Schmerzhaftes Training und die Folgen
Müde öffnete Tayuya die Augen und sah auf die Uhr neben sich. Es war bereits
Nachmittag. Leise konnte die Orochimaru atmen hören. Ein Glück, dass er immer
sehr geräuschlos schlief, sonst hätte sie ihm wahrscheinlich dauernd eine
geklatscht. Irgendwie war das eine komische Vorstellung ihrem eigenen Meister
eine Ohrfeige zu verpassen, aber bei dem, was sie beide sonst so im Bett
brachten, wäre das nur ein sanftes Streicheln.
Und so sah sie ihm noch eine Weile zu. Er wirkte so zerbrechlich, wenn er im
Land der Träume war. Orochimaru schien vollkommen erschöpft zu sein. Aber das
hatte sie ja vorhin provoziert, schließlich sollte er tief und fest schlafen,
damit sie sich unbemerkt nach draußen schleichen konnte. Sie wollte verdammt
noch mal richtig trainieren! Nicht diese kleinen Bettspielchen, obwohl dieses
Ausdauertraining auch nicht schlecht war. Orochimaru schien es auf jeden Fall
ziemlich mitzunehmen. Okay, in anbetracht seines Alters war das auch nicht
wirklich verwunderlich.
Am liebsten hätte sie ihn jetzt gestreichelt, über die langen schwarzen Haare,
die blasse Haut und die ebenso blassen Lippen, aber das würde ihn aufwecken und
das war ganz und gar nicht ihre Absicht. Also erhob sie sich so leise sie konnte
und streifte sich ihren Yukata über. Tayuya warf noch einen letzten Blick auf
ihren Geliebten und das Bett. Es sah wirklich wüst aus. Die Decken halb
zusammengeknüllt über Orochimarus Körper liegend. Und alles war voll mit der
Eiscreme. Jetzt wollte sie auf keinen Fall Kabuto sein, der das alles putzen
musste. Nun ja, das war sein Problem.
So verschwand sie auf leisen Zehen im Gang und rannte hinaus, dem Licht
entgegen. Es war ungewohnt an der frischen Luft. Irgendwie verursachte sie ihr
eine leichte Übelkeit, und ihre Augen brannten aufgrund der grellen
Sonnenstrahlen, die vom weißen Schnee zurückgeworfen wurden. Sie mochte Schnee
nicht. Er war kalt und nass. Ihr gefiel der Frühling mehr, denn sie war selbst
ein Kind der Schneeglöckchen. In guten zwei Monaten würde sie Geburtstag haben
und sie freute sich bereits auf Orochimarus Geschenk.
“Hey, Kimi-kun! Lust zu trainieren?”, schrie Tayuya zu dem kleinen sandigen
Trainingsplatz herüber.
Kimimaru drehte sich der kleinen Rothaarigen zu. Er grinste sie verschmitzt an.
“Klar doch, gerne.” Er ließ seine Handknochen wachsen. “Bist du endlich
fertig mit deinem Spezialtraining? Orochimaru scheint dich ja gar nicht mehr
gehen lassen zu wollen. Was hast du nur mit unserem Meister gemacht, dass er
sich so merkwürdig aufführt?”
Tayuya zückte ihre Flöte. “Was ich mit dem Meister mache, geht dich gar
nichts an, klar? Du dummer Wurm!” Plötzlich fiel ihr auf, dass sie bei ihrem
Meister nur sehr selten ihre vulgäre Sprache anwandte. War das ein Zeichen?
Egal.
Währenddessen schreckte Orochimaru aus seinem Traum auf. Verdammt, wo war sie?
Er fasste neben sich, doch der Platz unter der zerknüllten Decke war leer. Sie
war bestimmt draußen. Er konnte sie nirgends in den unterirdischen Räumen
wahrnehmen. “Tayuya, nein...”, flüsterte er leicht benommen. Sie würde
sich und das Kind bestimmt verletzen. Das war das Schlimmste, was hätte
passieren können.
Genau in diesem Moment konnte Tayuya gerade noch einem kräftigen Faustschlag
ausweichen. Sie setzte zu einem Genjutsu an, doch sie kam nicht dazu es zu
beenden, denn Kimimaru hatte sie von hinten gepackt und hielt sie nun mit seinem
sprichwörtlich knochenharten Griff fest.
Orochimaru stand auf und rannte in Richtung Ausgang. Er musste sie schnellst
möglichst finden und aufhalten. Plötzlich spürte er eine Art
Beschützerinstinkt, etwas das er vorher noch nie so ausgeprägt gehabt hatte.
Die Angst um seine junge Geliebte ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er
rannte weiter.
“Aua, scheiße...”, flüsterte sie leise.
“Du hast nachgelassen...” „seit dich unser Meister in sein Bett geholt
hat“, beendete er den Satz in Gedanken.
“Denkst du? Hast wohl recht.” Sie nutzte den Moment der Unachtsamkeit
Kimimarus aus und versuchte sich geschickt zu befreien, doch ihr Gegner drückte
sie nur schmerzhaft zu Boden, sodass sie aufschrie. “Lass mich los, du,
du...”
Sie zog ihn ebenfalls in den Sand und brachte seinen Körper unter sich.
Wutentbrannt schlug sie in sein Gesicht, doch bevor sie ihn treffen konnte,
hatte er bereits ihren Faustschlag mit der geöffneten Handfläche abgewehrt und
verpasste ihr einen Kinnhaken, sodass sie nach hinten umfiel und sich den
schmerzenden Kiefer hielt. Sie wischte sich ein wenig Blut von den Mundwinkeln
und wollte gerade wieder auf ihren Gegner zustürmen, als dieser aufstand, sie
an ihrem Handgelenk nach vorne zog und ihr seine Faust in den Bauch rammte.
Plötzlich war da ein Stechen in ihrem Körper. Sie krümmte sich und schrie
gellend auf.
“Tayuya!” Orochimaru hatte die beiden erreicht. “Lass sie sofort los,
Kimimaru, wenn dir dein Leben lieb ist!”
Verwirrt ließ er Tayuya los and starrte sie an. “Aber ich habe doch gar nicht
so stark zugeschlagen wie sonst immer. Das dürfte ihr nichts ausmachen...”
Orochimaru eilte zu Tayuya und kniete sich neben sie. “Schnell, hol
Kabuto!”, fauchte er Kimimaru an, welcher sofort loslief.
“Meister, es tut mir leid, dass ich nun doch trainieren gegangen bin. Ich
wollte doch nur wieder ein bisschen mit den anderen Spaß haben!” Sie fing an
zu schluchzen und krallte ihre Hände um ihren Bauch.
“Ist schon gut.”, flüsterte er und strich ihr über die Haare. “Jetzt
kommt gleich Kabuto und hilft dir. Kannst du aufstehen? Wo genau tut es weh?”
“Ich weiß nicht. Oh, es tut mir so leid!” Die Weinende wurde von Orochimaru
in den Arm genommen. Jetzt wiegte er ihren kleinen Körper, der von Krämpfen
durchzuckt wurde.
Und schon kam Kabuto angelaufen. “Was ist passiert?”
Kimimaru antwortete. “Ich habe gegen sie gekämpft und jetzt hat sie sich
irgendwie verletzt.”, flüsterte er verzweifelt. “Es tut mir leid. Ich weiß
gar nicht, wie das passieren konnte. Sonst hat sie nie solche
Schwierigkeiten.”
“Tayuya, du hättest dich mehr schonen sollen.” Orochimaru half Kabuto, das
kleine Mädchen für die Untersuchung auf das weiche Moos zu legen.
“Ah, verdammt. Das tut weh. Aber warum?”
“Weil dich das, was wir machen, nun mal sehr auszehrt, weißt du... und da
sind Verletzungen nun mal ein wenig schlimmer.” Irgendwie stimmte diese Lüge,
aber es erschien ihm nicht richtig, ihr die Wahrheit vorzuenthalten. Er war kurz
davor es ihr zu erklären.
“Ach so...” Tayuya lächelte gequält, dann verlor sie das Bewusstsein.
“Tayuya-chan, bitte bleib wach!” Er strich ihr zärtlich über die Wange,
dann entdeckte er das Blut auf ihrem Kimono. “Kabuto, tu etwas, schnell!”
Schnell setzte Kabuto eines seiner Jutsus ein um ihr zu helfen. “Keine Sorge,
ich glaube, das kriege ich wieder hin.”
“Das hoffe ich für dich.”
Kabuto zog die Gummihandschuhe aus und deckte Tayuya zu. “Es geht ihr wieder
besser. Ich konnte das Kind gerade noch retten, aber von nun an sollte sie um
einiges vorsichtiger sein. Auch du, Orochimaru-sama, solltest ihren Körper
nicht mehr so oft fordern. Zwar gefällt euch das beiden, aber ich kann dabei
auch nicht versprechen, dass sich so etwas nie wiederholen wird. Sie ist noch
sehr jung und ihr Körper ist noch nicht annähernd darauf eingestellt.”
“Zu jung? Das ist wohl Ansichtssache, schließlich wird sie ja bald 17.”,
verteidigte sich der Schwarzhaarige.
“Nun, ich will nicht mit dir streiten, deswegen schließe ich das Kapitel nun
ab. Trotzdem möchte ich einfach nur wissen, dass du sie von nun an vorsichtiger
behandelst. Ich kenne deine Größe und ich kann nicht versprechen, dass du das
Kind damit nicht verletzt. Also lass bitte Vorsicht walten.”
“Das sehe ich sogar ein, Kabuto.”, flüsterte der Meister. „Sie ist mir
mittlerweile viel zu viel wert, als dass ich ihr Leben oder das Leben des Kindes
leichtfertig aufs Spiel setzen würde.“
Ein leises Seufzen erklang aus Tayuyas Richtung als sie versuchte sich
aufzurichten. “Au... Was...”
“Shhh, ganz ruhig, Tayuya-chan, leg dich erst einmal wieder hin.” Orochimaru
streichelte ihre Wange und drückte sie zurück auf den kleinen
Untersuchungstisch.
Nun ergriff Kabuto das Wort: “Tayuya, ich habe dich gerade untersucht. Keine
Sorge, du hast dich bei dem Kampf nicht ernsthaft verletzt.” Er warf einen
kleinen Blick zu dem Mülleimer, in den er den blutbefleckten Kimono gesteckt
hatte. Gerade trug sie eine Art Nachthemd und war mit einer Decke zugedeckt.
Orochimaru sah Kabuto mit festem Blick an. Gut, er verriet nichts. Das sollte er
auch besser nicht.
“Du bist soweit gesund! Du solltest nur ein paar zusätzliche Vitamine
einnehmen und dich schonen!” “Wenn Tayuya-chan nur wüßte...“ Kabuto
hatte sich umgewandt und suchte nach einem passenden Präparat, das er letzte
Woche extra für sie angefertigt hatte, und welches ihr während der nächsten
paar Monate die wichtigsten Nährstoffe liefern würde. Als er das richtige
Döschen in dem großen Medizinschrank gefunden hatte, drehte er sich wieder zu
Tayuya und Orochimaru um. “Hier.” Kabuto stellte das Mittel auf dem Tisch.
“Zweimal täglich, morgens und abends, nach dem Essen.”
Tayuya sah das Mittel angewidert an. “Ich hasse Medizin. Ich will viel lieber
trainieren, damit ich nicht so schwach bin und so etwas noch mal geschieht.”
Daraufhin musste Orochimaru schmunzeln. “Nein, mein Schatz, ich glaube, das
wäre nicht gut.”
“Und warum bitte? Selbst Kimi-kun sagte, dass ich schwächer geworden bin!”
Sie begann zu schmollen. Einfach unglaublich, ihre Art die Dinge zu verarbeiten,
grenzte fast an Wahnsinn...
„Oh, Mann... ich hoffe nur, dass, wenn diese Zeit einmal richtig anfängt, sie
ihre schlechte Laune an ihm auslässt und nicht an mir...“
“Nein, du bist nicht schwächer geworden...”, Orochimaru suchte wieder nach
einer guten Ausrede, “durch das Chakra, das sich nun in deinem Körper
befindet, bist du eben schneller erschöpft...”
“Wie jetzt? So ein Blödsinn. Warum denn das?”, protestierte Tayuya, die ihr
Temperament wieder gewonnen hatte.
<“Wenn sie nur wüsste...“>, dachte Kabuto im Stillen.
“Weil dein Körper sich erst daran gewöhnen muss.” Orochimaru beharrte auf
seiner Theorie.
“Muss er das denn wirklich? Mist!”, fluchte sie.
<„Chakra! Pff! Aber wenigstens glaubt sie es...“>
“Ja, so eine große Menge erfordert viel Konzentration, darin solltest du dich
die nächsten Monate üben.” Er strich ihr sanft eine Strähne aus dem
Gesicht.
“Kannst du mir das zeigen?”, fragte sie mit wachsender Neugier. Wenn sie
schon nicht kämpfen konnte, weil es ihrem Körper schadete, wollte sie
wenigstens etwas Gutes für ihn tun.
“Natürlich kann ich das.”