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Goldene Schwingen

von

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Freunde und Geschäfte

Nachdem Victor sich auf den Weg zu unserem neuen gemacht hat, lasse ich mich auf meinen Stuhl hinter dem Schreibtisch nieder. Mein Arbeitszimmer ist das genaue Gegenteil zu dem meines Vaters. Hell und modern, allerdings ohne den alten Charme des Hauses zu verlieren. Die Holzmöbel, wie auch die Wandregale sind aus hellem Holz und die einzelnen Regalfächer beleuchtet. Zwei große, von Vorhängen und Rolls eingerahmte, Fenster lassen Licht hinein und geben mir den Blick in den Garten. Unter einem der Fenster habe ich eine Bank in die Regale integrieren lassen, zwei weiße Sessel stehen vor dem Tisch. Dezente Dekoration in Form einer Skulptur und ausgewählten Bildern sowie Büchern in den Fächern verleihen dem Raum etwas Angenehmes. Passend zum hellen Holz steht ein glatter weißer Bildschirm mitsamt der passenden Tastatur und Maus auf dem Tisch. Daneben liegt das neue AirBook welches ich mir für die Geschäftsreisen zugelegt habe. Was Technik angeht will ich immer auf dem laufenden sein, daher behalte ich immer die entsprechen Neuerscheinungen im Blick. Auch die neue Weiterentwicklung der SmartWatch, die zurzeit vom Militär im Krieg eingesetzt wird, erscheint mir interessant. Mal sehen wann die auf den normalen Markt kommt. Diese verborgene Technik welcher aber alle bisherigen Optionen weiter nutzt und über die neuralen Netzwerke im Körper funktioniert hält vielversprechende Möglichkeiten bereit. Victor hat mir, wie üblich, alle Unterlagen geordnet in die beiden gläsernen Fächer und auf die Fläche vor der Tastatur gelegt. So sortiert er mir schon alles nach Wichtigkeit vor. Auch die Tasse Kaffee sowie das Glas auf dem kleinen Tablett sind gefüllt, ebenso die Karaffe darauf. Als ich auf die Unterlagen sehen springt mir ein Name ins Auge, den ich heute schon gehört habe und mir schleicht sich ein verstohlenes Grinsen auf die Lippen.

Dimitrij Jugow!

Sieh an, Oxanas Vater ist also Kunde bei uns. Da wird der Gatte wohl versuchen sich damit die Zuneigung seiner Frau zu kaufen oder zu halten. Gerade als ich die Akte aufschlage, klopft es und ich hebe den Blick: „Herein!“

„Der Pyrith, wie ihr gewünscht habt, Meister. Kann ich noch etwas bringen?“, will Victor wissen. Tobias neben ihm sieht sich unsicher aber neugierig im Raum um.

„Im Moment nicht. Geh auch erstmal was essen, so wie ich dich kenne hast Du das noch nicht“, ich sehe wie er ertappt zur Seite sieht.

„Sehr wohl, Meister“, mit einer Verbeugung verlässt er das Zimmer und geht. Ich beobachte Tobias, welcher sich neugierig umsieht ohne sich von der Tür wegzubewegen.

„Setz dich!“, fordere ich und deute auf die Sitzbank am Fenster.

„Ja, Meister.“

Schnell kommt er der Aufforderung nach und nimmt Platz. Mit dem Wissen, dass mein Vater seine schlechte Laune nun nicht an ihm auslassen kann, beginne ich die Akte Jugow zu lesen.

An wem er sich nun austobt, sollte er es tun, will ich nicht wissen. Ob meine Schwester, mein Vater oder ich, jeder von uns hat seine persönlichen Sklaven in diesem Haus. Eine Regel die mein Vater aufgestellt hat besagt, dass keiner einfach so sich den Sklaven der anderen bedienen darf. Zum Glück hält er sich selbst immer daran. Auch wenn ich ihm einen der seinen gerade bewusst entziehe. Aber das würde der Kleine nicht überstehen.
 

Ich schüttele den Kopf und wende mich endgültig der Akte zu. Dimitrij Jugow, ein mit 50iger und Emporkömmling der Stadt, welcher nur durch eine gute Heirat etwas erreicht hat. Seine Frau ist die die aus einer guten Familie stammt und einen gewissen Einfluss unter den oberen Zehntausend der Stadt hat. Er profitiert nur davon. Während ich sein Bild in der Akte betrachte frage ich mich ernsthaft, wie dieser untersetzte Widerling mit halb Glatze eine so schöne Tochter zu Stande gebracht hat, welche noch vor gut einer Stunde auf meinem Schoß gesessen hat. Er hat bis vor kurzem noch Gemälde und Antiken aber auch alten Schmuck erstanden. Meine Mutter sagte ja, dass seine Frau sich dafür interessiert, aber auch sehe ich das er Kredite bei meinem Vater hat. Erstaunlich ist, wie ich feststelle, dass er das Geld der Kredite nicht zum Kauf der Kunstgegenstände nutzt. Wofür er dieses Geld nutzt wäre interessant zu wissen. Seine Frau verfügt über genug davon was auch die Käufe bei mir belegen. Diese werden, in der Regel, direkt bezahlt, aber auch hier stehen einige Raten für die Verschiffungskosten aus. Gleiches gilt für die Rückzahlungen der Kreditraten. Da werde ich mal jemanden drauf ansetzten. Niemand leiht sich Geld von einem Mann wie meinem Vater, wenn er Zugang zu eigenem hat. Da ist etwas was er verheimlicht und ich will wissen was es ist. Das kann mal nützlich werden.

Das Kunst- und Antikengeschäft hat mein Vater vollkommen an mich abgetreten, auch die damit verbundenen Reisen zumeist nach Europa und Eurasien und anderen Verpflichtungen. Hier kommt mir mein Wissen über antike Kulturen, welches ich durch mein Studium der Geschichte und Kunst erhalten habe, und mein Blick für Details zu gute. Ich erkenne meist schnell ob mir jemand ein Original oder eine Fälschung andrehen will. Ob ich dabei nun in Gesellschaft eines Sklaven unterwegs bin oder nicht, es ist immer interessant.

„Meister?“, holt mich die vorsichtige Frage des Pyrith aus meinen Gedanken.

„Was denn?“, etwas schroffer als beabsichtig Frage ich und sehe wie er den Kopf einzieht: „Hör auf ständig den Kopf einzuziehen! Nur weil du mich ansprichst reiße ich ihn dir nicht ab“, meine ich ruhig und sehe den Kleinen an. Er hat ein Bein angezogen und den Fuß auf das Polster gestellt. Seine Arme liegen darum und sein Kopf liegt auf seinem Knie.

„Wieso habt Ihr mich holen lassen?“, will er wissen und lehnt sich nun an die Regalwand hinter ihm. Es liegt keine Anspannung in seiner Haltung was mich bestätigt, dass es richtig war ihn zu holen.

„Mein Alter hat schlechte Laune und die baut er zumeist an seinen Sklaven ab. Ich will nicht das du direkt in seine Hände Geräts“, erkläre ich und lege die Unterlagen bei Seite.

„Ist es wegen gestern, Meister? Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragt er und ich verdrehe die Augen. Dass er sich die Schuld gibt zeigt mir das seine Sklavenerziehung bei Henson die Schuld nie dem Meister zuspricht. Etwas was, meiner Meinung nach, hauptsächlich das Problem ist.

Unfähige Meister!
 

„Nein! Zwar hast Du seine Erwartung an einen Pyrith, als welcher du verkauft worden bist, nicht erfühlt, aber das ist nicht deine Schuld. Du bist nun mal nicht das als was Brankow dich verkauft hat“, erkläre ich Ihm und wende mich dabei zu ihm und erhalte ein nicken.

„Ich denke es werden sich in nächster Zeit einige Dinge hier im Harem ändern und sowohl meine Schwester und Ich werden mehr übernehmen müssen. Was sich genau entwickelt wird sich zeigen. Aber nun zu Dir!“, meine ich und schlage die Beine übereinander als ich meine Zigaretten samt Feuerzug herausnehme und mir eine anzünde. Als ich damit fertig bin werfe ich beides dem jungen Sklaven zu, welcher überrascht fängt, aber mich dennoch anlächelt.

„Erzähl mir von Dir!“, fordere ich und nehme einen Zug, sehe ihm zu wie er sich seine anmacht. Meinen Arm stelle ich entspannt mit dem Ellenbogen auf Tisch ab, die Zigarette zwischen den Fingern. Mit der anderen schiebe ich den schweren Glasaschenbecher näher zu ihm.

„Wie meinst ihr das, Meister? Was wollt ihr wissen?“, fragt er, nicht verstehend worauf ich hinauswill. Das ich ihn sowas Frage ist wohl neu, was ich auch verstehen kann, ist es für die meisten Meister doch nicht von Belang was ihre Spielzeuge empfinden.

„Du wirst ja nicht nur auf deinem Zimmer gesessen haben. Was hast du also gemacht um dir deine Zeit zu vertreiben.“

„Naja, Meister, viel Zeit hatte ich neben der Ausbildung ja nicht, aber wenn habe ich mit einer meiner Schwestern getanzt. Auch haben wir gesungen und haben damit Meister Henson ab und an auch unterhalten. Aber eigentlich war ich am liebsten in der kleinen Bibliothek des Harems“, spricht er und ich meine ein kleines Leuchten in seinen Augen zu sehen. Musik und Tanz also, da schlummert etwas Kreatives in ihm und wenn ich ihm so zuhöre bekomme ich das Gefühl das er bestimmt gut auf andere eingehen kann.

„Also liest du gerne?“, schlussfolgere ich.

„Ja und nein, Meister. Ich mag den Geruch der alten Bücher und wie sich die Einbände anfühlen. Das alte Leder mit den Verzierungen und den Beschlägen aus Metall, aber auch das alte Papier, wenn man es sich durch die Finger laufen lässt. Das Gefühl und der Klang sind besonders. Es hat etwas Warmes, gemütliches und man kann diese wunderbaren Geschichten von ihnen hören und lesen. Da ist keine Ablehnung, jeder der gut zu ihnen ist, kann in ihnen lesen. Sie sind freundlich!“ Tobias gerät richtig ins Schwärmen.

Als er erkennt, dass ich ihn lächelnd betrachte steigt die Röte in seinem Gesicht auf. Jetzt ist es mehr wie nur eine Vermutung die durch das Amulett schon bekräftigt worden ist. Der Junge ist ein Amethyst ganz klar und das macht es noch schlimmer, dass er nun als Pyrith herhalten muss.

„Ganz klar der Amethyst! Auch wir haben ihr eine Bibliothek, da kannst du dich gerne umsehen. Du wirst Feststellen das wir hier viele Kunstgegenstände im Haus haben. Auch haben wir ein Musikzimmer, wenn du gerne Tanz und singst“, meine ich sehe wie sich sein Gesicht aufhellt aber bevor er etwas sagen kann unterbricht ein klopfen unsere Unterhaltung und die Tür wird umgehend geöffnet. Das kann nur Victor sein und mit Ihm dann Yuriy, nur ihm ist er erlaubt ohne Aufforderung meine Türen zu öffnen.
 

„Meister, Mister Saizew für euch“, spricht Victor er weißt Yuriy in mein Büro und verbeugt sich.

„Danke“, wendet sich Yuriy an meinen Diamanten welchen er eigentlich nicht als Sklaven betrachtet, sondern mehr als den Adjutanten welcher er eigentlich auch ist.

„Alexej, mein bester, wie geht es dir? Du sieht etwas unausgeglichen aus“, stellt mein bester Freund unverblümt fest als er zu Tobias sieht.

„Dein neuer Freund?“, will er schelmisch wissen obwohl ihm das Halsband aufgefallen sein muss. Das ich Bisexuell bin ist für ihn nie ein Problem gewesen. Auch weil er weiß das zwischen uns nie etwas Anderes als Freundschaft war und sein wird.

„Die gleichen Probleme wie immer, Yuriy und nein, das ist unser Neuzugang seit gestern, ich kümmere mich um ihn und zeige ihm das Anwesen“, stelle ich fest und deute auf einen Sessel.

„Du bist also ein Sklave?“, will er grinsend an Tobias gewandt wissen was ich mit einem Augenrollen hinnehme und schmunzle. Er kann es einfach nicht lassen und meint es dabei nicht mal abfällig oder dergleichen. Er kennt all das hier aber kommt aus einer Familie ohne Meister. Auch hat er keinerlei Interesse an dem Meisterstand.

„Ja, ich bin Pyrith, Meister“, er neigt den Kopf und legt die Hände auf die Knie. Die Anrede als Meister passt meinem besten Freund so gar nicht und das macht er auch mit brummiger Stimme deutlich: „Ich bin kein Meister! Einfach Yuriy.“

Tobias bekommt große Augen und neigt dann peinlich Berührt den Kopf. Für ihn sind Männer die keine Meister sind etwas Neues. Er kennt von klein auf nichts Anderes. Ich kann mir nun ein leises Glucksen nicht verkneifen.

„Tobias wird die ganze Zeit hierbleiben, er kann ruhig mitbekommen worüber wir sprechen“, erkläre ich Yuriy bevor ich mich zu Tobias wende: „Alles was du hier hörst wird diese Wände nicht verlassen! Verstanden?“, frage ich mit strengem Ton.

„Ja, Meister!“, erhalte ich die schnelle Antwort und nicke bestätigend.

„Gut. Kommen wir zum Geschäft, was hast du über unsere säumigen Kunden gefunden?“, frage ich und sehe Yuriy erwartungsvoll an, hoffe das er was Handfestes gefunden hat. Ich befasse mich erst mit diesen Kunden, wenn diese über einen gewissen Zeitraum nicht zahlen. Vorher übernimmt Yuriy das alles eigenständig. Sonst würde ich zu nichts anderem mehr kommen.

„Fangen wir bei Broocks an, er betreibt ein recht gut gehendes Restaurant in der Südstadt, zwei Angestellte und einen Koch. Die drei sind sauber und haben alle nötigen Papiere. Den Kredit bei deinem Vater hat er genommen um seine letzte Jahrespacht zu zahlen, die Einnahmen der letzten Wochen waren allerdings nicht so gut das er damit die nächste Pacht und die Tilgung zahlen kann. Er wird also nochmal auf Dich oder andere zur Finanzierung zurückkommen“, erklärt er ruhig. Entspannt hat Yuriy sich zurückgelehnt als er die Information widergibt.

„Also auf den ersten Blick alles sauber. Etwas im Hintergrund was nützlich ist?“, frage ich nach. Etwas muss da sein woran wir ihn packen können.

„Es gibt nicht viel über Ihn, dafür ist er ein zu kleines Licht. Der Laden allerdings bringt Potenzial mit sich. Der Hafen ist nicht weit und er hat zwei angeschlossene Räume die vom Gastraum nicht einsehbar sind. Das wäre ein guter Verhandlungsort für die Geschäfte im Hafen“, mit einem wissenden Lächeln legt Yuriy die Finger ineinander.

„Also schlagen wir Broocks einen Deal vor. Er stellt uns diese Räume unentgeltlich zur Verfügung und dafür reduzieren wir die Tilgungsrate um ein paar Prozent. Im Gegenzug bieten wir ihm an, sein Restaurant zu bewerben um mehr zahlenden Gäste zu bekommen. Ich will das einer unserer Männer dort untergebracht wird. Welcher Kaporezhim ist dort Tätig?“, frage ich nach einem unsere Truppführer und dessen Leuten.

„Wir haben nur Thomas mit einem kleinen Fünfertrupp dort. Das Gebiet steht eigentlich unter der Obhut von Lane“, gibt er zu.

„Du meinst nicht das diese Information früher wichtig gewesen wäre?“, frage ich genervt schnauben.
 

Benjamin S. Lane ist ebenso wie ich Teil einer Familie die von hier aus ihr Netzwerk betreibt. Anders als wir, hat seine Familie ihre Wurzeln in den USA und besteht bereits seit den 1930 Jahren. Eine alte und traditionsreiche Familie mit einem sehr weit verzweigten Netzwerk. Ihre Anfänge liegen in den Zeiten der Prohibition und sind durch Alkohol- und Drogenhandel groß geworden. Seit Benjamin das sagen in der Familie hat sind Sie auf den Sklavenhandel umgestiegen. Den Legalen wie Illegalen! Aber bei dem was ich höre, ist das Drogengeschäft noch nicht ganz vom Tisch. Wir stehen zwar nicht direkt in Konkurrenz, aber eine gute Zusammenarbeit ist nur bedingt möglich. Im Hafen liegen unsere Grenzen sowie die Kontore nicht weit voneinander entfernt. Das Restaurant von Brooks liegt genau auf der Grenze und schafft damit eine Potenzielle Problemstelle die weder Lane noch wir gebrauchen können.

„Dann werde ich mit Benjamin telefonieren müssen. Wenn wir ungefragt in sein Gebiet eindringen gibt das unnötig Probleme. Wenn da zwei Räume sind, kann ich ihm möglicherweise einen Abkommen vorschlagen. Das wird interessant“, schnaube ich und reibe meine Nasenwurzel.

„Der andere?“, will ich weiterwissen. Das Tobias mitbekommt um was für Geschäft es hier geht bereitet mir keine Sorgen, der Kleine ist durch seine Erziehung gefügig genug um nicht zu hinterfragen. Aber selbst wenn er etwas erzählen würde, wer glaubt schon einem Sklaven?

„Antonio de Vargas…“, beginnt Yuriy und ich stöhne genervt auf. Nicht schon wieder!

„Ja, schon wieder de Vargas. Ich weiß er ist inzwischen Dauerthema aber nicht zu ändern. Er hat die Schmuckuhr von Fabergé aus 1914 mit den Diamantrosen sowie den Art Deco Diamant Ring um 1920 ins Auge gefasst“, berichtet mein bester Freund und ich lasse den Kopf kreisen. Der Kerl ist echt nicht zum Aushalten.

„Wo will der den mal eben die 40.000 Dollar dafür auftreiben? Der steht schon mit gut 1,5 Millionen bei uns in der Kreide und die Zahlungsmoral ist, gelinde Gesagt, grauenhaft“, meine ich und lege den Kopf zurück.

„Er interessiert sich auch für die Art Deco Brosche mit 6,3 Karat Diamanten in Platin“, legt Yuriy ungeniert nach und ich höre sein grinsen deutlich.

„Dann sind wir bei gut 72.000 Dollar!“, ich fahre mir durch die Haare. Dieser Mann verschenkt Schmuckstücke wie andere Süßigkeiten. Wenn er wenigsten ordentlich zahlen würde, wäre es mir ja noch egal, aber so habe ich ihn ständig an der Backe. Ich höre das klicken meines Feuerzeuges und sehe zu unserem Zuhörer welcher mich mit großen Augen ansieht.

„Was ist?“, will ich wissen als er sich die Zigarette anmacht. Ertappt zuckt er zusammen.

„Das ist eine Menge Geld, Meister. Solche Summen sind doch schwer zu zahlen.“

„Wer das nötige Geld hat kann alles kaufen. Mein Vater hat gestern eine ähnliche Kaufsumme der Schmuckstücke für dich bezahlt. Ihr Sklaven tragt nicht ohne Grund Edelsteine als Bezeichnung. Ihr seid auch Schmuckstücke für eure Meister“, erkläre ich ihm neutral. Warum sollte ich ihm etwas vormachen.
 

Das ihm nicht die Zigarette aus dem Mund fällt, welcher im gerade aufklappt, ist mehr Zufall aber dennoch sehr amüsant anzusehen.

„Hat dein alter Meister euch nie über euren Wert aufgeklärt?“ will Yuriy wissen.

„Nein, Mei…ähm…Sir“, antwortet Tobias stotternd.

„Es ist nicht üblich den Sklaven zu sagen wie Wertvoll sie gehandelt werden. Auch gibt da jeder Händler seine persönlichen Aufschläge hinzu. Brankow zum Beispiel ist relativ günstig dafür kann man viel bei ihm kaufen. Andere sind Teurer und haben ein ausgewähltes Portfolio“, sage ich ruhig und strecke meine Hand nach Tobias aus. Er versteht und reicht meine Zigaretten an mich zurück, welche ich Yuriy anbiete. Gemeinsam stecken wir uns ebenfalls eine an.

„Mach das Fenster auf, Tobias“, weise ich ihn an, „Meistens sind Händler die Perlen anbieten anstrengender. Sie müssen viel in ein gutes Aussehen investieren. Gerade wenn eine Perle von einer Akoya zur Black Pearl gemacht werden soll. Gewisse Operationen gehören dort zum Geschäft“, füge ich meiner Erklärung noch an und schnalzte dabei mit der Zunge. Was manche Männer an solch künstlich aufgebauten Frauen finden entzieht sich meinem Verständnis.

„Ja, Meister!“, er öffnet das Fenster in die Kippstellung so dass der Rauch abziehen kann.

„Aber wieder zurück zu de Vargas, auch wenn es mir wiederstrebt. Hast du etwas womit wir die Rückzahlung beschleunigen können? Ich bin kein Leihhaus!“, brumme ich genervt.

„De Vargas Absatzmarkt ist Europa, da ist der Bedarf an teuren Alkoholika aber gerade eingebrochen. Die Leute haben andere Sorgen. Ohne das kommt er kaum an Geld“, erklärt mir Yuriy was ich bereits weiß.

„Verständlich! Im Kunsthandel ist ähnlich, und der Markt bei uns ist überfüllt was das angeht“, entgegne ich lapidar und stütze mein Kinn auf die linke Hand.

„Was hältst du davon, dass er seine Schulden abzahlt?“, will Yuriy wissen uns sieht mich eindringlich an. Wenn er eine Idee hat schleicht sich immer ein beinahe wölfisches Grinsen in seine Mundwinkle.

„Er soll für mich arbeiten? Wie stellst du dir, dass bitte vor?“, erstaunt sehe ich ihn an.

„Er hält doch regelmäßig Party bei ich ab, und lädt Einflussreiche Leute dazu ein. Da kann er doch die Werbetrommel für den Kunst- und Antikenhandel Orlow rühren. Du bekommst neue zahlungskräftige Kunden und er kann durch die Vermittlung seine Schulden zumindest bedingt tilgen“, schlägt Yuriy vor und ich denke ernsthaft darüber nach. Die Idee ist gar nicht mal schlecht.
 

„Ich lasse mir das mal durch den Kopf gehen und kalkuliere etwas. Wenn muss da genug bei rumkommen damit sich der Aufwand lohnt. Auch kann ich de Vargas da nicht nur mit Peanuts abspeisen“, ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und gehe schon in Gedanken einige Möglichkeiten durch. Bei dem was er normalerweise Verkauft kommt da pro Flasche Wein und Spirituose eine ordentliche Summe bei rum.

„Es eilt ja nicht. Er wird uns nicht weglaufen, dafür kommt er oft genug selber wieder an“, meint Yuriy lachend.

„Wohl wahr! Sonst noch was?“, will ich wissen. Gedanklich bin ich schon bei diversen Zahlen und Möglichkeiten.

„Geschäftlich war es das. Sag mal wenn mich meine Quellen nicht täuschen, dann war die Tochter von diesem ekel Jugow heute hier, stimmt das?“, scheinheilig sieht er mich an und grinst.

„Du sollst andere im Blick behalten und nicht hinter mir her schnüffeln!“, brumme ich. Er weiß genau das ich sowas nicht leiden kann, auch nicht von ihm. „Aber nein, tun Sie nicht, meine Mutter hat sie eingeladen. Wieder ein Kuppelversuch!“

„Hat der den geklappt? Soweit ich weiß fällt Sie ja in dein Beuteschema“, auch Yuriy hat die Beine übereinandergeschlagen und sich zurückgelehnt. Ich sehe meinen besten Freund finster an:

„Fast! Wir haben einen Deal abgeschlossen der für und beide Vergnügen ohne Verpflichtung verspricht. Wir werden sehen wie lange der Bestand hat. Gerade kommt viel Arbeit auf mich zu“ Ich wende mich dem Pyrith zu und hoffe das er Abhilfe schaffen kann, spüre ich doch bereits wie eine Verspannung sich in meinen Schultern breitmacht.

„Du hast nicht zufällig gelernt zu massieren?“, will ich von ihm wissen.

„Nein, Meister. Ich habe es zwar versucht, bin aber nicht talentiert darin“, gibt er zu. Dann werde ich nachher mal einen der Rubine aufsuchen und meine Verspannungen lösen lassen.

„Was meinst du mit mehr Arbeit?“, neugierig werde ich von Yuriy angesehen.

„Richard war heute Mittag hier. Dem Alten macht das Herz schlapp und er soll sich schonen“, sage ich und zucke mit den Schultern.

„Das lässt dich ja völlig kalt, oder?“, mit hochgezogener Augenbraue sieht mein Freund mich an.

„Warum auch nicht? Ich bin ihm doch auch Egal. Wenn ich kein Meister wäre, hätte er mich wohl schon längst vor die Tür gesetzt. Ich bin für ihn genauso Mittel zum Zweck wie er es für mich ist“, schnaube ich belanglos.

„Ihr zwei seid euch echt zu ähnlich, auch wenn du das nicht hören willst. Zwei Sturköpfe und Dickschädel!“, ernst sieht er mich an: „Aber mal ehrlich, geht dir das wirklich so gar nicht nah? Immerhin ist er dein Vater?“

„Yuriy, er zieht seinen Vorteil aus mir, so wie ich meinem eigenen aus Ihm. Ein Vater ist er nie für mich gewesen. Da gibt es jemand anderen und das weißt du auch!“

Ich atme einmal tief durch und lasse meinen Blick an Tobias vorbei in den Garten schweifen. Wenn nicht das Wohl meiner Mutter und Schwester daran hängen würden, hätte ich schon längst meine Konsequenzen gezogen. Aber so wie es aktuell ist füge ich mich und warte einfach ab. Es gab bisher schon genug versuche von außen etwas an der Situation zu ändern, aber all diese Bemühungen verliefen im Sand. Betrübt schaut Tobias die ganze Zeit zwischen Yuriy und mir hin und her als überlege er ob er etwas sagen soll oder lieber schweigt.
 

„Aber ihr wisst immerhin wer euer Vater ist, Meister.“ spricht er auf einmal leise und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Nun hat er beide Beine angezogen und sein Kopf liegt seitlich auf beiden Knien.

„Es ist nicht immer gut das zu wissen. Ich verstehe das es für dich, der es nicht weiß, schwer zu verstehen ist aber nicht alle Familien sind heil. Diese hier ist es nicht!“, versuche ich ihm zu verdeutlichen was ich sagen wollte und erhalte ein nicken. Bei all dem was hier gerade besprochen worden ist, ist es dieses Thema welches ihn am meisten Schockiert. Mit dem drücken eines Schalters auf dem Tisch geben ich ein Signal für Victor, dass er Yuriy holen kann.

„Wir hören voneinander, Yuriy. Ich überdenke das mit de Vargas und dann treffen wir uns nochmal. Für heute belassen wir es dabei“, sage ich und stehe auf was er mir gleichtut.

„Alles klar, mach nicht zu lange! Sonst reicht eine Sitzung bei dem Rubin nicht“, sagt er lachend und wir Umarmen uns zum Abschied als er vor die Tür tritt und mit Victor zum Ausgang geht.

„Werde ich und selbst wenn, hier gibt es genug Rubine!“, meine ich ebenso grinsend wie er.

Zurück bleiben der junge Pyrith und ich. Er ist, wie ich feststelle, ein sehr empfindsamer Mensch, auch wenn andere ihn nur als Sklaven und Gegenstand sehen, so tue ich es nicht. Meinen eben abgeschlossenen Deal lege ich gedanklich bei Seite, das hier weckt eindeutig mehr meine Neugier!

Der Kleine ist besonders und ich werde noch herausfinden wieso.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ReinaDoreen
2022-12-13T11:29:14+00:00 13.12.2022 12:29
Coole Geschichte. Da bin ich ja richtig froh, mal in dein Profil gesehen zu haben
LG reni


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