Kapitel 2
DISCLAIMER: Yugioh gehört nicht mir! Charaktere sind nur ausgeliehen. Und ich verdiene auch kein Geld damit!
Ich bin in diesem Kapitel etwas, sagen wir mal, mutiger rangegangen. Hoffentlich gefällt es euch!
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Wir stehen alle vor dem Eingang der Schokoladenfabrik. Das Gebäude ist flach gehalten und wirkt in seinem dezentem grau in grau nicht wirklich einladend. Die Lehrerin zählt noch mal nach, ob all ihre Zöglinge auch da sind. Als ob einer freiwillig in diesem verlausten Bus sitzen geblieben wäre. Gut, dass er Ledersitze hatte. Trotzdem werde ich meine Kleidung desinfizieren lassen. Schließlich saß ich auch eine ganze Weile vor dieser blonden Flohschleuder. Apropos Flohschleuder. Wo steckt eigentlich mein Hündchen? Ich schrecke kurz vor meinem eigenen Gedanken zurück. Wo kam das denn her? MEIN HÜNDCHEN?! So ein Quatsch! Dieser Tag hat gerade erst begonnen und hinterlässt jetzt schon seine Spuren. Wenn ich heute noch einmal einen so für mich untypischen Gedanken habe, verklage ich die Schule! Seelische Grausamkeit, oder so. Meinen Anwälten wird schon was einfallen.
"Das hier ist Herr Edo. Er ist Schichtleiter in diesem Betrieb und wird uns heute herumführen." sagt unsere Lehrerin und deutet fast feierlich auf den kleinen, dicken Mann neben sich, der nervös auf seinen Zehenspitzen wippt.
Wieso überrascht es mich nicht, dass der Kerl fast 100 Kilo Übergewicht hat?
"Guten Morgen!" ertönt es zeitgleich aus den Mündern von etwa 30 Schülern.
Ich kann mir ein Augenverdrehen nicht verkneifen. Ich bin Firmenleiter einer der bestsituierten Firmen der Welt und muss mir tatsächlich hier diesen Kindergartenmist antun. Herr Edo räuspert sich.
"Guten Morgen, Kinder!"
Mit wem zum Teufel redet der? Bestimmt nicht mit mir!
"Wie eure Lehrerin eben schon gesagt hat, werde ich euch heute in unserer schönen Schokoladenfabrik herumführen und euch in einige Geheimnisse unserer weltbekannten Schokolade einweihen! Ihr könnt mir natürlich jederzeit Fragen stellen. Bleibt aber bitte zusammen und lauft nicht ohne Aufsichtsperson im Gebäude herum. So, und jetzt wollen wir unsere Kakaobohnen mal unter die Lupe nehmen. Ha, ha, ha!"
Der dicke Vollidiot lacht, als hätte er gerade den Witz des Jahres erzählt. Und was machen meine Klassenkameraden? Sie lachen munter mit und freuen sich. Ein ganz besonders lautes ,Juhu!' kann ich von vorne hören. Ach, da steckt der Köter! In der ersten Reihe! Für Wheeler eher untypisch. Eigentlich versucht er sich immer sehr weit hinten zu halten, damit er mehr Blödsinn machen kann. Er hat noch immer nicht gerafft, dass die Lehrer immer ihr besonderes Augenmerk auf die hinteren Reihen geworfen haben. Aber eigentlich ist das auch gut so. Denn so kann ich mich tagtäglich darüber amüsieren, wenn Wheeler eine Strafe aufgebrummt bekommt, weil er beim Unsinn machen erwischt wurde. Ein wutfauchender Lehrer und ein Besserung versprechender Wheeler sind immer ein Highlight in den langweiligen Unterrichtstunden. Und wenn er mal nicht im Unterricht ist, weil er krank ist oder schwänzt, dann sind die Schultage immer verdammt lang! Das soll aber nicht heißen, dass es mir mit ihm im Unterricht besser geht!
Meine Klassenkameraden folgen dem Dicken und unserer Lehrerin ins Gebäude. Ich folge der Gruppe mit einigem Abstand. Ich bin nicht wirklich versessen darauf, in diese Schokoladenfabrik zu kommen. Als ich das Gebäude betrete schlägt mir schon die Wärme und der schwere Geruch von Kakao entgegen. Ich muss unwillkürlich die Nase rümpfen. Wie soll ich es denn hier drinnen auch nur eine Minute aushalten, geschweige denn 2 Stunden!
"Hmmm! Riecht gut, oder?"
Wheeler steht neben mir. Hat er etwa auf mich gewartet? Er hat die Augen geschlossen, den Kopf etwas angehoben und atmet tief ein. Ich kann genau sehen, wie sich sein schlanker Brustkorb hebt. Irgendwie ist diese Bewegung faszinierend. Seine Gesichtszüge sind völlig entspannt und ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. Er wirkt gerade so friedlich und trotzdem voll Leben. Er macht die Augen auf und schaut mich an. Und ich bemerke, dass ich ihn die ganze Zeit über beobachtet habe. Irgendwie ist mir das unangenehm und ich fühle mich ertappt. Ich muss die Situation unter Kontrolle bekommen.
"Dieser Geruch gefällt dir? Naja, ist mal was anderes für dich als an Bäumen zu schnüffeln, oder?"
Seine Gesichtszüge spannen sich sofort wieder an und die eben noch entspannte Haltung seines Körpers wird steif.
"Mit dir kann man auch nicht einmal eine normale Unterhaltung führen, oder?"
"Wer hat gesagt, dass ich mich mit dir unterhalten will? Ich kann kein hundisch!"
"Ein Wort wie ,hundisch' gibt es gar nicht! Das weiß sogar ich!"
Er runzelt die Stirn, als er bemerkt, dass er sich gerade selbst kein Kompliment gemacht hat. Und ich verdrehe die Augen.
"Geh und nerv Yugi!"
"Der quatscht gerade mit Tea. Sie hatte im Bus nicht die Möglichkeit bei uns zu sitzen, da sie meinen Kopf aus der Schlinge ziehen musste. Und ich lass die zwei Turteltauben mal lieber alleine, wenn du verstehst was ich meine."
Er zwinkert mir mit einem Auge zu.
"Das ist mehr Information über Yugi Mutou und Tea Gardner als ich je haben wollte!" knurre ich. Aber was hat er mit dem anderen Satz gemeint?
"Wieso musste die Nervensäge deinen Kopf aus der Schlinge ziehen?"
"Hey! Tea ist keine Nervensäge! Naja, zugegeben, sie redet manchmal ohne Punkt und Komma und wenn sie erstmal richtig in Fahr ist..."
"Wheeler, antworte einfach auf meine Frage!" herrsche ich ihn ungeduldig an. Er schaut mich an, beleidigt, und wendet dann seinen Blick ab.
"Nun, mit dieser Schneeballaktion habe ich mir nicht wirklich Freunde gemacht. Tea hat die Wogen etwas geglättet, damit ich nicht in einer Flut von Drohbriefen ersticke."
"Das Gesicht des Mädels war schon vorher ein Fall für die plastische Chirugie. Dein Schneeball hat da kein großen Schaden angerichtet."
Wheeler lässt ein tiefes Seufzen hören.
"Doch nicht die Schneeball-im-Gesicht-Aktion!"
Ich hebe die Augenbrauen. Ach, nicht?
"Was war dann das Problem?"
Er schaut mir in die Augen. Sein Blick ist forschend, als würde er die Antwort in meinem Gesicht suchen. Aber hinter diesem Blick verbirgt sich eine Emotion, die ich noch nie in seinen Augen gesehen habe...
"Nun, ich habe dich mit meinem ersten Schneeball von deinem kleinen Flirt mit Sarah weggerissen."
Wie bitte?!
Ich versuche gerade meine Überraschung so gut es geht zu verbergen. Wer bitte schön ist Sarah? Und wann zum Teufel soll ich geflirtet haben?! Und schlagartig habe ich die Szene vor mir, von der Wheeler eben erzählt hat. Ach, der beinah-platzende-Kopf! Die heißt Sarah?! Ich war mir ziemlich sicher, dass sie Elfriede heißt. Naja...
"Sie war nicht sehr begeistert darüber, dass ich dich von ihr abgelenkt habe. Soll ich mich vielleicht auch noch bei dir entschuldigen?"
Seine Stimme klingt seltsam. Fast bissig. Und langsam dämmert es mir, warum er so reagiert.
"Es gibt viele Sachen, für die du dich bei mir entschuldigen kannst. Aber sag mal, kann es sein, dass du neidisch bist?"
"DU SPINNST WOHL! Dein bekloppten Fanclub kannst du für dich alleine behalten. Den braucht kein Mensch! Und ich bin NICHT eifersüchtig, kapiert!"
Wheeler ist förmlich explodiert und fuchtelt wild mit seinen Armen vor mir herum. Ich runzele aber meine Stirn und antworte gewohnt kühl:
"Ich habe auch nicht gesagt, dass du eifersüchtig bist, sondern neidisch. Warum solltest du eifersüchtig sein?"
Er schaut mich an, absolut verdattert und blinzelt. Ich kann förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitet. Seine Wangen werden plötzlich rot. Mmmmh. Ich muss mir diesen Gesichtsausdruck merken. Wheeler sieht richtig gut aus...Ich meine, nicht so dumm wie sonst!
"Du verdrehst mir immer die Worte im Mund!"
Mit diesem letzten Satz dreht er sich auf den Absatz um und folgt schnell unseren Schulkameraden, die schon einigen Vorsprung haben. Und lässt mich einfach so stehen. Idiot! Ich soll ihm die Worte im Mund herumdrehen? Ich? Was kann ich denn dafür, wenn er nicht richtig zuhören kann! Dieser Penner! Dieses ganze Gespräch hat mich irgendwie unruhig gemacht und mich innerlich aufgewühlt. Verdammter Köter!
"Seto? Kommen Sie?" ruft auch schon meine Lehrerin. Wie ich es hasse, wenn sie mich beim Vornamen nennt! Das ist nur einem gestattet und zwar meinem kleinen Bruder. Aber dieses ganze Gespräch mit Wheeler geht mir noch durch den Kopf und ich vergesse komplett, sie Zurecht zu weisen. Glück für sie!
Ich komme gerade bei der Gruppe an, die vor zwei rieseigen Töpfen steht, als Herr Edo anfängt zu erklären:
"Aus dem Inhalt dieser zwei Töpfe wird später unsere berühmte ,Perfect' Schokolade. In dem einem befindet sich weiße Schokolade und in dem anderen Zartbitter. Die beiden Sorten müssen erstmal getrennt verarbeitet werden, da weiße Schokolade eine geringere Temperatur braucht, um zu schmelzen, als dunkle. Und wie ihr bestimmt wisst, ist weiße Schokolade viel süßer als dunkle. Aber genau das ist der Reiz daran, diese beiden Sorten zu vereinigen. Sie bilden zusammen die perfekte Einheit. Die Verarbeitung ist zwar sehr aufwendig, aber der Aufwand lohnt sich allemal! Denn wie wir alle wissen, ziehen sich Gegensätze an, und zusammen bilden sie die absolute Harmonie. Darum heißt diese Schokolade auch ,Perfect'!"
Ich starre in die zwei Töpfe mit Schokolade, in der sich träge Rührstäbe bewegen. Und die Worte des Dicken sickern allmählich in mein Bewusstsein. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass in diesem absolut blöden Vortrag so viel Wahrheit steckt. Eine Wahrheit, die mir die ganze Zeit über verborgen geblieben ist. Ich versuche meine Gedanken zu ordnen und die Botschaft zu entschlüsseln, doch ich kann die Antwort nicht greifen. Und plötzlich spüre ich es wieder. Dieses Gefühl. Mein Kopf will sich nach rechts drehen. Nein, Seto, du schaust gerade aus! Aber mein Kopf dreht sich, komplett automatisch und ich kann nichts dagegen tun. Und mein Blick bleibt an Wheeler haften...
Dieser schaut mich an. Fragend. Suchend. Als würde er auch versuchen, die Antwort zu greifen, die uns wie auf dem Silbertablett serviert wird. Zum Teufel, das kann doch nicht so schwer sein. Die Antwort ist da. Wheeler weiß es, ich weiß es. Aber was ist es? Ich spüre wie sich mein Herzschlag beschleunigt und meine Atmung ebenfalls. Irgendetwas stimmt hier doch nicht. Ich schaue Joey immer noch in die Augen. Sie sind geweitet und so braun wie....wie Schokolade. Und sie halten soviel Wärme in sich. Und...und was? Ich werde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit der Antwort zu tun hat. Ich glaube...
"Wir können weitergehen!" schallt die Stimme von Herrn Edo unnatürlich laut in meinem Kopf. Ich zucke zusammen und muss blinzeln. Na, hoffentlich hat das jetzt keiner mitbekommen. Das war definitiv einer der seltsamsten Erfahrungen, die ich je in meinem Leben gemacht habe. Ich war mindestens für eine Minute völlig weggetreten. Wie hypnotisiert.
Die Luft in diesem Gebäude ist bestimmt kontaminiert!
Gerade als ich meinen Schulkameraden folgen will, sehe ich wie Wheeler einen komplett anderen Weg einschlägt. Ich schaue unserer Lehrerin und dem Dicken hinterher, die anscheinend nichts mitbekommen. Und ich drehe mich wieder zu Wheeler, der jetzt gerade im Schlendergang um eine Ecke biegt und aus meinem Blickfeld verschwindet. Typisch! Der Kerl kann auch keinen Anweisungen folgen! Ich schaue noch mal kurz zur Gruppe, die sich schon den nächsten Vortrag anhört. Oh bitte, nicht noch so eine Rede. Danach kann man mich in die Klappse einliefern. Also wähle ich das geringere Übel. Außerdem muss ich doch darauf Acht geben, dass der Köter nicht anfängt sein Revier zu markieren. Also folge ich ihm...
Ha, ha, ha... langsam kommt Schwung in die Sache, oder was meint ihr? Der arme Seto ist ja ganz schon verwirrt. Aber ich lass ihn noch ein bisschen leiden!
Ich bemühe mich das dritte Kapitel vor meinem Urlaub fertig zustellen. Das heißt, falls ihr wissen wollt, was passiert, wenn Joey und Seto alleine sind... *schmunzel*
Kommis... her damit!
