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Sherlock Holmes

das unheilvolle Familienerbstück
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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Sherlock Holmes spricht sich aus

Sherlock sah unschlüssig zu dem Schlafende. Er sollte also mit ihm reden. Was sollte er ihm bitte sagen, dass es ihm leid tat? Das er sich schuldig fühlte doch nachgegeben zu haben, John mitzunehmen? Wie blöd er gewesen war Georges Reaktionen so falsch einzuschätzen? Das er sich wünschte mit ihm tauschen zu können? Das er der Meinung war, dass er die Kugel verdient hatte, die John getroffen hatte, weil er unvorsichtig gewesen war? Das es Ihn tief berührt hatte, als Johns letzte Worte vor seiner Ohnmacht praktisch eine Liebeserklärung gewesen waren? Er wusste wirklich nicht, wo er anfangen sollte. Sein Mund war trocken, er war nervös, er fühlte sich als habe er Lampenfieber, ahrg, warum war das so schwer. Er hatte doch längst akzeptiert, dass er Gefühle für John Watson hatte, tiefe Gefühle, die er niemals zuvor für einen anderen Menschen empfunden hatte, warum zum Teufel konnte er sie nicht einfach in Worte fassen. Er war doch sonst auch so redegewandt. Es war doch zum Haare raufen. Er riss sich dann endlich am Riemen, schluckte nochmal, beugte sich ein bisschen zu seinem Partner runter, dessen linke Hand immer noch mit seiner rechten Hand verbunden und begann mit für seine momentane Gefühlslage erstaunlich fester Stimme zu sprechen:
 

"Ich fürchte John, ich kann dir nicht versprechen, dass das, was ich jetzt von mir geben, mehr als zusammenhangloses Gestammel sein wird. Alle Gefühle, insbesondere die Liebe, widersprechen der reinen, kalten Vernunft, die ich normalerweise über alles andere stelle. Eine Beziehung zu einem anderen Menschen, mal prinzipiell egal welcher Art, ist meines Erachtens nach, bzw. war, nichts weniger als Teil eines Theaterstück all dessen, was falsch, trügerisch, irrational und sentimental ist in dieser moralisch angeschlagenen Welt. Heute ehren die Menschen die Toten und ignorieren die Lebenden. Eine Plage, die nicht nur unserer Gesellschaft Verderben bringt, sondern mit Sicherheit irgendwann auch unserer ganzen Spezies.
 

Entschuldige, ich schweife ab. Das wird mir vermutlich noch häufiger passieren, ich fokussiere mich nun lieber wieder auf dich. Wenn ich mich bei meinen Abenteuern mit einem Gehilfen belaste, du weißt hoffentlich, dass ich dich längst nicht mehr so sehe, sondern als meinen gleichberechtigten Partner, dann tat und tue ich dies nicht aus Sentimentalität oder einer Laune heraus, sondern, weil du viele Eigenschaften, die du in deiner Besessenheit von mir und meinen Fähigkeiten, die du meist als viel fantastischer ansiehst als sie tatsächlich sind, dafür an dir selbst komplett übersiehts. Den Ruf, den ich nun aufgrund deines Blogs habe, für meinen Verstand und meinen Scharfsinn, dieser Ruf resultiert in Wahrheit aus dem beachtlichen Kontrast, den du mir jeder Zeit so selbstlos zu Verfügung stellst. Dieser Kontrast ist immerhin auch im Masterplan Gottes dazu bestimmt die Schönheit seiner Schöpfung zu betonen. Ohne diesen Kontrast wäre Gott nur eine lächerliche Fantasie, die nur dazu dienen würde, den größten Idioten die besten Chancen zu geben.
 

Was ich damit sagen will ist, John, ich bin, mit Abstand, das unangenehmste, rüdeste, ignoranteste und widerlichste Arschloch, dem zu begegnen du das Pech haben konntest. Wenn du mich gerade wirklich hören kannst, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, die Augen aufzumachen und mich zu korrigieren. Nein, OK, dann muss ich wohl noch weiter machen. Ich bin dem Tugendhaftem gegenüber geringschätzig, der Schönheit gegenüber blind und verständnislos wenn ich dem Glück gegenüber stehe. Wenn ich also nicht verstanden habe, dass ich für dich der beste Partner sein soll und deine Liebe tatsächlich verdient haben soll, dann nur deswegen, weil ich nie erwartet hätte, mal jemandes Partner zu sein, mal dessen Liebe würdig zu sein. Und gewiss nicht der Partner des tapfersten, gütigsten und verständnisvollsten Menschen dem ich, ja, dem ich jemals das Glück hatte zu begegnen.
 

John, ich bin ein lächerlicher Mann, erlöst nur durch die Wärme, Treue und Beständigkeit deiner Liebe zu mir und da du mich offenbar tatsächlich für die beste Wahl als deinen Partner in allen Lebenslagen hältst, konnte ich dir leider bisher nicht zu deiner Wahl deines Gefährten gratulieren. Doch jetzt, da ich es endlich vollkommen verstanden habe, jetzt endlich kann ich es. Wenn ich sage, dass ich dich verdient habe, dann ist es das größte Kompliment, was ich mir selbst je zugestanden habe. Aber nun traue ich mir das endlich zu. Ich traue mir zu dich glücklich machen zu können, weil ich endlich kapiert habe, das dass was du mit mir machst genau das ist, du machst mich glücklich.
 

John, du warst in einem Krieg und hast eine Verwundung erlitten, sogar zwei Mal. Für Letzteres werde ich mich jetzt entschuldigen. Es tut mir wirklich sehr leid und diese Schuld wirst du mir so schnell wohl auch nicht abnehmen können, was vollkommen in Ordnung ist, solange du endlich aufwacht und es wenigstens versuchst. Also bedenke, wenn du jetzt gerade mit dir ringst, ob du mir nach allem was passiert ist, diesen Gefallen tun möchtest. Du liegst gerade hier und lässt den Mann, den du mit deiner Art vor sich selbst gerettet hast, darum flehen, nun dich retten zu dürfen. Kurz gesagt, einem Mann, von dem du, dass weiß dieser nun mit Bestimmtheit und kann es auch endlich vor dir offen zugeben, jetzt schon mehr geliebt wirst, als dieser Mann jemals in seinem Leben einen andern Menschen geliebt hat. Und ich kann dir jetzt ganz ehrlich und gewissenhaft versprechen, dass dieser Mann dich nie im Stich lassen wird und sein ganzes Leben damit verbringen wird, dir das jeden Tag aufs Neue zu beweisen.
 

Ich kann das deshalb so fest bezeugen, weil ich dieser Mann bin, bzw. weil ich durch dich zu diesem Mann geworden bin und dir dafür, auch wenn ich es niemals offen zugeben habe, unendlich dankbar bin. John, ich liebe dich und ich bitte dich inständig, wach auf, damit ich dir dabei in die Augen schauen kann während ich dir das endlich sage. "
 

Sherlock war inzwischen komplett aufgelöst, hatte seinen Kopf auf Johns Oberkörper gelegt, lauschte dem gleichmäßigen Herzschlag und ließ den Tränen freien Lauf. Trotz allem fühlte sich sein eigenes Herz, dass er immer für eiskalt gehalten hatte, nun an, als wäre eine tonnenschwere Last davon abgefallen, vielleicht ja der Eisberg, in dem er es solange eingeschlossen hatte und die Tränen waren Balsam für seine geschundenen, verkümmerte Seele. Er fühlte sich trotz dem ganzen Schmerz, der Trauer und der Schuldgefühle seltsam leicht und beschwingt.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

"Sherlock, Ich dich auch"
 

Angesprochener wollte seinen Ohren nicht trauen, hielt die leise aber bekannte Stimme erst für ein Produkt seiner von Hoffnung und Sehnsucht getriebenen Fantasie, aber als dann die Hand, die er immer noch in seiner rechten Hand hielt, seine sanft drückte und sich dann die anderen Hand, die immer noch mit dem Infusionsschlauch und dem Blutsauerstoff Messgerät verbunden war, auch noch auf seinen Kopf legte und ihm sanft durch die Haare fuhr, da schreckte er hoch und sein Blick traf direkt den aus offenen dunkelblauen Augen. "Oh Gott John, endlich, du bist wach!" Er zog den Älteren in eine trotz seiner überschäumenden Gefühle, bedacht vorsichtige Umarmung und weinte an dessen Schulter einfach weiter. Er spürte immer noch die Hand, die nun von seinem Kopf nach unten wanderte und ihm stattdessen beruhigend den Rücken auf und ab fuhr, so deutlich, dass es einfach kein Wunschtraum sein konnte. John war wach und es schien ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen. Erleichterung spülte all den Schmerz, die Trauer und sogar einen kleinen Teil der Schuldgefühle einfach weg.
 

Sherlock war so glücklich, wie noch nie zuvor in seinem Leben, vielleicht auch das erste Mal überhaupt. Er beruhigte sich langsam und ließ ebenso vorsichtig wieder von dem Kleineren ab, entfernte sich nur ein bisschen von ihm und sah ihm tief in die Augen, in denen er all die Liebe und das Vertrauen sah, für das er so dankbar war und das er nun endlich auch vollständig annehmen konnte. "Jetzt wo du wach bist" Johns Blick wurde weicher, er wusste was jetzt kommen würde "Hier nochmal für dich, so klar und deutlich wie ich es zu formulieren vermag, John, ich liebe dich" und mit diesen Worten zog er den Doktor in einen tiefen Kuss, in dem John dieses Gefühl vom anderen sehr intensiv spüren konnte und mit dem Sherlock das Gesagte nochmals unterstreichen wollte, mit Erfolg, auch John wiederholte darauf hin, jetzt klar und deutlich seine Antwort: "Sherlock, ich liebe dich auch"
 

Sherlock rückte nun von John eine wenig ab, damit dieser sich aufrichten konnte, meinte dann noch mit schuldbewussten Blick, dass es ihm leid täte, dass er so lange gebraucht habe, dies endlich zu realisieren und das John erst angeschossen werden musste, bevor er dann auch endlich dazu in der Lage war es laut auszusprechen. John grinste und meinte daraufhin ein blindes Huhn fände bekanntlich auch mal ein Korn, worauf Sherlock das Lächeln erwiderte und dann der Stationsschwester klingelte, damit sie sich um den endlich erwachten Patienten kümmern konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, *großzügig Taschentücher verteil* wer die BBC Serie gesehen hat wird Sherlocks Worte vielleicht als seine Hochzeitsrede an Johns und Merrys Hochzeit wieder erkennen. Ich habe sie lediglich ein bisschen angepasst. Ich dachte, dass es so am wenigsten kitschig ist und am ehesten Sherlocks Naturell entspricht "Ich liebe dich" zu sagen. Und ja, dass Kapitel ist ein bisschen kurz, aber es geht ja auch nur um diese eine Szene. Vielen Dank fürs Lesen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  White-Orchidee
2023-12-20T12:17:16+00:00 20.12.2023 13:17
Danke
*taschentuch nimmt *
Oh Gott…. Wer hat hier so viele Zwiebeln geschnitten?
*schnief *
Antwort von:  Cyrene
20.12.2023 18:23
War es doch zu kitschig? 😅


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