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Unspoken

von

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Kapitel 4

“Die letzte Prüfung ist eine knappe Woche vor dem errechneten Termin. Aber wenn ich die auch noch bestehe, dann habe ich es geschafft, mit diesem Sommersemester sogar vorzuarbeiten”, erklärte Elsa ihren Eltern.

“Das klingt gut. Du nimmst aber trotzdem dann ein Urlaubssemester, oder?”, fragte Akane.

“Ja, auf jeden Fall. Ich will mit dem Zwerg ja auch Zeit verbringen. Ich mache mir schon genug Vorwürfe, dass ich ihn bereits mit acht Monaten in die Krippe gebe, früher würde ich das nicht machen wollen. Auch wenn es hier wohl schon mit acht Wochen möglich ist, aber da ist er mir doch noch zu klein.”

“Du weißt, dass du immer noch nach Japan kommen kannst. Dein Plan in allen Ehren, Elsa, aber du musst das Ganze nicht wirklich durchziehen, nur um uns zu beweisen, dass du es schaffen kannst.” Ryotaro ließ sich neben seiner Frau auf einen Stuhl sinken und sah in die Kamera. Die letzten Monate hatten sie sich daran gewöhnt, über einen Bildschirm miteinander zu kommunizieren. Etwas, das zu Beginn sehr seltsam gewesen war, war inzwischen normal. Sie telefonierten einmal in der Woche miteinander, manchmal auch öfter, in Anbetracht der Situation fühlten sie sich alle wohler damit.

“Papa, das hat nichts mit beweisen zu tun. Ich weiß, dass ich es schaffen kann, ich will es schaffen. Und daher werde ich mein Bestes geben.”

“Und trotzdem, unsere Haustüre steht dir und unserem Enkel immer offen.” Ryotaro hatte es aufgegeben, seine Tochter davon überzeugen zu wollen, nach Hause zu kommen. Jede bisherige Diskussion hatte er verloren.

“Ich bin euch wirklich dankbar dafür, dass ihr mich so unterstützt, vor allem du, Mama.”

“Das mache ich wirklich gerne, Elsa. Apropos, ich habe meinen Flug gebucht. Ich lande am 30. Juni, zwar nur knapp zwei Wochen vor dem mutmaßlichen Entbindungstermin, aber anders habe ich es nicht mit allem anderen darum herum hinbekommen.”

“Mama, ich bin dir sowieso schon dankbar, dass du überhaupt zu mir, zu uns kommst. Falls das Baby schon früher kommen sollte, wird Hannah mit ins Krankenhaus kommen, das hat sie mir zugesagt. Ansonsten, schick mir bitte noch die genauen Flugzeiten. Ich schaue, dass ich dich abhole, wenn es mir gut geht und der Kleine noch nicht da ist. Und in die neue Wohnung darf ich ja erst ab dem ersten Juli, dann ist es nur eine Nacht, die du in einem Hotel verbringen musst, Mama.”

“Wie klappt das denn mit dem Umzug?”, fragte Ryotaro und entlockte Elsa ein Lächeln.

“Ich habe einige Freunde und Studienkollegen, die mir helfen werden. Ich bin ja immer noch ganz erstaunt, dass ich tatsächlich eine Drei-Zimmer-Wohnung bekommen habe, eigentlich habe ich mich nur für zwei Zimmer angemeldet. Das ist aber ganz gut, wenn Mama da ist, dann hat sie ihr eigenes Zimmer. Und wenn Mama nach dem halben Jahr wieder auszieht, wird vermutlich Hannah mit einziehen, dass ich nicht ganz allein bin. Also, allein mit dem Zwerg. Sie wird mir auch helfen.”

“Das freut mich wirklich sehr, dass du so tolle Menschen kennengelernt hast.”

“Ich mich auch, Mama.” Elsa lächelte diese an. Dann wurde sie wieder ernst. “Ähm, ich habe mir auch etwas überlegt”, gab sie unsicher von sich.

“Und das wäre?” Ryotaro legte seinen Kopf fragend schräg.

“Gregor frägt mich immer mal wieder, wann er und Conny mich endlich mal besuchen können, bisher habe ich es aber immer irgendwie abwenden können …”

“Hast du ihm denn inzwischen erzählt, dass er Onkel wird?”, fragte Akane vorsichtig, worauf ein Kopfschütteln folgte.

“Nein … Ich … ich habe mich noch nicht getraut. Irgendwie … ich habe Angst, es ihm zu sagen”, flüsterte Elsa und senkte ihren Kopf, um den Blicken ihrer Eltern auszuweichen.

“Du musst es ihm aber sagen. Du kannst es ihm nicht mehr lange verheimlichen. Oder willst du ihm eines Tages deinen Sohn vor der Kamera entgegenhalten und ihm sagen: herzlichen Glückwunsch, das ist dein Neffe? Oder gar erst, wenn du heimkommst und nicht allein hier auftauchst?” Ryotaro seufzte.

“Ich weiß doch, Papa. Es ist mir auch klar, dass ich es ihm schon längst hätte sagen sollen. Aber …”

“Aber was, Elsa? Was hast du dir überlegt?”, fragte ihre Mutter sanft. Diese hob ihren Kopf wieder.

“Ich dachte, wie wäre es, wenn … also wenn du Papa mit Gregor und vielleicht sogar mit Conny im August zu uns nach Deutschland kommt und eine Weile hier seid? Dann könnt ihr meinen Sohn alle kennenlernen. Klar, zwar ist das auch noch irgendwie ein ins kalte Wasser werfen sowohl für Gregor als auch für Conny, aber … naja.” Unsicher sah sie zwischen ihren Eltern hin und her, die ebenfalls einen Blick wechselten.

“Ehrlich gesagt, finde ich das gar keine so dumme Idee”, meinte Akane. Ryotaro wiegte seinen Kopf hin und her.

“Hmm.”

“Die Zeit ist doch gar nicht schlecht. Das müsste noch in den Semesterferien von Gregor und Conny sein und alle Prüfungen schon geschrieben. Zumindest hat Gregor die letzten Prüfungen Anfang August und soweit er sie besteht, hoffentlich keine Nachholtermine. Oh, das einzige was sein könnte ist, dass er in den Semesterferien weg wollte, aber wann genau lässt sich ja klären.” Akane blickte ihren Ehemann immer noch an, der fragend seine Stirn runzelte.

“Wohin will er denn?”

“Er wollte doch mit Mario ein paar Tage zelten gehen, wohin genau weiß ich gar nicht. Da müssten wir noch fragen, was die beiden besprochen haben.”

Da sich das Ehepaar anblickte, bekamen sie nicht mit, wie Elsa zusammen zuckte, als sie Mario und damit den Vater ihres ungeborenen Kindes erwähnten. Ihre Hand wanderte zu ihrem Bauch, denn wie als ob ihr Sohn es ebenfalls gemerkt hatte, begann er ihr Tritte zu verpassen.

“Es tut mir leid”, flüsterte sie ihm zu. “Vielleicht wirst du ihn irgendwann noch kennenlernen, aber ich weiß nicht wann und wie … und ob. Aber wir beide, wir schaffen das zusammen, versprochen.”

“Alles in Ordnung”, trat die Stimme ihrer Mutter an ihr Ohr und sofort sah sie auf.

“Ja, ist es. Er hat nur getreten.”

“Oh, ich freue mich, wenn ich das bald persönlich erleben werde.” Akane lächelte. “Er darf sich auf keinen Fall auf den Weg machen, bevor ich da bin.”

“Das hoffe ich doch auch! Immerhin habe ich da noch eine Prüfung.” Elsa schlug sich mit einer Faust auf die andere, flache Hand.

“Na wenn er wie dein Bruder wird, dann wird er immer zu spät kommen, daher würde das ja auch passen.” Akane schmunzelte.

“Und wenn er das erste Mal einen Fußball sieht, wird er diesen nicht mehr loslassen”, lachte Ryotaro.

Wieder zuckte Elsa zusammen. Fußball … Fußball war für sie untrennbar mit Mario verbunden. Sie wusste nicht, ob sie ihren Sohn Fußball spielen lassen würde. Doch das würde sie in Zukunft sehen, heute konnte sie dazu noch nichts sagen.

In dem Moment erklang eine laute Stimme auf der Seite von Akane und Ryotaro.

“Mama, Papa, ich bin Zuhause!”

Gregor hatte wohl bemerkt, dass über ihn gesprochen wurde.

“Gregor, du bist ja schon da.” Akane stand auf und trat aus dem Bild.

Schnell schob Elsa ihren Laptop-Bildschirm nach oben, so dass ihr Bauch nicht mehr zu sehen war. Sie hatte es die letzten Monate einfach nicht über sich gebracht, ihrem Bruder zu sagen, dass sie schwanger war. Ihre Eltern glaubten ihr, dass sie den Vater ihres Babys hier in Deutschland getroffen hatte, doch Gregor … vielleicht wusste er ja von Mario, dass sie beide miteinander geschlafen hatten, vielleicht erzählte er es auch Mario und dieser dachte sich seinen Teil. Nein, lieber hatte sie geschwiegen, Gregor diesen Teil vorenthalten. Sie hoffte sehr, dass sie ihren Bruder damit nicht zu sehr vor den Kopf schlagen würde. Doch das würde sich zeigen …

“Schwesterherz!” Da schob sich auch schon sein schwarzer Haarschopf in ihr Blickfeld und gleich darauf grinste er sie breit an.

“Brüderchen.” Sie erwiderte sein Grinsen.

“Elsa, das deutsche Essen scheint dir wirklich gut zu munden. Vielleicht ist es auch die böse Kamera, aber du wirkst jedes Mal runder, wenn ich dich sehe. Also nicht, dass ich dich dick nennen will …” Erst da schien es Gregor klar zu werden, dass er seine Schwester schlussendlich genau das genannt hatte. Diese hatte ihre Hände an ihre Wangen gelegt. Sie konnte es nicht verleugnen, die Schwangerschaft machte sie schon rundlicher, als sie war. Auch ihr Gesicht, nicht nur ihren Bauch und das konnte man auch über einen Bildschirm erkennen …

“Ich bin nicht dick”, murmelte sie.

“Tut mir leid”, erklärte er und strich sich peinlich berührt durch die Haare am Hinterkopf.

“Elsa, erzähl deinem Bruder doch, was du dir überlegt hast”, mischte sich Akane ein, die verstehen konnte, warum Gregor dachte, dass Elsa zugenommen hatte. Sie hatte wirklich süße Hamsterbäckchen bekommen.

“Oh, was denn?”, fragte er sofort.

“Ich habe gedacht, dass du und Conny mich besuchen kommt.” Elsa lächelte schief.

“Oh, wirklich? Das wäre ja der Hammer! Wann können wir kommen? Ich rede gleich mit Conny!” Begeisterung machte sich in dem Jüngeren breit.

“Ähm, im August hatte ich gedacht. Da seid ihr hoffentlich auch mit euren Prüfungen durch?”

“Wollten du und Mario nicht ein paar Tage weggehen?”, fragte Akane darauf ihren Sohn. Der nickte.

“Ja, wollten wir tatsächlich im August, aber ich rede mit Mario, vielleicht können wir das auf September schieben, das stand auch zur Auswahl als wir darüber geredet haben.”

“Dann rede doch du mit ihm und Conny und klärt ab, wann wir fliegen könnten. Ich schaue dann, wann Flüge nach Deutschland günstig sind und anschließend besuchen wir deine Schwester.” Ryotaro rieb sich die Hände.

“Das klingt gut.” Gregor nickte und sah seine Schwester nachdenklich an, die zur Seite blickte. War es nur ihm aufgefallen, wie sie zusammengezuckt war, als ihre Mutter seinen besten Freund erwähnt hatte? Hing sie immer noch an ihm? Irgendwie wäre es ja schön, denn auch Mario war, was sie anging, niedergeschlagen. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber Gregor kannte seinen besten Freund schon lange. Dieser war immer noch nicht über Elsa hinweg. Ein Seufzen unterdrückend, grinste er seine Schwester an.

“Also ich freue mich schon auf das deutsche Essen, scheint ja lecker zu sein.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Linchen-86
2022-10-18T12:10:33+00:00 18.10.2022 14:10
Haha ja das deutsche Essen ist auch lecker.

Elsa ist aber schon klar, dass Gregor es dann auch noch Mario erzählen kann, oder? 😂

Ach ja, und selbst wenn Elsa ihrem Sohn Fußballspiel verbieten will, er wird es trotzdem tun :D

Antwort von:  Tasha88
18.10.2022 14:21
jaaa, das ist eindeutig so.
das ist auch mit ihre größte Angst - dass Gregor 1+1 zusammenzählen kann und Mario dann durch diesen erfährt, dass sie ein Kind bekommt ... bzw es bekommen hat.

Antwort von:  Tasha88
18.10.2022 14:21
danke dir *-*
Antwort von:  Centranthusalba
18.10.2022 19:07
Fußballspielen wird er… schon allein wegen des Onkels 😉
Antwort von:  Tasha88
18.10.2022 19:50
Elsa wird sich trotzdem nicht sonderlich wohl damit fühlen ;p
Von:  Centranthusalba
2022-10-18T04:01:44+00:00 18.10.2022 06:01
😂😂😂😂 na das kann ja was werden. „Hier übrigens dein Neffe!“
Und spätestens Conny wird doch 1 und 1 zusammen zählen können…
Antwort von:  Tasha88
18.10.2022 08:03
Ungefähr so läuft es ab 🙈😂😅

Und Conny ist nicht blöd, das stimmt...
Von:  phean
2022-10-17T12:02:54+00:00 17.10.2022 14:02
Ich will ja nicht sagen, dass du dick bist ... aber du hast zugenommen ...
Antwort von:  Tasha88
17.10.2022 14:24
also nicht, dass du dick bist ... ist sicher nur die böse Bildschirm Kamera ...
Antwort von:  phean
17.10.2022 14:29
ja, ist nur ein Filter ... der ist gerade total in


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