Zum Inhalt der Seite

Raftel (1)

When Spirits Are Calling My Name ...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

39 - Wow, Tashigi!

Ein grelles Licht, heller als ein Blitz. Bruchteile einer Sekunde vergingen. Ein lauter Knall. Fensterscheiben klirrten, Dachziegeln schepperten. Viel aufgewirbelter Staub. Und alles, was blieb, war ein riesig großer Krater inmitten auf der einzigen Dorfstraße der schon seit jeher zerpflügten Insel. Langsam regnete der Staub hernieder und bedeckte alles wie sanfter Schnee.

„Was war das denn?“ kam es schockiert aus den Kehlen des singenden Trios gekreischt. Mit weit aufgerissenen Augen und heruntergeklappten Kiefern starrten sie entsetzt auf ein riesiges Loch, welches vor wenigen Augenblick noch nicht die Landschaft zierte.

Auch Sanji und Franky waren nicht weniger überrascht als ihre drei Freunde. Doch im Gegensatz zu jenen suchten sie erst einmal schnell Deckung. Wo ein Loch auftauchte, folgte sicher schnell ein nächstes. Der Koch spähte den Horizont entlang, konnte aber keine Abschussstelle ausfindig machen. Dabei bemerkte er, dass nun ihre Gruppe zersplittert worden war. Zusammen mit dem Schiffsbauer stand er auf der einen Seite des Bombenkraters und der unmusikalische Gesangschor auf der anderen Seite.

Kaum war die Überraschung der Ernüchterung gewichen, so folgte auch schon die nächste Detonation etwas weiter unten an den Klippen. Und dann krachte es immer schneller und schneller.

Während der Gummijunge noch diesen Frevel des feigen Hinterhaltbeschusses lauthals anklagte, das Rentier und der Kanonier mit dem Tod vor Augen um die Wette kreischten und der Smutje weiterhin über diesen unbekannten Feind nachdachte, hatte der Cyborg wieder einmal mehr sein Talent bewiesen, aus allem möglichen umherfliegenden Abfall in Höchstgeschwindigkeit eine Luxusausführung eines Holzstegs über den Abgrund zu bauen. Kaum waren sie wieder vereint, stürzten sie in Richtung Schiff davon, auch wenn der Captain den Sinn nicht so recht einsehen wollten. Er forderte trotz Schulterzucken der anderen den offenen Kampf und ließ sich nur mit Mühe eiligst den Rückweg entlang schleifen. Gerade hatten sie den Ort hinter sich gelassen und den Hügel erklommen, wurde ihr Lauf wieder unterbrochen. Überall am Horizont tauchten schemenhafte Umrisse von Kriegsschiffen auf. Es war ein Rätsel, wie sie aus dieser Entfernung die Insel unter Beschuss nehmen konnten.

Die Insel war umzingelt. Selbst Luffy erkannte nun den Ernst der Lage und gab die Anweisung, sofort samt Crew und Schiff aus diesem Belagerungskessel auszubrechen. Koste es, was es wolle!
 

Die Sunny lag zum Ende der Nacht in ihrem geheimnisvollen Versteck in tiefer Nachtruhe eingebettet wie unter einer schützenden Käseglocke. Ihr Wasserbett war im Mittelpunkt des Höhlensees so klar wie Kristall und so glatt wie poliertes Glas. Man könnte meinen, sie wäre fest mit der Wasseroberfläche in einem Guss gegossen und unzertrennlich mit ihm vereint, denn sie rührte sich keinen Millimeter. Das erste, fahle Licht eines neuen Morgens leckte oben an dem Kraterrand und sabberte mit den kleinen Wasserfällen in die Tiefe hinab, so dass sich sanfte Konturen vom Schiff gegen die Höhlenwände abzeichneten.

Noch schien alles friedvoll und ruhig. Es war zu ruhig. Hoch oben im Krähennest saß Zoro im Schneidersitz auf der Trainingsmatte, starrte düster vor sich her und kämpfte gegen seinen heißgeliebten Schlaf an. Er witterte die Gefahr draußen vom Meer her und suchte stumm in Gedanken die anderen. Wo waren diese Idioten bloß? Wieder und wieder versuchte er sich zu konzentrieren. Doch der Ring von Feinden legte sich um das Eiland wie eine Schlinge, die sich nun langsam zuzog. Viele Seelen waren da draußen und schrien vor Angst und Angriffslust zugleich. Ihre Gefühle überfluteten ihn und versuchten ihn zu ersticken. Unruhe machte sich in ihm breit und der Kopf begann zu hämmern. Ein einzelner grüner Lichtfunke stieg vor seinen Augen auf. Das Ausblühen bahnte sich mit deutlichen Zeichen an. Zoro verfluchte sich, sein ganzes verqueres Leben, diese unheilvollen Kräfte, die Schlechtigkeit der Welt und dass ihm so rein niemand helfen wollte oder konnte. Letzteres würde er von sich aus jedoch nicht zugeben, auf Hilfe angewiesen zu sein. Das verbot ihm sein falscher Stolz. Er zog mit eingezogenem Kopf die Knie an seinen Oberkörper und umschlang sich mit den Armen, als wollte er sich selbst erdrücken. Wenigstens brachte es Linderung und die Schmerzen legten sich etwas. Langsam fand er seine eigene, innere Mitte wieder und die Welt wurde wieder klarer. Warum zum Teufel war er gerade jetzt in diesem Moment knapp davor, die Kontrolle zu verlieren? Die letzten Tage waren auf der Insel Hunderte von Seelen um ihn herum gewesen und es hatte ihn in keinster Weise beeinflusst. Nicht einmal die hier lebenden Geister hatte er wahrgenommen. Sie alle wirkten wie ausgelöscht und in einer weit entfernten Dimension verschollen. Warum aber kamen sie jetzt wieder? Eine Frage ohne Antwort.

Ein lautes Krachen riss ihn wieder zurück in die Realität, aber auch aus der Konzentration. Irgendwo musste eine Bombe eingeschlagen sein. Der Feind war nun in direkter Schlagdistanz. Der Schwertkämpfer tadelte sich selbst, sich zusammenzureißen und sprang auf. Wenn ihm der verfluchte Hokuspokus nun einen Strich durch die Rechnung machen würde, dann hätte der Angreifer ein mehr als leichtes Spiel. Der Blick durch das Fenster verriet ihm, dass die Detonation auch die anderen alarmiert hatte, denn Tashigi, Nami und Robin tauchten fast zeitgleich unten auf der Bildfläche auf. Die Archäologin schien nie Schlaf zu benötigen und stets zu arbeiten, denn sie steckte nur irritiert den Kopf aus dem Bibliotheksfenster. Unweigerlich dachte Zoro an Tashigis Schlagfertigkeit, als sie zusammen wieder auf der Sunny eintrafen und der wachsamen Leseratte über den Weg liefen. Natürlich hatte seine Süße ihm sein Hemd auf dem Rückweg wiedergeben, denn Vorlagen für dumme Bemerkungen musste man der Crew nicht servieren. Dennoch fragte Robin, wo der Rest der Crew wäre. „Keine Ahnung“, hatte da Tashigi gemeint und angegeben, dass sie vor den anderen nach Hause wollte und unterwegs Zoro eingesammelt hätte, der sich wieder einmal verlaufen hatte. Das war zwar eine Lüge und obendrein ein Seitenhieb für den Schwertkämpfer und seine Orientierungslosigkeit, aber es klang so verdammt logisch und simpel, dass die Archäologin trotz ihrer hohen Intelligenz kein Fünkchen Verdacht schöpfte. Nein, auf den Mund gefallen war die Offizieren wirklich nicht. Nur wieder einmal mehr auf die Nase, als sie sich beim Herunterklettern vom Ausguck in der Seilleiter verhedderte und den letzten Meter böse fiel. Mit einem gemurmelten „Gute Nacht“ verschwand sie augenblicklich durch die Tür der Frauenkabine, wo auch schon ihr Bett auf die verkaterte Besitzerin wartete.

Nun aber durch die Explosion geweckt, stand sie schlaftrunken in der Tür. Irgendwie musste sie es geschafft haben, in ihrem Alkoholdreh die durchnässte Yukata gegen einen Schlafanzug zu tauschen, was ziemlich misslungen war. Die schlichte Hose saß verkehrt herum und das Oberteil war falsch geknöpft. Oben war bei der Knopfleiste ein Knopf zu viel und am unteren Ende ein Knopfloch. Gekrönt wurde das ganze Styling noch mit einer schief sitzenden Brille und zerstrubbelten Haaren. Zoro konnte sich bei diesem lustigen Anblick kaum ein Lachen verkneifen. So wie sie dort stand, war sie einfach sie selbst, wie man sie kannte.

„Mach’ doch mal Platz! Du bist hier nicht allein’!“ keifte es nun stutenbissig aus dem Raum hinter der ehemaligen Soldatin. Nami hatte ein paar Stunden mehr geschlafen und war nun putzmunter. Um ihren Worten den passenden Nachdruck zu verleihen, schubste sie Tashigi boshaft beiseite und stand nun hellwach und komplett angekleidet mitten auf dem Deck. Sie blickte nach oben zum Krähennest.

„Was war das?“ fragte sie laut nach oben, damit Zoro sie verstehen konnte.

„Das weiß ich auch nicht! Aber wir sollten nachsehen!“

Die Navigatorin nickte zustimmend und kurz darauf standen sie zu viert nebeneinander oben am Kraterrand. Ganz gleich in welche Himmelrichtung sie auch blickten, es bot sich dieselbe Szene: Kriegsschiff an Kriegsschiff. Es glich einer nautischen Meisterleistung, eine Ringformation trotz Calm Belt, North Blue und Grandline derart exakt zu bilden.

Da explodierte es in direkter Nähe und ein weitere Kugel raste bereits durch die Luft heran. Es war Zoros schneller Reaktion zu verdanken, dass er das Kaliber noch mit einem gezielten Schlag in der Luft zerschmetterte. Und schon forderte das nächste Geschoss seine ganze Aufmerksamkeit.

Nami zeterte und warf Tashigi wieder einmal mehr Verrat vor. Diese hingegen versuchte sich brüllend zu verteidigen. Ihre Argumente waren zwar nicht schlecht, stießen aber bei der Navigatorin auf vollkommen taube Ohren. Der Streit eskalierte, als Robin den beiden streitenden Damen mit ihren Teufelkräften den Mund zuhalten wollte.

„Fass’ mich nie wieder an, du Hexe!“ schrie Tashigi los. „Dir habe ich mein kaputtes Knie zu verdanken!“ Sich keiner wahren Schuld bewusst, war nun auch die Geschichtsforscherin mehr als angesäuert.

„Pass mal auf, du hochnäsiges, kleines Ding! Nur, weil Luffy dich hier mitfahren lässt, hast du mir gar nichts zu befehlen!“ kam es mehr als streng aus ihrem Mund.

Zoro traute seinen Ohren nicht. Immer wieder hielt er eins ums andere Mal die Geschosse auf, damit sie nicht den Hügeln träfen. Nur ein Treffer und die Kuppel über der Sunny würde zusammenbrechen. Sie waren umzingelt von unzähligen Feinden, wurden arg beschossen und die Weiber hatten nichts anderes zu tun, als schwere soziale Probleme auszutragen? Wenigstens tauchte in der Ferne der Rest der Crew auf. So konnten sie sich bald aus diesem Hexenkessel verabschieden.

„Seid ihr nun alle total durchgeknallt? Wir müssen zusehen, dass wir die Sunny hier rausbekommen oder sie wird unter dem Berg begraben! Ihr seid echt bescheuert! Alle drei!“ brüllte nun der Schwertkämpfer seinen Kommentar hinüber zu der zickige Runde. Das war plausibel und ausnahmsweise kam auch kein Gegenkommentar. Robin machte sich sofort daran, ein Netz aus vielen Händen zu spannen, welches die Kanonenkugeln wie in einem Käscher fingen. Unterdessen schickte Nami Gewitterwolken los, um die Kriegsschiffe direkt anzugreifen. Tashigi kletterte schnell die Leiter hinab, schnappte sich aus ihrem Spind einen Regenponcho und rannte nach vorn zum Steuerrad. Bereits jetzt fielen von den Erschütterungen der Detonationen Gesteinsbrocken von der Höhlendecke herab und platschen laut in das Kristallwasser. Es war ein Wunder, dass das Schiff noch nicht ernsthaft beschädigt worden war. Doch was sollte sie so allein tun?

Es war der Moment, wo sich in ihrem Kopf ein Schalter umlegte und es „Klick“ machte. Ohne lange darüber nachzudenken, hatte sich in ihrem tiefsten Inneren eine Entscheidung geformt, die es nun umzusetzen galt. Sie wollte nicht mehr einfach nur das dumme kleine Mädchen sein, was hier herumgeschubst wurde. Auch wenn sie die Crew mochte, fühlte sie sich doch oft Fehl am Platze und gar überflüssig. Das sollte sich nun hier und jetzt ändern. Sie war zwar ein Tollpatsch und manchmal schwer von Begriff, aber sie hatte auch Fähigkeiten. Das sollten die anderen mal sehen! Und sie würde das jetzt unter Beweis stellen. Jawohl! Nicht mehr länger wollte sie ein Marine-Dummerchen sein, sondern respektvoll behandelt werden! Besonders Nami wollte sie es zeigen, damit sie nicht länger so verachtend zu ihr wäre. Aber auch Robin sollte sehen, das sie kein Schwächling war. Entfacht von falschem Ehrgeiz, blinder Wut und übertriebenem Größenwahn lichtete sie kurzerhand den Anker und nahm das Steuer in die Hand.

Immer weitere Brocken fielen herab. Das Kraterloch wurde größer, der Ausgang in der Höhlenwand kleiner. Schon bald setze ein Steinregen ein. Ängstlich schaukelte die Sunny in den Wellen auf und ab.

„Vertrau’ mir!“ flüsterte Tashigi dem Schiffchen zu, als würde es jedes einzelne Wort verstehen. „Hilf’ mir!“ bettelte die junge Frau innerlich, auf das diese Brigantine ihr gehorchen würde. Es war fast ein Ding der Unmöglichkeit, die Sunny vollkommen allein zu steuern. Aber Tashigi hatte keine Wahl: Entweder hier im Schutt untergehen, an den Felsen der Klamm zerschellen oder auf dem offenen Meer vom Kugelhagel zersiebt werden. Letzteres erschien ihr zynisch gesehen mehr als heldenhaft und angemessen.

Durch das Geschaukel der aufkommenden Wellen begann die Sunny zu treiben. Schon bald wurde sie von der Strömung erfasst, die sie genau in die Klamm zog. So weit, so gut. Doch die Strömung wurde ungleichmäßig stärker. Das Piratenschiff brach am Heck auf und begann sich zu drehen wie ein Stück Holz in einem Wasserstrudel. Panisch steuerte Tashigi dagegen an. Um keinen Preis durfte sie die Richtung verlieren und quer durch die Öffnung treiben, sonst wäre der Spaß schon am Höhleneingang vorbei. Niemand könnte das Schiff dann noch herausziehen, wenn es erst einmal dort verkeilt wäre.

„Wir dürfen jetzt beide nicht aufgeben!“ machte sie dem Schiff und sich selbst Mut. Mit aller Kraft stemmte sie sich in das Steuerrad, um den Kurs zu halten. Geschafft! Über ihr erschien zwischen steilen Felswänden der Himmel. Sie war ohne Verlust in die Klamm gelangt.

Doch nun setzte ein reißender Strom ein. In halsbrecherischem Tempo riss es die Brigantine durch den papierdünne Gang wie eine Flaschenpost. Wellen peitschen auf, klatschten über ihr zusammen aufs Deck und verwandelten die Planken in eine glitschige Rutschbahn. Spitze Felsen ragten wie Krokodilzähne aus dem eiskalten Nass und schnappten gefährlich nach dem schwimmenden Holzgefährt, um es böse in ihren Mäulern knacken zu hören. Es waren nur Millimeter, die in jeder Sekunde das Schiff von den messerscharfen Steinen trennten und vor dem Kentern retteten.

Nur mit Mühe konnte sich Tashigi auf den Beinen halten. Immer wieder verlor sie auf dem glitschigen Grund den Halt und verriss dabei fast das Steuer. Das Wasser prasselte wie ein Taifun auf sie herab und spülten ihr die Brille von der Nase. Blind und bewegungsunfähig hielt sie tapfer die Stellung. Jede Klamm hatte irgendwann einmal ihr Ende. Auch diese, jedoch kam nach Tashigis Zeitgefühl ihr dieser Engpass unendlich vor. Schneller und schneller raste eine Felswand um die andere auf sie zu, nur um im nächsten Moment wieder eine neue Kurve freizugeben. Hinzu kamen die Gerölllawinen von oben. Die Klamm begann, hinter ihr ein zu stürzte.

„Nur noch ein paar Meter“, dachte sie verzweifelt. Am Ende ihrer Kräfte angelangt, war es schwer zu sagen, ob sie das Steuer umklammerte, um nicht von Bord gespült zu werden oder ob sie noch versuchte, den Kurs zu halten. Plötzlich stieg der Wasserpegel rasend schnell und eine Gegenströmung setzte ein, so dass ein heftiger Wellengang die Sunny zu überrollen drohte. Einen Augenblick später sah sie die Katastrophe verschwommen auf sich zukommen: Die Klamm war zwischen der Bucht und ihrer eigenen Position durch einen Steinschlag vollkommen blockiert. Die Sunny raste darauf zu. Bremsen war aussichtslos.
 

„Waahhh! Das ist ja schlimmer als der Buster Call!“ schrie Chopper und sprintete mit Sanji zusammen zu dem Hügel, in dessen Bauch sie ihr Piratenschiff versteckt hatten. Dicht gefolgt von Usopp, Luffy und Franky, die den Weg frei schossen und zugleich allen Rückendeckung boten, erklommen sie den letzten Abhang und waren wieder mit den anderen vereint, die sich hatten durch dem Bombenhagel vom Hügel wegtreiben lassen.

„Na, das wird aber auch Zeit! Wir müssen weg!“ tadelte Zoro die Spätankömmlinge.

„Nun mach’ aber mal halblang! Wer ahnt denn so was? Und ich dachte, du könntest so was fühlen?“ kam prompt angriffslustig vom Smutje die Antwort.

„Ich geb’ dir gleich Gefühle! Aber welche, die zwiebeln!“ konterte der Schwertkämpfer gereizt.

„Schluss damit! Sind alle da? Wo ist die Kleine?“ stellte Franky irritiert fest.

„Die ist runtergeklettert zur Sunny ...“ erklärte Robin, nahm aber sofort wie die anderen reflexartig eine Schutzhaltung ein, als es in direkter Nähe einschlug.

„Sag’, dass das nicht unser Hügel war...“ entfiel es Usopp und alle drehten sich entsetzt dorthin, wo eben noch ihr Versteck gewesen war. Die große Kuppel über der Höhle war weggesprengt und letzte Brocken fielen krachend in das Wasser hinunter. Alles unter ihnen war nun begraben ohne Hoffnung auf Überlebende.

„Tashigi!“ brüllte Chopper. „Die Sunny!“ brachte Nami hervor.

Es war zum verzweifeln. In Zoros Kopf drehte sich alles und die hämmernden Schmerzen kehrten wieder. Der Boden wurde schwarz. Finsternis ergriff lautlos in Windeseile Besitz von der Umgebung. Grüne Funken strahlten wie Sterne und tanzten fröhlich zum Himmel auf. Unter größter Anstrengung gelang es Zoro, das Gleichgewicht zu halten.

„Oh nein, nicht das auch noch! Chopper, was sollen wir jetzt nur machen! Zoro blüht aus!“ stellte der Kanonier überfordert fest.

„Das weiß ich doch auch nicht!“ heulte das Rentier. „Er muss irgendetwas drücken...“

Der Rest der Crew verstand nichts von alledem. Doch es war, als würde die Zeit stillstehen. Kein Kriegsgeschrei und kein Explosionsgeräusch. Kein Meeresrauschen und kein Wind. Nur Finsternis zu ihren Füßen und ein knallblauer Himmel über ihren Köpfen. In weiter Ferne das Meer und die Kriegsschiffe in mittlerweile greifbarer Nähe.

„Nimm’ meine Hand, wenn es helfen kann, wie Chopper sagt.“ Der Gummijunge sprach so ruhig und vertraut, dass es mystisch war. Und als sein engster Nakama aufblickte, sah er in brennende rote Augen, die ihn durchbohrten. Luffy lief ein Schauer über den Rücken. So verändert war Zoro ihm absolut fremd. Langsam verstand der Strohhutträger, was es mit allem in den letzten Monaten auf sich hatte. Hier war etwas im Gange, was weit über ihrer aller Verstand hinaus ging. Irgendetwas Höheres. Ungreifbar und unvorstellbar. Das war der einzig wahre Grund für Zoros Verschwinden gewesen. Er hatte die Crew nicht in Gefahr bringen wollen. Und Luffy selbst war blind gewesen, die Probleme seiner Mitglieder zu sehen. Er übersah Choppers Monsterproblem und er übersah Zoros Dämonenproblem. Und wer weiß, was noch alles. Die wenigen Meilen kurz vor Raftel hatten ihn blind gemacht. Was für ein schlechter Captain.

Seine Gedanken endeten abrupt, als sich Zoros eiskalte Hand um die seinige schloss und wie ein Schraubstock zufasste. Doch Gummi konnte man nicht zerquetschen und so war das Schmerzempfinden weniger als gering.

„Sie ist weg“, sprach der Schwertkämpfer stockend und plötzlich war der ganze Spuk vorbei. Alles war wie zuvor.

„Wer ist weg?“ fragte Franky.

„Tashigi und die Sunny! Sie waren nicht mehr in der Höhle, als die Kuppel zusammenbrach“, kam es knapp zurück.

„Und dafür die ganze Theatralik?“ grinste der Cyborg und Zoro wusste, dass er verstanden hatte.

Es gab nur noch einen Weg für sie alle: Oben an den Kanten der Klamm entlang. Bis runter zur Bucht.
 

Das Rentier war von allen in dem unwegsamen Gelände am Schnellsten, dicht gefolgt von Usopp, der seinen Angsthasenturbo eingeschaltet hatte.

„Da drüben! Sie steuert auf die Felsen zu!“ erfasste der kleine Arzt die ernste Lage.

„Kein Problem! Kabuto Atlas-Komet“ rief die Langnase und schoss. Vier Feuerhörner wie die eines Atlaskäfers schnellten gegen die Gerölllawine und zerbarsten sie zu feinstem Staub. Das angestaute Wasser der Klamm floss nun in einer großen Welle in die Bucht und zog die Sunny mit sich in die Bucht. Das Schiff war fürs erste gerettet.

„Wahnsinn! Super, Tashigi!“ brüllte Luffy hellauf begeistert. Auch Nami blickte erstaunt auf eine unversehrte Sunny und schob schnell den Gedanken beiseite, dass Tashigi die Brigantine hatte klauen wollen. „Wie hat sie das gemacht?“

Die Angesprochene klammerte immer noch am Steuer, hob vollkommen erschöpft von dem harten Kampf die Kopf und lächelte müde.

„Melde gehorsamst! Schiff vor feindlichen Zugriffen geschützt!“ witzelte sie leise.

Sie hatte es tatsächlich geschafft. Ganz allein. Ohne irgendeine Hilfe. Ein Gefühl des Glücks und innerer Zufriedenheit durchströmte sie warm und zufriedenstellend. Unglaublicher Stolz erfasste sie und in diesem Moment war ihr vieles egal geworden. Sie wusste, was sie konnte. Da waren die Meinung der anderen vollkommen egal. Ab heute begann ein neues Leben. Das Alte war Vergangenheit. Sie hatte Ziele vor Augen und die würde sie auch allein erreichen. Letztendlich musste man alles allein entscheiden. So war es nun mal im Leben. Und eine tolle Crew hatte sie auch gefunden. Danke, Zoro! Es wäre wirklich mal höchste Zeit für ein Dankeschön nach allem, was er für sie getan hatte. Und sie war ihm nur mit Zickerei und Depressivität begegnet. Das sollte vorbei sein. Sie nahm es sich fest vor.
 

Mittlerweile waren wieder alle vereint an Bord. Noch einmal wurde Kraftreserven mobilisiert, Cola-Flaschen gefüllt und Kabuto bestückt. Der Durchbruch durch die Seeblockade stand bevor.

„Wir steuern nach Süden!“ sagte Tashigi entschlossen.

„Du spinnst wohl. Da sind die Strömungen der Grandline! Du hast selbst gesagt, dass man dort nicht durchkommt!“ zeterte Nami.

„Und genau deshalb wird uns niemand folgen. Der Marinegürtel wird dort am dünsten sein. Es gibt aber eine winzige Möglichkeit!“ Die Offizieren blickte mehr als entschlossen voraus. Sanji hatte das Steuer übernommen und die junge Frau saß auf dem von Meerwasser durchtränkten Sofa.

„Das kommt gar nicht in die Tüte...“ wollte die Navigatorin entgegen, doch Luffy entschied: „Nach Süden!“ Dabei strahlte er über das ganze Gesicht. Er sah nur das Abenteuer und Tashigis Navigationskünste waren für ihn mehr als überzeugend gewesen.

Und so setzten sie Segel und fuhren mit voller Fahrt dem offenen Kampf entgegen. Immer nach Süden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yu-
2008-02-20T18:25:32+00:00 20.02.2008 19:25
wirklich spitze!!!schreib schnell weiter!!!!!!!!!
ich liebe deinen schreibstil!!!

Von:  YamiPanther
2008-02-18T21:50:56+00:00 18.02.2008 22:50
tashigis auftritt war voll cool ^^ sonstn nich viel zu sagen, da müde xD (sry)
hat mir gefallen, das kapitel ^^b
Von:  Joka
2008-02-18T20:20:54+00:00 18.02.2008 21:20
genial ^^
der kapiteltitel war irgendwie interessant XD
da wollte man doch sofort wissen was passiert ^^
weiter so :D
gruß, dat Tod
Von:  Koenig
2008-02-18T17:40:42+00:00 18.02.2008 18:40
yay endlich wieder Aktion ^^
sehr spannend, wirklich, nur glaub ich hast du irgendwie vergessen zu schreiben, dass Zoros ausblühen aufgehört hat (oder ich hab es überlesen, aber Luffy drückt ja nur seine Hand und dann?)
und du kannst dir ruhig Zeit lassen, wir warten hier alle ganz brav und gespannt ^^
mfg
ratti
Von:  einfach_Antonia
2008-02-18T16:27:42+00:00 18.02.2008 17:27
huuuu!
Einsame Spitze!
Als ich den Kapiettitel geleesen habe, war ich schon total gespannt!
Super, ich freu mich schon auf das nächste Kapitel!!

P.S. Auf deine Kapitel würde ich Jahre warten!!!!!!!! ^-^


Zurück