Aufbruch
Einige Tage sind vergangen seitdem Anuket bei Hapi untergekommen ist. Doch
eines morgens erschien eine schwarze Gestalt. Anuket schlief noch,
doch Hapi schien ihn erwartet zu haben.
„Du siehst erschöpft aus!“
Begann der alte Schackal. Sein Gegenüber antwortete nur mit einem kaum
hörbaren knurren. Eine Weile herrschte Stille zwischen den beiden. Hapi
entschloss sich dem Ankömmling zu nähern.
Dann fing er wieder an zu sprechen.
„Du bist wegen Anuket hier, nicht wahr?“
Von der schwarzen Gestalt kam keine Antwort, nur ein nicken bestättigtete
die Frage des Alten. Wieder herrschte Stille, doch nicht lange. Diesmal
hatte Hapis Gegenüber etwas zu sagen.
„Ich will das sie nach Norden geht!“
Hapi zögerte mit seiner Antwort, gab da aber ein „OK“ von sich.
Anuket war seit einigen Minuten wach und hörte das Gespräch zwischen
Hapi und dem Fremden. Diesen glaubte sie schon irgendwo gesehen zu
haben. Aber wo? Die junge Schackaldame sah sich ihn genau an. Er hatte
Ähnlichkeit mit einen Sckakal, doch war der Fremde viel größer und schlanker,
sein Fell war schwarz und kurz, seine Augen Gold umrandet. Diese Farbe
haben auch seine Ohren.
Um den Hals und um seine Vorderbeine trug er etwas was Anuket nicht beschreiben
konnte. Und immer wieder schossen ihr die gleichen Fragen durch den Kopf:
`Wer ist das? Warum soll ich nach Norden gehen?
Warum will er mich dort haben?´
Während sie diese Überlegungen machte, verschwand der Fremde.
Anukets Heimatoase.
Dort machten sich drei Schackale bereit, diese zu verlassen, um Anuket
zu suchen. Duamutef kann seine Tochter nicht alleine lassen. Dass er ihre
Vertreibung nicht verhindern konnte, macht ihn schwer zu schaffen. Seine
zwei Begleiter sind Meso und Melas, seinen Söhne.
Die beiden sind äußerlich sehr ähnlich. Ihr Fell ist braun, nur der Rücken
ist grau und an ihren Flanken haben sie schwarze Streifen. Sie bisitzen sogar
die gleiche Augenfarbe, Mintgrün. Nur Meso hat eine schwarze Schwanzspitze.
Alle drei schlichen zum Rande der Oase, schauten sich ein letztes mal um und
rannten dann los. Es dauerte nicht lange bis sie hinter einer Düne verschwunden
sind. Duamutef brauchte eine Weile um sich zu orientieren, aber bald wusste er
wieder in welche Richtung Anuket gelaufen ist.
„Mir müssen dort lang!“, wies der Vater seine Söhne an.
Die drei wollten gerade aufbrechen, als sie eine bekannte Stimme aufhielt.
„Kann ich mitkommen?“
Duamutef dreht seinen Kopf in die Richtung, aus der die
Stimme kam. Er erblickte Badari. Dieser wartete auf eine Antwort.
„Ich weiß nicht. Du willst Dendara wirklich alleine lassen?“,
fragte ihn Meso. Badari zögerte eine Weile bis er sich wieder zu Wort meldete.
„Meine Mutter ist nicht alleine. Sie hat ja noch das Rudel.“
Schweigen. Duamutef überlegte einige Minuten ob sie ihn wirklich mitnehmen sollen. Er sah in seine Augen, in diesen sah er die Entschlossenheit mitzukommen, egal was er sagen würde. Für ihn gab es daher nur eine Antwort.
„OK! Du kannst mitkommen.“
Doch sie sollten vorerst nicht weit kommen.
Auf einer anderen Düne vor der Oase haben sich einige Streifenhyänen versammelt. Ein weiterer näherte sich der Gruppe. Dieser hat ein grau braunes Fell, das mit
dunklen Streifen durchsetzt ist. Seine Ankunft wurde schon erwartet. Er näherte
sich einem Weibchen, mit silbergrauen Fell,
die ihm mit strengen und erwartungsvollem Blick ansah. Ihre Narbe am rechten
Auge verstärkte dies nur noch. Der Rüde zögerte mit seinem Report,
aus Angst vor ihrer Reaktion.
„Und? Cherti! Hast du ihn gefunden?“
Fragte das Weibchen ungeduldig und ihre blauen Augen blitzten dabei auf.
„Ich hab ihn nicht gesehen, aber an der Oase leben Schakale.“,
antwortete Cherti.
„Gut! Das reicht mir. Wir werden sie heute noch angreifen. Er wird mir
nicht entkommen und dafür zahlen was er mir angetan hat.“,
rief das Weibchen in ihre Gruppe.
´Sie ist weg?!`
Überrascht stand Hapi vor der Höhle in der eigentlich Anuket liegen
sollte. Er wollte sie wecken und nun ist sie weg. Tausende Gedanken
durchfuhren seinen Kopf. ´Ob sie uns gehört hat? Hm ... Nach Norden
soll sie gehen. In die Nähe von Menschen also.
Warum nur?`
„Ich wünsch dir viel Glück, Anuket! Du wirst es brauchen können.“
Seit einigen Tagen ist Anuket jetzt unterwegs. Sie hatte gehofft bei Hapi bleiben zu können. Nichts wäre ihr lieber Gewesen , aber ihre Neugier treibt
sie jetzt Richtung Norden. ´Was werd ich wohl dort finden? Warum scheint das
so wichtig zu sein? Warum?`
Diese Gedanken ließen sie nicht mehr los. Fragen die Anuket
immer weiter treiben, nordwärts.
Plötzlich erblickte sie etwas, was die junge Schakaldame noch nie gesehen
hat. Doch kannte sie so einen Ort von den Erzählungen ihrer Mutter.
Eine Meschensiedlung. Aber dass sie so groß sind hatte Anuket nicht
erwartet. Diese Stadt lag an einen riesigen Fluß. Auf diesem warren
kleine Fischerboote zu sehen. Von Zeit zu Zeit kamen auch große Schiffe
vorbei. An zwei Seiten der Stadt türmten sich zwei Gebirge auf und an
der dritten waren die endlosen Weiten der Wüste zu erkennen.
„Und was mache jetzt?“
Anuket überlegte was sie jetzt machen sollte. Nach langem grübel,
beschloss sie in der Nähe der Stadt einige Tage zu warten. Wenn bis dahin
nichts passiert ist, würde sie wieder zu Hapi gehen.
Sie bemerkte nicht das sie beobachtet wurde.