Muttermilch
Orochimaru lag noch spät nachts wach im Bett neben Tayuya. Er hörte ihren
leisen Atemzügen zu und streichelte ihr sanft über das rote Haar. Die letzten
paar Tage hatte sie sich gut erholt, obwohl die schlimmen Verletzungen sie
weiterhin ans Bett fesselten. Kabuto hatte sie gestern Nachmittag vollständig
untersucht und von den guten Heilmethoden Tsunades geschwärmt. Natürlich hatte
das Orochimaru zur Weißglut gebracht. Er wusste heute noch nicht, warum zum
Teufel er gerade zu ihr gerannt war, als Tayuya im Sterben gelegen hatte. Aber
nun war es geschehen und es war alles gut. Bald würde er sich bei Tsunade auf
seine Art und Weise revanchieren.
Seufzend zog Orochimaru Tayuya näher an sich heran. Diese murrte leise,
kuschelte sich dann aber doch an ihren Meister. Sie freute sich sehr über den
engen Kontakt, der ihr die letzten paar Tage durch stechende Schmerzen verwehrt
geblieben war.
Orochimaru war froh, dass ihrem verschlafenen Geist das harte Ding an ihrem
Rücken nicht auffiel. Seit sie wieder aufgewacht war, spürte er andauernd
dieses Pulsieren, das er nicht an ihr auslassen wollte. Er hatte auch schon
häufiger versucht, sich in der Dusche Erleichterung zu verschaffen, doch ohne
ihre helfenden Hände gelang es ihm irgendwie nicht.
Auch Orochimaru wusste nicht, wie lange ihre Heilungsphase noch dauern würde.
Bei den meisten Frauen waren das ein paar Wochen, bis ihr Körper sich hormonell
umgestellt und ihre Gebärmutter sich zurückgebildet hatte. Aber Tayuya hatte
es viel schlimmer erwischt, als die meisten Frauen. Es war zwar klar, dass sie
nach diesem Überfall im Wald und den Wunden eine schwere Geburt haben würde,
aber dass sie fast umgekommen wäre... Orochimaru dachte an das viele Blut, das
aus immer neuen Wunden gequollen war. Und dabei waren die Kinder sogar noch
recht klein gewesen. Was wäre geschehen, wenn sie die Kinder noch länger in
ihrem Bauch gelassen hätten? Wenn es keine Komplikationen wie die
Plazentaablösung gegeben hätte? Vielleicht hätte sie dann auch kein
Kaiserschnitt mehr retten können...
Würde sie ihn nach ihrer Genesung überhaupt wieder an sich heran lassen? Es
war klar, dass Kabuto ihr einen Trank zubereiten würde, der sie vor einer
weiteren Schwangerschaft bewahrte, aber würde sie sich trotzdem auf ihn
einlassen? Und wie stand es nach diesen schweren Verletzungen um ihren Eingang?
Kabuto hatte ihm zwar versichert, dass alles korrekt abheilen würde, aber
würden die Nerven auch noch immer die richtigen Signale an ihren Kopf senden
und ihr sagen, wie wundervoll es sich anfühlte, wenn er sich hart in ihr rein
und raus bewegte? Würde sie sich dann für ihn anders anfühlen? Bestimmt
würde Orochimaru sehr aufpassen müssen, dass die dünne Haut nicht zerriss.
Also würden sie es mit heißen, leidenschaftlichen Nächten erst einmal bleiben
lassen müssen...
Verdammt, warum hatte er nur Kinder gewollt?
Er sah über Tayuyas rotes Haar hinweg und erblickte im Halbdunkeln die
Zwillinge in ihrer Wiege. Von Tag zu Tag wurden sie schöner, so fand er es
zumindest. Dieses schrumpelige Aussehen vom Anfang hatten sie schon hinter sich.
Er war unglaublich stolz auf sein eigen Fleisch und Blut und sein kleines
Mädchen, welches dies so lange in sich getragen hatte.
Orochimaru beobachtete, wie sich die kleinen Nasenflügel hoben und senkten. Er
konnte kaum noch schlafen, nicht nur, dass die Kinder andauernd nach Nahrung
schrien, nein, der junge Vater hatte Angst, dass die Säuglinge am plötzlichen
Kindstod sterben könnten. Kabuto hatte ihn gleich in der ersten Nacht gewarnt
und Orochimaru hatte seither kaum ein Auge zugetan. Erst hatte er auf die
Zwillinge und Tayuya aufgepasst. Jetzt passten sie gemeinsam auf die beiden
auf.
Es war wirklich peinlich, wie sehr er sich verändert hatte. So ein
fürsorglicher Vater, der seine Kinder und seine Geliebte beschützen will, war
er in seinen schlimmsten Albträumen nie gewesen. Das hieß jetzt aber nicht,
dass er seine Boshaftigkeit an den Nagel gehängt hatte. Durch den Schlafentzug
ging er regelmäßig mit verbalen Attacken auf Kabuto los, der nun wirklich
überhaupt nichts dafür konnte.
Seufzend sah er auf die Uhr. Schon kurz nach vier. Bald würden sie wieder
aufwachen und losbrüllen. Sie waren pünktlich, das musste man ihnen lassen.
Zum Glück hatte Tayuya zu dieser Zeit wieder genügend Milch in ihrer Brust,
sodass es für den Hunger beider reichte. Die nächste Mahlzeit gab es dann
gegen acht. Zusammen schafften die Zwillinge pro Tag 200 Milliliter. Eine
erstaunlich geringe Menge, fand er, doch Tayuya, deren Körper nun wirklich kaum
auf Kinder ausgerichtet war, kam mit der Produktion fast nicht hinterher,
weswegen sie häufig auf von Kabuto speziell hergestelltes,
nährstoffangereichertes Milchpulver zurückgreifen mussten. Aber er hatte
schnell gemerkt, dass ihnen die echte Muttermilch besser schmeckte.
Gestern hatte Orochimaru sogar einmal davon probieren dürfen. Nur einen kleinen
Schluck, schließlich wollte er seinen Schätzen ja nichts wegnehmen. Wie Tayuya
doch gelacht hatte, als er unbeholfen an ihrer Brust genuckelt hatte. Von der
früheren Leidenschaft, mit der er dies immer zu tun gepflegt hatte, war nichts
mehr übrig. In diesem Moment hatte sich Orochimaru ganz seltsam gefühlt.
Vielleicht eine schwache Erinnerung aus seiner Kindheit, die schon so lange
hinter ihm lag.
Auf jeden Fall hatte Tayuyas Milch sehr süß geschmeckt. Nicht so wie die aus
der Packung, sondern noch warm und ganz merkwürdig. Er hatte dann einen Schluck
im Mund behalten und sie geküsst, damit sie die weiße Substanz auch einmal
probieren konnte. Tayuya hatte sich gierig seinem Kuss hingegeben und probiert,
doch sie selbst fand die Milch viel zu süß.
Orochimaru hatte sie mit einem Satz über seine persönlich hergestellte Milch
geneckt und sie hatte sich errötend abgewendet, als ob er damit sogar recht
gehabt hätte.
Plötzlich bemerkte er, wie sich die Atmung eines der Kinder verändert hatte.
Jetzt war es wach und schrie sofort wie am Spieß. Es war eindeutig das
Mädchen. Das erkannte Orochimaru mittlerweile schon.
Da Tayuya selbst noch nicht in der Lage war aufzustehen, tat er dies für sie,
während sie sich vorsichtig aufsetzte. Ganz langsam nahm der Vater das
schreiende Baby aus seiner Wiege und brachte es Tayuya ans Bett. Diese hatte
sich schon vorbereitet und hielt das Kind an ihre Brust. Das leise Sauggeräusch
zauberte der jungen Mutter ein Lächeln auf die Lippen, die Orochimaru in diesem
Moment am liebsten geküsst hätte. Sie erstrahlte regelrecht in ihrer
Mutterrolle, obwohl auch ihr Körper langsam von den nervenaufreibenden Stunden,
in denen die Kinder grundlos schrien, ausgezehrt wurde.
Als das Mädchen endlich gestillt war und Tayuya schon fast ihre ganze Milch an
sie gegeben hatte, trug Orochimaru es nach dem Bäuerchen zurück in die Wiege.
Sein Sohn starrte ihn dabei unverwandt an. Der Vater wusste, dass das Baby ihn
noch nicht klar sehen konnte, aber irgendetwas schien die beiden miteinander zu
verbinden und das war nicht nur die ernorme Stärke, die sie teilten. Ohne dass
das Kind schrie, brachte er es zu seiner Mutter. Auch der Junge ließ es sich
nicht nehmen, einige Schlucke zu kosten, doch er war nie so gierig wie sein
Schwesterchen. Er nahm immer, was noch übrig war und war durchaus zufrieden
damit.