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Little bird in a cage

von

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blinde birds

velociraptor_19 gewidmet
 

XV. blinde birds
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

„Hast du denn gar keinen Hunger?“, forschend blicke ich dich an, und seufze, als du den Kopf schüttelst.

Seitdem wir wach sind, hast du kein Wort gesprochen, und nur von Zeit zu Zeit gelächelt. Du hast mich jedoch nicht ein einziges Mal abgewiesen, und in mir die Hoffnung geweckt, dass du mich vielleicht doch nicht verachtest.

Vorsichtig schiebe ich dir das Brot hin, „Iss zumindest ein bisschen…. Bitte….“, ich sehe dich ernst an, denn es bereitet mir Sorgen, dass du so wenig zu dir nimmst, wo du doch bereits am Tag zuvor sehr wenig gegessen hast.

Ohne zu antworten senkst du den Kopf und betrachtest die Tischplatte.

„Du musst etwas essen, bevor du zusammenklappst…“, erkläre ich bestimmt und lege dir eine Scheibe des Brotes auf den Teller. Langsam hebst du den Kopf, und musterst mich, ehe du nach deinem Messer greifst und ein wenig Butter auf deinem Brot verteilst, ehe du es zu deinen Lippen führst, wobei dir dein Widerstreben deutlich auszusehen ist.

Mit jedem Bissen, den du zu dir nimmst, werde ich wieder ruhiger. Auch wenn du scheinbar nur mir zuliebe isst, wirst du zumindest nicht mit leerem Magen zur Schule gehen.

Nachdenklich nippe ich an meinem Kaffee, die Augen weiter auf dich geheftet. …Du wirst Kyo nicht von den Dingen erzählen, die ich dir angetan habe, oder?... Du schämst dich gewiss zu sehr… Außerdem würde er dann in diese Sache hinein gezogen, und ich glaube nicht, dass du dies möchtest….

Du bist plötzlich beängstigend blass und wischt dir fahrig das Haar aus dem Gesicht, eine Geste, die ich nie zuvor an dir wahrgenommen habe. Ohne ein Wort zu sagen, stehst du auf, und verlässt die Küche. Hastig springe ich auf, um dir zu folgen. „Was hast du denn, Shinya?“, ich halte dich am Arm fest, doch du schüttelst den Kopf und entziehst dich mir, um Sekunden später im Badezimmer zu verschwinden.

…Ob du krank geworden bist?... Unschlüssig verharre ich vor der verschlossenen Tür. …Es ist schließlich gut möglich, denn du hast viele Stunden ohne Decke auf dem Boden geschlafen…

Ich bekomme ein furchtbar schlechtes Gewissen und ruckle hin und her, ehe ich mich wieder zurückziehe, und am Küchentisch sitzend auf dich warte.

Bevor wir zur Schule gehen können, müssen wir noch mit dem Bus zu mir nachhause fahre, um meine Schulsachen zu holen. Im Geiste habe ich die ganze Sache bereits so durchgeplant, dass wir erst kurz vor dem Klingeln in der Schule sein werden, so dass du vor dem Unterricht nicht die Möglichkeit haben wirst, mit Kyo zu sprechen, und in dem Pausen werde ich bei dir sein.

…Verzeih, dass ich so grausam bin… Aber ich kann ihn einfach nicht in deine Nähe lassen… Er will dich mir wegnehmen, damit er dich für sich alleine hat….

Kaum dass ich höre, wie die Badtür geöffnet wird, erhebe ich mich erneut und komme dir entgegen. Erschrocken stelle ich fest, dass du ziemlich blass aussiehst, und meine Gewissensbisse werden immer schlimmer.

„Shinya… Du siehst sehr blass aus… Dir kann einfach nicht gut sein… Willst du lieber zuhause bleiben?“, in mir rührt sich die Hoffnung, dass du einwilligen könntest, denn so wärst du noch einen weiteren Tag vor dem kleinen, blonden Giftzwerg sicher.

„Nein… Es ist alles bestens, wirklich!“, deine Reaktion ist heftig und du siehst mich in einer widersprüchlichen Mischung aus Entschlossenheit und Angst an. Mir wird kalt, als mir klar wird, dass es nur einen Grund für dich geben kann, aus dem Haus zu gehen, obwohl es dir so schlecht geht.

„Wegen Kyo… Nur damit du ihn wieder sehen kannst, willst du gehen… Weil du es nicht einen Tag länger ohne ihn aushältst, oder?“, unbändige Wut steigt in mir auf, während ich meinen Gedanken ausspreche.

Ein Zittern durchläuft deinen zierlichen Körper, doch du weichst nicht von mir zurück. „Du irrst dich… Es ist nicht wegen ihm… Warum denkst du das immer?“, beinahe hätte ich gelacht, weil die Lüge, die sich hinter diesen Worten verbirgt, so offensichtlich ist, „…ich… weiß nicht, was du gegen ihn hast… Er hat dir doch nichts getan, oder? Warum hasst du ihn so sehr?“

Tränen.

Tränen rinnen dein hübsches Gesicht hinunter.

Du weinst wegen ihm, weil du nicht magst, wie ich über ihn rede, weil du ihn verteidigen möchtest.

Ich mache einen Schritt auf dich zu, dränge dich an die Wand, beherrscht und weich und dennoch unmissverständlich. „Warum ich ihn hasse? Weil er dich will… Hast du seine Blicke nicht gesehen? Die Art, wie er dich betrachtet… Wie er mit dir spricht… All das nur, weil er dich für sich möchte…“, die letzten Worte habe ich dir ins Ohr geflüstert und ich spüre wie du dich anspannst, gegen die Tränen ankämpfend.

„Warum siehst du das nicht, Shinya? Kyo will dich mir nur wegnehmen… Allein der Gedanke, dass du mit ihm alleine bist, macht mich krank… Jedes Wort, das du mit ihm wechselst erfüllt mich mit unendlicher Eifersucht...“

„Das stimmt nicht…“, du bebst am ganzen Körper vor Schwäche und Unglauben, und ich umfange dich zärtlich, streiche über deinen Rücken, ohne dass du doch wehrst.

„Doch es stimmt… Und darum muss ich doch auf dich aufpassen… Damit er dir nicht zu nahe kommt…“, dein leises Kopfschütteln wird durch einen sanften Kuss meinerseits beendet.

„Hab keine Angst… Ich bin bei dir…“

….Dies ist alles ein Fehler… Alles so falsch… Warum kann ich nicht aufhören?... Nicht aufhören dich auf diese Weise zu lieben?...

….Ich kann dich nicht gehen lassen… Ich kann es nicht…

Meine Hand zittert ein wenig, als ich dir durch das weiche Haar streiche. „Komm nun… Es ist Zeit…“
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Der Weg zu der Wohnung seiner Eltern ist mit dem Bus nicht lang, doch kommt es mir vor, als seien wir eine Ewigkeit unterwegs.

Dai hat mir meine Tasche abgenommen und trägt sie nun für mich, während wir in eine Ecke des Busses gedrängt dastehen, und darauf warten, dass wir unsere Haltestelle erreichen.

Die Dinge, die er über Kyo gesagt hat, hallen noch immer in meinem Kopf wieder, vermischen sich, werden zu einem bizarren Gewirr und lösen sich wieder von einander.

…Es macht keinen Sinn… Warum sollte Kyo etwas derartiges wollen?... Es kann nicht sein, und Dai muss sich irren…

Ich betrachte den Rothaarigen dabei, wie er die an uns vorbeiziehende Welt verfolgt, scheinbar tief in Gedanken, so dass er im Grunde nicht sieht, was vor seinen Augen geschieht. Seitdem wir das Haus verlassen haben, hat keiner von uns beiden ein Wort gesprochen. Auch wenn ich nicht sicher bin warum, macht der Größere mir in diesem nachdenklichen und ruhigen Zustand ein wenig Angst. Ich glaube nicht mehr länger den Menschen zu kennen, der nun neben mir steht, die sonst so warmen Augen auf einen unbestimmten Punkt gerichtet. Wahrscheinlich habe ich ihn nie gekannt. Und doch habe ich ihn sehr gemocht.

Betrübt senke ich den Kopf. Zu gerne würde ich verstehen, doch es geht nicht.

Zudem ist mir noch immer schlecht und zuweilen auch schwindelig.

Vorsichtig lehne ich mich an einen rothaarigen Begleiter und schließe die Augen, um mich für einen Moment zu entspannen.

„Es ist nicht mehr weit…“, er legt die Arme um mich, „geht es dir schon besser?“

Nickend versuche ich mich an einem Lächeln, „Es geht schon viel besser, danke…“

…Ob er bemerkt, dass ich lüge?...

Die Antwort auf meine Frage bleibt er mir schuldig, da der Bus einen heftigen Ruckel tut, und mich gegen ihn fallen lässt, so dass wir beide zu Boden gehen.

Verdattert blinzle ich Dai an, halb auf ihm liegend, die Blicke der anderen Menschen im Bus auf mir spürend. „Alles in Ordnung?“, er richte sich ein wenig auf und sieht mich über alle Maßen besorgt an, und streicht mir vorsichtig das durcheinander geratene Haar aus dem Gesicht, ehe ich nicke. „Mir fehlt nichts… Und dir?“, er schüttelt den Kopf, und beginnt zu lachen. Wie ein kleines Kind, das einen Schmetterling gefangen hat.

Er wirkt so glücklich dabei. Ganz so als gebe es all diese Schatten nicht, als sei alles nicht so schlimm, wie es scheint.

Noch immer kichernd zieht mich der Ältere zu sich hinunter und drückt mich an sich, ganz ungeachtet der Tatsache, dass wir uns mitten in einem öffentlichen Verkehrsmittel befinden, noch dazu auf dem Boden liegend.

Und auch wenn ich mit ihm lachen möchte, ist mir das Herz so unendlich schwer, von einer Trauer behaftet, die keinen Anfang und kein Ende hat.

„Es tut mir Leid, Dai…“, flüstere ich, und er versteht nicht, was ich meine, als er antwortet. „Ist ja nichts passiert… Du konntest außerdem nichts dafür….“

….Er versteht nicht… Und er darf auch niemals verstehen… Ich schmiege mich an ihn. ….Ich wünschte er könnte für immer so lachen… Wie gerne wäre ich das, was er sich so sehr wünscht… Aber ich kann nicht… Und es tut mir unendlich Leid… Ich bin nur ein blinder Vogel, und da ist nur ein Ort, an den ich gehen kann… Vergib mir, Dai…. Bitte vergib mir…
 

…………+…………….~Die~……………+………………
 

Nachdem ich dich freigegeben habe, richtest du dich langsam wieder auf. Ohne dass ich mir recht erklären kann, warum, wirkst du plötzlich traurig und auch schuldbewusst.

Aus deinen dunklen Augen siehst du mich auf eine Art an, als würdest du mich um Verzeihung bitten.

…Weißt du, dass ich sie dir gewähren würde?.... Egal was du auch tust, hassen könnte ich dich niemals…. Mein kleines Vögelchen mit den unendlich traurigen Augen….

Ich küsse dich ganz vorsichtig, zaghaft, und spüre deinen weichen Lippen, als ob es das erste Mal sei, dass sie sich berühren. Ich will dich nicht verlieren, das spüre ich stärker als je zuvor. Was ich tue mag falsch sein, doch ich kann es nicht ändern, dass ich bin, wie ich bin. ….Für dich ist es zu spät, gerettet zu werden… Meine Finger fahren durch dein seidiges Haar, und glätten die zerzausten Strähnen. …Mir kannst du nicht mehr entkommen, so sehr du dich auch windest und flehst…

Mit einer neuerlichen Erschütterung kommt unser Gefährt zum stehen, und es ist Zeit für uns, auszusteigen. Dich an der Hand trete ich in die frische Luft hinaus, und schlage sogleich den Weg zu dem Haus ein, das wir zum derzeitigen Moment bewohnen. Es ist ein recht großes Haus, im Grunde nur auf Grund der Eitelkeit meiner Eltern, denn so viel Platz brauchen sie nicht um zu wohnen, und meine Mutter hat sogar eine Reinigungskraft eingestellt, mit dem Argument, dass sie die viele Arbeit nie alleine bewältigen könne. In Wahrheit kümmert sie sich schon seit Jahren weder um den Haushalt, noch um mich.

Sie und mein Vater haben nie erfahren, dass ich schwul bin, und wie könnten sie auch, wenn sie kein Wort mit mir wechseln, außer wenn sie ein Anliegen vorzubringen haben, oder sich über mein Betragen in der Schule beschweren.

So ist es schon seitdem ich denken kann. Immer nur Ermahnungen und Streitereien. Laute Stimmen, die durch das ganze Haus tönen, und selbst durch das auf die Ohren gedrückte Kissen noch zu hören sind. In der Öffentlichkeit sind sie das perfekte Paar.

Nur ihr Sohn ist nicht perfekt.

Über ihn reden die Leute auf den teuren Partys.

Er ist der jenige, der ihr Leben zerstört hat.

„Was ist mir dir?“, deine Stimme vertreibt die halbverblassten und doch deutlichen Bilder aus meinem Kopf, und ich wende mich dir zu, ein Lächeln auf den Lippen. „Ich habe mich nur an etwas erinnert… Etwas, das ich zu gerne vergessen würde…“

Obschon ich an deinem Blick erkennen kann, dass du nicht verstehst, was ich meine, und es darum gerne wissen möchtest, stellst du deine Frage nicht, sondern streichst mir über die Wange.

„Mach dir keine Gedanken… Es ist Vergangenheit….“, erkläre ich und führe dich weiter durch die sauberen Straßen einer Gegend, in der sich jeder zum besten Freund des anderen erklärt, und dem anderen doch unbekannt und fremd bleibt, in der Höflichkeiten als Floskel der Notwendigkeit ausgetauscht werden, und ein Gerücht dem nächsten die Hand gibt.

…Mit dir an meiner Seite kann ich den Schatten vielleicht entgehen… So lange ich bei dir gewesen bin, musste ich an alle diese Dinge nicht denken…

Wir biegen um die Ecke und unser Haus kommt in Sicht. „Das da hinten ist unser Haus…“, ich zeige dir mit dem Finger, welches ich meine, „….jenes weiße neben dem Blauen… Protzig, oder?“

Für einen Augenblick bleibst du stehen und musterst den Klotz von einem Gebäude, ehe du schließlich nickst und das Gesicht ein wenig verzeihst, wobei du, nebenbei gesagt, ziemlich niedlich aussiehst. „Und das finden deine Eltern schön?“, fragst du ungläubig.

„Jupps, weil sie dann allen sagen können wie toll und groß ihr Haus doch ist… Nun ja… Bis meine Mutter wieder auf die Idee kommt, umzuziehen….“, ich seufze resignierend.

„Beeilen wird uns lieber ein bisschen, sonst kommen wir zu spät, und mein Physiklehrer benutzt mich für sein nächstes Experiment zum Thema Schwerkraft….“

Dein leises Lachen macht mich wirklich glücklich, und ich kann nicht anders, als dich kurz an mich zu drücken, ehe wir unseren Weg fortsetzen.

Wie gewohnt herrscht im Inneren des Hauses Stille, als ich die Tür öffne. Mein Vater ist schon lange auf dem Weg zur Arbeit und meine Mutter schläft wie immer noch. Auf leisen Sohlen schleichen wird durch das Haus, die Treppe hinauf in mein Zimmer, das mir nun noch unaufgeräumter als sonst scheint. …Ich hätte wirklich irgendwann mal aufräumen können…

„Ich hab es nicht so mit der Ordnung…“, erkläre ich verlegen und lasse ein paar Magazine unter dem Bett verschwinden, indem ich sie unsanft mit dem Fuß anstoße, denn ich halte es nicht für zwingend notwendig, dass du sie entdeckst. (Und wieder einmal bleibt des der Phantasie des Lesers überlassen, was Dai da zu verstecken hat.)

Langsam in Hektik geratend bedeute ich dir, dich auf meinem Bett niederzulassen, während ich meine Schulsachen aus dem verschiedenen Winkeln meines Zimmers zusammensuche, da ich mir nie die Mühe gemach habe, sie in ein eigenes Regal zu stellen. Nachdem alles Nötige seinen Weg in meine Schultasche gefunden hat, werfe ich einen Blick auf meine Uhr und ein zufriedenes Grinsen schleicht sich auf meine Züge. ….Wir haben noch ein bisschen Zeit…

Mein nächster Blick gilt dir, der du gerade damit beschäftigt bist, mein Zimmer einer genauen Musterung zu unterziehen.

Als ich mich dir nähere, blickst du zu mir auf, und ein zartes Lächeln liegt auf deinen Lippen, ehe du mich zu dir ziehst, es zulässt, dass ich mich auf deinem zerbrechlichen Becken niederlasse, und mich weich, nahezu schüchtern küsst.
 

……….~……….+Shinya+………..~…………..
 

Ich spüre seinen warmen Körper auf mir, seine Hände, die über meine Brust streichen und schließlich ihren Weg unter mein Oberteil finden, und ich spüre, dass es falsch ist, dieses Spiel noch weiter voranzutreiben. Mit jeden Mal, da ich ihn so nah an mich heranlasse, mache ich es schlimmer, und es wird meine Schuld sein, wenn er am Ende zu Grunde geht.

Doch ich kann es ihm einfach nicht sagen, egal wie oft ich die Worte in Gedanken zusammenfüge, denn ich weiß, wie es sich für ihn anfühlen wird, darum spiele ich schweigend mit, und dränge mich ihm sogar entgegen.

Die Lippen an meinem Hals kommen mir fremd vor, und ich möchte ihn von mir drücken. So gut es geht halte ich die Tränen zurück. …Wir müssen schon bald gehen…. Nicht mehr lange… Nur noch ein paar Minuten… Und immer näher rückt der Augenblick, da ich Kyo wieder sehen werde.

In den Händen des Rothaarigen vergeht die Zeit langsamer, kriechend, auf eine quälende Art, die mich immer näher an die Grenze zur Verzweiflung treibt. Ich will nichts Unüberlegtes machen, nichts, das mich verraten könnte.

„Shinya?“, Dais Atem an meinem Hals ist warm und ein Gefühl zwischen Ablehnung und Erregung überkommt mich, als er mein Ohrläppchen anknabbert.

Ekel über mich selbst und die Reaktion meines Körpers verengt mir den Hals, so dass ich nur schwach nicken kann.

„Ich weiß, ich habe Dinge getan und gesagt, die dich verletzt haben, und vielleicht… vielleicht kannst du mir nicht mehr glauben, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe. Ich weiß nicht, wo dieses Gefühl herkommt, und warum ich mir so sicher sein kann, doch es kann einfach nichts anderes sein, als diese Empfindung, die sich Liebe nennt….“, seine Stimme ist leise und ruhig, und doch liegt in ihr eine Traurigkeit, die in keinem Wort Ausdruck finden kann.

„Es ist nicht möglich, dass ich von dir ablasse, denn ich würde mich selbst dabei verlieren. Bevor ich dich getroffen habe, stellte ich mir oft, viel zu oft die Frage, was es heißt wirklich zu leben, und das Leben in sich zu spüren, was es heißt nicht erwarten zu können, dass der nächste Tag beginnt, und man nicht mehr schlafen muss… Natürlich war da immer noch Kaoru… aber… es war nie genug… Da waren immer Zweifel und Schatten… Nun habe ich dich… Und jede Minute, die ich mit dir verbringe bedeutet mir etwas. Ich weiß nun, dass ich lebe denn ich fühle so viel auf einmal…“, er hält inne und schüttelt den Kopf um das Gesicht an meinem Hals zu verbergen.

„Vergib mir… Ich rede lauter dummes Zeug….“

….Wie verletzt er klingt… So unendlich klein und verlassen…

Ich schlinge die Arme um seinen Körper und beginne zu weinen. Die Tränen, die ich so lange zurückbehalten habe, rinnen nun über meine Wangen und ziehen langsam erkaltende Spuren.

….Ich verdiene es nicht… ich verdiene es nicht auf diese Weise geliebt zu werden…

Ich flüstere diese Worte leise, halb von Tränen erstickt und ohne es recht zu merken.

„Natürlich hast du es verdient, Shinya… Mehr als jedes andere Geschöpf…“

„Aber sieh mich doch an… Sieh doch, was ich bin…“, ein Aufschluchzen zwischen meinem Weinen. „Bitte….“ ….Er muss es doch erkennen… Er muss doch sehen können, wie niederträchtig ich bin… Was für ein abscheuliches Geschöpf, ohne die Erlaubnis zu leben... Ich hätte niemals sein dürfen, habe nur Leid verursacht, verletze auch ihn, obwohl ich dankbar sein müsste, dass er jemanden wie mich überhaupt an seiner Seite duldet…

Von den Tränen blind löse ich mich von ihm, und lasse mich vom Bett gleiten, falle beinahe hin, und bleibe schließlich zusammengekauert sitzen. …Was ich ihm angetan habe, kann nicht wieder gut gemacht werden…. Wegen mir verging bereits Asagi… Was, wenn es erneut geschieht?... Was, wenn Dai es nicht ertragen kann, die Wahrheit zu kennen?....

Kalt und grausam breitet sich Angst in meinem Körper aus, und bestimmt fortan mein ganzes Sein.

…Niemals…. Es wird nicht… noch einmal passieren….

Ich spüre wie Dai mich in seine Arme zieht, und meinen Kopf an seiner Schulter birgt. Verzweifelt klammere ich mich an ihn, und hindere ihn daran, sich in irgendeiner Weise zu rühren. „Shinya?“, seine Stimme ist rau, beinahe unfreundlich, und mein ganzer Körper verkrampft sich.

„Lass mich los, und sieh mich an…“, zitternd vor Trauer und Angst leiste ich seiner Forderung Folge und blicke ihn an. Sein hübsches, aber blasses Gesicht scheint mir plötzlich fremd, denn nicht das kleinste Lächeln liegt darauf, und seine Augen scheinen matt und ohne Leben, ehe sich eine einzelne Träne aus ihnen löst und von seiner Wange herabtropft.

„Du möchtest wissen, was ich sehe, wenn ich dich erblicke?“, seine Fingerkuppen streifen zunächst mein Wange und schließlich meine Lippen, „Ich sehe einen kleines, zerbrechliches Vögelchen, das versucht sein tränennasses Gesicht unter seinen Schwingen zu verbergen, doch es geht nicht, denn sie sind verklebt und können weder schützen noch tragen. Ich sehe das zierliche Geschöpf, das mich langsam, und ohne es zu ahnen, des Verstandes beraubt hat, und es noch immer tut… Was ich empfinde und ersehne ist falsch… krank… und ich kann nicht mehr zurück, nie mehr so sein, wie zuvor, doch wenn ich dich dafür hergeben muss, dann will ich es ohnehin nicht…

Nun, da ich einmal einen Blick auf die Welt hinter den Spiegeln geworfen habe, kann ich nicht mehr ohne dich sein… Darum bleibe bei mir, in diesem Käfig voll Dornen und Blut, damit wir beide zusammen weiterleben…“
 

+Ohne den schützenden Käfig muss das Vögelchen sterben…

+Nur zwischen den Dornen kann es noch sein…

+die einst so schönen Schwingen vergangen

+die grauen Augen blind

+eine tote Stimme, die nicht singt

+So lege dich zur Ruh

+Hier, weitab von dem, was wir Wirklichkeit nennen…

+in meinen Armen leg dich zu Ruh…

+…so dass wir gemeinsam träumen können

[vom Leben]

+Die Ewigkeit in toten Schwingen



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Wheel_of_Fortune
2007-05-15T14:34:37+00:00 15.05.2007 16:34
Noch gar kein Kommi hier zu sehen?
*erstaunt ist*
Na, das ändere ich doch mal gleich mit meinem zweiten von zwei versprochenen Kommis. ^^

Und wieder mal kann ich zu Kyo nicht viel schreiben, schade eigentlich. Das Gespräch mit Shinya am Telefon hat mich aber erschreckt, weil ja bisher von Kyos Vater oder generell seinen Eltern nie die Rede war. Eigentlich war das Gespräch aufklärend, aber gleichzeitig auch wieder nicht, man hat Puzzlestücke erhalten, an denen sich das gesamte Bild nur erahnen lässt, aber man weiß nicht sicher, ob diese Ahnung nun das Motiv des Bildes ist oder ob einen die Puzzlestücke in die Irre führen.
(Ich hoffe du verstehst meine wirren Gedankengänge.)
In mir wächst auch wieder die Hoffnung, dass Kyo und Shinya mehr verbindet als Freundschaft, jedenfalls bin ich mir in Bezug auf Kyo sehr sicher, dass es so ist, bei Shinya noch nicht.
Ich hoffe nur, dass es Kyo nun gut geht und man ihn noch einmal wiedersieht.

Shinya spielt wirklich ein gefährliches Spiel mit Die, wenn er ihm vorgaukelt, dass er ihn liebt. In seinem Innersten weiß Shinya, dass er das nicht tut, aber er sagt es nicht, einerseits aus Mitgefühl, weil er Die nicht verletzen will, andererseits auch vielleicht durch Angst. Wir wissen alle, dass Die psychisch labil in Bezug auf Shinya ist, wenn er erfahren würde, dass dieser ihn nicht liebt, würde er zerbrechen, es wäre sein Ende, er würde in seinem Leben keinen Sinn mehr sehen. Am Ende würde er vielleicht sich und vielleicht auch Shinya umbringen.
Das will Shinya vermeiden und spielt seine Rolle, doch so ist er nicht gefeit davor, dass Die es herausbekommt.
Wer weiß, vielleicht weiß er es bereits, wenn, dann scheint es ihm egal zu sein.
Shinya ähnelt wirklich immer mehr dem Vogel im Gedicht, er kann nicht aus seinem Käfig ausbrechen, unfähig Kyo zu helfen und unfähig frei zu sein.
Ich hoffe wirklich, er überlebt das...

Zu Die hatte ich ja bereits einiges erwähnt.
Man hat aber gesehen, das er auch traurig sein kann, obwohl diese Traurigkeit aus dem verzweifelten Wunsch daraus entsteht, dass Shinya ihn nicht verlassen soll, also wieder aus seiner Obsessivität.
Der Wunsch hält ihn so gefangen, dass er selbst in der Schule Shinya keine Chance lässt zu Kyo zu gelangen, aus Angst davor, dass Shinya ihn verlässt.
Man merkt, er ist wirklich besessen von seinem kleinen Vögelchen.

Über deinen Stil brauche ich ja nichts zu sagen, oder?
Er ist toll, nein, wunderschön, man fühlt sich echt, als würde man in der Geschichte mit drin stecken.
Die Fehleranzahl war auch wieder klein gehalten, sehr schön. ^^
Schade finde ich nur, dass ich immer noch nicht mit Gewissheit weiß wer der Tote ist (Aber das kann man sich ja denken, wer es ist.) und dass ich nicht viel zu die schreiben konnte ohne mich zu wiederholen. also, nur persönliche Kritik an mir selbst, nicht an dir. ^^

Ich hoffe, dass dir der Kommi etwas nützt und er dich wieder in Hochstimmung gebracht hat.

*dich sehr doll knuddelt*
Deine nette Psychopathin


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