Zum Inhalt der Seite

Einzelposting: Freundschaftsmoral?


Links hierher: http://www.animexx.de/forum/thread_274471/-1/12882677408944/
http://desu.de/w-WF2gj




Von:    lachende_goettin 28.10.2010 14:26
Betreff: Freundschaftsmoral? [Antworten]
Avatar
 
Man muss eine Freundschaft als das nehmen, was sie ist: Ein gegenseitiges, gleichwertiges Ziehen am Seil, ausbalanciert dadurch, das beide mit gleicher Stärke ziehen.

Mir scheint, dass die Ansprüche an Freundschaften heutzutage oft horrend sind - viele sehnen sich in Wahrheit nach Verschmelzung. Die Erfahrung, das genau das nie stattfinden können wird, ist dann natürlich schmerzlich: Man hält es nicht aus, dass der Freund zum Teil andere Wertevorstellungen hat und findet sein Verhalten illoyal. Viele erwarten, dass der Freund Bruder/Schwester, Mutter/Vater, Anwalt und Psychologe in einem ist; er soll gleichwohl Mobbern die Leviten lesen wie brutale Gangs in die Flucht schlagen, immer für uns da sein, darf hinter unserem Rücken niemals schlecht über uns reden, keinen Geburtstag vergessen und natürlich optimalerweise nicht mit anderen Leuten eine ähnlich enge Freundschaft eingehen.

So einen Freund hätte ich ehrlich gesagt auch gerne; aber das hat nichts zu tun mit dem wahren, menschlichen Austausch und Tauziehen, was in gewisser Weise zu diversen Zeitpunkten immer mal wieder auch ein Kampf ist. Ein Freund ist kein Wünscheerfüller. Die Vorstellung eines Freundes ist ein innerer Spiegel für noch offene Bedürfnisse.

Der Freund ist kein Arschloch, weil er sich nicht mit einer Bande Brutalos prügeln will. Er darf auch Angst haben und auch feige sein. Da ist es irrelevant, ob man Franzose, Slowene, Schwede oder Türke ist. In jedem Land gilt:

Auch ein Freund ist ein Mensch mit Schwächen. Freundschaft ist, ihn auch damit zu lieben.


Zurück zum Thread