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Einzelposting: Oh Gott! Die CB Dub ist erbärmlich


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Von:   abgemeldet 09.01.2003 12:16
Betreff: Versuch einer objektiven Betrachtung [Antworten]
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@Laton:
Grundsätzlich kann ich deinem Posting nur zustimmen. Das Argument "Es ist anders als das Original, also ist es schlecht" ist in vielen Fällen wirklich nicht sonderlich sinnvoll. Andererseits ist es natürlich schon legitim, sich über allzu große Abweichungen vom Original aufzuregen, denn, um bei deinem Musikstück-Vergleich zu bleiben, man will ja schließlich dieses bestimmte Musikstück hören und nicht etwa ein völlig anderes Stück auf dem nur derselbe Name steht. Variationen sind erlaubt und wie du sagst sogar teilweise unvermeidbar oder nötig, aber die Variationen sollten sich schon in einem gewissen Rahmen bewegen und das Original respektieren. Ausserdem sollten in der Variation möglichst nicht bestimmte Elemente völlig auf der Strecke bleiben oder neue Elemente eingefügt werden, die nicht mit dem Rest des Stückes harmonieren. Was für Elemente man als wichtig, unpassend etc. empfindet, ist natürlich im Endeffekt eine Geschmacksfrage und darüber kann man sich wunderbar streiten.

Im konkreten Fall der deutschen Cowboy Bebop Synchro muss ich sagen, dass ich auch nicht sonderlich beeindruckt von ihr war. Sie sticht meiner Meinung nach nicht auf irgendeine Weise aus dem Einheitsbrei deutscher Seriensynchros heraus. Da der Qualitätsstandard deutscher Synchros (gerade im Vergleich zu den Synchros anderer Länder) relativ hoch ist, heißt das natürlich, dass die Synchro nicht schlecht war, aber ich persönlich hätte mir für eine Serie wie Cowboy Bebop eben mal zur Abwechslung eine wirklich gute Synchro gewünscht.

Insbesondere haben mir die Stimmen nicht so gut gefallen. Klar, das ist zum großen Teil auch einfach Gewöhnungssache, aber meiner Meinung nach schaffen es die Stimmen von Spike und Jet einfach nicht den besonderen Stil der Serie zu transportieren. Im Original (und auch in der sehr guten englischen Synchronisation) hören sich Spike und Jet wirklich wie zwei Leute an, die schon sehr viel in ihrem Leben gesehen und erlebt haben - zwei abgebrühte Aussenseiter, die in der Vergangenheit teils schwere Schicksalschläge erleiden mussten und sich nun so gut es eben geht durchs Leben schlagen, ohne Perspektiven oder große Träume. In ihren Stimmen klingt oft eine gewisse Melancholie durch, die auch in vielen Folgen der Serie zu spüren ist und die IMHO ein essentiell wichtiger Teil von Cowboy Bebop ist. Den deutschen Stimmen hingegen fehlt dieser Tiefgang, dieses Blues bzw. Film Noir Element. Karl Schulz (spricht Jet Black) hat eine ziemlich harte, beinahe brachial klingende Stimme, die eher zu einem Wrestler passt. Kein Wunder, dass er unter anderem auch B.A. im A-Team gesprochen hat. Und Viktor Neumann (spricht Spike Spiegel) hat eine Stimme, die zweifellos sehr gut zum schleimigen Agent Sandoval in "Mission Erde" passt oder auch einem Arzt in "Chicago Hope" gut steht, aber Spike Spiegel? Nein, nicht wirklich. Womit ich jetzt nicht sagen will, dass die beiden eine komplette Fehlbesetzung wären. Nein, beide sind erfahrene und fähige Sprecher, die ihren Job gut machen. Aber wenn man sie mit dem Original oder der englischen Synchronisation vergleicht, dann stehen sie eindeutig auf der Verliererseite und sind keine wirkliche Alternative.
Die Vorschau, in der man kurz Faye Valentines Stimme hören konnte, hat mir auch nicht sonderlich viel Hoffnung gemacht, dass Antje von der Ahe hier positiv aus der Reihe fallen könnte. Andererseits ist sie als Chiana in "Farscape" wirklich nicht schlecht, und die Rollen haben schon gewisse Ähnlichkeiten. Mal sehen.

Die Nebenrollen gingen größtenteils in Ordnung, waren aber wie gesagt auch nicht sonderlich überragend. Beim Sprecher von Akim hat man schließlich völlig in die Tonne gegriffen - der hört sich im Original total anders an. Auch das hat die englische Synchro besser hinbekommen (obwohl auch bei der manche Nebenrollen nicht so toll klingen).

Ansonsten sind mir (wie AnotherElk) noch relativ viele Dialoge aufgefallen, die in den englischen Übersetzungen (sowohl der offiziellen als auch in diversen Fansub-Skripten, in die ich stichprobenartig mal reingeschaut habe) anders verlaufen. Nichts wirklich sinnentstellendes, aber doch hier und da ein paar Kleinigkeiten, die mir in der deutschen Fassung nicht so gut gefallen haben. Irgendwie wirkte es manchmal so als wollte man ein paar Dialoge besonders witzig bzw. cool machen - was aber IMHO meistens eher in die Hose ging.
Und dann sind da noch so Sachen wie z.B. die Tatsache, dass sie die multilingualen Durchsagen beim Durchqueren eines Hyperraumtors (oder wie die Dinger nochmal gleich bei Cowboy Bebop heißen) in der deutschen Fassung nur einsprachig gemacht haben, was nicht von allzu großer Sorgfalt des Synchronstudios zeugt.

Ich hoffe außerdem, dass MTV jetzt nicht jedesmal diesen Prolog vor dem Vorspann bringt. Eigentlich sollte der ja nur vor der allerersten Folge kommen. Kann natürlich gut sein, dass MTV (bzw. die bearbeitende Firma) nur den ersten Vorspann eingedeutscht hat und diesen dann einfach per Copy&Paste vor jede Folge klatscht, wobei dann leider eben immer dieser Prolog dabei ist. Und warum wurde der Abspann nach der ersten Folge zweimal gebracht? Eine recht kuriose Panne.


Also, ich bin wirklich nicht sonderlich beeindruckt von der deutschen Cowboy Bebop Fassung und werde mir die Serie wahrscheinlich größtenteils nicht nochmal in Deutsch auf MTV ansehen. Wenn ich schon eine Synchro haben will, dann schiebe ich mir in diesem Fall lieber die US-DVDs in den Player und sehe mir die wesentlich bessere englische Synchro an.

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