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Farewell Stories

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Feeling your pain

Feeling your pain
 

Ich saß im Dachboden, an dem einzigen Fenster, das es hier gab uns sah mir die untergehende Sonne an. Von hier oben konnte man genau sehen, wie die Sonnenstrahlen sich den Tag über veränderten. Eigentlich beobachtete ich den ganzen Tag nichts anderes als die Sonne. Ich durfte diesen Ort nicht verlassen, du hast mich ausdrücklich darum gebeten und ich hatte mich bisher immer daran gehalten.
 

So sah ich also jeden Tag zu, wie eine rötlich schimmernde große Kugel morgens mit ihren Strahlen zuerst die Erde abtastete, sich dann weiter über die Büsche, Sträucher und Bürgersteige bis hin zu den höchsten Häuserspitzen erhob und den halben Tag über hoch am Firmament stand, um die Menschen mit ihrem warmen Licht zu wärmen. Gegen Abend dann verlief das ganze Schauspiel umgekehrt und mit jeder Minute, die verging stahl sich das Licht aus meinem freiwillig gewählten Gefängnis und ließ mich in der Dunkelheit zurück, die dann auch endlich Ruhe mit sich brachte.

Nachts war es in diesem Haus endlich ruhig.
 

Ich war froh, denn bald würde es wieder still werden, ein seltsames Schweigen würde dieses Haus einnehmen und du würdest endlich wieder ruhig atmen können. Noch immer verstand ich nicht, warum du jeden Tag diese Pein über dich ergehen ließt und warum du mich nicht endlich um Hilfe batst. Aber alles, was dir dazu einfiel war immer nur dein "Es-wird-schon-wieder-alles-gut-Lächeln" und die Worte "Du würdest ihn nicht am Leben lassen". Das war alles, was du jemals zu diesem Thema gesagt hast und du hattest wohl Recht. Wenn ich deinen Peiniger jemals in die Finger bekam, dann würde er keine Sekunde mehr in dieser Welt verbringen dürfen.
 

Die Tür zum Dachboden ging auf und dein Kopf erschien durch die Bodenluke. Ich spürte, dass du mich suchst, aber ich saß doch an demselben Platz, an dem du mich immer vorfandest. An dem einzigen Licht spendenden Platz, der zudem auch mein einziger Kontakt zur Außenwelt bedeutete. Du hieltst mich hier auf dem Dachboden wie eine abnormale Kreatur, am linken Fuß angekettet.

Aber es war nur zu meinem besten. Ja, das sagten immer alle. Nur zu meinem besten. Du hattest Angst, dass mir etwas passieren konnte und du hattest Angst, dass ich jemandem wehtun konnte. Ja, ich denke, dass das wohl der Grund war, warum ich seit einer Ewigkeit kein anderes menschliches Gesicht gesehen hatte als deines.
 

"Ich hab hier was zu Essen für dich", ertönte dein leises Flüstern und hallte in dem beinahe leer stehenden Dachboden wider. Bis auf ein Bett und ein ziemlich altes, aber wirklich gemütliches Sitzkissen, auf dem ich den ganzen Tag, manchmal auch die ganze Nacht saß, gab es hier keine Möbel. Vorsichtig näherten sich deine Schritte, fast so, als hättest du Panik davor das wilde Tier, das vor dir angekettet war zu reizen.

Aber ich war müde. Ich war es leid ständig schief angesehen zu werden und ich wollte nicht mehr, dass du, der letzte Mensch, der sich noch um mich kümmerte, mich meiden würdest. Alles, was ich in diesem großen Raum, der meine Einsamkeit in sich aufsog, um sie mir doppelt und dreifach wieder ins Gesicht zu schleudern, noch wollte war jemanden bei mir zu haben.
 

"Danke, ich hab keinen Hunger." Dieselbe Antwort, die ich dir jedes Mal wieder gab. Ein Lachen war von dir zu hören, während deine Schritte immer fester wurden. Noch immer war mein Blick auf die Welt außerhalb gerichtet, die für mich unerreichbar war. "Iss bitte." Das war niemals eine Bitte, sondern immer eine Forderung.

Wenn du mich schon hier hieltst wie ein Tier, dann wolltest du wenigstens sicher gehen, dass dein Gefangener möglichst lange durchhielt, um die Folter zu genießen. Widerwillig wandte ich meinen Blick von den letzten Sonnenstrahlen und nahm dir schweigend das Essen ab. Es schmeckte wie jedes Mal hervorragend und doch hatte ich nur das Gefühl, dass du mich damit am Leben halten wolltest, um mich jeden Tag mehr zu quälen.
 

Schweigend standst du eine Weile neben mir, wolltest dich gerade dazu überwinden dich gegenüber von mir hinzusetzen, als dein Name mit soviel Abscheu, wie ich es lange nicht mehr gehört hatte, durchs Haus hallte. Ich sah dir zum ersten Mal heute in dein Gesicht und erkannte die Furcht. Aber helfen durfte ich dir ja nicht... "Geh, bevor alles noch schlimmer wird."

Ein resignierendes Nicken war alles, was du mit rasendem Herzen und panischem Gesichtsausdruck noch zustande bekamst. Deine Furcht war im ganzen Raum spürbar und verdrängte meine Einsamkeit für einige Sekunden. Jeden Tag wanderte dein verängstigter Blick zu mir, aber du selbst hast mir ja verboten mich einzumischen. Und ich hatte noch diesen Fußschmuck, der mich daran hinderte überhaupt zum Ausgang aus diesem Dachboden zu gelangen.
 

Wieder wurde dein Name gerufen, diesmal jedoch verärgert. Er war wütend, weil du dir so viel Zeit ließt. Und je länger du hier wie gebannt stehen bliebst, desto mehr aufgestaute Wut würde er an dir auslassen. Kopfschüttelnd fragte ich mich, ob du das jemals begreifen würdest. Deine Strafe wurde dadurch doch nur noch schlimmer. "Ich will nicht gehen..." Dein verzweifelter Blick ruhte auf meinem Gesicht.

Aber was sollte ich denn tun? "Lass mich frei und", wollte ich beginnen, aber du unterbrachst mich schnell. Du wolltest die Worte nicht hören, die ich jetzt gesagt hätte. Und ich werde mich um ihn kümmern... "Wirst du hier warten?" Ich gab dir ein Zeichen, dass du endlich gehen solltest, bevor dein Vater noch auf die Idee kam hier hoch zu kommen. "Ja...", flüsterte ich und du gingst ins Erdgeschoss zu deinem Erzeuger, um dir deine Strafen zu holen. "Und ich werde mit dir leiden, so wie jeden Tag."
 

Du hattest ja keine Ahnung, dass deine Schmerzen und deine Wunden auch meine waren. Wann immer dir etwas widerfuhr, so konnte ich es am eigenen Leib spüren, mehr noch ich hatte deine Verletzungen selber. Unsere Verbindung war nicht nur geistig, nein, sie war auch körperlich. Ich spürte jede Regung deines Körpers und wenn du nur eine Gänsehaut bekamst, so hatte ich sie auch. Wir teilten das miteinander, aber davon wusstest du nichts. Weil du niemals meine Wunden hast erleiden müssen, denn mir passierte in diesem Dachboden ja auch nichts.
 

Seufzend wandte ich mich wieder der Außenwelt zu, vollkommen in dem Bewusstsein, dass diese Ruhe nur die vor dem Sturm war. Ich schloss die Augen, an Schmerzen war ich gewöhnt... Es tat mir nur um dich Leid. Dein zierlicher Körper hatte all die Schläge und Tritte nicht verdient. Sie entstellten das Bild eines perfekten Menschen... eines perfekten Engels... meines perfekten Hikaris.

Meine Fußfessel klimperte kurz, als ich meine Beine an mich zog. So waren die Bauchschmerzen, die gleich eintreten würden, am besten zu ertragen.
 

Und ich behielt Recht. Ein stechender Schmerz breitete sich in meiner Magengegend aus und raubte mir für einen Moment die Luft. Aber natürlich blieb es bei diesem einem Schlag nicht. Ihm folgten zwei weitere in die Magengegend und ich spürte, wie du in auf die Knie fielst. Ein paar Sekunden Verschnaufpause wurden dir gegönnt, bevor du gewaltsam wieder auf die Beine gezogen wurdest, nur um einen Schlag ins Gesicht zu bekommen, der dich gegen die Wand prallen ließ.

Ich fasste mir an die rechte Schläfe und spürte die rote Flüssigkeit. Wieder hatte er es geschafft dich zum Bluten zu bringen. Mit jedem Schlag, den er dir verpasste wuchs meine Wut auf deinen Vater und meine Verzweiflung über meine Hilflosigkeit. Ein toller Yami war ich... Ich konnte ja noch nicht einmal meinen Hikari vor den Fängen des Teufels beschützen, der in dem eigenen Haus wohnte.
 

Ich fühlte, wie das Blut langsam unsere Schläfen herunter lief, wie sich bei dir aber noch Tränen dazu mischten. Erneut hatte dein Vater dich zum Weinen gebracht, das eigen Fleisch und Blut... Ob er sich überhaupt bewusst war, wie viel Schmerz sein eigener Sohn empfand? Wie viel Tränen dieser schon wegen ihm vergossen hatte? Wie viel Blut schon aus dem zerbrechlichen Körper geflossen war...

Alles, was für deinen Vater zählte war, dass er seine Wut an dir auslassen konnte.

Weil du deiner Mutter so ähnlich sahst, weil er dir die Schuld an ihrem Tod gab, weil du in seinen Augen eine Schande für die Familie warst. Dabei war es doch dein versoffener Vater, der die Schande verursachte. Ich sah doch, wie die Menschen draußen dieses Haus mieden, einen großen Bogen darum machten, sobald du einen deiner schmerzerfüllten Schreie losließt.

Anstatt zu helfen gingen die Menschen nur schneller weiter, nicht wissend, dass sie dadurch meinen unschuldigen Engel irgendwann in den sicheren Tod schickten. Lange würde dein geschundener Körper diesen Gewaltattacken nicht mehr standhalten, das spürte ich, das wusstest du.
 

Wieder bekamst du ein paar Faustschläge ab. Zwei in dein Gesicht, zwei in den Magen. Nannte das dein Vater gerade wirklich ausgleichende Gerechtigkeit? Nach dem Motto: Wenn man dir auf die eine Wange schlägt, so halte auch die andere hin? Niemand hatte es verdient so behandelt zu werden, niemand... Und schon gar nicht mein Hikari...

Wenn ich meinen Millenniumsring doch noch hätte. Schneller als dein Vater sich bei dir für alles entschuldigen könnte wäre er im Reich der Schatten, das habe ich dir schon oft gesagt.

Und nur dein liebevolles Lächeln dafür geerntet.
 

Du hast deinen Vater trotz allem geliebt. Für mich vollkommen unverständlich, aber deswegen hast du mir auch meinen Ring weggenommen. Damit ich wirklich nichts gegen deinen brutalen Vater unternehmen konnte. Ich hatte plötzlich einen seltsamen Geschmack im Mund, der mir nur allzu bekannt war. Es war Blut, verursacht durch die vielen Schläge in den Magen. Erneut fielst du zu Boden, diesmal brachst du einfach zusammen, was deinem Vater die Möglichkeit gab dich in aller Seelenruhe zu treten.

Auch ich konnte meine Sitzposition nicht mehr halten, zu stark waren heute die Schmerzen. Eine Hand am Fenster und die andere auf dem Fußboden abstützend kniete ich über dem kalten Dielen und sah, wie mir das Blut aus dem Mund tropfte.
 

Dieser widerliche Mistkerl, lange war es her, dass ich selber solche Schmerzen hatte erleiden müssen. Sobald ich hier raus durfte würde dieser Mann seine gerechte Strafe bekommen. Für all die Qualen, die er die Jahre über meinem Hikari zugefügt hatte. Mein Hass auf diesen Mann schien keine Grenzen zu haben, obwohl er mir niemals auch nur ein Haar gekrümmt hatte. Aber es reichte, dass er das mit dir getan hat.
 

Deine Schreie drangen bis zu mir herauf, einer war schrecklicher und angsterfüllter als der andere. Aber jeder hatte dieselbe Botschaft. Du sehntest dich nach Erlösung, danach, dass das ganze endlich aufhören würde... Dass man dir einmal helfen würde. Aber der einzige Mensch, der jetzt am liebsten diese Hilfe schenken würde saß auf dem Dachboden, am Fuß angekettet und war vollkommen machtlos. Ich hatte nicht einmal den Hauch einer Chance dir in irgendeiner Form beizustehen.

Ich hörte, wie du verzweifelt meinen Namen riefst. So sehr mich diese Schreie auch trafen, so unfähig war ich etwas für dich zu tun. Ich konnte dir da nicht raus helfen. Das konntest nur du alleine...
 

Immer mehr Blut staute sich in meinem Mund, aber ich wollte nicht den ganzen Boden damit besudeln. Du solltest nicht merken, dass ich mit dir litt. Ein letzter Tritt folgte in deinen Rücken und ich bemerkte, dass du dein Bewusstsein verlorst. Du bekamst die folgenden Schmerzen nicht mehr mit, ich hingegen schon.

Dein widerlicher Vater nahm deinen bewusstlosen Körper und prügelte wohl jeden Verstand aus dir heraus. Der Mond hatte schon längst den Platz der Sonne eingenommen, als er dich endlich in dein Zimmer schmiss und die Tür hinter dir zuknallte. Dann verschwand er aus dem Haus. Mit letzter Kraft konnte ich sehen, wie er die Straße entlang ging, um wieder in irgendeine Bar zu gehen.

Erschöpft krabbelte ich am Boden entlang zu dem Bett und schaffte es gerade noch mich irgendwie darauf zu legen, bevor auch mich die Bewusstlosigkeit zu sich holte.
 

Als ich aufwachte sah ich in dein schlafendes Gesicht und kroch erschrocken ein wenig zurück. Du saßt an meinem Bett, hast neben mir gewacht und ich erkannte im schimmernden Mondlicht deine zahlreichen blauen Flecken. Auf deinem Gesicht, an deinen Armen, einfach überall, wo du mit den großen Kleidern, die du ständig anhattest, die Wunden doch nicht verstecken konntest. Erneut stieg Wut in mir auf, dich leiden zu sehen machte mich so unendlich traurig und zornig. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal jemanden so sehr gehasst habe wie deinen Vater.

Getrocknetes Blut klebte noch an deiner rechten Schläfe und neben deinen Mundwinkeln.
 

Ich sah an mir herunter und wunderte mich, dass meine Kleidung an meinen Armen über und über mit Blut getränkt war. Dabei hatte ich da doch überhaupt keine Schmerzen. Mein Blick fiel auf das Bettlaken und mit einem heiseren Schrei bemerkte ich, dass auch das nur so von Blut bedeckt war. Was zum Teufel war hier denn nur passiert? Ich krempelte unter größten Schmerzen meine Ärmel zurück und hätte beinahe wieder angefangen zu schreien. Das konnte doch nicht dein ernst gewesen sein. Warum hast du das nur getan?
 

Jetzt verstand ich auch, warum überall das Blut klebte. Verzweifelt ignorierte ich das Stechen in der Magengegend und die Rückenschmerzen und zerrte dich richtig auf das Bett. Wenn ich doch nur eine Lampe oder sowas hätte, dann könnte ich sehen, wie schlimm deine Verletzungen waren. Aber mir blieb nichts anderes übrig, als dir im Mondschein die Blutungen zu stoppen.

Hilfe, jetzt brauchten wir beide wirklich Hilfe. Aber ohne den Schlüssel für die Fußkette konnte ich wieder nichts tun und musste wahrscheinlich zusehen, wie du vor meinen Augen sterben würdest.
 

Doch zu meiner großen Überraschung war mein Fuß befreit, die Kette lag geöffnet am Fenster. Mein Bein war frei... Ich schnappte mir deinen schwachen Körper und trug ihn in das dunkle Wohnzimmer, legte dich aufs Sofa und rief den Notarzt. Von deinem Vater war keine Spur zu finden, aber der würde schon noch dafür büßen, darauf konntest du Gift nehmen.
 

Im Krankenhaus haben sie sofort unsere Pulsadern mit Druckverbänden versiegelt. Der behandelnde Arzt fragte mich dauernd, warum wir beide einen gemeinschaftlichen Selbstmord begehen wollten und wer uns die ganzen Verletzungen zugefügt hatte. Aber aus meinem Mund kam kein Wort. Ich war es nicht mehr gewohnt mit anderen Menschen zu reden. Und ich wollte auch nur mit dir reden.

Doch du bliebst mehrere Tage bewusstlos, manchmal sagten mir die Ärzte, dass dein Zustand sich ständig verschlimmerte und wenn du nicht bald aufwachst, dann konnten sie nicht sagen, ob du diesen Selbstmordversuch auch überleben würdest.
 

Es war egal, was die Ärzte behaupteten, ich wusste es besser. Du würdest wieder aufwachen, du hast gelernt zu kämpfen, auch wenn du gar nicht kämpfen wolltest. Bisher hattest du jedes Mal wieder deine braunen Augen aufgemacht. Und so war es auch dieses Mal. Vielleicht wolltest du auch nicht wirklich dein Leben beenden, ich wusste es nicht. Mag sein, dass dein Wunsch nach Leben doch größer war, als der nach deinem Tod.

Eine Woche nach diesem Versuch bist du endlich aufgewacht, hast mir zum ersten Mal seit langem wieder richtig in die Augen gesehen. Und zum ersten Mal habe ich dein Lächeln übernommen.
 

"Was ist passiert und wieso hast du überall Verbände?" Deine Stimme war noch schwach, aber genauso unschuldig und rein wie immer. Deine grausame Tat hatte dein unfehlbares Wesen also nicht beeinträchtigt. Erst jetzt bemerktest du, dass ich an denselben Stellen einen Verband hatte und ich sah dir deutlich an, dass dir ein Licht aufging. Behutsam strich ich über deinen Kopf, immer und immer wieder. "Mach das nie wieder, okay? Wenn du dich tötest, dann beendest du auch mein Leben. Und obwohl ich jeden Tag immer nur dasselbe sehe, so will ich nicht sterben. Denn du warst jeden Tag bei mir."
 

Tränen rannen dein bleiches Gesicht herunter, ich hielt sie nicht auf. In diesem Moment war mir bewusst, dass dein Wunsch nach dem Frieden für deine Seele doch so stark war, wie die Ärzte es vermutet haben. Ganz egal, wie sehr du sterben wolltest, ich würde nicht zulassen dass du dadurch dein Leben ruinieren würdest. Nicht nur deines, sondern auch meines. Mein Leben war bestimmt nicht schön, deines auch nicht, aber man sollte nicht den Mut verlieren und es einfach so beenden. Dafür war dein Leben viel zu kostbar.
 

Plötzlich fiel dein Blick auf das, was sich unter meinem Shirt befand und deine Augen weiteten sich entsetzt. Ja ich hatte ihn wieder gefunden, meinen Millenniumsring. Du hast versucht ihn vor mir zu verstecken, aber Dinge, die zusammen gehören kann man nicht trennen. Sie finden einander immer wieder, egal, wie weit sie voneinander getrennt sind.

"Du hast ihn doch nicht... Ich meine... mein Vater... Du hast den Ring doch nicht etwa benutzt?

Er... er lebt doch noch?"

Auf mein Schweigen hin kullerten mehr Tränen deine zierlichen Wangen herunter und deine Hände krallten sich verzweifelt in die Matratze. Unter einigen Schluchzern konnte ich die Frage "Warum?" heraushören, aber eine Antwort bekamst du von mir trotzdem nicht.
 

"Was hast du mit meinem Vater gemacht?", kam schließlich doch die Frage, auf die ich dir eine Erklärung geben musste. "Du musst dir nie wieder Gedanken darüber machen, dass er dir etwas antun kann." Aber das war nicht das, was du hören wolltest. Du wolltest Klarheit. Die Gewissheit, dass er wirklich im Reich der Schatten war, dass ich es doch getan hatte.

Ich fragte mich, ob ein Teil von dir nicht doch froh darüber wäre, wenn er im Schattenreich gefangen wär. Jedoch wollte ich es nicht herausfinden. Eigentlich war ich mir sicher, dass du mich dann hassen würdest.
 

"Was hast du mit ihm gemacht?" Deine Stimme wurde mit jedem Wort lauter, die Verzweiflung ließ sie sich kurz überschlagen, aber deine Tränen waren verschwunden.

"Du hast ihn umgebracht!", stießt du, nach einer langen Schweigepause meinerseits, wütend und abstoßend hervor. Nun ja, dieser Teil von dir wollte wohl nicht, dass deinem Vater etwas passierte.

Noch einmal riefst du mir diese Worte ins Gesicht, jedes verletzte mehr als die Schläge, die ich durch dich ertragen musste. "Du hast ihn getötet!"
 

So groß war also dein Vertrauen in mich? So sehr trautest du meinen Worten, die ich dir auf deinem Dachboden gegeben hatte? Machte es überhaupt einen Sinn dir die Wahrheit zu erzählen, wenn du mir sowieso nicht glaubst?

Dein anklagender, verhasster Blick ruhte auf meinem Gesicht, aber mein Mund machte keine Anstalten dir auch nur noch eine deiner Fragen zu beantworten.
 

Gerade als du mich anschreien wolltest, dass ich aus deinem Leben verschwinden sollte, öffnete sich deine Zimmertür und der Arzt trat ein, dicht gefolgt von einem Mann, der die pure Angst in dein Gesicht steigen ließ. Ja, dein Vater war im Krankenhaus, um dich wieder zu sich zu holen. Er war hier und nicht im Reich der Schatten, aber das war wohl das letzte, an das du in diesem Augenblick denken konntest...
 

Wieder saß ich auf dem Dachboden, den Kopf an das einzige Fenster gelehnt und beobachtete die Sonne, die sich gerade auf den Weg machte die Dunkelheit in der Stadt an die Herrschaft zu lassen. Von unten konnte ich die Schreie deines Vaters hören, spürte, wie dein Hass mit jeder Sekunde zunahm. Die Menschen auf der Straße zogen ihre kleinen Kinder schnell an diesem Haus vorbei, damit diese nichts von dem mitbekamen, was sich hier drin abspielte.
 

Wer konnte es den Menschen verübeln, dass sie dieses verfluchte Haus mieden, als ob hier drin der Teufel persönlich leben würde. Wieder einmal wurde es für eine Weile still und mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht sah ich, wie dein Vater torkelnd die Straße entlang ging. Ich stand auf, um zu dir zu gehen. Meine Fußkette hatte ich nicht mehr, aber du wolltest, dass ich nur zu dir komme, wenn dein Vater außer Haus war.

Leise dröhnten meine Schritte auf den kalten Fließen, die im ganzen Haus waren, bis mein Beine schließlich vor dir anhielten. Ich konnte nur deinen Rücken sehen, wusste aber, dass du unfähig warst irgendetwas zu denken. Deine Gedanken waren nur von dem Hass erfüllt, der dein Herz befallen hatte.
 

"Es hat jetzt ein Ende Ryou. Lass den Hass in dir abklingen, es ist vorbei. Ich habe dir doch gesagt, dass er dir nie wieder etwas antun wird." Ein zögerliches Nicken kam von dir und ich drehte dich an den Schultern zu mir herum. Tränen rannen unaufhaltsam dein Gesicht herunter und fielen nacheinander auf den Boden. Vorsichtig legte ich meine Hände auf deine und nahm dir das Messer weg.
 

Ich habe doch versprochen, dass ich deinem Vater nichts tun werde, aber du hattest ja keine Ahnung, wozu die Verzweiflung einen Menschen treiben kann. Nicht ich habe deinem Vater das angetan...
 

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Ja das war also meine zweite Geschichte. Die ist mir eigefallen, als ich an akutem Schlafmangel litt (hab ich in den Ferien irgendwie immer *gg*) und da hab ich sie dann auch geschrieben... ^^'

Euer Kuragirl



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RyouAngel
2006-04-25T13:36:22+00:00 25.04.2006 15:36
Blöder Vater!!Das war echt heftig, ich liebe diese FF!!
Ich liebe das wirklich!
*süchtig ist*

Deine RyouAngel
*dich knuddel*
Von:  Umi
2004-06-18T16:38:35+00:00 18.06.2004 18:38
*wieder abgeht wie nix*
*feierz sich alle*
Du hast Ideen!
*kuller*
*dich wieder rüttel*
*fahne schwenk*
*lechz*
*mehr haben will*
*noch nit genug Blut und leid hatte XD*
Hach, diese... "Ruhe" und all das.... super getroffen! Also, ich meine, ich konnte mir richtig YBakus ausdrucksloses Gesicht vorstellen... und ne ruhige Stimme... *sabba*
Meehr davon!
*noch immer an deinem bein kleb XD*
Von:  Beccy-chan
2004-06-11T20:55:00+00:00 11.06.2004 22:55
du hast Bakuras Sicht echt gut beschrieben! man konnte sich das echt gut vorstellen!^.^
mata ne
Beccy
Von:  its-me
2004-06-08T14:50:43+00:00 08.06.2004 16:50
interessante Idee, gefällt mir gut, das mit den synchronen physischen Reaktionen, auch das Ende
Baku mal als Schicksalsergebener :)
wenigstens überleben diesmal beide!-um den Vater tuts mir echt nicht Leid
(zum Glück sind keine expliziten Gewaltbeschreibungen enthalten, die Situation kommt auch so eindeutig rüber)-Kompliment+Blumen überreich
Grüße+Knuddel
its-me.
Von:  Simyta
2004-06-07T21:26:27+00:00 07.06.2004 23:26
O.o
Yami Baku in Fesseln *sabber*
*auch will*
^^
tolle Schreibweise... wie immer!!!
ein sehr sehr sanfter Yami Baku... hach.... und Ryou *schwärm*

mehr mehr... ich brauche m-e-h-r..

*ganz dicken knuddel*
deine Simyta
Von:  Tony
2004-06-06T20:11:11+00:00 06.06.2004 22:11
*zusammen mit Daya-chan Bakuragirl-ist-die-Beste-Fanfic-Autorin-Fähnchen schwenk*
genau, genau *nick* ich schließe mich deinem kommi an daya ^^
aber ich hab natürlich selbst noch was zu sagen: diesen one-shot mag ich total gerne ^^ endlich ist mal nicht bakura der böse der ryou schlägt und so weiter sondern ryous Vater *freu* okay, eigentlich sollte ich mich nicht freuen dass ryou geschlagen wird... mach ich ja auch gar nicht, ich freu mich nur dasses nicht Bakura ist der ihn verletzt *drop*
aber du hast immer so super Ideen ^^ ich weiß gar nicht wie du immer darauf kommst, mir würd sowas nie einfallen und dann ist es auch noch genial... man kann sich alles so super vorstellen weil es so realistisch dargestellt ist und man kann sich in die Charas richtig gut rein versetzen =D
hach, ich liebe deine FFs einfach ^^ *nochmal fähnchen schenk* wahaha XD irgendwie bin ich ein psycho *blöd inner gegend rumlach*
naja *drop*
jedenfalls super story ^^
baba
Ti-chan *nochmalknuff*
Von:  Dayari
2004-06-06T11:15:13+00:00 06.06.2004 13:15
oh wow O.O *glotz* soo was von GEIL!!!!!! das war ja wirklich zum... tzz... wow!! *immma noch glotz* ich HASSe ryous vater... wenn ich den erwische.. *seziermesser inner hand hält* *Psycholache mach*
also hier mal wieder die top 3 der stellen, die ich am schönsten fand:
3. "Noch einmal riefst du mir diese Worte ins Gesicht, jedes verletzte mehr als die Schläge, die ich durch dich ertragen musste. "Du hast ihn getötet!"" >oh mein gott, ich dachte im ersten moment, ryou holt sich gleich ein messer und bringt bakura um oder so O.o das war echt GEIL *applaudier* man fühlte richtig bakuras verzweiflung O.o
2. " Alles, was ich in diesem großen Raum, der meine Einsamkeit in sich aufsog, um sie mir doppelt und dreifach wieder ins Gesicht zu schleudern, noch wollte war jemanden bei mir zu haben." > OMG O.o ich hab echt nich gewusst, aus wessen sicht das nun geschrieben war O.o so drü eigentlich nur bakura aus, aber dass ryou ihn einsperrt, hab ich da nich gerafft O.o geil geschrieben!!!!!
and the winner is: "Ich hörte, wie du verzweifelt meinen Namen riefst. So sehr mich diese Schreie auch trafen, so unfähig war ich etwas für dich zu tun. Ich konnte dir da nicht raus helfen. Das konntest nur du alleine..." >*heul* *bildschirm mit nussecke besudel* ääh ^^* wow. das war ja wahnsinn!!!! ich finde, in diesen sätzen kriegt man einen einblick in bakuras gesamte gefühlswelt: wie sehr er sich wünscht, für ryou dazusein, und vor allem, wie er ryou innerlich für seine gutherzigkeit verflucht, gleichzeitig aber genau diese an ihm so liebt.
^^ mal wieder ein langer kommi ^^
ich freu mich schon, wenn neue stories kommen!
*"bakuragirl-is-die-beste-darkfic-autorin"-fähnchen schwenk*
baba *knuddl* bis zur nächsten ff ^^
Daya
Von:  teufelchen_netty
2004-06-05T18:18:24+00:00 05.06.2004 20:18
boar klingt absolut hammergeil. mach ja nur weiter so. das ist so klasse. weiss gar nicht wie ich dich loben kann.
Von:  Jonnella
2004-06-05T15:50:58+00:00 05.06.2004 17:50
Also, Kura...wie kannst du nur?!?!
Wie kannst du nur eine sooooo schön-schreckliche FF schreiben?!
Das hier is soagr NIOCH besser als der erste Teil deiner Storys...einafch soooooo geil...

Ich liebe deine Kura POVs, die sind wirklich schwer zu übertreffen...
Hach, jetzt sind sich Ryou und des Marikchan ja doch ziemlich ähnlich...ham beide nen grausamen Vater...und wie, das war richtig shclimm, als du die ganzen Tritte und Schläge beschrieben hast...die Situation konnte man sich danach so richtig vorstelln!

Also, mach weiter mit diesen Nightstorys *zwinka*
Die sidn echt was ganz Besonderes...

*knutschaaflausch*
Johanna
Von:  Miss_Jam
2004-06-05T13:52:45+00:00 05.06.2004 15:52
>0< halloooo kura!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!>0<

also ich habe das gerade mal gelesen *keinwunderoda* und toll traurig aber sooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo​oooooooooooooooooooo toll. tjaaaaaa was soll ich dan noch sagen ???? *überleg* fällt nichts ein also bis zum nächsten kommentar

bussäl dein *aufimmerundewiger* fan D
J


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