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Meeting at evening

von

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Lovley Daisy

Sie hatte sich wirklich ein kleines Bisschen in ihn verliebt. Das hatte sie nach dem Abschied von den Zwillingen nicht mehr leugnen können. Daragh war der Meinung, dass der Kuss auf die Wange nur dazu diente, ihren Vater zu provozieren. Mit Erfolg, denn ihr Vater war wütend gewesen und wollte seiner Tochter die Rückkehr nach Hogwarts verweigern. Natürlich war das keine Option und so waren die beiden Geschwister am Sonntagvormittag aufgebrochen. Die Begrüßung von der Schulleiterin Professor McGonagall bestand unter anderem aus der Aufforderung, dass diejenigen, die für die unfreiwillige Semesterunterbrechung verantwortlich waren, zu ihr kommen sollten. Dafür würde auch von einer harten Strafe abgesehen werden. Daisy warf dabei einen kleinen Blick zu ihrem Bruder am Ravenclawtisch. Daragh ließ nicht erahnen, dass er damit zu tun hatte. Innerlich seufzte sie, hoffentlich würde er nicht erwischt oder verraten werden. In ihrem Kopf malte sie sich aus, welche Strafe sonst auf ihn warten würde. Nichts was sie sich vorstellte, gefiel ihr dabei.

Das gemeinsame Treffen zum Üben im Raum der Wünsche verlief normal wie immer. Daisy war etwas nervös, weil sie nicht wusste, was sie zu Lysander sagen sollte. Dieser sprach den Kuss nicht weiter an und war, wie er eben war. Daisy wusste nicht, ob sie darüber erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Es war eine Mischung aus beidem, wenn sie ehrlich zu sich war.
 

„Was für ein Schultag.“

Daisy streckte sich ausgiebig im Gang, während sie mit Ellis auf den Weg zurück in ihr Haus war. Die beiden hatten sich vorgenommen, noch einen kleinen Abstecher in die große Halle zu machen, um etwas zu trinken. Die Hauselfen ließen immer einige Getränke und Gläser für die Schüler in der Halle erscheinen, wenn der Unterricht für den Tag zu ende war. Viele nutzten dieses Angebot, entweder, weil sie nicht in ihr eigenes Haus zurück wollten, um etwas zu trinken, oder weil sie in der großen Halle Hausaufgaben machten mit Mitschülern aus anderen Häusern. Die beiden Freundinnen traten hinaus in einen der vielen Innenhöfe um ihn zu durchqueren.

„Guck mal“, sagte Ellis und deutete nach links, wo sich eine Schülertraube angesammelt hatte.

„Was ist denn da los?“

„Keine Ahnung, ziemlich viele Slytherins sind es auf jeden Fall. Lass uns nach gucken.“

Etwas widerwillig folgte Daisy ihrer Freundin, welche noch neugieriger war als sie.

Bevor sie die Traube richtig erreicht hatten, konnte sie bereits Meredeth hören, welche begeistert jemanden aus ihren Haus anfeuerte. Durch Ellis‘ effektiven Ellenbogeneinsatz hatten sie sich bald in die erste Reihe vorgekämpft. Schockiert und ungläubig blinzelte sie, als sie Lysander in der Mitte der Traube vorfand. Sein Gesicht zeigte ungewohnterweise eine Emotion. Wut, um es genauer zu sagen. Den Zauberstab fest in der Hand, schoss ein heller Strahl heraus und verfehlte seinen Gegenüber nur, weil dieser einen Protegozauber beschwor. Bei dem Mitschüler handelte es sich ebenfalls um einen Slytherin, welchen weder Daisy noch Ellis genauer kannten. Die Mitschüler um sie riefen die Namen desjenigen, den sie unterstützten.

Ellis Stimme war dicht an ihrem Ohr und trotzdem fast nicht zu verstehen.

„Dein Schwarm ist ein Bad Boy.“

Sie blickte Ellis an und wollte etwas erwidern, ließ es dann aber, da sie einen Stoß von hinten bekam. Daisy überlegte, wie sie diesen Kampf unterbrechen konnte. Gleichzeitig fragte sie sich, was Lysander so in Rage gebracht hatte. Er war ein ruhiger Mensch. Niemals hätte sie ihm so etwas zu getraut. Die Gerüchte, die solche Eskapaden beschrieben hatten, hatte sie ebenfalls als nicht wahr abgestempelt. Schließlich gab es auch Gerüchte, Lysander sei ein Vampir. Was er definitiv nicht war.

„Lysander, hör auf!“, rief Daisy so laut sie konnte.

Eine Chance gehört zu werden, gab es bei diesem Lärm um sie nicht. Plötzlich flog sowohl Lysander als auch seinem Gegner der Zauberstab aus der Hand und beide wurden mit einer Art Lähmungszauber gehindert, weiter zu agieren.

„Was bei Merlins Bart ist hier los? Was ist in Sie gefahren?“, polterte die Stimme von Professor Montgomery los.

Augenblicklich verstummten alle Mitschüler und die Traube stob auseinander. Einige huschten so schnell davon wie sie konnten, bevor der Professor noch darüber nachdachte, sie mit Punktabzug zu bedenken. Die Wenigen, die übrig geblieben waren, um dem Spektakel weiter beizuwohnen, wurden jedoch vom Professor aufgefordert zu gehen. Daisy konnte ihren Blick nicht von der Szene vor sich lösen, sodass Ellis sie am Arm packte und fortzog. In der großen Halle trafen sie auf Lily und ließen sich mit ihr am Hufflepufftisch nieder. Da es Daisy immer noch die Sprache verschlagen hatte, musste Ellis der Gryffindor den Sachverhalt erklären.

„Uh, spannend. Dann stimmt es also doch, dass er aus der Haut fahren kann und keine Gefangenen macht.“

„Da muss wirklich was Schlimmes hinter stecken, dass er so aus der Haut fährt. Er ist total entspannt mit allem, was ich bisher gesehen habe. Er war ja bei uns zu Hause auch entspannt. Auch wenn es meine Familie ihm echt nicht leicht gemacht hat.“

Die beiden anderen wurden hellhörig.

„Er war bei dir zu Hause? Oha, Daisy. Das hast du mir ja noch gar nicht erzählt. Wie kam es denn dazu?“, fragte Ellis neugierig.

„Nun eigentlich hatte ich nur Mell eingeladen, aber...“

„Ja, ja, schon klar. Ihr Schatten kam mit.“

„Genau.“

„Frag ihn doch einfach, was los war. Er ist heute sicher wieder im Raum der Wünsche. Kannst ihn ja gleich nach einem Date beim Weihnachtsball fragen“, meinte Lily und leerte ihr Glas, „Oder hast du schon wen anderes?“

Daisy schüttelte verneinend den Kopf. Es hatte der eine oder andere Junge sie zwar gefragt, aber sie hatte noch niemanden zu- oder abgesagt. Wahrscheinlich war wirklich Lysander der Grund. Aber dieser würde niemals von sich aus fragen. Also musste sie wohl selbst den ersten Schritt machen.

„Ich hoffe, er bekommt nicht zu viele Strafarbeiten aufgebrummt.“

„Vielleicht werden nur ein paar Punkte abgezogen“, vermutete Lily.

Ellis schüttelte den Kopf und meinte, dass sie dies nicht glaubte, da die Auseinandersetzung schon ziemlich heftig war. Ohne Strafarbeit würde keiner der beiden Slytherins davonkommen. Die drei saßen noch eine Weile beisammen. Ellis hatte, ebenso wie Daisy, noch keine Begleitung für das Weihnachtsfest. Deswegen mussten beide notgedrungen den Sorgen der jungen Potter lauschen, die sich gleich zwischen drei Jungs entscheiden musste. Corvin Jackson oder einer der Scamander-Zwillinge. Ein wirkliches Ergebnis kam nicht heraus, da Daisy für Corvin und Ellis für Lorcan Scamander tendierte. Mit den Worten, dass sie nicht hilfreich seien, hatte sich Lily dann von ihnen verabschiedet.
 

Etwas später am Abend kehrte Daisy in den Raum der Wünsche ein, nur um festzustellen, dass Lysander nicht dort war. Wie ungewöhnlich für ihn, dachte sie bei sich. Obwohl es heute nicht ihr offizieller Übungsabend war, machte sie sich daran, ihren Patronuszauber weiter zu festigen. Wenn sie schon den ganzen Weg bis hier oben gegangen war, sollte es nicht ganz umsonst sein. Vielleicht kam der Challlain auch einfach später. Ihre Geduld sollte belohnt werden. Eine halbe Stunde später sprang die Eingangstür auf. Seine Mimik wirkte wie immer. Sein energischer Gang verriet ihr, dass es in ihm brodelte. Seine Tasche flog lieblos gegen einen Baum, gefolgt von seinem Umhang.

„N‘Abend, Lysander.“

Der Angesprochene gab nur ein Brummen von sich. Danach herrschte Schweigen zwischen beiden. Anhand der Zauber, die er mit Kraft in den Raum schoss, merkte Daisy schnell, dass es noch kein guter Zeitpunkt war, ihn auf den Zwischenfall vom Nachmittag anzusprechen. Als die Zauber weniger und vor allem ruhiger wurden, versuchte sie es noch mal. Direkt.

„Du, Lysander, was war eigentlich los heute Nachmittag im Innenhof?“

Er krempelte sich den heruntergerutschten Hemdärmel wieder hoch, ehe er sich zu ihr drehte.

„Eine Auseinandersetzung.“

`Ganz der Alte´, dachte Daisy bei sich.

„Gab es viel Ärger für dich.“

„Definiere viel.“

„Na, ja. Gab es nur Punktabzug?“

„Nein.“

Bevor Daisy weiter bohren konnte, eröffnete er ihr, dass er einige Strafarbeiten, sowohl in schriftlicher Form, als auch in physischer Arbeit, zu erledigen hatte. Die Hufflepuff seufzte tief, was eine kurze Verwunderung auf sein Gesicht zauberte. Generell war seine Gefühlslage heute leichter zu lesen. Er schien Schwierigkeiten zu haben sein Pokerface aufrecht zu erhalten.

„Ich hatte gehofft, dass es nur Punktabzug ist. Warum habt ihr überhaupt gekämpft?“

Lysanders Blick richtete sich auf einen imaginären Punkt vor sich und schien die Erinnerung an den Grund wieder herunterzukämpfen.

„Er hat Dinge über meine Schwester gesagt, die er nicht hätte in meiner Gegenwart sagen sollen.“

„Aber das ist doch nur dummes Geschwätz, da musst du doch nicht gleich so ausrasten. Mell ist klug und cool genug, um über diesem Mist zu stehen und sich darum zu kümmern. Du musst nicht, ihre Dinge für sie lösen.“

Der Andere gab einen Ton von sich, der deutliches Missfallen ausdrückte.

„Hätte mir denken können, dass du es auch nicht verstehst. Sie ist meine kleine Schwester und ich muss sie beschützen.“

„Du musst gar nichts. Mell ist doch alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.“

„Nur, weil dein Bruder dich dir selbst überlässt, heißt das nicht, dass andere das auch tun.“

„Was? Hey, DeeDee passt auch auf mich auf, wenn es die Situation erfordert. Aber er hängt nicht wie eine Klette an mir“, sagte Daisy und merkte, wie sie selbst leicht in Rage geriert.

„Und woher will er wissen, wann es eine Situation erfordert?“

„Ich rede mit ihm über Dinge und dann kann er es einschätzen.“

Lysander wirkte wenig überzeugt.

„Das geht nur solange gut, wie du noch in der Lage bist ihm davon zu berichten.“

Daisy empfand Lysander nun wirklich mehr als schwarzmalerisch. Entführung, Mord und andere ähnlich schlimme Situationen passierten nun wirklich selten. Hier in Hogwarts sowieso nicht. Sie waren sicher. Es gab keine Bedrohung. Außer er wusste mehr als sie.

„Du malst Teufel an die Wand, die es hier nicht gibt. Und auch in der Welt außerhalb von Hogwarts selten sind. Nochmal: Mell ist in der Lage sich zu wehren. Du übertreibst.“

„Tu ich nicht, aber du verstehst es nicht. Du bist wie alle anderen. Einfältig.“

In der Zwischenzeit hatte er seine Sachen gegriffen und schloss geräuschvoll die Tür hinter sich.

„Dann erklär es mir“, schrie sie ihm noch nach.

Verletzt durch seine Worte lehnte sie sich gegen einen Baum und atmete tief durch. In ihr tanzten Wut, Enttäuschung, Verletzlichkeit und Fassungslosigkeit umher. Es war als hätte jemand Lysander nach dem letzten Übungstreffen ausgetauscht. Wäre ihr Vater ein Zauberer, hätte sie ihm dies durchaus zugetraut. Nach einer Weile verließ auch sie den Raum der Wünsche und suchte Trost bei ihrer besten Freundin Ellis.
 

Nach dem Vorfall hatte sie den Raum der Wünsche einige Tage gemieden. Als sie endlich zurückkehrte, musste sie feststellen, dass auch Lysander ihn nicht mehr zu nutzen schien. Sie kam jeden Tag dorthin, um sicher zu gehen, dass sie sich nicht einfach nur verpasst hatten. Mittlerweile war die erste Dezemberwoche verflogen und der Weihnachtsball, für welchen sie immer noch keinen Begleiter hatte, näherte sich. Lily und Ellis hatten ihr verschiedene Jungs vorgeschlagen und auch die wieder in Erinnerung gebracht, denen sie noch eine Antwort schuldig war. Daisy hatte an keinem Interesse. Eine schwere Form von Liebeskummer hatte Lily diagnostiziert. Lächerlich, erwiderte Daisy. Selbst Daragh war ihre Traurigkeit nicht entgangen und hatte ihr angeboten, mit ihr zum Ball zu gehen. Daisy wusste allerdings, dass er einer anderen Mitschülerin zu gesagt hatte. Sie wollte nicht, dass er ihr absagte und sie ebenfalls mit Traurigkeit belegte. Die Dursley war immer noch enttäuscht darüber, wie die Unterhaltung mit Lysander so hatte kippen können. Es war eine unglückliche Kombination gewesen, hatte sie schließlich für sich festgehalten. Wie ein Unfall, an dem keiner alleinig Schuld war. Sie beschloss, einfach allein zu dem Weihnachtsball zu gehen. Es bestand schließlich keine Begleiterpflicht.

„Wir tanzen auch mit dir“, hatte Ellis ihr mit einem zustimmenden Nicken von Lily versprochen.

Daisy klappte ihr Buch zu, welches sie in der Bibliothek gelesen hatte, und ging zu dem Bücherregal, um es zurückzubringen. Dabei hörte sie Stimmen von der anderen Seite der Bücherwand. Gedämpft durch diese, aber immer noch verständlich.

„Bist du sicher, dass er mit dir zum Ball geht?“

„Glaubt mir, wenn er von diesen Pralinen gegessen hat, kann er gar nicht mehr nein sagen.“

„Echt? Lass mal probieren. Aua!“

„Finger weg. Das sind Pralinen ganz speziell für ihn allein.“

Daisy wurde hellhörig, als in der Stimme, die eindeutig zu Meredeth gehörte, ein wissender, listiger Unterton zu hören war. Einige der Mädchen machten ein verstehendes Geräusch und kicherten. Kurz darauf lobten sie die Andere für ihre Klugheit.

„Er wird dann ganz dir gehören. Seine Schwester vergisst er dann auch.“

„Genau das ist der Plan. Und diese dumme Dursley gleich mit.“

„Die ist doch gar keine Konkurrenz.“

„Trotzdem.“

Daisy fühlte sich unwohl. Nicht weil Meredeth sie als dumm betitelte. Da hatte sie schon ganz andere Dinge an den Kopf bekommen, nein, dass was sie über die Person sagten, welche Merdeth ins Auge gefasst hatte, gefiel ihr nicht. Daisy war sich ziemlich sicher, dass es sich um Lysander handeln könnte. Eigentlich wollte sie hier in der Bibliothek noch einen Aufsatz beenden, aber als sie Meredeth mit ihren Clique an sich vorbeiziehen sah, ohne, dass diese sie bemerkten, entschied sie sich um. So unauffällig wie möglich folgte sie ihnen. Wobei sie auch auffälliger hätte sein können, denn die Damen waren sehr mit sich selbst und ihrem Vorhaben beschäftigt. Als sie gerade um die nächste Ecke biegen wollte, hielt sie jemand am Arm fest.

„Hey Blümchen. Wohin willst du? Aufsatz schon fertig? Ich war gerade auf den Weg zu dir.“

Ihr Bruder lächelte sie strahlend an. `Ausgerechnet jetzt´, dachte sie sich.

„Ähm, nein. Mir ist noch was eingefallen, was ich noch erledigen muss. Was möchtest du denn von mir?“, versuchte sie das Gespräch schnell, aber nicht abwürgend voranzutreiben.

„Ich hab da jemanden für dich für den Weihnachtsball. Er ist allerdings im siebten Jahr, wenn dich das nicht stört. Er ist aus meinen Haus. Total netter Kerl. Soll ich ihn fragen, ob er mit dir hingehen würde?“

Daisys Gesichtszüge entglitten ihr kurz. Ihr war nicht klar gewesen, wie wichtig es ihrem Bruder schien, dass sie nicht allein zu dem Ball ging. Irgendwie süß. Trotzdem.

„DeeDee, dass ist voll lieb von dir. Aber… ganz ehrlich. Ich bin alt genug, selbst jemanden um ein Date zu bitten. Weißt du… ich komme heute Abend zum Ravenclawturm und du schickst ihn raus. Dann kann ich ihn selbst fragen, ja?“, schlug sie deshalb vor.

Daragh lächelte immer noch, diesmal voller Stolz auf seine Schwester.

„Alles klar. Bis dann.“

Erleichtert sah sie ihm hinterher. Er war wirklich ein toller, großer Bruder.

Sie nahm ihre Verfolgung wieder auf, wobei sie die Slytherins erst suchen musste. Endlich hatte sie sie gefunden, doch Zeit zum Durchatmen blieb nicht, denn sie sah geradewegs zu, wie Lysander die Pralinen gereicht wurden. Zu allem Übel war er im Begriff davon zu essen. Sie musste sich beeilen.

„Nicht! Die sind vergiftet!“, schrie sie und erregte damit ungewollt mehr Aufmerksamkeit, als sie wollte.

Lysander hielt inne und sah zu ihr, als sie etwas außer Atem bei ihm ankam. Die Mädchengruppe sah sie überrascht an. Nach einer Sekunde hörte man Meredeths schrilles, aufgesetzt klingendes, Lachen.

„Vergiften? Wieso sollte ich Lysander vergiften? Ich hab ihn gerade gefragt, ob er mit mir zum Ball geht. Das ist lächerlich, Dursley.“

„Mit vergiften meine ich ja nicht umbringen. Ich meine“, begann sie zu erklären und blickte zu Lysander, „da ist irgendwas drin, was dir nicht gut tun wird.“

Auch wenn Lysander vielleicht noch wütend auf sie war und sie auch noch ein wenig auf ihn, würde sie nicht zu lassen, dass ihm geschadet wurde.

„Hohe Anschuldigungen, Dursley. Irgendwelche Beweise?“

Beweise, dass war ein guter Punkt. Natürlich könnte sie sich eine Praline schnappen und versuchen zu essen, aber Meredeth würde sie daran hindern, genauso wie sie es bei ihrer Freundin eben getan hatte. Sie würde es begründen, dass die Pralinen nur für Lysander bestimmt seien. Verdammt. Was sollte sie tun? Wenn sie doch nur wüsste, was in diesen Pralinen drin war. Daisy hörte, wie Meredeth äußerte, dass sie spinnen würde und Lysander wieder aufforderte die Praline zu probieren. Plötzlich vernahm sie einen bekannten Duft. Nicht stark, sondern ganz fein drang er an ihre Nase. Verwirrt drehte sie sich um. Mum, dachte sie.

„Riechen sie nicht toll nach Brombeeren? Ich weiß von Melody, dass du sie besonders gern isst.“

Brombeeren? Daisy fand, dass hier gar nichts nach Brombeeren roch. Lysander jedoch bestätigte den Geruch. Es roch, wenn auch nicht stark nach dem Parfüm ihrer Mutter und etwas nach frisch gewaschener Wäsche. Letzteres könnte von ihrer eigenen sauberen Kleidung kommen. Aber das Parfüm. Es dauerte noch einen kleinen Moment, dann machte es endlich Klick in ihrem Kopf. Die Hufflepuff entriss ihm die Packung mit den Süßigkeiten und roch daran. Tatsächlich, der Geruch nach dem Parfüm ihrer Mutter war stärker geworden, nahezu überwältigend.

„Spinnst du!“, kreischte Meredeth und entzog sie ihr wieder, „Die sind nicht für dich verfressenen Muggel!“

Daisy ignorierte diese Anmerkung.

„Lysander in den Pralinen ist Amortentia! Iss sie nicht. Ich rieche keine Brombeeren.“

„Amortentia? Das wird ja immer besser. Lysander, ich bitte dich, wir alle riechen Brombeeren. Sie muss was an der Nase haben.“

„Genau, wahrscheinlich weiß sie nicht mal, wie Brombeeren riechen“, schaltete sich Leticia ein.

Der Challlain richtete seinen Blick von der Praline zu Meredeth und ihren Freunden und zu Daisy. Bei ihr verharrte er und sah sie eindringlich an. Daisy hielt diesem Stand. Sie war sich sicher. Dann widmete er sich Meredeth wieder und auf seinem Gesicht geschah etwas seltenes. Ein Lächeln erschien dort. Daisy hatte ihn noch nie Lächeln sehen und so wie die anderen Mädchen reagierten, sie auch nicht. Es wirkte kühl und nicht ehrlich, fand sie.

„Wenn die Pralinen in Ordnung sind, dann können wir sie ja gemeinsam essen. Hier iss du zu erst.“

Auffordernd hielt er ihr die kleine Kugel hin.

„Was? Nein, ich… ich muss auf meine Figur achten.“

„Eine Praline wird sie nicht ruinieren“, fuhr er unbeirrt fort.

„Ich meine… ich mag keine Schokolade.“

„Nur ein Bissen. Für mich.“

Sein Lächeln wurde breiter und auch wenn es nicht echt aussah, konnte Daisy nicht leugnen, dass es einen gewissen Charme verbreitete. Meredeth weigerte sich weiter vehement, was ihm schließlich genügte. Er nahm ihr im richtigen Moment die Pralinenschachtel ab und legte seine wieder hinein. Das Lächeln erlosch so schnell, wie es gekommen war.

„Verschwindet.“

Widerwillig und aufgebracht ging die Gruppe. Womit die beiden nun mehr oder weniger allein auf dem Gang waren.

„Das war beeindruckend“, sagte er nach einer Weile.

„Für eine einfältige Person nicht schlecht, was?“, erwiderte sie mit einem leichten Lächeln.

Lysander sah mit einem schuldbewussten Blick zu ihr.

„Tut mir leid.“

„Schon vergessen. Was machst du jetzt damit?“

Sie deutete auf die verschlossene Schachtel in seiner Hand.

„Ich bringe es zu unserem Tränke-Prof. Er soll sie entsorgen. Ist sicherer.“

„Klingt gut. Nun… ich geh dann mal wieder.“

Daisy hatte bereits auf dem Hacken kehrt gemacht, als sich seine Hand um ihre schloss. Sie drehte sich halb zu ihm und sah ihn erwartend an.

„Heute Abend?“

Sie nickte.
 

Als sie Abends in den Raum der Wünsche einkehrte stand er bereits dort. Er schien auf sie gewartet zu haben.

„Hey.“

„Hey, Daisy. Danke, wegen heute Nachmittag. Es war ein starker Amortentia in den Pralinen.“

Lysander berichtete, dass nach dem aufschneiden der kleinen Kugel, im Zaubertrankunterrichtsraum eine regenbogenfarbige Füllung ausgelaufen war.

„Ohne dich, wäre ich eine willenlose Puppe geworden. Du hast nicht nur mich, sondern auch Melody gerettet.“

„Wieso Melody?“

Daisy konnte ihm nicht ganz folgen. Bevor er abwinken konnte, harkte sie nach. Sie wollte endlich wissen, was es mit den starken beschützen seiner Schwester auf sich hatte.

„Ist nicht so wichtig. Du musst es nicht verstehen.“

„Ich will es aber verstehen! Verdammt noch mal, Lysander. Sag mir, was los ist? Du kannst mir vertrauen. Ich werde nichts sagen. Es bleibt ein Geheimnis unter uns dreien.“

„Nein! Sie darf es nicht wissen.“

„Warte… was? Melody weiß gar nicht, wieso du so um sie besorgt bist?“

„Nein. Und sie soll es auch nicht wissen. Es darf niemand wissen. Wichtig ist nur, dass ich sie immer beschütze. Zu jeder Zeit. Ich hab es ihm versprochen.“

„Wem?“

Lysander haderte mit sich. Anscheinend hatte er schon zu viel gesagt. Doch Daisy wollte nicht klein beigeben. Sie merkte, dass es eine Last für ihn war und kein Vergnügen. Obwohl er versuchte es anders darzustellen.

„Wem?“, wiederholte sie deshalb die Frage.

„Meinem Vater.“

„Aber du kannst Melody doch nicht vor allem und jedem beschützen.“

Er drehte sich zu ihr und sah sie eindringlich und finster an. Sein Pokerface war wieder da, wo es hin gehörte, aber es schien instabil.

„Nur vor ihm.“

Irritiert sah sie ihn an, da ihr diese Aussage keine Klarheit brachte.

„Ich muss sie vor meinem Großvater schützen. Er will sie sich holen.“

„Um Gotteswillen. Wie furchtbar. Das muss Mell wissen.“

„Nein. Kein Wort. Du hast gesagt, ich kann dir vertrauen. Du hast gesagt, es bleibt ein Geheimnis. Ich will nicht, dass sie in Angst lebt. Es reicht, wenn es einer tut.“

Ihre Lippen formten tonlos seinen Namen. Einiges ergab langsam einen Sinn und er tat ihr plötzlich unfassbar leid. Er stand unter großen Druck und sie war die Einzige, der er sich nun anvertraut hatte.

„Übst du deswegen jeden Abend?“

Er nickte und erklärte, dass er für einen Kampf bereit sein musste. Er wollte nicht durch einen ungefestigten Zauber seine Schwester verlieren.

Sie ging auf ihn zu und umarmte ihn.

Eine Zeit standen sie schweigsam so da und Daisy meinte auch einen Tropfen abbekommen zu haben. Als sie sich von ihm löste und zu ihm sah, schienen seinen Augen feuchter als sonst. Ob er wirklich geweint hatte, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen.

„Sag Daisy. Gehst du schon mit jemanden zum Weihnachtsball?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: irish_shamrock
2024-03-02T10:10:43+00:00 02.03.2024 11:10
Hallo  Lost_Time,

ich kann mir gut vorstellen, dass Dudley gekocht hat, nach der kleinen "Kuss.auf.die.Wange"-Aktion. Zumindest weiß Daisy nun, wohin mit sich und ihren Gefühlen, auch wenn es sicherlich nicht leicht ist, das Vertrauen dieses Eisbergs zu gewinnen.
Für diesen argen Streich finde ich McGonagalls Predigt etwas sehr ... sanft ... oder es liegt an ihrem Alter, dass sie plötzlich so nachsichtig wird??

Beim ersten Lesen war ich wirklich etwas ratlos, was ich mit all den Informationen rund um Melody, den Vater der Zwillinge und Großvater anfangen sollte. Es fiel mir nicht gerade leicht, da einen Zusammenhang herzustellen. Auch wenn Lysander ein OC aus dem RPG ist (? sofern ich das durch deinen Antwortkommentar richtig in Erinnerung habe), hätte ich mir gerade im Bezug auf die Sorge - rund um seine Schwester - etwas mehr Infos gewünscht. Warum ist der Großvater hinter ihr her? Ist sie in Hogwarts wirklich sicher - auch wenn Lysander oder sein Falke mal nicht zur Stelle sind?
Arg, halte mich für doof, aber mir gefällt die Konversation, trotz der Anspannung: „Gab es viel Ärger für dich.“ - „Definiere viel.“
Seit ich damals "Beautiful Creatures" gesehen und gelesen habe, geht mir das "Definiere xyz" nicht mehr aus dem Kopf und ich habe das sehr oft in meinen Alltagssprachgebrauch integriert xD ...

„Er hat Dinge über meine Schwester gesagt, die er nicht hätte in meiner Gegenwart sagen sollen.“ - „Aber das ist doch nur dummes Geschwätz, da musst du doch nicht gleich so ausrasten. Mell ist klug und cool genug, um über diesem Mist zu stehen und sich darum zu kümmern. Du musst nicht, ihre Dinge für sie lösen.“ - Hm, hier hätte ich mir vielleicht etwas mehr Verständnis von Daisy gewünscht. Es wirkt so, als nehme sie seine Gefühle nicht ganz für voll und wischt seinen Ausbruch einfach so beiseite. Mich hätte schon interessiert, was sein Gegenüber gesagt hat, damit ich die Reaktion nachvollziehen kann. So sieht es für mich aus, als wäre Daisy etwa rücksichtslos. Und vielleicht hätte zuhören und nichts sagen auch mehr geholfen?
Gut, und er schießt dann auch gleich zurück. Da haben sich beide auf dem falschen Fuß erwischt.

Meredeths Aktion erinnert sehr an die von Romilda Vane im 6. Band. Toll, wenn auch etwas verwirrend, fand ich, wie du die Düfte des Amortentia wiedergibst, da ich sehr wenig Informationen über Lysander hatte, war ich mit den Brombeeren etwa überfordert und wusste nicht, wo du mit mir hinwillst ^^" ... Aber all das ändert sich ja noch zum Guten. Lysanders Reaktion, dass Meredeth selbst probieren solle, war gut pariert.
Und endlich ist das Eis gebrochen und er kommuniziert ein paar mehr Worte ♥ ... auch wenn das Gros mehr belastende Details preisgibt ... aber immerhin gab es eine Einladung zum Weihnachtsball und ER hat Daisy gefragt ♥ ...

Danke für dieses Kapitel,
Liebe Grüße,
irish C:



Antwort von:  Lost_Time
02.03.2024 23:28
Eisberg. XDD Das ist so treffend für ihn. Verdammt, dass hätte ich so gut einbauen können. Daisys heimliche Beschimpfung für ihn. XD
Was McGonagall angeht, die verfolgtd en Plan, wenn sie sanft ist, dass sich dann eher wer meldet bzw. einer die anderen Beteiligten mit benennt oder sich alle freiwillig stellen. Ich denke, mal, wenn sie gleich brutal los zettert und die Höllen der Strafen aufzählt, meldet sich bestimmt niemand freiwillig. Die ist nicht alt und nachsichtig. Die ist eine listige Hexe. XD

Ja. Meine HP-OCs sind alles RPG Charas. Die Story rund um den Großvater entstand um den Vater von Lysander und ist auch nicht soweit ausgereift. Also es gab einen Grund, weswegen der Großvater Lysanders Oma und Tante tötete und der Vater deswegen Angst um seine Tochter hat. Der Grund war aber bescheiden und wird im Zuge der Strafung von Lysanders Charakter für die FF, etwas neu modelliert von mir. Ich gehe dabei eher auf psychische Erkrankung. Das es beim Niederschreiben, aber noch nicht soweit war fest war bzw. immer noch nicht fest ist, ist es leider nicht weiter mit eingeflossen. Genauso, wie die Ino, dass der Großvater schon zwei Familienmitglieder auf den Gewissen hat. Es kann aber auch sein, dass sein Vater Lysander noch nicht so tief eingeweiht hat. Also, dass tut mir leid, es war etwas doof, aber ich wollte halt Daisy endlich belohnen mit Informationen zum "Eisberg". Die eben auch erklärt, wieso er an seiner Schwester wie ein Schatten hängt und eben auch die Zauber trainiert.

Dass Daisy etwas verständnislos wirkt, war beabsichtigt. Sie war bisher ja immer sehr lieb und geduldig, aber, da Lysander es ihr wirklich schwer machte, wollte ich aufzeigen, dass auch sie einen schlechten Tag hat, dass auch ihre Geduld ein Ende hat. Ist vielleicht nicht ganz so gut geglückt.

Okay, an die Romilda Vane hatte ich mich auch grob erinnert. Wo eben Ron die Pralinen bekommen hat. Ich wusste nur nicht ihren Namen. XD

Zu erst wollte ich Daisy ihn fragen lassen, ob er zum Ball mit ihr geht. Gemäß den Motto selbst ist die Frau. Aber dann passte es anders herum doch besser.


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