Sehnsucht

Das Gedicht

‚Sehnsucht
 

Sehnsucht

zerfrisst mein Herz
 

Sehnsucht

nach was?
 

falsch...

nach wem?
 

Die Antwort:

nach dir.
 

Wo bist du?

Wo bist du nur?
 

Du bist weg...

Bist so weit weg...
 

Mir ist nach weinen zumute.

Wie lange noch?
 

Ich blicke auf den Kalender.

So lange noch?
 

Auszuhalten?

Kaum.
 

Ich vermisse dich...
 

Wie stark?

Zu stark!
 

Wie lange?

So lange.
 

Wir uns nicht sehend.

Ich mich sehnend.
 

Nach dir.

Dem was dich ausmacht.
 

Deinem Innersten.

Deinem Charakter.
 

Auf ewig!’
 

Mit einem Seufzen legte der rothaarige Gitarrist den Stift zur Seite und blickte auf die soeben geschriebenen Zeilen.

Wie lange würde es noch dauern?

Diese Gefühle.

Wie lange würden sie noch bestehen. Er lachte leicht bitter auf. Was für eine dumme Frage, er hatte es doch aufgeschrieben: Auf ewig.

Eine Übertreibung würden die meisten, die ihn kannten, wohl sagen. Doch darüber konnte er nur müde lächeln. Er wäre froh wenn es so wäre.

Doch sie waren schon zu lange da und quälten ihn. Zehn Jahre, seit er ihn das erste Mal gesehen hatte, in diese faszinierenden Augen gesehen und sich verliebt hatte.

Verliebt? Inzwischen war dieses Wort wohl so falsch wie die Fröhlichkeit, die er tagtäglich zeigte. Er liebte! Dies war ihm nur zu deutlich bewusst.
 

Plötzlich spürte er, wie sich ein Arm über seine Schulter legte und die leicht amüsierte Stimme seines besten Freundes erklang in seinen Ohren: „Uhh... entdeckst du deine romantische Ader, Die? Ich weiß ja, dass es sich ohne Vocal schlecht probt, aber dass du deswegen gleich deine gesamten...“ Der Band-Leader schien zu überlegen: „...Prioritäten über den Haufen wirfst. - Obwohl das bei dir wohl eher deine Triebhaftigkeit ist.“ Lachend wich Kaoru dem Schlag des rotgewordenen Die aus.
 

Der wandte sich wieder dem beschriebenen Blatt auf seinem Block zu und wollte es verschwinden lassen, doch der Bassist - von Kaorus Lachen angelockt -hatte es bereits für sich konfisziert. Mit weit aufgerissenen Augen las er sich das Gedicht durch und grinste dann ebenfalls: „Die... du bist so... süüüüüüß.“ Das Rot im Gesicht des so Betitelten begann stark dem seiner Haare zu ähneln, bevor er die Flucht vor Toshiya antrat, welcher ihm durch besagten Haarschopf wuscheln wollte.
 

Mit einem Grinsen besah sich Niikura das Spektakel und wandte sich dann an den Schlagzeuger der Band, der neben ihm stand: „Du, Shin, wann werden die Beiden es endlich kapieren.“

Der zuckte mit einem schüchternen Lächeln die Schultern: „Ich weiß es nicht Kaoru, aber es geht schon lange genug so.“

Mit einem leisen Seufzen nickte der Gitarrist und sah seinem, von seinem Geliebten gejagten, besten Freund nach, der aus dem Proberaum flüchtete und durch die Eingangstür verschwinden wollte.
 

Ein unmögliches Unterfangen, das wurde ihm durch den Zusammenstoß mit der vor ihm stehenden Person klar, durch den er komplett von seinem Fluchtweg abgeschnitten wurde.

Diese fiel hintenüber, hielt sich an dem Rothaarigen fest und zog diesen somit mit sich. Beide hatten die Augen vor Schreck geschlossen, rissen sie dann aber auf, als der Bassist ein abermaliges amüsiertes, wenn auch ein wenig spöttisches ‚Süüüüüüüüüüß!’ verlauten ließ.

Die beiden auf dem Boden Liegenden sahen sich an und liefen dann beinah synchron rot an, wandten sich dann Totchi zu und riefen: „Sind wir nicht.“ Wobei der allerdings seinen Worten entsprechend heftig nickte: „Doch seid ihr.“
 

Doch dann ließ sich der Toshiya doch dazu herab den beiden aufzuhelfen, bevor er sich an den Kleineren von beiden wandte: „Guck mal, Kyo, das hat Die geschrieben in Gedanken an dich.“

Und während besagter ‚Die‘ die Augen aufriss, sah der Sänger den Bassisten mit hochgezogener Augenbraue an, nahm aber dann doch das Blatt entgegen, welches dieser ihm hinhielt. Den Gitarristen, der das Lesen seines Gedichts zu verhindern versuchte, mit seinem Bein von sich weghaltend tat er genau das, bevor er - wieder mit hochgezogener Augenbraue - den Rotschopf ansah.
 

Totchi hatte mit seiner Vermutung richtig gelegen. Das war zwar selten der Fall, dafür aber offensichtlich jetzt. Darauf deuteten die, wieder einmal sehr gesunde Gesichtsfarbe, sowie die verzweifelten Versuche des Akustik-Gitarristen hin. Der versuchte auch irgendwie abzulenken: „Was machst du denn schon hier Kyo? Wolltest du nicht noch drei Tage länger die Mönche in ihrem Tempel bei ihren Gebeten stören?“
 

Der Blonde knurrte etwas, antwortete dann aber doch: „Du weißt genau, dass ich da meditiere.“

Ein wenig verlegen nickte Big Red. Doch dann überraschte ihn der Kleine, wie er es doch so oft tat, wieder einmal, indem er ihm sanft die Hand auf die Wange legte: „Totchi hat recht, oder? Du hast an mich gedacht.“

Sich auf die Lippen beißend nickte Die zögernd und wollte sich entschuldigen, als er die andere Hand Kyos in seinem Nacken spürte, welche ihn nach unten zog: „Du verdienst deinen Spitznamen wirklich, Baka-Daisuke.“ Damit verschloss er den Mund des Größeren mit seinem eigenen, den neben ihnen ausflippenden Toshiya ignorierend.
 

Doch eines konnte sich der Sänger dann doch nicht verkneifen, als er sich wieder von Die löste: „Aber um auch nur ansatzweise an mein Talent beim Texten heranzureichen… braucht es noch la~nge.“ Er grinste, was sich aber in ein Lächeln wandelte, als er die leise Stimme des Anderen vernahm: „Wollt ich auch nie versuchen... hab nur irgendwie gehofft, das du es vielleicht mal… findest? - Zufällig?“
 

Und abermals fanden sich ihre Lippen in einem zärtlichen Kuss.
 

~OWARI~