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Fesseln des Verrats - Fortführung nach Kapitel 13

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Das Wiedersehen

Zoltan atmete erleichtert auf, als die kleine Hütte - eine ehemalige Herberge - in Sicht kam. Vielleicht würde Tachibana nun endlich Ruhe geben und schlafen.

"Wir sind da."

Er deutete auf die Holzbaracke am Waldrand und sowohl Aya als auch Tsubaki seufzten erleichtert auf. Ihre Beine fühlten sich bleischwer an und ihre Körper verlangten unablässig nach einer Pause.

"Den Göttern sei Dank! Ich kann keinen Schritt mehr setzen!" Katsumi schloss für einen kurzen Moment die Augen. Allerdings blieb die Erleichterung aus. Etwas fehlte. Etwas Natürliches. Schönes. Kuroto sprach seine Gedanken aus.

"Hört ihr das auch?"

"Mmh? Was meinst du? Ich höre nichts", gab Senshiro zurück und auch die anderen begannen nun zu lauschen.

"Eben. Das meine ich. Wo ist das Vogelgezwitscher? Das Zirpen von Grillen und Insekten? Wir befinden uns an einem Waldrand, doch es ist gespenstisch still."

"Das ist nicht weiter schlimm", antwortete Luca und die anderen blickten ihn skeptisch an. Luze kam ihm mit der Antwort zuvor.

"Wir sind noch zu nah bei Luzifer und seinem Gefolge. Im gesamten Gebiet werden keine Tiere zu sehen und zu hören sein."

"Ein Wunder, dass überhaupt noch was blüht", fügte Zoltan ernst hinzu und schaute sich um.

Danny strahlte über das ganze Gesicht und klatschte aufmunternd in die Hände.

"Also ein gutes Zeichen! Dann auf ins Haus und Kräfte sammeln. Wir haben noch viel vor und können leider nicht lange bleiben."

Nicht jeder stimmte zu, doch als Reiga und Luca mit Yuki voraus liefen, setzten die anderen hinterher. Ein paar Meter vor der Haustür blieben sie allerdings alarmiert stehen.
 

Sairi lief im Zimmer unschlüssig auf und ab. Was sollte er tun? Er konnte Masamume nicht allein lassen, aber viel länger warten konnte er auch nicht. Sein Cousin würde sterben, wenn nicht bald etwas passieren würde. Auf was er eigentlich wartete, wusste er auch nicht.

"Dieser verfluchte Dämon!"

Er trat nach dem Tischbein aus und hielt plötzlich in seiner Bewegung inne. Konnte das wirklich sein? Täuschte ihn sein Gefühl oder handelte es sich gar um eine Flinte von Luzifer? Sairi schluckte und sein Herzschlag nahm an Geschwindigkeit zu. Nein, er spürte es ganz deutlich und klar: Yuki war in der Nähe. Und nicht nur das Licht der Götter.

"Ria", flüsterte er mit zitternder Stimme. Wie in Trance lief er die knarzende Treppe ins Erdgeschoss hinunter und hinaus ins Freie. Dort blieb er wie vom Blitz getroffen stehen. Vor ihm standen in nur wenigen Metern Entfernung seine einstigen Kameraden. Sairi wurde von tausend Gedanken und Gefühle geschüttelt. Sie waren am Leben. Er kam allerdings nicht dazu, ihnen entgegen zu treten, denn Hotsuma stürmte mit einem wütenden Schrei auf ihn zu.
 

Tachibana und Shuusei sahen das Unglück kommen. Der ehemalige, selbsternannte Herbergsvater nickte dem jungen Wächter zu, der sofort begann, einen schützenden Bannkreis um die Herberge zu ziehen. Touko und Tsukomo kamen ihm dabei geistesgegenwärtig zur Hilfe. Gerade noch rechtzeitig, denn Sairi wich Hotsumas flammenden Attacken aus und ein Feuerstrahl schoss geradewegs auf das Gebäude zu.

Luca, Reiga und Luze brachten Yuki in Sicherheit, während Senshiro und Kuroto sich um Tsubaki, Aya und Katsumi kümmerten.

"Dass dieser Idiot immer gleich übertreiben muss!", murmelte Kuroto wütend, aber auch ihm juckte es in den Fingern, dem Verräter eine Abreibung zu verpassen.
 

Für eine Weile beobachtete Ria den Kampf mit versteinerte Miene. Sairi lebte also. Sollte sie sich freuen? Entsetzt sein? Sie wusste es nicht. In ihr rangen die unterschiedlichsten Gefühle um die Oberhand. So stand sie eine Weile da und betrachtete ebenso wie ihre Gefährten den fast ausgeglichenen Kampf. Sairi hielt sich gut. Das musste sie ihm lassen, doch gegen Hotsuma hatte er auf Dauer keine Chance. Sie war sich sicher zu wissen, wie der Kampf ausging. Und sie sollte recht behalten. Ihr ehemaliger Partner wich der Feuermagie seines Gegners aus, parierte seine Schwertattacke, doch sah den blitzschnellen Faustschlag seines Gegners nicht kommen. Hart traf ihn Hotsumas Faust ins Gesicht. Sairi strauchelte, wehrte gerade noch rechtzeitig den nächsten Schlag aus, doch wurde von dem darauffolgenden Kick erfasst. Mit einem Röcheln stürzte er zu Boden und Hotsuma setzte zur nächsten Attacke an. Allerdings kam er nicht so weit, denn Tachibana und Shuusei waren in Windeseile an seiner Seite und hielten den Tobenden fest.

"Lasst mich los! Ich bin noch nicht fertig!", schrie er aufgebracht, woraufhin sein Partner nur den Kopf schüttelte und Tachibana vor sich hin kicherte.

"Beruhige dich. Du hast unseren Standpunkt mehr als deutlich gemacht", meinte Shuusei, aber seine Worte konnten Hotsuma nicht beruhigen.

"Von wegen! Ich habe gerade erst angefangen! Dieser elende Verräter!"

"Ich verstehe deinen, nein, euren Unmut, aber glaubt ihr wirklich, Yuki würde das wollen?", schaltete sich Tsubaki mit trauriger Miene ein und schielte zum schlafenden Licht der Götter. Ihre Worte nahmen Hotsuma etwas den Wind aus den Segeln. Er ballte seine Hände zu Fäusten, schielte zu Yuki und wandte sich dann wieder Sairi zu, der sich gerade aufrichtete.

"Bild dir bloß nichts darauf ein. Ich verschone dich nur für Yuki", presste Hotsuma aus zusammengebissenen Zähnen hervor und funkelte Sairi zornig an. Der spuckte verachtend auf den Boden.

"Als ob! Du hast nur nicht den Mut dazu. Und statt das zuzugeben, schiebst du alles schön auf das schlafende Dornröschen. Einfach, wenn man ständig die Prinzessin als Ausrede hat, nicht wahr?"

"Du!" Hotsuma setzte abermals einen Schritt auf ihn zu, aber Ria war schneller. Sie verpasste Sairi eine schallende Ohrfeige und ihr vorwurfsvollen Blick nagelte ihn an Ort und Stelle fest.

"Ria, ich ...", flüsterte Sairi, als ihn eine erneute Ohrfeige traf.

"Die erste war für dein Verschwinden. Das hier ist dafür, dass du uns alle im Stich gelassen hast. Und die hier", sie holte abermals aus und er ließ es widerstandslos geschehen, "ist für mich!"

Sie schluchzte. Um sie herum wurde es still. Zoltan sah die anderen fragend an und Reiga gab ihnen ein Zeichen. Gemeinsam betraten sie die Hütte und ließen das ehemalige Pärchen allein.
 

Ria schluchzte und senkte ihren Kopf. Sie ertrug es nicht, ihn noch weiter anzusehen. Ihre unterdrückten Gefühle überrollten sie gnadenlos.

Sairi stand für einige Sekunden reglos da. Das hatte er verdient.

"Ria, kannst du mir verzeihen?" Er klang gefasst, doch innerlich fühlte er sich zerrissen.

Sie blickte noch immer nicht auf, brachte es nicht über sich.

"Du hattest bestimmt deine Gründe, zumindest möchte ich daran glauben ... doch ich kann nicht."

Sie brach in Tränen aus und hob schnell ihre Hände vor ihr Gesicht. Sairi durchfuhr ein Stich. Er biss sich auf die Lippen, um seine eigenen aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Vorsichtig zog er sie in seine Arme. Zuerst versuchte sie, ihn wegzuschieben, doch er hielt sie sanft aber bestimmt fest.

"Es tut mir leid, Ria. Ich musste es tun ... würde es auch wieder tun. Ich weiß, ich werde meine Tat nicht mehr gutmachen können, doch ich werde es mein Leben lang versuchen."

Sie schluchzte verbittert auf und vergrub ihr Gesicht in seinen Oberkörper. Mit der Faust schlug sie immer wieder gegen seine Brust, mit jedem Schlag verließ sie ihre Kraft mehr und mehr.

"Idiot!", nuschelte sie unter Tränen, doch Sairi ließ sie nicht los.

"Ich weiß", flüsterte er tonlos zurück.

"Du blöder Idiot!"
 

Touko beobachtete die beiden besorgt aus dem Fenster, während die anderen sich auf die Zimmer verteilten, um sich auszuruhen. Tsukomo trat an ihre Seite und lehnte seinen Kopf an den ihren.

"Du machst dir Sorgen."

"Ja, ein bisschen."

"Das musst du nicht."

"Ich hoffe, du hast recht."

"Lass uns schlafen gehen. Du bist sicherlich auch müde." Er griff nach ihrer Hand und zog sie hinter sich her. Touko schielte nochmals aus dem Fenster. Hatte Ria damals recht gehabt? Sollte sie mit Tsukomo über ihre Gefühle sprechen, ja ihre Gefühle gar zulassen und ihnen eine Chance geben ungeachtet der Konsequenzen? Die letzten Tage hatten bewiesen, dass ihr Leben jederzeit enden konnte ...

"Tsukomo...", setzte sie unsicher an und blieb stehen. Ihr Bruder drehte sich zu ihr um und sah sie irritiert und fürsorglich an. Ihr Herz schlug immer schneller, sodass sie schon fast Angst hatte, es würde sich überschlagen.

"Ich ..."

"Ja?"

"..."

"Mmh?"

"Danke."

Sie lächelte ihn verzagt an und er nahm sie kurz in seine Arme. Sie konnte es nicht. Es war nicht richtig. Verbittert biss sie sich auf die Unterlippe. Touko bewunderte ihre Freundin und wünschte sich für sie, dass sie Sairi verzeihen können würde. Nach einigen Sekunden ließ Tsukomo sie los und sie suchten sich ein freies Zimmer, um zu rasten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2019-11-19T23:09:25+00:00 20.11.2019 00:09
Spitzen Kapitel
Antwort von:  Aleye85
20.11.2019 20:57
Danke, das freut mich :)


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