5.
5. Kapitel
Der letzte freie Tag war vor ein paar Stunden angebrochen und Toshiya war immer noch bei Taisho. Die vergangenen Tage hatte er sämtliche Anrufe und Sms seiner Bandkollegen und ganz besonders die, die von Shinya kamen ignoriert, ja noch nicht mal durchgelesen.
Doch Morgen würde das ignorieren ein Ende haben, da waren wieder Proben, denn Kaoru würde wieder zurück sein. Toshiya hatte überhaupt keine Lust dort zu erscheinen, er wollte Shinya in nächster Zeit am liebsten gar nicht mehr sehen. Er wusste, das es eigentlich ein recht kindisches Verhalten war, doch so war es nun mal, er wollte ihn nicht sehen. Es tat ihm schon genug weh, wenn er daran zurück dachte, wie Shinya sich gegen ihn entschieden hatte, und das tat er fast den ganzen lieben langen Tag, obwohl Taisho sein bestes gab ihn auf andere Gedanken zu bringen, erschaffte es einfach nicht. Diese Tatsache, das Toshiya nur noch deprimierter wurde, das man dabei sogar zusehen konnte wie es sich immer mehr steigerte, machte Taisho langsam selbst fertig. Er wollte nicht wieder einen Menschen den er mochte durch so etwas verlieren, das würde er einfach nicht ertragen. Doch egal was er tat, es zeigte nie Wirkung, oder wenn dann nur für sehr kurze Dauer, doch diese kurzen Zeiten verschafften Taisho immer wieder einen Lichtblick, der wieder zerstört wurde wenn Toshiya wieder in seine depressive Art verfiel. Er traute sich kaum noch alleine aus dem Haus zu gehen, seid er das vor zwei Tagen getan hatte und ziemlich erschrocken war, als er wieder kam und Toshiya vorgefunden hatte. Dieser hatte auf dem Boden im Wohnzimmer gesessen, vor dem Wohnzimmertisch, auf den er ein ziemlich großes und vor allem scharfes Messer liegen hatte, was er permanent angestarrt hatte.
Taisho hatte schon über jede mögliche hilfe nachgedacht, doch etwas wirklich gutes fiel ihm einfach nicht ein, so konnte er letztlich doch nur zusehen. Ihm war zwar etwas eingefallen, aber das war nicht wirklich eine hilfe, doch würde es wahrscheinlich dazu beitragen, das Toshiya wieder nen grund zum leben hätte, jedoch wollte er nur soweit gehen, wenn es wirklich nicht mehr anders gehen würde, denn er war sich mehr als nur sicher, das der Bassist ihn dafür sein restliches Leben lang hassen würde, jedoch hatte dieser dann wenigstens ein restliches Leben.
Taisho saß alleine zu Hause, denn Toshiya war kurz etwas besorgen gegangen, allein das dieser die Wohnung freiwillig verlassen hatte, hatte ihn sehr gewundert und er hoffte zu tiefst, das es in Zeichen der Besserung war.
Endlich hörte er die Türklingel und sprang auf um sie zu öffnen, wie erwartet stand Toshiya davor, welchen Taisho dann auch sofort rein ließ,
"und wo warste so lange?"
Toshiya zog erst mal Jacke und Schuhe aus, bevor er antwortete,
"Apotheke...hab Kopfschmerztabletten gekauft..."
Er zog eine kleine Schachtel hervor und zeigte sie ihm,
"wo kann ich die hinlegen?"
"hm...ich würde sagen, Bad. Kannst dir da irgend nen platz dafür suchen..."
"ok..."
und schon war Toshiya im Bad verschwunden, legte die Packung auf ein kleines Regal ab. Er wollte gerade wieder hinaus gehen, da sah er sich selbst aus den Augenwinkeln im Spiegel, er drehte sich zu diesem hin und besah sich, berührte leicht die Spiegelfläche, wandte sich dann schnell wieder ab und verließ das Bad. Er konnte es nicht mehr ertragen sich im Spiegel zu sehen, schon seid ein paar Tagen nicht mehr, er hasste was er dort immer wieder sah, wollte sein Spiegelbild am liebsten zerschlagen, doch er konnte ja nicht einfach Taishos Einrichtung zertrümmern.
Er ging ins Wohnzimmer und ließ sich neben Taisho auf die Couch sinken,
"was wollen wir heut zu Mittag essen?"
"mir egal..."
"mensch Toshiya... lass dich nicht so hängen!"
"Pizza?"
"gut, essen wir Pizza."
Stille trat ein, welche Taisho nach einiger Zeit brechen wollte, doch wurde ihm die Arbeit von Toshiyas Handy abgenommen, dieser sah kurz auf den Display und ließ es dann klingeln bis es wieder verstummte und er Taishos seufzen hören konnte,
"willst du sie ewig ignorieren?"
"nein, ich werd sie nicht mehr lang ignorieren.." sagte Toshiya und lächelte leicht, doch ein komischer unter Ton in Toshiyas Stimme ließ den anderen stutzig werden,
"wie meinst du das?"
Toshiya zuckte kurz mit den schultern und schaltete den Fernseher ein, während Taisho Toshiya erst mal nur ansah,
"Toshiya, du willst aber nicht wieder versuchen..."
"mich umzubringen?"
"ja."
"womit denn? Du hast sämtliche Messer und Scheren weggeschlossen...ich kann mir ohne deine Aufsicht nicht mal ein Brot schmieren..."
"war das jetzt ein nein?"
Doch statt zu antworten zog es Toshiya vor, lieber zu schweigen, was Taisho nicht wirklich beruhigte.
"Toshiya..."
"was?"
Taisho seufzte auf
"ach vergiss es!"
"gut..."
Erneut seufzte Taisho, stand dann auf und verschwand in der Küche um die Pizzen in den Ofen zu schieben.
Toshiya sah ihm nach und seufzte dann auch leise// wieso gibt er's nicht einfach auf? Er sollte mich einfach wieder rausschmeißen und sich nicht mehr mit mir befassen, das zieht ihn doch eh nur mit runter...//
Er fuhr sich kurz übers Gesicht,// Na ja, bald ist's vorbei...//
Und wieder schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen.
Toshiya hatte wirklich keine Lust mehr, weder am nächsten Tag zu den Proben zu erscheinen, noch seine "Freunde" je wieder zu sehen, oder auch nur am nächsten Tag wieder aufzuwachen. Er fand nichts mehr am leben, wozu also sollte er sich weiter damit rumquälen? Er würde es Heute beenden, das hatte er sich fest vorgenommen, und diesmal würde ihn Taisho auch nicht davon abhalten können, selbst wenn er ihn sehen sollte, wieso sollte er ihn dran hindern wollen, Kopfschmerztabletten zu schlucken? Taisho konnte nicht wissen, das es keine waren, die in der Packen lagen, er würde nicht nachsehen, ob sie vielleicht ausgetauscht worden waren, wie sollte dieser auch auf einen solchen Gedanken kommen? Wo er ihm doch so bereit willig die Packung gezeigt hatte und auch nach nem Platz dafür gefragt hatte? Er würde nicht mal ahnen, das er dort Schlaftabletten hineingefüllt hatte, das er kurz in seiner Wohnung gewesen war, und die echten Tabletten dort ausgetauscht hatte.
Warum hatte er sich nicht gleich dort schon die Tabletten eingeworfen? Ja, daran hatte er zwar gedacht, doch er wollte noch den restlichen Tag mit Taisho verbringen, mit jemandem, den er wirklich mochte und der ihn auch noch mochte, einer der wenigen...//jetzt nicht dran denken...den letzten tag wenigstens noch genießen...//
Er stand auf und ging zu Taisho in die Küche,
"wollen wir heut was unternehmen?"
Mehr als nur verwundert sah der Angesprochene an,
"öhm...klar, an was hast du denn gedacht..?"
"wie wär's mit Kino? Hab gerade ne Vorschau für nen recht lustigen Film im Fernseher gesehen."
"Von mir aus gern, worum geht's denn da?"
"lass dich überraschen" Toshiya grinste leicht, etwas, was Taisho nur noch mehr verwirrte, was war denn auf einmal in den Bassisten gefahren? Doch er dachte nicht mal im Traum daran, sich zu beschweren oder ihn auch nur drauf anzusprechen, er wollte ihm die Stimmung nicht wieder versauen.
"ok..."
"gut, dann gehen wir, wenn wir die Pizza verdrückt haben." Sagte er lächelnd und verzog sich wieder ins Wohnzimmer, wo er erst mal eine rauchte.
Taisho brachte nach einigen weiteren Minuten die Pizzen ins Wohnzimmer, er war immer noch mehr als verwundert über Toshiyas plötzliches Verhalten und trauten diesem noch nicht wirklich, doch wollte er erst mal nichts weiter sagen, denn vielleicht hatte der Bassist ja doch eine plötzliche Genesung erlangt, auch wenn er das nicht wirklich glauben konnte.
Dieser jedoch gab sich alle Mühe seine alte Maske wieder aufzusetzen und zu gleich nicht ganz so übertrieben zu wirken, damit es nicht zu sehr auffiel, selbst überzeugt, das er es wirklich hinbekam war er zwar nicht, doch er versuchte es weiter, damit wollte er sich auch teilweise bedanken, dass Taisho ihm hatte helfen wollen, auch wenn es nicht geklappt hatte.
So machten sie sich schon bald auf den Weg zum nächsten Kino und suchten währenddessen einen film aus, den sie sich ansehen wollten. Sie entschieden sich für eine Komödie, welche, wie sie später feststellten, wirklich gut war, sogar Toshiya lachte ehrlich, was ihm selbst jedoch nicht in diesen Momenten auffiel, jedoch Taisho.
Nach dem Kino gingen sie noch etwas durch die Stadt, bummelten etwas an den Läden vorbei und machten sich etwas über die neusten Modetrends lustig, als es dann schon langsam Dunkel wurde, machten sie sich wieder auf den Weg zurück zu Taishos Wohnung, wo sie zusammen Abendbrot kochten.
Taisho wunderte sich immer noch stark was auf einmal wieder mit Toshiya los war, traute dem ganzen auch nicht sonderlich und beobachtete ihn genau, dies entging dem Bassisten jedoch nicht und langsam reichte es ihm auch,
"hey, hab ich irgendwas an mir?"
"Du...verstellst dich wieder...?"
"hm...wieso sollte ich?"
"Weil dieser Umschwung deiner Laune viel zu plötzlich und zu radikal ist als das er echt sein könnte."
Toshiya seufzte,
"ja..ist ja gut, du hast mich wieder ertappt...abre mir geht's besser, und ich will dich nicht ständig mit runterziehen. Außerdem hast du dich die letzten Tage so bemüht das es mir besser geht, ich wollt dir damit ne Freude machen..."
Taisho nickte leicht,
"danke...aber in dem du dich verstellst, machst du mir keine Freude, sei lieber ehrlich mir gegenüber..."
Toshiya nickte resigniert,
"sorry, ich werds mir merken..."
//brauch ich doch eh nicht...das war der letzte Tag für mich...//
er lächelte leicht und sah wieder zu Taisho,
"und was machen wir heute noch so?"
"hm...ich weiß nicht, aber ehrlich gesagt, ich bin ziemlich #müde, hab die letzte Nacht kaum geschlafen..."
"oh...dann würd ich sagen, legst du dich schlafen und ich wird vorm TV abgammeln, hm?"
Taisho nickte und füllte zwei Teller mit dem Essen, ging dann ins Wohnzimmer und ließ sich dort auf der Couch nieder, woran sich der Bassist ein Beispiel nahm und es ihm gleich tat. Das Essen war recht schnell beendet und Taisho auch nach wenigen Minuten in seinem Zimmer verschwunden, da Toshiya den Abwasch alleine erledigte, wie er es ihm angeboten hatte, nach dem Taisho nicht mehr aus dem gähnen rausgekommen war. So stand nun der Bassist in der Küche, räumte mittlerweile schon das saubere Geschirr an dessen Platz und dachte über alles und jenes nach. Das Geschirr war bereits länger weggeräumt, doch er stand immer noch in der Küche, jetzt, wo er es wirklich tun wollte, kamen ihm wieder die Gedanken, die ihn zögern ließen...doch waren sie nicht mehr so stark wie beim ersten mal, schwächten auch immer mehr ab, so, dass er schließlich ins Bad ging, sich die Tablettenpackung holte und sich mit dieser wieder auf die Couch setzte. Er drückte alle heraus, behielt sie in der Hand und sah sie an.
Sollte er das jetzt wirklich tun? Wollte er das wirklich? Er dachte an sein ganzes Leben zurück, auch an die Band, lachende Gesichter, er schloss langsam die Augen um sie besser sehen zu können. Nacheinander führte er sich alle seine Freunde auf, alle waren sie fröhlich, auch Kyo war am grinsen. Toshiya lächelte leicht, doch dann verblassten sie alle wieder, er tat uch nichts, das es anders war, sie alle hatten nie bemerkt, das es ihm schlecht ging...es hatte sie nicht interessiert. Naja, außer Shinya natürlich...Ja, Shinya...Toshiya schluckte leicht, Shinya war aus mindestens zwei Gründen Schuld an seinem Zustand...obwohl, nein, eigentlich traf ihn keine Schuld, zumindest nicht bei beiden. Was konnte der Jüngere denn dafür wenn er selbst so ein Idiot war und sich...Toshiya fuhr sich durchs Haar, er hatte doch nie wieder dran denken wollen...doch ließ sich so etwas wirklich vermeiden?
//nein...verdammt...wieso musst ich mich auch in nen Kerl...und dann auch noch in ihn! Wieso kann man Gefühle nicht einfach abtöten...verschwinden lassen...//
"ach scheiße!"
Er öffnete wieder seine Augen, sah seine Umgebung aber nicht wirklich, nahm sie nicht wahr, sondern sah nur noch auf seine Hand und deren Inhalt...
"es ist doch eh sinnlos..."
flüsterte er leise bevor er die erste Tablette schluckte, kurz innehielt, und die weiteren dann folgen ließ. Er lehnte sich Zurück, schloss erneut die Augen und fühlte wie die Wirkung langsam einsetzte. Er wollte jetzt an nichts mehr denken, auch nicht an Shinya, doch eben diesen konnte er nicht mehr aus seinen Gedanken vertreiben, er sah ihn...sah ihn weinen. Warum weinte er? Toshiya wollte das nicht sehen, wollte seine Augen wieder öffnen, doch fehlte ihm dazu mittlerweile die Kraft, und auch sein Bewusstsein verlor sich langsam in den Tiefen der Schwärze die ihn einhüllte und die das Bild Shinyas zu verschlingen schien. Mit dem letzten Bisschen seines Bewusstseins war ihm plötzlich klar geworden, das es ein Fehler war, was er tat, was er getan hatte, das es Falsch war, doch da verlor sich auch der Rest, der sich gegen die Schwärze zur wehr gesetzt hatte, in eben dieser.
Eine kleine Träne, einsam und stumm, rann ihm noch über die Wange, über das Kinn, perlte von diesem ab und fiel auf seine Brust wo sie fast lautlos zerschellte.
