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Das Schicksal nimmt seinen Lauf...

von

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Wiedersehen im Regen

Die Tür öffnete sich leise und eine kleine Gestalt betrat das Gasthaus.

Es war angenehm warm im Raum und es war verständlich weshalb so viele Menschen bei dem Wetter hier Zuflucht suchten und sich einen Tee oder etwas Ähnliches gönnten.

Der Junge zog die triefende Jacke aus und versuchte sie in der Garderobe aufzuhängen. Als dieses Unterfangen nicht gelang, legte er sein Kleidungsstück resignierend an den Stuhl seines Stammplatzes und setzte sich.

Für seine 6 oder 7 Jahre war er erstaunlich ruhig und sprach nicht viel. Seine Gesichtszüge waren eindeutig asiatisch, aber nie hatte er etwas über seine Herkunft verloren.

Das Einzige, was die Wirtin aus dem Jungen herausgebracht hatte, war, das seine Eltern im Ausland lebten.

Eines Tages war er aufgetaucht und seitdem kam er regelmässig hier her. Meistens beobachtete er mit klugem Blick die anderen Gäste und ass gleichzeitig etwas. Aber was der Grundschüler wirklich dachte, blieb verborgen.
 

"Entschuldigen Sie bitte, aber gibt es hier einen freien Tisch?"

Eine hübsche Frau mit fremdländischem Aussehen hatte den Raum betreten und ihr in gutem, aber etwas seltsam anmutendem Englisch diese Frage gestellt.

Schnell versuchte die Wirtin ihre Gedanken an den Jungen wegzuscheuchen. Es gab Kundschaft.

"Marie, weisst du, ob irgendwo noch ein freier Tisch ist?"

"Nein, alle Tische sind vollkommen besetzt, bis auf den Jasons Tisch..."

Schnell wandte sie sich wieder dem Gast zu.

"Tut mir Leid, aber alle Plätze sind besetzt. Wollen Sie alleine essen oder reservieren?"

"Wie bitte? Könnten Sie etwas langsamer sprechen bitte, mein Englisch ist noch nicht so gut..." fragte sie die Asiatin.

"Entschuldigen Sie, es kommen so selten Ausländer hier her, so dass man leicht vergisst, dass nicht jeder unsere Sprache gut versteht." Ihr Gegenüber nickte und die Wirtin wiederholte ihre Frage von vorhin nochmals, nun in einem Tempo, dem die Kundin folgen konnte.

"Ich würde gerne alleine essen, aber ich kann auch noch ein bisschen warten..."

"Sonst kann ich Ihnen hier an der Bar ein warmes Getränk offerieren, bis ein Platz frei wird."

Sie nickte und so bracht Mrs. Smith eine warme Schokolade.

"Was machen Sie hier in...?"

"Ich suche nach jemandem, den ich vor Jahren aus den Augen verloren habe."

"Könnten Sie mir diese Person beschreiben? Ich kenne eigentlich alle hier aus der Stadt und vielleicht kenne ich sie auch?"

Ihr Gegenüber blickte sie nachdenklich an, dann nickte sie.

"Es handelt sich um einen Mann, der wie ich in Japan aufgewachsen ist."

"Sie sind Japanerin?"

"Ja, wieso fragen Sie?"

"Ach, ich dachte nur, dass es vielleicht Jason sein könnte, aber er kommt soweit ich weiss aus China. Ausserdem ist er ja noch -."

"Joan! Ich habe den Kleinen gefragt, ob vielleicht jemand an seinem Tisch sitzen könne. Er hat nichts dagegen."

"OK, danke! Marie!" und an den Gast gewandt: "Kommen Sie mit, ich stelle ihnen unseren ,Chinesen' vor!"
 

Seit sie in dieser Stadt war, hatte sie ein seltsames Gefühl, das sie sich nicht erklären konnte. Es war, als käme sie seit vielen Jahren endlich wieder nach Hause. Dabei war sie zuvor doch noch nie in dieser Gegend gewesen.

Die beleibte Frau aus dem Gasthof führte sie zu einem der Tische am Fenster.

Ob ihr dieser Chinese vielleicht sagen konnte, wo Shinichi sich aufhielt? Wohl eher nicht. Sie hatte die Hoffnung langsam aufgegeben und doch reiste sie immer weiter, suchte den Freund, den sie einst verloren hatte.

Es war doch damals alles perfekt gewesen...

Währenddem sie der Wirtin folgte, liess sie ihren Blick über die Gäste schweifen. Es handelte sich fast ausschliesslich um Einheimische oder zumindest Amerikaner. Hier war er nirgends zu sehen.

Dann war sie am Tisch und die freundliche Frau gab ihr eine Speisekarte, nachdem sie sich gesetzt hatte.

Schnell bestellte sie etwas, dann begab sich die nette Frau zurück zum Tresen.

Erst jetzt konnte sie sich ihr Gegenüber genauer ansehen.

Blonde Haare konnte sie erkennen, der Rest verschwamm vor ihren Augen.

Das schwarze Loch frass sich in ihr immer weiter, löschte glückliche Momente aus.
 

Eine junge Frau setzte sich am Tisch nieder. Sie schien in seinem Alter zu sein.

In seinem Alter... wenn er altern würde, wenn er seinen alten Körper zurück hätte.

Sie erinnerte ihn in gewisser Weise an Ran, doch das waren Wunschvorstellungen.

Ausserdem hatte diese Dame anscheinend viel Leid ertragen müssen, er erkannte das am traurigen Glitzern ihrer Augen, der leichten Neigung ihres Mundes oder wie sie leicht nach vorne gebeugt da sass.

Ran hatte jedoch oft gelacht.

Er sollte aufhören, sich in der Vergangenheit zu verirren und alten Träumen nachzuhängen.

Dieser Zug war abgefahren, und das war die Wahrheit.
 

Nachdem sie sich etwas gefangen hatte, blickte sie erneut zu dem Grundschüler hinüber.

Sie hatte zu früh geurteilt, dieser Junge hatte zwar keine blauen Augen und nicht seine Haarfarbe, aber die Gesichtszüge waren den seinen sehr ähnlich.

Aber er war doch kein Kind mehr!

Oder etwa doch?

Warum hatte er ihr dann nichts davon erzählt?

Bevor sie jedoch ein vorschnelles Urteil zog, wollte sie sich Klarheit verschaffen, ob er es wirklich sei.

Genau in diesem Moment, huschte sein Blick vom regnerischen Treibe draussen weg und sie sah, wie sie sich in seinen braunen Augen spiegelte.
 

Und da war dieser melancholische Ausdruck.
 

"Shinichi?"

Er blickte sie verwirrt an und fragte auf Englisch was sie zu ihm gesagt hätte.

Ein weiterer Schwall der kalten, dunklen Hoffnungslosigkeit strömte in Ran aus wie ein Schwarm Heuschrecken.

"Äh, entschuldige, ich habe dich mit jemandem verwechselt."
 

Es war wirklich Ran.

Aber was wollte sie hier? Ihn leiden sehen?

Selbst nach über zehn Jahren hatte er die Gedanken an sie nicht ganz verdrängen können, geschweige denn die Sehnsucht.

Doch er hatte es geschafft, seine Gefühle zu unterdrücken, seine Trauer zu verbergen.

Wollte sie ihn erneut im Stich lassen?

Wollte sie seine Wunden erneut öffnen?

Er verbarg sich hinter seiner Lüge. Einer Lüge, die er angenommen hatte, um sein altes Ich, seinen alten Schmerz zu vergessen.

Noch nie hatte es ihn so viel Überwindung gekostet, ein Kind zu spielen.

Der japanische Klang seines Namens hatte in ihm Heimweh ausgelöst.

Lange würde seine Maskerade nicht ohne Risse bleiben.

Schnell erhob er sich, zog die Jacke an und ging davon mit einem Wort des Abschieds.

Bei Mrs. Smith legte er das Geld hin, dann verschwand er durch die Tür.

Draussen regnete es immer noch in Strömen.
 

Sie hörte seine Schritte irgendwo vor ihr. Vernahm, wie er durch Pfützen rannte.

Ruckartig hatte sie seine Verfolgung aufgenommen.

Dann blieb er plötzlich stehen, das leise Tapsen verklang.

Nur noch das Prasseln des Regens war zu hören.
 

"Warum rennst du weg?"

Sanft waren die Worte gewesen und doch zuckte er zusammen. Langsam drehte er sich zu ihr um, blickte hinüber.

Nach einer Weile antwortete er: " Weil es keinen Ausweg gibt, Ran. Für uns beide gibt es keine Möglichkeit zusammenzuleben." Er machte eine kurze Pause, dann flüsterte er weiter: " Ich verschwinde lieber gleich und halte dich nicht lange auf. Deshalb bin ich auch gleich verschwunden."

"Wie kommst du auf die Idee, dass du mich aufhalten könntest?" erwiderte sich ebenso leise.

"Ran, ich habe dich damals freigegeben, weil dieses ..., weil dieses verdammte Gift mich in ein ewiges Kind verwandelt hat! Du solltest glücklich werden und dein altes, normales Leben führen, dass du vor der Schrumpfung hattest.

Es hat mich geschmerzt, sehr sogar.

Sein Jahren bin ich ein ruheloser Wanderer, ein Verfluchter. Verdammt, immer nach einiger Zeit weiter zu ziehen, weil sich die Leute über einen Knaben wundern würden, der nicht älter wird.

Dazu gezwungen, keine Heimat zu finden, weil diese Männer einem immer noch auf den Fersen sind. Deshalb musste ich auch andauernd meine Erscheinung verändern.

Warum kommst du jetzt? Warum?"

"Shinichi, als Ai damals nach langer Zeit endlich das Gegengift zu APTX4869 entdeckt hatte, war es mir egal, ob ich nun als Ran Môri oder als Keiko Mawashita weiterleben würde. Ich wollte einfach nur mit dir zusammenbleiben!

Doch dann kam der Tag, an welchem wir das Gegengift einnehmen sollten, und plötzlich war alles anders.

Wie du vielleicht noch weißt, schluckten wir die Kapseln in verschiedenen Gebäuden, du bei dir zu Hause und ich bei mir. Doch als ich am nächsten Tag fröhlich und in alter Grösse bei dir klingeln wollte, öffneten deine Eltern die Tür. Sie teilten mir traurig mit, dass du den Folgen des Giftes erlegen wärst.

Ich war zutiefst erschüttert, fühlte mich leer und leblos.

Mein Hass auf die Organisation stieg und ich begann selbst nach ihnen zu forschen. Dabei verbarg ich mich aber immer gut.

Und trotzdem habe ich versucht, ein neues Leben ohne dich zu beginnen. Leider ist es mir nie ganz gelungen, dich aus meinen Gedanken zu verbannen.

Und dann fand ich die Wahrheit heraus."

Sie stoppte, beobachtete die Reaktion in Gesicht ihres Freundes.
 

Sein ganzer Körper war wie erstarrt und er blickte sie fassungslos an. Nur schrittweise schien er sich von dem Schock zu erholen. .

"Sie, sie haben dir was gesagt?" Seine Stimme war zu einem ungläubigen Krächzen geworden.

"Dass du tot wärst." Ran weinte seit langem wieder. Wieso wurden sie beiden immer Opfer von Missverständnissen?

"Aber warum bist du nicht zu mir gekommen und hast mir gesagt, was geschehen ist? Ich hätte doch das Gift ein weiteres Mal einnehmen können?", fragte sie stockend. Die Tränen konnte sie nicht zurückhalten.
 

"Weil ich nicht konnte.", sagte er bedauernd. Als ich aufwachte, fand ich mich nach wie vor im Körper eines Kindes vor und deshalb rannte ich zornig und auch verzweifelt zu Ai rüber. Sie hat Versuche gemacht und es hat sich gezeigt, dass ich einfach zu lange Conan gewesen bin. Das Gegengift zeigte keinerlei Wirkung.

Völlig am Ende bin ich dann nochmals eingenickt." Ein Ausdruck von tiefster Verachtung erschien auf seinem jungen Gesicht.

"Erst jetzt wird mir bewusst, was meine Eltern damals gemacht haben. Als ich nämlich zu mir kam, sassen sie neben mir und sagten mit traurigem Gesicht, dass du auf das Gift nicht reagieren würdest. Daraufhin hättest du eingewilligt, mich zu vergessen und über die letzten Wochen und Monate zu schweigen."

"Und du hast das einfach geglaubt?" Ran konnte nicht glauben, was sie da hörte.

"Nein. Sogleich bin ich abgehauen um mit dir zu reden und um zu erfahren, ob das wirklich der Wahrheit entspricht was meine Eltern da von sich gegeben hatten. Doch als ich ankam, sah ich dich mit einem anderen Mann sprechen. Ich kannte ihn nicht."

"Und dann nahmst du an, dass ich dich aufgegeben hatte?"

Stumm nickte er und wandte seinen Kopf ein bisschen zur Seite. "Das war das letzte, was meine Eltern und all die anderen von mir sahen. Nach diesem Anblick bin ich getürmt.

Weisst du, auch ich kann nicht unendlich viel Last ertragen..."

Er blickte auf.
 

Da stand Ran, umgeben von den Schneeflocken, die leicht vom Himmel flogen und zitterte. Als sie ihm gefolgt war, hatte sie wohl ihre Jacke vergessen. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Langsam schritt er auf sie zu und nahm ihre Hand.

"Komm!", sprach er. "Lass uns deine Sachen holen, sonst erkältest du dich noch."

Nun lächelte auch sie und nickte.

Dann marschierten sie zurück in den Gasthof.
 

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So, da wär ich wieder, diesmal mit DC. ^^

Zu dieser Geschichte gibt es einen Vorspann, den ich eventuell auch einmal hochladen werde.

Dieses Kapitel widme ich ShinichiKudo, die mir immer so nette Kommentare schreibt und die ich wirklich als Freundin nicht missen möchte. Vielen Dank dir!

Und all den anderen Lesern selbstverständlich auch!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Eri_Kisaki
2005-12-30T12:26:26+00:00 30.12.2005 13:26
Juhu! Doch noch ein Happy End.
Zwischen den Beiden bestehen aber auch immer Missverständnisse. Da ist ja so was von unfair. Da waren sie doch schon mal auf "einer Höhe", er beschützt sie sogar im Schlaf (so waii! ^^), sie gestehen sich ihre Liebe und argg.. kommen doch nicht zusammen. Aber ganz, ganz am Ende, wo man ja schon fast alle Hoffnung aufgegeben hat, kommen sie dann doch noch zusammen. *freu* Obwohl man sich ja fragen muss, wie ihre Zukunft aussieht, wenn er immer ein Kind bleibt und sie immer wieder wegziehen müssen. Aber Hauptsache, sie sind zusammen.
Und, dass du Ran geschrumpft hast, nehme ich dir mal gar nicht übel! Ich hätte zu gerne noch ein bisschen mehr darüber gelesen, wie ihr Leben als Keiko Mawashita ablief. Besonders in der Gegenwart von Ayumi! *lol* Die wäre bestimmt super eifersüchtig gewesen.
PS: Die "Kamen Yaiba vs. Mega Schleimer" DVD will ich auch haben! Her damit! xD
(Das mit dem Zeitsprung finde ich nicht schlimm, aber es war am Anfang etwas verwirrend)
Eri_Kisaki
Von:  foxgirl
2005-12-27T18:29:05+00:00 27.12.2005 19:29
Hi,
der Zeitsprung ist wirklich enorm.
Aber die Wendung ist super überraschend. Ich hoffe es geht bald weiter. Und ich erfahre, was des Schicksal für die beiden bereit hält.
Obwohl die Lüge, die Shinichis Eltern beiden aufgetischt haben war ja enorm.
Also bis denne


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