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Sherlock Holmes

das unheilvolle Familienerbstück
von

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Falle oder nicht Falle, das ist hier die Frage!?

Ein frischer Wind wehte, als das Ermittler-Duo endlich im Regent‘s Park ankam. Momentan war es Sontag Nachmittag, Punkt 4 Uhr. Sherlock und John hatten somit noch eine gute Viertelstunde Zeit bis zu ihrem Treffen mit George Clapton. Überall im Park waren Passanten unterwegs, manche als Einzelgänger, andere als Paar und sogar ein paar kleinere Familiengrüppchen, welche sich alle, trotz dem vergleichsweise trüben Himmel, davon nicht die Park Idylle vermiesen ließen, die auch bei diesem Wetter noch den perfekten Ort abzugeben schien, um hier die Zeit zu verbringen. John musste unwillkürlich schmunzeln und seufzte gedanklich. Wenn das Wetter ein bisschen besser gewesen wäre, sie sich nicht in weniger als fünfzehn Minuten mit einem irrsinnigen Mörder und Betrüger treffen müssten, dann hätte man hier seine Zeit in ruhiger Zweisamkeit ja fast schon genießen können. Einen ganz simpler Spaziergang oder spontanen Ausflug unternehmen können. Genauso wie zu Beginn ihres jetzigen Falles, bei dem sie beide eigentlich zum ersten Zweck in diesen Park gekommen waren. Ein Schrei, der einer jungen Frau, hatte sie dann glücklicher- oder unglücklicherweise, mehr oder weniger bewusst über diesen Fall stolpern lassen, der nun schon bald, wenn der Detektiv recht behalten würde und das tat er gerne, seinen Höhepunkt erreichen und anschließend zur Lösung kommen würde.
 

Seit dieser Sache war gerade einmal eine Woche vergangen. Nur eine Woche, sieben Tage, in denen sich Sherlocks und Johns Beziehung zueinander grundlegend verändert, vollkommen auf den Kopf gestellt worden war. Lag es an dem Fall, an dessen Begebenheiten, an den Ermittlungen, die die beiden gegensätzliche Partner dafür hatten durchführen müssen oder hing es überhaupt nicht damit zusammen, waren sie einfach im Allgemeinen nun, nach den Monaten, die sie bereits zusammen lebten und arbeiteten nun unweigerlich an diesem Punkt angelangt. Wahrscheinlich spielte beides eine Rolle. Drei Fälle hatten sie davor gemeinsam gelöst, einer nervenaufreibender als der andere und diese hatten ihre Freundschaft geformt, die nun der vierte Fall weiter transformierte. Stillschweigend lief der Doktor neben dem Detektiven her, welcher schon vor einer ganzen Weile den gedankenverlorenen Blick seines kleineren Kollegen bemerkt hatte. Was dieser wohl gerade dachte?
 

Sherlock erwischte sich dabei, wie seine Aufmerksamkeit erst ein wenig und dann immer mehr, schon wieder direkt und gezielt zu seinem Kollegen zurückkehrte. In seinem Kopf wollten sich, damit verbunden, abermals Bilder, Fragen und anderweitige nervtötende Empfindungen breit machen. Doch sogleich ermahnte sich Sherlock innerlich zur Konzentration, wolle sich momentan überhaupt nicht darauf einlassen, scheuchte die, für Unruhe stiftenden, Gedanken energisch in den hintersten Winkel seines Verstandes, wo sie gefälligst warten sollten, den jetzt brauchte er dort Platz für ihren derzeitigen Fall. Fall. Fall. Fall?! Den vollen Fokus auf ihren Fall. Etwas anderes blieb dem selbsternannten Consulting Detective gar nicht übrig… Ihr Weg führte das Ermittler-Duo weiter Richtung Norden. Genau in den nördlichen Teil des Parks, wo sie die Leiche von Henry Jagger entdeckt hatten. Langsam aber sicher kamen sie ihrem Ziel immer näher. Überquerten größere Wiesenflächen, gingen an mehreren leerstehenden Bänken vorbei und liefen dann, mit normaler und unauffälliger Geschwindigkeit, den breiteren Jogging-Weg entlang. Sherlock konnte sich, wie immer, noch an so ziemlich jede Kleinigkeit sehr genau erinnern. Sogar der Doktor erkannte die eine oder andere Stelle wieder, wusste bald, dass sie schon ganz nah waren und so dauerte es nun auch nicht mehr lange, bis ihr Ziel in Sichtweite kam. Sein Gang wurde plötzlich langsamer, woraufhin es John ihm sofort gleichtat, dabei dem fixierten Blick seines Kollegen zu folgen versuchte. Schnell tauchte nun auch ihre gesuchte Person in sein Blickfeld auf.
 

Unbewusst verengten sich die Augen des Veterans, je näher sie dem Mann mit den schulterlangen, zu einem Zopf gebundenen, dunkelbraunen Haaren und diesem undefinierbaren Blick, kamen. Was für eine Asympathie er diesem Menschen gegenüber empfand, konnte der Veteran gar nicht in Worte fassen. Musste gezwungenermaßen wieder an seine Verletzung denken, die er Dank ihm bei ihrem ersten Treffen davon getragen hatte. Sherlock derweil blieb, wie nicht anders zu erwarten, von der Mimik her gelassen und locker. Wenigstens einer der sich unter Kontrolle halten konnte. Der großgewachsene Detektiv ging zum letzten Mal blitzschnell alle relevanten Fakten durch, straffte dabei ein wenig seine Haltung und konnte jetzt schon das vielsagende Grinsen Georges erkennen. Nur wenige Meter weit vom Gastgeber des Treffens entfernt, kamen der Detektiv und sein Doktor schließlich zum Stehen. George hatte sich schon zu ihnen umgedreht, stand dort mit entspannter und lässiger Haltung auf der Wiese. Sherlock scannte ihn sofort, nahm den gemusterten, dunkelgrauen, eher billigen, Sportanzug wahr, unter dem sich keine Waffen befanden, wie er schnell feststellen konnte. Seine Musterung beendend er in dessen Gesicht, welches ein beharrliche Grinsen zierte, über welches der Detektiv nur innerlich die Augen verdrehen konnte. Der Mann wirkte rundum ungefährlich. Vorerst…
 

Alle drei Anwesenden sahen sich noch kurz prüfend an, ehe Mr. Clapton auch schon den Anfang machte. "Wie ich sehe haben Sie das Kartenhaus aus Beton überlebt!" "Offenkundig, aber das wissen Sie ja längst, schließlich schickt man ja keine Einladungen an Tote." George Grinsen wurde kurz hämisch, bevor er allerdings, diesen Kommentar von Sherlock einfach übergehend, unbehelligt fort fuhr. “Und wie ich sehe konnten Sie den Code in meiner Einladung auch knacken.“, kam es deshalb mit weiterhin ungewöhnlich ruhiger Stimme, das Grinsen nahm dabei einen gemeinen Zug an. “Offenkundig.“, entgegnete Sherlock nur trocken. “Lassen Sie mich raten, der Code war zu einfach.“ "Viel zu einfach, eine Enttäuschung.“ Sherlock ging absichtlich nicht auf die Art und Weise ein, in die George gerade offenbar versuchte, die Unterhaltung zu verpacken. Eine Art humorvoller Distanz, die Mr. Clapton wohl als Anfang eines längeren Gespräches nutzen wollte. Doch wenn George glaubte, mit dem Detektiven zwanglos plaudern zu können, war dieser in Sherlocks Augen noch dümmer und simpler gestrickt, als dieser ihn zuvor noch eingeschätzt hatte. “Das bedaure ich allerdings. Vielleicht wird Sie ja mein Vorschlag wieder ein wenig positiver stimmen.“ Der Veteran spitzte die Ohren, ließ sich aber äußerlich keine Neugierde anmerken. Sowohl John als auch Sherlock hatten sich schon gedacht, dass es bei diesem Treffen um ein solches Thema gehen könnte. Was auch sonst sollte George von ihnen wollen? Nun hieß es Abwarten.
 

“Das bezweifle ich. Doch tun Sie sich keinen Zwang an Ihre Sache vorzutragen.“ Sherlock ließ sich nicht im geringsten aus der Reserve locken, sondern George mehr als deutlich spüren, dass er wahrlich nicht vorhatte, hier, an diesem Ort, lange zu verweilen. Er wollte dieses Treffen abhandeln, es schnellstmöglich hinter sich bringen und sich lieber wieder viel wichtigeren Dingen für ihren Fall widmen. Mr. Clapton verstand sehr wohl, ballte unbewusst seine Hände zu Fäusten, behielt dabei aber trotz allem den selben Gesichtsausdruck bei. Er dachte, er könnte hierbei die Oberhand behalten, wurde jedoch sogleich, durch die arrogante und höhnische Art des Detektiven, wieder auf den niedrigeren Platz verwiesen. Ob George diese Erkenntnis auf sich sitzen lassen würde, sollte sich noch zeigen. Um sie herum schwebte geradezu fühlbar jenes Misstrauen, welches sie beide füreinander empfanden. Unangenehme kurzzeitige Stille, vertieft durch sich anblitzende, energische Blicke. John währenddessen bekam davon nur die Hälfte mit, da sich nun auch um sie herum in der Gegend mit einem mal eine verdächtige Stille ausbreitete. Plötzlich konnte der Arzt von Weitem eine einzelne Gestalt ausmachen, die, wie es aussah, direkt auf sie drei zu kam. Nach binnen von Sekunden erschien neben dieser ominösen Person noch eine weitere, die nun beide zusammen hier her kamen. Skeptisch musterte er nochmals George, konnte jedoch keine Regung in dessen Haltung ablesen. Was sollte das? Irgendetwas bahnte sich hier doch an.
 

“Sherlock. …“, fing John mit leiser, jedoch warnender Stimme an, wobei er sich etwas zu dem Angesprochenen drehte, ohne dabei den Blick in die Ferne zu unterbrechen. “Ich glaube wir bekommen bald Gesellschaft.“ Sherlock schwieg. Als ob er es nicht schon gewusst hätte. Dieser Clapton war tatsächlich lächerlich durchschaubar. Eine reine Zeitverschwendung. Georges Grinsen veränderte sich, während er sich flüchtig und prüfend in alle Richtungen umsah, dabei langsam die Hände in die Hosentaschen steckte. “Nun, ich sehe schon, dass es Ihnen beiden an Geduld fehlt. Dann komme ich mal lieber gleich direkt zum Punkt.“ “Wir wären sehr dankbar dafür.“, kam es nur herablassend und trocken. Doch George ging nicht darauf ein, auch wenn Sherlock glaubte, dessen eines Auge gereizt zucken sehen zu können. “Wie schon erwähnt habe ich einen Vorschlag für Sie, eine Art Abmachung, einen Deal.“ Er hielt kurz inne, besah sich beide Ermittler, fuhr ungehindert fort. “Sie beide haben doch mit Sicherheit schon Bekanntschaft mit Charlie gemacht.“ John sah auf. Charlie. Der Butler Charlie vom Anwesen der Thomsons! “Und über ein gewisses Familienerbstück wird man Sie bestimmt ebenfalls schon informiert haben. Und genau darum geht es mir.“ Er machte eine kurze Pause, während Sherlock nur stillschweigend und ohne Hektik seine Arme hinter dem Rücken verschränkte und seine Hände für eine bequemere Pose aufeinander legte.
 

“Mister Holmes, wenn Sie es schaffen diesen bestimmen Wertgegenstand ausfindig zu machen und ihn mir auszuhändigen, werden meine Männer aufhören die Familie des Butlers zu beschatten und sich stattdessen zurück ziehen.” Der Veteran sah kurz rauf zu seinem Kollegen, erkannte, dass dieser schon mit solch einem Deal gerechnet hatte. Nun aber gab es auch keine Zweifel mehr daran, dass sie hier bald nicht mehr alleine sein würden. Denn diese zwei Personen im Hintergrund waren zwischenzeitlich immer näher gekommen, standen nicht weit von ihnen entfernt einfach nur da und sahen ab und zu kurz rüber. Merkwürdig und verdächtig, wie John fand. Doch keinen Atemzug später wurde sein Gedanke von seinem Kollegen auch schon bestätigt und erläutert. “Exakt John. Mr. Clapton hat extra wegen uns seine Leibgarde hergerufen. Die unmissverständlich aus den zwei Typen dort hinten, einem älteren Herren weiter entfernt rechts von uns hinter einem Baum versteckt und einer Dame, alleine auf einer Parkbank sitzend, besteht. Und das alles, obwohl wir unbewaffnet sind und doch nur miteinander reden wollten. Warum so misstrauisch George?” Sherlocks Stimme war zum Schluss hin etwas höher geworden, provokant und direkt an George gerichtet. Der bittere Spott verlor hierbei nicht an Intensität.
 

Angesprochener allerdings starrte den Detektiven nur grimmig an. Konnte und wollte anscheinend nicht begreifen, wie dieser einfach nicht auf seinen Vorschlag eingehen wollte, eher für Ablenkung sorgte. “Wie soll ich sagen,… ich gehe eben einfach gerne auf Nummer sicher. Schließlich sind Sie letzten Endes auch nur jemand, der mich hinter Gitter bringen will.” “Da irren Sie sich. Wie es aussieht scheinen ‘Sie’ wohl noch immer nicht zu begreifen, dass es hierbei nicht um Sie oder das Familienerbstück geht. Wir wollen ausschließlich Noah Brown, der wiederum hinter ‘Ihnen’ her ist. ” “Gut,…” George ließ seinen Kopf etwas sinken, veränderte seine Position und deutete seinen Leuten mit einem kurze und knappe Handzeichen einen Befehl an. Sherlocks Augen folgten den vier Personen - die er eben noch alle mündlich aufgezählt hatte - sah schweigend zu, wie sich nun die zwei Männer im Hintergrund in Gang setzten und weiter auf sie zu kamen. Die beide anderen blieben an ihrem Standort. Inzwischen lockerte der Arzt nun ebenfalls, auf alles gefasst, seine Haltung, ließ diese zwei Typen nicht aus den Augen. Dass Sherlock, mal wieder, alles im Blickfeld und offensichtlich schon vorher gewusst hatte, was im Ungefähren hier passieren würde, war im Grunde genommen so verdammt glasklar, jedes Mal aufs Neue absolut erstaunlich. “…dann kann ich also davon ausgehen,…”, sprach Mr. Clapton, mit einem angedeuteten Lächeln und den Blick nach unten gerichtet, ruhig weiter. “…dass Sie die Familie des Butlers ebenfalls nichts angeht und Sie mir diese demnach schutzlos überlassen?” “Falsch.”, entgegnete Sherlock kühl.
 

Des Doktors Augenbrauen gingen überrascht und fragend zugleich in die Höhe. Nochmals sah er rauf zu seinem Kollegen, sah dieses fest entschlossene Gesicht, diesen eindringlichen energischen Blick. Mal wieder konnte er sich nur fragen, Warum ihn dieser Mann so sicher fühlen ließ. Warum er Dank der Anwesenheit des Detektivs, egal in welcher Lage sie sich beide befanden, immer ein Licht am Ende des Tunnels aufflackern sehen konnte. Diese positive Hartnäckigkeit brachte wohl jeden dazu Sherlock - wohin er auch gehen sollte, ohne wenn und aber, ohne Fragen zu stellen - bis zum Ende hin zu folgen. John konnte frei und ehrlich von sich sagen, dass er dem Größeren blind vertraute, es immer tun würde. Sein Blick glitt kurz zu George, bevor er anschließend wieder rüber zu den beiden Männern wanderte, die sie mittlerweile umkreisten und nach kürzester Zeit schlussendlich hinter Sherlock und ihm stehen blieben. Diese Typen sahen ziemlich einfach aus, unauffällig gekleidet, ganz normal. Wobei der eine von den beiden eine Kapuze trug, welche er sich etwas tiefer ins Gesicht gezogen. hatte. John drehte sich nicht um, tippte jedoch nervös werdend mit seinen Fingern auf die Seiten seiner Oberschenkel. “Sherlock. …” Doch dieser rührte sich auch weiterhin nicht.
 

George mit den Augen fixierend, unterbrach der Detektiv erneut die sich aufbauende Stille. “Charlies Familie ist schon seit-…”, kurz sah Sherlock auf seine Uhr und sofort wieder rauf zu George, “… 29 Stunden und zweiundvierzig Minuten sicher und behütet in den Händen des Scotland Yard. Wie mir scheint sind Ihre Handlanger und Kumpels wohl doch nicht so wachsam wie Sie dachten.” Für einen kurzen Augenblick konnte man Überraschung in Georges Gesicht erkennen, welcher kurz inne hielt und anfing nachzudenken. Doch dieser ließ sich anscheinend nicht so leicht aus der Fassung bringen, nickte einem der beiden Männern, die hinter dem Ermittler-Duo standen, zu und sprach dann ungehindert weiter. “Nicht schlecht Mr. Holmes, gar nicht mal so übel. Dann haben Sie die Familie des Butlers also schon gerettet… Doch bevor ich weiter rede, lassen Sie uns ein wenig spazieren gehen. Die anderen Parkbesucher um uns herum schauen mir schon zu auffällig hier her.” Sherlock sah sich mit den Augen kurz um. Es stimmte, dass einige der Leute hier in der Gegend schon aufmerksam auf sie fünf geworden waren und ab und an neugierig herüber schauten. Kein Wunder wenn sie hier nur steif herum standen und sich anstarrten. Dem Detektiven war es zweitrangig, verdrehte demonstrativ die Augen und gab George mit einer Handbewegung zu verstehen, dass dieser den Anfang machen und vorausgehen sollte.
 

John sah schweigend mit an, wie sich Mr. Clapton, gefolgt von Sherlock, in Bewegung setzte. Zögernd folgte der Veteran beiden Männern, während sich hinter ihnen immer noch diese zwei Typen befanden, welche ebenfalls stumm mitliefen. “Nun denn Mister Holmes, es ist eine Schande. Ich wäre so erfreut gewesen, wenn Sie sich mir angeschlossen hätten. Mit ihren Kenntnissen und diesem bemerkenswerten Spürsinn könnten wir beide-” “Ausgeschlossen!”, wurde dieser auch schon von der tiefen Stimme des Detektiven unterbrochen. Leicht empört über dieses lautstarke Dazwischenreden, presste George seine Lippen verärgert aufeinander. “Gut. Wenn das so ist und ich Sie in diesem Punkt nicht mehr umstimmen kann, bleibt mir wohl nichts anderes mehr übrig.” Eine absichtlich längere Sprechpause wurde eingelegt, ehe alle fünf Männer bei einigen Bäumen und größeren Büschen mit dichtem Blattwerk ankamen und langsam aber sicher stehen blieben. Der Arzt suchte misstrauisch die Gegend ab. Bemerkte, genauso wie sein Kollege, dass hier weit und breit kaum noch ein Mensch zu sehen war und sie nun mehr oder weniger an diesem Ort ungestört waren. “Was soll das George? Wird das nicht langsam albern?”, wollte Sherlock wissen und stieß demonstrativ die Luft genervt aus. Dessen Ungeduld war deutlich herauszuhören, worauf ihr Gegenüber jedoch wieder einmal keine Mine verzog. Stattdessen ruhte auf Claptons Lippen ein beunruhigendes Lächeln, dass von mal zu mal breiter wurde, je mehr Sekunden verstrichen.
 

Der Detektiv wurde immer ungeduldiger. “Wenn dieses Treffen nur aus diesem unsinnigen Deal bestand und Sie sonst nichts Intelligentes und Interessantes mehr beizutragen haben, können wir diesen Kindergarten hier ja endlich zum Schluss bringen.” Die unruhigen Blicke des Arztes überflogen zeitgleich weiterhin die Gegend. Bemerkte weiter von ihnen entfernt über einige Baumkronen hinweg, einen mittelgroßen Springbrunnen, der ununterbrochen vor sich hin plätscherte. Menschen schienen hier dennoch keine zu sein. Irgendetwas war hier doch oberfaul. … Plötzlich fing ihr Gegenüber an kopfschüttelnd mit der Zunge zu schnalzen, während er mit den Händen in der Hosentasche ein paar Schritte näher kam. “Warum so gereizt Holmes? Aber gut,…ich versichere Ihnen, dass wir es auf jeden Fall zu Ende bringen werden….Hier und jetzt.” Direkt vor dem Angesprochenen blieb er stehen, sah ihm provokant und herausfordernd in die Augen, wohingegen Sherlock dessen Blick nur emotionslos erwiderte. “Was würden Sie tun wenn ich in nur weniger als einer Minute per SMS den Befehl freigeben würde, Ihren Butler Charlie mit sofortiger Wirkung aus diesem Spiel zu verweisen? Mit anderen Worten - ihn aus der Welt schaffen!? Denn momentan müsste er sich, zumindest meines Wissens nach, noch im Anwesen der Thomsons befinden, nicht wahr?”
 

Unbeeindruckt sah Sherlock seinen Gegenüber an. Brauchte nicht lange für seine Antwort. “Rein gar nichts würde ich tun, da es in meinen Augen keinen Grund für mich gibt einen Mord zu verhindern, welcher sich ohnehin nicht ereignen würde.” “Warum sind Sie sich da so sicher?”, wollte George sogleich verblüfft und etwas irritiert wissen. “Weil ‘Ich’ dafür gesorgt habe.” “Inwiefern?” Sherlock blieb still, sah den Anderen nur eiskalt an. George wiederum biss die Zähne aufeinander und zischte einmal leise, wurde so langsam sichtlich verärgerter. “Egal, unwichtig! Viel wichtiger ist mir momentan die Sache mit dem Familienerbstück. ”, lenkte Sherlocks Gegenüber schnell und gereizt wieder vom Thema ab. “Sie wollen sich mir also nicht anschließen, die Familie von diesem alten Mann wurde angeblich in Sicherheit gebracht und das Familienerbstück scheinen Sie auch nicht suchen zu wollen. Was also bleibt uns letztendlich?…” Jene offene Frage ließ den selbsternannten Consulting Detective erneut kalt. Wusste er doch nur zu gut, auf was dieser Mann hinaus wollte. “Dieses gewisse Familienerbstück brauch im Übrigen auch nicht mehr gefunden zu werden. Es noch weiter in diesem Anwesen zu suchen wäre reine Zeitverschwendung.”
 

Sofort ruhten Johns und Georges Augen gleichzeitig auf den Detektiven. Hatte er da gerade richtig gehört? John konnte nicht so Recht glauben, was sein Kollege gerade von sich gab. Weshalb war es plötzlich eine Zeitverschwendung weiter danach zu suchen? Warum hörte auch ‘er’ diese Feststellung zum ersten Mal? Was John gleich gedanklich zur nächsten Frage brachte. Wieso zum Teufel, hatte Sherlock ihn deswegen wieder einmal nicht eingeweiht??? “…Es stimmt,…es muss so sein, das ist kein Trick. …”, hörte man Mr. Clapton schließlich murmeln, während dieser Sherlock noch einmal von Nahem eindringlich musterte und sich dann langsam aber sicher wieder von ihm entfernte. Er glaubte den Worten des Detektiven, sah es in dessen Augen. Konnte und wollte es allerdings nicht fassen. Hatte er doch extra schon so lange und geduldig darauf gewartet, diesen kleinen Schatz endlich in seinen Händen halten zu können. All diese Mühe, all dieser Aufwand… Sollte alles etwa umsonst gewesen sein? Man sah es ihm deutlich an. Dieser George war gerade dabei sich innerlich den Kopf darüber zu zerbrechen, was nun aus diesem gewissen Wertgegenstand werden sollte. Der Detektiv ließ ihn zappeln, spielte mit ihm, machte ihn wegen dieser Sache beinahe wahnsinnig. George Clapton stieß einen tiefen und mehr als gereizten Ton aus. Fasste sich unbewusst durchs Haar und blickte hinüber zu seinen zwei Kumpels, die noch immer stillschweigend hinter Sherlock und John standen. “…So war das wirklich nicht geplant,…”, kam es gefährlich leise. “…es bringt nichts,… es nützt alles nichts,… nhrrrnn…”
 

Sherlock hob die Augenbrauen. Wollte schon etwas Sarkastisches von sich geben, als allerdings die zwei Männer hinter ihnen mit einem mal eine Regung zeigten. Sie waren näher gekommen, wie der Größere sofort bemerkte. Auch Johns Nervosität stellte sich in diesem Augenblick als berechtigt dar, wurde sich dieser doch nun bewusst, dass er mit seinem Kollegen nun ziemlich aufpassen musste, was als nächstes geschehen würde. Der Doktor musste Acht geben und durfte diese zwei Typen hinter ihnen nicht unterschätzen. Und genau in diesem Moment wünschte er sich, noch vor einer halben Stunde bei ihnen zu Hause nicht eingewilligt zu haben, seinen Revolver dort zu lassen. Abermals stand der ehemalige Militärarzt ohne Waffe da und das nur, weil sein Mitbewohner es verlangt hatte… Die Zähne aufeinander beißend fixierte John Watson George, der wiederum, wie es aussah, so langsam wieder im Hier und Jetzt aufzuwachen versuchte. Was für ein unmöglicher und kranker Mensch dieser doch sein musste, gerade zu besessen von einem Gegenstand, von dem er nicht mal sicher wusste, ob er wirklich wertvoll oder lediglich von rein symbolischem, emotionalen Wert für die Familie Thomson war. Die Asympathie in John für diesen Typen stieg von mal zu mal mehr an. “…Sherlock Holmes,…Sie haben mich so weit gebracht,… Sie haben es tatsächlich geschafft sich Ihr eigenes Grab zu schaufeln, Bravo!”
 

Der Doktor runzelte die Stirn. Verstand genauso wenig wie sein Kollege, was George da schon wieder von sich gab. Dieser aber lachte nur kurz und gehässig auf. Schüttelte grinsend den Kopf und lief, direkt vor den beiden Ermittlern, eine kleine Runde herum, während er weiter sprach. “Eine Frage… Wissen Sie wo genau wir uns gerade befinden?” “Sollte ich das?” “Oh, sehr wohl. Doch wie ich sehe wissen Sie es tatsächlich nicht. Zu meinem Glück, so kann ich Sie heute also doch noch überraschen, haha!” Diese Lache konnte einem sehr schnell auf den Nerv gehen, wie der Arzt gerade feststellen musste… Doch plötzlich schaute George direkt zwischen ihnen hindurch zu seinem beiden Handlangern. Nickte nur stumm und grinste dabei noch breiter. Zu langsam kamen Sherlock und John zu jener Erkenntnis, als sie auch schon, mit einem Mal, von hinten an den Handgelenken gepackte und so unsanft an Ort und Stelle fest gehalten wurden. Sherlock war nun in der Tat wegen dieser Sache leicht erschrocken, versuchte dennoch weiterhin so ruhig zu bleiben wie es nur ging und sich vor seinem Gegner keinerlei Blöße zu geben. John jedoch zerrte kurzzeitig an dem stahlharten Griff. Gab es nach einem weiteren Versuch schließlich auf und versuchte es seinem Kollegen gleich zu tun - erst einmal ruhig bleiben und abwarten. Amüsiert über dieses Bild, drehte sich Clapton einmal langsam um die eigene Achse, sah sich um und anschließend wieder zu den beiden festgehaltenen Männern. “Hey Jakob, das hier ist er doch, nicht wahr? Der Blonde da.”
 

Diese plötzlich so unpassende und überraschende Frage seitens George, war, wie sich sofort herausstellte, an den Mann hinter John gerichtet. Eben jenem, welcher die Kapuze trug,… Kapuze,…. Moment. John blickte abrupt auf, konnte es nun einfach nicht mehr lassen und drehte seinen Kopf schnell nach hinten… Nein. Das war doch-… Auch Sherlock kam nicht drum herum seine Augen zu Johns Hintermann zu lenken. Beiden Männern schoss es gleichzeitig durch den Kopf. Sie kannten diesen Typen. Diese schmierige und vor sich hin grinsende Person. Sie beide waren diesem Kerl nur ein einziges mal begegnet, was unglücklicherweise auch noch gar nicht so lange her war. “Genau das ist er.”, kam es nur unheilvoll und leise lachend von hinten, woraufhin sich Johns Nackenhaare unwillkürlich aufstellten. Warum mussten sie ausgerechnet diesem Mann noch einmal begegnen? Warum musste genau ‘dieser’, einer von Georges Kameraden sein? … //"Eigentlich logisch" // dachte Sherlock nur bitter. “Na Süßer, Schade, dass wir letztens so grob unterbrochen wurden.“ Himmel Herr Gott noch eins. Diese grauenhafte Stimme. John schüttelte sich unmerklich. “Dein Freund hier hatte Glück, dass er ne Waffe dabei hatte. Aber vielleicht könnten wir ja-…” “Jakob!”, ermahnte George lautstark seinen Kumpel, der sich daraufhin murrend ein paar Zentimeter weit von seinem Vordermann entfernte. “Jedenfalls kann sich dein Freund glücklich schätzen. …”
 

Entnervt stöhnte der Veteran, biss die Zähne einmal zusammen und meinte leicht aufbrausend, “Er ist nicht mein-…” … Plötzlich machte es ‘KLACK’, und John spürte im selben Moment etwas kaltes metallisches an seinem, eben noch festgehaltenen, linken Handgelenk. Er verstummte augenblicklich, starrte geradeaus und wusste natürlich sofort was man ihm gerade angelegt hatte. Leichtes Unbehagen, gefolgt von einer Nervosität, die sich unscheinbar und langsam in den Doktor schlichen, ihm leichte Magenschmerzen bereiteten und den blonden Mann automatisch in Angriffsstellung verfrachteten. Seine Augen lenkte er hastig zum Detektiven, welcher noch immer gefangen im eisernen Griff des anderen Mannes, neben ihm stand und momentan das Ganze noch tatenlos mit ansah. “Holmes und Watson, ich hätte es mir denken können. So was aber auch.”, gab George belustigt von sich, wohingegen die gemeinten Personen nur mit der Stirn runzeln konnten. “Was meinen Sie?”, wollte Sherlock als Erster mal ganz nebenbei wissen, ohne wirklich Interesse zu zeigen. Die zwei Männer hinten ihnen waren ihm durchaus suspekt, lenkte seine Aufmerksamkeit jedoch zu den, ihnen noch bevorstehenden, Ereignissen, insbesondere der fühlbaren Gefahr. Hier war etwas ganz und gar merkwürdig… “Keine Chance Holmes. Meine Leute haben Sie beide bereits im Schwulenclub Barcode Vauxhall zusammen in eindeutigen Posen und Szenen gesehen. Dass Ihre enge Partnerschaft auch über ihren Beruf hinausgeht, ist eindeutig und sicherlich durchaus schön für Sie, allerdings, wie ich auch schon im Bürogebäude feststellen durfte, ist es ebenso ein Einfaches Ihnen dadurch Schaden zuzufügen.”
 

Was zum Henker redete der da? John hätte sich am liebsten resignierend die Hand auf die Stirn geschlagen, wurde allerdings durch aufsteigende Wut ungefragt überstimmt, ballte entnervt seine Hände zu Fäusten und starrten Clapton fassungslos und wütend zugleich an. “Dann werde ich die beiden Turteltäubchen auch nicht voneinander trennen, so grausam will ich ausnahmsweise mal nicht sein.” Georges Tonfall missfiel dem Ermittler-Duo über alle Maßen. Gespielt hoch und freundlich klang dabei seine Stimme, dass diese aufgestellte These beinahe vor Sarkasmus nur so triefen hätte müssen, wäre George nicht felsenfest von seiner eigenen Behauptung überzeugt gewesen. Wie es aussah, dachte Mr. Clapton und die meisten seiner Leute wohl tatsächlich, dass Sherlock und John zusammen waren… also ’Richtig’ zusammen. ‘Fest’ zusammen… Wobei es den Kleineren, um ehrlich zu sein, auch nicht großartig wunderte, bei all den Andeutungen, die sie beide dem schaulustigen Publikum in letzter Zeit geliefert hatten. Alleine der Kuss im Nachtclub,… ihr erster Kuss. Nicht zu vergessen die eine unangenehme Angelegenheit in der vorletzten Nacht auf der Straße, als der Doktor von diesem widerlichen Kerl - ‘Jakob’ wie er offensichtlich hieß - und zwei weiteren Typen, wahrscheinlich auch Georges Männer, in die Enge getrieben worden und ihm, Gott sei Dank, Sherlock noch rechtzeitig zur Hilfe gekommen war. Kein Wunder also, dass diese Typen - wie, nicht zu vergessen, wahrscheinlich fast die Hälfte der Menschen, die sie beide kannten, ebenfalls -  davon ausgingen und glaubten, sie seien wirklich zusammen… Ein Paar. Immer wieder die gleiche Leier.
 

Und nun? Jetzt dachte dieser George auch noch, dass John der Schwachpunkt des Detektiven war. Solch ein unsinniges und verdammt ärgerliches Missverständnis ließ John nur resigniert den Kopf schütteln. Trotz allem würde es sie wohl jetzt nicht retten, all diese Sachen abzustreiten. Er blickte hoch zu seinem Freund und sah das stumme Einverständnis. Gleichzeitig rissen sie sich aus den Griffen der Männer hinter ihnen los, drehten sich blitzschnell um und verpassten diesen einen gezielten Faustschlag ins Gesicht. Die beiden Geschlagenen taumelten überrascht getroffen nach hinten, doch ehe der Doktor und der Detektiv ihnen nachstellen konnten, war plötzlich ein unheilvolles Klicken hinter ihnen zu hören. Sie brauchten sich nicht umzudrehen um zu wissen, was dieses Geräusch verursacht haben musste. Sherlock ohrfeigte sich in Gedanken selbst, George war also doch bewaffnet. "Ganz ruhig meine Herren, kein Grund hier gleich einen auf Rambo zu machen. Jetzt schön wieder umdrehen und keine Mätzchen mehr."
 

Mehr als widerwillig folgte das Ermittler-Duo der Anweisung, verfluchte das vermaledeite Grinsen auf Mr. Claptons Gesicht, als sie ihm wieder, wie zuvor gegenüber standen. Vollkommen lässig hatte dieser eine kleinkalibrige Waffe auf sie gerichtet. Ergeben mit den Zähnen knirschend hoben John und Sherlock die Hände, wobei die Handschellen an dem linken Handgelenk des Doktors leise klapperten. Jakob, wie John mit einer gewissen Genugtuung feststellen musste, mit blutender Nase, stellte sich wieder hinter ihn, kam ihm unangenehm nahe. "und schön den Mund halten Hübscher" Der Doktor verzog angeekelt das Gesicht und trat gezielt nach hinten aus. Als er darauf hin ein weiteres schmerzvolles Stöhnen hinter sich vernahm, war er zufrieden. Sein Blick glitt zur Seite, während er nun mit Gewalt direkt neben seinen Kollegen gezerrt wurde. Seite an Seite standen die beiden da, die Hände immer noch erhoben, gaben keinen Mucks von sich. Sherlocks Miene blieb steinhart, während dieser intensiv nachdachte, dabei weiterhin die Umgebung und ihren Gegenüber im wachsamen Blick. John währenddessen versuchte herauszufinden, was als Nächstes geschehen würde und hatte sogleich seine Antwort darauf, denn schon wurde seine behandschelte Hand grob gepackt, nach unten gedrückt und schon war abermals ein metallisches ‘KLACK’ zu hören, als sich die andere Schelle des metallenen Paares um Sherlocks rechtem Handgelenk schloss.
 

Kurzum hatte man sie mit den Handschellen aneinander gekettet. Sie wurden zudem von Jakob und dem anderen Typen weiterhin festgehalten, nun allerdings deutlich grober, wahrscheinlich aus Rache für den Prügel, den die beiden von dem Ermittler-Duo zuvor bezogen hatten. Der Consulting Detective versuchte mit aller Macht die Fassung zu bewahren, sich nicht ansatzweise provozieren lassen. George spielte nur mit ihnen. Wusste längst um seine Niederlage - was das Familienerbstück anging - und spielte schlussendlich einfach nur noch seine letzte Karte aus. Noch ein letztes Mal holte George tief Luft. Sah sich kurz und knapp um, grinste dabei unheilvoll und ging nun ein paar Schritte zur Seite, so als wollte er den Blick auf etwas in der Umgebung freigeben… Doch man sah nichts. Was sollte diese Aktion? Was wollte Mr. Clapton ihnen zeigen? Was bezweckte er hiermit? … Den Doktor beschlich nun ein mehr als ungutes Gefühl, schaute deshalb rauf zu seinem Detektiv, sah diesen eindringlich und auf einen Plan wartend an. Er hoffte es. Hoffte, dass Sherlock einen Plan oder auch nur irgendeine Kleinigkeit parat hatte, die sie hier raus bringen könnte. Doch der Größere schwieg. Lenkte seinen Blick ebenso nach unten zu seinem Freund, schüttelte nur sachte den Kopf. Augenblicklich wurden Johns Augen größer. Vor Unglauben, vor leichter Panik. Weshalb verneinte der Detektiv seine unausgesprochene Frage, ohne auch nur einen Hauch von Emotionen zu zeigen? Er war ratlos. Konnte auch in den blaugrauen Augen keine Antwort finden, keine Reue, keine Überraschung.
 

“Mhmm, Schade, wirklich Schade um dich.” Diese geflüsterten Worte galten leider, mal wieder, John, welcher sogleich leicht zusammenzuckte und zu seinem Bedauern daraufhin auch noch diesen Jakob, viel zu nah hinter sich spürte. Ein unangenehmer Schauer jagte dem Veteran über den Rücken, schüttelte sich und wollte, leise fluchend, Abstand zwischen sich und diesen Typen bringen. Zur gleichen Zeit ruckte Sherlocks Kopf augenblicklich zu dem Geschehen neben sich, verengte unwillkürlich die Augen und zog warnend die Augenbrauen tief ins Gesicht. Die wohl erste eindeutige Regung seit Beginn des Treffens. “Verdammt, lass mich gefälligst in Frieden du widerliches-…” “Nana, Doktor Watson. Regen Sie sich ab.”, funkte George sogleich belustigt dazwischen. “Keine Sorge, Sie und Ihr, offensichtlich eifersüchtiger, Freund Holmes, werden gleich noch genug Zeit miteinander verbringen können.” //"Eifersüchtiger Freund?"// Doch ehe John und Sherlock noch über die genaue Bedeutung dieser Aussage nachdenken oder sich gar verbal dagegen verteidigen konnten, wurden sie auch schon Zeuge eines seltsamen Schauspiels direkt vor ihnen. Die beiden Männer hatten sich von ihnen entfernt und begannen damit, Grasstücke von Boden aufzuheben, zur Seite zu räumen.
 

Zu Johns und sogar Sherlocks Überraschung kam unter diesen langsam ein Gitter zu Vorschein, welches etwas abzudecken schien und nun ebenfalls zur Seite gehievt wurde. Das Loch, dass sich nun vor dem Ermittler-Duo befand, sah alles andere als einladend aus. "Direkt vor Ihnen befindet sich eine Strickleiter, wenn ich also bitten darf! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Sie haben nun die Wahl, runter klettern oder runter gestoßen werden, Ihre Entscheidung." Auffordern wies Ihr Gegner mit der Waffe in seiner Hand dabei auf das Loch im Boden. John starrte dieses starr vor Schreck, mit weit aufgerissen Augen an, während der Detektiv Mr. Clapton mit seinem hasserfüllten Blick zu durchbohren versuchte. In seinem Kopf versuchte er dabei beinahe fieberhaft, noch einen Ausweg aus ihrer praktisch ausweglosen Lage zu finden. “Den alten Butler und seine nervende Familie haben Sie gerettet. Das wertvolle Familienerbstück und dessen momentanen Aufenthaltsort ihn Ihrem Kopf gespeichert. Nun, Sie würden es mir ja doch nie sagen, sind wir mal ehrlich…Diese Schlacht haben Sie vielleicht gewonnen, ich gebe zu ich habe nun nichts mehr. Kein Ziel, keine Geiseln, keinen Grund mich hier noch weiter aufzuhalten… Wobei,… mit dem kleinen Noah habe ich noch eine Rechnung offen, das wissen wir beide, Mr. Holmes. Meine drei Freunde zu vergiften, so plump aus der Welt zu schaffen war ganz und gar nicht nett von ihm, finden Sie nicht auch? Er wird die entsprechenden Konsequenzen dafür tragen müssen. Schmerzhafte, versteht sich…”
 

“Sie sind offenbar noch dümmer als ich dachte. Unterschätzen Sie Noah bloß nicht, er wird Sie erledigen, ohne, dass Sie es überhaupt mitbekommen.”, meinte Sherlock nur mit ernster und tiefer Stimme, sah den Anderen mit Nachdruck stechend an. Der andere Mann gab einen abfälligen Laut von sich. “Nicht wenn ich ihn zuerst kriege.”, kam es unheilvoll. "Nun, klettern oder fallen?!" John wollte sich umdrehen, diesem Jakob am liebsten noch eine verpassen, wohingegen Sherlock - mit seinem Ideenreichtum vollkommen am Ende - gerade am lieber das Weite gesucht hätte. Plötzlich sah er, wie Jacob seinem Boss ungeduldig die Waffe entrissen und diese kurzerhand auf John richtete. "Das ist für die Knarre in meinem Rücken Arschloch und jetzt endlich rein da, sonst knalle ich deinen Freund über den Haufen, so wahr ich hier stehen, los jetzt!" Kam es drohend. Der Detektiv kniff die Augen zusammen, stöhnte ergeben und begab sich geschlagen zu der schwarzen Öffnung, fand auch schnell die Strickleiter und begann daran hinunter zu klettern. John, der an Ihn gefesselt war, musste ihm unwillkürlich folgen… Beide stiegen hinab ins schwarze Ungewisse. Für nicht lange, denn schnell hatten Sie das untere Ende der Leiter erreicht, Sherlock kam zuerst unten an, stand sofort hüfttief im eiskalten Wasser. John folgte ihm umständlich, hielt sich noch an der Strickleiter fest. Das Wasser um sie herum war übelriechend und ihre Kleider sogen sich schnell und unerbittlich damit voll. Sofort schaute Sherlock rauf zum Ein- und Ausgang dieses bizarren Loches, oder in was auch immer sie sich gerade befanden.
 

Verflucht?! Wie hatte er auch nur diesen einen kleinen Hinweise übersehen können? Hatte es tatsächlich zu spät bemerkt. Dieser Hinterhalt. Dieses dumme Spiel…Das ganze Treffen war wohl letztendlich doch eine Falle gewesen, warum auch sonst sollte ihr nasses Gefängnis hier schon für sie vorbereitet gewesen sein. Mr. Clapton hatte wohl von Anfang an vor, sie beide hier rein zu stecken, ganz egal, wie ihr Gespräch ausgegangen wäre, beziehungsweise hatte der Kriminelle sicherlich schon geahnt, dass sich weder der Detektiv noch sein Doktor auf den Handel einlassen würden. John derweil hatte die Strickleiter los gelassen, stand nun frierend und verzweifelt neben seinem Kollegen. Dieser bemerkte nun, wie die Leiter langsam nach oben gezogen wurde, versuchte schnell sich an diese dran zu hängen, sie fest zu halten, wurde dabei sogar ein Stück mit nach oben gezogen. Doch plötzlich schlug nahe seinem Kopf eine Kugel ein, weshalb er reflexartig los ließ und ca. einen halben Meter zurück nach unten fiel. John, der mühevoll versucht hatte, nach zu klettern, duckte sich ebenfalls, soweit es sein, an Sherlocks Arm fest gekettet zuließ. Ein scharfer Schmerz durchfuhr Sherlocks linkes Bein, als er, an der Wand entlang rutschend, wieder auf dem Boden aufkam, dabei das Wasser unter sich gehörig aufwühlte. Sein Blick ging nach oben, sah wie die Leiter verschwand und das Loch schnell erst mit dem Gitter und dann mit den Grasbrocken wieder verschlossen wurde.
 

Ein letzter, heller Strahl des Tageslichtes durch ein winziges Loch , bevor auch dieser letztlich ausgelöscht wurde. “Leben Sie wohl, Sherlock Holmes und Doktor John Watson. Und viel Spaß.”, kam es nur noch sehr undeutlich und dennoch hörbar, höhnisch lachend von oben. “Ich fasse es nicht?! Diese miese kleine-…” John hielt inne. Bemerkte Sherlocks Stille und horchte stillschweigend auf. “Sherlock?…”, erkundigte er sich mit leiser und beunruhigter Stimme. Der Angesprochene stand mittlerweile wieder direkt neben ihm, Der Doktor konnte ihn spüren, aber nicht sehen. Der Detektiv begann sofort damit seine Umgebung abzutasten. Eine Wand aus Stein… Eine Mauer?… Ein unterirdischer Gang?… Plötzlich schoss es Sherlock durch den Kopf. “Brunnen.”“Wie?” Doch wusste der Kleinere keinen Atemzug später auch schon von selbst, was genau der Größere mit diesem Wort meinte. Dieser sprach seine Erkenntnis sogleich nochmals mit tiefer Stimme deutlicher aus. “Wir sind in einem stillgelegten, alten Brunnen gefangen!”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  White-Orchidee
2023-12-16T13:19:51+00:00 16.12.2023 14:19
😱
Oh Gott! Nein! Mein Sherlock! Mein John! Noooooo


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