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Wintermärchen

von

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Autor: Clea

Anm.: Diese ff widme ich Levin, die mich auf die Idee gebracht hat und Shi, die Ryutaro über alles liebt.......
 


 

Wintermärchen

Teil 1
 


 

"Nicht wahr!!"

Schreie.

Türenknallen.

Alltag.

Ryutaro seufzte, erhob sich schwerfällig von seinem bequemen Lager, ging zur Tür und schloss sie. Er seufzte noch einmal tief bevor er sich wieder auf den weichen Kissen seines Bettes niederließ und seine Lektüre wiederaufnahm. So verbrachte der Junge Abend um Abend: Alleine - er genoss die Ruhe, in seinem gemütlichen Zimmer, gerade an eisigen Wintertagen, wie diesem - behaglich in eine flauschige Decke gewickelt und voller Konzentration in seine Bücher vertieft. Was das betraf war der junge Japaner äußerst wählerisch, er bevorzugte anspruchsvollen Lesestoff, flüssig und fantasievoll geschrieben; erfüllte ein Roman dieses Kriterium, konnte er im Weiteren sein, wie er wollte, Ryutaro verschlang jede Art von Buch: Fantasiebücher, Krimis, Liebesgeschichten, Literatur (japanische sowie ausländische) etc. etc. Wirklich, könnte den sonst so steif und verschlossen wirkenden Musterschüler jetzt jemand sehen, ihm würden Tränen in die Augen steigen bei dem rührseligen Anblick: Der junge (er war 17), dünne Japaner, eingewühlt wie ein Maulwurf in Decken und Kissen; Bücher, Mangas und drei sehr kitschige Kühlschrankmagneten (in Form einer Erdbeere, eines Hasen und eines europäischen Gelbschwanzotters) flogen auf dem Boden herum; in dieser natürlichen Umgebung sozusagen wirkte Ryu noch viel zarter als sonst, man hatte das Gefühl, er würde in tausend glitzernde Scherben zerbrechen, würde man auch nur daran denken, ihn zu berühren. Noch so etwas, das er hasste (also außer Lärm): Berührungen. Allein die Vorstellung jemanden auf die Schulter zu klopfen oder, sehr verwegen, sogar zu umarmen, jagte dem armen Kerl bereits wilde Schauer über den Rücken. Da blieb er doch lieber bei seinen Schätzen, die Bücher würden ihn nicht verletzen (Anm. der Autorin: das reimt sich *uahahaaa*). Ryutaro sagte sich immer: Alles was Seiten hat, schlägt dich nicht (Anm. der Autorin: wie weise =.=).

Mit seinen schlanken Finger blätterte er um, die Geschichte fesselte ihn. Es handelte sich um eine besonders wunderbare Stelle, so wunderbar, dass er unwillkürlich lächeln musste. Das war es, was Ryutaros Bücher seinen Mitmenschen voraus hatten: Sie zauberten einen fröhlichen, geradezu liebevollen Ausdruck in das hübsche, feine Gesicht des Jungen. Er war tatsächlich so vertieft, dass er gar nicht merkte, wie -

"TEUFEL, das ist nicht WAHR, du Affe!!!" Eine Tür wurde so gewaltsam aufgerissen, dass Ryutaros Haarspitzen im Luftzug flatterten. Einer der Kühlschrankmagneten (nämlich der in Form einer Erdbeere) stob unwillkürlich in eine der Zimmerecken und verschwand. (Anm. der Autorin: Kühlschrankmagneten sind in der Tat die einzigen Objekte dieser Erde, die, wenn man sie nur richtig pflegt, eine Persönlichkeit entwickeln können; es gibt Menschen denen es gelungen ist, ihre magnetischen Zettelhalter so weit zu bringen, dass sie nach geraumer Zeit imstande waren, ein eigenständiges Leben zu führen; bezüglich dessen ist öfters von einem solchen Magneten in Taizé (Frankreich) die Rede, der sogar ohne fremde Hile Salat putzen könne) Der kleine Japaner knallte, nebenbei bemerkt mit einer Gewalt die man ihm nicht zugetraut hätte, sein Buch zu, schloss kurzzeitig die Augen, zählte langsam von zehn rückwärts und sagte dann ganz ruhig: "Totchi. Raus." Ein eisiges, kristallenes Glitzern in seinen Augen zeigte, wie ernst es Ryutaro war, doch der Eindringling dachte gar nicht daran, dem Befehl Folge zu leisten und sich zu verziehen.

"Aber, aber, du MUSST ihm sagen, dass es nicht WAHR ist!!", empörte sich der sehr große, sehr hübsche Junge mit glänzenden schwarzen Haaren und scharf geschnittenem Kinn, der eben ins Reich unseres zierlichen Japaners eingefallen war.

"Die behauptet, wenn ich so mache....", er machte so (was im Klartext heißt, er schwang sich auf Ryutaros Schreibtisch, schlug die Beine übereinander, fuhr mit der Hand seinen Oberschenkel nach, lehnte sich lasziv nach hinten, schloss halb die Augen und verzog den Mund zu einem leisen, verführerischen Lächeln und das alles in sehr kurzer Zeit), "dann sehe ich aus, wie eine Crackhure!!!!"

Der Junge, übrigens Ryutaros älterer Bruder (gerade mal 18), rieb während er sprach.....nun ja.....nicht gewollt, sondern eher....instinktiv die Beine aneinander und stöhnte demonstrativ, woraufhin Ryutaro ihn erschrocken anstarrte. Übrigens trug besagter Bruder zu besagtem Augenblick nichts außer Strapse, besetzt mit nachtblauen Rüschen und dazu ein reich verziertes blaues Korsett am Leib.

Das musste es sein.

Er war adoptiert.

Ryutaro legte sein Buch wortlos und mit gerröteten Wangen (ob vor Wut oder Scham ließ sich gerade schwer sagen) auf den Nachttisch und zog die Decke Schutz suchend über seine Schultern. Wäre er jetzt doch nur wieder alleine. Das durfte doch nicht wahr sein. Diese beiden Knallköpfe, diese Windbeutel hatten nichts besseres zu tun, als in seine gemütliche Atmosphäre zu platzen und den wohlverdienten Feierabend zu stören. Als nun auch der älteste von Ryutaros beiden Brüdern im Türrahmen erschien, sagte der dünne Junge seiner Stille (und seiner Geduld) ade und beherrschte sich nur mühsam, indem er weiter über die These nachdachte, dass seine Eltern ihn in Wahrheit vielleicht auf der Straße gefunden haben könnten. Hoffnung gab es noch. (Doch nicht für den Kühlschrankmagneten, der sich in der Ecke des Zimmers total verlaufen hatte und vermutlich nie wieder zum heimischen Kühlschrank zurückfinden würde; nebenbei soll erwähnt werden, dass eben jene Kühlschränke tatsächlich von einem gutherzigen Biologen anfangs den 20ten Jahrhunderts erfunden worden waren um den armen orietierungslosen Wesen ein Zuhause zu geben; dass Kühlschränke noch ungeahnte Vorteile für die Menschheit mit sich brachten, wie etwa der, dass man Lebensmittel in ihnen kühlen kann, stellte sich erst später herau) Er musste nicht zwangsweise mit diesen beiden Chaoten verwandt sein. Vielleicht waren seine echten Eltern Drogendealer oder Kriminelle. Eben ganz normale Leute. Das würde erklären warum er seinen Brüdern so unähnlich war.

"Pffff, du bist so nuttig, das schreit einem ja schon von weitem entgegen "Nimm mich", Kleine Tunte!", behauptete Die, strich sich über die rot gefärbten Haare (er war 20 und spielte in einer Band) und verzog seinen Mund zu einem hämischen Grinsen. Bei diesem Anblick würde Ryutaro, der das ganze schweigend beobachtete, immer am Liebsten reisaus nehmen.

"Dir ist doch egal, wer, hauptsache Sex, ne?"

"Nicht wahr", verteidigte sich der hübsche Junge, sprang auf die Beine und rümpfte arrogant die Nase, "also bitte, gut muss er auch sein!" Damit stolzierte er aus dem Zimmer, die Rüschen der Reizwäsche knisterten bei jedem Schritt, seine seidigen Haare schwangen verführerisch im Takt. Die schaute ihm nach. Dann zuckte er die Achseln und flötete "sorry wegen der Störung, Shin-chan," was eher so klang wie "Immer wieder gern!" wandte sich um und verließ ebenfalls den Raum.

"Grmpf, nicht mal die Tür kann er schließen!" Erzürnt stampfte der kleine Japaner zur Zimmertür und knallte sie zu, sodass Putz von den Wänden blätterte. "Ihr könnt mich mal......", murmelte er, schlug sich aber sogleich erschrocken die Hand vor den Mund. Da konnte man mal sehen, wie sehr ihn seine Brüder stressten und irritierten: Er begann sogar schon mit üblen Flüchen um sich zu werfen! Wo sollte das nur hinführen?! Am Ende würde er sich dazu hinreißen lassen Scheiße oder Fick dich ins Knie zu sagen, vielleicht sogar in Gegenwart anderer!

<In Wahrheit bin ich ihnen Schnuppe>, dachte Ryutaro, ließ sich auf sein weiches Bett fallen und zog die Beine an < Toshiya, dieser Homo, kümmert sich nur um seine Affären, Vater wäre bei seinem Anblick neulich beinahe in Ohnmacht gefallen. Und Die......der und seine blöde Musik......bescheuert......> Er umarmte seine Beine <Letztendlich bin ich ihnen doch egal.....irgendwann werden sie mich gar nicht mehr beachten.....dann bin ich endgültig unsichtbar....> Mit diesen trüben Gedanken im Hinterkopf machte sich Ryutaro daran weiterzulesen, auch wenn er sich jetzt nicht mehr so richtig konzentrieren konnte.
 

"Hui, kann es sein, dass wir den kleinen ein wenig gestört haben?" Toshiya stieß einen lauten Pfiff aus - er befand sich mit Die in seinem Zimmer, die beiden hatten eben erstaunt das Türenknallen ihres kleinen Bruders zur Kenntnis genommen.

"<Ein wenig> ist gut.....ich glaube, er ist rasend, weil wir ihn aus seiner geliebten Lektüre gerissen haben" Die schlenderte zum Bett und ließ sich grinsend darauf nieder.

"Pfff, so wie du aussiehst tut es dir gar nicht leid", erwiderte Toshiya ebenfalls grinsend und zog sein Mieder vor dem Spiegel zurecht. Schließlich nahm er einen blutroten Lippenstift zur Hand und widmete sich konzentriert seinem Mund.

"Gott, du weißt doch, wie er ist! In Wahrheit regt er sich ständig über alles auf, er lässt sich nur nichts anmerken....."

Der Mann vor dem Spiegel runzelte die Stirn und hielt beim make-up-Auftragen kurz inne um schnippisch in den Raum zu werfen: "Wie hast du es dann gemerkt, Mister Neunmalklug?"

"Ganz einfach...." Die ließ sich lachend nach hinten auf die Kissen fallen, "er wird unkonzentriert, macht Fehler.....lässt Dinge fallen und so, du weißt schon....Mann, wie kann er nur immer so ruhig aussehen.....er hat noch nicht ein einziges mal die Kontrolle verloren.....ich glaube langsam, das kann er gar nicht...."

"Und zurzeit ist Ryu-chan auch irgendwie depressiv, ne....",stellte Toshiya seinerseits fest, drehte den Lippenstift zurück, steckte den Deckel darauf und leckte mit der Zunge über seine geraden Zähne, um sie von Farbresten zu befreien. Der rothaarige Mann auf dem Bett starrte zur Decke und seufzte auf.

"Gott ja, er denkt, er ist unsichtbar, niemand sieht ihn, jeder ignoriert ihn und die Lehrer beachten ihn nur, weil er so ein kleines Genie ist....." Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Wie kann man nur so blind sein......."

"So unschuldig", korrigierte ihn sein Bruder und drehte sich um, um Die sein Werk zu präsentieren: volle tiefrote Lippen, rabenschwarze lange Wimpern, die Fransen der glatten schwarzen Haare, die ihm locker und seidig in die Augen fielen, was wirkte, als würde sein Haar so manches geheimnis verbergen. Dazu die nachtblaue Unterwäsche, welche nur wenige Teile seiner weißen Haut bedeckte. Toshiya fixierte den Älteren und ging auf ihn zu, während er sagte: "Ryutaro wird nie sehen, wie schön er ist. Mädchen wagen es nicht ihn anzusprechen, weil er tausenmal hübscher und anmutiger ist, als sie je sein werden. Wenn der Kleine durch die Stadt läuft, bleiben die Leute mit offenem Mund stehen und starren ihn an. Aber das wird er nie bemerken.....er lebt in seiner eigenen kleinen Traumwelt, wo es nichts böses gibt....hoffen wir, dass er niemals eines Besseren belehrt wird......" Er streckte seine Hände nach Die aus. Dieser ergriff sie und flüsterte zustimmend: "Ja, hoffen wir es." Mit diesen Worten setzte er sich auf und umfasste Toshiyas Hüfte. Der Jüngere nahm neben ihm Platz und zog ihn in einen innigen Kuss.

"Bruder....."
 

Ryutaro schwang seine Tasche auf die andere Schulter, stolperte über seine eigenen Füße und behielt gerade noch so das Gleichgewicht. Der Schüler schlurfte gedankenversunken und zugleich todmüde heimwärts. Er bemerkte die zwei kichernden Mädchen nicht, die in seine Richtung deuteten und erröteten, genausowenig wie den Jungen in Schuluniform, der, etwa so alt wie er selbst, mitten auf dem Gehweg stehen blieb und ihm erstaunt nachblickte. Wie Recht Toshiya hatte, der hübsche Japaner würde sich seiner eigenen Schönheit, seiner geheimnisvollen Ausstrahlung nie bewusst werden, er würde nie bemerken, dass sogar stockheterosexuelle Männer bei seinem Anblick schwach wurden.

Es war der 19. Dezember.

Eisiger Wind schlug ihm ins Gesicht, zerzauste seine Haare, machte seine Finger vor Kälte gefühllos. Als nächstes wollte Ryutaro schnell etwas essen und es sich dann mit einer heißen Tasse Tee in seinem Zimmer gemütlich machen. Da war dieses Buch, das ihn schon seit Tagen lockte, der Junge musste es einfach anfangen, darauf freute er sich seit langem. Ryutaro wusste genau, dass all der Stress, die Belastung, einfach alles schlagartig von ihm abfallen würde, sobald er die Zimmertür hinter sich schloss und die Welt draußen vor der Tür ließ. Was für ein wunderbarer Gedanke! Und die Kühlschrankmagneten wollte er auf dem Fenstersims deponieren, immerhin würde es sicher bald zu schneien anfangen und sie liebten es einfach, dem weißen Treiben der Flocken zu lauschen (Anm. der Autorin: Jawohl, lauschen; das hängt mit dem Wahrnehmungsvermögen dieser Wesen zusammen, was hier aber zugunsten des roten Fadens unserer Geschichte außer Acht gelassen werden soll; wir wollen ja nicht abschweifen *g*). Auf einmal ging Ryu leichter, die Welt schien ihm auch nicht mehr so farblos. Überhaupt war der Tag richtig gut gelaufen: Er hatte nach Unterrichtsschluss ein Gespräch mit seinem Lehrer, Niikura-sensei, geführt. Ryutaro bewunderte und mochte den Mann sehr, er unterrichtete Geschichte und Japanisch. Irgendwie hatte ihn dieser Mensch immer in Schutz genommen, wofür ihm der Junge zutiefst dankbar war, da er früher immer den Hänseleien seiner eifersüchtigen Mitschüler ausgesetzt gewesen war. Allerdings würde Ryutaro nie verstehen, was genau, zum Teufel, ihm jeder neidete. Das bisschen Fleiß und die guten Noten. In Japan gab es viele gute Schüler, die gab es in jedem Land, was war daran schon besonders? Genau, rein gar nichts. Könnten andere Dinge existieren, die Anlass zur Eifersucht gaben?

<Mmmmmh......mal überlegen...>

Und solche Gedanken beschäftigten ihn, als er, daheim angekommen, die Haustür aufschloss und leise in den Flur trat. An diesen Augenblick würde sich Ryutaro noch lange erinnern. Solche Gedanken und Gefühle, derartige Sorgen würden ihn niemals mehr plagen.
 

".....er lebt in seiner eigenen kleinen Traumwelt, wo es nichts böses gibt....hoffen wir, dass er niemals eines Besseren belehrt wird......"
 

Der 19. Dezember war in diesem Sinne der Tag, an dem Ryutaro endlich eines Besseren belehrt wurde.
 

"Ich bin Zuhause! Totchi? Die? Seid ihr da?" Eine sanfte, hohe Stimme schwang zaghaft durch das stockdunkle Wohnzimmer und wurde von den Gardinen verschluckt. Ryutaro lies behutsam seine Büchertasche vom Rücken gleiten, dachte aber gar nicht daran, das Licht einzuschalten. Was das betraf war er etwas merkwürdig. Der junge Schüler hatte die Dunkelheit schon immer genossen, er fühlte sich hier seltsam geborgen, als würde das Schwarz ihn mit seinen unsichtbaren Armen umfangen und fest halten. Einen Augenblick lang blieb er regungslos stehen, mit weit geöffneten Augen und genoss das Gefühl endlich alleine zu sein.

Apropos, wo waren nun eigentlich seine zwei Brüder?

Eigentlich müssten beide ihm Hause sein.....oder hatte er sich getäuscht und Dies Bandproben (zu denen er Toshiya regelmäßig mitnahm) dauerten bis 22:00 Uhr an?

Das Licht ging an.

"Hallo Ryutaro."

Die saß auf dem Sofa. Toshiya lehnte im Türrahmen.

"Schon da?"

Ryutaro wusste nicht was er sagen sollte. Ja, er war, wie beide sehen konnten, bereits zu Hause. Aber was sollte diese Show?! Warum hatten sie nicht geatwortet, als er gerufen hatte?

<Ich habe sie nicht gespürt! Die beiden haben sich derartig ruhig verhalten, dass ich nicht mal ihren Atem hören konnte, kein Rascheln, kein Knistern, nichts>, dachte er verwirrt. Dann überkroch ihn eine panische Angst, die er sich nicht erklären konnte.

<Warum schauen sie mich so an?! Irgendwas stimmt hier nicht! Nein, ich will weg......> Er ahnte, spürte, wusste, dass etwas anders war. Die hatte sich nach vorne gelehnt und den Kopf auf seine Ellbogen gestützt. Er blickte seinen jüngeren Bruder unverwandt mit bewegungslosem Gesicht an.
 

Aber was? Was war anders?
 

Toshiya schaute ihm in die Augen. Kein Wort. Hände in den Hosentaschen.

Ja ... die Art ... die Art wie sie ihn anschauten ... hatte sich geändert ... nicht mehr wie ältere Geschwister ihren kleinen Bruder ... sondern ...

Die erhob sich. Er lächelte. Aber nicht dieses neckische, hämische Lächeln, für das er so berühmt-berüchtigt war, sondern ein geradezu liebevolles Lächeln, dass Ryutaro zutiefst verängstigte.

"Na, Kleiner?" Die stand nun vor ihm. Toshiya löste seine steife Haltung und ging ebenfalls auf ihn zu, ganz ohne Hüftschwung, ohne anzügliches Grinsen, er lief einfach nur, wie jeder andere normale Mensch auch.

"Wie war es in der Schule?" Die Frage stammte von Toshiya, es war klar, dass er keine Antwort erwartete. Mit einer müden Geste striff er sich eine lose Strähne seines dunklen Haares hinter die Ohren.

"W ... was ...?" Mehr brachte Ryutaro nicht hervor. Sein Gehirn setzte einfach aus, die Zunge war wie gelähmt. Aus irgendeinem Grund hatte er unsagbare Angst. Dabei standen Die und Toshiya nur vor ihm, einfach so und stellten ihm normale Fragen, doch ihr verhalten war nicht mehr normal, eher ... bedrohlich.

Auf einmal hob Toshiya die Hand. Ganz unvermittelt, einfach so. Seine Gesicht hatte einen weichen Ausdruck angenommen, die Augen waren halb zusammengekniffen, der Mund zu einem leisen sanften Lächeln gekräuselt - eine Mimik, die man eher von einer jungen Mutter erwarten würde, die ihren Kindern beim Spielen zusieht. Der große, schlanke Mann legte seine Hand vorsichtig an die Wange des Jüngeren. Mit der anderen Hand fasste er behutsam Ryutaros Arm, als könnte jede unbedachte Bewegung den kleinen Bruder verletzen. Die sah mit ausdruckslosem Gesicht zu, wie Toshiya den Jungen zum Sofa lotste und ihn anschließend langsam an den Schultern in die Kissen drückte.

Dann ging auf einmal alles sehr schnell. Ryutaro nahm die Ereignisse wie durch einen Schleier wahr.

<Das bin gar nicht ich>, dachte er bloß,

dieser Gedanke kehrte in seinem Kopf wieder und wieder, wie eine CD auf repeat. Nein, er war es nicht, den sein älterer Bruder Toshiya küsste, der dessen Zunge ganz deutlich schmeckte. In Wirklichkeit war er selbst weit weg, in der dunklen Nacht, vor dem Haus, in den Straßen. Toshiya zog ihm vorsichtig Mantel und Hemd aus, Die hatte angefangen ihn - noch immer ohne jeglichen Gefühlsausdruck - zärtlich zu küssen und zu streicheln. Als der Rotschopf begann, die Hose des Jüngeren langsam aufzuknöpfen, drehte dieser den Kopf ein wenig und schaute zum Fenster hinaus. Schnee. Endlich. Wie lange Ryutaro und seine Mitschüler nun schon darauf warteten. Die Welt war so herrlich, wenn sie von weißem Puder verhüllt wurde, es kam dem jungen Japaner dann immer so vor, als würden die Flocken die Erde beruhigen, sie besänftigen und all den Ärger und Streit mit einem kühlen Mantel ersticken. Ryutaros Sicht trübte sich, über sein Blickfeld zogen sich Schlieren, er konnte den Schnee nun nicht mehr sehen. Als er seinen Kopf wieder abwandte, stellte er milde verwundert fest, dass sein Gesicht tränenüberströmt war. Er konnte gerade noch so Toshiyas wunderschöne Augen erkennen, aber was war nur mit ihm? Sein Bruder schaute so gequält. Auch Die wirkte besorgt. Während Totchi Ryutaros Tränen wegküsste, zog ihm Die die Hose aus. Alles geschah so langsam, so still, als wären die beiden Brüder auch schon von der Kälte des Schnees gelähmt. Kein Laut, nur das Rascheln der Kleidung.

Der plötzliche Schmerz riss den zierlichen Jungen wieder in die Gegenwart zurück, er schrie, doch der Rotschopf schlug ihm sofort die Hand vor den Mund und drang weiter in ihn ein. Und während Die anfing, sich zu bewegen und Toshiya, sichtlich erregt, sich an dem Glied des Jungen zu schaffen machte, wurde diesem schlagartig bewusst, dass er splitternackt war. Die legte sich auf den Rücken, den kleinsten Bruder auf sich, Toshiya platzierte sich schließlich auf Ryutaro. Der junge Schüler wandte wieder seinen Kopf ab. In dieser Lage hatte er erneut einen guten Blick auf das große Wohnzimmerfenster. Ja, der Schnee war noch da. Er glitzerte und funkelte im Licht der Straßenlaternen. Wie herrlich. Nacher wollte Ryu noch einmal nach draußen gehen, ein wenig die nächtliche Landschaft bestaunen und vielleicht einen Schneemann bauen, auch wenn ihn seine Brüder dann immer auslachten und behaupteten, er sei dafür viel zu alt. Ach, sollten sie doch reden, dann war er eben ein Spielkind. Es gab nicht wunderbareres, als den Winter.
 

Als Ryutaro erwachte war es stockfinster. Das erste, was er sah, waren zarte Schneeflocken. Er stieg aus dem Bett, schwankte kurz, wartete, bis er sein Gleichgewicht wiederfand und trat ans Fenster. Die Welt draußen wirkte wie gläsern, die düsteren, nachtschwarzen Straßen waren von lautlosem Schneetreiben erfüllt. Ryu konnte die tiefe, unendliche Stille beinahe anfassen. Wie wunderbar wäre es doch, den kühlen Schnee jetzt auf seiner Haut zu spüren. Er wusste nicht warum, aber sein Körper brannte wie Feuer. Aber der Schnee rief ihn.

Wenige Minuten später öffnete sich eine Haustür in einer schmalen Straße, irgendwo in Japan. Ein dünner Junge, den man leicht mit einem Mädchen verwechseln konnte stapfte hinaus in die weichen Flocken, die dabei waren die ganze Stadt unter ihnen zu begraben. Über die Straße und durch den Park. Wie gut sich der kalte Schnee aunfühlte! Ryutaro hob den Kopf und schloss die schmerzenden Augen. Die Flocken umtanzten ihn. Oder drehte er sich?

Schließlich umgab ihn der Schnee von allen Seiten, er konnte ihn trotz der Dunkelheit noch gleißend hell leuchten sehen.
 

Aaaah, kann mich grad wirklich nicht richtig ausdrücken, gomen ne >.< ......



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von: abgemeldet
2007-07-19T11:43:23+00:00 19.07.2007 13:43
Ein super großes Lob an dich, die ff ist einfach der wahnsinn. Diese zartheit mit der du Ryu umhült hast, hat mich förmlich mitgerissen. Es ist echt schade das es nicht mehr FF´s mit ihm giebt *Ryu anhimmel* ^-^
Weitre so.
Von:  Mon-Marshy
2007-04-15T20:33:57+00:00 15.04.2007 22:33
wow... o.O"
das thema ist ja schon zielich heikel, aber hey, es ist ein Shonen-Ai-FF, das ist so was relativ xD

und auch du beschreibst ryuutarou süß und liebenswert udn .. schön ... das freut mich, weil ich ihn auch so liebe. <3

allerdings würd ich toto und die gerne töten ... auch wenn ich sie irgendwo verstehen kann. <3
Von:  Terra-gamy
2007-03-09T21:37:13+00:00 09.03.2007 22:37
Wenn du schon ein ernstes Thema, wie Mishandlung in der Familie ansprichst, finde ich solltest du das ein bisschen ernster nehmen und die Kühlschrankmagneten meiner Meinung nach rausnehmen. Außerden fehlt absolut die Begründung warum die beiden Brüder das ihm angetan haben. Den Menschen, die andere Vergewaltigen, und das sogar noch in der eigenen Familie, sind psychisch gestört.

Man wird ja nicht vergewaltig, weil man hübsch ist, sonder weil die Person, die einen Vergewaltig gestört ist, sonst wäre die ganze Model Branche schon vergewaltigt worden.
Von: abgemeldet
2006-08-27T14:43:36+00:00 27.08.2006 16:43
also diese ff ist einfach nur... der hammer!!!
da fehlen einem die worte!!
du beschreibst das alles so toll, da kann man sich so gut in die personen reinversetzten ** ich krieg richtig angst vor die und toshiya...
und wie du die gefühle von ryutaro beschreibst, das ist einfach klasse! und du hast immer so viele vergleiche, die alles noch besser schildern.
du schreibst einfach so toll, das kann man fast gar nicht in worte fassen x.X
also bitte bitte unbedingt fortsetzten!!!!! das kannst du nicht einfach so unvollständig lassen! die story ist einfach zu genial...
Von:  vippu
2006-08-13T23:26:47+00:00 14.08.2006 01:26
ich bin sprachlos!
die beiden kapitel, die ich jetzt gelesen habe, haben mcih einfach umgehauen!
ich bitte darum das du weiterschreibst!
Von: abgemeldet
2006-07-20T15:47:09+00:00 20.07.2006 17:47
mann was sind das für brüder?? is ja heftig.. aber ist trotzdem klasse... gefällt mir wie immer sehr gut..
Von: abgemeldet
2005-10-15T18:17:23+00:00 15.10.2005 20:17
Wow wie machst du das ???? Alle deine FFs sind ja sooooo toll!!! *neidisch werd*
Die musst du unbedingt weiterschreiben !!!! Das war doch nicht das Ende *anfleh* !!!!!!!!!!!!!!!!!
Mata ne
Mio^^
Von: abgemeldet
2005-07-13T00:40:45+00:00 13.07.2005 02:40
hey- du gedenkst doch hoffentlich diese ff weiterzuführen, oder?

du musst! sie ist- wie deine anderen auch- einfach genial geschrieben, auch wenn ich dei wendung mehr als schockierend finde o.0 WA, mein armer,kleiner, geisteskranker ryou

schreibst du noch weiter? oder hast du schon weitergecshrieben? hast du noch mehr storys? hab jetzt all deine ffs ducrh! ui..ich liebe pratchet. und du kombinierst deinen und seinen stil einfach perfekt mit den ff charas! dickes lob

aber- mein all-time fave ist und bleibt shinyas appartement... das sitzkissen- aaaah, das sitzkissen!!!!

foguro- haha
Von: abgemeldet
2005-05-13T15:54:08+00:00 13.05.2005 17:54
irgendwie... ich schließe mich bou einfach mal an. du weißt was ich von deinem schreibstil, deinen geschichten halte, ne? ich wünschte ich könnte so gut schreiben wie du. das kann einen echt fertig machn, ne... wenn man mit dir befreundet is und nich so... toll ist wie du (eine bessere beschreibung fällt mir grad nich ein). ich mag deine ffs wirklich sehr, schatz. und ich bin so stolz, dass sie mir gewidmet ist (ach ja... bescheid sagen hätteste aber schon sollen...). ich bin wirklich unheimlich stolz. bitte, bitte schreib weiter. und wundere dich nicht, wenn ich nicht zu all deinen ffs kommentare abgebe, es is nur so, dass es ja langweilig wird wenn ich jedes mal schreibe, wie toll es ist. aber ich kann dich trösten, sobald ich eine ff von dir scheiße finde, sag ichs dir knallhart ins gesicht.
boah, ich bin froh mit dir befreundet zu sein und ich kann krissi gut verstehen... echt ey... *___*
schreib bitte weiter, ja?? *knuff*
ach ja und bou hat recht ne~ die mondscheinsonate passt krass dazu *_____*;;
Von: abgemeldet
2005-05-04T16:14:45+00:00 04.05.2005 18:14
boah! geil! und so schööön geschrieben! *schnieft*
hab dazu voll dat geile lied gehört! naja!

also mach weiter so!!

baba
dat
masa


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