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Heartbeat

von

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Erinnerungen

Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee stieg mir in die Nase als ich einen kleinen Schluck davon nahm und die Nachrichten auf meinem Tablet durchsah. „Irgendwas neues?“ fragte eine Stimme, die mich schmunzeln ließ. Ich blickte auf, genoss die flüchtige Berührung unserer Lippen.

„Nein, nichts Interessantes.“

Bruno schenkte sich ebenfalls eine Tasse ein, setzte sich zu mir. „Dafür hab ich was“ sagte er gut gelaunt und deutete auf das Tablet. Ich reichte es ihm, beobachtete, wie er grinsend darauf herumtippte. „Hier“ sagte er schließlich und reichte es mir.

Ich stutzte, stellte die Tasse ab. „Eine Anzeige?“

„Ja, ich finde es ziemlich perfekt. Was sagst du?“

Die Lagerhalle war sehr geräumig und lag zentral. Eigentlich perfekt, nur eine Sache gab mir zu denken. „Sieht gut aus. Nur der Preis ist höher, als wir veranschlagt hatten.“

Er zuckte mit den Schultern, nahm das Gerät wieder an sich. „Schon, aber irgendwo müssen wir Abstriche machen. Wir könnten es noch heute besichtigen. Was sagst du?“

Gedanklich war ich wieder bei der Preisliste. Das Budget war so schon knapp. Um die Halle zu mieten, musste der Start unserer Werkstatt perfekt laufen. Ein belustigtes Glucksen war zu hören und ich sah wieder auf. „Bevor du Pläne schmiedest, wie wäre es, wenn wir uns alles ansehen? Danach können wir immer noch überlegen.“

Ein leises Lachen konnte ich mir nicht verkneifen. „Ich weiß doch jetzt schon wie das abläuft. Wir gehen hin, du hast schon eine klare Vorstellung wo alles hinpasst und ziehst eine Schnute, bis ich ja sage.“ Prompt hatte er eben besagtes Gesicht gezogen und musste ebenfalls lachen. Ich schüttelte dezent den Kopf. „Na schön, mach den Termin. Aber wir nehmen sie nur, wenn es sich wirtschaftlich lohnt, und wir nicht noch Geld in die Renovierung stecken müssen.“

Schlagartig erhellte sich sein Gesicht und er beugte sich zu mir. Zu gern erwiderte ich seinen zärtlichen Kuss. Als er das Tablet wieder an sich nahm, um den Termin zu machen, sah ich in meine Emails. Seufzte lautlos. „Immer noch Funkstille, Hm?“

Flüchtig nickte ich. Jack war schon seit der Hochzeit so seltsam, aber jetzt, ein Jahr später meldete er sich gar nicht mehr. Zurzeit war er in Deutschland auf dem Sachsenring. Also konnte ich nicht mal eben zu ihm fahren und mich nach ihm erkundigen. „Ich weiß nicht mal warum er mich ignoriert“ murmelte ich. Seit wir Kinder waren, waren er und Crow meine besten Freunde. Ich hatte nie daran gezweifelt, dass sich das jemals ändern würde.

„Ehrliche Meinung?“ fragte er plötzlich.

Ich sah auf, nickte.

Behutsam nahm er meine Hand und lächelte traurig. „Ich glaube, er ist verletzt, weil du ihn doch nicht begleitet hast.“

Ich schnaufte abfällig. Den Streit hatte ich noch gut in Erinnerung. „Er ist 26 Jahre alt und sollte die Entscheidungen anderer akzeptieren können.“

Doch er schüttelte nur sacht den Kopf. „Ganz ehrlich, ich glaube da geht es um mehr. Er ist eifersüchtig.“ Ungläubig sah ich ihn an, was ihn zum Schmunzeln brachte. „Das hat man schon auf der Hochzeit gesehen. Er hat die ganze Zeit total steif gewirkt und mich immer so seltsam angesehen. Tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber ich glaube er liebt dich.“

Meine Augen wurden immer größer. Jack soll in mich verliebt sein? Gut, er war Männern ebenfalls nicht abgeneigt, aber er hatte nie den Eindruck gemacht, dass er mehr von mir wollte, als nur Freundschaft. Ich schnaufte belustigt. „Bruno ernsthaft. Er ist einer meiner ältesten Freunde. Sollte ich nicht merken, wenn er mich lieben würde?“

Er schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Nein. Du wärst vermutlich der letzte, der es merken würde.“
 

Das Licht der aufgehenden Sonne blendete mich durch die geschlossenen Lider. Nur mühselig öffnete ich die Augen. Blinzelte, um sie an die Helligkeit zu gewöhnen. Seltsam. Warum träume ich ausgerechnet jetzt davon? Das Gespräch hatte ich schon ganz vergessen. Wieder schweiften meine Gedanken zu dem Kuss von gestern Abend. Ob Bruno damals Recht hatte? Und wenn ja, ob sich an Jacks Gefühlen in der Zeit irgendwas geändert hatte? Und was fühlte ich eigentlich für ihn? Er war einer meiner besten Freunde, klar. Aber war da mehr? Sein Kuss war so… sanft. Gefühlvoll. Nie hätte ich erwartet, je in so einer Situation zu stecken. Mein Herz machte einen Satz, wenn ich daran zurückdachte. Aber ob das wirklich Liebe war? Ich seufzte, drehte mich vom Licht der Sonne weg. Mein Blick fiel auf mein Handy und die kleine Nachrichtenanzeige. Neugierig nahm ich es an mich.
 

Hey, gute Nachricht. Der Typ wurde letzte Nacht festgenommen. Ein Clubbesitzer hat ihn erkannt und die Polizei gerufen. Er sitzt grad in Gewahrsam. Kannst du kurz vorbeikommen und ihn identifizieren? Wird auch nicht lange dauern.
 

Zufrieden bestätigte ich Crow, dass ich mich gleich auf den Weg machen würde und legte das Handy auf meinen Nachttisch zurück. Zumindest eine Sorge weniger.
 

Eine Stunde später glitten die automatischen Türen auf und ich betrat das Polizeipräsidium. Der Beamte am Empfang begrüßte mich freundlich. Auch ich hob die Hand und lief anschließend durch die Gänge zu den Büroabteilen. Dort entdeckte ich Crow. Ein Berg von Akten lag neben ihm und missmutig betrachtete er ein aufgeschlagenes Exemplar vor sich. „Verwarnung und Bürodienst?“ fragte ich skeptisch. Hatte ich doch Sorge, dass er seine Drohung vom Vortag wahr gemacht hatte.

Er grinste nur schief. „Nein, der ganz normale Wahnsinn. Ich war brav, versprochen.“

Auch ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. „Also, wo ist er?“

Crow schnappte sich eine Akte, stand auf und führte mich durch einen langen Gang, von dem Etliche Türen abgingen. „Bevor du mich lynchst: Der Typ sah vorher schon so aus. Mit der Sache hatte ich nichts zu tun, ich schwör’s.“

Ich betrachtete ihn irritiert, doch ehe ich nachfragen konnte, öffnete er eine Tür und wir traten ein. Der Raum war nur spärlich beleuchtet. Eine Wand bestand fast gänzlich aus einer Glasscheibe, durch die man in den benachbarten Raum sehen konnte. Darin befanden sich lediglich ein Tisch und vier Stühle. Auf einem saß ein großer, muskulöser Typ mit kurzen, dunklen Haaren. Seine Haltung war in sich zusammengesunken. Das Veilchen an seinem linken Auge begann gerade damit zu verblassen, seine Nase war krumm. Abgesehen davon war er das genaue Ebenbild des Mannes aus der Gasse. Ein Schauer lief mir bei der Erinnerung über den Rücken. Die feinen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf. Unwillkürlich strich meine Hand über die Stelle am Oberarm, die er vor einigen Tagen gequetscht hatte. „Das ist er“ bestätigte ich.

Das Rascheln von Papier war neben mir zu hören, während ich ihn noch immer ansah. „Nico Jones, 32, hat schon Vorstrafen wegen tätlichen Angriffs und sexueller Belästigung. Du bist dir sicher?“

Ich nickte. Sein Gesicht hatte sich in meinem Gedächtnis eingebrannt.

„Gut, dann musst du das hier nur noch unterschreiben. Die Verhandlung wird sich wahrscheinlich noch hinziehen.“ Ich sah wieder zu Crow, der mir die Akte und einen Kugelschreiber reichte. Seiner Aufforderung kam ich nach und unterschrieb an der ausgewiesenen Stelle.

„War’s das?“

„Im Großen und Ganzen schon. Du wirst in den kommenden Wochen noch einen Brief wegen der Verhandlung bekommen und müsstest eine Aussage vor Gericht machen. Aber dann siehst du den Penner nie wieder.“

„Und wenn er alles abstreitet? Dann steht es Aussage gegen Aussage.“

Ein verschlagenes Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. „Das soll er ruhig versuchen. Wir haben in seiner Wohnung kleine Päckchen mit Pulver gefunden. Das wird gerade untersucht. Und wir haben deine Blutuntersuchung aus dem Krankenhaus. Wenn das dasselbe Zeug ist, und davon gehe ich aus, dann wird er die nächsten Jahre im Gefängnis verbringen. Da kann er sich noch so viele Anwälte holen.“
 

~*~
 

Am frühen Abend war ich so in die Reparatur des alten Kawasakis vertieft, dass ich nur am Rande mitbekam, wie Blister Feierabend machte. Einige Originalteile von ausgeschlachteten Fahrzeugen hatten wir tatsächlich noch im Lager. Ich war gerade dabei den Stoßdämpfer auszubauen, als ich plötzlich eine Stimme hinter mir hörte. „Du arbeitest schon daran?“ Erschrocken fuhr ich herum. Eine Mutter fiel klirrend zu Boden. Breo hob beschwichtigend die Hände. „Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.“

Angespannt atmete ich aus. „Schon okay. Wie spät ist es denn?“

„Kurz nach sieben.“

Ach, verdammt! Ich wollte schon vor einer halben Stunde Schluss machen, damit ich nicht verdreckt wie ich war losgehe. „Tut mir leid, ich habe die Zeit ganz vergessen. Hast du noch fünf Minuten? Dann zieh ich mich schnell um.“

Er grinste. „Klar mach nur. Aber in dem Aufzug können wir auch los.“

„Bis zu den Ellbogen vollgeschmiert mit Motoröl?“ fragte ich belustigt, während ich die Handschuhe abstreifte.

„Auch, aber die Klamotten stehen dir.“

Ich sah flüchtig an mir hinab. Mein schwarzes Tanktop war über die Jahre ausgewaschen und die enge Jeans hatte auch schon bessere Tage. Zweifelnd sah ich ihn an, doch er zuckte nur mit den Schultern. „Ich finde es heiß.“

Die leichte Röte, die mir vermutlich gerade ins Gesicht schoss, versuchte ich zu verbergen. Solche Worte hatte ich ewig nicht gehört.

Ein belustigtes Glucksen war zu hören. „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Lass dir Zeit, ich warte draußen.“
 

Nachdem ich mich notdürftig gewaschen und mir zumindest ein neues Oberteil angezogen hatte, schnappte ich mir meine Jacke und schloss die Tore ab. Draußen zog ein frischer Wind auf und ein Geruch nach Regen lag in der Luft. Meine Idee das Motorrad wieder rauszuholen, bereute ich spätestens jetzt. „Können wir?“ fragte er lächelnd.

Ich nickte und wir machten uns auf den Weg in ein nahegelegenes Café. Dabei redeten wir hauptsächlich über die Reparaturarbeiten an seiner Maschine.

„Du bist echt begeistert von meinem Motorrad, kann das sein?“ fragte er, als wir einen Tisch gefunden hatten.

Ich schmunzelte und setzte mich ihm gegenüber. „Das ist schließlich mein Job.“

„Nein, das meine ich nicht. Ich habe noch nie einen Mechaniker getroffen, der derart begeistert über Geschwindigkeiten und Modelle spricht. Normalerweise kennen die Leute nur die Teile. Naja, du weißt schon, was ich meine.“

„Ursprünglich komme ich aus dem Rennsport. Da schnappt man zwangsläufig viel über die verschiedenen Modelle auf.“

„Wow, ehrlich?“

Ich nickte. „Drei Jahre bin ich in der WSBK angetreten. Ich war einer der jüngsten Fahrer.“

Ungläubig sah er mich an, was mich lächeln ließ. Ungewollt schweiften meine Gedanken zu dieser Zeit zurück. Das Gefühl des Asphalts unter meinen Rädern, das Adrenalin während des Geschwindigkeitsrauschs. Jack und ich hatten uns damals immer wieder gegenseitig zu Höchstleistungen angetrieben. „Ich bin damals eine leicht modifizierte Variante der Kawasaki Ninja H2R gefahren. Mit der konnte ich in 26 Sekunden auf 400km/h beschleunigen. Das war ein unglaubliches Gefühl.“

Seine Augen wurden immer größer. „Wahnsinn. Mit meiner komme ich knapp über 200, aber selbst bei 140 fühle ich mich schon unwohl. Ich will gar nicht wissen, wie sich das bei 400 anfühlt.“

Mein Lächeln intensivierte sich. „Das Rennbike, was ich damals für die MotoGP gebaut habe, hat es auf knapp 450 gebracht. Aber bis heute hat es nur Trainingsstrecken gesehen.“

Eine Kellnerin kam an unseren Tisch, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Breo war mit seinen Gedanken scheinbar ganz woanders, denn er starrte mich nur an, bis ihn die Kellnerin in die Realität zurückholte und auch er seine Bestellung aufgab.

„Daher kommt mir dein Gesicht so bekannt vor“ sagte er schließlich.

Ich sah ihn nur fragend an.

„2016 in Frankreich. Da hast du ein total abgefahrenes Manöver gebracht!“

Ich musste nicht lange überlegen, um zu wissen, was er meinte. „Ja, das war ziemlich heikel. Du hast das Rennen gesehen?“

„Klar, das war der Hammer! Du hast dir in der letzten Runde den Sieg geholt.“

Wieder schweifte ich gedanklich ab. Jacks wütendes Gesicht nach dem Rennen sah ich förmlich vor mir. Er meinte, das Manöver war viel zu halsbrecherisch, und dass ich vorsichtiger sein sollte. Damals war ich erstaunt, dass er nur so wütend war, weil er einen Moment Angst um mich hatte, und nicht wegen meines Sieges. Aber ob das wirklich Liebe war, wie Bruno behauptet hatte? Eine Tasse stellte sich in mein Blickfeld und ich sah überrascht auf. Breo lächelte amüsiert. „Warst du gerade bei dem Rennen?“

„Ja, entschuldige.“

Er winkte ab. „Aber ich bin echt positiv überrascht.“

Fragend hob ich eine Augenbraue.

Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, als er lächelte. „Naja, hätte nicht gedacht, dass ein so erfolgreicher Fahrer so bodenständig ist. Ich dachte, das wären alles egozentrische Adrenalinjunkies. Du bist komplett anders.“

„Man muss den Adrenalinrausch mögen, das ist richtig. Aber viel wichtiger ist, dass man seine eigenen Fähigkeiten kennt. Wer kopflos Rennen fährt und eine verdrehte Sicht über seine Fähigkeiten hat, landet schnell im Krankenhaus oder unter der Erde.“

„Ja, aber das führt doch auch dazu, dass viele Fahrer sehr selbstverliebt sind. Eben weil sie wissen, dass sie es drauf haben.“

Ein kleines Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als ich an einen gewissen blonden Fahrer dachte, der sehr von sich selbst überzeugt war. „Stimmt wohl“ sagte ich knapp.

„Aber sag mal… Wenn du ein Motorrad extra für die MotoGP konstruiert hast, warum bist du dann nie dort gefahren?“

„Ich habe geheiratet. Und weil ich nicht über Monate von meinem Mann getrennt sein wollte, und er mir wegen seines eigenen Traums nicht nachreisen konnte, blieb ich in der Stadt. Meine letzte Saison bin ich zu Ende gefahren, dann habe ich dem Motorsport den Rücken gekehrt.“

„Hm… Hast du es je bereut?“

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Nicht einen Tag.“

Auch er lächelte. „Darf ich fragen, warum du geschieden bist? Du wirkst so glücklich, wenn du über deinen Ex sprichst.“

„Ich bin nicht geschieden“ antwortete ich geknickt. Fuhr mit den Fingern über die Stelle, an der mein Ehering angesteckt war.

Einen Augenblick musterte er mich irritiert, schließlich schien er zu verstehen. „Oh, das tut mir leid.“ Behutsam legte er seine Hand auf meine. Ich betrachtete sie, wie sie mit dem Daumen sanft über meine Haut fuhr.

Doch ich schüttelte den Kopf. „Es ist schon zwei Jahre her. Klar vermisse ich ihn oft, aber es wird besser. Langsam habe ich meinen Frieden damit gemacht.“

„Verstehe… Entschuldige, dass ich das Thema angeschnitten habe.“ Langsam zog er seine Hand zurück.

„Das konntest du nicht wissen“ sagte ich mit einem kleinen Schmunzeln.

Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee, musterte mich einen Moment schweigend. „Sag mal… würdest du gern wieder zurück?“

„Hm?“

„Auf die Rennstrecke, meine ich.“

Langsam wanderte mein Blick auf den Inhalt meiner Tasse. Ich starrte die Reflexion auf der schwarzen Oberfläche an, ohne sie eigentlich wahrzunehmen. Das ist schon das zweite Mal, dass ich das gefragt wurde. „Keine Ahnung“ murmelte ich. „Vielleicht, aber was soll dann aus meiner Werkstatt werden? Wir kommen mit den Aufträgen kaum hinterher, ich kann Blister nicht allein lassen.“ Außerdem wollte ich Brunos größten Traum nicht einfach zurücklassen.

„Hättest du denn finanziell die Möglichkeit, neue Mitarbeiter anzustellen?“

Ich schnaufte belustigt. „Daran scheitert es nicht, aber gute Mechaniker sind rar. Zwei musste ich kurz nach der Einstellung entlassen, weil sie nur gepfuscht haben.“

„Da hätte ich vielleicht was für dich.“

Überrascht sah ich auf.

„Ich habe einen recht großen Kundenstamm. Einer meiner Kunden hat eine Werkstatt, die finanziell nicht mehr gut läuft. Größtenteils liegt es an der Lage der Immobilie. Er wird wohl in den nächsten Monaten Insolvenz anmelden müssen. Ich kann ihm vorschlagen, dass er sich bei dir melden soll. Dann hättest du zumindest mehr Mitarbeiter.“

Ungläubig musterte ich ihn. Wenn sie halbwegs begabt und vor allem interessiert wären, wäre das tatsächlich hilfreich. Ich schüttelte den Gedanken ab, wunderte mich selbst über die Euphorie, die sich in mir breit machte. Aber die Aussicht auf zusätzliche Hilfe war wirklich verlockend. „Wenn das ginge, wäre ich dir sehr dankbar.“

Ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht. „Kein Problem. Nächste Woche ist er ohnehin bei mir, dann spreche ich das Thema an. Ich bin sicher, er wäre dankbar, weiter als Mechaniker arbeiten zu können. Auch wenn es dann nicht mehr seine eigene Werkstatt ist.“

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Doch er winkte ab. „Schon gut. Ich freue mich, wenn ich helfen kann. Aber… wenn das alles klappt, würdest du tatsächlich wieder Rennen fahren?“

Dieser leichte Hauch von Enttäuschung in seiner Stimme entging mir nicht. Ich stutzte. Würde ich das wirklich wollen? Ein Leben auf Reisen, nur wenige Monate in meiner Heimat. Getrennt von meinen Freunden. Ein ständiger Wechsel von Rennbahn zu Rennbahn auf der ganzen Welt? Eine wohlige Wärme flutete meinen Körper. Es wäre ein Leben mit Jack an meiner Seite. Während wir beide unseren Traum verfolgen. Ich sah auf. Unsicherheit lag in seinen Augen. „Nicht diese Saison, aber… ja, wenn alles klappt, würde ich wieder fahren.“

„Verstehe.“ Er lächelte, aber es erreichte seine Augen nicht. „Wenn es dir so viel bedeutet, solltest du es tun. Und wenn du nur halb so gut fährst wie früher, gewinnst du sicher jedes Rennen.“

Unschlüssig nickte ich. Aber irgendwie schien ihn etwas zu bedrücken. „Alles in Ordnung?“ fragte ich deshalb.

„Klar, warum?“

„Ich weiß nicht… Du wirkst enttäuscht.“

Jetzt wurde sein Lächeln wieder ehrlich. „Naja… Ich mag dich. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mir nicht mehr mit dir erhofft habe. Aber versteh mich nicht falsch, ich will dir wirklich helfen. Und wenn es dein Traum ist, wieder auf die Rennstrecke zu fahren, dann freue ich mich für dich. Schade ist es trotzdem.“

Ich seufzte lautlos, sah ihn mitfühlend an. Das letzte was ich wollte, war ihn zu verletzen.

„Hey, ich wollte dir kein schlechtes Gewissen machen. Schon okay, ehrlich. Du wirkst schon die ganze Zeit irgendwie abgelenkt.“

„Ist das so sehr aufgefallen?“ fragte ich. Lächelte etwas gequält. Ich bin ein Idiot. So vor den Kopf stoßen wollte ich ihn nicht.

Er zuckte nur mit den Schultern. „Wie heißt er denn?“

„Wie…?“ Schlagartig stieg mir die Hitze in den Kopf.

Sein Lächeln wurde breiter. „Also hatte ich Recht? Das war ein Schuss ins Blaue.“

Ein leises Lachen konnte ich mir nicht verkneifen. „Na schön, erwischt. Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht wie ich fühle. Er hat mich geküsst, das war alles. Seitdem ist es… verwirrend. Seit dem Tod meines Mannes habe ich nie darüber nachgedacht, dass ich mich wieder verlieben könnte.“

„Eigentlich ist es ganz leicht.“

Fragend musterte ich ihn.

Ein Lächeln zierte seine Lippen. Langsam beugte er sich zu mir und gab mir einen sanften Kuss. Doch ich spürte nichts. Keine Hitze, die meinen Körper flutete. Kein Kribbeln in meinem Bach. Mein Herz flatterte nicht… Nicht so wie am Abend zuvor. Als er sich von mir löste, lag ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen. „Und?“ flüsterte er.

Zögerlich schüttelte ich den Kopf, sah ihn traurig an. Ich mochte ihn, aber mehr leider nicht.

„Und wie war es bei ihm?“

Nun stieg mir die Hitze ins Gesicht. Ich mied seinen Blick. Der Kuss gestern war tatsächlich ganz anders. Intensiver, dabei war er genauso sanft. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen. Hatte ich mich wirklich verliebt? Ausgerechnet in Jack?

„Geh zu ihm.“ Überrascht sah ich auf und erntete sein sanftes Lächeln. „Man muss kein Hellseher sein, um zu sehen, dass du verliebt bist. Sag es ihm.“

Da gab es nur ein Problem… Ich hatte Angst. „Was ist, wenn er mich zurückweist? Ich will nicht, dass es seltsam zwischen uns wird.“ Wenn ich wirklich auf die Rennstrecke zurückkehre, dann würden wir zwangsläufig viel Zeit miteinander verbringen.

„Ganz ehrlich? Dann macht er den größten Fehler seines Lebens. Außerdem wirst du es nie wissen, wenn du nicht auf ihn zugehst. Willst du dich wirklich für den Rest deines Lebens fragen ‚Was wäre wenn‘?“

„Hm.“ Wo er recht hat… Da fielen mir Crows Worte wieder ein und ich sah Breo peinlich berührt an. „Tut mir Leid für das verpatzte Date.“

Er zuckte mit den Schultern, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ist immer noch in den Top 3.“



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