4. Kapi
Er stockte, atmete noch einmal tief durch. „Ich liebe dich Uruha und das mehr als im freundschaftlichem Sinne“ Die letzten Worte waren kaum verständlich, ich musste mich sehr anstrengen um sie zu verstehen. Als ich sie dann registriert hatte sah ich ihn groß an, war geschockt. Er liebte mich?! Noch ehe ich etwas darauf erwidern konnte küsste er mich. Aoi löste den Kuss nach wenigen Sekunden. Ich sah ihn immer noch an. „Es tut mir leid!“, flüsterte ich. Ich wusste, dass ich ihm sehr wehgetan haben musste als ich ihm von dir erzählte.
Er sah mich an, lächelte gequält. „Ich liebe dich schon lange Uruha, sehr lange. Nur ich hatte nie den Mut es dir zu sagen, hatte Angst, dass unsere Freundschaft daran zerbricht. Und nun hab ich sie wahrscheinlich ganz zerstört.“, ihm liefen die Tränen während er das sagte. Mir tat es weh meinen besten Freund so zu sehen. Ich nahm ihn in die Arme, strich ihm beruhigend über den Rücken. „Aoi… Du hast unsere Freundschaft nicht zerstört. Ich werde deine Liebe zwar nicht erwidern können aber ich möchte, dass du weiterhin mein bester Freund bist. Wie sieht es mit dir aus?“ Ich sah ihn fragend an. Er sah mich an. Er lächelte. Die Tränen waren verschwunden. „Du bist mir wirklich nicht böse oder so?“ Aoi sah mich fragend und überrascht an. „Warum sollte ich das? Ich hab dich doch lieb!“ Mit diesen Worten knuddelte ich ihn.
Ich war wirklich froh, dass ich Aoi hatte. Wir saßen noch eine Weile auf der Couch und redeten über Gott und die Welt.
Das es schon sehr spät war wurde mir erst bewusst, als ich herzhaft gähnte. Ich fragte Aoi ob er bei mir übernachten wollte, denn um die Uhrzeit wollte ich ihn nicht einfach so nachhause schicken auch wenn ich weis, dass er kein Kleinkind mehr ist. Aoi willigte ein, fragte mich aber ob er mit in meinem Bett schlafen konnte. Ich sah ihn komisch an. Immerhin ist mir mein Bett heilig! Ich überlegte kurz, willigte dann aber ein. Er freute sich riesig darüber, so sehr, dass er mich fast zu Boden knuddelte. Ich musste lächeln. Er benahm sich manchmal wirklich wie ein Kleinkind aber man kann ihm nicht böse sein.
Aoi verschwand ins Bad während ich das Bett zurecht machte. Ich seufzte, hörte Aoi nicht der aus dem Bad kam und mich beobachtete. „Alles ok Uruha?“, durchbrach er die Stille. Ich zuckte erschrocken zusammen. „Hai!“, anwortete ich schnell und ging ins Bad, schloss die Tür hinter mir ab. Ich seufzte und entschloss mich dazu noch schnell zu duschen. Ich band mir das Handtuch um die Hüften und betrachtete mich im Spiegel, seufzte erneut. Mein Blick ging wie automatisch zu der Rasierklinge. Ich nahm sie in die Hand, betrachtete sie. Kurz spielte ich mit dem Gedanken mich wieder zu ritzen.
Aber dann fiel mir Aoi ein. Blitzartig legte ich die Rasierklinge zurück. In diesem Moment schwor ich mir mich nie wieder zu ritzen. Ich trocknete mich noch schnell ab, zog mich um und föhnte mir die Haare. Dann ging ich zurück in mein Schlafzimmer und musste schlagartig grinsen. Aoi hatte sich bereits in die Decke gekuschelt und spiele mit einem kleinen Stofftier was ich mal von dir zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
Das sah einfach zu niedlich aus. Kopfschüttelnd legte ich mich ins Bett. „Du bist echt ein kleines Kind Aoi!“, sagte ich ihm grinsend. Als er mich bemerkte legte er das Stofftier zur Seite und sah mich an. „Und? Hast du etwas was dagegen?“, fragte er nicht weniger grinsend. „Iie!“, meinte ich nur, machte dann die Nachttischlampe aus und kuschelte mich zuerst in die Decke und dann an Aoi. Ich war wirklich froh, dass er hier war.
„Aoi? Ich muss dir was sagen…“ „Was denn?“ Seine Stimme klang leicht besorgt. „Du hast mich doch vorhin gebeten dir etwas zu versprechen… Eben im Bad hatte ich wieder die Rasierklinge in der Hand und…“ „Bitte sag mir nicht du hast dich wieder geritzt!“, unterbrach er mich. „Iie! Ich habe mir geschworen mich nie wieder zu ritzen!“
Ich sah ihn an. Er drückte mich noch mehr an sich, „Arigatou!“. Mehr sagte er nicht dazu aber ich verstand.
Eine Weile war ich noch wach, dachte nach, bevor ich mit einem letzten Gedanken einschlief:
Morgen werde ich dich wieder sehen.
Wir haben Probe.
Ob du dich wieder so abwesend mir gegenüber verhalten wirst?