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Another Side

Another World, another Wesker 1.5
von

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Epilog: Hat Enrico es euch nicht gesagt?


 

Enrico gab ihm zwei Wochen, sich von allem zu erholen und seinen eigenen Plänen nachzugehen. So blieb ihm eine Woche, um allein durch Alex' Material zu gehen, dann eine weitere, um Zeit mit Jill zu verbringen, nachdem er sie aus dem Krankenhaus abgeholt hatte. Seine Wohnung erschien ihm viel angenehmer, während sie bei ihm war, und sein ganzes Leben allgemein viel … heller. Selbst wenn sie nur über triviale Dinge wie andere Restaurantgäste um sie herum sprachen, fühlte es sich für ihn wie etwas Wichtiges und Tiefgreifendes an.

Manchmal, wenn sie abends zusammen auf dem Sofa saßen, sie mit dem Rücken an seine Brust gelehnt, erzählte sie ihm vereinzelte Dinge, die sie in den Erinnerungen der anderen Jill gesehen hatte und die ihr jetzt Sorge bereiteten. Ein Virus auf einem Kreuzfahrtschiff, der das gesamte Mittelmeer zu infizieren drohte, mysteriöse Versuchsobjekte im Keller von Spencers Europa-Anwesen und natürlich das Uroboros-Virus, mit dem Wesker hantiert hatte. Wann immer sie ihm davon erzählte und ihre Stimme zu zittern begann, küsste er vorsichtig ihre Finger und versicherte ihr, dass alles gut gehen würde und bei ihnen nie so weit käme. Das gab ihr wieder neue Sicherheit, wie er zu spüren glaubte.

Er zeigte ihr alle Unterlagen, die Alex ihm überlassen hatte, denn sie waren ein Team und er hatte ihr versprochen, keine Alleingänge mehr zu unternehmen. Sie zeigte sich genauso interessiert daran und erging sich mit ihm in Gesprächen darüber, wie man Enrico am besten davon überzeugen könnte, den Plänen zur endgültigen Zerschlagung Umbrellas zuzustimmen.

Zwei Wochen nachdem er entlassen worden war, zog Albert das erste Mal seit langem wieder seine dunkelblaue S.T.A.R.S.–Uniform mit der schwarzen kugelsicheren Weste an. Wenn er zuletzt im Büro gewesen war, hatte er immer einen Anzug getragen, weil ihm so viele Treffen und Gespräche bevorgestanden waren, bei denen er einen guten Eindruck machen musste. Das war jetzt aber vorbei, er konnte einfach ein normales Mitglied sein, das sich nicht um so etwas kümmern musste.

Er griff sich Alex' Tasche, bevor er mit Jill die Wohnung verließ und zum RPD fuhr. Schon in der Eingangshalle wurde er von Polizisten, die er zum größten Teil gar nicht kannte, freundlich begrüßt, manche klopften ihm sogar kameradschaftlich auf die Schulter, als wäre er Jahre nicht mehr hier gewesen.

So dauerte es mehrere Minuten, bis sie es zum Büro schafften. Jill ließ ihm den Vortritt – und als er durch die Tür trat, wusste er auch sofort, warum. Alle anderen waren schon anwesend, sogar Chris, und sie erhoben sich sofort von ihren Plätzen, als er eintrat, um vor ihm zu salutieren. Zuletzt war das geschehen, als sie zu S.T.A.R.S. ernannt wurden, was ihm wie eine Ewigkeit vorkam, und außerdem waren es da nicht alle gleichzeitig gewesen. Überwältigt sah er zu Jill zurück, die inzwischen die Tür geschlossen hatte und nun ebenfalls salutierte.

»Willkommen zurück, Captain«, sagte Brad. »Wir haben Sie schon erwartet.«

Albert bedeutete ihnen, sich wieder zu rühren. »Hat Enrico es euch nicht gesagt?«

Er sah zum aktuellen Captain, der lächelnd mit den Schultern zuckte. »Ich dachte, sie nehmen es besser auf, wenn du es ihnen erzählst.«

Albert wandte sich wieder den anderen zu, die ihn inzwischen irritiert musterten – jedenfalls abgesehen von Barry und Chris. Letzterer wusste bereits Bescheid, ersterer konnte es sich vermutlich zumindest bereits denken.

»Nach allem, was ich in den letzten Wochen erfahren und getan habe«, begann er, »empfand ich es als vernünftigeren Schritt, von der Position als Captain zurückzutreten. Mit dem Chief und Enrico ist auch bereits alles besprochen, er wird Captain bleiben und ich weiterhin Teil der S.T.A.R.S., also ändert sich nicht viel.«

Zumindest war keiner enttäuscht, Barry und Billy nickten sogar verständig. Gerade Billy hatte durch die letzten Monate viel von Enrico mitbekommen, er könnte ihn bestimmt besser als Captain akzeptieren als ihn.

»Aber wer wird dann Vize-Captain?«, fragte Kevin nachdenklich.

»Das werde ich noch entscheiden«, antwortete Enrico. »Du bist aber nicht in der engeren Wahl.«

Kevin schmunzelte, während die anderen leise lachten. »Hab ich auch kein Interesse. Zu viel Papierkram. Ich wollte nur wissen, wem ich demnächst meine Krankmeldungen schicke.«

Da Barry bereits mit den Augen rollte und offenbar zu einem Vortrag darüber ansetzen wollte, dass Kevin sich eine bessere Arbeitsmoral zulegen sollte, ging Albert dazwischen, bevor es zu einem Streit kommen könnte: »Überleg dir das mit der Krankmeldung vorerst lieber noch mal. Ich habe nämlich einen Vorschlag, womit wir uns demnächst erst mal beschäftigen könnten. Und ich glaube, es könnte euch allen gefallen.«

Tatsächlich erregte das die Aufmerksamkeit von allen. Albert nutzte das aus, stellte die Tasche auf einem der Tische ab und holte die Dokumente heraus. So knapp wie möglich erklärte er, was sich in diesen Unterlagen alles an Informationen fand und wie sie das nutzen könnte. Je mehr er erzählte, desto interessierter schienen alle zu werden, sogar Billy beugte sich irgendwann vor, um einen Blick auf die Karte der Umbrella-Ausbildungsstätte zu werfen, die Rebecca gerade betrachtete.

»Damit könnten wir sichergehen, dass nichts von Umbrella zurückbleibt?«, hakte Chris nach.

»Ganz genau. Sogar der Ort, an dem sie die Sonnentreppe, die Grundlage für den T-Virus, anbauen, ist hier aufgeführt. Wenn wir sie davon abtrennen ...« Albert beendete den Satz nicht, aber Chris' Augen funkelten bereits aufgeregt.

Auch die anderen schienen überzeugt zu sein. Deswegen wandte er sich zum Schluss nur noch an Enrico, der während dieser ganzen Erzählung eine neutrale Miene behalten hatte.

»Verstehe ich das richtig?«, fragte er. »Du willst das alles mit uns im Vorfeld besprechen, statt allein und blindlings hineinzustürmen?«

Albert fuhr ein wenig zusammen, aber er wusste, dass er das durchaus verdient hatte. Schon sich allein mit Alex zu treffen, war eine dumme Idee gewesen und Enrico hatte es ihm bislang nicht vorgehalten, da wurde es tatsächlich Zeit. Äußerlich ließ er sich daher nichts anmerken, sondern nickte nur. »Korrekt.«

Endlich lächelte Enrico etwas. »Dann bin ich einverstanden. Aber sobald du nur eine eigenmächtige Entscheidung triffst, werde ich dich direkt von diesem Projekt abziehen.«

»Das wird schon nicht passieren«, versicherte Jill und klopfte auf Alberts Schulter. »Ich passe ab sofort darauf auf, dass er keinen Unsinn macht.«

»Ich auch«, stimmte Chris zu.

»Ich werde auch ein Auge auf ihn werfen«, meinte Barry. »Er wird nicht für Ärger sorgen.«

Diese geballte Aufsicht – die manchen vielleicht gestört hätte, aber Albert empfand es als schön, dass so viele Leute sich Sorgen um ihn machten – überzeugte Enrico endgültig. »Gut. Dann nehmen wir uns die Unterlagen vor und erstellen auf deren Basis Pläne. Mal sehen, was wir reißen können.«

Aufgeregt beteiligten sich alle direkt an der Verteilung der Unterlagen für die einzelnen Einrichtungen, was eine rege Betriebsamkeit in das Büro brachte; zuletzt hatte er das an jenem Abend erlebt, als die andere Jill mit Chris' Beweisen zurückgekehrt war.

Er wünschte, er könnte sich bei der anderen Jill bedanken, dass sie ihnen derart unter die Arme gegriffen hatte, aber so blieb ihm nur zu hoffen, dass sie in ihrer Welt wieder aufgewacht war und dass es ihr und Chris dort gut ging.

Während seine Jill und sein Chris sich zu ihm setzten und die Karte von Rockfort Island ausbreiteten, fühlte er selbst sich außergewöhnlich gut. Zum ersten Mal seit langem – oder vielleicht sogar zum allerersten Mal in seinem Leben – fühlte er sich nicht wie ein Außenseiter, der in eine ungeliebte Rolle gedrückt wurde, nicht wie jemand, der versuchte, sich krampfhaft zum Teil eines großen Ganzen zu machen. Er fühlte sich als nützlicher Teil eines Teams, zwischen Leuten, die er mochte – und das war ein großartiges Gefühl, das er niemals wieder missen wollte.
 



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