“, flüsterte ich. Die Rollos an den Fenstern schlugen bei den aufkommenden Wind hart gegen die Scheiben. Zügig versteckte ich mich in einem Busch ganz in der Nähe. Als sich der Mann der Tür näherte, versteckte ich mich im Busch. Er entdeckte den offenen Spalt an der Tür und faselte unverständliches vor sich hin, was ich bei der Entfernung nicht verstand. Der Verrückte umklammerte die Klinke mit der freien Hand, dann schmiss er die Tür mit einen lauten Knall zu und schaute mit einem letzten Blick nach draußen. Langsam entfernte er sich wieder.
 

„Verflucht“, zischte ich und schlug hart gegen den Baum, sodass ich mir eine Verletzung an der Hand zuzog. Die restlichen Blätter, die der Baum noch trug, fielen dabei zufällig zu Boden. Zwar blieb manchmal das ein oder andere Opfer nicht aus, aber immer wenn das passierte, hasste ich es untätig gewesen zu sein. Trotzdem wusste ich, dass mir nichts anderes übrig blieb. Wäre ich ihm zur Hilfe gekommen, wäre es zwar tapfer, aber dumm gewesen. Anstatt einen Toten hätte es zwei gegeben. Vielleicht gab es eine Chance Leona zu retten...

Nach einer Weile des Wartens, stand ich auf und ging erneut auf das Anwesen zu. Ich war erst am Anfang und dem Ende noch weit entfernt. Eins ahnte ich allerdings jetzt schon, sie würden sich als nächstes Leona vorknöpfen. Das durfte ich nicht geschehen lassen, ich hoffte sie retten zu können. Das Licht war in der Zeit nicht erloschen, also mussten sie sich weiterhin drinnen aufhalten. Vorsichtig schlich ich zur Tür. Sicher machte ich es ihnen zu leicht, durch die Vordertür herein zu spazieren. Leise schritt ich zu den Fenstern neben der Tür, welche zum Esszimmer führten. Ich erspähte Leona. Sie saß auf einen der vielen Stühle, vor ihr ein Teller mit etwas undefinierbaren. Es sah aus, wie Gedärme oder etwas anderen abgrundtief ekelhaften. Was versuchten sie ihr da zu geben? Die waren doch total irre.
 

Plötzlich nahm ich ein Gefühl an meiner Schulter wahr. Etwas hatte aus dem Dunkeln nach mir gegriffen.

Scharf sog ich die Luft ein, wandte meinen Blick zu dieser und erkannte eine Hand. Mein Atem stand für einen Augenblick still, während ich meine Augen für einige Sekunden lang schloss. Im nächsten Moment öffnete ich sie wieder. Zügig umfasste ich die Hand und versuchte die Person hinter mir zu Boden zu werfen. Dies gelang mir allerdings nicht, es kam zu einem Gerangel.

„Hey, schauen Sie mich an. Beruhigen Sie sich! Ich bin nur hier, um etwas zu überprüfen.“ Ich drehte mich um und erblickte einen Polizisten, schützend hob ich die Hände.

„Wenn Sie hier herumbrüllen wird man uns noch entdecken“, antwortete ich mit leiser Stimme.

„Alles in Ordnung? Sind Sie eines der Opfer, das uns versucht hat zu erreichen?“, fragte er und musterte mich. Kurz tat ich es ihm gleich. Er war etwas größer, trug eine Uniform, besaß kurzes schwarzes Haar und hatte eine dunkle Hautfarbe.

„Na schön, glauben oder nicht glauben. Eine Bekannte ist da drin und einer meiner Kollegen wurde schon umgebracht. Wenn Sie mir ihre Waffe geben, könnte ich sie rechtzeitig retten.“ Er fühlte sich eindeutig verarscht, weshalb er das Gesicht verzog und einen Schritt zurück ging.

„Für wen halten Sie sich? Ich glaube, dass Sie besser gehen sollten und mir alles andere überlassen.“

„Und ich glaube, dass Sie sich das hier ansehen sollten.“
 

Seinen Arm ergriffen, zog ich ihn so weit und möglichst unbemerkt, zum Fenster. Es saß jedoch nur noch eine gebrechliche alte Person auf einem Rollstuhl am Tisch. Diese schien zu schlafen, da sie den Kopf nach hinten lehnte und die Augen geschlossen waren. Sie sah gegensätzlich zu den beiden zuvor gar nicht schlimm aus, wie eine Granny. Ein dunkelroter Schal hing locker um ihren Hals, weiterhin trug sie einen weißen dünnen Pullover. Der braune lange Faltenrock umschmeichelte ihre Beine und dazu trug sie passende Schuhe. Natürlich sah man ihr das Alter an, nicht zuletzt an den Falten und den gräulichen Haaren.

„Sie ist weg. Mussten Sie mich aufhalten? Leona könnte auch dran glauben“, richtete ich mich ihm zu.

Die Lippen aufeinander pressend, schaute ich stirnrunzelnd zu Boden. Er zeigte mit den Finger auf mich, dann zur Tür.

„Miss, ich werde jetzt in ihrem Beisein auf die Klingel drücken und Sie können dann nachfragen“, machte er mir das Angebot.

„Ich habe eine bessere Idee, klingeln Sie an und erwähnen die vermissten Personen. Nach ihrer Aussage zufolge, müssten es mehrere sein, also...“.

Wenn er mir nicht glauben wollte, sollte er sein Glück versuchen. Dieses Mal schnaubte er leise, aber war letztlich einverstanden, weshalb er nickte. Ich lehnte mich gegen die Hauswand. Man würde mich somit nicht erblicken, aber dennoch würde ich alles verstehen können.
 

Er klingelte an der Klingel die sich neben der Tür befand, nach einer halben Minute ein weiteres Mal und schließlich wollte er noch einmal schellen. Ein klackendes Geräusch, die Tür musste sich geöffnet haben.

„Ein Cop vor unserer Tür,...brauchen Sie was?“, fragte eine männliche Stimme, eindeutig der Jüngste.

„Uns haben kürzlich Anrufe über Vermisste erreicht. Sie gehen alle in der Nähe des Hauses oder von ihrem Haus aus. Wissen Sie etwas darüber?“, fragte der Deputy.

„Ey Kumpel, du pinkelst den falschen ans Bein. Hier gibt es nur den alten gleichen Smog.“ Der Deputy schaute ihn musternd, gar warnend an.

„Falls uns weitere Anrufe erreichen, komme ich wieder. Ist das verständlich?“

„Ja ja, ich habe es eilig. Mein Spiel kann nicht länger auf sich warten lassen.“ Er schloss die Tür und duldete keine weitere Aussage. Ich bezweifelte, dass er eine Konsole meinte oder es gar ein harmloses Spiel sein würde. Aus Gefahr entdeckt zu werden, hatte ich ihn mir nicht angesehen. Er besaß keinesfalls die Stimme eines Kindes, aber auch nicht die eines alten Mannes. Allen Anschein nach musste das Lucas gewesen sein.

„Das wollen Sie einfach so durchgehen lassen?“, fragte ich ihn leise, da der mutmaßliche Sohn der Bakers noch nicht weit entfernt war.

„Wir haben nichts konkretes in der Hand für einen Durchsuchungsbefehl. Fehlverhalten führt noch lange nicht zu solch einen Entschluss.“

„Wenn ich gewusst hätte, wie leicht Sie nachgeben...“.

Der Sohn war nun nicht mehr zu sehen, weshalb sich der Deputy zu mir drehte und mir in die Augen sah.

„Sie haben hier nichts zu suchen, gehen Sie zurück woher Sie kamen. Wenn einer von denen Ihre Freunde hat und Sie es beweisen können, komme ich wieder. Wir haben es im Griff, machen Sie sich keine Sorgen.“
 

Da er nicht von mir ablassen wollte, nickte ich und ging zusammen mit dem Deputy ein Stück, bis er das Gebiet verließ. Ich legte einen Gang zu und suchte den Weg zu meinen Kameraden. Sie würden sich Sorgen machen, da es langsam hell wurde. Als ich ankam, bemerkte ich, dass zu diesem Zeitpunkt alle Anwesenden bereits wach waren. Musternd sah ich einen nach den anderen an. Wie sollte ich es schaffen, sie aus der Umgebung zu bringen? Und was war mit Leona, war sie längst tot oder gab es die Chance, dass sie dem Wahnsinn entkam und sich, wenn auch nur für einige Zeit verstecken konnte? Letzteres war mir allemal lieber, aber es stand nicht gut um sie. Eine Zwickmühle nach der anderen. Wenn ich die Personen vor mir überzeugen konnte, dass die zwei gegangen waren, so würden sie vielleicht das gleiche tun. Meine Konzentration könnte ich ganz darauf legen, Leona zu befreien. Ich schwieg vorerst und kam ihnen näher und näher.

„Hey Leute, wir sollten uns mit der Rückreise beeilen. Kommt schon. Richie und Leona sind auch schon aufgebrochen...“, log ich notgedrungen während ich zur Seite schaute. Ich hoffte, dass die Lüge nicht aufflog. Es gab einen von ihnen, der sie mit bloßem Anblick durchschauen konnte und das jedes Mal aufs neue. Das konnte ich nicht geschehen lassen, also sah ich ihm erst gar nicht in die Augen. Schwindeln fiel mir nicht schwer, aber ich tat es nur bei Missionen oder notgedrungen bei Freunden. Jetzt hieß es zusammenreißen und inständig zu Bitten, dass die Lügen nicht aufflogen. Jessica schloss die Augen und legte eine Hand gegen ihre Stirn.

„Hast du sie also gefunden? Und sie haben nichts besseres zu tun als zu gehen?“ Sie öffnete die Augen. Ihre Stimmung wurde deutlich schlechter und nicht nur die ihre.

„Wieso sollten wir gehen, das wäre wohl ein zu kurzes Treffen, findet ihr nicht? Gefährlich ist es hier auch nicht“, warf Kassandra ein. Ihr waren die anderen egal, wieder sah sie sich selbst an erster Stelle stehen. Einige stimmten ihr überraschend zu, sogar Josef, der eher eine Spaßbremse war. John, der die ganze Zeit Wache geschoben hatte, um auf die anderen aufzupassen, legte eine Hand in seinen Nacken und fuhr sich anschließend darüber.

„Ihr habt auch alles verpasst, wie könnt ihr dann etwas wissen.“, sagte er murrend. Er ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen, letztlich blieb er bei mir hängen. Musternd sah er mich von Kopf bis Fuß an, dann schien er etwas entdeckt zu haben.

„Ich wusste es, die ganze Zeit....seitdem du zurück bist, ist etwas seltsam an dir. Nun weiß ich auch den Grund.“, setzte er an. Innerlich unruhig, sog ich die Luft ein.

„Und was, was ist anders. Sag es mir“, forderte ich ihn auf, mir zu sagen was los war. Unmöglich, dass er von derart schlimmen wusste. Ich merkte, wie sein Blick von meinem Gesicht auf die verwundete Hand fiel. Schnell vergrub ich sie in einer meiner Hosentaschen. Nicht genug, damit machte ich mich erst recht auffällig. John stand auf, ging auf mich zu und zog meine verwundete Hand aus der Hosentasche zu sich.

„Wenn nichts passiert sein soll und die beiden gegangen sind, so wie du es uns weiß machen willst, kannst du mir dann mal sagen, wo du die her hast?“, fragte er und hielt mein Handgelenk fest in seine Hand umschlossen.

Die anderen schauten verwirrt zu mir, auch Jessica bemerkte nun die Wunde. Sie suchte Verbandszeug aus der Tasche, das sie mitgenommen hatte. So war sie eben, immer Medikamente, Verbandszeug und Pflaster für den Notfall dabei.
 

„Meine Erfahrungen sagen mir, dass diese Wunde nicht durch einen Sturz passiert sein kann. Ist sonst alles okay bei dir? Was ist genau passiert? Erzähl es uns, damit wir dir helfen können. Eine Schlägerei oder ein Aufprall gegen etwas hartem müsste die Ursache sein“, auch sie bot ihre Hilfe an. Was sollte ich tun? Ihnen die Wahrheit sagen oder doch irgendwie drum herum erzählen? Sie in Gefahr zu bringen war das Letzte, aber vielleicht würden sie dann von der Idee ablassen, etwas unüberlegtes zu tun. Während ich in Gedanken verfiel und zusehends mit mir kämpfte, nahm Jessica meine Hand aus der von ihrem Bruder und verarztete diese so gut, wie es eben ging. Als dies erledigt war, ließ sie meine Hand für einen Moment los. Das Täschchen räumte sie zurück in den Rucksack und stand anschließend wieder auf, dann nahm sie meine Hände erneut in ihre und schaute mich mit ihren Augen, die kein Wässerchen trüben konnten, an.
 

„Du solltest wissen, dass du immer auf John und mich zählen kannst und wenn du es uns nicht sagst, ist das auch okay. Versuche uns nur nicht wegzustoßen, wie damals.“ John verschränkte die Arme während es Jessica mit aufbauenden Worten versuchte.

„Was dauert das denn so lange, sag es doch einfach“, meckerte Kassandra, die sich lauthals beschwerte.

Seufzend schüttelte ich den Kopf, denn ich wusste, dass sie mit eben dieser Antwort nicht klar kommen würden. Wie sollten sie auch, das hier waren doch einfach nur normale Personen, die ein solches Leben, welches wir in der Blue Umbrella oder in der BSAA führten, nicht kannten. Sie konnten es sich wahrscheinlich nicht einmal vorstellen. Eine triftige Entscheidung würde sie andernfalls zum Gehen bewegen oder klar die Polizei rufen lassen. Es gab unzählig viele Szenarien, die mir durch den Kopf gingen. Es brachte alles nichts. Ich müsste ihnen etwas erzählen, weil sie gar nicht mehr aufhörten mich auszufragen. Die Lippen aufeinander gepresst, löste ich meine Hände aus der ihrer.

„Ich werde es euch sagen, bohrt nur nicht weiter in der Sache herum“, antwortete ich.

Einige Meter entfernte ich mich von meinen Freunden. Die Arme verschränkend sah ich mit einen raschen Blick zu ihnen, dann wandte ich meinen Blick zu die der anderen.

„Es war so...“, setzte ich an.



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