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Sherlock Holmes

das unheilvolle Familienerbstück
von

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Rettungsaktion & noch ein gut gemeinter „Überfall“

Wahrhaftig. Dieser fremde Mann, der hier direkt vor ihnen stand und - wie John beim näheren Hinsehen feststellen musste - SEINEN Revolver in der Hand hielt, war kein geringerer als Sherlock Holmes. Der Detektiv stand stillschweigend mit angespannter Haltung zwischen den beiden anderen Männern, die ihn nur verschreckt und auf alles gefasst ansahen, während sie, die Arme noch immer in die Höhe gerichtet, unwillkürlich immer weiter zurück wichen, um ihm bloß nicht zu nahe zu kommen. Mit emotionsloser Miene, den kalten Blick auf Johns Angreifer gerichtet, ließ sich Sherlock derweil nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen. … Wie versteinert stand John an der Hauswand. Hatte sich mit der rechten Hand Halt suchend an diese gelehnt, die andere gleichzeitig immer noch schützend vor seinem Bauch. Das aufkommende Gefühl von Übelkeit, wegen dem harten Schlag in seinen Magen, verschwand nur langsam wieder. Er funkelte die beiden Männer immer noch finster und wütend an,  während der eine nun anfing, hastig drauf los zu reden.
 

“Ok ok! Du siehst doch, ich lass die Finger von ihm,… also steck endlich die Knarren wieder weg!” Es klang zwar mehr wie ein Flehen, aber ein Hauch von Zorn war auch aus der Stimme des Mannes heraus zu hören. Dem Kerl passte es kein bisschen, gestört worden zu sein. Doch nichts rechtfertigte seine Taten - dieser Typ konnte froh sein, gerade nur eine ‘Warnung’ abbekommen zu haben. “Ich nehme sie erst dann weg, wenn ihr euch endlich vom Acker macht. Und vergesst nicht euren am Boden liegenden Kameraden. ” Leise knurrend und den Größeren innerlich verfluchend, gab der Fremde seinem Begleiter ein kurzes Zeichen, worauf hin diese gemeinsam, die Waffe in Sherlocks Hand dabei immer noch keine Sekunde aus den Augen lassend, zu dem am Boden liegenden Mann hinüber gingen, diesen unter den Armen ergriffen, ihn hoch hievten und sich, ihren Freund zwischen sich, nun so schnell, wie es ihnen mit ihrer bewusstlos Last möglich war, von dem Detektiv und dem Doktor entfernten. “Los, machen wir, dass wir hier wegkommen!” Ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen, suchten sie, so schnell es ging, das Weite…
 

Inzwischen hatte sich John wieder komplett aufgerichtet, lehnte noch halb an der Hauswand und rieb sich die Arme, die, von den kompressionsartigen Griffen der zwei Männer, immer noch etwas schmerzten, während das Blut langsam in die Hände zurück floss. Endlich. Endlich waren sie weg, auf und davon. Geflüchtet vor-... John sah auf… Sherlock... Sherlock hatte ihm geholfen. War gerade rechtzeitig aufgetaucht, um John bei zu stehen. //…Gott sei Dank// dachte sich der Veteran, welcher sich leicht vorstellen konnte, was ihm noch alles hätte passieren können, wenn ihm keiner zu Hilfe gekommen wäre. Aber das sein ‘Retter’ ausgerechnet Sherlock sein musste… John war ja froh und auch sehr dankbar… hatte sich ja, zugegebenermaßen, schon kurz gewünscht, sein Kollege wäre bei ihm, aber… so stand er nun wieder ganz am Anfang. Seine Aktion im Barcode hatte doch eigentlich bewirken sollen, dass der Detektiv ihn ernst nahm, sah, dass er den Doktor gründlich unterschätzt hatte. Und nun? Was war nun? Er stand hier, wieder einmal verletzt und todmüde. Geschafft und fertig von den letzten drei Tagen. Er musste sich dringend ausruhen, ansonsten würde es nicht mehr lange dauern, bis der Detektiv ihn GANZ vom Fall nahm und ihn rein gar nicht mehr dabei haben wollte… Und das war wirklich das Letzte was John jetzt wollte… Sich selbst zur Beruhigung zwingend, strich sich John ein paar Strähnen aus dem Gesicht, stöhnte leise auf, als er sich von der Wand hinter sich abstieß und klopfte sich das bisschen Staub von der Kleidung. Plötzlich bemerkte er etwas, dass ihm sofort sehr verdächtig vorkam, viel verdächtige noch als die Situation zuvor mit den drei Raudis. Es war ruhig. Viel zu ruhig. Mittlerweile hatte Sherlock Johns Revolver wieder unauffällig eingesteckt, stand mit dem Rücken zu dem Kleineren und schien wohl zu warten.
 

“Ich hatte alles unter Kontrolle, aber trotzdem...”, versuchte die leise Stimme des Doktors sich nun zu rechtfertigen. Doch bevor er dazu kam noch ein Danke anzuhängen, wurden beide schon von den Scheinwerfern eines heran nahenden Taxis abgelenkt. Sogleich ging Sherlock mit wehendem Mantel auf dieses zu, nannte dem Fahrer eine Adresse und hielt seinem Freund dann auch schon die Tür auf. "Ja, jetzt wo Sie es sagen.... Nun kommen Sie schon. Oder wollen Sie hier übernachten?” Zu Johns Verunsicherung klang die Stimme seines Mitbewohners dabei ganz und gar nicht scherzhaft oder gar sarkastisch sondern ernst. Außerdem meinte der Doktor darin unterdrückte Wut mitschwingen zu hören. John schluckte, folge jedoch, so schnell es sein Körper zuließ, jener Aufforderung und setzte sich in das Taxi. Sherlock setzte sich wortlos neben ihn - und schon begann die Rückfahrt in die Baker Street. Weg von diesem Ort... John atmete hörbar erleichtert aus und ließ sich nun deutlich entspannter in seinem Sitz nach hinten sinken. Den Blick des Größeren zu suchen, traute er sich dabei nicht. . . . So hatte das Ermittler-Duo die ganze Fahrt kein einziges Wort miteinander gesprochen. John konnte sich nicht helfen, aber diese Ruhe trieb ihn noch in den Wahnsinn. Das Geschwafel von wegen 'alles unter Kontrolle' war unnötig und kindisch gewesen, hatte der Detektiv doch genau das Selbe zu ihm gesagt, nachdem er nach der Explosion zu diesem in die vollkommen verwüstete Küche geeilt war, aber der Doktor hatte sich ja wenigstens anschließend bei dem Detektiv bedanken wollen. Das wollte der Kleinere noch immer tun, er wollte überhaupt irgendetwas zu dem Größeren sagen - nur um nicht länger diese drückende Stille ertragen zu müssen…
 

Inzwischen waren sie wieder in ihrer Wohnung, zogen sich Jacke und Mantel aus und standen sich nun gegenüber. John machte gerade erneut den Versuch den Mund aufzumachen, als sich Sherlock auch schon wieder umdrehte und zum Fenster hinüber lief. Sich davor stellte und mit verschränkten Armen hinaussah. Ohne sich vom Fleck zu bewegen, sah der Doktor dem Detektiv nur stumm hinterher. Es war seltsam, doch… irgendetwas in ihm zog sich zusammen, nicht sehr stark, jedoch fühlbar genug, um davon Kenntnis zu nehmen. Dieses Gefühl,… war eindeutig Enttäuschung. Dass er von sich selbst enttäuscht war, war eine Sache. Doch diese Enttäuschung so eindringlich und bitter von seinem eigenen Kollegen wahrnehmen zu müssen, war einfach grausam. John strafte sich ja selbst schon genug. Musste dann auch noch sein Mitbewohner so distanziert und kalt zu ihm sein?… Johns Blick senke sich, während er sich an einem Schrank neben sich etwas abstütze, die Lippen aufeinander gepresst. Plötzlich drehte sich Sherlock wieder mit einem Ruck um, sah seinen Freund genervt und leicht verärgert an und begann lauter, als er es selbst geplant hatte “Das war unüberlegt, leichtsinnig und gefährlich. Kurzum einfach nur dumm!” Sofort ruckte Johns Kopf in die Höhe. Natürlich, eine Standpauke, was hatte er auch anderes erwartet. Seine Miene verfinsterte sich, er sah beinahe beleidigt aus. “Danke, das habe ich jetzt gebraucht.”, entgegnete der Doktor nur leise. Der Detektiv fackelte nicht lange, ging geradewegs zurück zu seinem Mitbewohner, stellte sich vor diesen, musterte ihn. “Das wissen Sie doch selbst ganz genau, also tun Sie nicht so enttäuscht und überrascht.”
 

Dem Älteren fehlten nun die Worte. Erneute Wut stieg in ihm auf, welche sich neben mit seiner Enttäuschung zu einer ungenießbare Mischung zusammen zu brauen begann. Eine Kombination, die John allerdings hier und jetzt ungern rauslassen wollte. Schließlich hatte Sherlock ihn, wofür er sich, seiner Meinung nach, immer noch bedanken musst, aus einer unangenehmen Lage gerettet. Deshalb sah er zur Seite, stieß resigniert die Luft aus und griff sich in die Hosentasche. Ein kleiner zusammengefalteter Zettel kam zum Vorschein, den er dem Jüngeren wortlos entgegen hielt. //Das mit dem Triumph hat sich damit wohl aus erledigt// dachte der Ältere dabei bitter. Der Detektiv hob nur fragend eine Augenbraue, nahm aber dennoch stillschweigend den Zettel entgegen und faltete ihn auseinander. Er las was drauf stand,… und las es gleich noch einmal. Seine Augen verengten sich und augenblicklich hatte John wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Kollegen. “Sie sehen richtig. Aufenthaltsort und genaue Adresse von Noah Brown. Freuen Sie sich, das ist es doch was Sie wollten.”

Die Sarkasmus in Johns Worten war regelrecht spürbar und  Sherlock hätte es, selbst wenn er sich noch so angestrengt hätte, nicht geschafft, die verletzte und enttäuschte Stimme des Kleineren zu überhören. Seine Augen weiteten sich. Er stand wie angewurzelt da und starrte auf den kleinen Zettel in seiner Hand. “Danke für Ihre Hilfe. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss mich um meine Wunden kümmern.” Und mit diesem Satz verließ der Veteran das Wohnzimmer, ging rauf in sein eigenes und war kurz danach auch schon im Badezimmer verschwunden.

“…”

Sherlock konnte es nicht fassen. Er war nicht unbedingt erstaunt über ihren neuen Hinweis, wusste er doch genau, dass John mittlerweile gut mit Leuten sprechen und Informationen aus ihnen heraus locken konnte. Doch… dieser Ton. Dieser ganz bestimmte Ton in Johns Stimme brachte ihn so aus dem Konzept, dass er es nicht einmal geschafft hatte seinem Freund noch etwas zu antworten. Nur zu deutlich hatte der Detektiv die Enttäuschung des Doktors gespürt. John hatte sich durch diese Aktion vor Sherlock beweisen wollen. Er nahm wohl an, das dieser ihn nicht ernst nahm, nicht respektierte. War ja aber auch kein Wunder, nach ihrem letzten Gespräch. Der Jüngere hatte es echt verbockt, mal wieder. Wollte sein Mitbewohner denn nicht begreifen, wie gefährlich diese Aktion gewesen war? Konnte er denn nicht verstehen, dass sich Sherlock…gewissermaßen… Sorgen um John gemacht hatte? Ob der Detektiv es nun wollte oder nicht, der Wahrheit konnte er nicht entkommen. Denn die sah so aus, dass er vor etwa einer Stunde - gleich nachdem er mitbekommen hatte, dass der Doktor sich nicht mehr in der Wohnung befand - nachdem er in dessen Zimmer noch nach ein paar Beweise gesucht hatte, sich sofort auf den Weg gemacht hatte um seinen Freund ausfindig zu machen. Die gefundenen Beweise waren, zusammen mit dem Thema ihres Gespräches davor, mehr als eindeutig gewesen. Der Größere hatte in diesem Moment nur seinen Körper und das Gefühl der Besorgnis in sich entscheiden lassen, nicht lange  gebraucht, die Waffe seines Mitbewohners in dessen Zimmer zu finden, sie schnellstens an sich genommen und war dann auch schon aus der Baker Street aufgebrochen.
 

Gedankenverloren verstaute der Consulting Detective den Zettel in seine Tasche, drehte sich auf dem Absatz um und lief durchs ganze Wohnzimmer. Seine Hände nahm er zum Nachdenken hoch, wie bei der Gebetsposition - die Handflächen wie üblich aufeinander gelegt. Nachdenklich ging er mit langsamen Schritten im Zimmer auf und ab. John glaubte also ernsthaft, Sherlock würde ihn nicht ernst nehmen, keinen Respekt für ihn übrig haben. Das konnte und wollte der selbsternannten Consulting Detektiv so nicht stehen lassen. Er wollte das hier und jetzt klar stellen. Sherlock hatte die Nase gestrichen voll, sein Geduldsfaden zerriss augenblicklich und ließ ihn inne halten. Es nervte ihn ungemein, dass schon wieder alles durcheinander gewürfelt wurde. Ihm gingen die Gespräche von John und ihm einfach nicht mehr aus den Kopf. Es ging hierbei wirklich nur noch einzig und allein um sie beide. Der Doktor tat dem Detektiv nun beinahe leid. Wenn diese drei Typen nicht gewesen wären, hätte John nach erfolgreicher Informationsbeschaffung hier rein spazieren, Sherlock diese unter die Nase reiben und seinen Triumph auskosten können, welchen ihm dieser, im Stillen sogar ehrlich gegönnt hätte, da der Jüngere sehr wohl wusste, mit welchen Selbstzweifeln der Ältere, auch dank der unpassenden Äußerungen des Größeren, kämpfte.
 

Es musste doch verflucht noch eins zu schaffen sein - OHNE irgendwelche plötzlichen und immer wieder aufkommenden Störfaktoren - das Ganze vernünftig wie Erwachsene ein für alle Male zu klären. ER, Sherlock Holmes, hatte seinen Mitbewohner vor nicht all zu langer Zeit hier wegen seines Handys einfach stehen gelassen. Also würde auch ER gefälligst den ersten Schritt für ein klärendes Gespräch tun. Er hielt es nicht mehr aus - er musste einfach, sonst würde sein Kopf irgendwann noch explodieren. Bei so viel Gefühlsduselei und verwirrenden Gedanken konnte man ja als exzentrischer und hoch funktioneller Soziopath sonst nur verrückt werden. Es musste etwas unternommen werden! Wenn nicht jetzt wann dann? Somit wartete Sherlock auch nicht länger, griff in seine Hosentasche nach dem Störenfried des letzten Gesprächs, warf das Handy auf die Couch und verließ dann auch schon das Wohnzimmer. Mit schnellen Schritten ging er Richtung Bad, öffnete, bzw. riss mehr oder weniger, ohne Vorwarnung und doller als gewollt die Tür auf und ging einfach hinein. Halb zu Tode erschrocken starrte John Watson den Neuankömmling mit offenem Mund und mehr als irritiert an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  White-Orchidee
2023-12-15T20:24:46+00:00 15.12.2023 21:24
Du solltest Kurse geben „wie beginne ich ein Gespräch auf die verstörendste Weise“
Damit wirst du reich, mein Wort drauf. 🤣


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