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Spiel mit dem Feuer

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen,

mal wieder hatte mich eine Idee nicht losgelassen und ich habe sie zu Papier gebracht.

Diese möchte ich nun mit euch teilen und hoffe, sie wird euch gefallen *smile*

Da ich etwas Neues probieren wollte, wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive stammen und zu 80 % von Marons Standpunkt aus gehen.
Doch keine Sorge... auch Chiaki darf sich mitteilen und seine Gedanken und Gefühle ausdrücken *kichert*

Nun aber genug von meiner Seite

ich wünsche euch viel Spaß mit dem ersten Kapitel *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen ^.^

heute kommt das nächste Kapitel und zeigt einmal mehr den Alltag von Maron, aber auch ihre Aufgaben als 'Jeanne' *grinst*

viel Spaß beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Mittag zusammen,

heute lernt ihr zwei besondere Kundinnen oder auch Freunde von Maron/Jeanne kennen *kichert*

viel Spaß damit *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Mittag zusammen,

entschuldigt die leichte Verspätung, aber mein Internet wollte gestern nicht so wie ich *Kekse und Kakao da lass*

wie der Kapitelname es sagt, werdet ihr einen kleinen Einblick in die Abende von Jeanne bekommen *kichert*

viel Spaß beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen,

diesmal habe ich euch was ganz besonderes mitgebracht...

mal sehen, ob die Vermutung des ein oder anderem stimmt *kichert*

viel Spaß beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen,

da ich das Wochenende über nicht zu Hause war, kommt das Kapitel leider erst heute online statt gestern.

hoffe ihr seid mir nicht zu böse deswegen *Kekse und Kakao reich*

wie der Titel es schon andeutet geht es diesmal um die Vorlieben der drei Damen...
um genauer zu sein, die sexuellen Vorlieben *kichert*

Viel Spaß beim Lesen *grinst und Kekse mit Kakao rüber schiebt* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen ^-^

ein wenig spät heute, aber noch in der Zeit *kichert*

wie der Name des Kapitels verrät, wird Maron/Jeanne zum Maskenball aufbrechen
doch zuvor, wird sie ihr Kleid nun erwählen...

viel Spaß beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen,

heute kommt das nächste Kapitel und der Maskenball geht weiter

ich dachte mir ich starte mal mit der Sicht des 'Unbekannten' *grinst*

viel Spaß euch beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen,

ich wünsche euch allen ein schönes neues Jahr und hoffe, ihr seid gut in 2024 angekommen

viel Spaß euch mit dem neuen Kap *zwinkert*

*viele Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Nachmittag zusammen,

hier kommt das nächste Kap, indem Maron mit ihren Freundinnen spricht *kichert*

aber auch beginne ich nun langsam etwas mehr von der Vergangenheit von Maron zu verraten

habt viel Spaß beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen,

heute geht es weiter, wie es Maron damals nach dieser Nachricht ergangen war.

*viele Taschentücher da lass*
auch wenn es traurig ist, hoffe ich, ihr habt Spaß beim Lesen
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen,

entschuldigt für die Verspätung, aber momentan rennt du die Zeit gefühlt an einem vorbei *Kekse und Kakao da lass*

daher halte ich euch nicht mehr von dem Kap ab und wünsche euch viel Spaß beim Lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen,

heute kommt das nächste Kapitel aus der Vergangenheit
doch das wird erstmal das letzte sein, ehe wir in die Gegenwart zurück kehren

wie der Kapitelname es schon verrät, wird Maron nun ihren Vertrag mit Noyn erhalten. Wie dieser zu Stande kam, könnt ihr nun lesen

viel Spaß euch beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Mittag zusammen,

da ich bis gestern noch unterwegs war, kam ich nicht mehr zum Hochladen
ich bitte um eure Nachsicht *smile und Kekse mit Kakao verteil*

Wir kehren zurück in die Gegenwart
ich hoffe, ich konnte euch soweit einen guten Einblick in die ersten schweren Tagen von Maron geben

viel Spaß beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Mittag zusammen,

da ich gestern noch arbeiten musste, kam ich leider nicht mehr dazu hoch zu laden *entschuldigend verbeugt*

doch heute geht es weiter

viel Spaß beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend zusammen,

heute gibt es das nächste Kapitel von Maron/Jeanne *smile*

erst einmal erfahren wir etwas mehr über ihre Abschlussfeier *grinst*

danach wartet schon die ein oder andere Überraschung auf sie *kichert*

viel Spaß beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Mittag zusammen,

entschuldigt den Tag Verspätung, ich habe gestern total die Zeit übersehen *sich tief verbeugt und viele Kekse da lass*

wie der Titel es sagt, wird der neue Kunde diesmal auftauchen
mal sehen, ob einige schon richtig annahmen *grinst*

viel Spaß beim Lesen *Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen

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Mehr Schein als Sein

Mal wieder war es soweit. Das elegante Abendkleid hing auf einem Bügel an meiner Schranktür, die passenden Schuhe dazu standen davor und etliche Accessoires lagen verstreut auf meinem Bett. Diese waren bereits nach Sets vor sortiert, damit ich mich einfacher entscheiden konnte, welche ich tragen wollen würde. Vor dem Schminktisch saß ich und trug mir einen sanften goldbraunen Lidschatten auf. Das Make-Up wählte ich bewusst mit einer gewissen Eleganz und schlicht aus. Schließlich sollte mein Outfit damit unterstrichen werden und nicht überschattet. Da mein Kleid einen wunderschönen Bordeauxton hatte, wählte ich dieselbe Farbe für meine Lippen. Diesen trug ich auf, als mir ein Seufzen entkam. Es war leider einer dieser Tage, an dem ich meine Jobwahl absolut bereute.
 

Jedoch brachte es mir gar nichts darüber nach zu denken. Ich hatte einen Job und den würde ich bravourös erledigen, wie die Male zuvor. Somit verwarf ich die negativen Gedanken und richtete meinen Blick zur Uhr. Meine Augen weiteten sich, da ich nicht mehr viel Zeit hatte, um mich fertig zu machen. Nun hieß es sich wirklich zu sputen. In einer knappen Stunde müsste ich draußen sein, damit ich abgeholt werden konnte. Ich sah an mir hinab und erschrak augenblicklich. Noch immer trug ich meinen Bademantel. “Ach du Schreck”, entkam es meinen Lippen und eilig legte ich den Lippenstift in die Handtasche. Für den Fall der Fälle bräuchte ich diesen, damit ich meine Lippen jederzeit nach zu ziehen.
 

Mit Sicherheit würde ich im Laufe des Abends mehrmals meine Lippen nachfahren müssen. Zum Glück hatte ich diesmal freie Wahl, welche Frisur ich mir machen würde. Daher beschloss ich diese einfach zu halten. Meine Haarspitzen hatte ich mit dem Lockenstab bearbeitet, damit sie leicht gelockt waren. Die blonden Haarsträhnen legte ich nach und nach hoch und fixierte diese mit einigen Klammern, die man in dem Haar nicht mehr sehen würde. Geschickt hatte ich meine Frisur fertig gestellt und steckte noch eine wunderschöne Haarbrosche hinein, die perfekt zu dem Blond passte, aber auch zu dem Rotton meines Kleides. Dadurch war meine elegante Hochsteckfrisur fertig gestellt.
 

Kaum war dies erledigt, schon schlüpfte ich in die Schuhe, welche einen angenehmen Absatz hatten. Schließlich musste ich darin mindestens fünf Stunden auf der Gala aushalten. Das Schnurgeflecht wickelte ich geschickt um meine Waden und verschloss diese. Vermutlich würde man das unter dem langen Kleid nicht sehen, doch die Schuhe erhöhten meine Selbstsicherheit und diese brauchte ich, sobald ich den Raum voller Menschen betreten würde. Zumal ich eigentlich nicht wirklich dort hinein passte, aber das war egal. Ich musste meine Rolle spielen und das würde ich tun. Sogleich zog ich mein Kleid an und strich es noch einmal glatt, ehe ich meine Aufmerksamkeit auf all die Sachen auf dem Bett lenkte.
 

Unbedingt wollte ich den perfekten Schmuck zum Kleid wählen, weshalb ich sorgfältig bei meiner Wahl war. Die klassischen und doch eleganten Stücke waren genau das richtige, um das Outfit ab zu runden. Binnen weniger Momenten hatte ich den Schmuck angelegt und lächelte in den Spiegel. Das Kleid hatte einen leichten Ausschnitt, aber er zeigte nicht zu viel, weshalb die Halskette diesem zusätzlich schmeichelte. Daran war ein wundervoller Rubin gefasst. Es war sogar ein echter, denn diese Halskette hatte meiner Mutter gehört. Einer der wenigen Stücke, die ich behalten hatte und mich niemals davon trennen würde. Ohrringen waren zum Glück schnell gefunden, da auch sie einen roten Stein hatten. Mein Aussehen war abgerundet und perfekt, so wie es von mir gewohnt war und erwartet wurde. Zufrieden lächelte ich und griff nach meinem Handy, um dieses ebenfalls in die Handtasche zu packen.
 

Noch einmal blickte ich zur Uhr und atmete tief durch. Es war tatsächlich so weit. Nun musste ich meine Rolle einnehmen, weshalb ich meine Tasche nahm, meine Schlüssel und einen leichten Bolero passend zum Kleid anzog. Kaum verließ ich meine Wohnung und hörte das Klackern meiner Absetzte, schon bereitete ich mich auf den Abend und die Gala vor. In meinen Gedanken ging ich alle Details durch und musste sofort lächeln. Denn heute würde ich den Abend mit Mister Smith verbringen. Er zauberte mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen und gab mir das Gefühl für einige Momente wenigstens ich selbst sein zu können.
 

Ja... bei ihm musste ich mich noch nie verstellen und er stellte mich stets als seine Enkelin vor. Anfangs war ich überrascht gewesen, dass er dies getan hatte. Aber nach all den Jahren, in denen ich ihn bereits sehr gut kennen gelernt habe, war das nicht verwunderlich. Er war ein großartiger Mann, zwar knallhart, wenn es um das Geschäft ging, doch im Privatleben war er zuckersüß. Leise kicherte ich, als ich das Wohngebäude verließ und die zwei Blocks weiter zu einem größeren Parkplatz ging. Niemals ließ ich mich direkt zu Hause abholen, wobei Mister Smith der Einzige war, der mich in der Nähe meines Wohnorts abholen durfte. Ihm vertraute ich wie keinem anderen. Ich mochte ihn sehr und war immer wieder erfreut, wenn er meine Gesellschaft wollte.
 

Am Parkplatz angekommen, sah ich schon die schwarze Limousine stehen, die bereits auf mich wartete. Der Chauffeur hielt die hintere Tür auf und lächelte mich sanft an. “Mademoiselle Jeanne”, wurde ich begrüßt.
 

“Guten Abend, John... ich hoffe, du wartest nicht zu lange auf mich”, sprach ich lächelnd aus und er winkte nur ab.
 

“Das Warten auf eine bezaubernde junge Lady lohnt sich immer”, zwinkerte er mir zu und leise kicherte ich.
 

John wusste genau, was er sagen musste. Er war stets charmant und immer für einen Scherz zu haben. Jedoch konnte er auch ernst sein und das mochte ich an ihm sehr. Er war großartig und schützte seinen Chef so gut er konnte. Anfangs hatte er mich so komisch beäugt. Doch nachdem ich ihm versichert hatte, dass ich nur für die Gesellschaft zuständig war, war John beruhigter gewesen. Sein Verhalten verstand ich nur zu gut. Immerhin hatten Escortdamen einen äußerst schlechten Ruf. Klar schliefen die ein oder anderen mit ihren Auftraggebern, aber ich gehörte nicht dazu. Das war meine Bedingung damals, als ich den Vertrag unterschrieben hatte.
 

“Danke für das Kompliment, John”, lächelte ich ihn an und stieg in den Wagen. Im Inneren saß bereits Mister Smith, den ich mit jeweils einem Küsschen links und rechts auf die Wange begrüßte. “Hallo, Mister Smith”, sagte ich und er schmunzelte leicht, ehe er mich tadelnd ansah.
 

“Nenn mich doch Großvater oder Opa”, meinte er und gab mir eine kleine Umarmung.
 

“Aber ein Großvater zahlt doch nicht für die Gesellschaft seiner Enkelin”, entgegnete ich direkt und ehrlich.
 

“Das denkst nur du, Jeanne”, grinste er mich an und erzählte davon, dass sogar Enkelkinder Geld erwarteten, sobald sie bei den Großeltern waren.
 

“Oh... wirklich?”, hakte ich nach und er nickte zustimmend.
 

“So sieht es in der Welt nun Mal aus... also nenn mich bitte so, denn für mich bist du meine Enkelin”, kam es ehrlich und voller großväterlicher Liebe über seine Lippen.
 

Bei ihm fühlte ich mich wirklich wie seine Enkelin. Das war auch kein Wunder, denn er war nun 63 Jahre alt. Vor fünf Jahren hatte er mich das erste Mal gebucht und ich war ziemlich nervös. Immerhin wusste ich nicht, was er eigentlich wirklich wollte. Viele der Kunden erwarten genau das, was das Klischee über diesen Beruf aussagte: Escortdamen waren Edelhuren. Doch niemand bedachte, dass es eigentlich nur ein Begleitservice handelte. Es ging nur um die Gesellschaft für den Zeitraum, der gebucht wurde. Dass manche Escorts mit den Kunden ins Bett gingen, war eher seltener der Fall. Wobei ich eine der wenigen bin, die das strikt ablehnte. Sex war für mich etwas sehr Intimes und das zu verkaufen, fühlte sich falsch an.
 

“Na schön”, gab ich nach, da er sehr eindringlich sein konnte, wenn er das wollte. “Wie ist es dir ergangen seit dem letzten Mal, grand-père?”, fragte ich und sah genau, wie seine Augen nun anfingen zu leuchten.
 

“Sehr gut, Jeanne”, lächelte er und begann zu erzählen, dass er einige Geschäfte getätigt hatte und mit seiner Frau für zwei Wochen eine Kreuzfahrt gemacht hatte.
 

Aufmerksam hörte ich ihm zu und fragte immer wieder etwas nach. Nicht nur, weil das zu meinem Job gehörte, sondern weil es mich sehr interessierte. Er war ein toller Mann, der schon so viel in seinem Leben erlebt hatte. Besonders die Liebesgeschichte von ihm und seiner Frau war unglaublich. Sie kannten sich aus der Schule, doch verloren sie sich aus den Augen, weil sie mit ihrer Familie umziehen musste. Dass sie sich Jahre danach wiedersahen, war ein Zufall oder eben Schicksal. Denn so sah ich dies. Es war kein Zufall... irgendetwas höheres hatte sie beide zusammen geführt, weil sie eben zueinander gehörten.
 

Ich war damals verzückt, als ich ihre Geschichte gehört hatte. Es war der Abend, an dem ich Misses Smith kennen lernte. Sie war genauso wie ihr Mann sie beschrieben hatte. Erst war ich sehr verunsichert sie ebenfalls zu sehen, aber sie nahm mir meine Angst sehr schnell und dankte mir, da ich ihrem Mann die langweiligen Galas versüßt hatte. Er mochte meine offene und ehrliche Art und auch die Tatsache, dass ich gut tanzen konnte. Seine Frau mochte die Galas noch weniger und Tanzen genauso wenig. Durch mich konnte er eben diese ‘Pflichtveranstaltungen’ mit einem Lächeln über die Bühne bringen und fühlte sich nicht allein unter diesen Menschen.
 

Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum ich Mister Smith so gern hatte. Er war offen, ehrlich und immer fair gewesen. Er hatte seiner Frau alles erzählt und sie hatte keine Vorurteile gehabt. Im Gegenteil, sie war genauso offen und ehrlich wie ihr Mann. Die Gespräche mit ihnen waren immer schön und ich fühlte mich immer wohl in ihrer Nähe. Die Tatsache, dass sie mit mir über vieles sprachen, zeigte mir, dass sie sich ebenfalls bei mir gut fühlten. Das war mir wichtig und es erfreute mich, dass sie mir für diese Zeit ein Gefühl der Normalität gaben. Während wir uns unterhielten, kamen wir langsam bei dem Veranstaltungsort an.
 

Der Wagen hielt und wir warteten, bis John die Tür öffnete. Zuerst stieg Mister Smith aus und danach ich, wobei er mir seine Hand hinhielt. Dankend nahm ich sie an und lächelte ihn an. Er zwinkerte mir zu und grinste, da er genau wusste, wie er mich beruhigen konnte. All diese Menschen bei den Galas waren alles hoch angesehene Leute. Reiche und wunderschöne Personen. Unter ihnen fühlte ich mich fast schon klein und unbedeutend. Doch mein Begleiter gab sich immer sehr überzeugend und stellte mich als seine Enkelin vor, auch wenn die meisten eher dachten, dass er mein Sugardaddy wäre. Allein wegen diesen Dingen, war es nicht einfach sich wohl zu fühlen. Aber Mister Smith war einfach unglaublich.
 

Die kühle Nachtluft hatte uns empfangen und für ein paar Sekunden genoss ich diese an meiner Haut. Es war angenehm und genau richtig, um sich zu entspannen, bevor wir die ‘Höhle der Löwen’ betreten würden. Mit jedem Schritt, mit denen wir dem Eingang näher kamen, wurde ich leicht nervös. Daher legte meine Begleitung meine Hand auf seinen Arm und lächelte mich sanft an. “Alles ist gut, Jeanne... genieße den Abend und vergiss eines nicht”, sprach er beruhigend aus. Fragend sah ich ihn an, da ich mir nicht sicher war, was er meinte. “Die da drinnen sind nur neidisch... die Frauen auf dich, weil du eine wunderschöne, junge und intelligente Frau bist... und die Männer auf mich, weil ich das Glück habe, dich heute begleiten zu können”, erklärte er und meine Mundwinkel zuckten.
 

“Stimmt... Neid gehört wohl dazu”, meinte ich und er nickte mir zu.
 

“So ist die Gesellschaft, deshalb machen wir das beste daraus und amüsieren uns”, grinste er und sah mich an. “Bereit?”, wollte er wissen.
 

Noch einmal atmete ich tiefer durch und nickte schließlich. Erst danach gingen wir hinein und ich ließ mein Bolero an der Garderobe zurück. Wobei Mister Smith seinen leichten Sommermantel ebenfalls abgab. Direkt hakte ich mich bei ihm unter und wir schritten zum Saal hinüber. Mögen... die Spiele beginnen., war mein Gedanke, als wir eintraten und gefühlt alle uns anstarrten. Doch das war mir wirklich egal, denn mit seinen Worten hatte er wirklich Recht. Der Neid war förmlich zu spüren, daher setzte ich mein schönstes Lächeln auf und wir holten uns an der Bar etwas zu trinken. Mit einem Glas Champagner begaben wir uns an unseren Tisch.
 

Diesmal war die Gala nicht nur ein Tanzfest, sondern vielmehr ein größeres Event mit einer Menüfolge, einigen Reden und erst danach würde der Tanzpart kommen. Genau diese Veranstaltungen waren meinem Begleiter zu eintönig, da die meisten Gespräche einfach nur oberflächlich waren. Er jedoch gerne auch tiefgründiger sich unterhalten wollte. Das war sein Beweggrund, warum er damals sich bei meinem Chef informiert hatte. Er wollte eine Begleitung haben, die sich eben nicht scheute zu zeigen und auch mal ihre Meinung zu sagen. Da ich mehrere Sprachen beherrsche, war ich glasklar die erste Wahl gewesen und er hatte es ausprobiert. Seitdem buchte mich Mister Smith jedes Mal, sobald es eine Veranstaltung gab. Er war eigentlich Engländer, doch lebte er seit über 10 Jahren nun schon in Frankreich.
 

Dieser Abend begann ziemlich langweilig, doch Mister Smith und ich konnten uns gut gegenseitig unterhalten. Vor allem dann, wenn wir unser kleines Spiel machten. Jedes Mal, sobald jemand auf uns zu kam, sagten wir mit einem Wort, was dieser wollte. Meist war ‘Schleimen’, ‘Schmeicheln’ und ‘Geschäft’ die Topantworten. Hin und wieder gab es auch Ausnahmen und einige Leute waren wirklich normal. Naja, zu mindestens so normal, wie wir eben waren. Sie waren eher bodenständiger und langweilten sich genauso mit dem Etepetetegehabe anderer Gäste. Öfters musste ich ein Lachen unterdrücken, denn sie trafen es genau richtig.
 

Erst spät in der Nacht kam ich in meiner Wohnung wieder an und fand den Abend zum Ende hin einfach toll. Das Tanzen machte immer Spaß, denn Mister Smith war ein verdammt guter Tänzer und führte mich perfekt über das Parket, auch wenn ich die Tänze nicht konnte. Er machte es mir sehr leicht zu lernen und sich einfach mal fallen zu lassen. Kaum war ich zu Hause, schrieb ich meinem Chef, dass der Abend gut gelaufen war und er mir die nächsten Wochenenden frei halten sollte. Denn Mister Smith hatte noch einige Einladungen, bei diesen wollte er mich dabei haben, jedoch hatte er die genauen Daten nicht mehr im Kopf.
 

Diese wollte er gleich am nächsten Tag heraus suchen und mit meinem Chef abklären, damit er mich direkt für diese Tage buchen konnte. Es klang verrückt und doch wurde ich eben von ihm bezahlt, obwohl ich diese Gesellschaft jederzeit genoss. Oftmals kam ich mir dabei schlecht vor, dass ich dafür Geld bekam, ihn zu solchen Events zu begleiten. Doch das war nun mal mein Job. Auch wenn Mister Smith mir gegenüber sich wie ein Großvater und Freund verhielt, so waren wir am Ende des Tages nichts weiter als Kunde und Ware. Seufzend zog ich mir im Flur meine Schuhe aus und stellte sie gleich in den Schrank zurück. Ich mochte die Ordnung und das sollte auch so bleiben, deshalb landete alles wieder an seinen Platz.
 

Mein Weg führte mich direkt ins Schlafzimmer. Dort legte ich den Schmuck ab und gab diesen zurück in die Schmuckschatulle, die auf meinem Schminktisch stand. Sogleich ging ich ins Bad, denn ich musste unbedingt aus den Sachen raus. Direkt entkleidete ich mich und fühlte mich mit jedem Moment wohler. Es war so, als würde ich mit jedem weiteren abgelegten Kleidungsstück meine Rolle als Jeanne ablegen und wieder zu Maron werden. Wobei ich das momentan nie vollständig werden konnte. Denn ich bin von Natur her braunhaarig und nicht blond. Die Haarfarbe war genau wie ein anderer Name notwendig, um meine eigentliche Privatsphäre zu schützen. Trotz meines Jobs wollte ich diese wahren.
 

Kaum war ich nackt, stieg ich unter die Dusche und wusch mir die Reste von meiner zweiten Identität ab. Nun wäre ich für einen Tag Maron und würde mich um meine Angelegenheiten kümmern. Auch ich musste einkaufen gehen und war mehr als erleichtert, dass es in Paris genug Supermärkte gab, die auch an einem Sonntag arbeiteten und ich dort alles besorgen konnte, was ich brauchte. Egal was ich noch tun müsste, es würde sicher ein langer und anstrengender Tag werden. Aus diesem Grund würde ich mich gleich für einige Stunden schlafen legen. So könnte ich neue Energie für den kommenden Tag tanken und würde alles in Ruhe durchgehen, was in der nächsten Woche anstehen würde.
 

Jedoch gönnte ich mir noch einige Momente unter dem Wasser und schloss meine Augen. Ein Seufzen entkam mir erneut und ich machte die Regendusche aus. Gleich griff ich nach meinem Handtuch und trocknete mich ab, ehe ich meine Haare in dieses wickelte und befestigte es. Nur mit dem Handtuch auf dem Kopf verließ ich mein Bad und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Da ich alleine lebte, konnte ich rumlaufen wie ich wollte. Das war wirklich praktisch, obwohl ich mich größtenteils einsam fühlte. Viele Freunde hatte ich nicht, denn dann müsste ich ihnen erzählen als was ich mein Geld seit Jahren verdiente. Genau das wollte ich sicher nicht.
 

Niemand würde das verstehen können. Höchstens nur dann, wenn sie damals in meiner Lage gesteckt hätten. Doch nun brachte es nichts mir darüber Gedanken zu machen. Der Vertrag lief noch bis Dezember nächstes Jahr und das würde ich auch durchziehen. Dahingehend war ich nun mal konsequent und lebte mit diesen. Erst danach würde ich voll und ganz zu Maron werden können. Eine junge Frau, die ihre Träume trotz zahlreicher Hindernisse erfüllen würde. Der erste Schritt dafür war gemacht, denn ich hatte mein Studium vor kurzem abgeschlossen. Nach meinem Bachelor als Architektin hatte ich gleich mein Masterstudium begonnen. Da ich finanziell durch meinen ‘Job’ gut aufgestellt war und genug Zeit hatte nebenher, wollte ich das Studium abschließen.
 

Erneut wanderten meine Gedanken hin und her, denn nicht alles war negativ an meinem Beruf. Es gab viele positive Aspekte. Tatsächlich hatte ich sehr viele Freiräume und konnte die Arbeitszeiten so einteilen, dass es mich in meiner Lernphase nicht beeinträchtigen konnte. Darauf legte ich immer großen Wert und war mehr als froh, dass mein Chef dies akzeptierte und mir freie Hand ließ. Schließlich brachte ich nicht nur mir Gewinne ein, sondern auch ihm. Zudem musste ich einige Extras in Kauf nehmen, denn eine gewisse Garderobe wurde von mir erwartet und diese hatte mir mein Chef vorgestreckt, damit deswegen nichts scheitern konnten.
 

Im Schlafzimmer schlüpfte ich in meinen Slip und in mein Nachthemd, ehe ich das Handtuch um meine Haare löste und diese noch einmal trocknete. Da sie nur leicht feucht waren, legte ich mich so ins Bett und schlief nach einigen Grübeleien schlussendlich ein.

Eine geplante Gala nach der anderen

Unbarmherzig klingelte am Morgen schon mein Handywecker und ich grummelte verschlafen vor mich hin. Dieses Ding hätte ruhig noch etwas länger stumm bleiben können. Eindeutig habe ich viel zu wenig Schlaf bekommen, aber da musste ich wohl durch. Ich musste noch meine Besorgungen erledigen und zu meinem Chef ins Büro fahren. Vielleicht hatte sich Mister Smith schon gemeldet wegen den kommenden Terminen. Somit könnte ich das für mich im Kalender notieren und durchgehen, ob ich noch andere Buchungen hatte. Wobei der März oftmals voll mit den Galas mit Mister Smith war.
 

Er war nahezu an allen Wochenenden irgendwo eingeladen und ich wusste genau, dass es ihn mehr als langweilte, da es einfach zu viele waren. Jedoch war das in gewisser Weise Teil seines Jobs. Denn als Geschäftsmann musste er sich zeigen und präsentieren. Dabei seine Kontakte pflegen und mit diesen auch ‘private’ Unterhaltungen führen. Obwohl man auf den Galas ganz sicher nicht privat war, so waren die Gäste durchaus unter sich. Immerhin gab es eine bestimmte Liste und wer darauf nicht stand, kam demnach nicht hinein. Während ich aufstand, musste ich direkt schmunzeln, da ich mich an den Abend erinnerte, an dem ich alleine zur Gala gefahren bin, da meine Begleitung wegen eines Meetings zu spät dran war.
 

Mein Grinsen wurde nur noch breiter, denn ich werde niemals vergessen, wie verdutzt die Security war, als ich meinen Namen nannte. In der Gästeliste war ich tatsächlich als Mister Smiths Enkelin eingetragen. Der wollte danach tatsächlich meinen Ausweis überprüfen und ich zog ihm direkt den Zahn. Schließlich konnte er mich nicht anders behandeln, nur weil er meinte, dass ich ihm einen falschen Namen genannt hätte. Bei niemandem sonst hatte er einen Nachweis sehen wollen und das brachte mich zur Weißglut und mein Temperament gewann die Oberhand. Seine Kollegen waren schon ihm zur Hilfe geeilte, weil er plötzlich ganz klein war und erstarrt, weil Mister Smith plötzlich neben mir stand. Knallhart hatte er nachgefragt, was denn das Problem sei und warum seine Enkelin – ergo ich – noch immer draußen war und nicht im Inneren.
 

Deren Gesichtsausdrücke waren einfach nur unbezahlbar und doch war ich danach etwas peinlich berührt, weil ich mich nicht zügeln konnte. Auf meine Entschuldigung bei Mister Smith, hatte er nur abgewunken. “Liebes... sie müssen sich niemals für die Wahrheit entschuldigen oder schämen... die wussten genau, wie sie aussahen und doch haben sie sich herausgenommen, sie so vor zu führen. Ihre Reaktion war genau richtig, um sie in die Schranken zu weisen. Schließlich sind sie meine Enkelin und das müssen sie sich eben nicht gefallen lassen.” Allein wegen dieser Worte hatte er sich einen besonderen Platz in meinem Herzen erschlichen.
 

Mit einem Lächeln ging ins Bad und machte mich einmal frisch, bevor ich mich für den Tag fertig machte. Eine einfache Jeans und eine gewöhnliche Bluse reichten völlig aus. Die Haare hatte ich ganz locker zu einem Zopf zusammen gebunden und mir meine Lippen mit einem Lipgloss nach gezogen. Danach nahm ich meine Handtasche und im Flur zog ich meine Sneakers an. Die Schlüssel schnappte ich mir beim Rausgehen und schloss die Wohnung nach mir ab. Ein Blick auf das Handy verriet mir, dass es bereits halb 11 war und ich demnach genug Zeit hatte, alle Besorgungen zu erledigen. Mein Chef war nicht vor 14 Uhr im Büro. Tatsächlich arbeitete er jeden Tag, da er viele Kunden hatte, die überall auf der Welt verstreut waren.
 

Diese Tatsache fand ich sehr faszinierend und es war sehr lohnenswert, aber auch lehrreich. Mittlerweile konnte ich dadurch meine Sprachkenntnisse vertiefen und sogar neue Sprachen dazu lernen. In der Agentur war ich das kleine Sprachwunder und war oftmals deswegen sehr beliebt. Jeder von uns hatte eine Besonderheit und unser Chef wusste genau, wie er das vermarkten konnte. Einige meiner Kolleginnen waren sehr gut in der Politik oder der Wissenschaft. Wir hatten sogar einige Kollegen, die sich in der Filmbranche und der Modewelt perfekt auskannten. Auf diese Weise wurden wir meist ausgewählt oder zugeteilt, wenn ein neuer Kunde kam.
 

Ein Seufzen verließ meine Lippen. Auch wenn mir das Gerede anderer nichts ausmachte, so war ich nicht glücklich, wie mein Leben momentan lief. Bestimmt würden meine Eltern sich für mich schämen, wenn sie dies miterleben würden. Schnell verwarf ich die trübenden Gedanken und machte mich daran eine kleine Shoppingtour zu machen. Neben Lebensmittel brauchte ich noch einige Hygieneartikel und einen neuen Termin, um meinen Haaransatz nachfärben zu lassen. Zudem wollte ich neue Unterwäsche, aber auch Hosen besorgen. Vor allem einen Hosenanzug, da ich vermutlich bei mindestens einer Gala kein Abendkleid tragen musste.
 

Erst lief ich die Kleidungsgeschäfte ab und fand sogar das ein oder andere Dessous Set, die ich von der Farbwahl her perfekt zu meinen vorhandenen Kleidungsstücken ergänzen konnte. Zudem entdeckte ich einen wunderschönen und locker gestrichenen Hosenanzug, der dunkelblau war und sich perfekt an meinen Körper anpasste. Daher fackelte ich nicht lange und kaufte die Dinge direkt, somit müsste ich das später nicht mehr machen. Meist holte ich mir eine ordentliche Auswahl, sodass ich problemlos eine Session lang kein Outfit doppelt trug und zum kommenden Jahr variierte ich die Schnitte, soweit es möglich war, und auch den Schmuck. Denn ich fand es verschwenderisch, wenn man jedes Mal ein neues Kleid hatte.
 

Zufrieden mit meiner Ausbeute, ging ich weiter in einen Drogeriemarkt und besorgte mir dort alltägliche Dinge, die eine Lady wie ich nun mal brauchte. Dazu hatte ich noch etwas Deo und neues Shampoo geholt, da meines langsam zu Ende ging. Solche Sachen musste ich ebenfalls besorgen, wie alle anderen. Zum Schluss war ich noch im Supermarkt und holte frisches Gemüse und Obst, zusätzlich noch Reis und Nudeln. An der Kühltheke nahm ich mir für den Abend Fisch mit und für die kommenden Tage etwas Fleisch. Tatsächlich kochte ich sehr gerne und probierte oft Neues aus, jedoch machte ich nur die Gerichte erneut, die auch mir schmeckten.
 

Vollbepackt mit den Einkäufen fuhr ich erst mit der Bahn nach Hause, um diese dort zurück zu lassen. Wobei ich die Lebensmittel noch in den Kühlschrank stellte, bevor ich die Wohnung nach einigen Minuten wieder verließ. Mein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mehr Zeit zum Einkaufen gebraucht hatte, als ich dachte, denn es war schon nach 15 Uhr. Daher beeilte ich mich, während ich über die Straßen lief zur Metro, um mit dieser zur Agentur zu fahren. Zwar hatte ich einen Führerschein und auch ein Auto, doch in Paris nutzte ich dieses nicht gerne. Der Verkehr war einfach nur miserabel und ich wollte mir diesen Stress einfach nicht antuen.
 

Exakt neun Stationen mit der Metro später stieg ich aus. Um genauer zu sein an der Gare Montparnasse. Denn von dieser Station aus war es nur noch ein Katzensprung bis zu dem Gebäude, in dem sich meine Arbeitsstelle – die Escorteagentur - befand. Doch für mich war es nach all den Jahren weit aus mehr als eine Arbeitsstelle. Obwohl mein Chef knallhart sein konnte, so kümmerte er sich stets um das Wohl seiner Angestellten. Anfangs dachte ich wirklich, er würde einen Puff betreiben, aber schon nach den ersten Wochen merkte ich den gewaltigen Unterschied. Jeder, der für ihn arbeitete, hatte freie Wahl über seine Arbeitszeiten und seinen Aufgabenbereich. Demnach wurde für jeden einzelnen ein individueller Vertrag ausgearbeitet und das fand ich großartig.
 

Klar mittlerweile würde ich vielleicht anders handeln, doch damals kurz vor meinem 18. Geburtstag hatte ich keine andere Wahl. Anders wäre ich vermutlich noch weiter abgestürzt, weshalb ich meinem Chef wahrlich dankbar war, dass er mir diese Alternative anbot. Da ich mittlerweile beim Gebäude angekommen war, ging ich direkt hinein und fuhr mit dem Aufzug in das letzte Stockwerk, wo die Meetingräume und die Büros der Verwaltung waren. Schließlich lernten wir den Kunden immer in diesen ‘heiligen Hallen’ kennen. So nannten wir die Kennenlernzimmer liebevoll untereinander. Dort war man im geschützten Bereich, denn unser Chef war immer mit dabei. Egal wie sehr die Kunden beharrten alleine mit uns zu sein, umso beharrlicher war er dabei zu bleiben.
 

Mit einem Lächeln trat ich aus dem Fahrstuhl, als ich oben war. Direkt führte mich mein Weg in das Büro meines Chefs. An der Tür stand groß sein Name drauf: Noyn. Lediglich nur vier Buchstaben, die seinen Vornamen bildeten. Ehrlich gesagt waren wir in der Arbeit alle per Du. Sogar mit dem Chef. Das war eines der ersten Dinge, die er uns beigebracht hatte. Unter den Kollegen hatte ich sogar einige gute Freunde gefunden und fand es super, dass wir uns gegenseitig austauschen konnten. Ich hatte sogar zwei sehr gute Freundinnen unter ihnen gefunden. Mit ihnen konnte ich offen über alles reden, weil sie mich weder verurteilten noch irgendwas einredeten. Beide fanden meine Einstellung lobenswert, aber sie schliefen mit ihren Kunden, da sie es brauchten.
 

An der Tür klopfte ich an und erhielt sofort ein ‘Herein’ von meinem Chef. Lächelnd drückte ich die Türklinge runter und trat ein. Er sah mich bereits an und deutete mit seinem undurchschaubaren Gesichtsausdruck auf den Stuhl. Daher setzte ich mich vor seinen Schreibtisch und holte mein Handy heraus, um alles gleich mit zu notieren. Wenn er mich so anblickte, war er meist in seinem ‘Geschäftsmodus’ und ich kannte ihn gut genug, um das zu erkennen und zu wissen. Gespannt sah ich ihn an. “Also... es freut mich, dass Mister Smith wieder sehr zufrieden war”, begann er und bei seiner Erwähnung lächelte ich schon automatisch. “Er hatte mir die Liste auch schon zu gemailt.”
 

Mit diesen Worten nannte Noyn mir die Tage, an denen die Abendveranstaltungen waren. Die meisten waren ab 20 Uhr und nur bei zweien war schon 18 Uhr angesetzt. Das wären dann wohl diejenigen mit dem größeren Taram, wie die Spendengala kommenden Freitag und die Operngala am 23. Alles notierte ich mir und fragte nach, welche Garderobe erforderlich war. Jeden einzelnen Tag gingen wir durch und ich machte mir Stichpunkte, was ich anziehen durfte bzw. sogar musste, da es die Kleiderordnung vorschrieb. Ebenso ging ich bei den Schuhen und den Accessoires auf Nummer sicher. Ich sollte standesgemäß aussehen, denn ich wollte meinen ‘Grand-pére’ nicht in Verlegenheit bringen. Auch wenn ich in ihm einen Freund sah, so war er ein Kunde und seine Zufriedenheit war nun mal mein Job.
 

“Danke dir... dann achte ich darauf, dass die Outfits zu den Anlässen passen werden”, lächelte ich ihn an und er nickte.
 

“Das wirst du sicher sehr gut hinbekommen, wie sonst auch, Maron”, sprach er mit einem leichten Mundwinkelzucken aus. Dahingehend hatte er Recht. Seit ich für ihn arbeitete, habe ich meinen Job sehr gut gemacht und war nicht umsonst sehr beliebt und sogar respektiert von einigen Stammkunden.
 

“Danke für deine Worte”, entgegnete ich daher erfreut und überlegte. “Wie kommen denn unsere beiden Neulinge klar?”, fragte ich nun neugierig, da wir seit zwei Wochen eine neue Dame und einen neuen Herrn in unserem Team hatten.
 

“Ehrlich gesagt... bisher gut... Réne ist noch etwas schüchtern, aber seine Kunden loben seine Initiative.”
 

“Das ist gut... er hatte bisher Susanne und Molly, oder?”, hakte ich nach und schmunzelnd nickte Noyn.
 

“Du bist wie immer gut informiert”, meinte er und ich erklärte ihm, dass ich ihn mit den beiden Damen vor zwei Wochen und letzte Woche gesehen hatte. Sie waren gerne unterwegs beim Shoppen und Molly auch bei der ein oder anderen Kunstgala. “Ich weiß... Mister Smith kennt Molly gut und ich denke, durch sie wird Réne auftauen können”, meinte er zwinkernd und überlegte. “Charleen ist noch etwas unerfahren mit ihrem Ausdruck... aber Mister Johnson war zufrieden mit ihr und half ihr sogar bei einigen Formulierungen. Ihr war es unangenehm, aber sie nahm es dankend an.”
 

“Das ist sehr gut... dies wird sie schnell lernen, da sie die Hilfe annimmt und das ist die halbe Miete”, sprach ich erleichtert aus. Ich kümmerte mich gerne um unsere Neulinge, da sie eben meist unerfahren und naiv waren. Wir mussten sie nun mal vorbereiten und sie bekamen deshalb unsere Stammkunden, die nicht viel Anspruch hatten, aber dennoch eine gute Unterhaltung bevorzugten.
 

“Korrekt... im Übrigen kommen Rosalie und Amélie morgen in zwei Wochen wieder”, merkte er an und augenblicklich strahlte ich. Die beiden waren meine besten Freundinnen, wenn man sie so nennen konnte. Mit ihnen konnte ich über alles sprechen und sie hatten mir vor knapp vier Jahren sehr geholfen, da ich da eine Seite an mir entdeckte, vor der ich mich ein wenig fürchtete.
 

“Oh ich freue mich... geht es ihnen so weit gut?”, fragte ich nach. Sie waren nämlich auf einer Kreuzfahrt mit ihren Kunden und konnten nur über Satellit Telefon uns kontaktieren. Noyn bestand immer bei solchen ‘Aufträgen’, dass wir uns alle zwei Tage kurz melden, wenn es neue Kunden waren. Ansonsten einmal die Woche genügte ihm, um zu wissen, dass es uns gut ging bei den Aufträgen.
 

“Ja, sie sind begeistert von der Atmosphäre und auch von der Freizügigkeit um sie herum”, umschrieb er es und ich musste sofort lachen. Ich wusste genau, was er meinte und nickte zufrieden. Es freute mich, dass es ihnen gut ging und besonders, dass wir uns sicher bald sehen würden und sie mir das Neuste erzählen würden.
 

“Prima... grüß sie von mir.”
 

“Das mache ich, Maron”, lächelte er und wir sprachen noch etwas von den kleineren Aufträgen, die ich noch die Woche erledigen müsste.
 

Da ich mit der Uni soweit fertig war, konnte ich wieder kleine ‘Brunchdates’ annehmen oder Begleitungen zu einem Einkaufsbummel. Ja sogar für solche Dinge wurden Escortedienste angenommen und das war für uns leicht verdientes Geld, wobei es mir auch Spaß machte, wenn ich mit Misses Smith unterwegs war oder mit Susanne und Molly. Die beiden letzteren Damen hatten keine Nachnamen, weil sie diese nicht mochten. Es waren zwei Freundinnen, die schon einige Jahre gemeinsam verbracht hatten und Noyn gerne unter die Armen halfen, wenn es um Ankleiden ging. Susanne hatte mir bei meiner ersten Garderobe geholfen und Molly hatte uns Damen immer mit Schmuck beraten.
 

An sich sind sie wundervolle Ladies, aber sie hatten einfach genug von ihren Exmännern, die ihnen etwas vorschreiben wollten. Also haben sie sich von ihnen scheiden lassen und um ihnen es zu zeigen, kamen sie auf die Idee sich eben ‘Liebhaber’ zu halten. Als ich davon hörte, musste ich so sehr lachen, dass Noyn mich nicht mehr beruhigen zu können. Danach mochten mich Molly und Susanne sehr, da ich eben mein Herz durchaus auf der Zunge trug. Deshalb halfen sie mir danach in gewissen Situationen erst zu denken, bevor ich etwas aussprechen würde, was nicht gut wäre. Wobei sie gleich sagten, dass man später sowieso ein Gefühl dafür bekommen würden, wo man ehrlich sein konnte und wo man es eben verschleiern musste. In diesem Punkt hatten sie recht. Mittlerweile konnte ich das sehr gut einschätzen und unterscheiden.
 

Nachdem alles besprochen war, verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Heimweg. Später wollte ich noch ein kleines Wellnessprogramm machen und kochen. Natürlich würde ich mich auf die kommenden Jobs vorbereiten, denn ich musste drei Mal in der Woche raus und Freitag wäre wieder eine Gala mit Mister Smith. Um dort eine gute Figur machen zu können brauchte ich eine gute Recherche und das machte mich nun mal zu einer perfekten Begleitung. Auch wenn Eigenlob stank, doch darauf konnte ich mir was einbilden. Ich war immer professionell und las lieber ein dutzend Mal durch, mit wem ich unterwegs war, als nichts ahnend irgendwohin zu gehen.
 

Zu Hause zog ich mir erst einmal die Schuhe aus, ging in die Küche und holte alles für mein geplantes Abendessen heraus. Vermutlich würde das mir für den und den kommenden Tag ausreichen, weshalb ich schon eine Dose bereit stellte, um die überschüssige Portion in dieser zu verstauen. Da ich Hunger auf Fisch hatte, bereitete ich mir diesen vor und würzte ihn ordentlich, ehe ich ihn Ruhen ließ. Meine Hände wusch ich mir und notierte mir im Handy am kommenden Morgen direkt beim Friseur an zu rufen, um mir einen Termin geben zu lassen. Denn ich brauchte neben einer Auffrischung der blonden Haare auch noch einen kleinen Schnitt. Ein wenig die Spitzen und die Haare etwas in Stufen schneiden würde sicher gut zu den wärmeren Tagen passen.
 

Während der Fisch noch etwas in der Marinade zog, beschloss ich mir eine Gesichtsmaske fertig zu machen. Sie würde genauso lange einwirken, wie ich eben später zum Kochen brauchte. Das wäre optimale Zeitnutzung und daher machte ich mich gleich ans Werk. Schnell lief ins Bad, zog mir meine Sachen soweit aus und schlüpfte in meinen Morgenmantel. Erst danach wusch ich mein Gesicht, legte eine Peeling Maske auf und prüfte im Spiegel, ob alles richtig war und vor allem halten würde. Früher hätte ich sowas wohl kaum täglich gemacht, doch zurzeit war mein Aussehen mein Kapital und noch musste ich darauf extremer achten.
 

Kaum war dies alles erledigt, kümmerte ich mich um mein Abendessen. Geschickt hatte ich alles nach und nach fertig gemacht, denn neben dem gebratenen Fisch beschloss ich mir Reis mit Gemüse zu machen, wobei ich den gekochten Reis für einige Augenblicke in einem Wok anbriet. In solchen Momenten merkten viele, dass ich eigentlich in Japan geboren wurde und die japanische Küche war und würde immer meine liebsten Gerichte hervorbringen. Zumal meine Mutter mir damals das Kochen beigebracht hatte, als ich knapp 10 Jahre war, begannen wir zusammen mit der Zubereitung für das Frühstück, denn mein Vater liebte Tamagoyaki. Das japanische Omeletts unterschied sich durchaus von dem europäischen.
 

Damals verstand ich das nicht. Aus diesem Grund hatte sie mit mir zusammen das Frühstück für Papa gemacht. Erst dadurch begriff ich, dass es zwei verschiedene Gerichte waren, auch wenn beide als Grundkomponente Eier hatten. Seit dem freute ich mich jedes Wochenende darauf, mit meiner Mama das Essen zu kochen und mein Interesse an der japanischen Küche wuchs immer mehr. Klar aß ich auch französische Gerichte, aber nichts würde an die Fernöstlichen heran kommen. Jeder, der sich mehr damit befasst hatte, würde mir da sicher zustimmen. Bei dieser simplen Erinnerung lief mir eine kleine Träne die Wange hinunter und ich musste tief durchatmen, um diese wieder versiegeln zu lassen.
 

Obwohl es schon so verdammt lange her war, so vermisste ich sie unglaublich und es tat immer wieder weh zu wissen, dass ich sie nie wieder sehen würde. Denn sie starben leider vor einigen Jahren bei einem Autounfall. Dass ich noch lebte, war ein purer Zufall. Normalerweise wäre ich mit ihnen gefahren, doch ich hatte am Tag zuvor Fieber bekommen, weshalb sie mich zurück zu Hause ließen. Dieser Umstand rettete mir das Leben, denn die Stürme und die Regengüsse hatten die Straße in eine Rutschhöhle verwandelt und viele Opfer gefordert. Noch immer konnte ich nicht begreifen, dass sie nicht mehr da waren und ich nicht bei ihnen war.
 

Das Einzige, was mich seitdem trösten konnte, waren die Worte von Rosalie. ‘Egal was du tust oder wohin dich dein Weg führen würde, sie werden immer ein Teil von dir sein. Denn sie leben in deinem Herzen weiter, genau wie meine Eltern.’ Sie kannte meinen Schmerz, denn sie hatte ihre ebenfalls bei einem Unglück verloren. Jedoch war es ein Flugzeugunglück. Dank ihr hatte ich begonnen etwas mehr darüber zu sprechen. Es half uns beiden, denn wir hatten gleiche Fragen und Ängste. Das hatte uns noch mehr zusammen geschweißt.
 

Schnell hatte ich mein Essen vom Herd gestellt, um mir meine Maske zu entfernen. Danach holte ich mir einen Teller und machte es mir wie so oft vor dem Fernseher gemütlich, bevor ich die Küche aufräumte und schließlich schlafen ging.

Susanne und Molly

Die Woche verlief wirklich schleppend. Während ich am Montag mich in mein ‘Brunchdate’ einlas, welches ich am Dienstag haben würde, konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Manche Leute hatten eigenartige Probleme. Mein Kunde wollte unbedingt seine Exfreundin zurück bekommen und wollte sich mit mir zeigen lassen, als sein ‘Date’. Mir persönlich war es egal, dass er wegen sowas mich engagierte, doch immer wieder fragte ich mich, warum man nicht einfach miteinander sprechen konnte, um die Ungereimtheiten zu klären. Schließlich konnten solche Dinge oft auch nach hinten los gehen. Aber das sollte mich nicht weiter kümmern. War im Endeffekt nicht mehr mein Problem, nachdem das ‘Date’ vorbei war.
 

Warum nur hatte ich mich bereit erklärt da mit zu machen?, fragte ich mich selbst, als es schon Dienstagmorgen 11 Uhr war und ich vor dem Café auf mein ‘Date’ traf. Ich habe den Job angenommen, also ziehe ich es durch., berief ich mich auf meinen eigenen Kodex. Denn aufgeben oder abbrechen war absolut nicht mein Ding. Mein Klient war ein junger Mann, der kurze braune Haare und braune Augen. Schon bei seinem Foto, welches ich von ihm bekommen hatte, hatte ich mich gefragt, warum wohl Schluss war. Da passte einfach etwas nicht, weshalb ich dem auf den Grund gehen wollte. Immerhin mussten wir fast zwei Stunden rum bringen, ehe seine Ex auftauchen sollte.
 

Daher gingen wir ins Café und bestellten uns erst einmal ein schönes Frühstück. Dazu nahm ich einen Cappuccino und merkte schon, dass er extrem nervös war. Irgendwie war das wirklich niedlich, wenn ich auf ihn als Typ stehen würde. Doch dem war nicht so... er wäre mir einfach viel zu brav. Bei dem Gedanken musste ich sogar grinsen und verwickelte ihn in ein Gespräch, um heraus zu finden, was er sich genau erhoffte. Definitiv wollte ich mehr erfahren und bekam nach und nach ein paar Infos von ihm. Damit konnte ich etwas arbeiten, damit unsere Situation nicht im Desaster enden würde. Denn wütende und eifersüchtige Frauen waren wahrlich unberechenbar.
 


 

Am späten Nachmittag streifte ich mir meine Schuhe ab und schloss die Haustür hinter mir. Endlich war ich wieder daheim. Das ‘Date’ war wahrlich komisch und doch musste ich grinsen, da die beiden wieder zueinander gefunden haben. Es war schön zu sehen, dass alles nur ein Missverständnis war. Natürlich hatte er seine Ex – ach nein seine neue Freundin erklärt, wer ich war. Er hatte es sogar nett beschrieben, dass er um meine Hilfe gebeten hatten und ich nur zu gerne ihm helfen wollte. Seine Worte fand ich großartig und dankte ihm leise dafür. Es war schön zu sehen, dass er genauso wenig von dem Klischee eines Escort ausging. Er war nicht voreingenommen gewesen und hatte mich trotz seiner Nervosität mit Respekt behandelt.
 

Das war leider selten in meinem beruflichen Umfeld. Erneut schlichen sich trübe Gedanken in meinen Kopf, welche ich sofort abschüttelte und in die Küche ging, um mir etwas zu trinken zu holen. Für den Tag war ich mit der ‘Arbeit’ fertig und würde es mir bequem auf dem Sofa machen. Schon länger hatte ich keine Zeit mehr, mir den ein oder anderen Film an zu sehen. Dabei entspannte ich mich mit am meisten und konnte mal wieder abschalten. Zudem musste ich am nächsten Tag nicht früh raus, weshalb ich definitiv einige Filme durchsuchen werde. Soviel stand für mich fest. Dazu machte ich mir natürlich Popcorn, Chips und Nachos mit einem Chillicheese-Dip. Das war mit den besten Naschereien zum Filmabend.
 

Erst dachte ich, es wäre toll, endlich wieder so viel Zeit zu haben und nicht zur Uni zu müssen. Jedoch hatte die viele Freizeit leider den Nachteil, dass ich viel zu viel grübelte. Ein gutes war, dass ich am Donnerstagnachmittag mit Susanne und Molly in die Einkaufsmeile wäre. Sie brauchten neue Kleider, Handtaschen und Schuhen. Da sie gerne auffielen, nahmen sie mich mit. Denn ich gab ihnen den jugendlichen Touch, wie sie es so schön nannten. Zudem wollten sie mir noch unbedingt Schuhe und neuen Schmuck besorgen. Egal wie oft ich ihnen sagte, dass sie das nicht machen müssten, aber sie meinten nur: “Papperlapapp, Kleines. Wir machen das gerne.”
 

Tatsächlich freute ich mich schon auf diese Ablenkung, denn die Damen hatten Geschichten drauf. Sie hatten schon so viel zusammen erlebt und waren wunderbare Frauen. Ehrlich gesagt waren sie so etwas wie Vorbilder für mich. Egal was das Leben für sie bereit gehalten hatte, sie hatten alles ertragen und waren stärker daraus hervor gekommen. Das bewunderte ich und hoffte, dass ich in diesen Dingen genauso sein könnte, wie die beiden. Schnell hatte ich mich für den Tag angezogen. Zuvor natürlich geduscht und mich leicht geschminkt. Immerhin würden wir Luxusboutiquen aufsuchen und da musste nun mal das Aussehen stimmen. Ich wollte die beiden nicht in Verlegenheit bringen.
 

Pünktlich um 10 Uhr war ich am Treffpunkt und hatte ein schlichtes Etuikleid an. Es war hellbraun, schmiegte sich perfekt an meinen Körper und brachte meine Brust und meine Hüften gut zur Geltung. Schlichte Eleganz stand mir sehr gut, weshalb ich diese jederzeit bevorzugen würde. Denn ich war eigentlich eine junge Frau, die zur Bescheidenheit erzogen wurde. All diesen Luxus brauchte ich nicht. Klar war es schön diesen zu haben, doch das war nicht das Wichtigste. Für mich waren Familie und Freunde immer an erster Stelle. Obwohl ich keine Blutsverwandte mehr hatte, so sah ich in meinen beiden Kolleginnen und Freundinnen eine Verbundenheit. Wir waren eindeutig Schwestern im Geiste.
 

Ebenso hatte ich das Gefühl, Mister und Misses Smith wären wie meine Großeltern und Susanne mit Molly waren meine verrückten Tanten, während Noyn für mich wie ein Onkel war. Der zwar knallhart sein konnte, aber im Endeffekt immer an mein Wohl dachte. Irgendwie sah in all diesen Personen so etwas wie Freunde, Vertraute und Familie. Es klang bestimmt für außenstehende verrückt, aber so empfand ich es und ich war sogar stolz darauf, dass ich sie bezeichnen konnte und sie an meiner Seite hatte. Mir war klar, dass mein Leben anders verlaufen wäre, wenn meine Eltern noch leben würden. Aber dem war nicht so und ich hatte das Beste aus der Situation gemacht. Mehr konnte ich nicht tun.
 

Ein Seufzen entkam meinen Lippen, doch weiter konnte ich mir keine Gedanken machen, denn ich hörte schon meinen Namen. “Jeanne!”, riefen beide älteren Damen, als sie in Sichtweite kamen. Schmunzelnd erhob ich leicht meine Hand, um sie zu begrüßen.
 

“Hallo Susanne und Molly”, grüßte ich die beiden und sprach dabei die Ältere von ihnen zuerst an. Es war irgendwie ein Tick von mir, immer diese zuerst anzusprechen, wenn mehrere Personen da waren.
 

“Schön, dass du die Zeit heute hattest”, lächelte Molly und hakte sich schon an meinem linken Arm ein.
 

“Wir haben uns sehr gefreut, dass der Tag bestätigt wurde”, fügte Susanne an und war an meinem rechten Arm.
 

“Euch beiden kann ich doch niemals absagen, wenn ich Zeit habe”, gestand ich ihnen, denn tatsächlich hatten sie und Mister Smith immer den Vorrang bei den Terminen.
 

“Gut zu wissen, Kleines... so komm... erst brauchen wir für die Galas neue Kleidung und danach kümmern wir uns um die Accessoires”, sprach Molly euphorisch aus und wir gingen zum Eingang und in das Gebäude. Dort wurden wir sofort begrüßt und uns wurde etwas zu trinken angeboten. Dankend nahmen wir jeweils einen Cappuccino, denn für einen Champagner war es einfach zu früh.
 

“Hast du schon deine Garderobe für die nächsten drei Tage?”, fragte Susanne neugierig nach und blickte mich an.
 

“Ja... ich habe für morgen das goldfarbene Abendkleid und für Samstag das dunkelgrüne. Für Sonntag schwanke ich noch zwischen dem hellblauen Kleid mit Spitzenoberteil oder einem Hosenanzug, denn ich mir diese Woche gekauft hatte”, erklärte ich und holte mein Handy heraus, um ihnen meine Auswahl zu zeigen. Genaustens sahen sie es sich an und ich wartete gespannt darauf, ihre Meinung dazu zu hören.
 

“Nun... ich denke... das goldene, elegante und schlichte Kleid wird morgen perfekt passen. Es ist eine Spendengala und da sollte man nicht viel zu viel auftragen”, meinte Molly und riet mir schlichten Schmuck zu tragen. Am besten einfache goldene Ohrringe, eine Halskette mit einem kleinen Stein oder ganz schlicht nur eine Kette und ein Armband zu tragen. “Dazu eine kleine Clutch, die groß genug für Handy und Make-Up ist.”
 

Es war unglaublich, wie schnell Molly alles auf den Punkt bringen konnte und ihre Tipps waren im wahrsten Sinne des Wortes Goldwert. Daher nickte ich zustimmend und blickte zu Susanne, die den Hosenanzug eher bestätigte. “Die Sonntagsgala ist einfach und da gehe ich ebenfalls mit einem Hosenanzug hin”, sprach sie und das klang einleuchtend für mich. “Dazu kannst du deinen Schmuck frei wählen und auch die Handtasche. Hauptsache es ist nicht zu überladen”, zwinkerte sie mir noch zu und ich musste kichern.
 

“Keine Sorge... ich achte darauf”, versprach ich ihnen beiden und wir tranken noch unseren Cappuccino, ehe die beiden mehrere Kleider anprobierten. Sie wollten für die Feierlichkeit am Samstag noch ein Kleid kaufen.
 

Mehrere Schnitte probierten die beiden nach einander an, um heraus zu finden, welcher Stil ihnen am besten passte. Erst danach kümmerten sie sich um die richtige Farbe der Kleider. Es dauerte einige Zeit, bis die beiden so weit waren und das perfekte Outfit für sich gefunden hatten. Schmunzelnd fragte ich sie, ob sie wirklich dieselbe Farbe tragen wollten. Direkt antworteten beide mit ‘Ja’ und wir wurde klar, dass sie sich einen Mörderspaß erlauben würden. Öfters hörte man das Gerücht, dass die beiden nicht nur Freundinnen waren, sondern auch so viel mehr. Aber das störte beide keineswegs. Sie meinten immer nur, Gerüchte entspringen nur dem Neid, weshalb man auf diese niemals hören sollte. Dahingehend hatten sie recht und ich konnte echt einiges von ihnen lernen.
 

Nachdem wir die Kleider hatten, ging es zum nächsten Laden, wo sie sich einige Handtaschen an sahen. Von Gucci, Prada bis hin zu Louis Vuitton war alles dabei. Jedes Mal schüttelte ich meinen Kopf bei diesen Preisen. Die Handtaschen waren meist kleiner und viermal so teuer wie andere, nur weil ein schicker Markenname drauf stand. Die Zahl auf den Schildern war schon fast utopisch. Doch ich verstand die Intension der Beiden dahinter. Wenn man solche Accessoires nicht hatte, hatte man in der gehobeneren Gesellschaft nichts zu suchen. “Wir wissen, wie du darüber denkst, Kleines... doch hin und wieder ist es notwendig”, meinte Molly lächelnd und sah zu einer Clutch.
 

“Ich weiß... und doch ist es so absurd”, kam es leise von meinen Lippen, damit nur die beiden mich hörten.
 

“Absolut... vor allem bei Spendengalas... da sollte es um den Zweck gehen und nicht um die Sachen, die jemand trägt”, pflichtete Susanne mir bei und ich war wirklich froh darüber, dass sie derselben Meinung waren.
 

“Deshalb spenden wir auch all unsere Sachen, wenn wir sie nicht mehr tragen”, lächelte Molly und zeigte mir die Clutch. “Die hier würde dein Outfit am Samstag perfekt abrunden”, fügte sie grinsend an und ihre Freundin nickte sofort.
 

“Oh... aber ich...”, stotterte ich und blinzelte mehrmals, während ich zu dieser blickte.
 

“Und wenn du sie nicht mehr brauchst... dann Spende sie... versetze sie und lass den Erlös dem guten Zweck zu kommen”, machte mir Susanne diese gleich schmackhaft. Einmal musste ich schwerer schlucken und blickte abwechselnd die Tasche und die beiden Frauen an.
 

“Ihr... wollt... sie mir... wirklich kaufen?”, wollte ich von ihnen wissen und beide nickten. Seufzend biss ich mir auf die Unterlippe und wog meine Möglichkeiten ab. Wobei ich leider nur die eine hatte: Das Geschenk von ihnen an zu nehmen und die Tasche später oder eben den Erlös vom Verkauf zu spenden. “Ihr lasst ja doch nicht locker, oder?” Auf diese Frage hin schüttelten beide den Kopf und erneut seufzte ich. “Na gut... aber nur die Tasche”, stimmte ich dem zu und versuchte so ihre künftigen Ideen, noch mehr für mich zu kaufen, schon jetzt ein zu dämmen.
 

“Wir werden sehen”, grinste Molly und legte noch eine Tasche, welche passend zu ihrem Outfit für den Samstagabend war, auf den Tresen dazu.
 

Bei dieser Aussage wusste ich genau, dass sich die Damen sicher nicht daran halten würden. Daher musste ich mich wohl meinem Schicksal ergeben und die beiden einfach gewähren lassen. Kaum hatten sie ihren Einkauf gezahlt, schon schleppten sie mich zum Café, wo wir gemeinsam gebruncht hatten. Langsam hatte ich das Gefühl, dass sie mich verwöhnen und mästen wollten. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt. Sie waren nun mal so wie sie waren. Beim Essen quatschten sie über alles Mögliche und vor allem Alltägliches. Es war schon so natürlich mit ihnen, dass ich in dieser Zeit einfach vergaß meine Rolle zu spielen. Ganz normal sprach ich mit ihnen, ohne viel darüber nach zu denken, denn ich konnte ich selbst sein.
 

Lächelnd lehnte ich mich sogar in meinem Stuhl etwas zurück und beobachtete die zwei. Immer wieder nippte ich an meinem Kaffee und genoss die Zeit mit ihnen sehr. Zumal ich dank ihnen auf andere Gedanken kam und musste nur noch einen Tag rumbringen, ehe ich mit Mister Smith zur Gala verabredet war. Auf diese Abende freute ich mich schon jetzt und war mir sicher, dass es sehr amüsant werden würde. Zusätzlich würden Molly und Susanne diesmal ebenfalls dabei sein. Das würde ihnen noch mehr Gesprächsstoff geben, da sie sich alle sehr gut kannten.
 

“Das war wieder ein köstliches Essen”, schwärmte Molly und trank ihre Tasse leer.
 

“Absolut... so und nun organisieren wir uns noch Schmuck und Schuhe”, grinste Susanne und ich hielt mich extra aus dieser Unterhaltung heraus. Vielleicht würden sie vergessen, dass ich noch da war und demnach mir nichts mehr besorgen.
 

Jedoch hatte ich da die Rechnung ohne die beiden gemacht. Sie hatten auch bei den Schuhen und Schmuck etwas zu meinen Outfits gefunden. Widerwillig nahm ich die Geschenke an, denn auch hierbei hatten sie schlagende Argumente. Wenn ich mal keine Lust auf die Dinge hatte, konnte ich sie immer noch spenden oder eben Verkaufen. Doch das ausschlaggebendste war, dass sie es mochten mir eine Freude zu bereiten und Geld würde ich von ihnen sicher nicht annehmen. Das wussten sie beide. Sie wollten mich unterstützen, als sie erfuhren, dass ich noch studierte. Aber das wollte ich nicht, denn dies war meine Angelegenheit und ich würde selbst dafür aufkommen. Ich war selbstständig und würde dies auch bleiben. Egal was kommen möge. Es war mir wichtig und würde sich nicht schnell ändern.
 

Da wir noch so lange unterwegs waren, beschlossen die Beiden noch mit mir zu Abend zu essen. Obwohl ich mich schon davor verabschieden wollte, hatten sie darauf bestanden. Immerhin hätten wir uns schon länger nicht mehr gesehen und das stimmte, denn ich musste sie leider seit guten vier Wochen vertrösten, da ich so viel Stress mit den Abschlussprüfungen hatte. Aber nun war dies vorbei und ich wartete nur noch auf meine Ergebnisse. Diese sollten im Laufe kommender Woche online gehen. Der Termin für die Abschlussfeier stand ebenfalls schon fest und würde in einem knappen Monat stattfinden. Tatsächlich war ich etwas aufgeregt deswegen und würde mich mit den Galas sicher sehr gut ablenken können.
 

Kurz nach 21 Uhr kam ich schließlich mit drei Einkaufstüten zurück in meiner Wohnung an. Die Tür schloss ich hinter mir wieder zu und lehnte mich gegen diese, während mein Blick auf die Schuhtasche fiel. Susanne hatte mich wirklich dazu bekommen Louboutin Pumps mit zu nehmen. Sie waren aus schwarzem Leder gefertigt und hatten Goldkettchen als Verschluss um die Fußgelenke. Sogar ich musste zugeben, dass diese einfach perfekt waren zu dem goldenen Abendkleid und würden dieses sehr gut ergänzen. Seufzend stieß ich mich von der Tür und zog mir die Schuhe aus, ehe ich meine ‘Ausbeute’ auf dem Sofa ablegte und ins Bad ging.
 

Dort schlüpfte ich aus meinem Kleid und direkt aus meiner Unterwäsche. Schnell erfrischte ich meinen Körper, indem ich mich kurz abduschte und mir eine Gesichtsmaske auflegte. Nackt, wie ich war, begab ich mich ins Schlafzimmer und schlüpfte in meinen Slip und mein Nachthemd. Danach ging ich zurück ins Wohnzimmer und kramte mein Handy aus der Handtasche, um Noyn zu schreiben, dass ich nun daheim war. Das war einer der wenigen Dinge, die er immer von uns verlangte. Wir sollten schreiben, sobald wir zu unserem Job aufbrechen und sobald wir zu Hause wären. Sollten wir das mal vergessen, ruft er uns zwei Stunden nach dem vereinbarten Beendigungstermin an, um sicher zu gehen, dass alles gut war.
 

Vielleicht klang dies übertrieben, aber bislang war noch nie etwas passiert und ich denke, dass wir dies genau dieser Fürsorge zu verdanken haben. Es verstrichen nicht einmal zwei Minuten und ich bekam schon eine Antwort von ihm. Er wünschte mir noch einen schönen ‘Feierabend’ und ich solle daran denken, dass mich der Chauffeur von Mister Smith am kommenden Tag gegen 18 Uhr am Treffpunkt erwarten wurde. Meine Mundwinkel zuckten direkt bei dieser Erinnerung. ‘Ich werden da sein’, antwortete ich ihm und stellte mein Handy ein, damit ich gemütlich am nächsten Tag aufstehen konnte, um mich richtig auf die Gala vor zu bereiten.
 

Dazu gehörte es in meinen Augen auch, dass ich seelisch mich darauf gefasst mache, was mich mal wieder erwarten könnte und auch würde. Hinzu kam noch, dass ich einige Notizen durchgehen wollte, um bei den möglichen Gesprächen mit den anderen Leuten reden zu können. Es war notwendig, dass man als Begleitung von Mister Smith sich mit den Partnern und den Klienten auskannte. Vor allem da ich als seine Enkelin vorgestellt wurde, wollte ich sicher nicht, dass er schlecht dastehen würde. Daher las ich gerne noch die neusten Informationen durch, die ihn betrafen. Auch wenn er das niemals von mir verlangte, so wollte ich das tun. Es gab mir zusätzlich das Gefühl davon, dazu zu gehören und wirklich ein Teil von seinem Leben zu sein.
 

Für die Psyche war es durchaus wichtig dies zu wissen, denn es stärkte mich mental und gab mir den nötigen Halt, um möglichen Anfeindungen standhalten zu können. Die Jahre hatten mich gelehrt, immer mit dem Schlimmsten zu rechnen und genau das tat ich. Jedes Mal auf das Neue. Egal ob im Beruf, in der Uni oder im Privatleben. Dies war nun mal Fakt, dass das Leben niemals ein Ponyhof war und bestimmt nie nach Plan verlaufen würde. Das beste Beispiel war mein eigenes Leben, welches von einer Sekunde auf die andere auf den Kopf gestellt wurde. Einmal mehr ging ich mit dem Gedanken zu Bett, warum ausgerechnet mir sowas passieren musste. Warum starben meine Eltern in dieser einen verhängnisvollen und stürmischen Nacht.

Der Galamarathon

Aus meinem unruhigeren Schlaf schreckte ich hoch und saß kerzengerade in meinem Bett. Ich war klitschnass und atmete schneller, während ich langsam realisierte, dass ich tatsächlich im Bett war und nicht im Auto saß, in dem meine Eltern verunglückten. Schwerer schluckte ich und bemerkte meine staubtrockene Kehle. Jedes Mal suchte mich dieser Traum heim, wenn ich vor dem Schlaf mir viel zu viele Gedanken gemacht hatte. Mal wieder hatte ich davon geträumt, dass ich mit im Auto war und ebenfalls bei dem Unfall verunglückte. Erst als ich mich beruhigt hatte, schwang ich meine Beine aus dem Bett und stand auf. Direkt griff ich nach meiner Wasserflasche und trank sie fast in einem Zug aus.
 

Da sich mein Mund immer noch so trocken anfühlte, beschloss ich aus der Küche noch eine Flasche Wasser zu holen. Auch diese trank ich fast aus und lehnte mich mit den Händen an die Arbeitsplatte. Dass der Traum so real sich anfühlte, warf mich gerade aus der Bahn. Daher brauchte ich einige Momente, um wieder im Hier und Jetzt zu sein. Tiefer atmete ich durch und versuchte auf diese Weise meine Atmung zu regulieren. Zudem auch mein Herzschlag etwas beruhigen. Es war nicht so einfach, doch langsam war ich wieder da und konnte freier atmen und mein Herz schlug fast normal. Das Erste, was ich nun tat, war einen Blick auf die Uhr zu werfen.
 

Sofort stieß ich erleichtert die Luft aus meiner Lunge und war froh, dass ich noch mehr als genug Zeit hatte, mich für heute Abend zurecht zu machen. Vor allem müsste ich mein Gemüt entspannen, weshalb ich mir wohl ein Schaumbad einlassen würde. Umso erfreuter war ich, dass ich auch dafür Zeit hatte, denn es war erst 10 Uhr am Morgen und ich würde erst gegen 19 Uhr abgeholt werden. Deshalb ging ich direkt ins Bad und ließ mir Wasser in die Wanne ein. Zeitgleich würde ich mir noch einen Tee machen, um mich zusätzlich entspannen zu können. Gesagt, getan. Alles war vorbereitet, sodass ich eine Badekugel hinein warf und begann mich aus zu ziehen. Während der Schaum sich im Wasser bildete, warf ich meine Sachen in den Korb und bemerkte, wie voll langsam dieser wurde. Vermutlich würde ich am kommenden Tag eine Ladung machen müssen.
 

Kaum war die Badekugel aufgelöst, stieg ich in die Wanne, nahm meinen Tee und genoss einfach diese wollige Wärme um mich herum. Es tat wirklich gut diese zu spüren. Mein Körper konnte sich entspannen und ich vergaß nach und nach den Traum, der mich heim gesucht hatte. Mit jeder Minute, die verstrich, verblasste die Erinnerung daran und es blieb nur noch ein Gefühl der Unruhe zurück. Seit dem Unfalltod meiner Eltern war ich ruhelos und musste alleine zurecht kommen in der Weite des Lebens. Immer wieder nippte ich an meinem Tee und lehnte mich zurück. Meine Badewanne war perfekt und schön groß, denn das war mir wichtig. Meinen Kopf legte ich auf dem Nackenkissen ab und ließ mich einfach weiter vom Wasser entspannen.
 

Als das Badewasser begann kälter zu werden, beschloss ich raus zugehen. Ich duschte mich einmal ab und wusch meine Haare, welche ich gleich in ein Handtuch wickelte. Nachdem mein Körper trocken war, ging ich nackt, wie ich war, ins Schlafzimmer und suchte passende Dessous aus meiner Schublade heraus, die ich zu meinem goldenen Kleid tragen konnte. Ein Blick zur Uhr sagte mir, dass ich noch genug Zeit hätte. Daher schlüpfte ich in meinen goldfarbenen Slip und betrachtete mich kurz im Spiegel. Dabei drehte ich mich so hin, dass ich meinen Hintern sehen konnte. Darin kam dieser verdammt gut zur Geltung und ich war tatsächlich stolz darauf, dass dieser so gut geformt war. Es erforderte zwar hin und wieder etwas Training, doch dies zahlte sich aus, wie man sah.
 

Sofort musste ich schmunzeln, denn ich erinnerte mich nur zu gut an den Tag, an dem ich diesen gekauft hatte. Es war einer der Shoppingtouren mit Molly alleine. Da Susanne keine Zeit hatte, waren wir beide in einen Dessousladen gegangen. Mir war es anfangs unheimlich peinlich, dort hin zu gehen. Aber Molly sagte sofort: “Ach Kindchen... nur zwei Dinge sollten einem peinlich sein. In der Wildnis pinkeln zu müssen und sich dabei auch noch erwischen zu lassen.” Solche Sprüche hatte sie öfters auf Lager und mit dieser Art hatte sie mir oft gezeigt, dass es wirklich keinen Grund dazu gab. Dessous zu tragen, war etwas vollkommen Natürliches und genauso sollte ich mich fühlen. Das tat ich auch und zog gerne diese an.
 

Dank Molly hatte ich einiges an Selbstvertrauen gewonnen und war ihr unendlich dankbar, dass sie das auch bei allen anderen tat. Genau wie Susanne, die alle Mädels in der Agentur unterrichtet hatten, wie man sich benahm und diese Sicherheit ausstrahlten. Es war unglaublich, wie einfach die beiden Damen das Beste aus ihnen allen heraus holten. Damals war ich mir nicht sicher, wieso sie das taten, doch mittlerweile war mir klar geworden, dass sie einfach Langeweile hatten und Noyn gerne halfen, der ihnen demnach einige Dienste umsonst anboten. Denn beide Damen mochten es absolut nicht alleine zu Shoppen und zu Veranstaltungen zu gehen. Es war durch und durch eine Win-Win-Situation.
 

Nur im Slip bekleidet schritt ich zur Küche, um mir etwas zum Essen zu machen. Eine Kleinigkeit würde mir erst einmal genügen. Danach würde ich mich langsam fertig machen und später etwas mehr essen, da es peinlich wäre, wenn der Magen bei einer Gala plötzlich knurren würde. Bestimmt würde ich diese Schmach nicht mir und ebenso wenig Mister Smith geben. Sofort lächelte ich, als ich mir ein Brötchen mit Frischkäse und frischen Kräutern machte. Ich freute mich schon darauf, wieder mit Mister Smith zusammen unterwegs zu sein. Es würde sicher lustig werden und vermutlich auch wundervoll, denn er war ein großartiger Tänzer, obwohl er das nicht gerne tat.
 

Aber mit mir und seiner Frau tanzte es stets zwei Tänze und dabei gehörte die Tanzfläche immer ihm allein. Zu meinem Brötchen machte ich mir noch Kaffee und naschte an ein paar Snacktomaten. Gesättigt machte ich noch eine Tasse Kaffee und ging wieder ins Schlafzimmer. Da ich alleine lebte, war ich in meiner Wohnung öfters nackt oder in Unterwäsche unterwegs. Sowas störte mich nicht. Die einzigen Besucher, die ich bekam, waren meine Freundinnen Rosalie und Amélie. Wobei ich vor denen durchaus auch in Unterwäsche rumlaufen kann. Sogar oben ohne, da wir öfters in die Sauna zusammen gehen, wenn sie in Paris waren. Nur meine Intimzone sollte bedeckt sein. Alles andere war mir da meist Schnuppe.
 

Lächelnd stellte ich meine Tasse weg und suchte nach dem passenden BH zu dem Slip, den ich direkt anzog. Danach schlüpfte ich in meinen Morgenmantel, um die Unterwäsche nicht einzusauen, sobald ich mit dem Make-Up und dem Haarstyling anfangen würde. Erneut musste ich feststellen, wie toll der Slip war. Mein Morgenmantel war recht dünn und dieser schmiegte sich an meinen Körper an. Dabei bedeckte er alles und man konnte noch nicht mal den Slip darunter erkennen, da er keine Abdrücke auf dem seidenen Stoff machte. Definitiv würde ich davon noch ein paar holen müssen. Es war mehr als perfekt, da es echt schwer war, weil Unterwäsche oft unter den Seidenkleidern zu sehen waren und das war unschön.
 

Nach und nach machte ich mich fertig. Erst Haare föhnen, danach glätten und zurecht legen. Da es diesmal eine etwas andere Gala werden würde, hatte ich mich für eine schlichte Frisur entschieden. Offenes und geglättetes Haar, welches ich auf eine Seite fallen ließ und mit einfachen, goldenen Haarklammern befestigt. Es würde perfekt zu dem eleganten und goldenen Kleid aus Seide passen. Nebenbei hatte ich mir schnell ein paar Nudeln mit Butter und Käse gemacht und sie zwischendrin gegessen. Eine Frisur selbst zu machen, dauerte einiges an Zeit. Gesättigt kümmerte ich mich schließlich um mein Make-Up, welches meine Augen betonen sollte.
 

Smokey Eyes ging immer und in diesem Fall hatte ich bewusst Gold als Hauptton gewählt. Für die Lippen hatte ich einen dezenten rötlichen Ton gewählt, welcher fast als Nude durchgehen könnte. Aber auch nur fast. Lächelnd betrachtete ich mich im Spiegel und war mehr als zufrieden mit meinem Erscheinungsbild. Direkt packte ich meine Sachen zusammen, die ich mitnehmen würde und betrachtete meinen Schmuck. Mehrere Kollektionen hatte ich mittlerweile und konnte demnach frei wählen, welcher am besten zu meinem Outfit passen würde. Da mein Haar offen war, beschloss ich einfach Ohrstecker zu tragen. Diese waren schlicht golden mit einer weißen Perle dran. Als Halskette nahm ich ebenso Goldkette mit einer Perle und als Armband wählte ich ein goldenes Kettchen. Schlicht, einfach und elegant zu gleich.
 

Auch wenn manch einer dies als zu golden ansehen würde, so wäre es falsch Silberschmuck zu einem goldenen Seidenkleid zu tragen. Direkt schlüpfte ich aus dem Mantel und ging zu meinem Kleid, welches feinsäuberlich auf einem Bügel hing. Dieses zog ich gleich an und strich es behutsam mit meinen Händen glatt. Noch einmal warf ich einen Blick in den Spiegel und drehte mich langsam um meine eigene Achse. Alles saß perfekt und ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, da man auf dem ersten Blick nach wie vor meine Unterwäsche nicht sehen konnte.
 

Zufrieden mit mir selbst, nahm ich die Handtasche, mein Handy und ging in den Flur, um meine Schuhe und ein Bolero an zu ziehen. Es dauerte nicht lange und ich hatte den Treffpunkt erreicht, nachdem ich die Wohnung verlassen und abgeschlossen hatte. Die Limousine hatte ich schon vom Weiten gesehen und konnte ebenso John’s Grinsen erahnen, da er mich bemerkt hatte. “Guten Abend, John”, grüßte ich ihn und er erwiderte den Gruß, bevor er mir die hintere Tür aufhielt.
 

Direkt stieg ich ein und begrüßte meinen ‘Opa’, der bereits drinnen saß, mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange. Diesmal war er wohl von Anfang an mit dabei. Vermutlich konnte er sich früher von der Arbeit loseisen.
 

“Guten Abend, Jeanne. Du siehst wieder unglaublich aus, Prinzessin”, meinte Mister Smith mit einem ehrlichen Lächeln und ich wurde tatsächlich rot um die Nase.
 

“Danke... ich freue mich, wenn meine Auswahl passt”, erklärte ich und lachte leise.
 

“Selbst in einem Kartoffelsack wärst du die Schönste auf der Veranstaltung”, sagte er ernst und ich wusste genau, dass er das genauso meinte. Er fand natürliche Schönheiten weitaus besser als diese gemachten Silikonbarbies.
 

Wahrscheinlich war deswegen an seiner Frau nichts gemacht. Lediglich nur ihre grauen Haare färbte sie Aschgrau, damit sie einen schöneren Glanz hatten. Das langweilige Grau wollte sie dadurch aufpeppen. Zumindest hatte sie mir das vor einigen Jahren so erklärt. Egal wie natürlich sie war, trotz allem war sie eine Frau, die auf ihr Äußeres achten. Genau das würde ich ihr niemals übel nehmen. Schließlich war, ist und würde dies das Einzige sein, was ich ebenfalls bei mir machen lassen würde. Für alles andere an meinem Körper bevorzugte ich Sport, um mich in Form zu halten. Auch wenn ich nicht oft Zeit dazu hatte, so war ich joggen und werde das wohl auch künftig wieder öfters tun. Denn das powerte mich aus und vielleicht würde ich dann auch besser schlafen können.
 

“Danke dir, grand-père”, lächelte ich ihn sanft an und das Strahlen in seinen Augen nahm zu.
 

“Endlich”, grinste er breiter und bot mir etwas zu trinken an. Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln, denn ich wusste, wie wichtig ihm das war. Daher lenkte ich schließlich ein. Immerhin würden wir nun einige Galas gemeinsam besuchen. Da sollte er sich, aber ich mich ebenso, so wohl wie möglich fühlen. Ehrlich gesagt half mir dies ebenfalls.
 

“Nur ein Wasser bitte”, sprach ich aus und er nickte.
 

Kaum hatten wir etwas zu trinken, schon erzählten wir uns von den vergangenen Tagen. Wobei ich natürlich alles, was in meinem privatem Leben passiert war, außen vor ließ. Obwohl ich in ihm einen guten Freund und einen Opaersatz sah, war er dennoch mein Kunde und mein Privatleben ging ihn eben nichts an. Dahingehend hatte ich meine Regeln und hielt mich strickt daran. Es war mir egal, ob dies vielleicht komisch war, doch für mich war es wichtig und alle sollten es akzeptierten. Wer das nicht konnte, hatte eben Pech. Es war nach wie vor mein Leben und meine Entscheidungen und diese hatte ich kurz nach der Unterzeichnung des Vertrages so beschlossen.
 

“Ich soll dir im Übrigen liebe Grüße von Lilly ausrichten”, kam es von ihm und kurz war ich überrascht.
 

“Oh... geht es deiner Frau gut?”, fragte ich vorsichtig nach, denn es war eher seltener, dass sie mich grüßen ließ. Nicht weil sie mich nicht mochte, sondern einfach, weil sie es oftmals vergaß. Da er genau wusste, was in mir vorging, lachte er erneut auf und nickte.
 

“Natürlich... ihr geht es sogar sehr gut... sie hatte sich erinnert, dass sie dich schon länger nicht mehr gesehen hatte”, erklärte er schließlich und nun musste ich auch lachen. Sie war hin und wieder wahrlich verpeilt, doch das war wohl normal bei Künstlern, die oft tagelang an einem Kunstwerk saßen.
 

“Das freut mich zu hören... grüß sie bitte zurück”, lächelte ich ihn an und er nickte eifrig.
 

“Da wird sie sich freuen”, sprach er fröhlich aus und trank sein Glas leer, ehe der Wagen hielt. Ich hatte mal wieder nicht mitbekommen, dass wir schon am Ziel angekommen waren.
 

Zusammen stiegen wir aus und gingen zum Eingang, um dort die Einladung vor zu zeigen. Angemessen wurden wir begrüßt und sogar von einem Ordner hinein gebracht, der sich um unsere Garderobe kümmerte und Getränke besorgt hatte. Positiv überrascht nickte Mister Smith ihm zu und wir gingen weiter zum großen Saal, in dem die Gala stattfand. Dort trafen wir auf bekannte Gesichter und ließen es uns gut gehen, wie so oft auf solchen Versammlungen. Von der Organisation waren wir alle sehr erfreut gewesen, denn es war wahrlich eher ungezwungen und doch hatte man eine gewissen Ernsthaftigkeit mitbekommen. Das erfreute meinen Begleiter sehr, denn an solchen Events nahm er gerne Teil.
 

Denn hier lag definitiv das Anliegen im Fokus und nicht das Ansehen von irgendwelchen Möchtegern Promis. Aus diesem Grund war Mister Smith sehr gut drauf und tanzte sogar öfter mit mir als gewöhnlich. Mir machte es nichts aus, da ich mich gerne von ihm auf der Tanzfläche führen ließ. Wobei ich im Allgemeinen durchaus gern die Kontrolle anderen übergab. Solange dies in meinem Sinne war, war ich damit einverstanden und genoss für den Moment einfach ‘frei’ von Überlegungen zu sein. Es war gut hin und wieder den Kopf abschalten zu können und nur zu handeln. Das konnte ich nur bei wenigen Personen und Mister Smith gehörte definitiv dazu.
 

Der Abend ging sehr lange und wir hatten zwischen drin etwas zu essen bekommen und jede Menge zu trinken. Wobei wir nur zwei Gläser Champagner hatten und ansonsten auf alkoholfreie Getränke umgestiegen waren. Zwar war ich trinkfest, doch würde ich nie mehr als drei Gläser von dem Edelwasser trinken oder eben einem Glas härterem Schnaps. Ich hatte meine eigenen Limits, an die ich mich hielt, und auch mein ‘Opa’ schien dies zu haben. Noch nie hatte ich ihn betrunken erlebt und er hatte meist nur zwei oder drei Gläser, ehe er auf Wasser oder Säfte umstieg. Vermutlich passten wir deshalb so gut zusammen, weil wir uns sehr ähnlich waren.
 

Spät in der Nacht oder auch am frühen Morgen kam ich erst ins Bett. Denn es war bereits schon nach 4 Uhr morgens, als ich meine Wohnung betrat. Sofort hatte ich mich ausgezogen und war schlafen gegangen, um fit zu werden. Auch wenn ich eine Menge Spaß hatte, so war ich durch aus müde und erschöpft gewesen. Zum Glück konnte ich ausschlafen, denn für den nächsten Abend brauchte ich nicht lange, um mich fertig zu machen. Denn ich hatte alles schon soweit bereit gelegt, sodass ich nur duschen, Make-Up auflegen und meine Haare stylen müsste. Das war eben das Einfachste, da ich Mister Smith schon sehr gut kannte und wusste genau, was er von mir erwartete und genau das gab ich ihm.
 

Die nächsten beide Tage liefen ähnlich ab, denn gegen 19 Uhr wurde ich abgeholt und fuhr mit Mister Smith in der Limousine zu den Events. Es waren zwar andere Gäste, doch diesmal waren auch Molly und Susanne da. Sie waren mal wieder der Hingucker des Abends, denn sie sahen so majestätisch aus, dass selbst ich ein wenig neidisch war. Definitiv wollte ich in ihrem Alter genauso sein. Anmutig und voller Lebensfreude. Denn genau das strahlten sie für mich aus. Selbst Mister Smith sagte das jedes Mal, dass die beiden meist mehr Freude brachten als alle anderen zusammen. Das war ein unglaubliches Kompliment in meinen Augen. An diesen Abenden hatte er sogar auch mit ihnen getanzt und ich musste dabei immer wieder grinsen.
 

Es war einfach toll diese Dynamik der dreien. Sie wussten alle drei, wer ich genau war, und das machte ihnen absolut nichts aus. Im Gegenteil. Sie sprachen sich sogar meist an solchen Abenden ab, wie sie am besten die Zeit einteilen konnte, da ich nicht mit allen gleichzeitig unterwegs sein konnte. Sie waren so verständnisvoll, dass ich einmal mehr für den Augenblick vergaß, welchen Beruf ich eigentlich ausübte. Obwohl ich diesen nicht mehr lange machen würde. Denn sobald mein Vertrag zu Ende gehen würde, werde ich meinen Traumberuf ausüben und wer weiß, vielleicht kehre ich wieder zurück in mein Geburtsland. Aber noch war nichts spruchreif.
 

Schließlich hatte ich noch ein Jahr und neun Monate vor mir, die ich an die Agentur gebunden war. Doch mit solchen Kunden, die mehr wie Freunde wirkten, würde die Zeit sicher schnell vergehen. Vor allem dann, wenn meine Kolleginnen und Freundinnen endlich wieder da wären. Ich freute mich schon riesig darauf, sie beide wieder zu sehen und zu hören, was sie alles berichten würden. Bestimmt würde das eine Menge sein, da sie über zwei Monate unterwegs waren auf einer Kreuzfahrt quer über die Südsee. Mit Sicherheit würden sie braungebräunt wieder kommen und dieser Gedanke zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Aber nun konzentrierte ich mich wieder auf meinen Auftrag und leistete Mister Smith auch bei der dritten Gala Gesellschaft.
 

Nach dem Abend war ich mehr als froh, dass ich erst einmal nicht mehr unter all diese Menschen gehen musste. Erst am nächsten Wochenende wäre ich wieder mit meinem ‘Großvater’ bei dem nächsten Event. Dazwischen hatte ich nur einen Begleitjob. Zu einem 10-jährigen Klassentreffen nach der Abschlussklasse. Dies war für mich ein Kinderspiel, denn dabei musste man sich nicht allzu sehr verstellen, da ich fast in dem Alter war, wie all die Anwesenden. Aber erst einmal würde ich meinen freien Tag genießen. Denn diesen hatte ich nur für mich alleine und diesen würde ich nutzen, um mich endlich um den Haushalt zu kümmern. Allen voran zum Wäschewaschen und die Wohnung zu putzen. Da diese Dinge oftmals liegen blieben, wenn ich an mehreren Abenden arbeiten musste.

Das langersehnte Wiedersehen

Der freie Tag verflog schneller als ich dachte. Doch ich hatte auch einiges geschafft. Erst einmal schmiss ich meine Wäsche in die Waschmaschine. Während diese lief, verstaute ich meine Kleider in die Kleidersäcke und meine Seidenunterwäsche, sowie Nachthemden in einen Extrabeutel. Dies alles würde ich zur Reinigung bringen. Denn meine besonderen Dessous erforderten eine besondere Pflege, weshalb ich diese generell professionell waschen ließ. Immerhin konnten diese bei mir in der Waschmaschine leicht kaputt gehen oder eben fransig werden und das wollte ich definitiv nicht. Dazu waren sie einfach viel zu schön und zu teuer gewesen. Da ich all meine Kleider dort reinigen ließ, hatte ich ein gutes Abo bei ihnen, sodass die Kleinteile nahezu umsonst mit gemacht wurden.
 

Nach der Reinigung war ich einkaufen, um meinen Kühlschrank wieder auf zu füllen und ein paar Getränke zu besorgen. All dies neigte sich rasch dem Ende, wenn man sie nicht nachkaufte. Mit vollbeladenen Tüten kam ich daheim an und verstaute die Einkäufe direkt, ehe ich meine Wäsche aufhing und schließlich bei einem Film entspannte. Dabei naschte ich etwas von meinen Chips und trank Tee und Saft dazu. Das war eine meiner Lieblingsbeschäftigung. Als ich im Programm den Lieblingsfilm meiner Mutter entdeckte, konnte ich nicht widerstehen und blieb bei diesem hängen. Es war eine schöne Liebesgeschichte und ich konnte mich noch daran erinnern, dass Mama immer davon geschwärmt hatte.
 

“Eines Tages wirst du auch die Liebe erfahren... nur sei nicht so streng zu dem Mann deines Herzen... Männer sind oft schwach und laufen vor ihren Gefühlen davon”, sagte sie mir immer wieder und deutete dabei auf die ganzen Filme, die wir uns gemeinsam ansahen.
 

Schmunzelnd dachte ich an all diese Situationen zurück und wusste noch genau, dass ich so strikt dagegen war, eines Tages einen Mann neben mir zu haben. Schließlich hatte ich doch meinen Papa bei mir und er war immer mein Held gewesen. Leise seufzte ich und blickte zu dem Familienbild, welches an der Wand hing. Es war das letzte, welches wir gemacht hatten. Es war Weihnachten vor dem Unfall und wir waren alle vor dem Eifelturm, weil wir uns dort die Lichter angesehen hatten. Es war unglaublich schön und wir drei lachten darauf. Das war nach wie vor mein Lieblingsbild und würde es wohl bleiben. Zu mindestens neben dem Hochzeitsbild meiner Eltern und dem ersten Foto nach meiner Geburt.
 

“Koron... unsere kleine ist noch zu klein, um das zu verstehen”, hatte mein Vater gemeint und mich dabei immer hochgehoben. “Doch egal, ob du einen Mann finden wirst oder nicht möchtest, so wirst du immer meine Prinzessin bleiben, Maron.” Diese Worte ließen mich immer kichern, denn da hatte er Recht gehabt. Ich wäre immer Papas kleine Mädchen geblieben. Daher hatte ich den gleichen Berufswunsch gehabt wie meine Eltern. Ich wollte Architektin werden und mit meinen Eltern zusammen im Büro arbeiten.
 

“Sobald ich frei bin... werde ich genau das tun, das verspreche ich euch”, versprach ich ihnen und würde durch meine Arbeit die Ihrige ehren. Vielleicht würden sie mir meinen Fehler von damals verzeihen können, aber ich hatte kaum eine andere Wahl. Sogleich schüttelte ich den Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf den Film.
 


 

Die Tage vergingen und das Klassentreffen war wirklich ganz angenehm gewesen. Der Mann, den ich begleitet hatte, war vier Jahre älter und hatte mich als seine beste Freundin ausgegeben. Er wollte eigentlich mit seiner Verlobten kommen, aber sie konnte nicht und um die Gerüchte zu vermeiden, warum er alleine war, hatte er die Agentur gebeten. Tatsächlich sah ich der Frau ähnlich, die seine beste Freundin auch war. Für mich war es demnach leicht in die Rolle zu schlüpfen und es hatte auch viel Spaß gemacht. Er war sehr bodenständig, obwohl er ein Juniorpartner in einer Kanzlei war. Das hätte ich nicht gedacht, dass er so normal war. Dadurch hatte ich eine Willkommene Abwechslung.
 

Zum Wochenende hin hatte ich mich wieder für zwei Galas schick gemacht. Diesmal waren es wirklich spießige Veranstaltungen. Sogar Mister Smith blieb nur so lange, wie er eben von seinem Ansehen her musste. Er hatte sich sogar im Vorfeld bei mir entschuldigt, denn bei solchen Events war er recht mürrisch unterwegs. Doch das machte mir nicht viel aus, denn ich hatte ihn mittlerweile von vielen Seiten kennen gelernt und wusste, wie er tickte und wie ich ihm den Abend dennoch ein wenig verschönern könnte. Es störte mich demnach nicht, dass wir früher weg waren, denn bei all den Snobs konnte man nur mies drauf sein. Zusätzlich hatte es den Vorteil, dass ich zeitig zu Hause war, sodass ich um einiges ausgeruhter am nächsten Morgen war.
 


 

Am Montagmorgen erwachte ich vor meinem Wecker und streckte mich einmal. Nur noch ein Galawochenende, dann konnte ich meine Konzentration erst einmal auf die Abschlussfeier legen. Denn diese würde am 09. April stattfinden und dafür musste ich noch einiges erledigen. Daher würde ich mir eine Liste machen, damit ich ja nichts vergessen konnte. Nachdem ich aus dem Bett raus kam, machte ich mir erst einmal einen Kaffee und wollte dann unter die Dusche, als sich eine Nachricht auf meinem Handy ankündigte. Direkt ging ich zum Nachtkasten und sah nach. Überrascht blinzelte ich, denn ich hatte eine Benachrichtigung von Misses Smith. Sofort öffnete ich diese.
 

“Guten Morgen, Jeanne... ich hoffe, ich wecke dich nicht”, las ich und musste schmunzeln. “Mein Mann hatte gestern ganz vergessen zu sagen, dass wir für den Samstag umdisponiert haben. Wir gehen nicht zur Operngala, sondern zu einem Maskenball. Dieser wird von einer Organisation für Kinder ausgerichtet und sie verdienen etwas mehr Aufmerksamkeit. Deshalb werden wir dort sein und du daher ebenso. Ich werde Freitag mit John dich abholen, um für dich ein pompöses Abendkleid zu besorgen. Natürlich geht das auf unsere Kosten, da wir kurzfristig die Einladung erhalten haben. Rest besprechen wir die Tage, Gruß Lilly.”
 

Erneut überflog ich die Zeilen und blinzelte einmal. Das war untypisch, dass das Ehepaar Smith kurzfristig eine Änderung gemacht hatte. Doch für mich war es eigentlich egal, wohin ich die beiden begleiten würde. Ein Maskenball klang aufregend und ich war neugierig. Daher freute ich mich schon jetzt darauf. Schnell tippte ich ihr eine Antwort und sagte ihr, dass sie mir kein Kleid kaufen müssten und ich am Freitag bereit wäre, um mit ihr einkaufen zu gehen. Es dauerte nicht lange und ich erhielt direkt eine Reaktion von ihr. Sie bestand darauf, die Kosten zu übernehmen, und freute sich ebenfalls auf die Shoppingtour mit mir. Seufzend sah ich auf die Nachricht und lächelte sanft, während ich ein ‘Danke’ zurück schrieb.
 

Man konnte ihr einfach nichts abschlagen, genauso wenig wie ihrem Mann. Schon musste ich schmunzeln und würde ihnen die Freude machen. Ich war schon gespannt, welches Kleid ich anziehen müsste. Doch da ich zum Glück keine Abneigungen hatte, außer der Farbe Pink, wäre es wohl auch nicht allzu schlimm, wenn es irgendwas Verrücktes oder Übertriebenes wäre. Da ich keine weitere Nachricht mehr bekommen hatte, beschloss ich schnell unter die Dusche zu springen. Dabei würde ich überlegen, was ich zum Essen wollte. Generell nutzte ich die freien Tage, um meine Wohnung sauber zu halten. Daher wollte ich noch meine Küche sauber machen und beschloss aus diesem Grund mir später eine Pizza zu bestellen. Auf diese Weise könnte ich alles sauber bekommen.
 

Kaum strahlte die Küche, schon lag ich auf dem Sofa. Freie Tage waren meist nicht so spannend und doch war ich danach fix und fertig. Deshalb entspannte ich bei meiner Lieblingsserie. Meinen Entschluss Pizza zu bestellen hatte ich weise gewählt, denn es war schnell und unkompliziert. Aber vor allem musste ich dafür nichts tun, außer an zu rufen. Gerade griff ich nach meinem Handy, um die Nummer meiner Stammpizzeria zu wählen, als sich ein Anruf ankündigte. Ungläubig weiteten sich meine Augen, als ich den Namen darauf erblickte. Sofort ging ich ran: “Rose und Ami!”, grüßte ich freudig die beiden und hörte schon ihr Lachen.
 

“Hey, Maron... woher wusstest du denn, dass Ami auch bei mir ist”, merkte Rosalie an.
 

“Ich kenne euch lang genug und weiß, dass ihr noch zusammen seid, wenn ihr gemeinsam unterwegs wart”, entgegnete ich und wir drei mussten wieder lachen. So waren die beiden nun Mal und das mochte ich auch an ihnen.
 

“Wir wollten dir nur Bescheid geben, dass wir in zwei Stunden landen werden... magst du morgen zum Brunch zu mir kommen?”, fragte Amélie, denn ihre Wohnung war etwas größer als die von Rosalie und mir. Aber ebenso zentraler gelegen, weshalb wir uns meist bei ihr trafen.
 

“Klingt nach einem Plan... ich bringe Brötchen und Croissants mit”, stimmte ich gleich zu. Da ich die beiden schon lange nicht mehr gesehen hatte, freute ich mich umso mehr auf das gemeinsame Essen und unsere Gespräche.
 

“Und ich bringe einen Kuchen mit”, meinte Rosalie, da wir sicher nicht nur brunchen würden.
 

“Also um 10 bei mir?”, stellte Amélie den Zeitpunkt klar. Dem stimmten wir beide direkt zu und sprachen noch kurz, wie es ihnen ging.
 

Erst als die beiden in den Flugmodus mussten, legten wir auf und ich grinste vor mich hin. Endlich waren die beiden bald wieder da und wir konnten gemeinsam einiges unternehmen. Durch diesen Anruf war ich voller Vorfreude und konnte es kaum erwarten, dass es nächster Tag werden würde. Tatsächlich war ich nun etwas aufgekratzt, weshalb ich mich mit einem Film ablenkte und doch nebenbei mir Notizen machte, was ich am kommenden Tag mitnehmen wollte. Neben den Brötchen und Croissants würde ich sicher noch Schokolade und Marmelade mit nehmen. Vor allem diejenigen, die wir gerne naschten. Wir hatten da oftmals unterschiedliche Geschmäcker, jedoch bei Schokolade und Marmelade waren wir auf demselben Nenner.
 

Während ich den Film genoss, bestellte ich mir noch mein Essen und konnte in meine Pizza nach 30 Minuten herzhaft hineinbeißen. Genüsslich stöhnte ich auf und für einen Moment war ich wie in einer eigenen Welt. Die Pizza war einfach göttlich köstlich. Das war einer der Gründe, warum ich dort immer meine Pizzen bestellte. Klar müsste ich eine Runde mehr im Park einlegen, doch das war es mir wert. Da ich genau wusste, dass ich sowieso nicht lange schlafen könnte, beschloss ich am nächsten Morgen Joggen zu gehen und danach einen Halt beim Bäcker machen, um das Gebäck für unseren Brunch zu holen. Daher stellte ich meinen Wecker schon ein und aß weiter die Pizza, ehe der Abspann des Filmes schon kam.
 

Schnell räumte ich noch auf und machte den Fernseher aus, bevor ich mich noch kurz frisch machte. Danach begab ich mich gleich ins Bett und freute mich schon richtig darauf, wenn der Morgen endlich beginnen konnte. Wie schon gedacht, bekam ich nicht sonderlich viel Schlaf, doch interessanterweise war ich um einiges fitter als gedacht. Deshalb stand ich kurz nach dem Weckruf des Handys auf. Es dauerte nicht lange, bis ich mein Joggingoutfit an hatte. Es bestand aus einer enganliegenden Hose, einem Sport-BH und natürlich einem größeren Shirt, welches meine Kurven kaschierte. Zwar hatte ich keine Probleme damit, doch ich wollte beim Joggen nicht begafft werden. Da wollte ich nur für mich sein.
 

In die Hosentasche, die in die Hose mit eingenäht war, hatte ich mein Handy und den Schlüssel verstaut. Im Handy hatte ich immer ein paar Geldscheine, damit ich nicht jedes Mal einen Geldbeutel mitnehmen musste. Meine Sportschuhe zog ich mir noch an und nahm meinen I-Pod, um beim Laufen Musik zu hören. Damit bewaffnet verließ ich meine Wohnung. Sogleich begab ich mich mit der Bahn zwei Stationen weiter, um zum Park zu gelangen. Dort lief ich normalerweise zwei Runden, doch diesmal machte ich drei draus. Irgendwie musste ich die Zeit etwas strecken, denn mein Lieblingsbäcker war noch nicht offen. Dieser machte nun mal das beste Gebäck.
 

Kaum war ich mit meiner dritten Runde durch, schon eilte ich zum Ausgang des Parks. Dort war ein Kiosk, wo ich mir immer ein kühles Wasser holte. Die Verkäuferin kannte mich schon und hielt mir das Wasser entgegen. Dankend nahm ich es an und trank dieses fast schon einem Zug leer. Genüsslich seufzte ich und nahm mir noch eine Flasche für den Weg mit, bevor ich beide Flaschen zahlte und mich bis zum nächsten Mal verabschiedete. Direkt führte mich mein Weg zwei Blocks weiter zum Bäcker. Dort sah ich mich einmal um und grinste, als ich all die Leckereien schon entdeckte. Sofort bestellte ich ein paar Croissants und gemischte Brötchen. Wir drei liebten die Vielfalt, besonders bei Körnerbrötchen konnte keiner von uns widerstehen.
 

Vom Bäcker bekam ich noch einen Leinenbeutel, in dem ich die Gebäcke transportieren konnte. Mit einem Lächeln dankte ich diesem und machte mich auf dem Weg nach Hause. Dort angekommen, schloss ich die Tür zur Wohnung auf, hing den Leinenbeutel auf und zog meine Schuhe aus. Schlüssel und Handy landen auf der Kommode. Gleich eilte ich zum Badezimmer, zog mich aus und stieg gleich unter die Dusche. Wohlig seufzte ich auf und genoss das kühle Nass auf meinem Körper. Einen Moment gönnte ich mir, bevor ich damit anfing mich zu waschen und ebenso meine Haare. Sie waren so lang, dass sie nun mal einiges Pflege bedurften. Nachdem ich fertig war, wickelte ich die Haare in ein Handtuch und trocknete mich ab, ehe ich ins Schlafzimmer ging.
 

Aus dem Schrank holte ich meine Sachen heraus und zog mir zuerst meine Unterwäsche an. Ich wählte schlichte und schwarze, da sie nun mal bequem waren und ich an diesem Tag definitiv etwas Entspanntes machen würde. Darüber zog ich meine Lieblingsjeans an und ein einfaches, aber enganliegendes Shirt. Zufrieden grinste ich mein Spiegelbild an und lockerte nun das Handtuch um meine Haare. Sogleich föhnte ich diese leicht an, ehe ich mir einen lockeren Dutt machte. So konnte ich problemlos rüber fahren zu Amélie und bei ihr würden die Haare fertig trocknen. Denn eigentlich war ich gar kein Freund vom Föhnen, da dies mein Haar stark angriff. Lächelnd schnappte ich noch meine Handtasche und eilte in den Flur.
 

Definitiv konnte ich es nicht mehr erwarten, die beiden wieder zu sehen. Schnell schlüpfte ich in meine Ballerinas und nahm den Beutel, das Handy und die Schlüssel. Erst dann ging ich durch die Wohnungstür und schloss diese hinter mir ab, bevor ich runter ging und mich zu der Bahn begab. Nun müsste ich knapp 15 Minuten mit der Straßenbahn fahren, um zum Wohnblock von Amélie zu gelangen. Sie wohnte näher zum Zentrum hin, während ich eher abseits war, weil mir wichtig war in der Nähe vom Park zu sein. Ich liebte die Natur und brauchte diese Ruhe, die ich dort immer finden konnte, wenn ich sie mal brauchte. Mein Handy holte ich noch hervor und schrieb den beiden, dass ich auf dem Weg war und mich sehr auf sie schon freute.
 

Zur Antwort bekam ich einen Kussmund von Rosalie und von Amélie ein Smiley mit Herzchenaugen. Gott wie ich die beiden vermisst habe. Sie erhellten meinen Alltag immer mit solchen Aktionen. Meist kamen lustige Unterhaltungen bei herum, aber öfters waren es nur Smileys. Wir waren schon daran gewohnt zu wissen, was die andere damit sagen wollte. Ich gebe es zu, wir sind vielleicht eine komische Konstellation, aber genau das liebten wir aneinander. Grinsend stieg ich an der Station aus und lief die Straße weiter, ehe ich in eine Seitenstraße bog und direkt schon das Wohnhaus sehen konnte. Es war mal wieder belebter um mich herum, doch das beachtete ich nicht weiter, denn ich hatte nur mein Ziel vor Auge.
 

Nur wenig später stand ich schon beim Hauseingang und klingelte bei dem Namensschild von Amélie. Ein paar Sekunden später wurde mir schon geöffnet und ich betrat den Hausflur. Wie von selbst sah ich nach, ob in ihrem Briefkasten etwas wäre. Das war schon normal von uns, dass wir diese mit rauf nehmen, sollte etwas drin sein. Da nichts da war, begab ich mich zur Treppe und dann zum 3. Stockwerk. Dort lebte sie in einer Maisonettwohnung, die einfach nur unglaublich war. Sie liebte es extravagant und daher war auch ihre Wohnung genauso ausgewählt und eingerichtet. Mein Grinsen wurde noch breiter, als ich die letzten Stufen nahm.
 

Bestimmt machte ich der Grinsekatze aus Alice im Wunderland Konkurrenz, da ich gerade die Wohnungstür erreicht hatte. Noch bevor ich dort klingeln konnte, schon wurde die Tür aufgemacht. “Maron!”, rief Amélie freudig aus und sprang mich bereits regelrecht an. Lachend fing ich sie auf und drückte sie gleich an sich.
 

“Hey Ami”, grüßte ich und sie seufzte.
 

“Endlich haben wir dich auch wieder um uns herum”, sagte sie ehrlich und zog mich regelrecht in die Wohnung hinein.
 

“Langsam, Kleines”, meinte ich. Da sie ein wenig kleiner als ich war, durfte ich sie so nennen.
 

“Ach was... ich habe dich schon über zwei Monate nicht mehr gesehen!”, erklärte sie gleich fast schon entrüstet. Tatsächlich war das eine lange Zeit. Normal sahen wir uns nur maximal zwei Wochen nicht. Doch dieses Mal war alles ganz anders. Rosalie und Amélie waren beide bei ihren Aufträgen gewesen und das für diesen längeren Zeitraum.
 

“Ich weiß, Kleines”, grinste ich sie an und sah mich in ihrem großzügigen Wohnzimmer um. “Ist Rose noch nicht da?”, fragte ich nach.
 

“Sie ist aufgehalten worden”, kicherte Amélie und führte mich schon zum Esstisch, der komplett gedeckt war. Während sie in die Küche ging, um den Kaffee zu holen, hatte ich die Brötchen und die Croissants aus dem Beutel genommen. Ebenso die Marmelade und die Schokoladencreme.
 

“Aufgehalten?”, wollte ich wissen und sie kam lachend zurück zum Tisch, wo sie gleich die Kanne mit dem Kaffee hinstellte und noch eine Karaffe mit Orangensaft.
 

“Ja... ihr Lover”, erklärte sie und nun zuckten meine Mundwinkel. Rosalie hatte seit einiger Zeit einen Verehrer. Mit ihm war sie sogar die letzten zwei Monate unterwegs. Ich wollte noch etwas wissen, doch da klingelte es schon und Amélie lief zur Tür. Erst machte sie unten auf und grinste mich an. “Wenn man eben vom Teufel spricht”, lachte sie und ich musste ebenso lachen. Sie war schon eine Hausnummer für sich. Nur einen Moment später öffnete sie die Tür und Rosalie lag schon in ihren Armen.
 

“Na... auch endlich hier?”, grinste ich sie an und es dauerte nicht lange, bis sie mich ebenso ansprang.
 

Amüsiert lachte ich, als ich auch das Gewicht von Amélie spürte. Wir knuddelten zu dritt und ich freute mich riesig, die beiden wieder um mich zu haben. Nach einer Weile lösten wir uns und setzten uns an den Tisch, denn so langsam bekamen wir alle Hunger. Wir gossen uns Kaffee und Orangensaft ein und begannen schließlich mit dem Essen.

Außergewöhnliche Vorlieben

“Mmmmh... das ist so lecker”, stöhnte Amélie, nachdem sie einen Bissen von ihrem Croissant nahm.
 

“Oh ja... absolut!”, stimmte Rosalie ihr direkt zu und ich freute mich, dass das Gebäck bei ihnen ankam.
 

“Somit habe ich das richtige mitgebracht”, grinste ich beide abwechselnd an und sie nickten sofort.
 

“So ist es, Maron”, kam es von Amélie.
 

“Und nun erzählt, wie war es auf eurer Kreuzfahrt?”, fragte ich neugierig nach und betrachtete die beiden eingehend. Während Amélie knallrot wurde, grinste Rosalie.
 

Damit war es für mich klar, dass sie beide voll und ganz auf ihre Kosten gekommen waren. Sie sahen sich gegenseitig an und danach begann Amélie zu erzählen, dass es eigentlich erst locker in einem Hotel in Madrid startete. Dort waren sie zwei Tage mit den Männern, die sie gebucht hatten, und sahen, wie die Chemie funktionierte. Da Rosalie ihren Kunden bereits schon von einigen Begegnungen kannte, war es bei ihr klar gewesen, dass sie mit ihm gut harmonisierte. Er hatte sie einige Wochen vor dem Ausflug für drei Galen gebucht und schon da hatte es scheinbar gefunkt zwischen ihnen. Ich könnte glatt meinen, dass Rosalie sich sogar in ihn verguckt hatte.
 

“Am dritten Tag wechselten wir zur Yacht... was dort auf uns wartete, hätten wir niemals zuvor gedacht”, meinte Rosalie und wurde noch röter um die Nase.
 

“Du wirst es nicht glauben, Maron... beide waren einfach unglaublich. Sie wussten genau, was wir wahrlich wollten und tatsächlich brauchten”, kam Amélie auf den Punkt und schien zu schwärmen. Ihr konnte ich ebenso ansehen, dass es ihr sehr gefallen hatte, mit ihrem Kunden unterwegs zu sein.
 

“Du meinst in jeglichem Sinne?”, hakte ich nach und wackelte mit den Augenbrauen.
 

“Korrekt... in jeglichem Sinn”, entgegnete Rosalie und meine Mundwinkel zuckten verdächtig.
 

“Also... habt ihr mit ihnen gespielt?”, fragte ich nach und bezog mich dabei auf ihren speziellen Lebensstil.
 

Denn beide waren sehr gerne in der Szene unterwegs. So oft sie konnten, machten sie Sessionen mit einem Dom. Beide waren devote Frauen. Man sah es ihnen zwar nicht an, doch wenn es ums Spielen ging, waren sie sehr unterwürfig. Obwohl sie durchaus hin und wieder kleine Gören sein konnten. So bezeichnete man die Frauen, die trotz ihres Subdaseins auch Widerworte gaben und sie eben auch mal ‘bockig’ oder gar ‘zickig’ verhielten. Solch ein Verhalten zog immer eine Bestrafung mit sich mit. Oftmals machten dies die Frauen, um genau das zu erhalten, da sie darauf standen. Besonders Rosalie liebte diese besonders.
 

“Oh ja... das haben wir wirklich”, bestätigte diese und Amélie kicherte leise.
 

“Auch... zusammen?”, fragte ich nach und beide nickte. Sie hatten keinerlei Probleme damit mit mehreren eine Session zu machen. Dahingehend waren sie sehr offen und sprachen darüber, wenn ich nachfragte. Ich war zwar auch in der Szene, jedoch nicht so oft wie die beiden. Das lag aber eher daran, weil ich keinen festen Dom mit meinem momentanen Job vereinbaren könnte. Das wäre einfach viel zu komisch. Auch ein Grund, warum ich noch Single war und dies bleiben würde, bis ich den Vertrag erfüllt hätte.
 

“Zwei Mal in der Woche hatten wir eine Session gemeinsam... also zu viert. Es war wirklich aufregend und erregend”, lächelte Amélie und Rosalie nickte zustimmend. Scheinbar hatte es beiden sehr gefallen, mal wieder von zwei Doms verwöhnt zu werden.
 

“Habt ihr mit ihnen auch geschlafen?”, kam es neugierig über meine Lippen, da ich wusste, dass sie nur selten mit den Männern schliefen. Jedoch meist dann, wenn sie in ihrem Spiel waren. Daher wollte ich heraus finden, ob sie das taten.
 

“Nun... zu Beginn war das nicht geplant”, gestand Rosalie zuerst und spielte nervös mit einer ihrer roten Haarspitzen.
 

“Es war uns anfangs noch nicht einmal klar, dass wir zusammen auf diese Yacht gehen würden”, fügte Amélie an und nun wurde ich hellhörig. Unbedingt musste ich wissen, warum dies so war.
 

Nun erzählten die beiden mir alles. Von Beginn an. Dass die Wahl auf Amélie erst kurzfristig gefallen war. Eigentlich wollte Rosalies Kunde Raphael erst alleine mit ihr wegfahren, doch da sie ihm von uns, ihren Freundinnen, erzählt hatte, hatte er vermutlich seinen Freund ebenso davon berichtet. Dadurch wurde Alessandro auf Amélie aufmerksam und wollte sie unbedingt kennen lernen. So wurde der Stein ins Rollen gebracht. Nun verstand ich so langsam, wie das Ganze von statten ging. Tatsächlich konnte ich mir sehr gut vorstellen, warum er gefallen an Amélie gefunden hatte. Sie strahlte durch und durch diese Gören-Attitude aus. Vermutlich wollte er genau das und hatte es dementsprechend erhalten.
 

Dass sie beide umso überraschter waren, konnte ich mir denken und grinste sogar. Denn ich vermutete, dass ihr Kunde das wirklich mit Absicht gemacht hatte. Er wollte, dass sie sich wohl fühlte und damit hatte er es ganz leicht erreicht. Zudem kamen alle scheinbar auf ihre Kosten. “Und... seht ihr die beiden wieder?”, fragte ich nach und musste mir ein Lachen verkneifen, da beide eine Spur röter im Gesicht wurden.
 

“Ehrlich gesagt... würde ich das sehr gerne”, gestand Amélie und biss sich auf die Unterlippe.
 

“Also... Raphael wollte mich bald wieder sehen”, lächelte Rosalie und zeigte auf ihr Handy. “Er hatte mich vorhin angerufen, weshalb ich zu spät kam.”
 

“Zu einer weiteren Session?”, hakte Amélie nach und neugierig blickte ich zu Rosalie.
 

“Ich vermute... er hatte... nach einem Date gefragt”, kam es etwas zögernd von ihr.
 

“Nach... einem Date? Wirklich?”, musste ich sicher gehen, dass ich mich nicht verhört hatte. Rosalie nickte schüchtern und irgendwie kannte ich sie so gar nicht. Scheinbar hatte sie sich wirklich in den Mann verguckt. “Und... was spricht dagegen?”, fragte ich vorsichtig nach.
 

“Es ist schwer zu sagen... ob er eben wirklich mich will”, versuchte sie es zu erklären und ihren Zwiespalt konnten wir gut verstehen. Durch unseren Job war es wirklich schwer zu sagen, ob die Leute eher uns sehen wollten oder eben das, was wir verkörpern sollten.
 

“Hm”, überlegte ich und sah zu ihr. “Und wenn du es ausprobierst... sei du selbst bei dem ‘Date’ und dann wirst du sehen, wen er genau will”, schlug ich ihr vor, denn nur wenn sie selbst war, konnte sie es heraus finden. Schließlich hatte er sie als Sub nun zu genüge kennen gelernt, doch im Alltag war sie durchaus schlagfertig.
 

“Maron hat Recht. Probiere es aus und wenn er dich nur wegen der Sessionen mag, dann bleib nur dabei”, meinte Amélie lächelnd und damit brachten wir Rosalie zum Grübeln.
 

“Vermutlich... habt ihr Recht”, meinte sie und würde es wohl ausprobieren. “Ich werde mich mit ihm verabreden... außerhalb des Jobs und der Szene”, kam es entschlossen von ihr und sie holte ihr Handy heraus, um ihm eine Nachricht zu schreiben. “Danach sehe ich weiter... nun aber genug von mir... wie waren die letzten Wochen bei dir, Maron?”, lenkte sie vom Thema ab und ich blinzelte über diesen schnellen Wechsel.
 

Einen Moment brauchte ich und räusperte mich, ehe ich ihnen von meiner Zeit berichtete, seit sie weg waren. Sie lauschten mit und sahen neugierig zu mir. Lächelnd sprach ich von den Galas und wie viel Spaß ich schließlich Dank Mister Smith hatte. Danach erzählte ich ihnen, dass ich zu einem Maskenball gehen würde. “Oh wie aufregend”, lächelte Amélie und wollte wissen, ob ich schon wusste, welches Kleid und welche Maske ich tragen würde.
 

Diese Frage musste ich verneinen, denn das war noch alles ungewiss. Direkt plapperten sie drauf los, was sie sich gut bei mir vorstellen könnten. Schmunzelnd betrachtete ich die beiden und grinste immer wieder, denn genau deshalb mochte ich sie beide so sehr. Sie waren sofort da und gaben mir Tipps und Hilfestellungen. Dafür war ich ihnen sehr dankbar. Dadurch hatte ich eine kleine Vorstellung, wonach ich am Freitag beim Shoppen achten würde. “Sag mal, warst du auch wieder mal im Club?”, wollte Rosalie plötzlich wissen und ich bekam direkt große Augen. Die Frage kam unerwartet.
 

“Ähm”, begann ich und biss mir auf die Unterlippe. “Ehrlich gesagt... war ich das letzte Mal Mitte Januar dort”, erklärte ich ihnen. Ich mochte zwar auch die Art und Weise des BDSM-Lebens und hatte nichts gegen die Praktiken. Jedoch war es schwer für mich los zu lassen. Das tat ich nur sehr selten und der Dom musste verdammt gut sein, denn ich war so etwas wie ein kleines Chamäleon. Ich konnte mehrere Rollen erfüllen. Von Sub bis hin zur Sklavin, aber auch eine Domina konnte ich durchaus verkörpern. In den Kreisen nannte man Leute wie mich eben Switcher und damit konnten nicht viele umgehen.
 

“Und... wann hattest du das letzte Mal einen Mann in deinem Bett?”, fragte Amélie und nun musste ich schlucken.
 

“Öhm... wahrscheinlich kurz davor”, antwortete ich ihnen ehrlich und beiden klappte der Mund auf.
 

“Wie machst du das nur?”
 

“Ihr wisst doch, dass One-Night-Stands einfach nichts für mich sind und in der Session muss der Dom sehr gut sein, sonst kann ich mich nicht fallen lassen”, erklärte ich und schlief generell nicht mit allen, denen ich erlaubte mit mir zu spielen. Es gab für mich da eine Grenze. Sie durften mit mir spielen, ab und an bekamen sie einen Hand- oder eben einen Blowjob, aber nur mit Kondom. Mehr ließ ich nie zu, da ich dies nur bei einer festen Bindung tun konnte. So war ich nun mal.
 

“Ja, das wissen wir... aber war kein passender Dom dabei, der dich richtig gefordert hat?”, fragte Rosalie nach und ich schüttelte den Kopf. Den richtigen Partner dafür zu finden war schwer und lag nahezu bei Null Prozent. “Soll ich... Raphael fragen, ob er jemanden kennt?”
 

“Das ist lieb gemeint, Rose, aber momentan habe ich dafür keine Zeit... vielleicht nach meiner Abschlussfeier”, verschob ich das Angebot auf einen späteren Zeitpunkt.
 

Obwohl ich meinen Freundinnen genau ansehen konnte, dass sie sich deshalb sorgten, so wusste ich auch, dass sie meine Entscheidung respektierten und nichts hinter meinem Rücken tun würden. Das war das Gute an unserer Freundschaft, wir halfen einander und hielten die Grenzen der anderen ein. Damit war das Thema durch und wir sprachen über alles andere. Vor allem machten wir aus, dass wir uns wieder einmal die Woche zum Brunch treffen würden. Hin und wieder würden wir ebenso zusammen Shoppen gehen, doch das würden wir abhängig davon machen, wie wir Zeit hätten und welche Termine auf uns warten würden.
 

Leider verging der Tag viel zu schnell, aber wir mussten am nächsten Tag alle drei zur Agentur, um die zusätzlichen Aufträge durch zu gehen. Zudem hatte Rosalie eine Antwort von ihrem ‘Kunden’ erhalten, dass er sich freuen würde mit ihr privat aus zu gehen. Daher hatte sie sich zu einem einfachen Abendessen verabredet und ich war gespannt, wie dieser Abend bei ihr enden würde. Ich wünschte ihr, dass es klappen würde und sie in ihm ihr Gegenstück gefunden hatte. Denn im Spiel schienen sie auf einer Ebene zu sein und sich perfekt zu ergänzen, weshalb die Session eben um einiges intensiver war.
 


 

Die nächsten Tage vergingen recht schnell und ich hatte nur eine Buchung. Ein normales Abendessen mit einem älteren Mann, der zur Firmenfeier nicht alleine erscheinen wollte. Er war sehr nett und charmant und absolut nicht aufdringlich. Darüber war ich mehr als erleichtert, denn es gab durchaus auch penetrante Kerle, die dachten, nur weil sie Geld hätten, würde man mit sich alles machen lassen. Allen voran glauben sie mit den Geldscheinen zu wedeln, würde ihnen erlauben mit einem zu schlafen. Bei solchen Kunden war ich oftmals froh, dass ich Noyn jederzeit anrufen konnte, denn in meinem Vertrag steht das fest, dass ich mit keinem Kunden schlafe. Egal welcher Preis geboten wurde.
 

Der Freitag kam schneller, als ich dachte und ich machte mich gerade etwas schick, da ich schon bald von John abgeholt werden würde. Misses Smith hatte mir zugeschickt, wann ich am Parkplatz sein müsste. Ich war schon gespannt, wie dies verlaufen würde und welche Kleider wohl angemessen wären. Immerhin war ich noch nie bei einem Maskenball. Bälle oder Galas waren eben das eine, aber durch die Masken war man irgendwie anonym und man konnte eben man selbst sein. Ich freute mich schon sehr darauf diesen live zu erleben. Mit Sicherheit wäre es dort nicht so steif, wie sonst bei solchen Anlässen und Feiern.
 

Pünktlich um 10 Uhr morgens verließ ich meine Wohnung. Ich hatte eine schöne rötliche Bluse an und einen schwarzen Bleistiftrock, der bis zu meinen Knien reichte. Dazu trug ich schlichte schwarze Pumps mit einem knappen zehn Zentimeter Absatz, der meine Beine auf natürliche Weise länger wirken ließ. Mein Handy war in der schwarzen Handtasche, genau wie mein Portmonee und Lippenstift. Denn wenn wir länger unterwegs waren, bestand Misses Smith darauf mit mir auch essen zu gehen. Danach musste ich immer meine Lippen nach fahren, damit diese eben weiterhin zum Outfit passten. Am Parkplatz wartete bereits John mit dem schwarzen Mercedes. Dieser war nicht so auffällig wie die Limousine.
 

Sogleich begrüßten wir uns und er machte mir die hintere Tür auf. Die Scheiben waren dort abgedunkelt und ich lächelte direkt die ältere Dame auf dem Sitz an. “Hallo, Jeanne”, kam es mit einem sanften Lächeln von ihr.
 

“Schön Sie wieder zu sehen”, entgegnete ich.
 

“Aber nicht so förmlich”, kicherte sie leise und einmal mehr sah ich, wie gut sie mit ihrem Mann zusammen passte. Sie waren beide herzlich und kümmerten sich um andere.
 

Wenige Minuten später fuhr das Auto auf einen kleineren Parkplatz und John öffnete uns die Türen. Überrascht sah ich mich um und musste feststellen, dass wir nicht mitten in der Stadt waren, sondern eher in den mittleren Bezirken. “Ich wünsche euch viel Spaß und warte am Wagen”, meinte John und Misses Smith nickte ihm zu.
 

Zusammen mit ihr ging ich zum Gebäude und wir betraten dieses. Von außen war es ganz schlicht und eines der älteren Gemäuer in Paris, aber im Inneren war es modern und überall hingen prachtvolle Kleider. Einige waren sogar auf Schaufensterpuppen ausgestellt und für einen Moment war ich wirklich baff. Das waren wahre Ballkleider mit einer Menge Tüll und auch in allen möglichen Farben. “Erschlagend, nicht wahr?”, hörte ich neben mir und blinzelte leicht.
 

“Irgendwie ja”, entgegnete ich und blickte zu Misses Smith.
 

“Diese Art von Kleidern sieht man heutzutage nicht mehr so oft. So hatte ich mich damals ebenfalls gefühlt”, sprach sie lächelnd aus und führte mich weiter. “Komm... wir wollen in die obere Etage, denn dort sind die etwas moderneren Ballkleider. Dort werden wir das richtige für uns beide finden”, meinte sie und immer noch überwältigt nickte ich ihr zu.
 

Oben war es wirklich ganz anders und ich sah mich neugierig um. Man sah dies wirklich nicht oft, weshalb ich diese Eindrücke und die Farben bewunderte, die um mich herum waren. Eine Dame mittleren Alters kam zu uns und fragte nach unseren Wünschen. Direkt kam Misses Smith auf den Punkt und erzählte, dass sie für sich und mich nach einem Abendkleid für einen Maskenball suche. Dazu ebenso passende Masken. Man konnte gleich erkennen, dass die Augen der Verkäuferin aufleuchteten. Da wurde mir bewusst, wie teuer diese Kleider wohl sein müssten. Bestimmt würde sie eine dicke Provision bekommen, sobald sie welche verkaufen würde.
 

Aus diesem Grund wunderte mich die erste Auswahl von ihr nicht. Sie brachte nur überteuerte Kleider und wollte diese uns schmackhaft machen. Doch weder die Farbe noch der Schnitt sagten uns zu und das machte meine Begleiterin nur zu deutlich klar. “Schätzchen... weder meiner Nichte noch ich sind so veraltet, um so etwas zu tragen”, kam sie auf den Punkt und ich konnte nicht glauben, wie direkt sie war. Aber auch hier merkte man klar, dass sie wie ihr Mann ebenso hart sein konnte.
 

Stotternd versuchte sich die Verkäuferin aus der Affäre zu ziehen, von wegen sie müsse noch sehen, welche Farben zu uns passten. “Es ist ganz einfach”, begann ich. “Meine Oma möchte etwas stillvolles in einem schönen silbernen Farbverlauf”, erklärte ich weiter und sah leicht zu Misses Smith, die anerkennend mir zunickte. Scheinbar hatte ich genau das gesagt, was sie hören wollte.
 

Erneut kamen scheinheilige Ausreden und Miss Smith seufzte. “Wenn sie ihren Kunden nicht zuhören, werden sie nie etwas verkaufen... und nun schicken sie Cherry her, sonst vergesse ich die gute Kinderstube”, kam es von ihren Lippen, während sie ihre Arme vor ihrer Brust verschränkte und wirklich böse aussah.
 

Ein Erschaudern meines Körpers konnte ich nur mit Mühe unterdrücken. Tatsächlich konnte ich nachvollziehen, wieso sie auf einmal so ernst und auch irgendwie kalt war. Ihre Geduld war überstrapaziert geworden und das war niemals eine gute Idee. Besonders die verschränkten Arme waren niemals ein gutes Zeichen. Ich konnte nur hoffen, dass die Frau endlich eine gewisse Cherry holen würde, sonst würde es noch ungemütlich werden. “Ich... aber natürlich... einen Moment”, kam es stammelnd von ihr und sie eilte davon.
 

“Immer diese unfähigen Stümper”, grummelte Misses Smith und meine Mundwinkel zuckten. Ein Lachen konnte ich gerade so vermeiden. “Egal von welchem Stand man ist... niemals sollte man sich so eine Frechheit gefallen lassen, Jeanne”, zwinkerte sie mir zu und dem konnte ich nur zustimmen.
 

“Das stimmt... Frechheiten sollte man sich nie gefallen lassen”, lächelte ich sie an und sie grinste nun breiter. Wir mussten nicht lange warten und erhielten endlich eine kompetente Verkäuferin, die sofort wusste, was wir wollten.
 

“Soll das Ballkleid für deine Enkelin ebenso silbern sein?”, fragte Cherry schließlich und es war schön, wie vertraut Misses Smith mit ihr umging. Scheinbar war sie ansonsten Stammkundin in dem Laden.
 

“Ich denke... ein wenig Silber würde nicht schaden”, meinte sie und sah mich an. “Doch ich denke eine andere Hauptfarbe wäre nicht allzu verkehrt”, merkte sie an und Cherry nickte leicht, ehe sie zu mir sah und mit mir gemeinsam die Farbpaletten durch ging.
 

Bei all den Farbbezeichnungen schwirrte mir bereits der Kopf. Das waren eindeutig viel zu viele. Schließlich hatte Cherry vier Farben herausgefiltert und war davon geeilt, um die passenden Kleider zu suchen. “So... wir probieren nun eins nach dem anderen aus, denn es sollte perfekt zu dir passen”, erklärte die Verkäuferin mit einem Lächeln und unweigerlich schluckte ich, als ich die Kleidersäcke entdeckte.
 

Von jeder Farbe hatte Cherry drei Kleider in den unterschiedlichen Schnitten herbei geholt und nun stand ich in der Umkleide und sollte diese anprobieren. Definitiv war ich überfordert und wusste nicht so recht, wie ich in die Kleider kommen sollte. Daher hatte Misses Smith mit mir zusammen die Umkleide betreten. “Erst... ziehst du die Bluse und den Rock aus... diesen Reifrock an und dann helfen wir dir in die Kleider”, schlug sie fast schon mütterlich vor.
 

“Oh... und wie ziehe ich es zu Hause an?”, wollte ich wissen und sie schmunzelte leicht.
 

“John wird dich morgen Mittag zu uns bringen und wir kleiden uns gemeinsam an”, meinte sie direkt und ihre Stimme ließ keinerlei Widerworte zu.
 

“O... okay”, brachte ich hervor und ließ mir von beiden Frauen helfen in die Ballkleider zu gelangen.

Der Maskenball

Die Kleider zählte ich schon gar nicht mehr, die ich anprobierte, denn es waren einfach sehr viele. Oder es kam mir nur so vor, weil es lange dauerte, bis diese angezogen wurden. Ich war schon kurz davor aufzugeben, da das richtige Kleid für mich gar nicht dabei war. Jedoch hatte mich Misses Smith überzeugt ein letztes an zu probieren. Es war Dunkelblau und silbern. Mit den Worten, dass dies das letzte wäre, welches ich anzog, ließ ich mich überreden. Deshalb schlüpfte ich in das letzte Kleid, welches mir gebracht wurde. In der Umkleide selbst war der Spiegel nur für den Oberkörper ausgerichtet, um zu sehen, ob das Dekolleté gut saß oder nicht. Das war bei solchen Kleidern wichtig.
 

“Und was sagst du dazu?”, wollte meine ‘Oma’ wissen.
 

In der Tat hatte ich einige der Kleider wegen der Optik an meiner Oberweite schon ausgeschlossen gehabt. Daher war ich auch schon etwas genervt und wollte schon sagen, dass es nicht gut war, aber ich stockte. Mein Blick war auf den Spiegel gerichtet und meine Augen weiteten sich direkt. Der Stoff und die Farbe schmeichelten mir, weshalb ich mich einmal kurz seitlich drehte und die schönen Träger betrachtete. Sie waren etwas breiter und lagen lockerer an meiner Schulter. Dabei bedeckten sie den Oberarm ein wenig und machten ein wundervolles Dekolleté. Problemlos könnte ich dazu eine schlichte Silberkette tragen. Vielleicht mit einer Perle dran.
 

“Nun... ich muss zugeben... der Schnitt gefällt mir und die mit Spitze eingearbeiteten Blüten sind wunderschön”, gestand ich und hörte schon das erleichterte Durchatmen von beiden Damen. Scheinbar waren sie erfreut über meine Worte.
 

“Dann sehen wir uns den Rest noch an?”, fragte Cherry und ich nickte, denn nun wurde ich neugierig.
 

Die Spitze, die ich bereits im Spiegel an den Trägern sehen konnte, zog sich über das gesamte Oberteil. Mein Blick an mir herab verriet mir, dass dieses hinab bis zu dem Saum fortgesetzt wurde. Der Farbverlauf war ebenso wunderschön und sehr zart gewählt. Während der obere Teil des Kleides dunkelblau war, wurde er ab der Taille abwärts etwas heller zu einem Royalblau und schließlich mündete es in einem Silber mit blauen Stickereien. Zuerst dachte ich, dass das der Übergang zum silbernen Teil zu hart wäre, aber das wurde durch silberne Sprenkel aufgelockert. Es sah auf dem Royalblau so aus, als wären es Sterne, die den Nachthimmel erhellten. Gespannt, wie das Kleid an mir aussehen würde, verließ ich die Kabine und schritt an die Spiegelwand.
 

Dort konnte ich mich von allen Seiten sehr gut sehen und demnach das gesamte Kleid betrachten. Noch hatte ich nur meine Pumps an und blickte mein Spiegelbild an. Meine Augen wurden größer, denn es sah unglaublich und traumhaft aus. “Und... was sagst du, Jeanne?”, wurde meine Aufmerksamkeit abgelenkt und ich blickte zu Misses Smith.
 

“Ich glaube... das ist es... es ist so anders”, antwortete ich und sie nickte zustimmend.
 

“Genau... es ist besonders... genau wie du”, lächelte sie mich an und bat noch nach Schuhen in Silber und Royalblau. “Such dir passende dazu aus... danach sehen wir nach der Maske und möglichem Schmuck”, bat sie mich und seufzend nickte ich.
 

“Okay, Oma”, sagte ich und würde dies tun. Sie mochte keine Widerworte, weshalb ich ihr den Willen ließ.
 

Es dauerte nicht allzu lange, bis allerhand an Schuhen gebracht wurden. Tatsächlich waren nur silberne und royalblaue dabei. Jeden einzelnen betrachtete ich und sortierte die heraus, die zu hoch waren. Da das Kleid bis zum Boden reichte, wollte ich dies genauso belassen. Es würde um einiges schöner aussehen, wenn man dadurch denken könnte, dass ich über dem Boden schweben würde. Mir fielen bei der Sortierung bereits drei Paare auf, die den perfekten Absatz hätten. Der eine war neun Zentimeter und die beiden anderen knappe zehn. Daher zog ich diese aus der Menge heraus und stellte sie nebeneinander, um mich eben nur auf diese drei zu konzentrieren. Grübelnd kaute ich etwas auf der Unterlippe.
 

“Damit hast du wohl deine Favoriten”, lächelte mich Lilly an. “Vielleicht entscheidest du die Schuhe anhand des Schmuckes und der Maske?”, gab sie mir den Tipp, denn das brauchte ich auch noch.
 

“Oh... ähm... natürlich... das wäre perfekt”, antwortete ich und sogleich eilte Cherry davon.
 

Mit besagten Dingen kam sie zurück und breitete diese auf dem Tisch aus. Es waren alles nur Farben, die zu dem Kleid und eben auch den Schuhen passten. Cherry war wahrlich eine verdammt gute Verkäuferin. “Probiere ruhig die Sachen aus, eins nach dem anderen und sieh dich im Spiegel an”, schlug sie sogleich vor und das tat ich.
 

Eines nach dem anderen zog ich an und betrachtete mich immer wieder im Spiegel, bevor ich zum nächsten überging. Gefühlt eine Ewigkeit später waren wir endlich soweit durch, sodass wir an der Kasse standen und Misses Smith einfach ihre Kreditkarte an Cherry gab. Sie hatte noch nicht mal den Preis abgewartet. Das war schon irgendwie faszinierend, wie spendabel sie damit umging. Als ich die Summe hörte, klappte mir für einen Moment die Kinnlade herunter. Allein mein Kleid hatte satte 9.239 Euro gekostet. Mit dem Schmuck und den Schuhen, sowie Handtasche, Maske und Seidenhandschuhen war das Outfit fast 15.000 Euro wert. Ehrlich gesagt fand ich es übertrieben, da man solch ein Kleid nicht oft trug, doch das war kein Problem laut Lilly.
 

“Nach dem Ball können wir es an einen Secondhandhändler geben und bekommen einen Großteil wieder zurück”, erklärte sie, denn das tat sie scheinbar mit ihrer Garderobe ebenfalls.
 

Der Preis hatte mich noch immer sprachlos gemacht, weshalb ich nur nickte und ihr zum Wagen folgte. Nur nebenbei bekam ich mit, dass John unsere Einkäufe geholt hatte und diese sicher im Kofferraum verstaut hatte. Tatsächlich war es schon Abend und Lilly bestand darauf mit mir noch essen zu gehen. Daher hielten wir an einem Restaurant, welches ihr zusagte, und aßen gemeinsam. Dabei unterhielten wir uns und besprachen hauptsächlich den kommenden Tag. Denn sie bestand nach wie vor darauf, dass ich zu ihnen kommen sollte, um mich mit ihr gemeinsam zurecht zu machen. Da es wohl ratsam war, stimmte ich dem zu und war schon auf den Maskenball gespannt.
 

Nach dem Essen wurde ich noch zum Parkplatz gebracht und Misses Smith erinnerte mich daran, dass John mich genau dort am nächsten Tag gegen 15 Uhr holen würde. Erst war ich verwundert, denn das war wirklich früh, doch wenn man bedachte, wie lange man für die Haare, das Makeup und das Kleid brauchte, war das vollkommen richtig gewählt. Lächelnd verabschiedete ich mich und ging direkt nach Hause. Dort machte ich mich kurz frisch und legte für den nächsten Tag alles bereit und war recht bald schon im Bett. Doch schlafen konnte ich noch nicht, weshalb ich mit meinen Freundinnen etwas chattete. Es war toll, dass sie wieder im Lande waren, so konnten wir jederzeit miteinander schreiben.
 


 

Irgendwann in der Nacht war ich wohl eingeschlafen, da ich erst mit dem Wecker wach wurde. Müde blinzelte ich und brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass schon morgen war. Sofort sah ich auf mein Handy und wurde leicht rot vor Verlegenheit. Mitten in einer Unterhaltung eingeschlafen zu sein, war mir schon lange nicht mehr passiert. Deshalb schrieb ich schnell den beiden, dass ich wohl doch müder war, als ich dachte und erhielt nur lachende Smileys zurück. Zum Glück war mein Wecker auf 8 Uhr morgens gestellt, weshalb ich mehr als genug Zeit hatte, alles noch einmal durch zu gehen.
 

Vor allem die Dinge, die ich mitnehmen müsste. Das erledigte ich sofort und machte mir etwas zu essen. Danach räumte ich etwas auf und stieg unter die Dusche. Pünktlich um 15 Uhr war ich am Parkplatz und John wartete bereits lächelnd. Er nahm mir gleich meine kleine Reisetasche ab und öffnete die Tür, damit ich einsteigen konnte. Schmunzelnd saß ich wenig später im Auto und ließ mich zu dem Haus von Mister und Misses Smith bringen. Schon zwei Mal war ich dort und doch war ich jedes Mal auf das Neue von der Architektur begeistert. Da war ich durch und durch in meiner Leidenschaft, aber dafür hatte ich diesmal definitiv keine Zeit.
 

Kaum waren wir bei dem Haus angekommen, schon wurde ich empfangen und ins Innere geleitet. “Schön, dass du da bist... der Friseur ist schon da”, frohlockte Lilly und ehe ich mich versehen konnte, saß ich schon auf einem Stuhl und wurde von zwei Stylisten zurecht gemacht.
 

Geschlagene drei Stunden später waren wir fertig und mussten nur noch den Schmuck anlegen. Die Haare wurden erst mit einem Lockenstab bearbeitet und danach hochgesteckt, wobei es bei mir noch leicht von der Schulter hing. Beim Schmuck hatte ich mir etwas Einfaches, aber auch klassisches ausgesucht. Eine Silberkette mit einem schönen Blumenmuster und drei blauen Saphiren darin. Dass diese echt waren, zertifizierte ein Schreiben, welches dazu gelegt war. Noch einmal betrachtete ich mich im Spiegel und erst jetzt merkte ich, wie nervös ich plötzlich wurde. Deshalb zog ich mir die Seidenhandschuhe an und atmete einmal tiefer durch. Nur noch die Maske fehlte und das Outfit wäre perfekt.
 

Als ich Schritte hörte, blickte ich auf und lächelte, denn das Ehepaar Smith kam hinunter und sah unglaublich aus. Sie wirkten wie aus einem Märchen in ihrem silbernen Outfit. Es stand beiden sehr gut und einmal mehr musste ich schmunzeln, da ich genau wusste, dass Lilly ihr Kleid meinem angepasst hatte. So passten wir farblich halbwegs zusammen und das war vollkommen in Ordnung. Schließlich galt ich als die Enkelin der Beiden und so sollte es auch bleiben. Zu mindestens solange es die beiden wollten. “Du siehst umwerfend aus, Jeanne”, lächelte Mister Smith mich sanft an und gab mir einen väterlichen Kuss auf die Stirn, nachdem er vor mir stand.
 

“Danke, ihr seht auch unglaublich aus”, gab ich das Kompliment zurück.
 

“Danke dir, Liebes... kommt... die Limousine wartet”, grinste Lilly breiter und irgendwie musste ich direkt kichern.
 

In solchen Momenten benahm sie sich wie ein junges Mädchen, welches zum ersten Mal zu einer Party durfte. Das fand ich großartig und wollte in dem Alter genauso sein und mich noch immer so für diese Dinge begeistern können. Draußen war tatsächlich schon John vor einer Limousine, doch es war nicht die gewöhnliche, sondern ein Hummer. Er war um einiges größer und demnach geräumiger. Es war eine schlaue Idee, denn mit diesen Kleidern war es wahrlich schwer in ein normales Auto zu gelangen. Kaum waren wir drinnen schon fuhren wir los und es dauerte nicht mehr allzu lange, bis wir bei dem Veranstaltungsort ankamen. Dieser war inmitten von Paris an zu treffen.
 

Das Gebäude von außen war zwar modern, doch ich wusste sofort, dass hier der Schein nun mal trug. Im Inneren wurde ein Saal errichtet, der dem prachtvollen Festsaal vom Palast von Versailles nach empfunden war. Eigentlich wäre ich direkt ausgestiegen und hätte alles erkundet, doch ein Räuspern erinnerte mich daran, dass ich noch meine Maske anziehen müsste. Immerhin würden wir zu einem Maskenball gehen und so sollte man nun mal den Wagen auch verlassen. Daher zog ich mir meine dunkelblaue Maske auf und prüfte noch einmal, ob diese richtig saß und lächelte sanft meine ‘Großeltern’ an. Sie nickten zustimmend und wir stiegen gemeinsam aus. Für einen Moment war ich abgelenkt, da ich von der Dekoration fasziniert war, welche den Weg zum Eingang des Gebäudes schmückte. Es war wahrlich märchenhaft.
 

Staunend blickte ich noch etwas hin und her, bevor ich meine Großeltern neben mir bemerkte. Wie von selbst röteten sich meine Wangen, da ich sichtlich abgelenkt war. Doch beide winkten ab und lächelten mich an. Sogleich schritten wir weiter und meldeten uns schließlich an. Danach wurden wir zur Garderobe geführt, wo wir die Mäntel abgeben konnten. Es ging alles recht schnell und wir waren schon im Saal. Fasziniert weiteten sich meine Augen, denn mit diesem prunkvollen Anblick hätte ich absolut nicht gerechnet. Mit Sicherheit hatte man hier auf jedes kleine Detail geachtet und das nicht nur bei der Gestaltung des Raumes, sondern auch bei der Organisation und Schmückung dieser Feier.
 

“Wundervoll, nicht wahr?”, hörte ich Mister Smith neben mir und ich blickte nickend zu ihm.
 

“Es ist wie in einem Märchen”, entgegnete ich ihm.
 

“Wohl wahr... komm, wir möchten dort drüben ein Foto von uns Dreien machen... dieses wird als Gemälde auf einer Leinwand angefertigt”, lächelte Misses Smith und ich blinzelte leicht bei ihren Worten.
 

“Ich... soll mit rauf?”, fragte ich nach und beide nickten. Trotz der Masken erkannte ich ihre weichen Gesichtsausdrücke und ihre Entschlossenheit. Leicht wurden meine Wangen rot. “In Ordnung... dann möchte ich ebenfalls ein solches Gemälde”, lächelte ich und nun strahlte Lilly wahrlich.
 

Es dauerte einige Minuten, bis die Posen angenommen wurden und schließlich das Bild gemacht wurde. Selbst der Fotograph hatte einen Smoking und eine Maske auf. Er hatte uns so aufgestellt, dass Lilly in der Mitte saß. Ganz und gar majestätisch. Henry, also Mister Smith, stand rechts von ihr und ich links von ihr. Auch wenn viele es als normal ansehen würden, so bedeutete mir diese Geste so viel mehr. Denn die beiden sahen in mir nicht nur eine Escort, sondern eben eine richtige Person, die zu ihnen dazu gehörte. Das machte mich glücklich und stolz zu gleich, weshalb mein Lächeln auf dem Bild mit Sicherheit echt und natürlich war.
 

Nachdem dies erledigt war, bat Mister Smith noch eines nur von mir zu machen. Dazu wünschte sich Lilly den großen Blumentopf dazu. So wirkte es, als wäre ich in einem Garten. Erst war ich verunsichert, doch die Freude wollte ich den beiden machen und ließ es demnach zu. Die beiden waren für mich eindeutig mehr als nur Kunden. Obwohl viele vor solchen Beziehungen warnten, so war es mir egal. Ich konnte beides trennen und da ich nicht mehr allzu lange als Escort arbeiten würde, wäre es sicher nicht verkehrt, wenn ich auch anders mit ihnen umging. Natürlich log ich sie wegen meinem Namen an, wobei ich mir gut vorstellen könnte, dass Henry und Lilly genau wussten, dass ich einen ‘Künstlernamen’ nutzte.
 

Da beide zufrieden mit dem Bild waren, machten wir uns auf den Weg zum Festsaal und wir Damen waren jeweils rechts und links von Mister Smith in der Armbeuge eingehakt. Bestimmt würden wir direkt die Blicke auf uns ziehen, denn es war untypisch, dass ein Mann mit zwei Frauen kam. Dieser Umstand ließ mich breit grinsen und ich war mir sicher, dass es den beiden genauso ging. Sie liebten die Aufmerksamkeit und gingen mit dieser perfekt um. Sie spielten damit und ließen die Leute in dem Glauben, was auch immer sich in ihrem Kopf zusammen setzte. Nur bei bestimmten Personen klärten sie diese auf, dass ich ihre Enkeltochter war und demnach war alles danach völlig anders, da die meisten mich ganz anders wahrnahmen. Das war äußerst interessant an zu sehen.
 

Im Ballsaal sah ich mich erst einmal um und staunte noch mehr. Dieser war wahrlich festlich eingerichtet, hatte eine Menge große, fast schon antikaussehende Kübel mit prachtvollen Blumen darin. Viele Rosen, aber auch Veilchen und Efeu, sowie grüne Blätterzweige, ähnlich wie Farn, waren arrangiert geworden. Verträumt blickte ich mich um, während Henry uns zu der Bar führte. Dort gab es die Getränke und er bestellte uns erst einmal jeweils ein Glas Champagner. Zwar wurden diese in moderneren Gläsern serviert, doch ehrlich gesagt fand ich dies nicht so schlimm. Es gab einen guten, aber auch eleganten Kontrast zu all dem Pompösen um uns herum. Definitiv war ich schon jetzt sehr begeistert von dieser Art von Gala und hätte nichts dagegen mehrere zu besuchen.
 

“Es sind schon so gut wie alle anwesend”, merkte Lilly zwischen zwei Schlucken an.
 

“Sieht so aus... ich denke... sie werden den Ball mit einem Tanz eröffnen”, fügte Henry hinzu und sah dabei mich an. Ich nippte gerade an meinem Glas, als er mir die Frage stellte: “Würdest du mit mir eine Runde über das Parket schweben?”
 

Blinzelnd hätte ich mich fast verschluckt, da ich annahm, dass er mit seiner Frau diesen Tanz machen wollte. “Oh... ich...”, begann ich und sah leicht zu Lilly, diese nickte lächelnd und in ihren Augen konnte ich die stumme Zustimmung sehen. “Also... wenn du möchtest, gerne Opa”, sagte ich daher schnell und zauberte beiden ein breites Grinsen auf das Gesicht.
 

“Das freut mich... trinken wir aus und dann sehen wir, ob sie die Musik einspielen würden”, grinste er daher und ich nickte, während wir ein wenig tranken und uns über Belangloses unterhielten. Wir warteten einfach ab, was passieren würde.
 

Einige Momente später traten eine Frau und ein Mann in die Mitte des Raumes, wo auch die Tanzfläche sein sollte. Auf der einen Seite waren die runden Tische so aufgestellt, dass immer zehn Personen an diesem Platz hatten. Es sah so aus, wie vermutlich damals die adeligen gefeiert hatten. Es war mehr als faszinierend für mich. “Guten Abend, verehrte Damen und Herren”, begann der Mann und drehte sich einmal um sich, damit er alle Gäste ansehen konnte bei seiner Ansprache.
 

“Wir freuen uns, euch alle so zahlreich zu begrüßen”, fügte die Dame in der Mitte an. Sie trug ein bordeaux rotes Ballkleid mit goldenen Stickereien am Saum und Oberteil.
 

“Lasst uns den Abend klassisch mit einem Tanz beginnen”, sprach der Mann und hatte seine Hand der Dame neben ihm gereicht. “Ich würde nun unsere ältesten Gäste in die Mitte bitten, um traditionell den Ball zu eröffnen. Die Herren dürfen ihre Tanzpartner frei wählen.”
 

Ein Lachen ertönte in der Menge, denn das war sowas von typisch. Man war durch den Ball wie in einer anderen Welt und einem anderen Zeitalter. Direkt spürte ich die große Hand von Mister Smith, die meine nahm und ich sah zu ihm auf. Lächelnd nickte ich und wir traten auf die Tanzfläche. Mehrere Paare fanden sich dort an und so würden wir diesen Abend und damit den Maskenball mit einem Klassiker beginnen. Die ersten Takte des Wiener Walzers ertönten und ich war in diesem Augenblick sehr nervös. Diese Tanzschritte hatte Henry mir sehr oft gezeigt und geübt, aber in diesem Kleid waren sie eine ganz andere Herausforderung. Sicher hielt er mich und lächelte mir aufmunternd zu.
 

“Denk nicht viel nach, Jeanne... lass mich dich wie immer leiten”, zwinkerte er mir zu und hatte meine Sorge sehr schnell erkannt. Das war so unglaublich an ihm.
 

“Sehr gerne, grand-père”, entgegnete ich und so begann unser Tanz.
 

Nichts um mich herum nahm ich wahr und hatte meinen Blick nur auf meinen Tanzpartner gerichtet. Noch nicht einmal bemerkte ich die Blicke eines jungen Mannes auf mir, der mich scheinbar zu mustern schien.

Ein besonderer Augenblick

Sichtwechsel zu Mister Unbekannt


 

Etwas gestresst kam ich schließlich am Gebäude an. Leider war ich einige Minuten zu spät dran. Es war nicht so einfach für mich aus dem Büro zu eisen, wenn viel anstand. Doch diesmal hatte ich einen guten Grund. Schnell richtete ich meine Maske, ehe ich aus dem Wagen stieg und die Schlüssel einem Parkservicemitarbeiter gab. “Pass gut auf mein Baby auf”, zwinkerte ich diesem zu und er nickte eifrig, da meine Stimmlage durchaus bedrohlich war.
 

“Natürlich, Sir... hier ihre Nummer”, sagte dieser schnell und dankend nahm ich den Zettel in die Hand.
 

Diesen steckte ich meine Jacketttasche und machte mich auf den Weg zum Eingang. Dort meldete ich mich an und schritt weiter in den Ballsaal. Für gewöhnlich hasste ich Bälle wie die Pest, doch der Anlass in diesem Fall war ehrenwert und nur zu gern würde ich dies unterstützen. Obwohl man es von mir nicht vermuten würde, so spendete ich gerne an Organisationen, die sich um Kinder kümmerten. Vor allem diese, die weder Eltern noch Familie hatten. Es war wichtig, dass sie versorgt waren und sie dennoch alles erreichen könnten, wenn sie es wollen würde. Dass nicht alles perfekt war, wusste ich nur zu genau. Daher half ich oftmals direkt vor Ort, wenn ich sowieso beruflich unterwegs war.
 

Je näher ich dem Saal kam, umso lauter hörte ich bereits die Musik. Es wurde der Wiener Walzer gespielt. Vermutlich war der Abend nun eröffnet. Mit schnellen Schritten betrat ich den Raum und steuerte direkt die Bar an. Dort bestellte ich mir einen Whiskey und würde nur diesen einen trinken, da ich mit dem Wagen da war. Nach einem kleinen Schluck widmete ich meine Aufmerksamkeit der Menge zu und allen voran der Tanzfläche. Es waren ungewöhnlich viele Paare darauf, doch das war wohl vollkommen normal auf solchen Bällen. Aber etwas war plötzlich anders. Eines der Paare stach enorm aus der Menge heraus. Eine unglaubliche fast schon majestätische Aura umgab sie beide.
 

Während ich noch einen Schluck zu mir nahm, lichtete sich die Tanzfläche und nur noch das eine Paar war darauf zu erkennen. Um mich herum nahm ich Raunen und Getuschel war, als sich das Lied leicht veränderte, tanze das Paar weiter und meine Augen weiteten sich, denn nun konnte ich die Frau in der Mitte des Saales besser mustern. Sie schien eine wahre Schönheit zu sein. Ihr blondes Haar war hoch drapiert und fiel auf einer Seite auf ihre Schulter. Das Kleid gab ein schönes Dekolleté frei. Plötzlich fühlte sich meine Kehle trocken an und ich nahm hastig einen Schluck zu mir. Innerlich verfluchte ich mich für diese Idee, denn ich hatte tatsächlich vergessen, dass ich Alkohol in meinem Glas hatte.
 

Der Whiskey brannte gefühlt alles durch. Schwerer schluckte ich und versuchte mir ein Wasser zu organisieren. Für gewöhnlich interessierte es mich herzlich wenig, wer tanzte oder wie die Personen aussahen. Jedoch bei ihr... war alles irgendwie anders. Meinen Blick konnte ich einfach nicht von ihr nehmen. Die Blondine schien förmlich über das Parket zu schweben und für einen Moment glaubte ich, dass sie ein Engel sei. Wie sie sich bewegte, war eindeutig nicht von dieser Welt. Denn sie war so leichtfüßig und anmutig unterwegs, obwohl ihr Kleid sicher einige Kilos mehr wog. Die kleinen Steinchen darauf glitzerten leicht und gaben ihr noch einen ganz besonderen Glanz.
 

Eindeutig... etwas stimmte nicht mit mir, da ich ihr schon jetzt eindeutig mehr Beachtung schenkte als allen anderen. Das Lied neigte sich dem Ende und einen Augenblick lang war ich traurig gestimmt, da ich sie nicht mehr tanzen sehen würde. Verwirrt über diesen Gedanken schüttelte ich meinen Kopf und blickte wieder auf die Tanzfläche. Mit geweiteten Augen und offenem Mund starrte ich sie an. Denn sie machte einen eleganten Knicks, sodass ihr Kleid bei der letzten Note des Songs auf dem Boden um sie herum lag. Wie von selbst formten meine Lippen ein ‘Wow’. Meine Neugier war geweckt und ich wollte unbedingt heraus finden, wer sie war.
 

Um mir etwas Mut zu machen, kippte ich schnell meinen Whiskey hinunter und ging zurück zur Bar, um mir ein Glas Wasser zu holen. Dieses leerte ich im Nu und machte mich auf den Weg zu der Unbekannten. Hoffentlich könnte ich sie in ein Gespräch verwickeln und mehr von ihr erfahren.
 


 

Sichtwechsel zu Maron / Jeanne


 


 

Bei den Klängen war mein Blick nur auf Henry gerichtet und als diese zu Ende gingen, nahm ich die typische Endpose der Damen ein. Meinen Kopf neigte ich leicht hinab und atmete einmal tiefer durch, da ich etwas aus der Puste war. Mister Smith reichte mir seine Hand und ich nahm sie entgegen, bevor ich mich erhob. Erst jetzt bemerkte ich den Applaus und blinzelte einmal, weil wir absolut alleine auf der Tanzfläche waren. “Wo sind denn alle hin?”, fragte ich leise.
 

“Sie haben uns Platz gemacht”, lachte Henry leise und führte mich zurück zu seiner Frau.
 

“Oh... das habe ich gar nicht mitbekommen”, gestand ich und lächelnd sah er zu mir.
 

“Das hatte ich bemerkt... es ist toll, wie du beim Tanzen dich führen lässt und alles andere vergisst”, meinte er und ich hörte darin ein Kompliment heraus.
 

“Das geht aber auch nur bei dir”, erklärte ich ihm, da ich ihm beim Tanzen vertraute.
 

“Es ehrt mich... ich bin mir sicher... irgendwann wirst du einem jungen Mann begegnen, der das ebenso bei dir bewirken kann”, kam es zuversichtlich von ihm und ich spürte, wie meine Wangen rot wurden.
 

“Nun... ich bezweifle, dass dem so sein wird... doch die Hoffnung darauf... ist etwas Schönes”, gab ich ehrlich zu. Denn mir war durchaus bewusst, dass ich in meiner jetzigen Situation sicher keinen Mann kennen lernen würde, der in mir etwas anderes als eine Escort sehen würde. Eine bezahlte Frau für einige Stunden.
 

“Du wirst schon sehen, Kleines”, munterte er mich gleich auf und wir kamen nun bei Lilly an.
 

“Oh ihr zwei... seid einfach so bezaubernd auf der Tanzfläche”, schwärmte sie sofort und gab mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie ihrem Mann einen Kuss auf die Lippen gab. Ich fand es süß, dass die beiden noch immer so liebevoll und zärtlich mit einander umgingen. Definitiv wollte ich solch eine Beziehung ebenfalls haben. Einen Partner an meiner Seite, der mich so nahm, wie ich war, und mit dem ich alt und grau werden konnte.
 

“Beehrst du mich heute auch mit einem Tanz, Lilly?”, fragte er seine Frau und ich kicherte leise.
 

“Aber nur... wenn wir unsere Kleine nicht zu lange alleine lassen”, zwinkerte sie ihm zu und überrascht blickte ich zu ihr.
 

“Wieso? Ich komme gut klar”, meinte ich direkt.
 

“Vermutlich... doch du wurdest eben beim Tanzen beobachtet... und das nicht nur von einem jungen Mann”, merkte sie an und perplex blinzelte ich.
 

“Das musst du dir eingebildet haben”, winkte ich ab. “Ich hole etwas Wasser... für euch auch?”, lenkte ich vom Thema ab und Henry nickte.
 

Noch bevor Lilly etwas sagen konnte, drehte ich mich zur Bar um und ging dort hin. Ich war mir sicher, dass sie das nur so gesagt hatte. Niemand würde mich interessant finden und schon gar nicht, sobald derjenige erfährt, was mein Job war. Seufzend bahnte ich mir meinen Weg zur Bar, doch weit kam ich nicht. Beinahe wäre ich mit jemandem zusammen gestoßen, doch ich konnte gerade so ausweichen. Jedoch stolperte ich dadurch und spürte schon die Schwerkraft, die mich nach hinten zog. Instinktiv schloss ich meine Augen und erwartete den Aufprall, aber das passierte nicht. Im Gegenteil. Ich spürte eine Hand in meiner und eine an meinem Rücken. Jemand hatte mich aufgefangen und zog mich gerade wieder auf die Beine.
 

Augenblicklich schlug ich meine Augen auf und blickte auf. Sofort bemerkte ich die braunen Augen, die so klar waren. Er schien mich zu mustern und erst da bemerkte ich, dass er mich ganz dicht an sich gezogen hatte. Fast so als hätte er Angst, ich würde mich verletzten. Tatsächlich konnte ich Sorge in seinen Augen erkennen, aber auch etwas anderes. “Danke”, verließ es leise meine Lippen und ich sah erst jetzt, dass er die gleiche Maske trug wie ich. Diese war nur eben für Männer ausgelegt. Die Farbe war identisch und auch die Form.
 

“Jederzeit”, entgegnete er und ich konnte es nicht verhindern, dass mein Körper bei dem Klang seiner Stimme erschauderte. “Alles... in Ordnung?”, fragte er nach und hatte doch tatsächlich ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen.
 

“Ähm... ja... natürlich... würdet ihr mich loslassen, Sir?”, bat ich ihn direkt. Es war mir irgendwie peinlich, dass er mich so vertraut in seinen starken Armen fest hielt. Aber... es fühlte sich auch wundervoll an, denn unter seinen Berührungen kribbelte es auf meiner Haut.
 

Dieser Umstand verwirrte mich enorm, weshalb es mich sehr nervös machte. Daher hatte ich ihn wohl mit Sir angesprochen. Normalweise nutzte ich dies nur in geschützten Räumen während einer Session. Innerlich verfluchte ich meinen Mund, weil er schneller sprach, als ich dachte. Das lag sicher daran, dass mein Herz sehr schnell schlug. Scheinbar war auch er verwundert über meine Wortwahl, da er für einen Moment seinen Griff lockerte. Dies nutzte ich direkt aus, um mich gänzlich von ihm zu lösen. Schnell entschlüpfte ich seinen Armen und dankte ihm noch einmal, bevor ich schon zur Bar eilte. Definitiv musste ich Abstand zu ihm gewinnen. Zudem konnte mir ein Drink gar nicht schaden, sogar einen ganz starken. Whiskey pur wäre mehr als perfekt.
 

Genau das bestellte ich mir an der Bar. Der Blick des Barkeepers war einfach unbezahlbar und brachte mich dazu zu schmunzeln. Dankend nahm ich das Glas entgegen und kippte es in einem Zug weg. Das Brennen kannte ich sehr gut und das lenkte mich echt gut ab. “Nun bitte zwei Gläser Wasser”, zwinkerte ich ihm zu und ich erahnte einen Hauch von einem Lächeln auf seinen Lippen.
 

Mit beiden Gläsern bahnte ich mir den Weg zurück zu dem Ehepaar Smith und reichte ihnen diese. Dankend nahmen sie es an und zum Glück hatten sie nichts mitbekommen. Ansonsten hätte Lilly mich sicher durchlöchert. Doch Antworten hätte ich ihr keine geben können, da ich selbst noch nicht einmal wusste, was das vorhin war. Den Kopf schüttelte ich leicht, um meine Gedanken zu ordnen. Der Kerl hatte mich wirklich aus der Bahn geworfen. Doch mit den Gesprächen konnte ich ihn für den Augenblick tatsächlich vergessen. Henry hatte uns noch Getränke bestellt und wir aßen ein paar Häppchen, während einige wieder das Tanzbein schwangen.
 

Tatsächlich war ich sehr gut abgelenkt worden, sodass ich mich einfach auf das Hier und Jetzt konzentrieren konnte. Mittlerweile amüsierten wir uns köstlich über die anderen Gäste, denn einige von ihnen hatten wahrlich komische Definitionen von Masken oder Frisuren. “Oh... wie mir scheint... werden wir gleich Besuch von deinem Verehrer bekommen, Jeanne”, kicherte Lilly plötzlich und verwirrt blinzelte ich sie an.
 

“Was... meinst du denn damit?”, fragte ich vollkommen überrumpelt und ungläubig. Nach wie vor verstand ich nicht, was sie mit einem Verehrer meinte, denn ich bezweifelte stark, dass sich irgendjemand für mich interessieren würde.
 

“Ich meine damit den jungen Mann, der dich seit eurem Eröffnungstanz beobachtet hatte”, erklärte sie direkt und nahm einen Schluck. Fragend blickte ich sie immer noch an und zu meinem Leidwesen hatte sie mich nun. Ich war neugierig.
 

“Wer sollte mich bitte beachtet haben?”, hakte ich daher nach und konnte nur zu deutlich ihr triumphierendes Lächeln sehen. Henry hielt sich heraus und bestellte lieber noch eine Runde Wasser für uns drei. Vorhin waren wir darauf umgestiegen, da wir uns auf der Feier nicht betrinken wollten.
 

“Na der Mann, der witzigerweise sogar einen dunkelblauen Anzug trägt”, erzählte sie weiter und noch mehr Fragezeichen tauchten vermutlich wie in einem Cartoon über meinem Kopf auf. “Sein Anzug hat die gleiche Farbe wie dein Kleid und es schimmert leicht silbern in dem Licht”, führte sie fort, fast so als hätte sie meine Frage erahnt. “Und er kommt nun sogar zu uns rüber”, kicherte sie und trank noch etwas aus ihrem Glas.
 

Wie von selbst weiteten sich meine Augen. Das konnte sie doch nicht ernsthaft meinen. Dieser ominöse Verehrer konnte wegbleiben, denn ich hatte kein Interesse daran ihm zu begegnen. Daher wollte ich mich retten, indem ich vorgab, dass ich auf die Toilette müsste. Aber ich war viel zu langsam. Im Augenwinkel hatte ich einen Teil seines Anzuges gesehen und musste wohl zugeben, dass die Farbe identisch zu meinem Blauton im Kleid war. Jedoch bezweifelte ich, dass er mich beobachtet hatte. “Guten Abend, Mister”, begrüßte Lilly ihn freundlich und lächelnd.
 

“Guten Abend”, sprach nun auch noch Henry. Innerlich verdrehte ich meine Augen und war mir sicher, dass Lilly etwas sah, wo nichts wahr. Daher bereitete ich mich schon darauf vor, den ‘jungen Mann’ gehörig die Meinung zu geigen. Aus diesem Grund drehte ich mich schon leicht zur Seite, wo er stand, und wollte schon anfangen, jedoch blieb mir das Wort wortwörtlich im Hals stecken.
 

“Guten Abend zusammen”, erklang seine Stimme und wie von selbst breitete sich eine angenehme Gänsehaut auf meiner Haut aus. Tatsächlich stand mein Mister Unbekannt, der mich vorhin vor einem Sturz gerettet hatte, direkt vor mir. Mir klappte der Mund leicht auf, da ich ihn als mein bezeichnet hatte. Jedoch fing ich mich schnell wieder und versuchte mich mit meinem Getränk ab zu lenken.
 

Heftig schlug mein Herz in meiner Brust und mein Blut rauschte förmlich in meinen Ohren. Schwerer schluckte ich, um dies in den Griff zu bekommen. Dennoch konnte ich der Unterhaltung nicht wirklich folgen. Zwar sah ich, wie Henry mit dem Unbekannten sprach, aber die Worte verstand ich nicht wirklich. Sogar seinen Namen hatte ich nicht mit bekommen. Ich hatte nur Mister N... verstanden und grübelte angestrengt, wie ich meinem Dilemma entgehen konnte. Es würde ein ganz falsches Bild auf mich abgeben, weil ich den Namen nicht gehört hatte. Man würde mir nachsagen, dass ich solch einfache Dinge nicht merken konnte.
 

“Dürfte ich die junge Dame zu einem Tanz entführen?”, vernahm ich plötzlich seine Stimme und blinzelte einmal.
 

“Sie... möchten mit mir tanzen?”, fragte ich fast schon ungläubig nach.
 

“So ist es... denn ihr tanz hervorragend”, antwortete er mir und wie von selbst hob ich meine Augenbraue an.
 

“Wie kommt ihr denn darauf?”, konterte ich und sah ihn direkt an. Irgendwas blitzte in seinen Augen auf, doch ich konnte das nicht betiteln.
 

“Nun... ich hatte euch zuvor tanzen sehen und war mehr als fasziniert davon”, erklärte er und meine Skepsis wuchs ein wenig mehr an.
 

“Ach ja? Hattet ihr uns so gut beobachten können?”, hakte ich nach und konnte dies einfach nicht lassen. Irgendwie wollte ich ihn provozieren. Einfach aus der Reserve locken, auch wenn mir in dem Moment nicht bewusst war, warum ich dies tat, so tat ich es.
 

“Oh ja... so gut sogar, dass mir eure Schuhe aufgefallen sind. Sie sind nicht zu hoch und auch nicht flach. Ein paar Steine sind daran, die im Licht leicht glitzern. Sie sind dunkelblau... genau wie euer Kleid oder auch mein Anzug”, zählte er die Fakten auf und gerade war ich mehr als überrascht, dass ihm das aufgefallen war. “Und... gewähren Sie mir nun einen Tanz?”, wollte er mit einem Grinsen von mir wissen.
 

Für einen Moment war ich wahrlich sprachlos. Dass er scheinbar genau wusste, wie meine Schuhe aussahen, hatte mich beeindruckt, aber es war auch beängstigend. Daher wog ich in meinem Inneren ab, ob es klug war mit ihm zu tanzen oder nicht. Entgegen meiner Vernunft nickte ich schließlich, was ihm ein ehrliches Lächeln auf die Lippen zauberte. Das überraschte mich erneut an diesem Abend und er bot mir seine Hand an. Leicht schluckte ich, aber legte meine eigene hinein und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen. Mit jedem Schritt wurde ich nervöser und konnte nur hoffen, dass ich mich nicht allzu sehr blamieren würde.
 

“Keine Sorge... ich werde euch sicher fest halten”, sprach er aus, fast so als würde er meine Bedenken sehen.
 

“Oh... ich... hoffe doch”, entgegnete ich und versuchte nicht zu rot im Gesicht zu werden. Es war etwas peinlich, aber im Endeffekt doch recht schön, weil er eben meine Gefühle mit berücksichtigte. Viel konnte ich nicht mehr darüber nachdenken, denn wir waren inmitten der Tanzfläche und begannen nun uns zur Musik zu bewegen.
 

Erst war es etwas holprig, da wir noch den Rhythmus finden mussten, doch nach nur einigen Tankten waren wir recht synchron und ich konnte mich mit einem Mal fallen lassen. Genauso, als würde ich mit Mister Smith tanzen. Es war magisch und in einer gewissen Weise perfekt zwischen uns. Wir sahen uns tief in die Augen und ich könnte schwören, dass ich weit hinein sehen konnte. Bis hin zu seiner Seele, die so viel mehr Preis gab, als er dies wohl tun wollte. “Seht ihr... ihr tanzt perfekt”, raunte er und ließ mich dadurch blinzeln.
 

“Oh... ihr seid ein Schmeichler”, entgegnete ich mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
 

“Eigentlich nicht... aber bei euch... scheine ich nicht anders zu können”, sprach er aus und ich konnte ihm ansehen, dass er das absolut ernst meinte. Daher wurde ich verlegen und bestimmt wurde ich rot.
 

“Und... warum ist es bei mir so?”, wollte ich neugierig von ihm wissen, denn das war nun spannend.
 

“Hmmmm”, entkam es ihm von den Lippen. “Wenn ich ehrlich sein sollte... bei solch einem Engel... sollte man sich von der besten Seite zeigen”, antwortete er mir und bei diesen Worten weiteten sich meine Augen.
 

“Engel?”, hakte ich nach und er nickte.
 

“Mhm... denn so wie ihr über das Parket schwebt... könnt ihr nur ein Engel sein”, erklärte er und schwerer schluckte ich. Dies konnte er sicher nicht ernst meinem.
 

“Ich denke... ich bin Meilen weit von einem Engel entfernt”, schmunzelte ich schließlich und konnte seine Mundwinkel zucken sehen. Leicht beugte er sich zu mir runter.
 

“Für mich... bleibt ihr ein Engel, Jeanne”, raunte er an meinem Ohr und augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut vom Feinsten. Es war unglaublich, was seine Stimme mit meinem Körper machte.
 

“Ich bezweifle, dass ihr dies noch sagen werdet, wenn ihr mich besser kennen würdet”, forderte ich ihn erneut an diesem Abend heraus. Schon wieder blitzte etwas in seinen Augen auf und ehe ich mich versah, veränderte sich die Musik.
 

Sogleich schaltete er auf den neuen Klang um und führte mich souverän über die Fläche. Überrascht brauchte ich einen Moment, doch ich folgte seinen Bewegungen und genoss gerade seine Führung sehr. Er war unglaublich, wie schnell und einfach sich das alles bei ihm anfühlte. Gerade in dem Moment kamen mir die Worte von Henry in Sinn: “Eines Tages kommt ein junger Mann, der dich genauso gut führen kann, wie ich.” Einen Augenblick lang weiteten sich meine Augen, denn dies traf wohl gerade wirklich ein. Dass ich mit jemand anderem genauso gut harmonisieren würde, hätte ich niemals gedacht.

Das Ende eines tollen Abends

Für den Augenblick auf der Tanzfläche vergaß ich alles andere um mich herum. Es war so einfach und beschwert alles los zu lassen und sich führen zu lassen. Egal welcher Rhythmus gespielt wurde, ich konnte ihm irgendwie vertrauen. Wieso ich ihm mein Vertrauen schenkte, obwohl ich ihn gar nicht kannte, wusste ich nicht. Aber etwas in seinem Blick hatte mich überzeugt und so war ich mit ihm tanzen gegangen. Noch immer waren wir auf dem Parket und es fühlte sich unglaublich befreiend an. Erst als wir eine Pause brauchten, hielt er meine Hand und führte mich zurück zu Henry und Lilly. Beide lächelten und ich konnte schwören, dass Lilly mir zu gezwinkert hatte. Immerhin hatte sie recht gehabt mit meinem ‘Verehrer'.
 

“Ihr seid sicher durstig”, grinste der ältere Herr und reichte uns jeweils ein Glas mit Wasser.
 

“Danke”, lächelte ich ihn an und auch mein Mister N. hatte sich bedankt. In einem Zug hatte ich die Flüssigkeit getrunken und da merkte ich erst, wie trocken mein Hals wirklich war.
 

Daher beschloss ich noch ein Glas zu besorgen und war froh, dass Henry meinen Tanzpartner in ein Gespräch verwickelte. Auf diese Weise konnte ich kurz zur Bar rüber, um mir etwas zu trinken zu holen. Doch durch den kleinen Abstand zwischen uns, waren meine Gedanken wieder voll da. Ich verhielt mich so untypisch. Normalerweise würde ich niemals mit einem anderen Mann tanzen. Noch dazu mit einem Fremden. Definitiv war ich nicht ich selbst. Irgendetwas hatte der Kerl mit mir gemacht, aber was es war, konnte ich noch nicht sagen. Doch ich würde ihm sicher nicht erneut erlauben, mich so durch einander zu bringen. Vor allem weil ich genau wusste, wie er reagieren würde, wenn er die Wahrheit über meinen Job erfahren sollte.
 

Noch einmal atmete ich tiefer durch und holte noch ein Glas Wasser, bevor ich zurück zu den anderen ging. Es war gut, dass ich einen Moment für mich hatte, so war ich wieder gestärkt und würde den Abend bravourös über die Bühne bringen, ohne dass mich Mister N. aus dem Konzept bringen könnte. Zum Glück war es auch schon recht spät, weshalb Henry und Lilly nur noch eine knappe Stunde blieben, ehe sie sich verabschiedeten. “Es war ein wundervoller Abend”, schwärmte Lilly, während sie sich von dem jungen Mann verabschiedete und Henry ihm seine Hand gab.
 

“In der es war ein wunderbarer Abend”, stimmt der Unbekannte zu und hatte dabei mich im Auge. Ich musste aufpassen, um keine Miene zu verziehen. Tatsächlich fiel es mir schwer, doch ich schaffte es, nur minimal einen Mundwinkel nach oben zu ziehen.
 

“Vielen Dank für ihre Gesellschaft”, erklärte ich diplomatisch neutral. Da ich mich bei ihm bedanken wollte ich, war das der beste Weg.
 

“Es war mir eine Ehre”, konnte er sich den Kommentar nicht verkneifen, denn ich erkannte sein Grinsen allzu deutlich. Er nahm meine Hand in seine und führte sie zu seinen Lippen. “Sehen wir uns wieder, Jeanne?”, fragte er ungeniert direkt, nachdem er meinen Handrücken geküsst hatte.
 

“Wir werden sehen”, zwinkerte ich ihm herausfordernd zu und entzog ihm meine Hand.
 

Danach ging ich vor und wusste genau, dass Henry und Lilly mir folgen würden. Klar hätte ich ihm meine Nummer geben können, aber es gab einige Gründe, die dagegen sprachen. Erstens hatte er nicht danach gefragt, auch wenn ihm keine Wahl gelassen hatte. Zweitens konnte ihm diese nicht geben, da er sonst erfahren würde, dass Jeanne nicht mein wahrer Name war und drittens... ich wollte ihn nicht noch näher an mich heran lassen. Mein Kopf sperrte sich dagegen, obwohl mein Herz zu gerne ihn irgendwann wieder sehen wollen würde. Niemals hätte ich gedacht, dass jemand mich so aus der Bahn werfen konnte, doch er hatte es geschafft. Einfach so.
 

“Es ist schade, dass du ihn nicht nach seiner Nummer gefragt hast”, hörte ich Lilly und blinzelte, da ich nicht bemerkt hatte, dass wir schon unsere Mäntel geholt hatten und am Wagen standen.
 

“Oh... das schickt sich doch nicht für eine Lady”, ließ ich mir was einfallen und fand die Ausrede richtig gut. Augenblicklich lachte Henry und auch Lilly kicherte bei diesen Worten. Erleichtert lächelte ich die beiden an, während wie einstiegen und John die Autotür hinter uns schloss.
 

“Das stimmt... und wenn er Jeanne wieder sehen will, wird er einen Weg finden”, grinste Henry und verwirrt blinzelte ich, ehe ich meinen Blick zu ihm wand.
 

“Stimmt... schließlich hat er sie auch zum Tanzen gebracht”, kicherte Lilly und nun klappte mir der Mund auf. Dass die beiden gemerkt hatten, wie anders ich mich heute verhielt, war gar nicht gut. Schnell räusperte ich mich.
 

“Das war nur eine Ausnahme... ich war verwundert, dass er wusste, wie meine Schuhe aussehen... eigentlich sehen die Kerle nie auf die Schuhe”, versuchte ich zu erklären. Erneut lachte Henry und Lilly gluckste amüsiert.
 

“Absolut... das muss es gewesen sein”, meinte sie lachend und ich wusste nur zu gut, dass sie das ganz anders sah.
 

Jedoch war ich auch froh darum, dass beide nicht näher darauf eingingen. Schließlich war ihnen einer meiner Probleme sicher bekannt, warum ich nicht die Nähe zu einem Mann zu lassen könnte. Zumindest eben momentan nicht. Die Fahrt zurück zum Anwesen der Smiths verlief eher zwanglos. Wir sprachen über die Gala am nächsten Tag, zu der mich John wie gewohnt gegen 17 Uhr abholen würde. Diesmal würden wieder beide Ehepaare da sein, da es eines ihrer Lieblingsevents waren. Danach würde Henry zwei Wochen zu einer Geschäftsreise aufbrechen und Lilly würde ihn begleiten. Somit würde ich keinen Auftrag von den beiden erhalten in der Zeit.
 

Am Anwesen machte John die Tür wieder auf und wir stiegen aus. Ich würde mich oben umziehen und danach in normalen Klamotten nach Hause fahren. Wobei Henry darauf bestand, dass John mich fuhr. Es war seiner Meinung nach viel zu spät, als dass ich alleine mit dem Taxi fahren könnte. Nach all den Jahren achteten sie noch genauso auf mich wie am ersten Tag. Deshalb gab ich jeglichen Protest einfach auf und sagte John, dass ich mich beeilen würde. Doch er winkte wie immer ab und grinste mich an. “Auf eine solch bezaubernde Lady lohnt es sich zu warten”, kam es jedes Mal von seinen Lippen und ich lachte darüber. Er war wahrlich ein Charmeur und nicht nur ein Chauffeur.
 

Im Haus half mir Lilly aus dem Kleid und bedauerte, dass ich nicht über Nacht blieb. Aber das machte ich generell nicht. Niemals bei meinen Kunden zu Hause übernachten. Auch wenn ich die beiden als weitaus mehr sah als lediglich meine Kunden, so würde ich niemals diese eine Grenze überschreiten. Deshalb zog ich mich schnell um und packte meine Sachen zusammen, um mit meiner Tasche wieder nach unten zu kommen. Dort verabschiedete ich mich von dem älteren Ehepaar und wünschte ihnen eine ‘Gute Nacht’. Erst dann konnte ich beruhigt das Haus verlassen und ließ mir von John in den Wagen helfen, ehe er selbst einstieg und mich nach Hause brachte.
 

Lange dauerte es nicht und er ließ mich wieder am Parkplatz aussteigen, wo er mich zuvor schon abgeholt hatte. “Morgen 17 Uhr bin ich wieder hier... oder sollte ich heute sagen”, grinste er breiter, denn es war schon längst nach Mitternacht gewesen.
 

“Alles klar”, lachte ich leise und dankte ihm für seine Zeit. “Ich werde pünktlich hier sein”, versprach ich ihm.
 

Auf direktem Weg schritt ich mit meiner Tasche in der Hand zu meinem Wohnhaus. Schnell hatte ich die Eingangstür aufgeschlossen und nahm die Treppen nach oben, um zu meiner Wohnung zu kommen. Kaum war ich drinnen, streifte ich meine Sneakers ab und auch meine Jacke. Total geschafft ging ich ins Schlafzimmer und stellte die Tasche dort ab. Diese würde ich nach einigen Stunden Schlaf rausräumen. Gerade wollte ich nur noch duschen und ins Bett. Ich war wirklich fix und foxy von dem Tag an sich. Er war lang, aber auch überraschend schön gewesen. Schließlich war ein Maskenball nichts Alltägliches und ich habe diese Abwechslung genossen.
 

Im Bad zog ich mich aus und stieg in die Dusche. Das Wasser drehte ich auf und stellte die Temperatur direkt ein, ehe ich es über meinen Körper gleiten ließ. Mein Körper entspannte sich direkt und legte meinen Kopf etwas in den Nacken, um das Gefühl einfach zu genießen. Meine Augen schlossen sich und wie von selbst schlich sich das Gesicht meines Unbekannten vor meine geschlossenen Lider. “Was... zum”, begann ich und blinzelte mehrmals. Das war absolut unmöglich, dass ich ausgerechnet jetzt an ihn dachte.
 

Aber das tat ich. Noch einmal versuchte ich es, aber das klappte gar nicht. Im Gegenteil, meine Vorstellungskraft übermannte mich und ich sah ihn mit mir unter der Dusche. Wir beide trugen einzig nur unsere Masken, ansonsten nichts. Das war definitiv mehr als verrückt, weshalb ich schnell den Kopf schüttelte, um den Gedanken los zu werden. Zudem stellte ich das Wasser kälter, um runter zu kommen. Ich musste ihn vergessen, denn ich war mir sicher, dass ich ihn niemals wieder sehen würde. Mit diesem Gedanken stellte ich das Wasser ab, trocknete mich ab und ging wie gewohnt direkt ins Bett. Dass ich dabei nichts trug, störte mich nicht im Geringsten, denn ich mochte es ganz gerne so.
 

Sichtwechsel zu Mister Unbekannt / Mister N.


 

So schnell wie die Drei verschwanden, konnte ich gar nicht reagieren. Diese Frau war definitiv einmalig. Noch nie hatte jemand mein Interesse gleich beim ersten Anblick geweckt wie sie. Es war irgendwie schon magisch gewesen. Auch wenn ich nicht an solche Dinge glaubte, so musste ich zugeben, dass eine gewisse Anziehung vorhanden war. Nachdenklich nippte ich an meinem Wasser und seufzte. Das Glas leerte ich und brachte es zurück. Nur zu deutlich merkte ich die Blicke auf mir, doch diese interessieren mich nicht. Normalerweise würde ich jede Menge flirten und sehen, wohin es führen würde, aber gerade im Moment... hatte ich keinerlei Bedürfnis danach. Deshalb ging ich direkt nach der Bar aus dem Saal.
 

Dort konnte ich durchatmen und fühlte mich etwas besser. Noch immer verarbeitete mein Kopf, was in den letzten Stunden passiert war. Tatsächlich bekam ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit einen Korb. Es war mehr als ungewohnt, weshalb es mich irgendwie noch mehr reizte. Ich könnte sogar schwören, dass sie mich damit bewusst heraus gefordert hatte. Mein anfängliches Interesse erhöhte sich mit jeder Minute, während ich mit ihr sprach. Ihre wundervollen braunen Augen bemerkte ich sofort und war überrascht darüber, dass ich die Farbe bemerkte. Für gewöhnlich achtete ich nicht auf solche Details. Ich gebe zu... ich war wohl sonst ziemlich oberflächlich, deshalb hatte sie es geschafft in meinem Kopf zu bleiben.
 

Mittlerweile holte ich meinen Mantel ab und gab Bescheid, dass mein Wagen vorgefahren werden konnte. Einen Moment musste ich noch warten, ehe mein Baby kam. Genaustens inspizierte ich mein Auto, denn es war mein Heiligtum. Da nichts zu sehen war, gab ich dem Parkservice noch ein gutes Trinkgeld und nahm dankend meine Schlüssel entgegen. Sogleich stieg ich in meinen Wagen und ließ den Motor kurz auf heulen, ehe ich schließlich los fuhr. Der Weg zu meinem Hotel würde eine Weile dauern, da es etwas außerhalb lag. Dort hatte man Ruhe und konnte wirklich abschalten, da es ein Hotel für einen Wellnessurlaub war. Zwar machte ich so gesehen kein Urlaub, doch Paris war meine zweite Heimat.
 

Denn da war ich für gewöhnlich ein paar Wochen, ehe ich weiter zog, um die anderen Hotels von mir zu checken. Weltweit besaß ich mehrere davon und kontrollierte sie alle zwei Jahre, wobei ich bei der Masse es immer etwas aufteilte. So musste ich nicht zu viele auf einmal kontrollieren und meine Mitarbeiter hatten etwas mehr Ruhe vor mir. Außer eben hier in Paris, New York, Rio de Janeiro und Dubai. Da hatte ich in jedem Hotel eine eigene Suite, die wie ein kleines Apartment war. In den Städten blieb ich meist länger, weil ich mehrere Kunden dort hatte, die von meiner Firma sich ausstatten ließen. Zudem gab es dort jedes Jahr mehrere Messen, wo das Neuste vom Neusten vorgestellt wurde. Gerne blieb ich auf dem aktuellen Stand und das machte mich so erfolgreich.
 

An einer roten Ampel musste ich halten und stützte mich leicht meinen Ellbogen an meiner Autotür ab. Je länger ich warten musste, umso mehr tippte ich mit meinen Fingern auf dem Lenkrad herum. Unweigerlich wanderten meine Gedanken wieder zu dem Verlauf des Abends. Angestrengt überlegte ich, wann eine Frau mich das letzte Mal in ihren Bann gezogen hatte. “Ich glaube... noch nie”, sprach ich diese Erkenntnis laut aus und zuckte zusammen, als ich eine Autohupe hörte.
 

Schnell blinzelte ich und bekam große Augen, denn ich hatte verpasst, dass es schon längst grün war. Daher fuhr ich los und beschleunigte, sobald ich aus der Stadt raus war und nahm die Landstraße weiter. Mein Hotel war knapp drei Kilometer von Paris weg und lag mitten in einem großangelegten Park. Der Standort war bewusst gewählt worden, denn nur so konnte man eine Wohlfühloase erschaffen. Als ich beschloss in Paris ein Hotel zu bauen, war dies mein erstes Anliegen gewesen. Tatsächlich hatte ich nur mit der Firma in Tokio angefangen, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Doch mit der Zeit langweilte es mich und ich begann mit dem Bau der Hotels.
 

Wie von selbst wanderten meine Gedanken wieder zu dieser Frau. Sie hatte etwas an sich, als ich sie das erste Mal erblickt hatte. So wie sie über das Parket geschwebt war, hielt ich sie wahrlich für einen Engel. Das hatte ich ihr auch genauso gesagt und war nicht einmal gelogen. Sie wirkte so schwerelos und das war selten bei Frauen auf der Tanzfläche. Umso mehr war ich verwundert, dass diese Leichtigkeit verschwand, als sie nicht mehr auf dem Parket war. Ob es ihr selbst bewusst war oder nicht, konnte ich nicht sagen. Aus diesem Grund wollte ich mehr über sie erfahren und ich muss gestehen... ich will das immer noch. Sogar viel mehr möchte ich sie kennen lernen.
 

Mein kleiner Engel., schoss es mir durch den Kopf. Erneut blinzelte ich und schüttelte den Gedanken ab, da ich sie als ‘mein’ bezeichnet hatte. Ich bin wirklich durcheinander., gestand ich mir ein und parkte meinen Wagen auf meinem privaten Platz. Das war nun mal ein Luxus, wenn man der Besitzer des Hotels war, denn ich immer wahr nehmen würde. Schnell stieg ich aus, öffnete zwei Knöpfe an meinem Hemd und schloss mein Auto ab, ehe ich zum Eingang ging. Kurz grüßte ich mit einem Kopfnicken mein Rezeptionspersonal, bevor ich den Knopf für den Aufzug tätigte. Als dieser kam, stieg ich ein und fuhr direkt in die letzte Etage hinauf. Dabei lehnte ich mich mit dem Rücken an die Aufzugswand und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Es war wirklich verwunderlich, dass sie mich noch jetzt beschäftigte. Das war absolut nicht meine Art.
 

Erneut war ich in meinen Gedanken versunken, sodass ich das ‘Ping’ des Fahrstuhls gar nicht bemerkte. Irgendwann sah ich auf die offene Tür und erneut weiteten sich meine Augen vor Schock. So etwas war mir noch nie passiert. Leise lachte ich sogar über mich selbst und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Dieser Abend war so absolut anders, als ich jemals erwartet hätte. Aber ich musste gestehen, dass es mir sehr gefallen hatte. Noch besser hätte ich es gefunden, wenn ich weit mehr von ihr erfahren hätte, als ihren Namen und dass sie die Enkeltochter von dem netten Ehepaar Smith war. Seufzend ging ich zu meinem Zimmer und öffnete es.
 

Kaum schloss ich die Tür hinter mir, schon zog ich meinen Mantel aus, welchen ich auf hing. Ebenso streifte ich mir meine Schuhe ab und das Jackett, das ich über einen Stuhl beim Esstisch gehangen hatte. Die Tage würde ich diesen Anzug zur Reinigung bringen, doch jetzt wollte ich nur noch duschen und mich entspannen. Sogleich knöpfte ich mein Hemd ganz auf und begab mich ins Bad, wo ich mich ganz auszog und mich unter die Regendusche stellte. Diese machte ich an und legte den Kopf in den Nacken, während ich meine Augen schloss. Das Wasser tat verdammt gut und kühlte mich ein wenig ab. Doch ich konnte nichts dagegen tun, dass mir ein gewisser blonder Engel wieder vor meinem inneren Auge erschien.
 

Augenblicklich öffnete ich meine Augen und seufzte. “Fuck”, fluchte ich und musste definitiv aufhören an sie zu denken. Aber das war weitaus schwerer als ich dachte. In diesem Moment stand für mich fest, dass ich sie wieder finden musste. Egal wie lange es mich dauern würde. Ich würde sie wieder sehen und dann... wollte ich alles von ihr wissen.
 

Mit diesem Plan im Kopf duschte ich fertig, trocknete mich ab und schlug das Handtuch um meine Hüften. Danach holte ich mir noch ein Wasser aus dem Kühlschrank und prüfte, ob ich die Zimmertür verschlossen hatte. Ich legte viel Wert auf meine Privatsphäre, weshalb nur wenige Leute Zugriff auf mein Zimmer hatten. Die Reinigung erfolgt immer, nachdem ich aus checkte und kurz bevor ich wieder eincheckte, wurde frische Bettwäsche bezogen. Ein und derselbe Mitarbeiter war dafür verantwortlich. Für viele war das wohl unverständlich, doch für mich war es wichtig, denn es waren meine eigenen vier Wände und da sollte nicht jeder kommen und gehen können, wie derjenige wollte.
 

Bevor ich zu Bett ging, stellte ich noch mein Handywecker und schrieb meinem persönlichen Assistenten, dass wir gegen Mittag sprechen würden. Demnach konnte er, aber vor allem auch ich ausschlafen. Noch einen Schluck nahm ich von meinem Wasser, stellte die Flasche auf den Nachtkasten und legte das Handtuch beiseite, bevor ich ins Bett stieg und langsam einschlief. Noch einmal tauchte SIE vor mir auf. Ihre wundervollen braunen Augen hielten mich gefangen und ich konnte nicht anders, als darin mehr und mehr zu versinken. Die Müdigkeit schleuderte mich in einen sehr realistischen Traum, der ausschließlich von meinem Engel handelte.
 

Sichtwechsel zu Maron / Jeanne


 

Plötzlich schreckte ich aus meinem Traum auf und musste mehrfach blinzeln. Erst war ich verwirrt und verunsichert, da ich nicht wusste, wo ich mich befand. Als ich mein Schlafzimmer erkannte, atmete ich erleichtert auf und ließ mich wieder nach hinten fallen. “Es war nur ein Traum”, merkte ich an und legte den Arm auf meine Augen. Tatsächlich war es ein nahezu echter Traum. “Definitiv... ich bin verrückt”, seufzte ich und streckte mich, bevor ich aus dem Bett stieg. Da ich eh schon wach war, konnte ich auch aufstehen und mich für den Tag fertig machen.

Neugierde

Noch einmal streckte ich mich und blickte zur Uhr. Dabei stellte ich fest, dass ich nur einige Augenblicke vor meinem Wecker aufgewacht war. Daher machte ich meinen Weckruf aus und beschloss kurzerhand eine Runde Joggen zu gehen. Deshalb zog ich mich schnell an und schnappte mir mein Handy. Während ich in die Küche ging, schrieb ich in den Gruppenchat meinen beiden Freundinnen, dass ich nun Joggen wäre und mich später melden würde. Es war einfach toll, dass die beiden wieder da waren. Wir würden vermutlich zusammen telefonieren, weil sie mich wegen dem Maskenball ausfragen würden. Sie waren da einfach viel zu neugierig, aber das verstand ich zu gut. Mir würde es vermutlich genauso gehen.
 

In der Küche holte ich mir ein Glas Wasser, welches ich gleich austrank. Mit einem Lächeln ging ich in den Flur und zog mir meine Laufschuhe an, bevor ich mit dem Handy und den Hausschlüssel meine Wohnung verließ. Mein Weg führte mich direkt zum nahegelegenen Park, in dem ich immer meine Runden drehte. Es war gut, dass ich mich auspowerte. Denn so musste ich nicht mehr an meinen Traum denken und könnte diesen ganz weit nach hinten in meinen Gedanken schieben. Beim Laufen vergaß ich oft die Zeit, weshalb ich mich kurz erschrak, da mein Handy ein Telefonat ankündigte. Verwundert blickte ich darauf und blinzelte, da ich Rosalies Namen darauf erkenne. Direkt nahm ich den Anruf an.
 

“Hey, Rose”, kam es von mir schwer atmend, da ich mitten im Lauf ran ging.
 

“Wie lange willst du noch laufen?”, wollte Rosalie direkt wissen und mehrmals blinzelte ich.
 

“Was meinst du?”, entgegnete ich und hörte ein Schnauben, während ich schwören könnte Amélies Lachen im Hintergrund zu hören.
 

“Himmel, Maron... wir stehen vor deiner Tür und warten”, grummelte Rosalie vor sich hin.
 

“Aber...”, begann ich.
 

“Du bist schon fast drei Stunden Joggen”, warf Amelie ein und meine Augen weiteten sich.
 

“Ach du Schreck”, entkam es mir und dem stimmten meine Freundinnen gleich zu. “Ich beeile mich, Mädels”, schob ich schnell hinterher, beendete das Gespräch und eilte nach Hause.
 

Die Eingangstür zum Wohnhaus öffnete ich und nahm jede zweite Stufe, um zu meiner Wohnung zu kommen. Tatsächlich standen meine beiden Besties grinsend davor und ich lachte sofort los. Rosalie hatte zwei Brötchentaschen in den Händen und Amélie hatte einen Korb dabei. “Wir wollten mit dir Brunchen”, kicherten beide zeitgleich und ich freute mich riesig. So etwas machten wir eigentlich jeden Sonntag, aber die letzten Male ging es nicht, da sie nicht im Lande waren.
 

“Prima”, sprach ich freudig aus und öffnete die Tür. Ich ließ beide hinein und folgte ihnen. “Macht es euch bequem... Ich stelle Kaffee auf und bin fix unter der Dusche”, erklärte ich ihnen und sie winkten gleich ab.
 

“Geh duschen... wir machen alles fertig”, zwinkerte Rosalie und ehe ich mich versah, schob mich Amélie bereits ins Bad. Die beiden waren einfach unglaublich. Dankend nickte ich und hüpfte flott unter die Dusche.
 

Es dauerte einen Moment, bis ich fertig war und mir ein Handtuch um die Haare und eines um meinen Körper wickelte. Schnell war ich bei meinem Schrank und zog mir meine Unterwäsche an, ehe ich mir meine Schlabberhose und ein weites Shirt anzog. Meine Haare würde ich noch einige Zeit im Handtuch lassen, ehe ich sie öffnen würde und für später meine Frisur fertig stellen würde. Kaum verließ ich mein Zimmer, schon roch ich den Kaffee und lächelte, da meine Freundinnen alles bereits auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa hingestellt hatten. Der Kaffee dampfte noch und mir lief wortwörtlich das Wasser im Mund zusammen. Definitiv sie waren die besten Freunde, die ich haben konnte.
 

Amélie saß auf dem Sessel und Rosalie auf dem Sofa. Letztere klopfte neben sich und ich kicherte leise, bevor ich mich auf diesen Platz plumpsen ließ. Beide lachten und Rosalie reichte mir meinen Kaffeebecher. Dankend nahm ich diesen an und nippte an diesem. Genüsslich seufzte ich und freute mich über die schwarze Brühe, die meine Kehle entlang lief. “Ahhh... das tut wirklich gut”, seufzte ich und blinzelte, da mir die Blicke von ihnen bewusst waren. Daher trank ich noch einen Schluck und zog alles ein wenig in die Länge.
 

“Man... Maron!”, grummelte Amélie.
 

“Nun sag schon... wie war es gestern?”, wollte Rosalie wissen und ich schmunzelte, während ich noch einen Schluck zu mir nahm.
 

“Es war unglaublich. All diese Kleider und die Leute waren eigenartig”, begann ich und neugierig lauschten die beiden.
 

“Hochnäsig sondergleichen?”, hakte Rosalie nach und ich nickte zustimmend.
 

“Absolut... ich war echt froh, dass diesmal Henry seine Frau mit genommen hatte”, führte ich fort und sprach darüber, wie der Abend verlaufen war. Ganz bewusst ließ ich den Unbekannten aus, um den beiden keinen Anlass zu geben, weiter nach zu haken.
 

“Das klingt nach einem perfekten Abend”, grinste Rosalie.
 

“Ja... das war es wirklich”, kam es verträumt von mir und ich trank ein wenig von meinem Becher.
 

“Und... wer hat es dir so angetan?”, fragte Amélie und prompt verschluckte ich mich.
 

“Was...”, begann ich und hustete. “Was meinst du damit?”, setzte ich fort und versuchte nicht zu schrill zu klingen.
 

“Ach komm schon, Maron... du willst uns doch nicht weiß machen, dass dein Strahlen nichts weiter zu bedeuten hatte”, erklärte Rosalie und direkt schluckte ich. Es war unglaublich, wie sie mich immer so schnell durch schauen konnten. Dabei hatte ich aufgepasst, mich nicht zu verraten.
 

“Hat es auch nicht. Das Kleid hatte mir sehr gut gefallen, auch wenn es übertrieben war und Henry ist ein großartiger Tänzer. Das zusammen hat mir sehr gefallen”, versuchte ich es erneut, doch als ich an die Tänze dachte, kam mir mein Mister N. wieder in den Sinn. Direkt spürte ich die Röte in mir aufsteigen und biss mir automatisch auf die Unterlippe.
 

“Ach ja... und mit wem hast du sonst getanzt?”, wollte Rosalie erfahren und nun war mir klar, dass ich mich verraten habe. Beide grinsten mich an und erneut musste ich schlucken.
 

“Mit... keinem?”, entgegnete ich mit einer Frage und beide zogen ihre Augenbrauen hoch. Tatsächlich verschränkten sie ihre Arme vor ihrer Brust und warteten darauf, dass ich weiter sprach. Seufzend lehnte ich mich nach hinten und legte meine Beine auf das Sofa. “Na gut... ein Unbekannter hatte mit mir getanzt”, gab ich schließlich zu.
 

“Nun wird es interessant”, grinste Rosalie und so ergab ich mich meinem Schicksal. Deshalb erklärte ich ihnen, was am Vorabend passiert war. Diesmal ließ ich keine Details aus und sie klebten wahrlich an meinen Lippen.
 

“Oh, Maron... er ist scheinbar der eine, der es mit dir aufnehmen kann”, fand Amélie zuerst ihre Sprache wieder.
 

“So ein Unsinn, Ami”, winkte ich ab, doch Rosalie sah mich ernst an. Das tat sie selten, weshalb es mich etwas verwirrte.
 

“Ami hat Recht, Maron... du tanzt sonst nur mit Henry und bist normalerweise nicht so vertrauensselig, doch bei ihm... schien es anders zu sein”, sprach sie und wieder seufzte ich.
 

“Genau das verwirrt mich... wieso habe ich bei ihm einfach ja zu einem Tanz gesagt”, teilte ich meinen Gedanken mit meinen besten Freundinnen.
 

“Hmmm... was hast du denn dabei gefühlt, als er dich gefragt hatte?”, fragte Amélie und leicht legte ich den Kopf schief, während meine Gedanken zurück zu dem Augenblick gingen. Für einen Moment wusste ich nicht, worauf meine Freundin hinaus wollte.
 

“Oh... ähm... wenn ich das wüsste”, gestand ich ehrlich nach einer Weile.
 

“Ist das nicht offensichtlich?”, merkte Rosalie an und ich blinzelte, ehe ich zu ihr sah.
 

“Wie meinst du das?”, hakte ich nach.
 

“Da du in dem Moment nicht wusstest, was du denken sollst... haben dein Herz und deine Intuition entschieden und nicht der Verstand”, erklärte sie mir und es dauerte, bis ihre Worte bei mir durchgesickert waren.
 

“Du meinst...”, fing ich an und sie nickte.
 

“Korrekt... aus dem Impuls heraus... hast du beschlossen, ihm zu vertrauen, obwohl du nichts von ihm kennst. Doch seine Augen schienen aus zu reichen, dass du dich entscheiden konntest”, lächelte Rosalie und ich konnte nicht glauben, was sie da sagte.
 

“Nein... ich... denke”, versuchte ich erneut zu erklären, aber weit kam ich nicht, als mich die Erkenntnis mit voller Wucht traf. “Fuck... du hast Recht... seine Augen hatten mich in ihren Bann gezogen und als er fragte... konnte ich es ihm nicht ausschlagen”, gestand ich und nun lächelten beide zufrieden.
 

“Denkst du... du siehst ihn wieder?”, fragte Amélie nach einigen Minuten.
 

“Hmmm”, machte ich und trank von meinem Kaffee. “Vielleicht... das wird wohl auf ihn ankommen”, grinste ich tatsächlich, denn er hatte es in der Hand. Zwar hatte ich ihm meine Nummer nicht gegeben, doch ich denke, dass er seine Mittel und Wege haben könnte, mich zu kontaktieren.
 

“Oh... da ist ja unsere ungezogene Maron wieder”, kicherte Rosalie und ich legte den Kopf schief. “Schau mich nicht so an”, grinste sie. “Du hast ihn sicher mit deinen Augen herausgefordert. So wie du es immer mit diesen unreifen Männern tust, wenn sie glauben, dich kleines Mädchen rum zu bekommen”, gluckste sie und meine Mundwinkel zuckten bei ihren Worten.
 

“Vielleicht”, zuckte ich mit meinen Schultern und beide prusteten sofort los, ehe wir direkt los lachten. Sie kannten mich nun mal und ich würde es keinem einfach machen. Wenn sie mich kennen lernen wollten, sollten sie sich anstrengen. Obwohl es mir ein wenig Angst machte, wenn ER es tun würde, denn bei ihm war ich anders. Woran das genau lag, wollte ich erst einmal sicher nicht erkunden.
 

Der Tag war noch wundervoll. Solch einen hatte ich schon länger nicht mehr und freute mich umso mehr diesen mit meinen Freundinnen teilen zu können. Rosalie machte mir sogar die Haare und Amélie mein Make-up. “Danke euch beiden... leider muss ich gleich schon los”, meinte ich traurig.
 

“Macht doch nichts”, lächelten sie mich beide an.
 

“Ihr seid die Tage unterwegs, oder?”, wollte ich noch wissen und beide nickten. Sie hatten einige Kundentermine, wobei Rosalie meinte, dass sie vielleicht ein Date hätte. Doch spruchreif war es noch nicht, da scheinbar Raphael kurzfristig zu einem Geschäftsmeeting ins Ausland musste. “Verstehe... passt gut auf euch auf”, lächelte ich sie an und sie nickten.
 

“Und du auf dich”, bat Rosalie und ich nickte nur, während wir uns noch zum Abschied umarmten. Kaum war ich alleine, bereitete ich mich fertig vor und kleidete mich in mein Kleid.
 

Danach schnappte ich mir meine Accessoires und legte mir diese um. In die kleine Handtasche packte ich noch meinen Lippenstift, mein Handy und meine Schlüssel ein, ehe ich meine Schuhe an zog und schon die Wohnung verließ. Natürlich nahm ich noch ein leichtes Jäckchen mit, da es am Abend doch noch frisch war. Wie gewohnt wartete John bei dem Parkplatz auf mich. Dankend sah ich ihn an und grinste breiter, bevor er auch schon los fuhr. Es war wie gewohnt und ich freute mich darauf Mister Smith wieder zu sehen. Er würde mich sicher an diesem Abend gut ablenken können, denn ehrlich gesagt wollte ich nicht mehr über Mister Unbekannt weiter nachdenken.
 


 

An diesem Abend musste ich mich auch von Henry erst einmal verabschieden. Die nächsten Tage würden sicher nicht mehr so spannend sein, da ich nur wenige Aufträge hatte. Von einfachen Shoppingdates bis hin zu Gesellschaftsspielen war alles dabei. Wobei letzteres mit drei netten älteren Damen war. Sie fühlten sich oftmals einsam, weshalb sie zusammen gelegt hatten, damit ich sie besuchen kam. Sie waren wirklich sehr lieb und erinnerten mich immer mehr an die klassischen Großmütter. Schließlich fragten sie mich jedes Mal, ob ich auch genügend aß, weil ich so dürr war. Wobei diesmal die Frage berechtigt war. Denn Mitte der Woche wurde mir bewusst, welches Datum mir bevor stand. Dieses schlug mir ziemlich auf mein Gemüt und ich hatte kaum Appetit.
 

Die Tage zogen sich wahrlich wie Kaugummi und ich stand andauernd unter Strom. Mental war ich noch lange nicht gefestigt, diesen Tag erneut zu erleben. Doch der Tag würde kommen und das große Tief würde wieder über mich herein brechen. Zwar versuchte ich mich so gut ich konnte ab zu lenken, aber wirklich helfen tat es mir nicht. Der 30. März rückte näher heran und ich begann schon zwei Tage vorher schlecht zu schlafen. Mein Hunger lief auf den Nullpunkt zu und ich zwang mich regelrecht dazu wenigstens genügend zu trinken. Mit meinen Freundinnen telefonierte ich täglich und war ihnen dankbar für diese Ablenkung. Sie brachten mich sogar teilweise zum Lachen und hoben meine Laune ein wenig.
 

Leider kam schon der 30. und es war nahezu unmöglich aus dem Bett zu steigen. Wehmut und Traurigkeit übermannten mich genauso wie die Jahre zuvor und besonders an diesem einen Tag, der erneut in meinen Gedanken ablief.
 


 

Rückblick vor 9 Jahren


 

So sehr hatte ich mich auf den Ausflug mit meinen Eltern gefreut. Ich hatte die Oberstufe abgeschlossen und würde schon bald mit meinem Studium beginnen. Seit ich denken konnte, wollte ich genau wie meine Eltern Architektin werden. Nur eben nicht für Freizeitparks, sondern für vieles mehr. Daher hatte ich mich für die Kurse eingetragen, sodass ich nach meinem Grundstudium und Masterstudium noch ein paar Jahre dran hängen müsste. Wenn alles perfekt laufen würde, wäre ich demnach in acht oder neun Jahren fertig. Würde davon abhängen, ob ich noch das Zusatzjahr wählen sollte, um später unterrichten zu können. Vermutlich würde ich das tun, doch darüber würde ich mir Sorgen machen, sobald es so weit wäre.
 

Doch wurde meine Freude sehr schnell betrübt, als ich ein paar Tage vor dem geplanten Ausflug krank wurde. Starkes Fieber und Hustenanfälle hatten mich an das Bett gefesselt. Ich fühlte mich wie von einem Lastwagen überrollt und hoffte jedes Mal, dass es mir besser gehen würde. Denn ich wollte unbedingt mit ihnen mit fahren. Leider war ich am Vorabend der Abfahrt immer noch nicht wirklich fit. Besorgt hatte meine Mutter mich angesehen. “Maron... sollen wir nicht lieber hier bleiben?”, wollte sie von mir wissen, denn ihr behagte es gar nicht mich alleine zu lassen.
 

“Mama... ihr müsst doch wegen eurem Kunden hin... Ich hätte gerne direkt vor Ort mit erlebt, wo und wie ihr euer nächstes Projekt machen würdet, aber... das kann ich beim nächsten Mal immer noch tun”, lächelte ich sie an und hustete zwischendrin. Es war nervig, dass mein Hals nach wie vor kratzte und schmerzte.
 

“Das ist so verzwickt... wenn es kein Kundentermin wäre, hätten wir ihn schon längst abgesagt”, grummelte sie.
 

“Noch können wir den Termin verschieben, Liebling”, erklärte mein Vater meiner Mutter. Sie überlegte, doch ich mischte mich ein.
 

“Wegen meiner Erkältung müsst ihr nicht bleiben... mein Fieber ist schon deutlich gesunken und der Husten wird bestimmt bald weg sein”, machte ich ihnen klar, dass sie fahren könnten, da ich klar kommen würde.
 

“Das wissen wir, Kleines”, meinte mein Vater.
 

“Trotzdem ist mir nicht wohl dabei, dich hier ganz alleine zu lassen”, sprach sie offen aus. Tatsächlich verstand ich ihre Sorge, aber diese müsste sie sich nicht machen. Schließlich war ich fast 18 Jahre alt und demnach bald volljährig.
 

“Mama... ich bin doch nicht alleine... Frau Michel kann nach mir sehen und zur Not mit der Zubereitung für eine Suppe helfen”, entgegnete ich ihr, da die liebe ältere Frau oft aushalf, wenn etwas war. Dies brachte meine Mutter zum Nachdenken. Genau konnte ich sehen, wie sie alles abwog und sich entschied. Eine Weile später nickte sie.
 

“Wenn Frau Michel Zeit hat, dann fahren wir zum Termin. Ansonsten bleiben wir hier bei dir”, stimmte sie zu und mein Vater schmunzelte.
 

“Gut... während deine Mutter telefoniert... isst du nun die Suppe... aber langsam, sie ist noch recht heiß”, sprach er grinsend und ich kicherte leise, wobei ein Husten direkt folgte.
 

“Danke... Papa”, lächelte ich ihn an und aß langsam und behutsam die Suppe. Es war eine schlichte Hühnerbrühe mit etwas Gemüse und Nudeln drin. Da das Schlucken einigermaßen ging, konnte ich eine halbe Portion essen. Das machte ich schon seit ich krank wurde, weil ich das Gefühl hatte, dass mir Übel wurde, wenn ich zu viel auf einmal aß. Deshalb würde ich später noch etwas essen. Am ersten Tag meiner Erkrankung war es mit dem Husten und dem Schüttelfrost so schlimm gewesen, dass meine Eltern mich zwischenzeitlich füttern mussten, damit ich etwas Brühe zu mir nehmen konnte. Vermutlich war meine Mutter deshalb noch besorgter als sonst.
 

Es dauerte, bis ich fertig war und mein Vater mit mir langsam wieder aufstand, um mir wieder in mein Zimmer zu helfen. Ich hatte dort alles, was ich brauchte und die Toilette war direkt daneben. Demnach müsste ich mich nicht wirklich viel bewegen. Kaum waren wir oben, schon kam Mama zurück zu uns. Sie meinte, dass es für unsere Nachbarin passen würde. Ich freute mich für meine Eltern, da sie dieses Projekt mit extra viel Herzblut vorbereitet hatten. Es war nicht nur ihr Job, sondern auch ihre Leidenschaft. Lächelnd schickte ich sie beide packen und war wohl eingeschlafen, denn als ich meine Augen aufschlug, war es draußen bereits dunkel.
 

Mein Zimmer war von meiner Nachttischlampe beleuchtet. Meine Eltern hatten diese wohl angemacht und runter gedimmt, damit sie mich beim Schlaf nicht stören würde. Einmal streckte ich mich und stand langsam auf, um kurz zur Toilette zu gelangen. Erst danach blickte ich auf die Uhr und gähnte einmal. Es war mitten in der Nacht, doch ein wenig Hunger hatte ich noch. Daher schlürfte ich langsam über den Flur unseres Hauses zu der Treppe, um nach unten in die Küche zu gelangen. Meine Orientierung war ohne Licht problemlos, da ich unser Eigenheim in und auswendig kannte. Im Kühlschrank fand ich schnell eine kleine Portion Suppe und schmunzelte, da Mama fünf solcher Portionen schön aufeinander gestapelt hatte. So musste ich nicht lange suchen.
 

Ein wenig machte ich es mir noch warm und aß diese langsam. Nebenbei kochte Wasser für meine Kanne Tee für die Nacht. Dann wäre ich versorgt und müsste wegen etwas Warmen zum Trinken nicht aufstehen. Obwohl es mich nervte im Bett zu bleiben, so hatte es auch etwas Gutes. Schlaf nach holen war enorm wichtig und würde mir bei der Genesung helfen. Schnell schrieb ich meinen Eltern noch eine Nachricht auf einen Zettel und legte diesen zu dem Autoschlüssel. Ich wünschte ihnen eine gute Fahrt und sie sollten sich später einfach melden. Kurz darauf kehrte ich mit meiner Kanne zurück in mein Zimmer und schlief prompt ein, sobald mein Kopf auf dem Kopfkissen lag.
 


 

Wie lange ich geschlafen hatte, konnte ich nicht sagen, denn ich wurde aus meinem Schlaf gerissen. Die Haustürklingel wurde immer wieder betätigt und der Klang von dieser hallte in meinem Kopf wider. Gequält schälte ich mich aus dem Bett und schlürfte nach unten, um die Tür auf zu machen. Im Halbschlaf gähnte ich noch einmal und öffnete meinem ‘Gast’. Dass ich dabei hustete und vermutlich komplett fertig aussah, war mir in dem Moment egal.
 

“Sind Sie, Maron Kusakabe?”, hörte ich die Dame vor mir sprechen. Kurz blinzelte ich und nickte, während ich sie genauer musterte. “Wir müssen Ihnen mitteilen, dass...”, sprach sie weiter und mit jedem weiteren Wort wurden meine Augen größer und ich sah alles nur noch durch einen Tränenschleier.

Schicksalsschlag

Mehrmals blinzelte ich meine aufkommenden Tränen weg und schüttelte wie in Zeitlupe meinen Kopf. Ich konnte nicht glauben, was mir die beiden Uniformierten mitteilten. Das war sicher irgendein schlecht gemeinter Scherz. Denn mein Vater konnte unmöglich einen Unfall gehabt haben. Er war jahrelang unfallfrei gefahren. Wieso sollte es ausgerechnet jetzt anders sein?, war die Frage die mir als erstes durch den Kopf geschossen kam. “Nein, das ist... nicht möglich”, brachte ich nach einer Weile heraus.
 

“Es tut uns leid, dass wir dies Ihnen auf diesem Weg mitteilen müssen, aber... sie sind die erste Kontaktperson, sollte etwas mit ihnen passieren”, sprach nun der ältere Mann vor mir und ich schluckte. Dieser bestätigte also die zuvor getätigte Aussage. Es gab diesen Unfall. Trotzdem klang es so unwirklich in meinen Ohren. Daher schüttelte ich erneut den Kopf und hustete, da mein Hals immer noch schmerzte.
 

“Es tut uns wirklich leid”, begann die junge Frau. “Aber es gab ein Unwetter heute morgen auf der Strecke, die ihre Eltern nahmen. Dadurch kamen sie von der Straße ab”, erklärte sie weiter und je mehr ich hörte, umso schwerer fiel es mir, meine Tränen zu verbergen. Unaufhörlich liefen diese über meine Wangen, als die Erkenntnis in meinem Kopf durch gesickert war. Meine Eltern waren verunglückt und kommen nicht mehr wieder zurück. “Sollen wir... noch jemanden benachrichtigen?”, fragte die Polizistin freundlich und ich schüttelte den Kopf.
 

“Danke... dass sie hier waren”, sprach ich schluchzend aus und musste mich erst einmal sammeln. Auch wenn die Worte zu mir ganz durchgedrungen waren, so konnte ich das immer noch nicht glauben. Schnell verabschiedete ich die beiden und schloss die Tür.
 

An dieser lehnte ich mit dem Rücken und ließ mich daran runter rutschen. Diese Nachricht war so schwer zu begreifen und zu verstehen, dass ich nicht wusste, wo oben und wo unten war. Meine Beine zog ich dicht an mich und legte meinen Kopf auf meine Knie. Die Tränen liefen einfach weiter und alles andere war in den Hintergrund gerückt. Während ich weinte, wusste ich nicht wie viel Zeit vergangen war, doch ich spürte einmal mehr die Kälte, die durch meinen Körper ging. Daher beschloss ich langsam auf zu stehen, aber meine Beine versagten öfters. Leise fluchte ich vor mich hin und war mir nicht sicher, was ich jetzt tun sollte. Ich war mehr als überfordert mit der Situation.
 

Mein erster Gedanke, als ich endlich wieder stand, war zu meinem Handy zu eilen und meine Eltern an zu rufen. Ich brauchte das gerade. Vielleicht könnte ich so heraus finden, ob das wirklich passiert war, oder es doch irgendwie ein mieser Scherz war. Eilig stolperte ich nach oben in mein Zimmer und zu meinem Handy. Schnell entsperrte ich es und bekam große Augen. Ich hatte einige Nachrichten von meiner Mama. Mit zittrigen Händen öffnete ich diese und schluchzte erneut. Sie schrieb seit sie los gefahren waren jede Stunde ein Update wie weit sie waren. Auch von einem Sturm berichtete sie und dass sie eine Pause machen würden. Doch zwei Stunden später fuhren sie weiter und seitdem kam keine Nachricht mehr.
 

“Nein... bitte nicht...”, sprach ich schon mit mir selbst. “Wieso seid ihr nur weiter gefahren”, schluchzte ich auf und konnte nicht anders als wieder zu weinen. Dieser Moment. Die Erkenntnis, dass sie seit über drei Stunden keine weitere Nachricht geschickt hatten, traf mich nun mit voller Wucht. Da merkte ich, dass sie nicht mehr zurück zu mir nach Hause kommen würden.
 

Dass ich mich auf mein Bett gesetzt hatte, merkte ich schon gar nicht. Die Zeit strich an mir vorbei und ich wusste nicht einmal, wie spät es war. Plötzlich klingelte mein Handy und ich zuckte zusammen. Ohne darauf zu achten, wer mich anrief, nahm ich ab. Die Hoffnung, dass es meine Mama oder mein Papa sein konnte, stieg in mir. “Mama? Papa?”, entkam es meiner Kehle.
 

“Oh, Maron”, hörte ich die vertraute Stimme von Sakura. Sie war die beste Freundin meiner Mama und für mich wie eine Tante. Nur leider lebte sie in Tokio und damit weit weg.
 

“Tante... Sakura”, schluchzte ich und meine Stimme brach augenblicklich ab. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte oder wie ich ihr erklären sollte, dass meine Eltern nicht mehr lebten und ich schon.
 

“Maron... Liebes... leg nicht auf”, sprach sie sanft und ruhig. Dennoch konnte ich ihre Traurigkeit in der Stimme erkennen. “Ich weiß... es ist schwer zu verstehen... aber du bist nicht alleine... ich bin in wenigen Stunden bei dir und solange telefonieren wir einfach”, hörte ich sie sagen. Immer wieder schluchzte ich und lauschte einfach ihrer Stimme. Sie erzählte mir alles möglich und das, obwohl ich schwieg und nichts dazu sagte. Meine eigene Stimme versagte. Nicht nur wegen meiner Erkältung, sondern auch wegen dem ganzen Weinen.
 


 

Durch die ruhige Stimme meiner Tante muss ich wohl eingeschlafen sein, denn ich spürte ein Rütteln an meiner Schulter. Sogleich sah ich verschlafen auf und fragte nach meinen Eltern. “Oh, Maron”, hauchte Sakura und zog mich direkt in ihre Arme. Sie war tatsächlich gekommen. Ich klammerte mich regelrecht an sie und wie beide weinten um die beiden Menschen, die wir sehr geliebt hatten.
 

Es dauerte einige Zeit, bis wir beide keine Tränen mehr hatten. Sie blieb an meiner Seite und wir redeten die ganze Nacht. Sie erklärte mir, dass sie den Anruf von einem Arzt erhielt, der ihren Tod leider bestätigt hatte. Ich wollte keine Einzelheiten wissen, nur ob sie lange gelitten hätten. Das verneinte Sakura und meinte, dass sie wohl direkt starben, denn jegliche Hilfe kam zu spät. Das Thema war für uns beide nicht einfach und doch mussten wir über die Beerdigung und den Nachlass sprechen. Sakura war froh darüber, dass ihre beste Freundin und ihr Mann vorgesorgt hatten. Es war ein Testament vorhanden und ich als Alleinerbin eingesetzt.
 

“Und... was passiert mit mir?”, fragte ich.
 

“Bis du 18 wirst... bin ich dein Vormund”, erklärte sie mir. “Damals... bei deiner Geburt haben wir das so abgesprochen, damit du nicht aus deinem Umfeld rausgerissen wirst. Bei meiner Tochter war deine Mutter eingetragen”, sprach sie weiter und kämpfte gegen ihre Tränen.
 

“Das... heißt, ich werde mit dir nach Tokio müssen?”, hakte ich nach und Sakura überlegte.
 

“Ehrlich gesagt... würde ich mich damit wohler fühlen”, begann sie. “Aber ich weiß, dass es dein Traum ist, wie deine Eltern, Architektur zu studieren.” Bei ihren Worten nickte ich und jetzt wollte ich das noch mehr als zuvor. “Deshalb... werden wir die verbliebenen zwei Monate hin bekommen, dass alles geregelt ist... mit 18 bekommst du dein Erbe und bis dahin werden wir sehen, in wie weit es ausreichen würde”, sprach sie weiter und ich war ihr gerade dankbar, dass sie mich so sehr unterstützte. Noch nie hatte ich mich dafür interessiert, wie viel Geld meine Eltern erhielten, welchen Ausgaben sie hatten oder gar welche Versicherungen bei ihnen liefen. Doch gerade wurde ich mit all dem konfrontiert.
 

Aber der erste Schritt war die Organisation der Beerdigung. Allein der Gedanke daran, ließ meinen Magen rebellieren. Das alles machte es nur noch realer und erneut war ich überfordert mit der Situation. Sakura holte mich wieder zurück und sprach mit mir, um mich wieder zu beruhigen. Einmal mehr fragte ich mich, wie sie das machte. Sie war wahrlich die Ruhe in Person. Seit ich sie kannte, habe ich sie noch nie anders erlebt. Im Unterbewusstsein war mir klar, dass sie sich gerade nur wegen mir zusammen riss. Ich hatte ihre Trauer in ihren Augen gesehen und auch ihre Tränen zuvor gehört, doch für mich blieb sie momentan stark. Gemeinsam gingen wir alles durch und den Großteil der Telefonate führte Sakura selbst.
 

“Ich weiß nicht... was ich ohne dich getan hätte, Tante”, sprach ich nach gefühlten Stunden, die nun hinter uns lagen.
 

“Deshalb bin ich hier, Maron”, lächelte sie und ich sah sie blinzeln, um nicht zu weinen. “Deine Mutter war meine beste Freundin... doch wir beide fühlten uns wie Schwestern... und deshalb mache ich das, weil sie genau dasselbe für mich getan hätte, wenn es anders rum gewesen wäre”, fügte sie an und wischte sich die Träne von der Wange, die ihren Weg schließlich gefunden hatten.
 

“Trotzdem... danke ich dir”, sprach ich erneut und nahm sie in den Arm, um ihr wenigstens etwas zurück zu geben.
 

Die nächsten Tage waren alles andere als angenehm für mich. Immer wieder verkrampfte sich mein Magen und es gab auch Momente, in denen ich mich sogar übergeben musste. Sakura schob dies auf den Stress der letzten Tage. Zudem war die Beerdigung bereits vor der Tür und ich wusste wirklich nicht, wie ich den Tag überstehen sollte. Diese Gewissheit, dass meine Eltern niemals wieder zu mir zurück kehren werden, war einfach unerträglich. Mittlerweile war ich nervlich am Boden, da mir noch bewusster wurde, dass ich ab sofort für mich alleine zuständig war. Sobald ich 18 war, war ich auf mich alleine gestellt. Alles müsste ich selbst organisieren und mein Leben alleine bestreiten.
 

“Komm, Maron... es wird Zeit für die Trauerfeier”, holte mich Sakura aus meinen Gedanken. Ihr Mann Himuro war ebenso eingeflogen. Wegen seinem Beruf konnte er nicht früher da sein, aber vor einem Tag war er dazu gekommen und war für uns beide eine wahre Stütze.
 

Dankbar nickte ich ihr zu und so fuhren wir zum Friedhof. Da meine Eltern mit der westlichen Religion nichts am Hut hatten, haben Sakura und ich uns um einen buddhistischen Mönch bemüht, der die Trauerfeier leiten würde. Es war etwas schwierig, aber wir hatten es hinbekommen. Meine Eltern wollten eine Feuerbestattung haben, weshalb wir dies in die Wege geleitet hatten und nun würden die Urnen auf einem kleinen Altar stehen. Dabei hatten wir ein schönes Foto von den Beiden gefunden, welches wir dazu gestellt hatten. Alles war traditionell gehalten, genauso wie die beiden es gewollt hatten. Mir war wichtig, ihren letzten Wunsch zu ehren und zu erfüllen. Auch Sakura stimmte dem zu, denn der letzte Wille war wichtig und ich hätte es sicher nicht anders gewollt.
 

Wir durften den Gemeinschaftsraum der Kirche umfunktionieren, um die Trauerfeier dort stattfinden zu lassen. Normalerweise wären die Urnen ebenso ‘beerdigt’ worden, aber in diesem Fall würde es nicht passieren. Ein sehr großer Wunsch meiner Mutter im Sterbefall war es, dass sie in Japan, genauer genommen in Tokio, beigesetzt werden wollte. Mein Vater hatte dies respektiert und wollte ihr folgen. Zwar hatten sie beide nie mit mir persönlich darüber gesprochen, doch bei dem Testament lagen diese Wünsche bei. Aus diesem Grund würde der Mönch die Urnen mitnehmen und in Tokio mit einer weiteren Trauerfeier beisetzen. Ganz so, wie es die Tradition verlangte, würden meine Eltern dort ein Grab erhalten.
 

Der Mönch bot uns noch an bei der Beisetzung bei zu wohnen, doch ich entschied mich dagegen. Definitiv würde ich diese Zeremonie kein zweites Mal durchstehen. Sakura jedoch würde bei dieser dabei sein. Sie versprach mir, dass sie darauf achten würde, dass alles genauso sein würde, wie es meine Eltern wollten. In diesem Moment war ich ihr sehr dankbar, denn sie nahm mir eine große Last von den Schultern und versicherte mir, dass ich nichts falsch machen würde. Sie es sogar verstand, weil ich kein zweites Mal all das durch leben wollte. Ihre Worte beruhigten mich. Vor allem als sie mir sagte, dass meine Eltern beide stolz auf mich wären und sich gewünscht hätten, dass ich meinen Weg finden und gehen würde. Egal wie verzweigt dieser wäre oder wohin er mich führen möge. Sie wären immer in meinem Herzen bei mir.
 

Bei diesen Worten fasste ich den Entschluss, alles zu tun, um meine Eltern noch stolzer zu machen. Beide freuten sich, als ich ihnen damals mit teilte, dass ich ebenfalls Architektur studieren wollte. Wobei ich mich nicht nur auf die Errichtung von Freizeitparks konzentrieren wollte. Tatsächlich wollte ich alle Bereiche abdecken, weshalb ein sehr langes Studium vor mir liegen würde. Doch eins stand für mich fest: Ich würde es durch ziehen, egal wie viel Kraft und Mühe es mich kosten könnte. Zudem wollte ich unabhängig sein. Zum einen um Sakura keine weiteren Probleme zu bereiten und zum anderen wäre es mein Leben. Daher sollte ich mich darum auch alleine kümmern können. Auch wenn es nicht einfach werden würde, ich würde es tun.
 

Die Trauerfeier war geschmackvoll gehalten und der Mönch achtete sehr darauf, dass die Wünsche der Verstorbenen, aber auch meine gewahrt blieben. Ich war dankbar für seine Worte. Obwohl es üblich war einige Lobgesänge, Niederwerfungen und Rezitationen von Mantren mit einfließen zu lassen, so hatte er es auf das Mindeste gekürzt, da die Zeit, in der wir den Raum nutzen konnten, stark begrenzt war. Sakura konnte drei Stunden aushandeln, doch selbst das war zu gering. Schließlich ging die Trauerfeier im Buddhismus oftmals mehrere Tage. Aber sie war sich sicher, dass sie dies in Tokio nachholen konnten, um den Verstorbenen die Feier zu geben, die sie verdienten. Tatsächlich sah man den Tod nicht als trauriges Ereignis, aber für mich... war es das und ich konnte nicht wie andere etwas Positives daraus gewinnen.
 

“Mach dir keine Gedanken, Maron... keiner wird dich verurteilen und ganz besonders nicht der Mönch selbst”, hatte mich Sakura immer wieder darauf hingewiesen, dass ich traurig sein sollte und vermutlich auch wütend. Sie hatte so viel Verständnis für mich gezeigt, dass ich mir zusätzlich vornahm, mein Leben selbst zu klären, um sie nicht damit auch zu belasten. Dass dies für Sakura keine Last war, wurde mir erst viele Jahre danach bewusst.
 


 

Die ersten Tage nach der Zeremonie war es eigenartig. Sakura und Himuro waren im Gästezimmer und das Zimmer meiner Eltern war menschenleer. Normalerweise waren sie da, sobald uns die beiden besuchten. Wir kochten zusammen und spielten oft Brettspiele oder Kartenspiele. Doch dieses Mal... war kein Lachen meiner Eltern zu hören und das schnürte mir wortwörtlich die Kehle zu. Es war schwer aus zu halten und ich zog mich immer mehr zurück in mein Zimmer. Dort ließ das Gefühl etwas nach, aber so richtig verschwand es nicht. “Maron?”, hörte ich an meiner Tür, nachdem geklopft wurde.
 

“Ja?”, entkam es mir wie von selbst.
 

“Darf ich rein kommen?”, fragte Sakura und ich bejahte dies erneut. Natürlich konnte sie hinein kommen. “Danke dir”, lächelte sie mich an und schloss die Tür hinter sich. “Himuro und mir ist aufgefallen... dass du in letzter Zeit nur noch im Zimmer bist”, begann sie. Wie von selbst wurden meine Augen größer und ich schluckte schwerer. Dass es ihnen auffallen könnte, war mir gar nicht in den Sinn gekommen.
 

“Oh... Ich”, begann ich und sie winkte gleich ab.
 

“Alles gut... wir können uns denken, was dich beschäftigt. Deshalb habe ich mir gedacht... du möchtest vielleicht darüber reden”, sprach sie sanft aus und setzte sich auf den Stuhl an meinem Schreibtisch. Einmal atmete ich durch und fand es faszinierend, aber auch beängstigend, dass sie mich so gut durchschauen konnte. Langsam begann ich zu erzählen. Erst nur, wie es mir ging und später von meinen bedrückenden Gefühlen, die einfach so auftauchten und es mir unmöglich machten, mich im Wohnzimmer oder gar dem Erdgeschoss auf halten zu können. Verstehend nickte sie und schien zu überlegen.
 

“Ich weiß... es klingt alles so absurd, aber...”
 

“Du fühlst dich unwohl... hast das Gefühl, dass alles über dir zusammen bricht”, vervollständigte sie meinen Satz und ich nickte fassungslos. Sie hatte auch das korrekt zusammen gefasst. Ich war mir sicher, dass sie Zauberkräfte hatte. “Und was meinst du... wird es besser oder möchtest du... etwas ändern?”, fragte sie behutsam nach. Tatsächlich musste ich bei diesen Worten blinzeln. Sie hatte Recht. Das war die Frage, die ich mir nun stellen müsste. Würde ich klar kommen oder sollte ich lieber...
 

“Ehrlich gesagt... ich weiß es nicht”, sprach ich aus und sie nickte leicht.
 

“Verständlich... in diesem Haus bist du aufgewachsen... hier bist du groß geworden... hier hast du alles Wichtige erlebt. Egal, ob nun gute oder schlechte Ereignisse”, redete sie mit mir und mir war klar geworden, wie Recht sie hatte. “Deshalb denk in Ruhe darüber nach... ich bin mir sicher... dass es deinen Eltern egal wäre, ob du hier lebst oder in einem anderen Haus oder einer Wohnung... solange es dir gut ginge... wäre es ihnen recht”, merkte sie an und schenkte mir ein sanftes Lächeln.
 

Es erinnerte mich an das meiner Mutter. Jedes Mal, wenn ich einen Rat bei ihr gesucht hatte, sprachen wir über alle Möglichkeiten und am Ende nahm sie mir die Angst mich falsch zu entscheiden. Denn in ihren Augen gäbe es niemals eine falsche Entscheidung, solange es mir gut ging. “Danke dir, Tante Sakura”, lächelte ich sie mit glasigen Augen an. Mein Dank war aufrichtig und ehrlich, denn ich war ihr so dankbar, dass diese Worte kaum ausreichten, dies zu beschreiben.
 

“Jederzeit, Maron... lass es uns wissen, sobald du entschieden hast”, sagte sie und erhob sich. Sie kam noch zu mir, um mich zu umarmen und sanft über den Rücken zu streicheln. Das war definitiv eine mütterliche Umarmung und für einen Moment lehnte ich mich an sie heran und genoss diese. Es würde dauern, bis ich mir klar werden würde, was ich tun sollte, doch bis dahin hatten wir genug anderes zu überdenken. Deshalb beschloss ich gegen das Gefühl an zu gehen und zu sehen, was passieren würde.
 

Zusammen mit ihr ging ich ins Wohnzimmer und wir sahen noch einmal alle Unterlagen durch. Himuro war eine wahre Hilfe für uns, denn er kannte sich sehr gut mit den Gesetzen aus. Schließlich war Polizeichef in seinem Revier in Tokio. Wir verschafften uns erst einmal einen Überblick über alles. Denn viele der Versicherungen musste ich schnell kündigen, damit diese nicht weiter mir zu Lasten fallen würden. Darum kümmerte sich mein ‘Onkel’ nur zu gerne. Er telefonierte mit einigen von ihnen und bis auf zwei konnten wir so problemlos auflösen. Es kostete mich viel Überwindung dort zu sein und so gesehen den Nachlas meiner Eltern zu klären, aber es half mir ebenso damit klar zu kommen.
 

Einige Tage hatten wir gebraucht, bis wir alles soweit erledigt hatten. Es war absolut nicht einfach da durch zu steigen. Da Mama und Papa Japaner waren, waren wir uns eben unsicher, ob die Erbschaftssteuer in beiden Ländern galt zu entrichten. Zum Glück hatte uns da der Anwalt meiner Eltern gut helfen können. Alles hatte er Himuro, Sakura und mir bis ins Kleinste Detail erklärt. Ebenso auch, wie es mit den Immobilien geklärt war, die meine Eltern besaßen. Die Wohnung, die sie noch in Tokio hatten, haben sie Sakura hinterlassen. Das Haus in Frankreich war zu meinem Besitz geworden, wobei ich da eine Gewisse Summe an das Steueramt zahlen müsste. Die beiden Autos wären ebenso meine, wobei ich gleich einen Verkauf in Betracht zog.
 

“Dem stimme ich ebenso zu... solltest du später ein Auto brauchen... kannst du es dir kaufen”, erklärte Sakura.
 

Zum Glück musste ich von dem Fond, welchen meine Eltern für mich zum 18. angelegt hatten, keine Steuern zahlen, denn der Fond lief auf meinem Namen. Also war es bereits mein Besitz. Ich müsste nur die Bearbeitungsgebühren zahlen, sobald dieser mir ausgehändigt werden würde. Der belief sich auf etwa ein Prozent von der Summe, die darin enthalten war. Klang vielleicht viel, doch das war noch nichts im Vergleich zu den Erbschaftssteuern, die auf mich wegen dem Haus und der Autos zu kommen würde. Abzüglich des Freibetrages, der einem immer zustand.

Gravierende Entscheidungen

Leider musste Himuro schon bald zurück nach Tokio fliegen, doch Sakura wollte noch bleiben. Es fehlte noch eine endgültige Entscheidung, damit ich ohne ihre Unterschrift alles weitere in Auftrag geben durfte. Daher beschloss ihr Mann ohne sie zurück zu fliegen, aber zuvor drückte er mich und sprach mir Mut zu. Er würde jederzeit zurück kommen, sollte ich seine Hilfe brauchen. Das war so lieb von ihm, weshalb ich ihm einen Kuss auf die Wange gab. “Ich danke dir, Onkel Himuro”, lächelte ich ihn an und er strahlte.
 

“Nicht dafür, Kleines”, entgegnete er mit einem sanften Lächeln auf seinen Lippen. “Pass gut auf deine Tante auf”, zwinkerte er mir noch zu und ich kicherte. Er war wirklich einmalig und wusste, wann er die Situation etwas auflockern konnte. Genau deshalb mochte ich die beiden auch so sehr.
 

Weitere Tage zogen an uns vorbei und ich hatte endlich die Bestätigung vom Gericht, dass ich ab sofort als Mündig und volljährig zähle. Es waren zwar nur noch eineinhalb Monate bis zu meinem 18. Geburtstag, doch so konnte Sakura beruhigt nach Hause fliegen. Zwar spürte ich allzu deutlich, dass sie das noch nicht wollte, aber so hart es auch klang... ich musste alleine damit klar kommen, mein Leben zu bestreiten. Aus diesem Grund beschloss ich schweren Herzens das Haus, in dem ich all die Jahre lebte, zu verkaufen. Es war wirklich schade, aber das beklemmende Gefühl blieb weiterhin und ich war mir sicher, dass sich das nicht wirklich ändern würde.
 

Sakura verstand mich sehr gut in diesem Punkt und half mir dabei eine Wohnung zu finden. Da ich nicht sicher war, ob ich nach dem Studium noch in Frankreich bleiben würde, beschloss ich mein neues Zuhause nur zu mieten und nicht zu kaufen. Meine Meinung teilte Sakura ebenso. Sie meinte sogar, dass ich später immer noch kaufen könnte, wenn ich es wollen würde. Zum Glück war eine passende Wohnung leichter gefunden, als wir dachten. Da ich nur mein Schlafzimmer aus dem Haus behalten wollte, war der Umzug schnell erledigt. Für die Kaution kam Sakura vorübergehend auf, bis das Haus verkauft wurde und ich demnach über das Bargeld verfügen würde.
 

Obwohl sie mir immer wieder sagte, dass ich ihnen das nicht zurück zahlen müsste, so war es für mich glasklar, dass ich dies tun würde. Schließlich hatte ich das Geld, nur eben nicht in dem Augenblick. Demnach genügte es mir, wenn Sakura mir die Summe vorstrecken würde. Alles war so weit in die Wege geleitet und meine neuen Möbeln für das Bad, das Wohnzimmer und die Küche waren ebenso bestellt. Am Abend saßen wir noch zusammen auf dem provisorischen Sofa, als Sakura einen Anruf von ihrem Mann erhielt. Nur zu deutlich konnte ich erkennen, dass ihre Augen sich geweitet hatten und sie schwerer schlucken musste. Ich verstand nur einen Bruchteil von dem, was Himuro am anderen Ende erzählte.
 

“Ist etwas passiert?”, fragte ich direkt nach, nachdem sie auf gelegt hatte. Leise seufzte sie und nickte.
 

“Subaru hatte einen Arbeitsunfall im Labor”, fing sie an und meine Augen wurden riesengroß. Subaru war ihr ältester Sohn, der in der Pharmaindustrie arbeitete. Genauer gesagt war er in der Abteilung der Entwicklung von Medizin tätig.
 

“Tante Sakura... du musst nicht hier bleiben... Subaru braucht dich jetzt mehr”, sprach ich sanft aus und ich konnte ihren Zwiespalt sehen.
 

“Maron.... ich will dich jetzt nicht alleine zurück lassen”, kam es von ihr, denn ihrer Meinung nach brauchte ich sie genauso dringend wie ihr Sohn. Doch das stimmte nicht.
 

“Ich komme klar... alles ist in die Wege geleitet und der Anwalt kümmert sich um die Abwicklung”, begann ich ihr zu erklären, dass ich trotz allem nicht alleine war. “Er kümmert sich darum, dass die Steuer bezahlt wird und auch das Geld an euch zurück kommt, was ihr mir geliehen habt”, fügte ich an und zählte alles weitere auf. Schließlich war ich schon an der Universität angemeldet. Die Gebühren dafür würden erst im Juni fällig, bis dahin hätte ich die Summe auf meinem Konto und würde alles direkt anlegen. Dabei half mir der Anwalt ebenso. Daher musste sich Sakura um mich keine Sorgen mehr machen und sie seufzte.
 

“Also gut... doch du rührst dich, sollte sich etwas verzögern... Himuro und ich helfen dir aus, solange bis alles geklärt ist”, wollte sie noch ein Versprechen von mir haben. Ich hatte das Gefühl, dass sie nur dann zurück fliegen würde.
 

“Ich verspreche es dir, Tante... ich melde mich auch sonst einmal die Woche bei euch... ob nun telefonisch oder per Mail, wie es sich eben ausgehen würde, sobald ich das Studium starte”, setzte ich noch dazu, um ihr deutlich zu machen, dass ich wirklich alleine zurecht kommen würde.
 

“Also gut... ich schaue, wann ich einen Flug zurück bekommen kann”, lenkte sie ein, da sie meine Sturheit wohl schon von meinen Eltern kannte. Tatsächlich war ich da ihnen sehr ähnlich. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog ich es bis zum Ende durch.
 

“Mach das”, lächelte ich und holte schon den Laptop, damit sie gleich nach den Flügen sehen konnte. Während sie das machte, kochte ich schnell Tee und Kaffee, aber auch eine Kleinigkeit zum Essen. Nudeln gingen immer, obwohl es für Sakura ungewohnt war, schmeckten sie ihr ebenso.
 

“Morgen Abend ist der früheste Flug zurück”, hörte ich Sakura, die nun in die Küche kam, um den Tisch zu decken. Das hatte sich irgendwie eingependelt bei uns, dass einer kochte und der andere den Tisch für das Essen fertig machte.
 

“Das ist gut... und es wird dann alles wieder gut”, sagte ich, um ihr Mut zu machen. Sie lächelte mich leicht an und nickte.
 

“Du bist deiner Mutter so ähnlich, Maron... verändere niemals deine Ansicht, egal wie schwer es sein... und wie dunkel die Welt manchmal erscheinen mag... wir werden hinter dir stehen und dich unterstützen”, kam es von ihren Lippen und ich spürte schon, wie die Tränen sich anbahnten.
 

“Genau wie ich für euch da bin, wenn ihr mich braucht”, entgegnete ich und blinzelte meine Tränen weg. “Wir können essen”, verkündete ich und wechselte damit das Thema. Denn Sakura sollte Mut fassen, dass es ihrem Sohn soweit ging. Natürlich hielt Himuro sie auf dem Laufenden und schrieb ihr jede Neuigkeit, die er von den Ärzten bekam. Trotz der Zeitverschiebung war Sakura dadurch auf dem neusten Stand.
 

Am frühen Morgen erhielt sie die Entwarnung, dass die OP gut gelaufen war, denn Subarus linker Arm und sein linker Oberkörper waren in Kontakt mit einer Chemikalie, die gefährlich für die Haut war. So ganz hatte ich nicht verstanden, welche das war, aber sie mussten die oberste Haut vorsichtig lösen und er würde wieder werden. Damit war er außer Lebensgefahr und das beruhigte nicht nur Sakura, sondern auch mich. Umso wichtiger war es, dass sie am Abend zurück flog, um bei ihrem Sohn sein zu können. Den Tag verbrachten wir noch damit, ihren Koffer zu packen, zusammen noch essen zu gehen und ich begleitete sie sogar noch zum Flughafen.
 

“Sag Subaru gute Besserung und grüß die anderen”, lächelte ich und nahm meine Tante noch zum Abschied in den Arm. Sie drückte mich sanft an sich und streichelte meinen Rücken. Genauso wie sie es immer getan hatte.
 

“Und du meldest dich regelmäßig bei uns”, wisperte sie und ich nickte an ihrer Schulter.
 

“Natürlich”, lächelte ich sie an und winkte ihr, ehe sie durch die Sicherheitskontrolle ging und ich wartete sogar, bis das Flugzeug abhob. Es klang komisch, aber ich wollte sicher gehen, dass sie wirklich nach Hause flog. Ihr Sohn brauchte sie jetzt mehr als ich.
 


 

Seit dem Abflug von Sakura waren ein paar Wochen vergangen. Sie hatte sich gemeldet, als sie gelandet war und mir sogar ein Bild von sich und Subaru geschickt. Ihn darauf lächelnd zu sehen, hatte mich wirklich beruhigt. Das zeigte mir, dass es bei ihm bergauf ging. Tatsächlich war er nun schon eine Woche daheim. Er musste noch aufpassen, dass er nicht zu viel Wasser auf seine Verletzungen geben sollte. Seine Haut heilte langsamer, aber dank der modernen Verbände ging das ganz gut und er würde nur ganz leichte Narben zurück behalten. Das waren sehr gute Nachrichten. Eine weitere gute Neuigkeit war, dass der Anwalt die Verkäufe abgewickelt hatte. Er hatte bereits alles mit den Steuern geklärt und Sakura ausbezahlt.
 

Den Restbetrag erhielt ich auf mein Konto, welches ich aufmachen musste. Denn ohne ein Konto würde gar nicht gehen. Überall brauchte man eines. Kaum hatte ich das Geld auf dem Konto, schon zahlte ich die Möbel, die geliefert und aufgebaut wurden. Zudem hatte ich bei der Uni alles geklärt, damit die Gebühren vom Konto abgehoben werden. Jedes Semester musste ich diese entrichten. Es kamen noch andere Dinge dazu, sobald ich anfangen würde, aber eins nach dem anderen. Daran hielt ich mich bislang immer. Ansonsten würde ich den Überblick verlieren und das wäre wohl fatal. Da ich meine Finanzen selbst im Blick haben musste. Früher hatten das meine Eltern für mich gemacht.
 

Jedoch war dies nicht mehr möglich. Deshalb musste ich das selber machen und war froh, dass mir Sakura einen guten Tipp gegeben hatte. Es war absolut nicht einfach alle Ausgaben auf einem Blick zu haben, weshalb ich mir Notizen gemacht hatte und alle Worstcase Szenarien ebenfalls notiert. Bei all den Zahlen schwirrte mir schon bald der Kopf. Das war schon unglaublich viel, woran man denken musste. Wie die Erwachsenen das alles machen konnten, war mir tatsächlich schleierhaft in diesem Moment. Mehrere Male ging ich alles durch und musste schnell feststellen, dass ich wohl nicht drum herum kommen würde, zusätzlich zu arbeiten. Das Geld, was ich erhalten habe und noch erhalten würde, würde gerade so knapp ausreichen für die nächsten Jahre.
 

Einige Überlegungen und einem Telefonat mit Sakura später war ich ein wenig schlauer. Indirekt hatte ich nachgefragt, wie ich am besten rechnen sollte, und sie meinte, ich solle auf alle Fälle 20 Prozent als Notfallreserve sehen, falls ich einen neuen Laptop oder eben ein neues Handy brauchen würde. In diesem Punkt hatte sie Recht und ich sprach an, dass ich gerne arbeiten würde neben dem Studium. Sie fand die Idee nicht verkehrt, solange ich etwas Passendes finden würde. Ansonsten würden Himuro und sie mir aushelfen, sollte der Fall eintreffen. Das würde auf alle Fälle mein Plan B sein, wenn ich in nächste Zeit keinen Job finden würde.
 

Ehrlich gesagt wäre es mir um einiges lieber, wenn ich selbst Geld verdienen könnte. Deshalb nutzte ich die nächsten Tage dazu, um alle möglichen Stellenanzeigen durch zu gehen. Bei den meisten musste ich erst einmal 18 werden, doch das war in knapp zwei Wochen soweit. Weshalb ich erst einmal die anderen Anzeigen durch telefonierte, um nach zu fragen und womöglich ein Probetag vereinbaren zu können. Definitiv hatte ich mir all das viel einfacher vorgestellt in einer Großstadt wie Paris. Aber überall war es irgendwie dasselbe. “Erst mit 18 können wir dich einstellen.” oder “Dazu musst du erst einmal 21 werden, da anders du nicht im Club arbeiten kannst.”
 

Natürlich verstand ich ihre Bedenken, doch in dem Moment war es mehr als scheiße das jedes Mal zu hören. Seufzend holte ich mir in einem kleinen Café einen Kaffee und überlegte, wo ich noch fragen könnte. Es würde anfangs sogar ein einfacher Aushilfsjob reichen. Damit könnte ich mir ein kleines Puffer erarbeiten, bis das Studium anfangen würde. Bis Anfang September hatte ich gute drei Monate, in denen ich problemlos arbeiten könnte. Danach wäre ich wohl wegen dem Studium etwas eingeschränkter in meiner Zeit. Einen Schluck nahm ich noch und grübelte etwas, ehe ich mich dazu entschloss, ebenso in den Cafés und Restaurants nach zu fragen. Kellner wurden schließlich immer gesucht.
 

Einige Gastwirtschaften klapperte ich noch ab, ehe ich mich niedergeschlagen auf den Weg nach Hause machte. Keiner benötigte für den Moment jemanden. Bei drei Stellen hatten sie sich zumindest meine Nummer notiert, um mich zu informieren, sollte es sich ändern. Die ganze Suche hatte mich ziemlich geschafft, denn kaum war ich daheim, schon kippte ich nahezu ins Bett und schlief sofort ein. Dass das alles so anstrengend und schwierig sein konnte, hatte ich nicht erwartet. Vielleicht fühlte ich mich auch deshalb nur noch geschlauchter. Der Morgen war ebenso ernüchternd, wie der Abend zu vor. Es war wahrlich zum Haare raufen. Ich begriff nicht, warum keiner eine Aushilfskraft brauchen konnte.
 

Langsam, aber sicher wurde ich verzweifelter, nahezu panisch. Ehrlich gesagt wollte ich meiner Tante und meinem Onkel nicht zur Last fallen, da ich so erzogen wurde. Meine Eltern waren immer für mich da, doch größtenteils hatte ich mein Taschengeld gespart, um mir was kaufen zu können. Diese Unabhängigkeit wollte ich mir unbedingt beibehalten. Deshalb fasste ich neue Kraft, stärkte mich mit Kaffee und einem gemütlichen Frühstück, ehe ich mich auf den Weg machte, die nächsten gastronomischen Läden auf zu suchen. Es lief genauso wie am Tag zuvor. Lauter Absagen und nur wenige hatten sich überhaupt meine Nummer notiert. Gegen Abend ließ ich meine Schultern sinken und schlenderte zur Metrostation, um mit der Metro nach Hause zu fahren.
 

Dabei begegnete ich mehreren Leuten, die mir entweder entgegen kamen oder in meine Richtung gingen. Unwillkürlich schnappte ich ein Gespräch zwischen zwei Frauen auf. Sie sprachen darüber, dass ein neuer Club aufgemacht hatte. Tagsüber war es wie ein Bistro und nachts eine Bar mit gesondertem Bereich im Keller. Das klang nach einem komischen Konzept, doch weiter dachte ich nicht darüber nach, denn ich sah darin eine erneute Möglichkeit eventuell doch noch einen Job zu bekommen. Daher suchte ich schnell nach dem Club, da ich glücklicherweise den Namen aufgeschnappt hatte. So schnell es mir möglich war fuhr ich dorthin, weil viel Zeit hatte ich nicht mehr, um frühzeitig Heim zu kommen.
 

Obwohl ich dank Sakura als mündig zählte, so durfte ich dennoch nicht länger als Mitternacht draußen unterwegs sein. Klar war es nicht immer sofort gegeben, dass man erwischt wurde, aber das Risiko bestand. Tatsächlich wollte ich das nicht eingehen, da ansonsten eben Sakura einen Anruf bekommen würde. Das wollte und würde ich definitiv vermeiden. Deshalb musste ich mich sputen und das tat ich auch. An der Adresse angekommen, sah ich mich kurz um. Die Gegend schien etwas nobler zu sein und es war weiter außerhalb vom Zentrum der Stadt. Es war sogar genau in der entgegengesetzten Richtung, wie meine Wohnung. Einmal atmete ich noch durch und betrat den Laden.
 

Drinnen sah es wirklich gemütlich aus und man konnte die unterschiedlichsten Leute an den Tischen erkennen. Es schien wirklich ein einfaches Restaurant zu sein, weshalb ich nach einem Moment den Tresen entdeckte, an denen die Kellner die Getränke zubereitetet. Direkt machte ich mich auf den Weg dorthin. Dabei schluckte ich einmal meinen Kloß herunter und fragte nach dem Chef, da ich einen Job suchen würde. Beide musterten mich einige Augenblicke, ehe sie leicht nickten. “Einen Moment”, sprach die Größere der Beiden und kam von dem Tresen hervor, bevor sie durch den Raum schritt.
 

Kurz sah ich ihr nach und überlegte, ob ich ihr folgen sollte. Doch ich entschied mich dagegen und wartete somit am Tresen. Es dauerte einige Zeit, weshalb ich mich erneut einmal im Raum umsah. Tatsächlich erschloss sich mir das Konzept noch nicht ganz, doch das würde ich sicher früher oder später schon noch erfahren. Je länger ich warten musste, umso nervöser wurde ich. Ich tippte mit den Fingern an dem Tresen und blickte öfters auf die Uhr. Wenn er bald nicht auftauchen würde, würde ich wohl unverrichteter Dinge gehen müssen, um rechtzeitig in meine eigenen vier Wände zu kommen. Eine viertel Stunde würde ich noch warten, ehe ich mich auf den Heimweg machen würde.
 

Als die Minuten verstrichen waren, wollte ich schon wieder gehen. Jedoch kam ich nicht weit, denn die Kellnerin kam mit einem Mann in Begleitung zurück. Dieser stellte sich mir als Chef vom Laden vor und bat mich ihm zu folgen. Erst war ich unsicher, doch da die Kellnerin ebenfalls mit ging, war ich erleichtert. Damit wäre ich nicht alleine mit ihm. Alle anderen Bedenken hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm. In dem Büro setzten wir uns und er sah mich erst einmal an, ehe er eine kleine Fragerunde machte. Es überraschte mich, doch überwog die Freude mehr. Dadurch war ich einen Schritt weiter als bei den anderen Stellen. Er notierte sich einiges, doch meinen vollen Namen und meine Anschrift hatte ich ihm nicht genannt. Zwar wusste ich nicht wieso, aber etwas in meinem Inneren sperrte sich dagegen.
 

Das Gespräch war gut gelaufen und er versprach mir, sich zu melden. Wobei ich am Wochenende zum Probearbeiten kommen konnte. Erfreut verließ ich den Laden und wollte direkt zur Metrostation, jedoch wurde ich auf gehalten. “Entschuldigen sie, Mademoiselle”, hörte ich eine dunkle und doch freundliche Stimme.
 

“Ja?”, fragte ich wie von selbst und drehte mich zu der Person um. Vor mir stand ein Mann, der bestimmt über 30 Jahre alt war und schwarzes Haar besaß. Einen Moment blinzelte ich, da er irgendwie ebenso japanisch aussah.
 

“Hätten Sie einen Moment für mich?”, wollte er wissen. Erneut blinzelte ich und ich wusste nicht wieso, doch ich stimmte dem zu. Daher gingen wir ein paar Schritte zu zweit.
 

“Worum geht es?”, fragte ich nach einer Weile nach.
 

“Nun... ich hatte vorhin im Restaurant mitbekommen, dass sie dort arbeiten wollen”, kam er auf den Punkt und ich legte den Kopf schief. Dass dies andere mit bekommen würden, kam mir gar nicht in den Sinn.
 

“Oh... nun ja... dem ist so... ich werde am Wochenende zur Probe dort arbeiten”, erklärte ich und lächelte, da ich mich über diese Chance sehr freute.
 

“Das würde ich an ihrer Stelle nicht tun”, entgegnete er und wir setzten uns auf eine Bank bei der Metrostation.
 

“Wie meinen Sie das?”, hakte ich nach und er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Was er mir dann erzählte klang verrückt. Er meinte doch tatsächlich, dass der Clubbesitzer mehr als zwielichtig war und seine Angestellten nicht fair bezahlen würde. Leicht runzelte ich die Stirn. “Und woher wollen sie das wissen?”, musste ich einfach in Erfahrung bringen. Ein Seufzen entkam ihm.
 

“Weil viele nur einen Bruchteil von dem bekommen, was ausgemacht war... deshalb sucht er ständig neues Personal”, antwortete er und ich überlegte.
 

“Wieso sollte ich Ihnen glauben? Immerhin sind sie ein Fremder”, sprach ich meinen Gedanken aus.
 

“Stimmt... doch er ist es auch, oder etwa nicht?”, konterte er und grinste leicht. Kurz war ich sprachlos, da er mich mit meinen eigenen Worten geschlagen hatte.
 

“Stimmt”, lachte ich leise und seufzte. “Dann habe ich also wieder ein Problem”, verließ es leise meine Lippen.
 

“Nun... wenn es um einen Job geht... ich hätte da einen”, sprach er und ich starrte ihn nun an. “Wenn du möchtest... komm morgen doch vorbei und wir sprechen in Ruhe darüber”, schlug er vor und zog eine Visitenkarte heraus. “Mein Name ist Noyn Claude”, stellte er sich mir mit einem Lächeln vor.

Der Vertrag

Schwer atmend und mit stark klopfendem Herzen kam ich schließlich an meiner Wohnung an. Die letzten Meter waren wirklich anstrengend für mich und ich kam ganz schön ins Schwitzen. Doch zu meinem Glück war keine Polizei unterwegs und die anderen Passanten schienen nicht wirklich auf mich zu achten. Erleichtert atmete ich durch und blickte zur Uhr. Es war bereits halb 11 Uhr nachts, aber ich war nun zu Hause und konnte einmal richtig die letzten Stunden Revue passieren lassen. Wie von selbst griff ich nach der Visitenkarte, die ich in der Eile einfach in meine Hosentasche gesteckt hatte. Auf dieser stand der Name des Mannes darauf, der mich angesprochen hatte, nachdem ich das Gebäude verlassen hatte.
 

Langsam stieß ich mich von der Tür weg und zog mir meine Schuhe mit den Fußspitzen aus. Mit der Karte in der Hand ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa. War all das wirklich passiert?, überlegte ich und hielt den Beweis dafür eigentlich schon in der Hand. Jedoch musste das noch mein Kopf begreifen, dass der Abend genauso verlaufen war. Schwerer schluckte ich und biss mir leicht auf die Unterlippe, als mir alles wieder bewusst wurde. Meine Augen wurden größer, da ich tatsächlich zu diesem Restaurant, Club oder was immer es wirklich war, gegangen bin. “Das war mehr als unvorsichtig”, schüttelte ich über mich selbst den Kopf.
 

Normalerweise war ich nicht so, doch irgendwie hatten mich die letzten Tage geschlaucht, gefrustet und deprimiert. Weshalb ich unbedingt ein Erfolgserlebnis haben wollte. Aber wenn ich genauer darüber nachdachte... war es eine scheiß Idee zu diesem Club zu fahren. Erst jetzt war mir mein mieses Gefühl klar, welches ich schon die ganze Zeit hatte. Dass mich die beiden Kellerinnen so gemustert hatten, war auch komisch und verstärkte mein Unwohlsein. Aber ich hatte es geschickt verdrängt. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, während mir all das auf fiel. Definitiv sollte ich da künftig besser auf passen. Man sollte niemals seine Vorsicht über Bord werfen, egal weshalb. Das hatte Papa mir oft gesagt.
 

Innerlich versprach ich, in Zukunft nicht noch einmal so einen Fehler zu machen. Denn so langsam habe ich das Gefühl, dass der Club etwas vollkommen anderes war, als es den Anschein hatte. Unweigerlich wanderte mein Blick auf die Visitenkarte in meiner Hand. Vermutlich hatte der Kerl recht mit seinen Worten. Je mehr ich nun darüber nachdachte, umso wahrer erschienen sie mir. Auch wenn ich mir nicht erklären konnte, woher er all das wissen konnte, so traute ich ihm irgendwie mehr als dem Clubbesitzer. Daher wanderten meine Gedanken wieder zu seiner komischen Einladung. Sollte ich am nächsten Tag zu der Adresse auf der Karte fahren oder nicht. Seufzend erhob ich mich, legte die Karte auf dem Tisch ab und machte mich bettfertig, da der Tag ziemlich anstrengend war.
 


 

Der Morgen kam schneller als mir lieb war und schläfrig schälte ich mich aus dem Bett. Es war definitiv zu früh, doch es half alles nichts. Der Tag begann, ob ich wollte oder nicht. Einiges stand noch auf meiner Liste, denn ich sollte meinen Haushalt nicht zu lange schleifen lassen. Wäsche, Spülmaschine ausräumen, Küche säubern und natürlich das Bad machen. Nach einem gemütlichen Kaffee in der Küche fing ich schließlich an mit der Spülmaschine und machte danach die Wäscheladung fertig. Die Küche folgte als nächstes, wobei ich nebenbei noch etwas kochte. Denn Essen sollte ich auch noch etwas. Gestärkt und gesättigt verschwand ich ihm Bad, um dieses sauber zu machen. Kaum war das erledigt, machte ich mich frisch und zog mir eine Jeans und eine Bluse an.
 

Mit einem Handtuch in den Haaren ging ich ins Wohnzimmer und sah zu der Karte, die noch immer auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa lag. Meine Füße trugen mich wie von selbst dorthin und ich nahm diese wieder in die Hand. Mehrmals las ich den Namen des Mannes. ‘Noyn Claude’ klang französisch in meinen Ohren. Doch ich könnte schwören, dass er etwas Japanisches an sich hatte. Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum und überlegte, ob ich dorthin gehen sollte. Immerhin sprach er von einem Job, den er hätte. Aber ich war unsicher. Vor allem nachdem mir bewusst wurde, was in diesem komischen Restaurant noch alles passiert wäre, wenn ich nicht weg gemusst hätte.
 

Schnell schüttelte ich den Kopf und fischte nach meinem Handy. Auf der Visitenkarte war auch eine Nummer darauf. Deshalb beschloss ich vorab an zu rufen und wenn der Mann rangehen würde, würde ich am Helligtentag dahin gehen. Das würde das Risiko für mich minimieren und ich könnte dennoch heraus finden, ob er wirklich einen Job für mich hätte. Kaum wählte ich die Nummer, schon hörte ich die Freizeichen und wenig später die tiefe männliche Stimme. Er hatte sich mit seinem Namen gemeldet und ich war unsicher, was ich sagen sollte. Doch schließlich fand ich meine Stimme wieder und fragte noch einmal nach, ob er seine Aussage ernst gemeint hatte. Er bejahte dies und lud mich in seine Agentur ein.
 

Das Telefonat war danach schon beendet. Nachdenklich sah ich auf mein Handy und ging noch einmal alles durch. Das Gespräch hat mich überrascht... positiv überrascht sogar. Er hatte erneut seinen Namen, sprach ruhig und freundlich und hatte mich erneut eingeladen. Einige Momente haderte ich mit mir selbst, ehe ich mich dazu entschloss meine Haare fertig zu machen und dorthin zu gehen. Theoretisch hatte ich nichts zu verlieren und würde mir anhören, welches Angebot er für mich hätte. Am Telefon klang das alles recht mysteriös. Es weckte regelrecht meine Neugier. Schnell hatte ich mir meine braunen Haare zusammen gebunden und meine Tasche gepackt.
 

Noch einmal atmete ich durch, zog mir meine Schuhe und Jacke an und verließ meine Wohnung. Diese schloss ich hinter mir ab und machte mich auf den Weg zu dem Ort, der auf der Visitenkarte angegeben war. Je näher ich der Straße kam, umso nervöser wurde ich. Vor dem Gebäude klappte mir der Mund auf, denn dieses war riesig. Es wirkte irgendwie einschüchternd auf mich. Schwer schluckte ich und holte noch einmal tief Luft, ehe ich zum Eingang und durch die große Türe ging. Direkt würde ich von dem großen Schild hinter dem Empfangstresen: ‘Solitary Rose’. Der Name der Agentur war auch geheimnisvoll, wie seine Erklärung am Telefon zu dem Jobangebot. Da musste ich wohl persönlich nach haken und das würde ich tun.
 

Erneut atmete ich tiefer durch, um meine Nervosität zu regulieren. Erst danach ging ich zu der Empfangsdame und sprach kurz mit ihr. Sie lächelte leicht und zeigte zum Aufzug mit der Aussage, dass ich bereits erwartet wurde, nachdem ich meinen Namen genannt hatte. Wobei ich nur meinen Vornamen nannte. Irgendwie wurde ich vorsichtiger bei der ganzen Sache. Dennoch machte ich mich auf den Weg zu dem Lift und fuhr mit diesem nach oben in die höchste Etage. Wie gebannt starrte ich auf die Anzeige, die mir verriet, auf welcher Höhe ich gerade war. Noch immer war ich nicht sicher, ob das eine gute Idee war, her zu kommen.
 

Jedoch war es nun zu spät, denn ich war oben angekommen. Das altbekannte ‘Pling’ kündigte es an. Direkt verließ ich die Kabine und sah mich kurz um. Der Flur war groß und es gab dort drei Türen, was mich sichtlich irritierte. Dadurch hatte ich die Orientierung verloren. Tatsächlich erinnerte ich mich nicht einmal daran, ob mir die Dame am Empfang gesagt hatte, durch welche Tür ich gehen sollte. Daher beschloss ich alle drei näher an zu sehen. Irgendwo musste doch stehen, wo der Chef des Ladens nun zu finden war. Zum Glück fand ich an der Tür den entsprechenden Hinweis und erleichtert atmete ich durch, ehe ich an der großen Tür klopfte und ein dumpfes ‘Herein’ hörte. Schluckend öffnete ich die Tür und war überrascht.
 

Der Raum war großzügig geschnitten, hatte eine moderne Einrichtung und besaß eine riesige Fensterfront. Von dieser aus konnte man sicher die gesamte Stadt überblicken. “Der Hauptgrund, warum ich damals dieses Gebäude wählte”, hörte ich die männliche Stimme und war mir erst jetzt bewusst, dass ich nicht alleine im Raum war.
 

“Verständlich”, entgegnete ich, schloss die Tür und trat näher an den Schreibtisch heran. Der ältere Mann hatte sich erhoben und kam um den Schreibtisch herum.
 

“Schön, dass du gekommen bist”, lächelte er und deutete mir an, mich bei der Sitzgruppe zu setzen. Erneut war ich überrascht, dass so etwas in seinem Büro stand. Doch vermutlich hatte alles seine Gründe.
 

“Ehrlich gesagt... bin ich nicht sicher, wieso ich gekommen bin”, sagte ich direkt, nachdem ich Platz auf dem Sofa genommen habe.
 

“Ich nehme an... du brauchst immer noch einen Job und ich vermute, du bist deutlich jünger als 21”, begann er und ich blinzelte bei seinen Worten.
 

“Nun... was das betrifft... stimmt es... ich werde in wenigen Tagen 18”, erklärte ich ihm und er nickte.
 

“Warum brauchst du einen Job?”, wollte er wissen. Einen Moment überlegte ich, ob ich mit ihm offen reden könnte oder nicht. Schließlich beschloss ich ihm die halbe Wahrheit zu nennen. Dass ich den Job wegen dem Studium brauchen würde und der Miete, war einer der Gründe. Dass ich keine Eltern mehr hatte und somit meinem ‘Vormund’ nicht auf der Tasche liegen wollte, ging ihn nichts an.
 

“Verstehe... welche Erfahrungen hast du?”, hakte er nach und ich erzählte ihm, dass ich die Zeitung schon mal ausgetragen hatte, genau wie einige Babysitterjobs hatte und für einige Wochen in einem Café tätig war als Kellnerin. “Vielseitig also”, merkte er an und notierte sich dies scheinbar in sein Handy.
 

“Was genau... wäre mein Job bei Ihnen?”, packte mich die Neugier und ich wollte erfahren, was mich erwarten würde.
 

“Eigentlich... wäre das so ähnlich wie Babysitten”, antwortete er direkt und ich legte den Kopf schief.
 

“Ähnlich?”, hakte ich nach und er nickte. Sogleich klärte er mich auf, dass er Damen und Herren unter Vertrag hat, die mit anderen Menschen die Tage verbringen.
 

“Hauptsächlich sind es Geschäftsessen, Galas oder auch Klassentreffen, zu denen meine Kunden nicht alleine hingehen wollen”, führte er seine Erzählung fort und ich hörte noch den Begriff ‘Escort’. Dabei weiteten sich meine Augen, denn ich wusste genau, was man sich über diese Personen sagte.
 

“Sie meinen... ich als Edelhure?”, brachte ich fassungslos heraus und starrte ihn regelrecht mit großen Augen an.
 

“Aber nein... viele sagen das über den Beruf, doch es stimmt nicht... es ist ein Begleitservice, den wir anbieten. Viele Menschen sind einsam und wollen gute Gesellschaft haben”, kam es gleich von seinen Lippen und ich kniff die Augen zusammen. Denn glauben konnte ich ihm das gar nicht.
 

“Sie wollen mich wohl verarschen”, sagte ich ehrlich und erhob mich, da ich definitiv nicht länger bleiben würde.
 

“Warten Sie, Maron... ich werde sie nicht belügen und auch nicht verarschen”, sprach er, holte einige Papiere hervor und reichte sie mir. “Das wäre ihr Vertrag... es geht wirklich nur um die Gesellschaft... natürlich gibt es Escorts, die auch gewisse Extras anbieten, doch das entscheiden meine Angestellten selber, ob sie es wollen und auch mit wem... niemand wird zu sexuellen Handlungen gezwungen... jeden Kunden prüfe ich vorher eingehend und diejenigen, die bei mir oder meinen Angestellten durchfallen, werden keinen Vertrag erhalten”, klärte er weiter auf und ich blinzelte verwundert. Seine Worte klangen ehrlich, deshalb setzte ich mich und las mir die Papiere aufmerksam durch.
 

Dass mein Gegenüber erleichtert zu sein schien, merkte ich gar nicht. Er gab mir die Zeit, alles durch zu lesen. Zwei Mal hatte ich die Seiten gelesen, um wirklich alles zu verstehen. “Verstehe ich das richtig... mein Grundgehalt wäre 1500 Euro brutto und je nach Buchungskondition kommen weitere Beträge hinzu?”, fragte ich nach und blickte zu ihm.
 

“Korrekt... alle meine Angestellten haben ihr Grundgehalt... sie haben alle eine Krankenversicherung und natürlich sind sie fest angestellt bei mir, damit es später keinerlei Probleme mit den Steuern geben kann”, antwortete er mir und erklärte noch einmal alle Punkte in Ruhe. Das Festgehalt sichert alle ab, dass sie genug verdienen, um ihre privaten Ausgaben irgendwie zu decken. Jede Buchung beinhaltet 200 Euro für die gebuchte Person und je nach Umfang der Begleitung gäbe es nach oben kaum Grenzen. Bei all dieser Aufzählung wurden meine Augen immer größer und mir klappte teilweise der Mund auf bei den Summen, die für eine Gala als Beispiel gezahlt wurde.
 

“Und das alles nur, damit man die Kunden begleitet?”, hakte ich nach und er nickte.
 

“Ich weiß... es klingt verrückt, aber das ist so... zudem werden die Kleider und Schmuckkosten von den Kunden übernommen, wenn eine spezielle Kleiderordnung gewünscht wird”, merkte er an und ich kaute auf meiner Unterlippe.
 

“Kann... ich darüber nachdenken?”, wollte ich wissen und er nickte erneut.
 

“Natürlich... ich biete auch darum... denn ich habe nur Langzeitverträge, sofern die Probezeit erfolgreich war”, kam es direkt von ihm und ich merkte an seiner Stimmlage, dass es ihm mit allem sehr ernst war.
 

“Von... welcher Zeitspanne reden wir hier?”
 

“Diese Frage hatte ich schon erwartet”, lächelte er und sah mich an. “Die meisten meiner Angestellten sind zwischen sieben und zehn Jahre bei mir unter Vertrag.” Bei seinen Worten klappte mir erneut mein Mund auf. Schwerer schluckte ich, da ich mit so vielen Jahren nicht gerechnet hatte. “Natürlich können Verträge verlängert werden nach Ablauf der Zeit... da müssen beide Parteien mit einverstanden sein.” In dem Moment konnte ich nur nicken. Er erinnerte mich daran, dass ich noch einmal alles durch lesen sollte und Punkte hinzu fügen könnte, falls etwas fehlen sollte. Er würde sich freuen, mich in seinem Team begrüßen zu können, doch die Entscheidung lag nur bei mir.
 

Erneut nickte ich, packte die Papiere ein und verließ sein Büro. Nachdenklich machte ich mich auf dem Weg nach Hause, um mir über dieses Jobangebot meine Gedanken zu machen. Es war eine weittragende Entscheidung, wenn ich mich dafür entschließen würde. Aber wollte ich das wirklich? Konnte ich das überhaupt tun? Eine Escort war bei vielen nur als eine Edelhure bekannt und ich würde sicher niemals für Geld meinen Körper verkaufen. Das würde ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können. All diese Gedanken geisterten mir im Kopf umher und kaum war ich zu Hause, schnappte ich mir mein Laptop und holte ein paar mehr Informationen zu der Agentur.
 

Tatsächlich gab es eine mehr als professionelle Seite, wo die Kunden lesen konnten, was angeboten wurde. Jedoch konnte man keine Namen oder Alter oder gar Fotos der Angestellten einsehen. Dazu musste man Kunde sein. Vermutlich bekam man erst nach der Überprüfung den Zugang zu diesen Daten. Jedoch konnte man öffentlich die Resonanzen lesen. Diese waren durchweg positiv und die Kunden schrieben von verschieden Veranstaltungen, die sie besucht hatten und eine sehr gute Gesellschaft durch die Damen und Herren genossen hatten. Dennoch blieb ich skeptisch, denn das klang genauso gut zweideutig. Obwohl der Job sehr gutes Geld einbringen würde, war ich mir nicht sicher, ob das richtig wäre.
 

Mehrere Nächte und Tage nahm ich mir Zeit, um gründlich über das Angebot nach zu denken. Definitiv war das kein 0815 Job, den ich annehmen würde. Niemals dürfte jemand etwas davon erfahren. Bestimmt würde mir Sakura eine Standpauke halten, dass sich so etwas nicht schickte, aber ehrlich gesagt... habe ich keine andere Wahl. Zumindest spielte Noyn Claude mit offenen Karten. Nicht so wie der Barbesitzer. Seufzend wählte ich die Nummer des Agenturbesitzers und kaute auf meiner Unterlippe herum, während ich die Freizeichen hörte. Noch einmal wollte ich mit ihm sprechen und mich richtig absichern. Begleiten war eine Sache, doch bezahlter Sex würde niemals für mich in Frage kommen. Zumal ich mit meinen fast 18 Jahren noch total unerfahren war.
 

“Solitary Rose, sie sprechen mit Noyn Claude”, meldete er sich am anderen Ende der Leitung und ich konnte nicht anders, als erneut schwerer zu schlucken.
 

“Maron hier”, meldete ich mich kurz und knapp.
 

“Maron... welch ein erfreulicher Anruf... wie kann ich helfen?”, kam er gleich auf den Punkt.
 

“Nun... ich habe noch einmal darüber nachgedacht... und da gäbe es tatsächlich ein paar Punkte, die ich noch gerne festhalten würde”, entgegnete ich direkt.
 

“Verstehe... dann lass mich hören, was dir durch den Kopf gegangen ist”, sprach er und seine Stimme klang recht dominant. Fast so, als wollte er mich unbedingt überzeugen, bei ihm zu arbeiten. Definitiv war er ein Mann, der genau wusste, was er wollte. Vermutlich auch, wie er es bekommen könnte.
 

Dadurch wurde mir bewusst, dass ich gerade die Oberhand hatte, weil er mich unbedingt in seinem Team haben wollte. Deshalb würde ich dies nutzen, um den Vertrag nach meinem Willen anzupassen. Alles würde ich wohl kaum ändern können, doch die wichtigste Tatsache könnte ich festhalten für die Dauer meiner Tätigkeit dort. Genau wie er, kam auch ich auf den Punkt und erklärte ihm, dass ich nicht meine private Handynummer rausgeben würde. Zudem würde ich nicht meinen wahren Namen nutzen und meine Privatadresse würde keiner meiner Kunden erhalten. Dies war einfach viel zu privat und ginge niemanden etwas an. Ebenso wollte ich mein Studium machen, was mir sehr wichtig war. Zusätzlich betonte ich, dass ich nie Sex mit den Kunden wünschen würde.
 

Während ich sprach, kam kein Laut von meinem Gegenüber und für einen Augenblick dachte ich, dass ich eventuell übertrieben hätte mit meinen Forderungen. Nachdem ich fertig war, hörte ich ihn atmen. “Waren das alle Punkte?”, fragte er nach und ich stimmte dem zu. “Gut... ich werde es so festhalten... komm doch morgen vorbei und wir besprechen den Namen, denn du nutzen wollen würdest, ehe du den Vertrag unterschreibst”, fügte er an und kurz keuchte ich.
 

“Wirklich? Sie sind mit allem einverstanden?”, hakte ich nach und diesmal war er es, der bejahte.
 

“Natürlich... denn du wärst eine Bereicherung für die Agentur”, erklärte er schlicht und so endete unser Telefonat.
 

Am nächsten Tag war ich recht früh unterwegs und sprach noch einmal mit Noyn, damit alles richtig festgehalten war. Wir überlegten sogar gemeinsam an einem Namen und ich wollte in der Zeit nicht Brünette sein, sondern würde mir die Haare blond färben, um später keinen Bezug mehr zu dieser Identität zu haben. Damit war er auch einverstanden und für einen Bruchteil der Sekunde konnte ich sehen, dass er unbedingt wollte, dass ich mich im Umfeld der Agentur wohl fühlte. Da fiel mir der Name ein, der gut zu meinem neuen Aussehen passen würde. “Jeanne”, schlug ich vor und kurz überlegte er, bevor er nickte.
 

“Ein guter Name... Französisch und passt zu einer Blondine... also... willkommen im Team, Jeanne”, sagte er, reichte mir die Hand und damit besiegelte ich meine berufliche Laufbahn für die nächsten 10 Jahre. Ich werde eine Escort.

Schlechte Erinnerungen abschütteln

Zurück in der Gegenwart


 

Genervt zog ich die Decke über meinen Kopf, da ich durch das Sturmklingeln an meiner Wohnungstür aus meinen Erinnerungen gerissen wurde. Es war wirklich unerträglich dieses Dauerklingeln. Dadurch dass dieses nicht weniger wurde, schälte ich mich aus dem Bett und schlürfte rüber zur Eingangstür. Je näher ich dieser kam, umso lauter wurde es natürlich. Tatsächlich war ich nun stinksauer auf die Person, die dahinter war. Mit einem Ruck riss ich die Tür auf. “Was zum Teufel...”, fing ich wütend an, doch wurde ich durch die Umarmung meines Gegenüber unterbrochen.
 

Meine Wut verpuffte bei dem vertrauten Geruch und ich ließ mich gegen seine Brust fallen. Sicher hielt er mich im Arm fest und hatte direkt die Tür hinter sich geschlossen. “Wir sind für dich da, Kleines”, vernahm ich seine tiefe Stimme.
 

“Noyn... wieso...”, begann ich und er drückte mich dichter an sich heran.
 

“Auch wenn du heute denkst, dass du vollkommen alleine bist... doch das bist du nicht... Mister Smith hat mich angerufen, weil er dich nicht erreichen konnte”, beantwortete er die Frage, die ich stellen wollte. Auch ohne Worte wusste er meist, was ich sagen wollte.
 

“Ich...”, versuchte ich erneut zu sprechen, doch meine Stimme versagte. Meine Unterlippe zitterte leicht und stumme Tränen liefen über meine Wangen.
 

“Leide nicht alleine, Maron... wir sind alle bei dir und helfen dir durch diesen Tag”, kam es beruhigend über seine Lippen. Er strich leicht über meinen Rücken, um mir den sicheren Halt zu geben, den ich in dem Moment brauchte. Dadurch konnte ich mich fallen lassen und ließ all meine Emotionen hinaus.
 

Anfangs dachte ich wirklich, dass Noyn mit seinen Angestellten spielen würde und ihnen unterschwellig doch die ‘Sexklausel’ andrehen würde. Jedoch hatte ich ihn vollkommen falsch eingeschätzt. Er war immer stets darauf bedacht, dass es uns allen gut ging. Schnell hatte er begriffen, weshalb ich schlussendlich einen Job brauchte, aber er hatte nie etwas dahingehend angesprochen. Geduldig hatte er gewartet, bis ich dazu bereit war, mich ihm an zu vertrauen. Dies tat ich tatsächlich nach knappen zwei Jahren. Er hörte aufmerksam zu und hatte es dadurch geschafft, dass ich ihn mit anderen Augen sah. Es war keine einfache Zeit, doch er half nicht nur mir durch diese hindurch.
 

Weinend klammerte ich mich an sein Hemd und ließ mich von seiner Gegenwart trösten. Seine leisen Worte halfen mir durch diesen Moment. Er hatte mit diesen Recht. Ich war nicht allein. Nie war ich allein gewesen. Immer hatte ich jemanden an meiner Seite, doch das schien ich viel zu leicht zu vergessen. Weshalb es gerade sehr gut tat, dies erneut zu hören. “Danke”, brachte ich flüsternd hervor.
 

“Nicht dafür, Kleines... und nun...”, sprach er und ich sah blinzelnd zu ihm auf. Fragend legte ich den Kopf schief. “Atme einmal tiefer durch und schreib Mister Smith, um seine Sorge zu mildern... danach machen wir es uns mit Pizza, Eiscreme und Wein gemütlich”, zwinkerte er mir zu und irgendwie musste ich schmunzeln. In diesem Augenblick war er alles, aber nur nicht mein Chef. “So ist es richtig”, sprach er erleichtert und ich nickte ihm zu.
 

Schnell wischte ich meine Tränen weg, eilte in mein Schlafzimmer, um mein Handy in die Hand zu nehmen. Dieses machte ich wieder an und starrte mit großen Augen auf das Display. Darauf waren über 50 verpasste Anrufe und mindestens genauso viele Nachrichten darauf. Diese kamen nicht nur von Mister Smith oder Noyn. Nein auch meine beiden Freundinnen hatten es bei mir versucht und tatsächlich Sakura hatte mir geschrieben. Erneut bildeten sich Tränen in meinen Augen. Noyn hatte absolut recht, denn ich war nicht allein. Sie waren alle für mich da. Tief atmete ich durch und schloss dabei die Augen. Damit sammelte ich mich und überlegte einige Momente, da ich Mister Smith beruhigen wollte und ebenso Sakura. Später würde ich sie anrufen.
 

Meine Finger flogen über die Tastatur des Handys: ‘Entschuldigt, dass ich mich erst jetzt melde... ich war mit meinen Freundinnen bei einem Spatag und mein Akku lief leer... kam erst jetzt heim und habe direkt dieses angeschlossen. Mir geht es sehr gut und ich melde mich morgen bei euch noch einmal.’ Zufrieden mit der Nachricht sendete ich diese an Mister Smith und eine ähnliche schrieb ich an Sakura. Wobei ich hinzu fügte, dass die beiden mich etwas ablenkten und ich meine Tante am frühen Abend ihrer Zeit anrufen würde.
 

Bevor ich zurück ins Wohnzimmer schritt, ging ich noch ins Bad und wusch mir einmal mein Gesicht. Ich sah wirklich fertig aus, denn diese Erinnerungen an damals zerrten noch heute an mir. Egal wie viele Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre vergingen, der Schmerz war nach wie vor da. Er würde niemals vergehen, aber er würde vermutlich mit der Zeit geringer und erträglicher werden. Das hatte zumindest Sakura immer wieder mir gesagt und genau heute verstand ich ihre Worte. Dank meiner Freunde wurde ich dieses Mal eher aus meinem Tief geholt und konnte sogar an diesem Schreckenstag zu lächeln. Noch einmal spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und verließ erst dann das Bad.
 

Überrascht weiteten sich meine Augen, als ich mein Wohnzimmer betrat. Das Bild, welches mir bot, war unglaublich. Auf dem kleinen Tisch waren vier Pizzakartons ausgebreitet. Diese waren bereits in Stücke geschnitten und auch vier Weingläser standen bereit, wobei Rosalie gerade das letzte auffüllte. “Aber... was macht ihr... denn hier?”, brachte ich stockend heraus.
 

“Na was wohl”, antwortete Amélie, die gerade noch Getränke brachte.
 

“Wir sind hier und du solltest dich doch eigentlich bei uns melden”, meinte Rosalie und ich biss mir unsicher auf die Unterlippe. Tatsächlich war dem so, aber ich wollte die beiden an diesem Tag nicht stören.
 

“Solltest du nicht bei einem Date sein?”, hakte ich nach.
 

“War ich auch... und er versteht, warum ich hier sein muss”, zwinkerte sie mir zu und ich seufzte.
 

“Es tut mir leid”, brachte ich nur hervor und beide nahmen mich gleich in den Arm.
 

“Muss es nicht... wir sind für dich da... immer”, merkte Amélie an und ich drückte beide an mich. Dass Noyn ebenso da war, wussten wir drei, doch war das nichts Schlimmes. Er hatte uns wahrlich in schlimmeren Situationen schon gesehen.
 

Die Umarmung tat mir sehr gut und wir lösten uns. Sogleich setzten wir uns und begannen damit die Pizzen zu vertilgen. Dabei sprachen wir sehr viel und ich konnte viele schöne Erinnerungen mit meinen Eltern mit meinen Freunden teilen. Ja... ich zählte mittlerweile auch Noyn dazu. Irgendwie war er wie der typische verrückte Onkel für uns. Der ebenso äußerst beschützend sein konnte. Dies zeigte er Tag ein Tag aus und besonders ich war ihm dankbar dafür. Es war uns oftmals ein Rätsel, warum er noch Single war, doch als er meinte, dass die meisten nicht damit klar kommen würden, welche Art von Agentur er besaß, verstanden wir dies schlussendlich. Denn es war nicht nur für uns ‘Escorts’ schwer einen Partner zu finden.
 

Dank ihrer Anwesenheit ging es mir mit jeder Minute besser. Es war unglaublich, wie viel sie mir halfen. Besonders nach vorne zu sehen, hatte ich mit ihrer Hilfe gelernt. Für diesen Abend war ich den dreien sehr dankbar und würde ihnen etwas leckeres Kochen, um mich richtig bei ihnen zu bedanken. Es war trotz allem ein guter Tag gewesen.
 


 

Wie versprochen meldete ich mich bei Sakura, sobald ich am kommenden Tag auf gewacht war. Durch die Zeitverschiebung war bei ihr schon später Nachmittag und wir hätten damit genug Zeit, um mit einander zu reden. Dank ihr fühlte ich mich meinen Eltern am nächsten. Jedes Mal, während wir zusammen sprachen, vergaßen wir schnell mal die Zeit. Stundenlang erzählten wir uns von meinen Eltern und auf diese Weise konnten meine Erinnerungen an sie niemals verblasen. Sakura stärkte mich mit jedem Gespräch mehr und mehr. “Maron... egal... wie aussichtslos etwas sein konnte, man findet immer einen Weg.”
 

“Stimmt, Tante Saku”, lächelte ich. “Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast.”
 

“Jederzeit, Maron... deine Eltern werden immer bei dir sein und ich bin mir sicher, dass sie sehr stolz auf dich sind... du hast schon bald deine Abschlussfeier, nicht wahr?”, wollte sie von mir wissen und lenkte damit das Thema auf ein positives Ereignis. Direkt stimmte ich dem zu, denn diese stand tatsächlich in sechs Tagen an.
 

“Korrekt... ich muss noch ein Kleid dafür suchen”, erklärte ich und so sprachen wir über die Länge oder gar die Farbe, die mir gefallen könnte. Doch sie gab mir ebenso Anregungen, was sie sich an mir vorstellen könnte.
 

Es tat mir gut, meinen Fokus auf etwas anderes zu legen. Erneut wusste Sakura genau, was ich brauchte, und lenkte mich genau darauf hin. Sie war wie ein guter Geist, der mir half den rechten Weg zu folgen, um wieder aus dem tiefen Loch der Traurigkeit zu kommen. Trotz der Entfernung kannte sie meine Gefühlslage und merkte stets an meiner Stimmlage, wie es mir ging und wie sie mir helfen konnte, hatte sie ebenfalls parat. In diesem Punkt war sie genauso wie meine Mutter, weil auch sie mich damals immer wieder aufgemuntert hatte, als ich am Boden war und nicht weiter wusste. Gestärkt durch dieses Gespräch konnte ich nach vorne sehen und nahm mir vor, bei der Abschlussfeier ein Kleid zu tragen, welches sowohl mir als auch Sakura gefallen würde.
 

Mir kam nämlich eine Idee, beides zu kombinieren. Diese setzte ich direkt am Montag in die Tat um. Amélie und Rosalie begleiteten mich, da sie mich bei der Suche unterstützen wollten. Diese kleine Shoppingtour tat mir sehr gut und stärkte mich erneut für die nächsten Tage. Ein Schritt nach dem anderen ging ich seit dem Schicksalstag und dies würde ich weiterhin tun. Soviel stand für mich fest. Wobei ich das Gefühl hatte, dass ich um einiges stärker war als die Jahre zuvor. Mit einem Lächeln sah ich in den Spiegel der Umkleide und mir war klar, dass dies das Kleid war, welches ich zu der Feier tragen würde. Selbst meine Freundinnen waren sprachlos, als sie mich darin erblickten.
 

“Wow... das ist es!”, meinten sie nach einigen Minuten und ich kicherte leise.
 

“Gut... dann haben wir das und die Feier kann kommen”, grinste ich und zog mich rasch um. Denn ich wollte das Kleid sorgfältig verpacken lassen und mit nach Hause nehmen.
 

“Wollen wir noch ins Café?”, wollte Amélie wissen und wir stimmten dem zu.
 

“Gerne”, meinte Rosalie und wir suchten ein nettes kleines Lokal, um dort einen Cappuccino zu trinken. Dazu nahmen wir uns ebenso ein Stück Kuchen, denn das brauchten wir nach diesem kleinen Marathon.
 

Genüsslich seufzten wir alle drei fast schon zeitgleich und das brachte uns direkt zum Lachen. “Jedes Mal dasselbe mit uns”, amüsierte ich mich und die beiden nickten.
 

“Korrekt”, grinste Rosalie breiter.
 

“Du sag mal, Rose”, begann ich und sie blinzelte leicht.
 

“Was denn, Maron?”, fragte sie nach.
 

“Wiederholt ihr euer Date?”, wollte ich neugierig wissen und Amélie war genauso wissbegierig wie ich.
 

“Oh... ähm ich...”, stammelte sie leicht und spielte nervös an ihren Haaren herum. Eindringlich sahen wir sie an. “Ehrlich gesagt... wollen wir das tun, sobald er zurück von seiner Geschäftsreise ist.”
 

“Er... musste weg?”, hakte ich nach und ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit.
 

“Denk nicht einmal daran, Maron”, sagte Rosalie direkt und ich blinzelte leicht. Ehe ich darauf reagieren konnte, setzte sie fort. “Raphael und ich hatten einen tollen Tag und ich bin nur zwei Stunden früher weg, als er wegfliegen musste”, erklärte sie und meine Augen weiteten sich.
 

“Ihr hattet wohl ein kurzes Zeitfenster”, überlegte Amélie und sie nickte.
 

“Mhm... eigentlich wollten wir nur den Vormittag und Mittag zusammen verbringen... doch... es war so schön, dass wir einfach noch im Park waren und vermutlich wohl seinen Flug vergessen hätten”, gestand sie mit roten Wangen. Sie brachte uns dadurch zum Lachen und tatsächlich atmete ich erleichtert durch. Denn ich begriff, dass sie trotzdem ein gutes Date hatte.
 

“Wie toll... also ist da mehr zwischen euch?”, wollte nun Amélie wissen und Rose bekam noch rötere Wange.
 

“Ich weiß nicht... aber... ich würde gerne mehr... doch... ich bin unsicher”, antwortete sie.
 

“Wegen dem Job?”, hakte ich nach und sie nickte.
 

“Auch... jedoch ist seine Arbeit nicht ohne. Er muss öfters auf Geschäftsreise und ich weiß nicht, ob ich ihn immer begleiten könnte oder gar dürfte”, sprach sie ihre Sorge aus und irgendwie verstand ich sie. Es wäre sicher nicht so leicht alles unter einen Hut zu bekommen.
 

“Hast du mit ihm schon darüber gesprochen?”, wollte ich wissen und sie schüttelte den Kopf.
 

“Soweit kamen wir noch nicht”, meinte sie schließlich. “Doch... ich denke, dass wir das tun sollten. Denn die Chemie zwischen uns stimmt. Sowohl bei unseren Gesprächen als auch eben im Bett.”
 

“Und... denkst du, dass du noch mit anderen schlafen könntest?”, sprach Amélie ein weiteres Problem an, welches Rosalie wohl haben könnte.
 

“Hmmm”, entkam es ihr und sie dachte wirklich darüber nach. “Wenn ich ehrlich sein soll... könnte ich vermutlich mit keinem anderen mehr schlafen als ihm”, bemerkte sie, denn so klang sie schon nach der Kreuzfahrt.
 

“Das verstehe ich”, lächelte Amélie und ich grinste leicht.
 

“Außer hin und wieder ein Dreier oder Vierer, nicht wahr, Rose?”, zwinkerte ich ihr zu und sie kicherte über diese Worte.
 

“Stimmt... Raphael ist dahingehend nicht abgeneigt, doch ständig braucht er es nicht, genau wie ich eben”, lächelte sie ehrlich und breiter grinsten wir. Wir kannten nur zu gut, welche Vorlieben sie hatte.
 

Nur zu gerne freute ich mich für meine Freundin. Scheinbar hatte sie ihren perfekten Partner gefunden, der ihr das geben konnte, was sie brauchte. Rosalie war selbstständig und würde wohl kaum auf ihren Job für einen Mann gänzlich verzichten. Aber ihre Arbeitseinstellung würde sie wie es aussah für ihn ändern. Ihre Sorge verstand ich sehr gut, weil ich genau die gleichen wohl haben würde. Jedoch hoffte ich sehr, dass sie darüber sprechen könnten, um all das aus der Welt zu schaffen. Tatsächlich war ich mehr als gespannt zu sehen, ob die beiden ein Paar werden würden und wie es bei ihnen ablaufen würde.
 

“Wann lerne ich ihn denn mal kennen?”, wollte ich von ihr wissen. Amélie hatte da einen Vorteil mir gegen über. Obwohl er so gut rüber kam von den Erzählungen, musste ich ihn sehen, um zu sehen, ob er es ernst meinte. Denn meine liebe Rose verdiente es, glücklich zu sein.
 

“Stimmt... wie wäre es, wenn wir ein gemeinsames Abendessen machen, sobald er Zeit hat?”, schlug sie vor und darüber musste ich schmunzeln.
 

“Klingt nach einem Plan”, grinste ich sie an und nippte an meinem Cappuccino.
 

Nachdem wir fertig waren, gingen wir alle drei unserer Wege, da wir in den kommenden Tagen durchaus einige Buchungen hatten. Wobei ich nur zwei hatte, während die beiden jeweils drei hatten. Dass ich weniger arbeiten musste, lag mit Sicherheit an meiner Abschlussfeier. Noyn wollte, dass ich mich voll und ganz darauf konzentrieren konnte. Daher hatte ich den Freitag davor frei, genau wie den Samstag selbst.
 


 

Die Woche verging schnell und ich hatte zwischendrin in Ruhe mit dem Ehepaar Smith telefoniert. Beide waren noch unterwegs, weshalb wir uns wohl erst in einer Woche wiedersehen würden. Doch sie dachten an mich und wünschten mir eine schöne Abschlussfeier. Es war wirklich süß von ihnen, dass sie sich so sehr um mich kümmerten. Immer mehr hatte ich das Gefühl, dass ich für sie wie eine Enkeltochter war. Sie meinten, dass sie etwas für mich zugeschickt hätten und Noyn würde es mir vermutlich am nächsten Tag überreichen können. Da sie meine Adresse nicht hatten, schickten sie die Pakete demnach zur Agentur und Noyn verteilte diese, sobald sie da waren. Mir war in dem Moment nicht klar, was sie geben wollten, aber ich würde das sicher schon bald erfahren.
 

Am Freitagabend kamen meine Freundinnen vorbei und wir machten noch ein klein wenig Wellness mit Gesichtsmaske, Maniküre und Pediküre, die wir uns gegenseitig machten. “Aaaah... das tut echt gut”, seufzte Amélie und ich schmunzelte. Sie schienen genauso angespannt zu sein wie ich.
 

“Absolut!”, merkte Rosalie an.
 

“Wie schaut es denn bei dir aus, Ami?”, wollte ich von ihr erfahren und sie schmunzelte leicht.
 

“Och wie immer... die Buchungen laufen sehr gut... und ob Alessandro mich noch einmal sehen will, weiß ich gar nicht”, meinte sie und wirkte ein wenig geknickt.
 

“Hattet ihr nicht noch einmal mit einander gesprochen?”, hakte ich bei ihr nach.
 

“Nach dem Yachtausflug haben wir nur einmal telefoniert”, berichtete sie ein wenig traurig, ehe sie seufzte.
 

“Reagiert er auf deine Nachrichten?”, interessierte ich mich und sie nickte leicht.
 

“Nur kurz... ich weiß, dass er momentan viel arbeitet, aber... irgendwie wirkt er darin ziemlich desinteressiert”, merkte sie an und man konnte ihr ansehen, dass es sie ziemlich mitnahm.
 

“Weißt du, Ami... warte, bis er wirklich da ist und nicht abgelenkt ist”, gab ich ihr den Rat. Denn ich konnte mir denken, dass es nicht seine Absicht war, kühl und distanziert zu wirken, aber wenn er ein Geschäftsmann war, dann war das sein Arbeitsmodus.
 

“Meinst du?”, fragte sie nach und ich nickte zustimmend.
 

“Weißt du... es klingt so, als hätte er eine wichtige Position inne. Von Mister Smith weiß ich, dass er bei der Arbeit ganz anders agiert als privat”, beantwortete ich ihr die Frage und lächelte sie zuversichtlich an. “Wenn Henry bei der Arbeit ist... erkenne ich ihn kaum wieder, deshalb warte auf seine Rückkehr und sprich noch einmal mit ihm.”
 

“Ich würde Marons Rat befolgen, Ami”, lächelte Rosalie und ich nickte noch einmal.
 

“Na gut... ich werde so lange warten”, meinte sie und zufrieden lehnte ich mich zurück.
 

“Würdest du denn mit anderen verkehren bis dahin?”, wollte Rosalie von ihr wissen und da wurde ich tatsächlich hellhörig.
 

“Oh... ich weiß ehrlich gesagt nicht”, überlegte Amélie und tippte sich nachdenklich auf den Wangenknochen. “Aber... vermutlich könnte ich das nicht... nach dem letzten Abend auf der Yacht will ich nur ihn...”, gestand sie und ich grinste einmal mehr. Meine beiden Freundinnen haben sich wohl verliebt, ohne dass sie es bemerkt hatten. Unweigerlich wanderten meine Gedanken zu meinem Unbekannten.
 

Doch schnell schüttelte ich diesen ab. Mir war unbegreiflich, warum er mir ausgerechnet jetzt in den Sinn kam, wo ich bei meinen Freundinnen und ihre Lover über Liebe nachdachte. Es wäre unmöglich, dass ich mich in einen Unbekannten verlieben würde. Auch wenn ich wusste, dass er Mister N. hieß und ich mich bei ihm sowohl auf bei dem möglichen Sturz sicher und beschützt fühlte als auch auf der Tanzfläche. Blind hatte ich ihm vertraut und noch heute war es mir unbegreiflich, wie es dazu kommen konnte, dass ich untypisch für mich agierte.

Der erste Schritt war geschafft

Nach wie vor war ich in meinen Gedanken bei meinem Unbekannten. Tatsächlich beherrschte er gerade all meine Sinne und ich war mir nicht einmal sicher, warum dies so war. Er verwirrte mich so sehr, dass ich immer wieder den Abend im Geiste durch ging. Während die Maske wirkte, schloss ich meine Augen und erblickte sein verschmitztes Lächeln, welches sich sofort in meinem Kopf eingebrannt hatte. Ich war mir nicht sicher, wie lange ich nicht im Hier und Jetzt anwesend war, doch plötzlich wurde ich angestupst. “Hm?”, entkam es mir und ich blinzelte träge, ehe ich zu Rosalie sah.
 

“Wo warst du denn gerade?“, fragte sie mich.
 

“Äh... ich weiß nicht, was du meinst”, entgegnete ich.
 

“Ist klar, Maron... du weißt nicht, was wir meinen... und warum wirst du nun ganz rot im Gesicht?”, hakte Amélie nach und ich spürte nur zu deutlich die Wärme an meinen Wangen.
 

“Das... bildet ihr euch nur ein”, beharrte ich felsenfest und trank schnell von meinem Getränk, um sie ab zu lenken. Jedoch machte ich die Rechnung ohne die Beiden.
 

“Hat das etwas mit dem Unbekannten zu tun?”, grinste Rosalie und prompt verschluckte ich mich. Hustend schüttelte ich hastig den Kopf. Sie sollten bloß nicht weiter in diese Richtung denken.
 

“Gib es auf, Maron... du hast dich, wie wir beide, verknallt ohne es selbst zu merken”, brachte es Amélie auf den Punkt.
 

“Niemals”, entkam es mir, nachdem ich meinen Hustanfall hinter mich gelassen hatte. “Das ist absolut unmöglich... zudem würde er nichts mit ihr anfangen, sobald er erfährt, welchen Beruf ich ausübe”, fügte ich an, denn ich war sicher nicht verknallt und er würde das Interesse verlieren, sobald er wusste, dass ich eine Escortdame war.
 

“Ach, Maron... ich bin mir sicher, dass er nicht so ist, wie du gerade denkst”, versuchte mich Rosalie auf zu muntern.
 

“Egal... ich weiß seinen Namen nicht, also werde ich ihn auch nicht so schnell wiedersehen und damit ist das Thema beendet”, erklärte ich so ernst wie möglich. Tatsächlich wollte ich mich mit ihm nicht mehr beschäftigen. Es wäre so oder so sinnlos gewesen, denn ohne seinen Namen hatte ich Null Chancen ihm erneut zu begegnen. Meine Freundinnen seufzten, ehe sie das Thema wechselten.
 

In diesem Augenblick war ich ihnen äußerst dankbar, da sie nicht weiter nach gehakt hatten. Ich ließ mich von ihnen ablenken und auch verwöhnen. Sie machten mir die Fingernägel und die Fußnägel. Da ich zu dem Kleid meiner Abschlussfeier offene High Heels tragen würde, würde die Farbe an meinen Zehen sicher einen zusätzlichen Hingucker ergeben. Bei der Erklärung meiner Freundinnen schmunzelte ich. Denn für gewöhnlich achtete niemand so genau auf die Füße. Unweigerlich wanderten meine Gedanken zu Mister N. Er hatte darauf geachtet, welche Schuhe ich unter dem pompösen Kleid trug. Es war mehr als ungewohnt, dass ein Mann so etwas tat.
 

Erneut schüttelte ich den Kopf, um ihn raus zu bekommen, aber das war leichter gesagt als getan. Er drang immer öfters in meinen Kopf ein und blieb teilweise länger als beabsichtigt darin. Es war wirklich zum Haare raufen. Ich gab alles, damit Rosalie und Amélie nichts mitbekamen. Doch an ihrem Schmunzeln konnte ich sehr wohl erkennen, dass sie bemerkt hatten, wie meine Gedanken abdrifteten und ein gewisser Mann meine Sinne für sich beanspruchte. Das alles obwohl er gar nicht da war. Irgendwie war es beängstigend und aufregend zu gleich. Innerlich betete ich dafür, dass es mir schon bald gelingen möge, ihn zu vergessen.
 


 

Meine Freundinnen blieben über Nacht und am Samstagmorgen machten wir gemeinsam Frühstück. Amélie holte in aller Früh beim Bäcker frische Brötchen und Croissants. Rosalie war noch kurz beim Supermarkt um die Ecke und ich hatte mich um den Kaffee, frischen Orangensaft und dem Eindecken des Tisches gekümmert. Kaum waren sie zurück in meiner Wohnung, schon frühstückten wir zusammen und alberten wie gewohnt herum. Bei ihnen war ich einfach ich selbst und das tat mir sehr gut. Schließlich würde ich am Abend als Maron Kusakabe mein Diplom in Empfang nehmen und meinen Studienabschluss mit meinen Kommilitonen feiern. Zu selten würde ich mit meinem richtigen Namen angesprochen. Dieser Abend war eine wahre Ausnahme.
 

Klar sprachen Noyn und meine Freundinnen mich mit Maron an, doch öfters mussten sie mich ‘Jeanne’ nennen, da wir nicht allein unter uns waren. Mittlerweile hatte ich mich schon daran gewöhnt, dass ich hin und wieder in der Uni bei meinem richtigen Namen nicht sofort reagiert hatte. Zum Glück konnte ich mich da gut raus reden und den Lernstress als Vorwand verwenden. Niemanden ging es etwas an, wie ich mein Geld verdiente. Das war einzig und allein meine Sache und so hatte ich meist die Frage geschickt umgangen, sobald ich gefragt wurde, welchen Job ich neben dem Studium ausübte.
 

“Es ist unglaublich, dass du heute endlich deinen Abschluss in der Hand haben wirst”, lächelte Rosalie mich an.
 

“Es kommt mir auch noch vor, wie ein Traum”, gestand ich den beiden und nippte an meinem Kaffee.
 

“Ein wahr gewordener Traum!”, merkte Amélie an und ich lachte leise.
 

“Stimmt... ich bin so froh, dass ich das geschafft habe”, lächelte ich und machte mir noch ein Marmeladenbrötchen. Etwas Süßes war genau das Richtige, um meine langsam wachsende Nervosität runter zu schlucken.
 

“Vor allem mit sehr guten Noten”, kam es stolz von Rosalie und Amélie nickte eifrig.
 

“Ich beneide dich darum, Maron... du bist so eine unglaubliche Person”, lächelte letztere und ich bekam rote Wangen. Schnell winkte ich ab.
 

“Aber nein... ich bin nicht so unglaublich”, spielte ich diese Tatsache herunter.
 

“Sei nicht so bescheiden, Girl”, grinste Rosalie und ich erhob meine Augenbraue, da sie ihre Stimme etwas mehr Attitüde verpasst hatte.
 

“Genau... sei stolz auf deine Leistung, denn du hast sehr hart dafür gelernt, gekämpft und gearbeitet!”, fügte Amélie an und schloss sich damit Rosalie an. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und nahm noch einen Schluck Kaffee zu mir, ehe ich mein Brötchen fertig aufaß.
 

Eine Weile sprachen wir noch, bevor wir anfingen ab zu räumen. Als wir das taten, klingelte es bei mir an der Haustür. Verwundert sah ich zu meinen Freundinnen rüber. “Sieh uns nicht so an. Es ist deine Wohnung und wir wissen nicht, wer es ist”, meinte Rosalie amüsiert, weshalb Amélie sofort los lachte. Da hatte sie absolut recht, daher ging ich lachend rüber zur Tür, um diese auf zu machen.
 

“Noyn”, kam es überrascht von meinen Lippen, als ich meinen Besucher entdeckte.
 

“Guten Morgen... darf ich reinkommen?”, fragte er und ich trat zur Seite. Irritiert runzelte ich meine Stirn, denn er hatte eine größere Tasche in den Händen. Doch mehr Beachtung schenkte ich dieser nicht und folgte ihm ins Wohnzimmer. “Guten Morgen, Rose und Ami”, grüßte er die beiden Damen.
 

“Guten Morgen, Noyn”, kam es von beiden wie aus einem Mund und sie lächelten ihn an.
 

Nach wie vor fand ich das großartig, wie gut wir uns alle mit Noyn verstanden. Auch wenn ich anfangs ganz anders von ihm dachte. Doch ich wurde schon ein paar Wochen nach meiner Unterschrift eines Besseren belehrt. Da ich noch keine Kurse an der Uni hatte, lernte ich Susanne und Molly kennen. Die beiden hatten mich direkt unter ihre Fittiche genommen und mir einiges zu der Etikette erzählt. Aber ich bemerkte auch, wie ehrfürchtig sie von meinem ‘Boss’ sprachen. Schon immer war ich eine neugierige Person und hakte einfach mal nach. Lachend erzählten sie mir, wie sie ihn kennen gelernt hatten und was er mit seiner Agentur alles geleistet hatte.
 

Anfangs glaubte ich, dass er im Vertrag irgendeine Klausel mit reinschmuggeln würde, aber das tat er nicht. Je mehr ich die Stammkunden und meine ‘Kollegen’ kennenlernte umso mehr erfuhr ich von Noyn selbst. Er war ganz anders. Auch wenn er oft nach außen hin skrupellos und eiskalt wirken konnte, so war er eigentlich ein freundlicher und zuvorkommender Mann. Es überraschte mich jedes Mal, dass er mit seinen Angestellten freundschaftlich sprach und uns wirklich so viele Freiheiten gab, wie möglich. Natürlich beharrte er bei denen, die ‘Extras’ anboten, regelmäßige gesundheitliche Untersuchungen und ließ sie über Verhütungsmethoden aufklären. Dafür hatten wir sogar Privatärzte, die auch Hausbesuche machten, wenn nötig.
 

Schon nach nur einigen Monaten war mir klar, welch ein Glück ich mit meinem ‘Boss’ hatte. Er gab mir anfangs nur einfache Aufträge, von denen ich vorab Notizinformationen bekam und entscheiden konnte, ob ich diesen ‘Job’ annehmen wollte. Erst nach dem Go von Susanne und Molly, stieg ich in die Kategorie als Galabegleitung auf. Sie prüften alle ‘Neuen’ auf Verstand, Körper und natürlich eben Etikette. Das alles war wichtig für die Galas oder andere Veranstaltungen. Da ich durch mein Studium im Nebenfach einige Sprachen erlernt und weiter gebildet hatte, bekam ich sogar ausländische Kundschaft und diese waren mit ihren ‘Trinkgeldern’ sehr spendabel, da viele sich auf heimischen Veranstaltungen fehl am Platz fühlten und durch mich waren sie eingebunden.
 

Es machte mir immer sehr viel Spaß und Freude zugleich und ich merkte schnell, dass nicht alle ‘Reichen’ so geldgierig und machtbesessen waren, wie ich oftmals annahm. Viele waren normale Leute, die auch Gefühle und Sorgen hatten. Zwar waren es meist andere Sorgen als Leute ohne Geld, doch am Ende des Tages waren sie eben Menschen mit Fehlern und Unsicherheiten. Meine Fremdsprachenbegeisterung nutzte Noyn gerne und zahlte mir hin und wieder die Kurse, wenn diese nur kostenpflichtig angeboten wurden. Zudem ließ er mir sehr viel Freiraum für mein Studium und gerade das zeigte mir, welches Glück ich hatte, dass er damals mit mir geredet hatte. Ohne ihn wäre ich sicher nicht dort, wo ich gerade war.
 

Ehrlich gesagt hatte ich mich nach einem knappen Jahr über den Club informiert, in dem ich zuerst war. Es stellte sich wirklich heraus, dass der Chef dort nicht ganz sauber war. Er betrog nicht nur seine Angestellten bei dem Gehalt, sondern schickte einige der Kellner, sowohl weibliche als auch männliche, zum Aushelfen in Stripclubs und auch Bordelle. Da war es nicht fern, dass viele von ihnen noch mehr taten, um besseres Geld zu verdienen und ehe man sich versah, waren einige von ihnen noch tiefer in dem Milieu drin als man anfangs vermuten würde. Es lief mir damals eiskalt den Rücken herunter. Sogar noch heute war dies so. Um ein Haar wäre ich vermutlich komplett abgestürzt.
 

Oft fragte ich mich, ob Noyn das alles selbst wusste, oder es nur vermutete. Jedoch hatte ich ihn nie danach gefragt, denn die Angelegenheit war für mich vorbei, nachdem er mir den Ausweg anbot und ich unterschrieben hatte. Ich war nur neugierig gewesen und stillte diese mit den Informationen, obwohl sie mir nicht gefielen, konnte ich nicht viel tun, außer einen Tipp an die Behörden zu geben. Natürlich anonym, da mit den Leuten dort sicher nicht zu spaßen war. Dass es dort eine Razzia gab, konnte ich in der Zeitung lesen, doch wie es weiter lief, war mir nicht bekannt und tiefer nachforschen traute ich mich sicher nicht.
 

“Maron?”, hörte ich meinen Namen und blinzelte einmal.
 

“Äh... was ist?”, fragte ich total verwundert. Scheinbar war ich weit in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht mehr viel mitbekommen hatte von den Gesprächen.
 

“Ich sagte: Hier wäre noch etwas für dich”, erklärte Noyn und hielt mir die mitgebrachte Tüte hin.
 

“Für mich? Aber wieso?”, hakte ich nach und legte den Kopf schief.
 

“Das Ehepaar Smith hat mit gebeten dies für dich weiter zu leiten. Da ich eh in der Gegend war, dachte ich, dass ich es dir persönlich reinbringe”, sprach er weiter und ich nahm noch etwas perplex die Tüte entgegen. Es wunderte mich, dass sie mir etwas zukommen ließen. Für gewöhnlich kauften wir gemeinsam ein oder sie schickten eben John nach mir.
 

“Hm... doch warum?”, überlegte ich und sprach meinen Gedanken laut aus.
 

“Vermutlich zu deinem Abschluss”, mutmaßte Rosalie und die anderen beiden stimmten dem sogar zu.
 

“Aber... warum sollten sie?”, wollte ich verwirrt wissen und öffnete die Tüte. Darin waren zwei Pakete und ein Umschlag.
 

“Mach doch den Umschlag auf... vielleicht klärt es sich dann auf”, schlug Amélie vor. Wie von selbst nickte ich und öffnete diesen. Tatsächlich befand sich darin ein handschriftlicher Brief für mich.
 

“Liebe Jeanne”, las ich laut vor und bekam immer größere Augen bei dem Inhalt. Sie hatten mir einige Dinge zu kommen lassen. Da es bei Lilly Brauch war, der Absolventin Schmuck zu schenken, hatte sie mir silbernen Haarschmuck mit weißen Perlen geschickt. Es waren filigrane Blüten darauf und die Perlen dienten als Blütenmitte. Bei Henry war es üblich, dass die Damen frische Blumen als Handschmuck erhielten. Er war Amerikaner und das machten sie immer bei einem Abschlussball. “Oh... das kann ich doch nicht annehmen”, kam es völlig überwältigt von mir.
 

“Natürlich kannst du das, Maron”, lächelte Noyn mich an. Obwohl er es nicht oft zeigte, so wusste ich, dass er es gut fand, wie sich das ältere Ehepaar um mich sorgte. Aus sicherer Quelle war mir bekannt, dass er in Susanne und Molly nicht nur Kundinnen sah, sondern ebenso sehr gute Freunde von ihm, aber auch uns ‘Angestellten’.
 

“Das ist doch viel zu viel”, meinte ich, da Lilly niemals unechten Schmuck verschenkte. Es war immer Stirling Silber und stets das Reinste.
 

“Mag sein... doch du kennst die Beiden”, zwinkerte Noyn und ich seufzte leise. Er hatte Recht mit seiner Aussage. Das Ehepaar kannte ich schon sehr gut. Sie waren nicht von ihrer Meinung ab zu bringen, wenn sie sich entschieden hatten.
 

“Na also... dann machen wir dein Styling und schicken ihnen ein Bild mit einem Dank vor dir”, schlug Rosalie lächelnd vor und ich blinzelte einen Moment, ehe ich nickte.
 

“Das ist ein sehr guter Plan”, pflichtete ich ihr bei und Noyn lächelte uns an.
 

“Prima... somit ist meine Pflicht getan und wir sehen uns am Montag, wie immer”, zwinkerte er uns Damen zu und wir lachten leise, während er schon meine Wohnung verließ.
 

“Er ist wirklich unmöglich”, amüsierte sich Amélie.
 

“Absolut... und deshalb mögen wir ihn ja”, lachte Rosalie und auch ich musste ihnen zustimmen.
 

“So ist es”, grinste ich und wir lachten ausgiebig, ehe wir fertig auf räumten.
 

Tatsächlich wollten sie mir dabei helfen, mich für den Abend fertig zu machen. Rosalie schickte mich zuerst duschen, um mich frisch zu machen. Amélie bereitete mir eine ihrer berühmten Haarmasken vor, um mein Haar frischer und glänzender zu machen. Sie war unglaublich geschickt dabei und wusste genau, was sie zusammen mischte. Es tat wirklich gut und ich schlüpfte in meine Unterwäsche, die ich passend zum Kleid gewählt hatte. Rosalie hielt mir den Mantel hin, damit ich diesen anzog, während sie beide mein Haar frisieren würden. Jedes Mal auf das Neue war ich fasziniert, wie geschickt sie dabei vor gingen. Mit wenigen Handgriffen hatten sie eine Hochsteckfrisur gezaubert.
 

“Nun noch den Haarschmuck”, lächelte Amélie mich an und nahm diesen ehrfürchtig aus der Schachtel. Kurz betrachtete sie meine Frisur, bevor sie den Schmuck in meinem Haar platzierte. “Perfekt”, freute sie sich und sah mich begeistert in dem Spiegel an.
 

“Wow”, entkam es meinen Lippen, als ich mein Spiegelbild erblickte. Sie hatten wahrlich ein Wunder verbracht. “Ihr seid unglaublich!”, lobte ich sie beide und dankte ihnen vielmals für ihre Arbeit.
 

“Das machen wir doch gerne, Maron”, lächelte Amélie.
 

“Das Make-up noch und du kannst in das Kleid schlüpfen”, fügte Rosalie an und suchte nach den richtigen Farben. Überrascht blinzelte ich und bevor ich etwas sagen konnte, hatte sie schon begonnen mit der Grundierung und den Lippenkonturen. Es war ungewohnt, dass jemand anderes mich schminkte als ich selbst. Es dauerte nicht lange, bis sie fertig war. Zufrieden lächelte sie und deutete zum Spiegel, indem ich mich begutachten konnte.
 

Erneut staunte ich über ihre Fertigkeiten. Wenn ich es besser nicht wüsste, würde ich sie beide für Zauberinnen halten. “Ich danke euch beiden”, sprach ich mit leichten Tränen in den Augen. Beide lächelten und drückten mich.
 

“Ja nicht weinen... sonst wird das Make-up noch verschmieren und das wollen wir doch nicht”, zwinkerte mir Rosalie zu und Amélie lachte leise.
 

“Keine Sorge”, brachte ich kichernd hervor und blinzelte mehrmals, um nicht zu weinen.
 

Beide halfen mir noch mit dem Kleid und den richtigen Accessoires. Eine schlichte silberne Halskette und ebenso ein Armband rundeten mein Outfit perfekt ab. Zufrieden sahen sie zu ihm und grinsten einmal mehr, als sie auch noch den Blumenschmuck auf das andere Handgelenk anlegten. “Perfekt”, kam es von Amélie und Rosalie nickte zustimmend.
 

“Absolut... und nun ein Bild für Lilly und Henry”, zwinkerten meine Freundinnen und ich schmunzelte.
 

Sofort stimmte ich dem zu, denn die beiden hatten Recht. Das Ehepaar sollte ein Foto von mir erhalten. Daher nahm ich noch meine Handtasche, die ich auf mein Kleid abgepasst hatte, und ging rüber ins Wohnzimmer. Dort hatte ich einen perfekten Ort, um als Hintergrund zu dienen. In einer Ecke hatte ich eine schöne Zimmerpflanze, die sicher wundervoll auf dem Bild aus sehen würde. Ein weiterer Pluspunkt war, dass man keinen Hinweis auf meine wahre Identität finden würde. Aus diesem Grund posierte ich und meine Freundinnen machten einige Fotos von mir. “Diese hier würde ich wählen”, meinte ich nach einer Weile.
 

Wir hatten zusammen die Auswahl angesehen und zwei von ihnen gefielen mir sehr. Deshalb wählte ich diese und zeigte sie meinen Freundinnen. Beiden gefielen diese ebenso, weshalb ich sie gleich verschickte. Natürlich bedankte ich mich dabei für die Geschenke und freute mich sehr über ihre Reaktion darauf. Sie wünschten mir viel Spaß bei der Feier und ich würde wundervoll in dem Kleid aussehen. Ebenfalls waren sie der Meinung, dass mir das Kleid sehr gut stand. Dafür bedankte ich mich und versprach ihnen, mich zu amüsieren. Auch wenn ich mir sicher war, dass es nicht halb so viel Spaß machen würde wie mit ihnen oder meinen Freunden.
 

“Du solltest los und viel Spaß, Maron”, meinte Rosalie, die einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. Tatsächlich war ich spät dran, obwohl ich eher los wollte.
 

“Ups... da habe ich wohl getrödelt”, amüsierte ich mich.
 

“Stimmt... doch das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen”, grinste Amélie und zustimmend nickte ich.
 

“Korrekt... noch einmal tausend dank für eure Hilfe”, sprach ich und wir verließen gemeinsam meine Wohnung, wobei ich noch die Haustürschlüssel in die Handtasche packte. Unten verabschiedete ich mich von meinen Freundinnen und sie wünschten mir erneut Spaß bei der Feier.
 

“Bis Montag, ihr Süßen”, kicherte Amélie und ich wusste genau, dass sie mich dennoch am nächsten Tag löchern würden, da sie verdammt neugierig sein konnten.

Überraschungen

Eine halbe Stunde später kam ich an meinem Zielort an und bezahlte das Taxi. Noch einmal atmete ich tiefer durch und ging auf das Gebäude zu, um hinein zu gehen. Es tummelten sich schon einige Leute davor. Absolventen und deren Familienmitglieder. Mit großer Wahrscheinlichkeit war ich eine der Wenigen, die ohne Begleitperson da war, aber das war für mich nicht allzu schlimm. Tatsächlich war ich es schon gewohnt als Einzelgängerin angesehen zu werden. Zwar hatte ich den einen oder anderen Lernpartner, doch viel hatten wir privat nicht unternommen. Schließlich musste ich darauf achten, dass keiner von meinem Job erfahren würde. Demnach würde ich sie ein letztes Mal sehen und danach nie wieder.
 

Mit einem Lächeln begrüßte ich meine Kollegen und nahm mir ein Wasser, um meine trockene Kehle zu benetzen. Meine Gedanken wanderten zu meinem Wunsch, der mit jedem Tag größer wurde und meinen Entschluss nur noch mehr bekräftigte. Denn in den letzten Jahren hatte es sich für mich klar herauskristallisiert: Sobald mein Vertrag bei Noyn endet, werde ich definitiv nach Japan gehen. Dorthin, wo alles begann. In Tokio hatten sich meine Eltern kennen gelernt und ihre Liebe begann. Anfangs etwas turbulenter, doch genau das brachten sie vermutlich. Sie heirateten dort vor einem Tempel und ich wurde in dieser Stadt geboren. Mein Ursprung und meine Wurzeln waren genau an diesen Ort. Dorthin wollte ich und werde zurück kehren.
 

“Maron, du bist auch schon da”, grüßte mich Marie. Sie war in meiner Lerngruppe mit dabei und wir verstanden uns gut.
 

“Natürlich... auch wenn ich etwas spät dran bin”, schmunzelte ich und trank mein Wasser aus.
 

“Ach was... die meisten trudeln erst jetzt richtig ein... war nur fünf Minuten vor dir da”, lächelte sie charmant.
 

“Sind die anderen auch schon da?”, wollte ich wissen.
 

“Hmmm... Claire und Pierre habe ich schon gesehen”, erklärte sie. Sie waren das typische Vorzeigepärchen in unserer kleinen Gruppe.
 

Kaum sprachen wir von ihnen, hörten wir sie schon. “Hallo ihr beiden... fehlt nur noch Pascal und Julie”, grinste Pierre uns an und wir mussten direkt lachen. Denn die beiden kamen immer zu unseren Treffen zu spät.
 

“Ob sie es diesmal rechtzeitig schaffen?”, amüsierte sich Marie und ich konnte den beiden nur wünschen. Es wäre denke ich nicht von Vorteil, wenn sie viel zu spät kommen würden und ihr Abschlussdiplom nicht direkt annehmen würden. So etwas wurde an der Uni sehr feierlich zelebriert.
 

“Das kann ich nur hoffen”, lachte Claire und holte ihr Handy, um vermutlich die beiden zu erreichen.
 

Gemeinsam tranken wir noch einen Drink, wobei ich bei Wasser blieb. Erst danach kamen sie dazu und entschuldigten sich mehrmals, weil sie so spät dran waren. Lachend gaben wir ihnen ebenso ein Glas zum Trinken. Irgendwie werde ich diese kleine Truppe vermissen, doch der Wunsch nach meinem eigenen Architekturbüro in Tokio zu haben, war um einiges größer als der mögliche Verlust meiner ‘Lerngruppe’. Zudem würden sie wohl ganz anders mich sehen, sobald sie mich besser kennen lernen würden. Denn das, was sie von mir kannten, war nur ein geringer Teil von mir, meiner Vorlieben und meiner Persönlichkeit. Daher war es mir lieber, wenn ich die Zeit mit ihnen so in Erinnerung hatte.
 

“Es geht gleich los”, kam es aufgeregt von Marie. Sie war irgendwie die quirligere von uns allen. Sie würde ich wohl am meisten missen. Aber ich war mir auch sicher, dass ich einen Weg finden würde, um sie zu kontaktieren, sollte der Fall eintreffen. Immerhin hatte sie meine private Handynummer, genau wie ich die ihrige hatte.
 

Kurz ertönte ein Mikrofon und die Aufmerksamkeit aller wurde auf die Bühne gezogen. “Willkommen bei der Abschlussfeier der Absolventen des Studienlehrganges Architektur mit mehreren Schwerpunkten”, begann die Rede unseres Direktors. Er sprach von all den Leistungen, die unser Jahrgang geschafft hatte und natürlich hob er all die Jahrgangsbesten hervor. So wie es sich für jede Abschlussfeier sich schon seit Jahrhunderten ziemte.
 

Es war eine großartige Ehrung und jeder einzelne Absolvent wurde auf die Bühne geholt, um ihr oder ihm das Zeugnis in die Hand zu drücken. Ein großer Stein fiel mir vom Herzen, als ich die Mappe mit meinem Zeugnis in den Händen hielt. Der erste Schritt in meine Zukunft war erfolgreich, der zweite würde schon bald folgen. Auch wenn ich bis Ende des Jahres warten müsste. Doch diese Zeit war absehbar und die Wartezeit war es mir allemal wert. Glücklich setzte ich mich zu meiner kleinen Gruppe und machte ein Foto von der Mappe, um dieses an Sakura zu schicken. Meine Tante wollte ich auf dem Laufenden halten, da sie eigentlich dabei sein wollte, aber leider kam kurzfristig etwas dazwischen.
 

Obwohl dem so war, fand ich es nicht schlecht. Auf diese Weise musste ich nicht zu Hause aufpassen, dass Sakura von meinem Job erfahren könnte. Sie wusste lediglich, dass ich an wichtigen Veranstaltungen kellnerte, weil es dort immer sehr viel Trinkgeld gab. In dieser Hinsicht war es nicht gelogen, denn ich bekam eine Menge als Zuschuss bei den Veranstaltungen. Alles andere war nicht notwendig ihr davon zu berichten. Sie hätte sich sicher nur zu viele Sorgen gemacht, oder mir das alles versucht aus zu reden. Jedoch war ich eine treue Seele und hielt definitiv mich an den Vertrag. Vielleicht würde ich ihr eines Tages von dieser Zeit erzähle, aber dies würde ich nicht allzu bald tun.
 

Kaum war die Rede vorbei, begann die Feier. Musik wurde gespielt und das Buffett war eröffnet worden. Es war eine schöne Feier, auch wenn ich mit Rosalie und Amélie vermutlich um einiges mehr Spaß gehabt hätte. Doch wie sagte man so schön: Nimm das, was du kriegen kannst und genieße den Moment. Genau das tat ich jedes Mal auf das Neue. Es hatte lange gedauert, bis ich so weit war, aber ich genoss das Leben in vollen Zügen. Egal, ob mich die Erinnerungen an vergangene Zeiten einholten und mir schwer zu schaffen machten, so wusste ich, dass meine Eltern das für mich wollten. Für einen kurzen Moment sammelten sich Tränen in meinen Augen, die ich schnell weg blinzeln konnte.
 

Definitiv wollte ich nicht, dass die anderen diese sehen könnten. Immerhin wusste keiner von ihnen etwas über mein Privatleben Bescheid und das sollte sich auf keinen Fall ändern. Natürlich kannte Sakura und ihre Familie mein Schicksal, da sie für mich ebenso wie eine Familie waren. Obwohl ich Sakuras Kinder kaum kannte, so hatte ich durchaus mit ihnen geschrieben oder auch mal telefoniert. Die Einzigen in Frankreich, die meine Lage kannten, waren Rosalie, Amélie und Noyn. Niemanden sonst würde ich mein Privatleben auf die Nase binden. Denn es ging keinen etwas an.
 

Bis spät in die Nacht feierten wir und tatsächlich tanzte ich mit den Mädchen der Gruppe. Besonders mit Marie. Sie konnte mich sehr gut ablenken und ich entspannte mich bei ihr. Aber auch nur bei ihr. Sobald die anderen da waren, war ich eher zurückhalten, jedoch ließ ich mir auch nichts gefallen. Denn ich hasste es, sobald speziell Männer dachten, einen einfach so anfassen zu dürfen. Je mehr Alkohol floss, umso aufdringlicher wurden die Leute. Aus diesem Grund beschloss ich kurz nach Mitternacht nach Hause zu fahren. Zwar hieß es somit Abschied zu nehmen, doch das war vollkommen in Ordnung für mich. Wer in Kontakt mit mir treten wollte, konnte das tun.
 


 

Von der Feier war ich so erschöpft, so dass ich sehr lange geschlafen hatte. Erst gegen Mittag wurde ich wach und war für einen Moment verwirrt. Die Uhrzeit erschreckte mich etwas, weshalb ich zum Handy griff und nach sah. Augenblicklich saß ich kerzengerade auf meinem Bett. “Mist... Akku ist leer gelaufen”, entkam es mir. Schnell stieg ich aus diesem, um mein Handy an zu schließen. Zwar wussten meine Freunde und Familie, dass ich sehr lange schlafen würde, so wollte ich sie nicht beunruhigen, wenn mein Handy aus war. Während die ersten Prozente luden, eilte ich ins Bad und erleichterte mich, ehe ich mir ein Bad einließ. Nach der Nacht brauchte ich diese Entspannung und das würde ich mir gönnen.
 

Das heiße Wasser lief und ich sah nach meinem Handy. Schnell war dieses angeschaltet und die Pinnummer meiner Simkarte ein gegeben. Lächelnd entdeckte ich mehrere Nachrichten von Sakura. Ich hatte ihr das Bild von mir in dem Kleid ebenso zugeschickt. Darauf hatte sie scheinbar reagiert, nachdem sie diese entdeckt hatte. Schmunzelnd schrieb ich ihr, dass ich wach war und bedankte mich für ihre Komplimente. Zwar hieß sie es nie gut, dass ich plötzlich blond wurde, aber trotz allem meinte sie, dass es mir stehen würde. Eines wusste ich genau, sobald mein Vertrag vorbei wäre, würde ich wieder meine Naturhaarfarbe annehmen. Auf blond hatte ich wirklich keine Lust mehr.
 

Eine Weile schrieb ich noch mit Sakura hin und her. Es war schön, dass sie und ich die Zeit dazu fanden. Allgemein würde ich den Tag wohl nutzen, um mich zu entspannen und auf die kommende Woche vor zu bereiten. Bislang wusste ich noch nicht einmal, ob ich Buchungen hatte. Doch schnell verdrängte ich den Gedanken, denn ich wollte etwas entspannen. Daher verabschiedete ich mich bei Sakura, da mein Bad vorbereitet war. Schnell machte ich das Wasser aus und gab etwas Badeschaum hinein, um einen schönen Duft zu erzeugen. Da ich Rosalies und Amélies Neugier stillen wollte, beschloss ich sie während meines Bades zu benachrichtigen. Da nichts Größeres passiert war, konnte ich das problemlos in kürzester Zeit schaffen.
 

Danach legte ich mein Handy beiseite und genoss das schöne und warme Wasser um meinen Körper. Es tat mir mehr als gut, mich zu entspannen und in dem Moment einfach nichts anderes zu denken. Tatsächlich schrieb ich meinen Freunden, dass ich nach meinem Bad noch ein oder zwei Filme ansehen würde. Dabei würde ich ein Glas Wein und eine schöne Pizza genießen. Ich denke, nach solch einer Feier brauchte ich einfach einen relaxten Tag für mich selbst. Diesen würde ich mir gönnen und noch mehr entspannen als bei dem Bad vorhin. Nach diesem schlüpfte ich in eine lockere Jogginghose und ein Shirt. Es war gemütlich und so machte ich mir einen schönen Resttag, auch wenn meine Gedanken wieder abschweiften.
 

Viel bekam ich vom Film nicht mit, doch das war nicht schlimm. Mein Kopf wanderte zu den kommenden Wochen, die ich noch vor mir hatte. Soweit ich wusste, hatte ich keine größeren Aufträge. Mehr als gespannt war ich, was Noyn mir berichten würde, sobald ich am Montagmorgen in seinem Büro sein würde. Die meisten Anfragen kamen oft kurzfristig. Nur Mister Smith regelte die wichtigsten Termine direkt zu Beginn des Jahres, damit ich definitiv Zeit an den Tagen hatte. Grübelnd nippte ich an meinem Wein und hatte die Pizza mit Extrakäse schon längst verputzt. Sowas blieb nicht lange bei mir stehen, denn ich liebte Pizza sehr. Da ich sowieso nichts anderes mitbekam, beschloss ich ins Bett zu gehen.
 


 

Der Montagmorgen kam schnell und ich hatte mich fertig gemacht, ehe ich die Wohnung verließ und mit der Metro zur Agentur fuhr. Tatsächlich war ich schon ziemlich gespannt darauf zu hören, welche Buchungen auf mich warten könnten. Lächelnd betrat ich das Gebäude und musste direkt lachen, da Rosalie und Amélie ebenso da waren. “Guten Morgen, ihr zwei”, grüßte ich sie und sie kicherten.
 

“Guten Morgen”, entgegneten beide zeitgleich und erneut lachten wir los.
 

“Seid ihr ebenso erst jetzt gekommen?”, fragte ich bei ihnen nach und sie nickten zustimmend.
 

“Ja... wir haben uns vor drei Minuten vor dem Eingang getroffen”, amüsierte sich Rosalie.
 

“Das bleibt wohl nach wir vor so”, lachte ich.
 

“Oh ja... wir kommen nahezu zusammen an”, grinste Amélie und sie hakten sich bei mir ein, während wir in den Aufzug stiegen. Gemeinsam fuhren wir hoch in Noyns Büro.
 

“Bekommt ihr auch erst heute eure nächsten Aufträge?”, fragte ich interessiert und sie nickten, als ich zu ihnen blickte.
 

“Ja... wir hatten nur bis Freitag unsere Jobs erhalten und heute wollte Noyn mit uns die nächsten Wochen durch sprechen”, lächelte Amélie und Rosalie nickte.
 

“Ich hoffe... ihr habt dennoch Zeit euch noch um eure Liebsten zu kümmern”, sprach ich, denn ich war mir sicher, dass sie sich um ihre Männer kümmern wollten. Vor allem in Bezug auf die Frage, ob sie ein Paar werden können.
 

“Das wird schon”, sprach Rosalie aufmunternd. Nicht nur in ihrem Namen, sondern auch für Amélie.
 

“Wir werden das schon hinbekommen”, grinste sie und ich war froh, dass sie positiv eingestimmt waren.
 

Oben angekommen, stiegen wir aus und gingen direkt weiter zum Büro. Die Tür war bereits offen, doch Rosalie klopfte an, ehe wir hinein gingen. “Guten Morgen, Boss”, grüßten wir.
 

“Ah... meine drei Engel”, lachte Noyn und wir konnten nur mit dem Kopf schütteln. Manchmal hatte er einen Clown gefrühstückt oder mal wieder zu viel ‘Drei Engel für Charly’ gesehen. Egal, was es war, es war schön zu sehen, wie er sich amüsierte und lachen konnte. “Kommt... setzt euch”, forderte er uns auf und zeigte zu dem gemütlichen Sofa.
 

Direkt nahmen wir darauf Platz und sahen zu ihm, der es sich auf dem Sessel bequem gemacht hatte. Er hatte, wie so oft, sein Tablet in der Hand und seine Beine überschlagen. Abwechselnd sah er zu uns dreien und schien zu überlegen. “Nun mach es nicht so spannend”, lachte Amélie und wir kicherten direkt.
 

“Wollt ihr einzeln darüber sprechen?”, fragte er nach, wie jedes Mal, wenn wir alle drei da waren.
 

“NEIN!”, antworteten wir wie aus einem Mund. Herzhaft lachte Noyn los und nickte. Mit der Antwort hatte er vermutlich gerechnet, weil wir das immer gemeinsam durch gingen, sofern wir alle drei im Lande waren.
 

“Spuck es schon aus”, grinste Rosalie.
 

“Hmmm”, kam es nachdenklich von ihm und wir legten alle drei unseren Kopf schief. “Es ist schon eigenartig... bei euch dreien sind die Buchungen immer so viele, dass es schwer ist sie durch zu gehen. Aber...”
 

“Aber?”, hakte ich nach.
 

“Dieses Mal hatte ich eigenartige Anfragen”, antwortete er und sah abwechselnd uns an.
 

“In wie fern?”, wollte nun Amélie wissen. Er lächelte und atmete einmal tiefer durch.
 

“Ich beginne einfach mit dir, Ami”, fing er an und tippte auf seinem Tablet. Er sah kurz auf und Amélie nickte zustimmend, damit er fortfuhr. “Ich habe eine Anfrage bekommen für eine Geschäftsreise”, sprach er fort.
 

“Wie lange und von wem?”, wollte sie wissen.
 

“Es würde am Samstag los gehen und es würde drei Monate dauern”, erklärte Noyn.
 

“Okay... das wäre an sich kein Problem... ich habe erst im August eine Begleitung für die Spendengala”, kam es gleich von ihr, denn der Termin stand schon seit einiger Zeit fest.
 

“Das stimmt... dahingehend wäre es kein Problem”, lächelte Noyn und überlegte. “Demnach wäre es dir recht, wie ich annehme”, sprach er weiter und bevor Amélie noch etwas sagen konnte, führte er fort. “Die Anfrage kam von Mister De Luca.”
 

“Alessandro?”, entkam es ihr mit großen Augen.
 

“Korrekt”, entgegnete Noyn und sie schluckte schwerer.
 

“Aber... er hatte mir nichts diesbezüglich gesagt”, überlegte sie und ich konnte genau sehen, dass es sie irritierte.
 

“Soll ich also absagen?”, fragte Noyn nach und schnell schüttelte Amélie den Kopf.
 

“Zusagen bitte”, meinte sie hastig mit roten Wangen und Rosalie und ich verkniffen uns ein Lachen. Im Augenwinkel konnte ich sogar sehen, dass Noyn schmunzelte.
 

“Okay... ich bestätige diese Anfrage... kommen wir zur nächsten”, sprach er und während er dies tat, bekam Amélie noch größere Augen.
 

“Warte... mal... willst du mir gerade sagen, dass er jeden verfügbaren Termin nun gebucht hat?”, hakte sie nach und Noyn nickte sofort.
 

“So sieht es aus... ich weiß zwar nicht, wieso er das tut... aber er scheint gefallen an dir zu haben”, zwinkerte er ihr zu und nun musste ich doch kichern, da Amélie überfordert schien.
 

“Das ist doch prima, Ami”, sagte Rosalie. “So habt ihr mehr als genug Zeit zusammen zu reden.”
 

“Da hat Rose absolut recht”, stimmte ich zu und sie bekam rote Wangen. Noyn schmunzelte und grinste leicht. Er schien zufrieden zu sein.
 

“Stimmt... da sollte ich die Chance nutzen und mit Alessandro reden”, lächelte sie verlegen.
 

“Gut... dies wäre geklärt... kommen wir zu, Rose”, kam es von Noyn und er tippte wieder an seinem Tablet herum, um wohl Einblick in ihre Buchungen zu erhalten.
 

“Ich bin ganz Ohr”, lächelte sie und er sah zu ihr.
 

“Erst einmal... deine beiden Galabuchungen Ende des Monats sind vom Kunden abgesagt worden”, begann er und ihre Augen weiteten sich. Dies war absolut unüblich bei ihr.
 

“War ein Grund angegeben?”, wollte sie von ihm wissen, denn sie hatte wahrlich Sorge, dass sie letztes Mal etwas falsch bei ihnen gemacht haben könnte.
 

“Der eine hat kurzfristig eine Geschäftsreise reinbekommen und der andere wurde vor drei Tagen versetzt, weshalb er die Gala nicht wahr nehmen kann”, antwortete er lächelnd und beruhigte damit Rosalie sichtlich.
 

“Das beruhigt mich wirklich”, atmete sie erleichtert durch.
 

“Entschuldige... ich hätte dich gleich beruhigen sollen”, kam es verlegen von Noyn. Schnell winkte Rosalie ab und sah ihn nun interessiert an. “Bei dir hatte mich die Anfrage zwar auch gewundert, aber nicht so sehr wie bei Ami”, meinte er und sah in seinen Unterlagen noch einmal nach. “Von Samstag an wärst du ebenso für drei Monate als Begleitung für eine Geschäftsreise gebucht.”
 

Überrascht blickte Rosalie zu ihm und dann zu uns. “Oh... und wer hat mich gebucht?”, fragte sie direkt nach und Noyn grinste breiter.
 

“Ein gewisser Mister Valentini”, kam es sichtlich amüsiert von ihm.
 

“Oh... Raphael”, hauchte sie und bekam eine süße Röte auf ihren Wangen.
 

“Er scheint ebenso einen Narren an dir gefressen zu haben, Rose”, lachte Noyn und sie wurde noch röter. “Bei ihm könnte sich die Reise verlängern, je nachdem wie die Verhandlungen verlaufen”, warnte er sie vor, doch man konnte ihr ansehen, dass es nicht so schlimm für sie wäre.
 

“Das bekomme ich schon geregelt”, meinte sie lächelnd und freute sich sichtlich, dass Raphael sie gebucht hatte. Damit hätten sie wohl ebenso ausreichend Zeit miteinander zu sprechen. Dies war ihr wichtig, denn sie wollte wissen, woran sie bei ihm war und ob es wirklich funktionieren könnte.
 

“Gut... ich werde bei euch beiden die darauffolgen Monate sperren, falls die Herren verlängern wollen würden”, zwinkerte Noyn ihnen zu und meine Freundinnen sahen ihn dankbar an. Leise kicherte ich und freute mich sehr für die beiden. Sie sollten mit ihren möglichen Liebsten in Ruhe reden können. “Damit kommen wir nun zu dir, Maron... diese Anfrage hat mich äußerst überrascht”, sprach er mich an und ich blinzelte.
 

“Was genau meinst du?”, hakte ich nach und er sah auf das Tablet. Als er wieder zu mir blickte, konnte ich direkt sehen, dass etwas nicht so war, wie gewohnt.
 

“Nun... zum einen ist es ein neuer Kunde, der eine Begleitung für seine Geschäftsreise sucht”, begann er und ich überlegte. Dies war normalerweise nichts Ungewöhnliches daran. Bevor ich nachfragen konnte, kam er mir zuvor: “Es ist eine Weltreise... die gut neun Monate dauern soll.”
 

“WAS?!”, rief ich aus und konnte durchaus die fragenden Blicke meiner Freundinnen auf mir spüren. Das war wahrlich nicht normal. Meist war ich nur eine oder maximal zwei Wochen weg, sofern ich Unifrei hatte. Mit solch einer Anfrage hatte wohl keiner gerechnet, am wenigsten ich selbst.

Neuer Kunde?!

“Ernsthaft, Boss? Eine Weltreise?”, stellte Rosalie die Frage vor mir und gerade war ich ihr dankbar dafür. Schließlich hatte ich gerade meine Stimme noch nicht wiedergefunden. Es war wirklich unglaublich, dass ich solch einen Job machen sollte.
 

“Ja... so wie ich das entnehme... hat der Kunde mehrere Hotels, die er alle paar Jahre überprüft und nach dem Rechten sieht und da möchte er dich mitnehmen”, antwortete er und lächelte mich an.
 

“Okay... Weltreise... und von wann bis wann?”, fand ich nun meine Stimme wieder.
 

“Am 19. April soll es losgehen und bis zum 11. Januar gehen”, erklärte Noyn und sah mich dabei direkt an. Einen Moment blinzelte ich. “Keine Sorge, Maron... ich habe bereits abgelehnt für den Zeitraum... aber auch wegen der Tatsache, dass ich ihn nicht kenne”, sprach er weiter noch bevor ich etwas dazu sagen konnte.
 

“Alles klar... vom Zeitraum wäre es für mich okay gewesen”, meinte ich noch zu Noyn. “Aber... er ist ein neuer Kunde und gleich so viele Monate mit ihm unterwegs zu sein, wäre mir unangenehm”, stimmte ich demnach seiner Entscheidung zu.
 

“Genau deshalb habe ich mir erlaubt, es ihm Vorfeld schon ab zu lehnen”, erklärte er mir und ich dankte ihm. Zwar war es schade, dass ich keine Weltreise machen konnte, aber mit einem Unbekannten mehrere Monate alleine zu sein, wäre eigenartig.
 

“Gut... was steht ansonsten an?”, fragte ich, da ich etwas zu tun haben wollte. Nichts tun war einfach nicht mein Ding.
 

“Mittwochabend wäre eine Feier in der Kanzlei. Mister Martin hatte gebeten, dass du ihn begleitest... es würden japanische Partner vor Ort sein und sie würden sich vermutlich wohler fühlen, wenn jemand ihnen mit dem Übersetzen helfen würde”, erklärte er mir und ich nickte.
 

“Also... als Dolmetscherin?”, wollte ich meine Rolle dabei wissen. Zustimmend nickte Noyn und nannte mir die Eckdaten, alles weitere würde ich per Mail erhalten und könnte mich in Ruhe einlesen. Da dies die einzige Anfrage blieb, die angenommen werden würde, lächelte ich. “Gut... ich werde mich darauf vorbereiten”, versprach ich ihm.
 

Wir verabschiedeten uns bereits von unserem Boss und erhoben uns, um zu gehen. Vermutlich würden wir noch zum Café gehen und etwas frühstücken, bevor wir uns trennen würden. Bestimmt müssten die beiden noch ihre Männer anrufen und checken, wieso sie ihnen nichts gesagt hatten. Ich grinste leicht und war schon gespannt, was die Jungs als Ausrede benutzen würden. Auch Noyn hatte sich erhoben und packte sein Tablet weg, als ein Handy im Raum eine Nachricht ankündigte. Blinzelnd sah ich mich kurz um, da ich verwirrt war, wessen Handy gerade geklingelt hatte.
 

“Oh... das ist mein Arbeitshandy”, lächelte Noyn. Während er sein Handy heraus holte, blieben wir kurz stehen. Doch schnell fingen wir uns und wollten raus gehen, aber da hörten wir schon seine Stimme. “Maron... warte einen Moment”, meinte er und ich sah ihn verwundert an.
 

“Okay... ich warte”, entkam es mir daher automatisch. Sogar meine Freundinnen blieben bei mir, weil sie vermutlich genauso verwirrt waren von der Bitte.
 

Es dauerte einige Momente bis Noyn wohl alles gelesen hatte, was er als Nachricht erhalten hatte. “Hm... das ist ungewohnt”, meinte er nachdenklich und blickte auf. “Oh... ihr seid alle drei noch da”, bemerkte er und leicht legte ich den Kopf schief.
 

“Ja, wir waren etwas verwundert”, erklärte ich wahrheitsgemäß und er deutete erneut auf das Sofa.
 

“Nicht nur ihr seid es”, begann er daher und blickte wieder zu mir, während er sich hin setzte. “Ich bin es auch”, gestand er und fing damit an mir von der Nachricht zu erzählen. “Mister Smith... bittet um einen Termin am Samstag... es hat wohl etwas mit deinem neuen Kunden zu tun.”
 

“Mit dem neuen Kunden?”, blinzelte ich verwundert.
 

“Ja... wie mir scheint... hat er wohl von Mister Smith den Kontakt hergestellt”, beantwortete er meine Frage und meine Augen wurden noch größer.
 

“Oh... aber... wieso haben sie das nicht eher gesagt”, überlegte ich.
 

“Vermutlich ging das unter... Mister Smith ist noch auf seiner Geschäftsreise, weil diese sich verzögert hatte”, merkte Noyn an.
 

“Das ergibt Sinn”, sprach Rosalie und ich nickte zustimmend. Meist vergaß Henry alles andere, wenn er auf Geschäftsreisen war. Außer die Geschäfte eben.
 

“Was meinst du... willst du dir anhören, was es sich mit dem neuen Kunden auf sich hat?”, ließ er mir die Wahl und einen Moment überlegte ich. Immerhin war es eine verdammt lange Zeit, die ich mit einem Fremden unterwegs sein würde. Doch eine Weltreise war ziemlich verlockend. Aber der Hauptpunkt war wohl, dass Henry ihn kannte.
 

“Ich würde sagen... man kann es sich anhören... und ich würde eine zweiwöchige Probephase in den Vertrag mit aufnehmen, sollte es zu einem kommen”, merkte ich meine Idee an und Noyns Mundwinkel zuckten.
 

“Das... ist ein fabelhafter Einfall, Maron”, lobte er mich und ich grinste breiter.
 

“Das finde ich auch... sollte der erste Eindruck gut sein... so habe ich mehr Zeit, um zu sehen, ob es schließlich passt”, erklärte ich ihm und kichernd nickten meine Freundinnen.
 

“Sehr gut... und die drei Wochen länger zu arbeiten, als der Vertrag vorsieht, wäre wirklich okay für dich?”, hakte er nach und ich wusste genau, das er einfach sicher gehen wollte.
 

“Ja... es wäre schließlich mein letzter Job dann als Jeanne”, lächelte ich und fand die Idee, dies mit einer Weltreise zu beenden, mehr als perfekt.
 

“Gut... dann würde ich sagen, wir hören uns an, was Mister Smith am Samstag zu berichten hat, und du entscheidest dementsprechend”, fasste Noyn unser Vorgehen zusammen und ich nickte zustimmend.
 

“Das klingt nach einem Plan”, lächelte ich sanft und damit war es beschlossene Sache.
 

Nachdem wir uns erneut bei ihm verabschiedet hatten, erhoben wir uns und ließen unseren Boss alleine. Ich wusste genau, dass er Mister Smith eine Antwort schreiben würde. Vermutlich nur eine Zusage zu einem Gespräch, um den potenziellen Kunden durch Henrys Aussagen kennen zu lernen. So machte Noyn das immer, wenn ein anderer Kunde uns weiter empfahl. Auf diese Weise bekam man einen ersten Eindruck und konnte danach immer noch entscheiden. Es war toll, dass Noyn sehr auf uns und unsere Wünsche achtete. Auch wenn manche das nicht sehen konnten oder gar wollten, unser Boss war ein wundervoller Mensch. Er hatte so viel Gutes bewirkt und einige von uns gerettet.
 

“Eine Weltreise”, kam es noch immer fassungslos von Amélie, als die Aufzugstür hinter uns zu ging.
 

“Naja... ich weiß noch nicht, ob diesen Job annehmen werde”, erinnerte ich sie.
 

“Egal... eine Weltreise ist wirklich unglaublich, Maron”, grinste Rosalie. Zwar konnte ich ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken, dennoch musste ich mit den Augen rollen. Die beiden waren einfach einzigartig in diesem Punkt. Sie sahen nur das Wesentliche, aber nicht das große Ganze. Klar war ein Jobangebot mit einer Weltreise unglaublich, doch ob ich diesen Job annehmen würde, könnte ich wohl erst am Samstag richtig entscheiden. Das Gespräch mit Henry würde wohl ausschlaggebend für meine Entscheidung sein. Denn ich vertraute ihm, ohne Wenn und Aber.
 

“Schieben wir das mal beiseite... sagt mal... was habt ihr mit den beiden Herren nur gemacht, dass sie eure freien Tage komplett ausbuchen wollen?”, fragte ich sie grinsend. Auf diese Weise lenkte ich von mir ab und betrachtete sie abwechselnd im Spiegel des Aufzuges. Beide wurden augenblicklich knallrot.
 

“Wir... ich... ähm”, stotterte Amélie und biss sich auf die Unterlippe. Ihr fehlten wohl noch immer die Worte. Rosalie schluckte leicht und spielte nervös an ihrer Haarspitze herum.
 

“Ehrlich gesagt... ich habe keine Ahnung”, gestand sie.
 

“Ach kommt schon... ich bin mir sicher, ihr wart die perfekten Subs”, grinste ich beide an und zog sie mit mir aus dem Fahrstuhl, nur um das Gebäude zu verlassen und rüber zum Café zu gehen. Dort konnten wir uns noch etwas unterhalten, ehe wir nach Hause gehen würden, um uns für die Woche vor zu bereiten.
 

Kaum waren wir drinnen, schon suchten wir uns einen freien Platz in einer ruhigen Ecke und bestellten bei dem Kellner das große Frühstück. Dieses konnte man frei wählen, welches man haben wollte. Da ich eher die Süßere war, nahm ich immer das süße Frühstück mit frischen Brötchen und Croissants, die mit Marmelade und Schokocreme angereicht wurden. Damit konnte ich sie mir belegen, wie ich wollte. Zudem war eine Kanne Kaffee mit inbegriffen. Diese umfasste zwei große Tassen, die ich definitiv nun gebrauchen konnte. Noch immer war ich baff gewesen von dem Jobangebot. Es war ungewohnt, dass mich jemand für solch einen Zeitraum buchen wollte. Vor allem, weil es eben jemand Neues war. Das passte absolut nicht zusammen.
 

Bis das Essen kam, waren wir recht still. Vermutlich hängten meine Freundinnen ebenso in ihren Gedanken fest und ich merkte deutlich, dass sie etwas zu zweifeln schienen. Weshalb das so war, würde ich noch heraus finden. Aber dazu hatte ich keine Zeit mehr, denn unser Essen kam endlich an den Tisch. Ich konnte nicht anders, schnappte mir ein Croissant und tunkte ihn in die Marmelade. Genüsslich biss ich hinein und seufzte zufrieden bei dem Geschmack auf meiner Zunge. “Mmmmh”, entkam es meinen Lippen und ich hörte das Lachen der beiden. “Was denn?”, fragte ich unschuldig und konnte ein Schmunzeln nicht verbergen. Das war irgendwie typisch für uns.
 

“Du bist unglaublich, Maron”, kicherte Rosalie und schnitt ihr Brötchen auf, um dieses sich mit Käse zu belegen. Sie liebte diesen zum Frühstück und zum Abschluss machte sie meist ein Marmeladenbrötchen. Da hatte wohl jeder so seine Vorlieben.
 

“Wieso? Nur weil ich mein Croissant genieße?”, entgegnete ich und biss erneut voller Genuss ab. Die Dinger waren einfach nur genial, besonders wenn sie frisch aus dem Ofen kamen.
 

“Nur? Da sagt sie doch gnadenlos ‘nur’ dazu”, lachte nun Amélie amüsiert. Tatsächlich war ich mir keiner Schuld bewusst, weshalb sie so reagieren könnten.
 

“Du stöhnst schon so als hättest du Sex”, sprach es Rosalie nun an und jetzt war ich es, die lachen musste.
 

“Ehrlich gesagt... das hier ist sogar genauso gut wie Sex”, grinste ich breiter und war froh, dass die Stimmung etwas lockerer wurde. Beide lachten los und mit jeder Sekunde wirkten sie wieder so, wie ich sie beide kannte und liebte.
 

“Stimmt... also sollte es mit den Männern nicht klappen... besorge ich mir einen sehr guten Koch”, kam Amélie auf die Idee und wir mussten noch mehr lachen. Doch hey... sie hatte Recht in dem Sinne.
 

“Oder eine Köchin”, zwinkerte ich ihr zu und sie nickte grinsend. Das war wohl in dem Sinne besser für sie, falls sie den Männern abschwören würde.
 

Durch dieses kleine hin und her waren wir ausgelassener und konnte miteinander sprechen. In der Tat hatten wir mehrere Themen, die uns beschäftigten. Angefangen bei den nächsten Tagen, bis hin zu unseren Jobs und das Angebot, welches bei mir in der Schwebe stand. Tatsächlich redeten wir über alles und blieben wage in den Bezeichnungen, denn wir waren in der Öffentlichkeit und niemanden ging es etwas an, dass wir im Escortbereich tätig waren und von jeweils von einem Mann gebucht waren, um die nächsten Wochen mit ihnen zu verbringen. Ich war neugierig geworden, da Noyn mir auch keinen Nachnamen genannt hatte. Das machte er meist nur dann, wenn wir Interesse zeigten und näher davon erfahren wollten. Doch in meinem Fall war die Absage klar gewesen.
 

“Aber ehrlich... ich bin echt gespannt, wer der neue Kunde ist”, gestand Rosalie und sprach sogar das aus, was ich dachte.
 

“Ich auch”, bemerkte ich und überlegte.
 

“Dann sollten wir vielleicht ihn vorher auf Herz und Nieren prüfen”, grinste Amélie und meine Augen weiteten sich. Das war doch wohl ein Scherz von ihr. Aber nicht mit mir.
 

“Ach... ist das so? Sollte ich das bei Alessandro auch machen?”, fragte ich sie grinsend und konnte genau sehen, wie sich ihr grinsen in ein unsicheres Lächeln verwandelte und sie mich entsetzt ansah.
 

“Bloß nicht... es ist ja nur ein Job”, entgegnete sie gleich und ich schmunzelte.
 

“Genau wie bei mir. Es wäre nur ein Job”, zwinkerte ich ihr zu und Rosalie kicherte.
 

“Als ob es bei dir ein Job wäre, Ami”, meinte sie und nippte an ihrem Kaffee. “Sie es als Chance mit ihm zu reden... und zwar wirklich zu reden”, sagte sie sanft und ich konnte an ihrer Stimmlage erkennen, dass sie es absolut ernst meinte. Sie würde das vermutlich ebenfalls nutzen.
 

“Wirst... du ihn fragen?”, wollte ich nun von Rosalie wissen und sie nickte.
 

“Ja... ich will wissen, was er sich erhofft... denn mich dauerhaft buchen ist ja keine Lösung”, antwortete sie und ich war überrascht von ihren Worten.
 

“Heißt das... du würdest aufhören zu arbeiten, wenn es ernster wird?”, hakte ich nach und ohne zu zögern nickte sie.
 

“Ja... seit dem Ausflug kann ich eh nicht mehr mit anderen... und ob ich auf Dauer... nun ihr wisst schon... wenn er... es ernst meint, überlege ich sogar den Job zu wechseln”, kam es von ihren Lippen und damit hatte sie uns sprachlos gemacht.
 

Genau in dem Moment wurde es mir bewusst, Rosalie war schon längst über den Punkt der Verliebtheit hinweg. Sie liebte diesen Raphael und würde alles für ihn tun. Das zu hören war wirklich unglaublich, denn noch vor einem Jahr klang das bei ihr noch ganz anders. Sie hatte immer gemeint, dass der Job ihre Angelegenheit wäre und keiner ihr das ausreden könnte. Doch jetzt scheint sie sich Gedanken darüber gemacht zu haben, was sie tun könnte, sollte es ernster zwischen den beiden werden. “Ernsthaft?”, kam es überrascht von Amélie.
 

“Ja, Ami... gib es zu... du würdest das auch tun, wenn Alessandro dein fester Partner wäre”, konterte Rosalie und wir konnten genau sehen, wie Amélie ihren Mund öffnete, um etwas zu sagen, aber es dann ließ. Stattdessen wurde sie knallrot um die Nase und nickte. “Siehst du... es hängt alles von dem richtigen Partner ab... und bei ihm... hätte ich keine Probleme damit, aufzuhören und mir etwas anderes zu suchen.”
 

“Stimmt... so wie mit Alessandro habe ich mich noch nie gefühlt... aber ob er es genauso sieht... muss ich noch heraus finden”, sprach sie mit einem verlegenen Lächeln aus. Erfreut seufzte ich auf und erntete ihre Blicke.
 

“Was denn? Ich finde es romantisch”, lächelte ich sie beide an und trank von meinem Kaffee. “Ihr habt beide ohne es zu wollen, den perfekten Gegenpart für euch entdeckt”, fügte ich an und beide wurden verlegen. Das sah man wirklich nicht oft, weshalb ich genau wusste, wie wahr meine Worte waren. Sie fühlten es bereits. Jetzt lag alles in den Händen beider Italiener.
 

“Das ist es”, seufzte nun Rosalie entzückt. “Ich hoffe... sie sehen es genauso”, setzte sie dazu. Zustimmend nickte Amélie und ich nahm ihre beider Hand in jeweils von meiner.
 

“Ich drücke euch die Daumen und das Wichtigste nicht vergessen, Ladies!”, sprach ich ehrlich aus, denn ich gönnte den beiden ihr Glück aus tiefstem Herzen.
 

“Was denn?”, fragten beide zeitgleich, nachdem sie mehrmals geblinzelt hatten.
 

“Ich will auf dem Laufenden sein”, lachte ich leise und erlaubte mir diesen kleinen Scherz. Beide prusteten los und nickte, während sie meine Hand drückten.
 

“Natürlich werden wir dich informieren”, versprach Rosalie und Amélie stimmte dem direkt zu. Wir hatten keine Geheimnisse und daher war wohl mein Witz genauso angenommen worden.
 

“Ach Mädels... das war ein Scherz... ich meine... es ist wichtig, dass ihr immer ehrlich miteinander sprecht, denn nur so wird euch nichts aufhalten”, zwinkerte ich ihnen zu und sie grinsten wissend.
 

“Das werden wir... und auch das andere... egal, wo wir sein mögen... wir werden beste Freundinnen bleiben!”, kam es ernst von Amélie und ich nickte.
 

“Das werden wir... und wir können uns jederzeit besuchen, vor allem wenn ihr eine Yacht oder einen Privatjet zur Verfügung bekommt”, grinste ich breiter und amüsiert schüttelten sie den Kopf. Das musste ich einfach los werden, da die beiden für mich immer wichtig sein werden.
 

“Lasst und immer mindestens einmal im Jahr für eine Woche zusammen sein... und wir wechseln uns ab. Egal wo wir sind... einmal bei mir, einmal bei Ami und einmal bei dir, Maron”, schlug Rosalie vor und diese Idee fand ich großartig.
 

“So machen wir das... kleiner Fingerschwur?”, grinste ich und genau das taten wir. Damit war das beschlossene Sache und ich wusste genau, dass wir drei uns daran halten würden.
 


 

Nach unserem gemeinsamen Frühstück trennten sich unsere Wege und wir gingen unseren Vorbereitungen für die Jobs an. Wir waren shoppen, die beiden packten für ihre Reise und ich lernte mehr über die japanischen Partner der Kanzlei von Mister Martin. Er war ein netter älterer Herr. Sein französischer Charme war einfach wundervoll und man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Er meinte immer, ich wäre weitaus besser als alle anderen Dolmetscher mit denen er zu hatte. Damit hatte er mir durch die Blume gesagt, dass er mich einstellen würde, doch ich lehnte stets ab. Zum einen weil ich noch einen Vertrag hatte und zum anderen, weil ich meinen Traum verwirklichen würde. Davon würde mich keiner abhalten können.
 

Der Abend verlief wirklich angenehm und ich vergaß für diese Stunden, dass mein Job eigentlich ein ganz anderer war. Die beiden Herren und die Dame aus Japan fühlten sich gleich wohler, da mein japanisch sehr gut war. Sogar die kleinen Dialekte konnte ich verstehen und das vermittelte ihnen ein Gefühl von Heimat, auch wenn sie so weit weg von dieser waren. Geschickt unterhielt ich mich mit ihnen und half aus, falls sie nicht wussten, wie sie etwas bestellen konnten. Durch meine Erfahrung konnte ich meinen Gegenüber immer gut aussehen lassen, obwohl das eigentlich gar nicht der Fall war. Es war amüsant für mich und ich war froh, dass Mister Martin mit meiner Leistung äußerst zufrieden war.
 

Nichts anderes hatte er von mir erwartet. Solche Aussagen schmeichelten mir und meinem Ego sehr, weshalb ich recht entspannt war und die letzten Tage bis zum Treffen mit Mister Smith gut über die Bühne gebracht hatte. Ich nutzte die Zeit und brachte meine Wohnung auf Vordermann, regelte die Reinigung der Kleider und spürte erst am Samstagmorgen die Nervosität in mir. In der Zwischenzeit hatte sich Henry bei mir entschuldigt, dass er ganz vergessen hatte, dass er mich einem Geschäftspartner vorgeschlagen hatte und den Kontakt mit Noyn hergestellt hatte. Direkt teilte ich ihm mit, dass es nicht schlimm war, da man so etwas schnell vergessen konnte, wenn man so lange auf Reisen war wie er.
 

Überpünktlich kam ich bei Noyn im Büro an und begrüßte ihn mit einem Lächeln. Wir sprachen noch ein wenig mit einander und einen Moment war ich betrübt, dass Rosalie und Amélie bereits unterwegs zu den beiden Herren waren. Gerne hätte ich sie an dem Tag an meiner Seite gehabt, doch da musste ich wohl so durch. Zum Glück war Noyn bei mir und später wäre auch Henry da, weshalb ich mich innerlich beruhigen konnte. “Sie müssten gleich da sein”, merkte Noyn an und ich nickte, denn die Uhr zeigte deutlich 13 Uhr an.
 

Ehe ich etwas sagen konnte, klopfte es an der Tür und wie von selbst erhoben wir uns beide. Noyn war zur Tür gegangen, um diese zu öffnen. Ich hörte die Stimme von Mister Smith und lächelte tatsächlich, als er herein kam und mich mit einer Umarmung begrüßte. Es tat gut ihn nach solch langer Zeit zu sehen. Noch wollte ich ihm danken, wegen der Geschenke, aber dazu kam ich nicht, da ich die Stimme von dem Unbekannten wahrnahm: “Endlich habe ich dich wiedergefunden!”
 

Wie erstarrt blickte ich zur Tür und war mir nicht sicher, ob ich die Stimme mir nur eingebildete hatte. Daher musterte ich den jungen Mann und meine Augen weiteten sich, als mich die pure Erkenntnis traf. ER war es. Mein Mister Unbekannt oder auch Mister N.


Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für den Einstieg *smile*

Lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

Die Geschichte wird alle 14 Tage ein neues Kapitel bekommen
so, wie es bereits bei meinen letzten Storys ablief

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für heute *kichert*

hoffe es hat euch gefallen ^-^

falls ihr ein Thema vertieft lesen möchtet, teilt mir dies gerne per PM mit und ich sehen, was ich da machen kann *zwinkert*

Über eure Meinungen und Anregungen freue ich mich immer wieder

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für dieses Mal *grinst*

was haltet ihr von den beiden Damen? *neugierig ist*

lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon wieder *kichert*

lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für heute
ich hoffe, ihr seid nicht enttäuscht, dass Chiaki noch nicht da ist
aber keine Sorge... schon bald wird er ebenso präsent sein *zwinkert*

lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon ^.^

der Schluss des Kapitels kündigt das nächste große Ereignis für Maron/Jeanne an

das wird bestimmt spannend und aufregend ein solcher Maskenball *grinst*

lasst mir gerne eure Anregungen und Meinungen da

bis bald, eure Seredhiel /Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für heute *kichert*

na wer wohl der junge Mann sein mag *pfeif*

lasst mir gerne eure Meinungen und Anmerkungen da *smile*

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und warmen Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
so das war es auch schon für dieses Mal *kichert*

hoffe, euch hat seine Sicht gefallen und ihr aufeinandertreffen *lacht*
aber ich hatte das die ganze Zeit im Kopf und habe es demnach darauf hin geschrieben *grinst*

da schon Bald Weihnachten ist, wird es bei mir noch einmal stressiger
aus diesem Grund werde ich in zwei Wochen kein Kapitel hochladen können
bitte seid mir nicht böse, dass ich es auslasse

ab dem 13. Januar geht es wieder wie gewohnt weiter *smile*

in diesem Sinne wünsche ich euch ein besinnliches Weihnachtsfest *Glühwein da lass*

bleibt alle gesund und wir lesen uns im neuen Jahr wieder,
bis dahin, eure Seredhiel / Seren *Kekse und Kakao da lass*
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Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für heute

hoffe euch hat der kleine Einblick in 'sein' Leben gefallen *grinst*

lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

bis in zwei Wochen, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es für heute auch schon

ich weiß... der Cut ist gerade mies, aber es ist wichtig,
da ich nächstes Mal ihre Vergangenheit weiter beleuchten werde
immerhin sollt ihr erfahren, was genau passiert war und wie es ihr in der ersten Zeit damit ging
vor allem aber, wie sie zu ihrem Job kam *zwinkert*

lasst mir gerne noch eure Meinungen oder Anregungen da, wovon ihr noch mehr erfahren möchtet *smile*

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für heute

es werden noch zwei Kapitel folgen mit der Rückblende, ehe es wieder zurück zur Gegenwart gehen wird *smile*

lasst mir gerne eure Anregungen und Meinungen da

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für heute

somit hat Maron nun ihren jetzigen Chef kennengelernt *kichert*
im nächsten Kapitel wird noch ihr Vertrag näher erläutert, ehe es wieder zurück in die Gegenwart gehen wird *zwinkert*

lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon wieder

beim nächsten Mal kehren wir wieder zurück in die Gegenwart
was haltet ihr von seinem Angebot?
klingt verrückt und kurios? ja, doch die Konditionen scheinen gut zu sein *smile*

Lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

bis zum nächsten Mal, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es schon wieder für dieses Mal *kichert*

einmal mehr stellt wohl Maron fest, dass sie nicht alleine ist, auch wenn es sich oft so anfühlt

an dieser Stelle wollte ich euch fragen, ob ihr auch einen anderen Blickwinkel lesen wollen würdet
(z.B. Rosalie und Raphael oder Amélie und Alessandro oder gar eines der Ereignisse aus Noyns Sicht)

lasst mir sehr gerne eure Meinungen und Anregungen oder Wünsche da

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon :D
nächstes Mal geht es weiter mit einem Einblick in die Feier und rüber zur Arbeitswoche *grinst*

wie fandet ihr die Geschenke von dem Ehepaar Smith? *smile*

lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse, Kakao, Kaffee und Eistee da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für heute *kichert*

was haltet ihr von den Überraschungen? *grinst*
wer mag wohl hinter der Buchung bei Maron stecken? *überlegt*

möchtet ihr auch einen Einblick bei Rose und Ami haben, sobald sie mit ihren 'Männern' unterwegs sind?

lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das war es auch schon für heute *kichert*

wie ein paar schon vermutet haben... ist ER ihr neuer Kunde...
im nächsten Kap werde ich erzählen, wie es dazu kam
aus seiner Sicht *breiter grinst*

lasst mir gerne eure Meinungen und Anregungen da

bis bald, eure Seredhiel / Seren
*Kekse und Kakao da lass* Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Bine_
2024-05-06T15:24:56+00:00 06.05.2024 17:24
Der unbekannte neue Kunden ist also Mister N. und wurde von Mister Smith vermittelt.
Mister N. freut sich wirklich sehr, dass er Marron/Jeanne wieder gefunden hat.

Ich denke, dass Marron/Jeanne es wagen wird mit ihm auf Weltreise zu gehen, um ihn besser kennenzulernen.

Was werden Marron, Amélie und Rosalie bei ihren Aufträgen alles erleben?

Die Mädels wollen also auch weiterhin in Kontakt bleiben. Sowas nenne ich wahre Freundschaft.

Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht.

Liebe Grüße Sabine
Von:  Boahencock-
2024-05-06T05:19:45+00:00 06.05.2024 07:19
Gurdmorng

Ich hab so eine Vermutung wer der Unbekannte ist!
Aber ich werde es nicht verraten
(Grins)

Da muss ich zustimmen anhören kann man es sich ja mal, sie muss ja nicht gleich ja sagen.

Ohja beste Freundinnen fürs Leben
Ist das schön

Das ist in der Tat eine gute Idee.

Wust ichs doch das es sich um den unbekannten handelt mit dem sie getanzt hat auf dem Maskenball.
War mir Sicher das er nach ihr suchen wird.
Überraschung Du hast sie gefunden.
Bin gespannt wie es weiter geht.

😼😉😼
Von:  Boahencock-
2024-04-29T04:27:39+00:00 29.04.2024 06:27
Gurdmorng

Das Sakura nicht kommen konnte ist schade, aber Maron hält sie ja sowieso auf dem laufenden und wird somit nichts verpassen.

Drei Engel für Charly
War auch mein Gedanke gewesen.

Das Nein kam wie aus der Pistole geschossen.

Was für ein Zufall für Amélie
Ui das wird ja noch besser
Also kannst du viel Zeit mit ihm verbringen.
Viel Spaß euch Beiden.

Mich würde es nicht wundern wen Rosalie ebenfalls, mit ihren Angebeteten auch viel Zeit verbringt.

Wust ich es doch .
Dir auch viel Spaß

Und Maron bekommt dann Miester unbekannt!

Welt Reise neun Monate
Was ist den jetzt los?

Jetzt bin ich gespannt wie es weiter geht.
Bei Maron hab ich so eine Vermutung wär Der Man ist der sie gebucht hat!

Oh ja das wäre fein von den beiden zu lesen und mehr zu erfahren wie es ihnen auf der Geschäftsreise ergeht und ob sie sich aus reden und somit erfahren woran sie sind.
😼😉😼
Von:  _Bine_
2024-04-25T20:16:37+00:00 25.04.2024 22:16
Könnte es sein, dass Mister N. der geheimnisvolle Bucher ist?

Wird Marron/Jeanne den Auftrag annehmen? Was wird sie erleben?

Wie werden die Aufträge von Ami und Rose ablaufen?

Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht.

Liebe Grüße Sabine
Von:  Boahencock-
2024-04-15T04:26:25+00:00 15.04.2024 06:26
Gurdmorng

Maron du glaubst doch nicht das die zwei dir Das abkaufen.
Die wollen ganz genau wiesen wo du mit den Gedanken warst.

Ohhhh das ist aber lieb von dem Ehepaar Smith
Das sie Maron was zu kommen lasen.
Und dann auch noch so was schönes.

Also Maron sieht bezaubernd aus.
Das haben die Beiden gut gemacht.
Die Feier kann beginnen.
Und Morgen stehen sie auf der matte und wollen alles wiesen und las ja kein Detail aus😊

😼😉😼
Von:  Boahencock-
2024-04-02T03:59:07+00:00 02.04.2024 05:59
Gurdmorng

Das ist doch schön wen man sich um Maron sorgt.
Bei solch einem Besuch kann mann nicht Böse sein.

Noyn ist wie ein Vater der sich um alle sorgt das es ihnen gut geht.

Ihre Freundinnen sind auch gekommen ist das schön, um ihr bei zu stehen
Vorallem ist Rosalies Date Verständnisvoll.

Das wird bestimmt ein bezauberndes Kleid. 😊

Maron will schon wiesen ob er der richtige Für Rosalie ist.
Und daher in Kennenlernen.

Ohja dieses Gefühl hab ich auch.😊🤗
Die Smith sehen dich als ihre eigene Enkeltochter an.


Mich würden alle drei interessieren, was bei denen so los ist und was sie denken.
Rosalie und Raphael oder Amélie und Alessandro oder gar eines der Ereignisse aus Noyns Sicht.

😼😉😼
Von:  Boahencock-
2024-03-13T04:26:58+00:00 13.03.2024 05:26
Gurdmorng

Den Eindruck hatte ich auch das der Clup,gannnnnnnnnnz speziell ist.

Das Maron im ersten Moment geschockt ist, ist klar.
Aber das der Chef so nett ist und niemanden zu etwas zwingt  Ist klasse.

Das hört sich doch mal gut an.

Na das Nen ich mal cool so einen Chef wer würde den nicht haben wollen.

Das war ein schöner Einblick in Marons Vergangenheit.
Man kann jetzt vieles besser verstehen.

Freu mich Wens weiter geht.

Von:  Boahencock-
2024-03-05T05:41:26+00:00 05.03.2024 06:41
Gurdmorng

Maron ist stärker als Mann glaubt, also kann Sakura beruhigt  horm fahren, a wenn's Maron ned alor losen mecht.

Das ist ja mal eine gute nachricht Subarus hat die op gut überstanden.

Ok das mit den Clups ist einsehbar.
Maron wird schon was passendes finden.

Ohja das ist sehr deprimierend wenn Mann nichts findet.
Aber aufgeben ist auch keine Option.
Du wirst schon noch was passendes finden.

Wuste ich's doch das bei dem Clup Besitzer was faul ist.

Ah so ist sie auf ihn aufmerksame geworden Noyn Claude.
Das wird noch sehr interessant.

Antwort von:  Seredhiel
29.04.2024 18:46
*winkt Boa zu*
Das hast du gut erkannt und schön gesagt *smile*

*kichert* deine Annahmen sind wirklich sehr interessant :D
hatte lange überlegt, wie sie auf Noyn trifft und das erschien mir als beste Möglichkeit *grinst*

bis bald *Kekse und Kakao da lass*
Von:  Boahencock-
2024-02-23T05:07:12+00:00 23.02.2024 06:07
Gurdmorng

Na toll da ist mann Krank und dann bekommt mann so eine Nachricht, das die Eltern einen Unfall hatten.

😭😭😭😭 Das ist so traurig Maron tut mir richtig leid.

Das ist gut das Sakura zu Maron kommt, denn alleine sollte sie jetzt auf jeden Fall nicht sein.

Zumindest haben Marons Eltern vorgesorgt, so das sie Für die Beerdigung nicht aufkommen muss.

Das ist gut das sie Bei Sakura bis sie 18 Jahre ist Lebt und nicht bei ihrgend wem anderes.

Naja ich denke das Sakura immer für dich da sein Wird egal wie alt du bist.

Darüber reden ist immer gut, mann sollte nichts in sich hineinfresen.

Was wird auf Maron noch alles zu kommen?

😉😼😉
Antwort von:  Seredhiel
28.04.2024 11:33
*winkt Boa zu*
entschuldige die späte Antwort *Kekse und Kakao da lass*

Maron hatte es wirklich schwer zu der Zeit
doch ich denke, sie hat das ganz gut gemeistert dank Sakura *taschentücher reich*

Marons Eltern waren dahingehend sehr besonnen und haben alles vorher geregelt,
leider muss man manchmal mit dem Schlimmsten rechnen

Mal sehen, wie es Maron weiterhin ergehen wird
hoffe es wird trotz allem soweit gut *zwinkert*

bis bald *Kekse und Kakao da lass*
Von:  _Bine_
2024-02-12T13:19:48+00:00 12.02.2024 14:19
Ich persönlich wüsste nicht, wie ich an Marron's Stelle reagiert hätte. Aber zum Glück waren Sakura und Himuro für sie da und unterstützen sie.

Es hat mich schon etwas gewundert, dass Marron's Eltern im Glauben des Buddhismus beerdigt wurden.

Ich kann jedoch nachvollziehen, dass Marron die ganze Zeremonie kein 2. Mal mitmachen wollte. Ich hätte das sicher auch nicht geschafft.

Was wird Marron noch alles erleben?

Ich bin schon sehr gespannt darauf und freue mich schon sehr es zu lesen.

Liebe Grüße Sabine
Antwort von:  Seredhiel
10.03.2024 09:55
*winkt Bine zu*

entschuldige die späte Antwort *entschuldigend verbeugt*

ehrlich gesagt, wüsste ich auch nicht, wie ich reagieren würde
denke... Maron hat da wahnsinniges Glück, dass Sakura und ihr Mann gekommen sind,
um ihr da zu helfen

ich habe lange überlegt, welchen Glauben ihre Eltern haben würden
da 90 % aller Japaner eher dem Buddhismus zugehörig sind,
habe ich mich schlussendlich dazu entschieden
hätte das vielleicht noch etwas besser umschreiben sollen *überlegt*

kaum einer hält eine zweite Zeremonie durch, weshalb da die Entscheidung gleich getroffen war

Maron wird noch ein paar Höhen und Tiefen miterleben, ehe sich alles fügen würde

hoffe es bleibt auch weiterhin spannend für dich *smile*

liebe Grüße zurück *Kekse und Kakao da lass*


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