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Gamador

von

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Kapitel 1 - Wiedersehen

Ein leises prasselndes Geräusch lies Juna aus ihrem Schlaf erwachen. Langsam öffnete sie ihre eisblauen Augen. Vor ihr lag eine dichte Nebelwand, vereinzelt waren die Umrisse einiger Baumkronen erkennbar. Sie richtete ihren, im Schlaf zur Seite gelegenen Körper wieder auf und strich sich eine, nach vorne gefallene Haarsträhne, hinter ihr Ohr. Ihr kastanienbraunes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden, damit ihr der Wind zuvor am Bahnsteig ihre Haare nicht durcheinander brachte. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr der digitalen Haltestellenanzeige verriet ihr, dass der Zug in wenigen Minuten ihr Ziel erreicht haben sollte. Erneut richtete sie ihren Blick auf die Nebelwand, hinter der Fensterscheibe, des fahrenden Zuges. Dieses Mal fokussierte sie ihren Blick auf die Regentropfen, die durch den Fahrtwind quer die Scheibe entlangrinnen. Dieser Anblick, das leise prasselnde Geräusch – es hatte etwas beruhigendes.

Sie atmete tief ein. „Du schaffst das Ju“, versuchte sie sich zu beschwichtigen. Sie hatte das Gefühl ihr Herz würde von Sekunde zu Sekunde schneller und intensiver Schlagen. Sie konnte sich nicht erinnern in ihrem Leben jemals so aufgeregt gewesen zu sein.

Sie war auf dem Weg ihr altes Leben hinter sich zu lassen und eine neue Welt zu betreten.
 

Während einer Untersuchung, um ihre gesundheitliche Eignung für eine Ausbildung im medizinischen Bereich zu bestätigen, hatte ihr Hausarzt ihr eine Blutprobe entnommen. Doch statt nach der Analyse die Bescheinigung ausgehändigt zu bekommen, bekam sie einen Brief von der magischen Fakultät Gamadors. Bislang hielt Juna sich für gewöhnlich, ohne besondere Begabungen. In der Schule hatte sie keine bemerkenswerten Leistungen erzielen können und war froh ihren Abschluss gemacht zu haben, weshalb sie sich entschied einen Beruf zu erlernen, statt ein Studium anzustreben. Doch durch diese Blutuntersuchung änderte sich alles. In dem Brief wurde ihr zur Aufnahme an der magischen Fakultät gratuliert. Dieser begehrten Institution, von welcher sie nicht einmal geträumt hatte. Seit gut zweihundert Jahren war öffentlich bekannt, dass es etwas derartiges wie Magie gibt. Was man bisher nur aus Büchern und Filmen kannte wurde zur Realität. Hingegen der Vorstellung, dass Hexen auf Besen fliegen, Zaubertränke brauen und Zauberer Schwerter in Steinen versiegeln war die Realität widersprüchlich. Die Magie wird versucht in den Alltag zu integrieren, in Kombination mit modernster Technik, um das Leben zu erleichtern.

Auch ihre Eltern hatten nicht damit gerechnet, waren hingegen sehr angetan von der Chance für ihre geliebte Tochter. Sie waren sehr stolz darauf.
 

Der Nebel lichtete sich und zwischen ihm kamen Häuser zum Vorschein. Es sah alles normal aus, ganz normale Wohnhäuser. Nichts schien auf Magie hinzuweisen. Der Zug verlangsamte seine Geschwindigkeit und fuhr in den kleinen Bahnhof von Gamador ein. Einige Menschen standen am Bahnsteig. „Ob er wohl schon auf mich wartet“, fragte sich Juna. Als klar war, dass sie die magische Fakultät besucht, waren ihre Eltern auf der Suche nach einem Zimmer oder einer Wohnung für sie – jedoch erfolglos. Beim Einkaufen traf ihre Mutter dann seine Mutter wieder, vor Jahren waren die beiden beste Freundinnen, sodass Juna und er sich seit ihrer Kindheit kennen. Scheinbar hatten sich beide Mütter sehr rege ausgetauscht und ihre Mutter hatte die Wohnungssuche beklagt, sodass seine Mutter ein Angebot machte, welches Juna’s Mutter nicht ausschlagen konnte. Sie hatten sich über 10 Jahre nicht gesehen und jetzt sollte sie bei ihm einziehen. Er war immer nett zu Juna, dennoch fand sie ihn suspekt. Statt mit ihr zu spielen hat er im Alter von sieben Jahren lieber Bücher gelesen und wollte auch nie ihre Freunde kennen lernen. Als Kind war er ein absoluter Einzelgänger. Sie seufzte leiste und hoffte, dass sich wenigstens das zum positiven entwickelt hatte.

Der Zug kam zum stehen und Juna stand von ihrem Platz auf, setzte ihren Rucksack auf ihren Rücken und nahm ihren kleinen Trolli und ging zur Tür. Sie war nicht die Einzige, die in Gamador aussteigen wollte, der Zug leerte sich fast komplett. Nachdem sie ausgestiegen war lies sie ihren Blick hin und her schweifen, in der Hoffnung ihn wieder zu erkennen. Die meisten Menschen hatten den Bahnsteig bereits verlassen. Wenige Minuten später war sie die Einzige am Bahnsteig. Genervt murmelte sie vor sich her: „Das ist doch wohl nicht sein Ernst, der hat mich doch nicht etwa vergessen.“ Sie lies sich auf eine der Bänke fallen. Sie kam selber oft zu spät, aber in einer neuen Stadt, ohne zu wissen wo sie hin sollte, fühlte sie sich alleine gelassen. Es war immer noch am regnen und der kühle Wind wehte unter dem Überdachten Bahnsteig her. Es fröstelte sie, trotz ihrer dunkelblauen gefütterten Regenjacke. Der Regen wirkte nun auch alles andere als beruhigend, eher trist. In ihrem Augenwinkel sah sie, wie sich links von ihr etwas bewegte und lenkte ihren Blick in die Richtung. Ein junger Mann war die Treppe zum Bahnsteig hoch gestiegen. Er war groß, sie schätzte ihn auf mindestens auf 1,90m. Er trug einen langen schwarzen Parker und dazu einen roten Schal, welcher lässig um seinen Hals gelegt war. In der linken Hand trug er einen geschlossenen Regenschirm. Als er näher kam konnte sie sein Gesicht besser erkennen. Sein Blick war nichtssagend, seine braunen Augen verrieten nichts über ihn. Dennoch war er sehr attraktiv. Sein Gesicht wurde von dunkelbraunen Haaren eingerahmt, die scheinbar vom Wind zerzaust waren. Er bliebt vor Juna stehen und schaute sie von oben herab an. Wollte dieser attraktive junge Mann etwa zu ihr? Sie konnte ihr Glück kaum glauben bis er sagte: „Kommst du jetzt endlich? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“ Sie fiel aus allen Wolken, sollte dieser Mann etwa Neal sein?
 

"N-neal?", fragte sie perplex. Dieser wiederum hob seine linke Augenbraue leicht an, verwundert über ihre Frage und entgegnete spöttisch: "Wer sollte ich denn sonst sein?!" Er wandte sich der Richtung zu, aus welcher er kam und schritt voran. Mit der Situation überfordert hielt Juna noch einen Moment inne. Solle dies wirklich Neal sein, der Junge der seine Nase nur in Bücher steckte? Sie hatte ihn nicht so Abweisend in Erinnerung behalten. Da sie jedoch nicht am Bahnsteig zurückgelassen werden wollte sprang sie von der Bank auf, nachdem sie ihre Gedanken gesammelt hatte und griff flüchtig nach ihren Sachen und lief ihm nach.
 

Inzwischen hatten die beiden ein Gebäude betreten. Von außen wirkte es normal, nicht magisch. Die Fassade war in beige gestrichen, mit einer weißen Einfassung zum Boden und um die Fenster herum. Dem Briefkasten nach zu schließen befanden sich mehrere Wohnungen in diesem Gebäude, bestimmt um die dreißig. Doch Juna blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn Neal ging die Treppe hinauf, statt den Aufzug zu benutzen, welcher direkt vor Ihnen lag. Sie eilte hinter im her. Im zweiten Stock angekommen sah sie ihn um eine Ecke gehen und folgte ihm. Er schloss die erste Tür auf der rechten Seite auf und ging hinein. Nachdem sie die Wohnung betreten hatte stellt sie ihre Sachen ab und schloss die Tür. Ihr Blick schweifte in dem Raum umher. Die Wände waren weiß, es hingen keine Bilder und es stand keine Dekoration herum. Es wirkte ungemütlich, als hätte er die kleine Wohnung nur mit dem nötigsten ausstaffiert. In einer Ecke befand sich eine kleine moderne Küchenzeile. Die Verkleidung der Schränke hatte ein mattes Rot. Vor dem Küchenbereich stand ein kleiner quadratischer Holztisch mit zwei Stühlen, er sah aus wie neu. Auf der anderen Seite des Zimmers stand ein Sofa und ein Schreibtisch, an welchem Neal bereits platz genommen hatte. Es befanden sich drei Bildschirme auf dem Schreibtisch, welche übersäht waren mit Buchstaben und Zahlen. Juna ging neugierig näher, um zu schauen was er machte - sie verstand nichts. Er tippte auf der Tastatur vor sich herum, ohne auf diese zu schauen und schien sehr konzentriert. Sie wollte ihn nicht ablenken und ging zu einer der beiden Türen im Zimmer. Vorsichtig öffnete sie diese und blickte hinein, es war das Badezimmer. Gerade so passten das weiße Waschbecken, die Toilette und auf der gegenüberliegenden Seite eine ebenso weiße Badewanne hinein. Die Badewanne schien Neal als Dusche zu nutzen, ein Duschvorhang war an einer Stange befestigt und halb zur Seite geschoben. Juna verlies das Bad wieder und ihre Neugier lies sie zu Tür Nummer zwei gehen. Bevor sie jedoch die Klinke herunterdrücken konnte kam von Neal ein genervtes: "Finger weg! Das ist mein Schlafzimmer, darin will ich dich nicht sehen." Sein Blick war immer noch auf die Bildschirme gerichtet. "Das Sofa da. Darauf kannst du schlafen." Juna seufzte leise. Der Charme ihres Mitbewohners war ja grenzenlos. Aber es sollte ja nur vorübergehend sein und die Wohnung war sauber, bei einem jungen Mann hatte sie eher mit einem Saustall gerechnet. Sie holte ihre Sachen vom Wohnungseingang, stellte sie neben das, mit tannengrünem Polzterstoff bezogene, Sofa und setze sich auf dieses. Sie blickte nach rechts, aus dem kleinen Fenster und lies sich mit dem Rücken auf das Sofa fallen. Langsam schloss sie ihre Augen und fragte sich stumm "Wie soll ich es mit dem nur aushalten?"



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