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Another Life

Another World, another Wesker
von

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Kapitel 7: Ich habe die Beweise gefunden


 

Nicht mal eine halbe Stunde, nachdem sie das R.P.D. verlassen hatte, stand Jill tatsächlich am Empfang von Raccoon Storage. Die fensterlosen grauen Wände und die Leuchtstoffröhren ließen den Raum noch kleiner erscheinen als er ohnehin war. Hinter einer kugelsicheren Scheibe saß eine Frau, die Jill freundlich begrüßte und nach ihrem Anliegen fragte.

»Ich habe hier einen Schlüssel, weiß aber nicht mehr genau, für welchen Lagerraum er ist.«

»Kein Problem«, versicherte die Dame ihr mit einem perfekten Zahnpasta-Lächeln.

Sie nahm den von Jill gereichten Schlüssel und hielt ihn unter ein Scanner-Gerät, das fest auf dem Tisch montiert war. Nervös wartete Jill auf ein Geräusch oder irgendetwas anderes, das ihr sagte, dass es funktionierte. Wenn sie hier doch falsch war …

Dann ertönte das erlösende Piepsen. Die Frau musterte den neu erschienen Text auf dem Bildschirm, ehe sie sich Jill wieder zuwandte. »Willkommen zurück, Ms. Valentine.«

Das ließ sie fast zurückschrecken. Der Lagerraum gehörte ihr? War das Absicht gewesen, damit Umbrella oder die Regierung ihn nicht zu Chris zurückverfolgen konnte? Natürlich war das auch nicht im Tagebuch gestanden. Ihr anderes Ich musste genug mitgedacht haben.

Die Frau reichte ihr den Schlüssel zurück. »Ihr Lagerraum ist die 231, im zweiten Untergeschoss.«

Jill bedankte sich für die Information. Der Personenaufzug war klein und klapprig, mit mehr als einer Person hätte sie sich Sorgen gemacht, steckenzubleiben. Ihr Inneres war angespannt, voller Erwartungen – und auch der Befürchtung, dass der Raum derart voll wäre, dass sie die Unterlagen vielleicht gar nicht fände.

Als die Türen sich im zweiten Untergeschoss öffneten, sprangen die Lampen an. Sie offenbarten graue Betonwände, immer wieder unterbrochen von Rolltoren, auf denen mit schwarzer Sprühfarbe die Nummer des Raums stand. Jill folgte den Zahlen; außer ihren Schritten und dem Summen der Leuchtstoffröhren herrschte absolute Stille. Instinktiv lauschte sie dennoch nach dem unverkennbaren Stöhnen und leisen Schlurfen, das die Anwesenheit von Zombies verriet. Die geraden Gänge, die nur alle paar hundert Meter abknickten, waren nicht für einen Kampf geeignet, deswegen wollte sie nicht überrascht werden.

Sie blieb glücklicherweise allein und erreichte schließlich Lagerraum 231. Der Schlüssel passte und ließ sich drehen, mit einem Klacken öffnete sich das Schloss. Jills Puls begann zu rasen. Gleich würde sie die Beweise finden, die Chris ihr hinterlassen hatte.

Tief durchatmend schob sie das Rolltor nach oben – und starrte auf den Raum vor sich.

Sie hatte erwartet, dass er voller Möbeln und Kisten wäre, um die Suche nach den Beweisen zu erschweren, nur für den Fall, dass jemand anderes von diesem Ort erführe. Doch tatsächlich stand nur ein einzelner Tisch hier und auf diesem lag ein brauner Umschlag.

Erst fühlte sie sich seltsam enttäuscht. Das sollten die Beweise sein, die Chris gesammelt hatte? Genug, um Umbrella Ärger zu bereiten? Hatte er am Ende doch gelogen? Wieso war er dann verschwunden?

Doch als sie nähertrat, erkannte sie, dass unter dem Umschlag noch ein Notizbuch lag. Sie nahm es hoch und blätterte kurz durch. Chris' kantige Schrift wandelte sich im Verlauf der Seiten von einem nüchternen Bild zu fahrigen Buchstaben, die verrieten, wie gehetzt er sich beim Schreiben gefühlt haben musste. Soweit sie es überblickte, war hier festgehalten worden, was Chris bei seinem ersten Besuch im Arklay-Anwesen erlebt und gesehen hatte, dazu seine Rechercheergebnisse, garniert mit Zeitungsausschnitten, die kritisch über Umbrella berichteten – passend mit Berichten zu den tragischen Schicksalen, die jene Kritiker danach überraschenderweise heimgesucht hatten. Wäre Jill nicht ohnehin schon misstrauisch, so wäre sie es nun geworden.

Der letzte Eintrag war zwei Tage vor der Rückkehr ins Anwesen verfasst worden: Captain Wesker hat dafür gesorgt, dass wir bei der Beweissicherung helfen können. Bestimmt will er nur beweisen, dass Umbrella unschuldig ist, und er weiß, dass ich das nie glauben werde, wenn ich nicht selbst dabei bin. Aber ich weiß, dass Umbrella dafür verantwortlich ist. Ich weiß auch, dass sie mich beobachten und versuchen, mich einzuschüchtern. Deswegen bringe ich dieses Buch und all meine Beweise in den Lagerraum.

Jill, wenn du das hier liest, bedeutet das wohl, dass mir etwas passiert ist. Du musst an meiner Stelle die Wahrheit ans Licht bringen. Ich kann in dieser Sache nur dir vertrauen, also bitte tu das richtige, damit Umbrella endlich sein Ende findet.

Jill atmete durch, erfüllt von einer großen Portion Ehrfurcht. Chris' Pflichtbewusstsein und teilweise auch sein Starrsinn, sobald er für die richtige Sache eintrat, hatten ihr diese Beweise hinterlassen, er vertraute ihr so sehr, dass es sie umso mehr schmerzte, dass sie so lange gebraucht hatte.

Sie warf einen Blick in den Umschlag hinein und entdeckte mit dem Umbrella-Logo versehene Dokumente, sowie E-Mail-Ausdrucke und Briefe. Wie war er an das alles herangekommen?

Ein Geräusch ließ sie aufhorchen. Der Fahrstuhl war wieder heruntergekommen und entließ direkt mehrere Personen, die mit schweren Stiefeln durch den Gang hasteten – dabei aber kein Wort sagten, als wären sie rein auf ihr Ziel konzentriert. Das fühlte sich derart unnatürlich an, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten.

Man hatte gesehen, dass Claire mit Jill gesprochen hatte. Es sprach vieles dafür, dass deswegen auch sie selbst beobachtet wurde. Und wenn es wirklich Leute von Umbrella waren? Oder irgendjemand anderes, der sie nun aus dem Weg schaffen wollte? Ähnlich wie Chris? Soweit durfte sie es nicht kommen lassen!

Sie packte das Notizbuch und die Unterlagen in eine Tasche, huschte aus dem Lagerraum und senkte das Rolltor so leise wie möglich, dachte aber daran, es nicht ganz zu schließen. Wer auch immer es war, sollte ruhig glauben, dass sie noch dort drinnen war. In Wahrheit schlich sie aber in die andere Richtung, hoffend, dass die Gänge nicht zwingend zum Aufzug zurückführten, sondern eher zu einem Notausgang.

Sie bog gerade um die Ecke, als die Schritten den Lagerraum 231 erreichten. Ein Blick zurück zeigte ihr, dass es drei schwarz uniformierte und bewaffnete Gestalten waren, die vor dem Rolltor stehenblieben. Eine zog eine Dose hervor, aus der dichter Rauch strömte, und ließ diese durch den offenen Spalt hineinrollen.

Diese Leute waren wirklich hier, um sie zu finden – und das vermutlich nicht nur, um mit ihr ein nettes Kaffeekränzchen abzuhalten.

Jill lief leise weiter.

Das Rolltor wurde hochgerissen, jemand schrie ihren Namen, mit der Aufforderung, sich einfach zu ergeben. Sie hatte nur ein paar Sekunden, bis ihnen durch den nachlassenden Nebel auffiele, dass niemand da wäre, aber der Gang schien kein Ende nehmen zu wollen.

»Sucht sie!«, donnerte die Stimme eines ihrer Verfolger durch das Stockwerk.

Jill rannte los, schon bald donnerten die Stiefel hinter ihr her. Sie schlitterte um die Ecken, immer hoffend, dass sie eine Tür zum Treppenhaus oder einen sonstigen Notausgang entdeckte, nur um jedes Mal enttäuscht zu werden. Die schweren Schritte näherten sich ihr unablässig. Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder Nemesis vor sich, der ihr durch die ganze Stadt gefolgt war, egal, wie oft sie ihn getötet hatte, immer wieder waren plötzlich seine schweren Schritte erklungen. Sie hoffte, dass diese drei nicht so hartnäckig waren.

Ein Schuss knallte. Ein heißer Luftzug fuhr an ihr vorbei, dann schlug eine Kugel neben ihr in der Wand ein.

»Stehenbleiben!«, rief ihr Verfolger, der zu ihr aufgeschlossen war.

Immerhin legte man es nicht darauf an, sie kaltblütig zu töten. Aber vielleicht nur, weil die Aufräumaktion dann so schwer geworden wäre. Deswegen blieb Jill nicht stehen, um herauszufinden, was man eigentlich von ihr wollte.

Zwei weitere Schüsse folgten und verfehlten sie. Und dann – endlich – entdeckte sie nach einer weiteren Ecke eine Stahltür, auf der Notausgang stand. Sie warf sich der Tür entgegen, die sich in ein Treppenhaus öffnete. Hinter ihr rief jemand etwas, aber sie rannte bereits die Stufen hinauf.

Im ersten Untergeschoss angekommen, bemerkte sie, dass niemand ihr folgte. Sie spürte keinerlei Erleichterung deswegen, vielmehr dachte sie an eine Falle. Diese drei waren bestimmt nicht allein unterwegs, es musste noch andere geben, die draußen auf sie warteten.

Sie blieb stehen und lauschte. Im Erdgeschoss klingelte ein Telefon, ohne dass jemand den Hörer abnahm. Das verhieß nichts Gutes, und da ihre Verfolger sogar gewusst hatten, welcher Lagerraum ihrer war, ging sie davon aus, dass die Frau am Empfang entweder daran beteiligt oder getötet worden war.

Da es somit sinnlos war, es über den normalen Ausgang oder auch regulären Notausgang zu versuchen, betrat Jill das erste Untergeschoss. Die Lichter erwachten flackernd zum Leben, also war außer hier gerade niemand hier. Aber sie entdeckte eine Kamera, die genau auf diese Tür gerichtet war. Falls jemand gerade die Überwachungsvideos beaufsichtigte, um seinen Kameraden Hinweise zu geben, wusste man nun, wo sie war.

Schnell schritt sie den Gang hinunter. Diesmal hatte sie auch die Zeit, nach Wegweisern zu sehen, die bei den Abzweigungen an den Wänden angebracht waren. Neben dem Notausgang, durch den sie wieder hereingekommen war, gab es natürlich den Aufzug, die normale Treppe – und den Notausstieg. Das könnte ihre Chance sein.

Sie folgte dem Weg, lauschte dabei weiter nach Geräuschen, aber außer ihren eigenen Schritten war nichts zu hören. Vielleicht hatten ihre Verfolger auch aufgegeben. Oder aufgeben müssen. Falls sie keine Zeugen und damit keinen Aufruhr wollten, sprach vieles dafür, dass die Operation, sie zu schnappen, ohnehin nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung hatte.

Der Schacht des Notausstiegs lag hinter einem Gitter, das sich mit ein wenig Anstrengung öffnen ließ. Sie kletterte die Leiter hinauf, dem Sonnenlicht entgegen. Ganz oben hielt sie noch einmal inne. Es waren keine schweren Stiefel zu hören, dafür nur die Stimmen mehrerer Personen, die aber nicht darüber sprachen, irgendwen zu fangen, sondern über Möbel, die ins Lager müssten.

Wenn ihre Verfolger keine große Aufmerksamkeit wollten, würden sie darauf verzichten, ihr etwas zu tun, solange Zivilisten in der Nähe waren. Aber falls nicht, wäre Jill unter Umständen schuld am Tod dieser Menschen. Sie konnte aber auch nicht ewig hier bleiben. Also hoffte sie, dass ihre Verfolger wirklich kein Aufsehen erregen wollten.

Vorsichtig hob sie das Gitter. Entdecken konnte sie auch niemanden, der verdächtig erschien, nur eine kleine Gruppe von jungen Männern, die gerade Möbel aus einem Van hievten, offenbar war sie auf dem Parkplatz gelandet. Sie kletterte aus dem Schacht heraus, worauf einer der Männer kurz in ihre Richtung blickte. Doch der Sessel, den er gerade abstellte, war ihm doch wichtiger.

Erst als Jill sich hinkniete, um den Ausstieg wieder zu schließen, fiel ihr Blick auf die verglaste Seitentür des Lagers, die scheinbar als Notausgang diente. Sie erstarrte. Auf der anderen Seite stand einer ihrer schwarz gekleideten Verfolger und starrte sie durch die Scheibe hinweg an. Jills Hand wanderte bereits in Richtung ihrer Waffe. Doch der andere sah zu den Männern auf dem Parkplatz, die nichts davon bemerkten, noch einmal zu ihr, dann wandte er sich ab und ging davon.

Jill legte das Gitter wieder auf seinen Platz zurück, stellte sich aufrecht hin und hastete zur Straße. Ihr Herz schlug immer noch viel zu schnell, aber wer auch immer sie schnappen wollte, würde das anscheinend nicht tun, während sie in der Öffentlichkeit war, deswegen tauchte sie zwischen den Menschenmassen unter, nicht um nach Hause zu gehen – denn sie war sich bewusst, dass man dort sicher auf sie wartete – sondern um zum R.P.D. zurückzukehren. Sie hatte die von Chris zurückgelassenen Beweise, sie konnte sie direkt Albert präsentieren und sie gemeinsam mit ihm durchgehen. Je schneller, desto besser und auch gesünder für sie.

Immer wieder warf sie einen Blick über ihre Schulter, aber natürlich entdeckte sie niemanden. Die Männer von eben würden sie nicht in ihrer auffälligen Kleidung verfolgen, verdächtige Autos könnte sie dafür möglicherweise nicht erkennen. Sie versuchte, zu erahnen, ob irgendeiner der Zivilisten vielleicht darauf aus war, ihr zu schaden, weil er nur ein verkleideter Agent war und an die Beweise kommen wollte, doch keiner beachtete sie.

Dennoch atmete sie erst auf, als sie zum wiederholten Mal an diesem Tag in die Eingangshalle des Polizeigebäudes trat. Erst hier erntete sie erschrockene Blicke, die sie allerdings ignorierte, um direkt zum Büro zu gehen. Selbst die Frau am Empfang, die sie ansprach, ließ Jill links liegen. Sie musste die Beweise abgeben, denn ganz offensichtlich waren sie irgendwem zu gefährlich und damit wichtig für Chris' Unschuld. Alles andere zählte gerade nicht.

Sie riss die Tür zum Büro auf und stürmte hinein.

Barry, Brad und Kevin fuhren sofort von ihren Schreibtischen hoch. Besonders Barry musterte sie besorgt. »Jill, was ist los?«

»Wo ist Albert?«, erwidert sie nur.

Alle drei sahen zu dessen Büro hinüber. Von dem Tumult aufgeschreckt, stand Albert bereits in der Tür. »Was ist jetzt schon wieder-«

Er verstummte und sah sie ebenfalls besorgt an. »Jill, du blutest. Was ist passiert?«

Blut? War sie doch verletzt worden, ohne es zu merken? Im selben Moment spürte sie etwas Nasses an ihrer Oberlippe. Wären die besorgten Reaktionen nicht, hätte sie auf Schweiß getippt, aber als sie darüber wischte, stellte sie tatsächlich fest, dass sie aus der Nase blutete.

»Egal!«, wehrte sie rasch ab, statt sich Sorgen zu machen. »Ich habe die Beweise gefunden, die Chris gesammelt hat.«

Albert, Barry und Brad horchten sofort auf, während Kevin nur verwirrt blinzelte. Sie zog den Umschlag und das Notizbuch hervor. »Es lag alles in einem Lagerraum! Vielleicht ist es genug, um die Schuldigen zu überführen! Es ist auf jeden Fall brisant!«

In knappen Worten erzählte sie von ihren Verfolgern, wie sie schließlich entkommen und warum sie zurückgekommen war. Die vier hörten ihr zu, während Kevin ihr ein Glas Wasser brachte, Brad durch das Notizbuch blätterte und Barry einen genaueren Blick auf die Dokumente im Umschlag warf, Albert wiederum schien einfach nur besorgt zu sein und dirigierte sie während der Erzählung zu einem Stuhl, damit sie sich setzte.

»Und deswegen bin ich jetzt hier«, schloss sie. »Damit wir gemeinsam etwas unternehmen.«

Albert kommentierte das vorerst nicht, sondern sah zu Barry und Brad. »Wie sieht es eurer ersten Einschätzung nach aus?«

»Jill könnte recht haben«, sagte Barry. »Diese Dokumente sehen echt aus, teilweise sind sie von hohen Tieren unterschrieben, und es wird unter anderem von Tyrants gesprochen, wie die, die wir im Labor gesehen haben.«

Brad nickte. »Ich hab jetzt nur die letzten Einträge gelesen, aber Chris hat einiges zusammengetragen.«

Sie befürchtete, Albert würde abwehren und darauf beharren, dass Umbrella nichts getan hatte, doch sein Blick wurde plötzlich derart entschlossen, dass die Bruchstücke der anderen Jill geradezu ins Schwärmen gerieten.

»Okay«, sagte er. »Ich will, dass wir uns diese Beweise und das Notizbuch durchnehmen und Kopien anfertigen. Dann finden wir einen Weg, alles an die Öffentlichkeit zu bringen und Chris zu retten. Wir werden nicht zulassen, dass einer von uns unter die Räder kommt, nur weil er die Wahrheit sagen will!«

Die anderen drei stimmten jubelnd zu und ließen sich von Albert darin unterweisen, dass sie sich die Dokumente teilen sollten, während er das Notizbuch lesen wollte. Sie gingen direkt an die Arbeit, versammelten sich um Barrys Schreibtisch, um sich zu einigen, während Albert neben Jill stehenblieb.

»Was soll ich tun?«, fragte sie.

Seine Mimik wurde wieder ein wenig sanfter, als er sie ansah. »Erst einmal solltest du zusehen, dass die Blutung aufhört. Dann kümmern wir uns gemeinsam um das Notizbuch.«

Er schaffte es sogar, sie wieder ein wenig anzulächeln. »Chris kann sich glücklich schätzen, dass er dich als seine Verbündete hat.«

»Eigentlich hatte er Pech«, erwiderte sie. »Er hat nicht damit gerechnet, dass ich mich nicht an den Lagerraum erinnere.«

Alberts Mundwinkel zuckten. »Niemand hätte sich vorstellen können, dass eine Jill aus einer anderen Welt vorbeikommt, um hier aufzuräumen.«

»Dann glaubst du mir?«

Er hob lächelnd die Schultern. »Sagen wir mal, ich vertraue dir mehr als vielleicht gut ist. Nutz das besser nicht aus.«

»Werde ich schon nicht.«

Barry, Brad und Kevin hatten derweil die Dokumente unter sich aufgeteilt und setzten sich nun an ihre jeweiligen Arbeitsplätze, um sich alles durchzusehen. Jill stand wieder auf. »Ich geh mir dann mal das Gesicht waschen. Wahrscheinlich wird es dann heute wohl nichts damit, dass du zu mir kommst.«

Albert schmunzelte. »Vielleicht finden wir ja noch Zeit, um das Gespräch fortzusetzen. Aber Chris hat erst mal Vorrang.«

»Richtig.« Sie lächelte ihm zu, dann wandte sie sich ab und verließ das Büro noch einmal, um die nahegelegenen Duschen aufzusuchen.

Zu ihrem Glück war niemand gerade darin, so musste sie auch nicht erklären, warum sie blutete. Sie wusch ihr Gesicht an einem der Waschbecken und nutzte die Gelegenheit auch, um im Spiegel erneut Anzeichen dafür zu suchen, dass sie infiziert war. Natürlich war nichts dergleichen zu sehen, was sie zum Lächeln brachte.

Doch im selben Moment durchfuhr ein scharfer Schmerz ihre Brust. Erschrocken sog sie die Luft ein, tastete nach der schmerzenden Stelle, weil sie glaubte, verletzt zu sein. Aber da war nichts. Sie war nicht durchbohrt worden, es war immer noch niemand außer ihr hier.

Der Schmerz klang langsam wieder ab und hinterließ nur seinen Schatten, der dumpf in ihrem Inneren pochte. Was war das gewesen?

Sie sah noch einmal in den Spiegel. Plötzlich war ihr Gesicht blass, im grellen Licht sogar fast gespenstisch. Hätte sie es nicht besser gewusst, wäre sie davon ausgegangen, längst tot zu sein.

Aber dafür war nun wirklich keine Zeit. Sie schüttelte mit dem Kopf, klatschte sich mit den flachen Händen auf die Wangen, um wieder Farbe zu bekommen und ging dann wieder in Richtung des Büros zurück. Wie Albert sagte, Chris hatte erst mal Vorrang, deswegen durfte sie jetzt keine Schwäche zeigen. Sie musste ihr Versprechen einhalten, ihm zu helfen, denn er zählte auf sie – und das, so nahm sie sich vor, würden sie alle in dieser Nacht auch endlich schaffen.
 



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