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Another Love

Another World, another Wesker ~ Sidestory
von

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Kapitel 4: So fühle ich mich auch


 

Jill zeigte sich tatsächlich zufrieden über die Lösung, die Albert und Chris ihr am Abend präsentierten. Da war nicht mal der kleinste Hauch von Eifersucht, auch nicht, als sie zusammen in das Restaurant kamen, in dem sie sich mit Jill treffen wollten. Nein, sie wirkte eher … stolz. Als Albert sie deswegen unter vier Augen fragte, erklärte sie ihm mit in die Entfernung gehenden Blick, dass sie es auch wegen der Erinnerungen der anderen Jill getan hatte. Chris war so unglücklich und gebrochen darin gewesen, dass sie selbst es kaum ertragen konnte. Das wollte sie nicht in dieser Welt erleben, schon allein, weil sie Chris so sehr mochte. Also war sie entschlossen gewesen, dafür zu sorgen, dass sie alle glücklich werden könnten.

»Außerdem«, fügte sie am Ende noch zwinkernd hinzu, »musst du jetzt wirklich einen Fernseher besorgen, damit ich mich nicht langweile, wenn du dich mit Chris triffst.«

Er ging diesem scherzhaften Wunsch direkt am nächsten Tag nach, da sie beide auch da frei hatten. Sie war sehr zufrieden, als sie abends mit Popcorn vor dem Fernseher sitzen und einen Horrorfilm sehen konnte, was Albert wiederum schmunzeln ließ: Night of the living Dead wäre nach allen Ereignissen der letzten Zeit nicht seine erste Wahl gewesen.

Am Tag danach mussten sie beide wieder arbeiten und waren deswegen gemeinsam auf dem Weg zum RPD. Albert freute sich über jede rote Ampel, die ihre Fahrt verlängerte. Als er bei einer solchen wieder lächelte, hörte er Jill neben sich lachen.

»Man könnte meinen, du wirst zu einer Exekution geführt«, sagte sie.

Er seufzte. »So fühle ich mich auch. Ich meine, ich muss jetzt in dieses Büro, in dem jeder einzelne weiß, dass Chris die ganze Zeit in mich verliebt war.«

»Außer Billy und Rebecca«, warf Jill ein.

Bei Rebecca stimmte er ihr zu, aber bei Billy wäre er sich nicht so sicher. Im letzten Monat war ihm aufgefallen, dass Billy äußerst aufmerksam und in der Lage war, schnelle und korrekte Schlüsse zu ziehen. Sobald S.T.A.R.S. wieder normale Fälle annähme, könnte Billy wichtig sein, um sie so schnell wie möglich zu lösen. Seine Aufnahme war eine gute Idee gewesen.

»Es sind immer noch zu viele Personen«, sagte Albert. »Und jetzt, da ich es weiß, werde ich dauernd das Gefühl haben, dass mich alle anstarren.«

»Aber es ist doch alles gut ausgegangen.«

»Und das weiß dort niemand.«

»Du kannst es ihnen ja sagen.«

Albert sah zu ihr hinüber, sie lächelte unschuldig. Sie sah offenbar kein Problem darin, aber sie war ja auch in einer anderen Position in dieser Dreierbeziehung. Auf sie fiel das Wenigste zurück.

Er fuhr weiter, als die Ampel auf Grün schaltete. »Ich hab Chris die Wahl überlassen, ob er es irgendwem im Büro sagen will.«

Zumindest Barry wüsste es sicher bereits, er und Chris waren immerhin gute Freunde. Außerdem könnte er so endlich Barry Sorgen um ihn lindern, jetzt müsste er Chris nicht immer so besorgt mustern, sobald Albert mit Jill sprach – oder er würde sich erst recht Gedanken machen.

»Es wird schon alles gut gehen«, versicherte Jill ihm. »Hab Vertrauen in die anderen.«

Bei der Arbeit hatte er das auch – aber ob das auch für solche Fälle galt, da war er sich einfach nicht sicher. Wie könnte er auch? Bislang hatte er nie über Privates mit ihnen gesprochen, selbst die Sache mit Alex hatte er Enrico nur sehr knapp erklärt. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, mehr über die anderen Mitglieder zu erfahren, er sollte damit wirklich mal anfangen, selbst wenn das bedeutete, dass er auch mehr über sich reden müsste.

Sie erreichten das RPD und begegneten glücklicherweise niemandem in der Garage. Auch im Gebäude selbst kümmerte sich niemand um sie beiden, abgesehen von kurzen Grüßen mancher Kollegen. Dabei fiel Albert vor allem auf, dass Jill sogar von Leon gegrüßt wurde, einem der neuen RPD-Officer, den selbst er nur durch Zufall kennengelernt hatte.

»Woher kennt ihr beiden euch eigentlich?«, fragte er seine Freundin, während sie die Treppe zum Westflügel hinaufgingen.

Sie strahlte ihn regelrecht an. »Tatsächlich durch die andere Jill. In ihrer Welt war Leon einer der wenigen Überlebenden von Raccoon City, auch danach hat er als Special Agent oft mit Bio-Terrorismus zu tun gehabt. Deswegen sind sie gute Bekannte.«

Albert warf einen Blick auf Leon zurück. Er war seit etwas mehr als einem Monat neu bei der Truppe und man merkte es immer noch, besonders bei seinem Umgang mit Zivilisten, wie jener Frau im Moment, die Leon einfach ignorierte und davonging, obwohl er sie darum bat, ihm erst etwas zu unterschreiben. Was mochte in der anderen Welt geschehen sein, dass er es dort sogar zum Special Agent geschafft hatte? Hoffentlich genoss er hier wenigstens sein ruhiges Leben.

Vor der Tür ins Büro wollte Albert eigentlich erst noch einmal durchatmen, aber Jill ging direkt hinein und grüßte alle fröhlich. Da sie die Tür offen ließ, blieb ihm nichts anderes übrig, als ebenfalls hineinzugehen. Seine Begrüßung war wesentlich ruhiger, dennoch hatte er das Gefühl, dass ihn sofort alle anstarrten. Es wurde nicht besser, als Chris aufstand, auf ihn zukam und ihr vor all ihren Kollegen tatsächlich in einen kurzen Kuss verwickelte. Lang genug, um die Ernsthaftigkeit zu zeigen, kurz genug, damit sich niemand beschweren könnte, dass sie von der Arbeit ablenkten.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Albert, wie Billy Rebecca einen vielsagenden Blick zuwarf, sie aber dennoch ratlos die Schultern hob. Wie er sich also dachte, Billy war bereits darauf gekommen. Die Reaktionen der anderen waren auch geteilt. Brad schien sich nach einem milden Lächeln nicht weiter darum zu kümmern, Enrico und Barry tauschten einen Blick miteinander, Kevin nickte anerkennend. Immerhin gab es keine offene Ablehnung, das war schon einmal etwas.

»Also hat Chris echt nicht übertrieben«, stellte Kevin fest.

»Ich übertreibe nie«, erwiderte Chris ihm.

Brad neigte den Kopf ein wenig. »Was war mit dem einen Football-Team, mit dem du es ganz allein aufgenommen hast, als du mal betrunken warst?«

Albert erinnerte sich an diese Geschichte, während er sich an seinen Schreibtisch setzte. Das war Anfang des Jahres gewesen, als er mal wieder mit Forest und Joseph unterwegs gewesen war. Das Football-Team hatte sich als drei Türsteher entpuppt, die das bereits betrunkene Trio daran gehindert hatten, einen Club zu besuchen, worauf es zu einer kleinen Prügelei gekommen war. Am Ende hatten die Türsteher nur deswegen auf eine Anzeige verzichtet, weil die drei S.T.A.R.S. wohl eine geradezu demütigende Niederlage hatten einstecken müssen. Es war dennoch Alberts Pflicht gewesen, mit ihnen zu sprechen und sie zum wiederholten Male darauf hinzuweisen, sich nicht auf Prügeleien einzulassen. Je öfter Chris die Geschichte erzählte, desto mehr und größere Leute wurden es. Hoffentlich müsste Enrico sich mit so etwas nicht mehr herumärgern.

Chris setzte sich wieder auf seinen Platz. »Okay, ich übertreibe fast nie.«

Kevin wandte sich an Jill. »Aber mit dir ist der Boss, also, Albert, auch noch zusammen?«

Sie lächelte. »Wenn das so wichtig für dich ist: Ja.«

»Ich sagte es doch«, bemerkte Chris. »Warum glaubt mir denn keiner?«

»Football-Team«, murmelte Brad, laut genug, dass es gut hörbar war.

Die anderen lachten leise, von Chris kam nur ein grinsendes Schulterzucken.

»Und du warst wirklich damit einverstanden, Albert?«, fragte Kevin weiter. »Bislang hast du immer einen sehr konservativen Eindruck gemacht. Aber das ist doch schon sehr … progressiv.«

Albert kramte bereits die Unterlagen heraus, an denen er aktuell arbeitete. Dennoch warf er einen kurzen Blick in Kevins Richtung. »Du bist wirklich ganz schön neugierig, was?«

»Dafür hast du mich eingestellt«, kam die ungerührte Erwiderung.

Das war nicht mal falsch, deswegen konnte Albert ihm keinen Vorwurf machen und schmunzelte nur. »Aber ja, ich bin damit einverstanden. Es schien die beste Lösung für alle zu sein.«

Chris und Jill nickten zustimmend, auch keiner der anderen im Büro wirkte, als könne er es gar nicht verstehen. Lediglich Barry, der traditionelle Familienmensch, besorgte ihn ein wenig, deswegen sah er unsicher zu diesem hinüber. Barry fing seinen Blick auf und hob die Schultern. »Mein Lebensstil wäre das nicht. Aber solange ihr alle drei glücklich damit seid ...«

Zu hören, dass Barry – sein damals erwählter Vaterersatz, wegen dem er sich überhaupt erst mit Chris angefreundet hatte – ihnen auch seinen Segen gab, war auf eine überraschende Art erleichternd für Albert.

»Wo wir gerade davon sprechen«, mischte Enrico sich ein, »mir ist egal, was ihr in eurer Freizeit macht, wir haben auch keine Regeln diesbezüglich. Aber ich erwarte, dass ihr jegliches Drama, das vielleicht daraus entsteht, unter euch löst. Sobald es auch nur so aussieht, als ob eure Fähigkeiten darunter leiden, werde ich nicht zögern, die Teams komplett zu ändern. Verstanden?«

»Ja, Sir«, sagten Albert, Chris und Jill gleichzeitig.

Enrico nickte zufrieden, sah sie aber dennoch prüfend an. Vor allem Albert wurde das Gefühl nicht los, dass er ihn ganz besonders intensiv dabei anstarrte. Sicher dachte er nur wieder daran, dass Albert viel zu emotional war, wenn es um die anderen beiden ging. Dass Enrico zugelassen hatte, dass er ein Team mit Chris und Jill bildete, war ein großer Akt des Vertrauens und Albert war entschlossen, zu zeigen, dass es nicht umsonst war. Er würde dafür sorgen, dass es den beiden gut ging, auch während der Missionen, ganz besonders jetzt, da sie ihn beide liebten und er sie auf jeden Fall bewahren wollte.

»Okay«, sagte Enrico schließlich, nur um direkt von Kevin unterbrochen zu werden: »Hey, Captain, ich will nur etwas klargestellt haben.«

Mit gerunzelter Stirn sah Enrico ihn an. »Was denn?«

Kevin vollführte eine kreisende Handbewegung, die ihn und Enrico einschloss. »Ich muss jetzt aber nicht auch mit irgendwem aus dem Büro was anfangen? Und schon gar nicht mit Ihnen, Captain, oder? Also, nichts gegen Sie, aber eh, Sie sind nicht mein Typ.«

Barry schlug sich die Hand gegen die Stirn, Billy rollte mit den Augen. Die anderen reagierten nicht wirklich darauf, nicht einmal Enrico, dessen Gesicht vollkommen ungerührt blieb, auch als er antwortete: »Gut, dass du es zur Sprache bringst, Kevin. Ich hatte schon befürchtet, ich müsste dieses peinliche Thema ansprechen. Aber du bist auch nicht mein Typ, also keine Sorge, das erwartet niemand von dir.«

Sogar Albert musste über diese Antwort ein wenig lachen. Kevin verstand das Signal direkt und wandte sich von Enrico ab und seinem eigenen Schreibtisch zu.

Enrico nickte darüber zufrieden. »Wenn das jetzt geklärt ist, lasst uns weiterarbeiten. Alles andere könnt ihr in euren Pausen besprechen. Denkt daran, dass wir große Pläne haben, die erledigen sich nicht von allein.«

»Ja, Sir«, kam es einstimmig, danach vertieften sich alle in ihre Arbeit.

Albert atmete durch, zufrieden darüber, wie diese Enthüllung gelaufen war. Solange seine Kollegen kein größeres Problem mit diesem Lebensentwurf zeigten, dürfte es auch für Chris nicht weiter schwer werden. Und Albert selbst würde ihm natürlich immer beistehen, egal wie groß das Problem wäre. Für Chris und Jill würde er immer stark sein, um ihnen die Sicherheit zu geben, die sie beide verdienten und das solange er lebte – und dank der Progenitor-Infektion dürfte das eine sehr lange Zeit werden.
 



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