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Anders als ihr denkt! Part 3

von

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Glück und Unglück gehen Hand in Hand!

Glück und Unglück gehen Hand in Hand!
 


 

“Mein Herr. Wie geht es ihnen?”

Nur wenig Licht schien in den Raum und ließ kaum Vermutungen zu, wie der Mann aussah, der allein, schwächlich und krank in dem großen mit schwarzer Seide bezogenen Bett lag.

“Komm näher mein Freund und berichte mir! Ich will alles wissen!”

“Ja, mein Herr!” Doch nach wenigen Schritten blieb er stehen.

“Nun, hast du es IHM ausgerichtet?”

“Ja, selbstverständlich, mein Herr! Ich werde ihnen seine Antwort unverzüglich vorlesen, wenn sie wünschen, mein Herr!” Seine Hände begannen zu zittern, als er das zustimmende Nicken sah.

Der Alte schluckte noch mal und las Mugen’s Worte vor, immer noch ängstlich vor der Reaktion.

“Das ist alles?”

“Ja, mein Herr! Genau das hat er gesagt!” Vorsichtig machte er einen Schritt nach hinten.

“Ganz unrecht hat er nicht!”

“WIE BITTE! Mein Herr, dieser Abschaum hat…!”

“Schweig!”

“…”

“Sag mir, sieht dieses Mädchen wirklich meiner Tochter so ähnlich?”

“Ja, mein Herr! Es ist erstaunlich. Sie könnte ihre Zwillingsschwester sein. Selbst die Stimme, es ist schon fast unheimlich!

“Ich würde sie gerne sehen.”

“Ich dachte mir das bereits und habe mir erlaubt ein Bild von Ihr zu zeichnen.”

“Gib es mir! Sofort!” Der alte Mann kam näher und hielt gebückt das Bild hin, welches ihm sogleich aus den Händen gerissen wurde.

“Das ist meine Yuna! Mein kleiner Engel!”

“Nein, mein Herr. Ihre Tochter ist seit Jahren tot!”

“Aber sie sieht aus wie sie! Bist du dir sicher, dass sie tot ist?”

“Ja, mein Herr, ich habe ihre Leiche gesehen oder was davon noch übrig war. Es tut mir leid, aber dieses Mädchen ist nicht ihre Tochter.”

“Zumindest noch nicht!”

“Mein Herr, wie meinen sie das?”

“Das hat dich nicht zu interessieren! Ich will über jede seiner Bewegungen informiert werden! Verstanden?”

“Ja, natürlich, mein Herr!”

“Gut, dann lass mich jetzt allein!”

Der alte Mann nickte, verbeugte sich einmal und verließ leise das Zimmer.
 

“Hey Mugen, mach ich das so richtig?” Fuu strahlte. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als mit Jin und Mugen zu trainieren. Es machte ihr riesigen Spaß. Mugen’s Schulter war gut verheilt und bis auf eine winzige Narbe, die sich als rötliche Linie von der gebräunten Haut abhebt, war nichts mehr zu sehen.

“Du darfst das Handgelenk nicht so verkrampfen, denn dann kannst du es nicht flüssig drehen! Sieh mal, ich zeig es dir.”

Da jeder von ihnen eine andere Kampftechnik hatte, war es nicht gerade einfach, aber gerade das machte ihr Spaß. Sie stritten sich regelrecht darum, was sie lernen sollte und vor allem, wer es ihr beibringt. Beide waren sichtlich Stolz auf ihre Erfolge. Gut, Mugen war eher Stolz auf sich. ’Man, bin ich ein guter Lehrer!’ Mit einem triumphalen Grinsen stand er immer noch neben Fuu, verloren in seinem gedanklichen Selbstlob.

So verging der erste Monat. Sie hatten Spaß und dachten immer weniger an das Bevorstehende. Selbst Jin war nicht mehr so vorsichtig wie sonst. Schließlich hatten sie noch zwei ganze Monate.

“Noch zwei Monate.”

Mugen und Jin blickten von ihren Reisschalen auf.

“Was meinst du?”

“Glaubt ihr wirklich, dass wir eine Chance haben?”

“Jeder hat eine Chance, wenn er sie nutzen will!” Jin sah ihr stark in die Augen.

“Wenn ihr mich fragt, ich kenne diesen Typen. Ich traue ihm alles zu!”

“Ja!” Jin nickte. “Und nach dem, was du mir erzählt hast, ist es nicht gerade ein Mensch, der ehrlich oder aufrichtig ist. Wir sollten auf alles gefasst sein. Wir waren viel zu nachlässig in letzter Zeit. Vielleicht sollten wir eine Nachtwache aufstellen!”

“Jetzt übertreibst du aber mal wieder maßlos! Wahrscheinlich haben wir wirklich noch zwei Monate und ich werde bestimmt nicht für nichts und wieder nichts dumm rum liegen und warten!”

“Vielleicht hast du recht, aber…”

“Jetzt hör schon auf alles mies zu reden! Fuu macht super Fortschritte und wir sind besser als jemals zuvor. Meine Schulte ist so gut wie neu und ansonsten war der Monat doch richtig ruhig und gemütlich!”

“Zu ruhig und zu gemütlich, wenn es nach mir geht.”

“Geht es aber nicht, Brillenschlange!”

“Wir sollten lieber auf Jin hören. Ich hab auch ein mulmiges Gefühl im Bauch und Vorsicht ist besser als Nachsicht!”

“Dann macht doch! Aber ohne mich. Ich brauche meinen Schlaf!” Genervt stand er auf und verschwand nach draußen.

“Was hat er denn?” Fuu sah ihm traurig nach.

“Ich glaube, er würde es einfach nur gerne vergessen.”

“Ich geh mal nach ihm schauen.” Jin lächelte sie an.

“Erwarte nicht zu viel von ihm!”

“Ich weiß! Bis nachher!” Sie schloss die Tür, blieb aber einen Moment an ihr gelehnt stehen. ‘In was bin ich hier nur rein geraten? Warum passiert das immer mir?’ Sie seufzte, drückte sich leicht ab und machte einen Schritt nach vorne.

“Wo steckt der denn nun wieder? Mugen?” Keine Antwort. Umherblickend fiel ihr nun ein sehr großer und alter Baum auf. ‘Vielleicht will er einfach seine Ruhe haben! Na ja, dann lümmel’ ich mich halt alleine unter den Baum und schau mir die Sterne an.’ Sie schlenderte über die Wiese und ließ sich etwas deprimiert unter dem Baum nieder. Als sie nach oben durch die Äste blickte und ein paar Sterne funkeln sah, den Wind wie ein warmes leises Flüstern hörte und das weiche Gras unter ihren Händen spürte, schien die Welt so friedlich. Sie schloss die Augen für ein paar Sekunden um es fühlen zu können. Tiefe Traurigkeit machte sich in ihr breit. Sie wusste nicht warum, aber sie weinte.

“Warum bist du so traurig?” Fuu schreckte hoch und drehte sich um.

“Wo steckst du und kannst du mich nicht einmal alleine lassen?”

“Erstens, ich bin hier oben und zweitens, bist du zu mir gekommen!”

“Tut mir leid! Dann gehe ich halt!”

“Jetzt warte doch mal! Was hast du auf einmal?" Mugen kletterte wie ein Affe mit Leichtigkeit runter und stand nun wieder auf dem Boden. Fuu wollte einfach nur weg. Warum wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass sie weg wollte und zwar so schnell wie möglich! Sie fing an zu rennen.

“Was soll das? Wieso läufst du weg?” Mugen rannte hinter her.

“Lass mich in Ruhe!” Natürlich war Mugen schneller und man konnte in Zeitlupe sehen, wie er sie schließlich doch schnappte. Sie landeten unsanft auf dem Boden.

“Was hast du für ein Problem, verdammt?” Fuu heulte.

“Hab ich dir wehgetan? Hast du dich verletzt? Jetzt rede schon mit mir!” Sie heulte immer noch und langsam bekam Mugen Angst, denn er hatte keine Ahnung, was mit ihr los war.

“Lass mich einfach in Ruhe!” Sie drehte sich nicht mal um, sondern rappelte sich auf, klopfte den Dreck weg und wollte einfach gehen.

“Ich lass dich erst gehen, wenn du mir sagst, was los ist, verstanden!” Er hatte sie am Handgelenk festgehalten, doch sie wehrte sich!

“Hör auf rum zu zicken und rede mit mir!” KLATSCH

Sie hatte sich losgerissen und ihm eine verpasst. In ihrem Kopf überschlug sich alles. Sie rannte, als ob es um ihr Leben ging.

Mugen stand da und blickte ihr hinterher. ‘Ich versteh das nicht! Was hat sie denn plötzlich?’ Er ließ sich ins Gras sinken und blickte in den Nachthimmel. Die Arme hinter den Kopf verschränkt lag er da und dachte über ihr Verhalten nach. ‘Sie liebt dich nicht mehr!’

“Nein, das kann nicht sein!” Da war sie wieder. Die verhasste kleine Stimme. ‘Sie will nicht in deiner Nähe sein! Sie redet nicht mit dir! Sie hat dir eine geknallt! Willst du es noch deutlicher? SIE LIEBT DICH NICHT MEHR!’

“NEIN!” Er hätte nicht gedacht, dass er diese Stimme jemals wieder hören würde, doch da war sie wieder, unerbittlicher denn je!

“Ich liebe sie!” ‘Ja und genau das wird sie töten!’

“Niemals, das lasse ich nicht zu!”
 

Fuu war ein ganzes Stück gelaufen. Sie setzte sich hinter das Haus auf einen Baumstamm, das Gesicht in den Händen. ‘Was hab ich nur getan? Ich wollte ihn nicht schlagen. Was ist nur los mit mir? Ich will doch mit Mugen zusammen sein.’ “Aber wenn ich nicht mehr mit ihm zusammen bin und er mich nicht mehr liebt, dann hätte dieser ganze Alptraum ein Ende und niemand würde sterben! Es geht nicht anders, ich will Mugen nicht verlieren. Ich will nicht, dass einer von ihnen stirbt, dass Mugen stirbt.” Der Mond schien hell und die Sterne funkelten. Eigentlich war es eine schöne Nacht, eine Nacht zum träumen. Sie seufzte als sie ihren Entschluss fasste und aufstand.
 

Mugen hatte es nicht mehr ausgehalten, er wollte zu ihr, aus ihrem Mund hören, dass sie ihn liebt. Er wollte hören, dass die Stimme in seinem Kopf Unrecht hatte. Er lief in die Richtung, in der sie verschwunden war und prallte an der Hausecke fast mit ihr zusammen.

“Hey, da bist ja. Ich muss dich etwas fragen!” Sie sah ihn nicht an. Sie wollte ihn nicht noch mehr verletzen, aber für sie schien es der einzige Ausweg zu sein.

“Was denn?”

Er ging auf sie zu und nahm sie in die Arme. Er war überrascht, dass sie sich regelrecht an ihn klammerte.

“Was hast du? Bitte sei ehrlich!” Sie fühlte, wie ihr die Tränen schon über die Wangen liefen.

“Ich… ich liebe dich nicht mehr!” Sie wollte sich etwas lösen, doch er drückte zu.

“Was soll der Mist? Das glaube ich dir nicht! Bleib gefälligst da und sag mir, was los ist, verdammt!”

“Ich kann nicht, ich liebe dich ni…!”

“Lügnerin!”

“Mugen, bitte! Lass mich gehen!”

“Nein! Tu mir das nicht an!” Zum ersten Mal sah sie auf und blickte ihm in die Augen.

“Es tut mir leid, aber es geht nicht. Ich kann nicht anders. Ich will nicht, dass du…!”

“Das ich was?”

“Dass du stirbst!”

“Verdammt, wie kommst du auf so eine Scheiße? Ich sterbe nicht! Und ich lasse dich nicht gehen! Ich kann dich nicht mehr gehen lassen. Ich brauche dich!” Jedes seiner Worte schmerzte in ihrem Herzen, doch sie wollte nicht mehr zurück. Zu groß war die Furcht vor dem Verlust und zu groß die Hoffnung auf Frieden. Seine Seele schrie förmlich durch seine Augen, als sie ihn ansah. ‘Ich hoffe, er kann mir irgendwann vergeben!’

“Ich liebe dich nicht mehr!” Sie hatte gedacht, er würde schreien, weinen oder sie an sich drücken, doch er ließ einfach los, sah sie noch einen Moment an, drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort.
 

“Hey Mugen, hat dich Fuu nicht gefunden?”

“Doch, hat sie!”

“Wo ist sie?”

“Keine Ahnung!”

“Was ist los?”

“Frag sie doch und lass mich in Ruhe!” Damit ging er ins Badezimmer und danach ins Bett. Die Bettdecke wurde über den Kopf gezogen und es dauerte nicht lange bis Schnarchgeräusche zu hören waren. Natürlich schlief er nicht, aber er hatte keine Lust mit Jin zu reden und noch weniger über seine Beziehung. Sie war der einzige Mensch, der ihn verletzen konnte und sie hatte es schon wieder getan! ‘Vielleicht sollte ich doch einfach abhauen oder noch besser ich gehe persönlich zu diesem Arsch und mache ihn kalt!’ Er hörte die Tür.

“Alles klar bei dir, Fuu?” Man sah ihr an, dass sie geweint hatte.

“Ja, alles bestens.”

“HMM. Dann bis morgen!” Jin hatte sofort bemerkt, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, aber es erschien ihm klüger heute nicht mehr zu fragen und ging lieber schlafen.

Fuu hatte jetzt ein Problem. Sie hatten die Betten zusammengestellt, so dass sie ein großes hatten. Sie wollte nicht nach oben, da war es kalt und einsam und zu Jin wollte sie auch nicht. Sie hatte gedacht Mugen würde schlafen. ‘Ich schleich mich ganz leise ins Bett, dann bemerkt er mich nicht.’ Sie zog sich im Badezimmer um und als sie die Tür öffnete, hörte sie leises Schluchzen. Sie ging lautlos zum Bett und sah ihn an. Es tat ihr alles so unendlich leid und am liebsten hätte sie ihn in die Arme genommen und ihm gesagt, wie sehr sie ihn liebt, aber sie durfte nicht. Vorsichtig legte sie sich neben ihn auf die freie Seite. Doch es dauerte nicht lange, bis er sie wahrnahm. Er blinzelte einmal. Sie lag auf dem Rücken und blickte zur Decke.

Mugen konnte nicht anders, er brauchte ihre Nähe, wollte sie fühlen. Mit einer Bewegung hatte er sie in die Arme genommen.

“Ich liebe dich, egal was du sagst oder tust!” Sie starrte ihn erschrocken und ungläubig an.

“Mugen?”

“Ich weiß, was du vorhast! Du glaubst, es hätte dann ein Ende, aber du irrst dich! Es wird immer so weiter gehen, er wird immer weiter machen, bis zum Schluss. Ich bin es so leid.”

“Mugen, was soll das heißen?”

“Was glaubst du? Ich mach dem ein Ende.”

“Aber…”

“Nein, es reicht! Ich werde die Sache endgültig mit ihm klären!”

“Du spinnst! Wie willst du das machen? Du hast keine Chance alleine. Das ist Selbstmord!”

“Ich glaube nicht, dass er mich töten wird, das ist nicht das, was er will. Außerdem hätte er es schon längst getan, wenn er es gewollt hätte. Er will mich am Boden sehen, mir alles nehmen.” Er lachte leise auf.

“Was ist denn daran auch noch witzig? Drehst du jetzt völlig durch?” Fuu konnte nicht glauben, was hier gerade passierte und das Schlimmste war, dass sie Schuld hatte.

“Ich glaub das alles nicht! Das kann nicht dein Ernst sein!”

“Du solltest mich besser kennen!” Mugen lächelte sie an, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und drückte sie noch fester an sich.

“Mugen? Was soll das werden?” Langsam machte sich Panik in ihr breit und sie krallte sich in sein Oberteil.

“Keine Angst! Jin wird gut auf dich aufpassen!” Leise flüsterte er ihr ins Ohr. “Du wirst mir fehlen!” Mugen richtete sich auf, doch Fuu hing immer noch verkrampft an ihm und hatte nicht die Absicht etwas daran zu ändern.

“Mein Endschluss steht fest! Bitte lass los. “ Fuu schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Haare ganz zerzaust wurden und die Tränen links und rechts weg flogen.

“Ich verspreche dir, wir sehen uns wieder!” Er löste vorsichtig ihre Finger und stand auf. Fuu kniete im Bett, beobachtete, wie er seine Sachen anzog, sein Katana nahm. ‘Ich träume. Das muss ein Traum sein! Wenn ich aufwache, werde ich in seinen Armen liegen und nichts davon ist passiert. Ja, genau so wird es sein, ich träume nur. Das ist alles nicht real!’ Fuu schloss die Augen und ließ sich nach hinten fallen. Sie war so erschöpft, dass sie sofort einschlief.

Mugen stand vor dem Bett und sah sie an. ‘Wie ein Engel.’ Er musste lächeln.

“Du willst gehen?” Jin hatte wirklich außerordentlich gute Ohren und so blieb auch dieses Gespräch nicht von ihm unbemerkt.

“Misch dich da nicht ein! Das ist meine Angelegenheit! Ich hätte euch da niemals mit rein ziehen sollen. Ich werde es beenden! EIN FÜR ALLE MAL!”

“HMM, es macht also keinen Sinn, dich davon abzuhalten? Du willst das wirklich durchziehen?” Er schob seine Brille etwas höher.

“JA!” Er war wütend. Nicht auf Fuu oder Jin, sondern weil nie etwas so laufen wollte, wie er es sich vorstellte.

“Kommst du wieder? Sollen wir hier bleiben und warten oder …”

“Ich weiß es nicht.” Noch einmal sah er zu Fuu, die jetzt mit einem Kissen im Arm schlief, welches sie fest umklammerte.

“Ich hoffe es.” Vorsichtig strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

“Nur für alle Fälle. Wo…?”

“Edo!” Mugen wendete sich wieder Jin zu.

“Wenn ich in einer Woche nicht wieder da bin, verschwinde mit ihr!” Er ging zur Tür und öffnete sie leise.

“Dazu wird es nicht kommen.”

“… ! Machs gut, mein Freund!” Die Tür fiel ins Schloss. Fuu murmelte etwas im Schlaf, drehte sich auf die andere Seite und drückte das Kissen so sehr, dass es kurz vorm Platzen war.

‘Wenn sie morgen aufwacht, bin ich fällig, weil ich ihn nicht aufgehalten habe. Aber ich kann ihn verstehen. Ich würde auch so handeln.’ Fuu tat ihm jetzt schon leid, aber noch viel mehr hatte er Angst um sein Trommelfell. ‘Ich sollte besser schlafen! Das wird morgen sicher ein anstrengender Tag.’

Als Jin im Bett lag, sah er noch lange aus dem Fenster und dachte nach. ‘Nach der ganzen Zeit, die wir zusammen gereist waren auf der Suche nach Fuu’s Vater und auch nachdem wir uns wieder getroffen hatten, war das das erste Mal, dass er mich “mein Freund” genannt hat. Natürlich sind wir Freunde, aber er hat es noch nie ausgesprochen. Vielleicht hat er schon mit allem abgeschlossen? Nein, er wird wieder kommen! Unkraut vergeht nicht!’ Er musste schmunzeln und schlief endlich ein.
 

“Mein Herr, es tut mir leid sie zu so früher Stunde zu wecken, aber ich habe gerade eine Eilnachricht erhalten!” Der alte Mann zitterte vor unterdrückter Angst, als der Angesprochene sich langsam und beschwerlich aufrichtete.

“Sie wünschten doch sofort benachrichtigt zu werden, wenn etwas passiert.”

“Dann hoffe ich für dich, dass es eine wichtige Nachricht ist. Lies vor und lass den unnötigen Mist weg. Komm bitte gleich zur Sache!”

“Ja, mein Herr! Mugen hat sich auf den Weg hier her gemacht!”

“WAS?”

“Hier steht…!”

“Ich habe schon verstanden, du Idiot!”

“Ja, mein Herr, selbstverständlich! Ich entschuldige mich vielmals.” Der alte Mann verbeugte sich mehrmals.

“Jetzt hör schon mit dem Unsinn auf. Wir kennen uns schon so lange. Du bist der älteste Freund meiner Familie und hast schon meinem Vater gedient. Ich schätze deine Loyalität und deine Ehrlichkeit! Du brauchst dich nicht vor meinem Zorn zu fürchten.”

Entgeistert blickte der Angesprochene auf. ‘Ältester Freund der Familie? Das ich nicht lache! Wohl eher Lakai auf Lebenszeit!’

“Jetzt glotz nicht so verstört, sondern bringe mir Akagawa!”

“Jawohl, mein Herr, wie sie wünschen!” Unverzüglich machte er sich auf die Suche. Er wusste, dass Warten nicht eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war und schon einige dafür ihren Kopf lassen mussten und war froh, Akagawa so schnell gefunden zu haben.

“Mein Herr, Akagawa, wie sie wünschten!”

“Sehr gut! Du kannst gehen. Vorerst brauche ich dich nicht mehr!”

Der alte Mann verbeugte sich noch einmal bevor er den Raum verließ, blieb aber hinter der Tür stehen und lauschte. Er hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache und bereute, dass er das Bild gezeichnet hatte. ‘Ich hätte es ihm nicht zeigen dürfen! Ich hoffe, er tut nichts Unüberlegtes.’

Freud und Leid!

Freud und Leid!
 


 

“MUGEN!” Fuu wachte schweißgebadet auf. Sie hatte einen fürchterlichen Traum gehabt, der ihr so unglaublich real schien, dass sie nicht wusste, wo sie war und lauthals nach Jin rief. Dieser kam so schnell angerannt, dass er den Lappen übersah, der auf den Boden lag und ausrutschte. Er versuchte noch mit Hilfe heftiger Ruderbewegungen wieder ins Gleichgewicht zu kommen, doch vergeblich. Erst ging es nach hinten, dann wieder nach vorne. Der Lappen rutschte unter seinen Füssen und ließ ihm keine Chance. Glücklicherweise landete er bei Fuu im Bett. ‘Man, das war knapp! Ich hätte mir auch den Kopf an der Kante aufschlagen können!’

“Was schreist du so? Ist etwas passiert? Du hast mich fast zu Tode erschreckt!”

Fuu hatte diese ungewollte Einlage nicht einmal beachtet. Sie war immer noch zu verwirrt, um zu begreifen, was gerade passiert war. Der Traum wollte einfach nicht verschwinden und lief wie ein Film immer wieder in ihrem Kopf ab. Sie saß immer noch bewegungslos mit riesigen Augen da und sagte keinen Ton.

“Fuu? Hörst du mich?”

“…”

“HMM” ‘Richtig apathisch!’ Jin setzte sich ihr gegenüber und sah sie an. Er fuchtelte kurz mit einer Hand vor ihrem Gesicht, was allerdings überhaupt nichts brachte. Auch schütteln und anschreien half nicht.

‘Es hilft nichts, ich werde ihr eine Ohrfeige geben müssen!’ Resignierend holte er aus und schlug zu. Fuu’s Kopf ruckte nach rechts und ihre Augen weiteten sich noch ein Stück mehr, bevor sie ein paar Mal blinzelte, den Kopf wieder zurückdrehte und jetzt, die rote Wange haltend, absolut perplex Jin ansah.

“Was ist denn passiert? Warum schlägst du mich?”

“Du hast mir keine Wahl gelassen. Du warst komplett weggetreten! Erst schreist du wie irre, als ob dich jemand umbringen will und dann sitzt du da, starrst mit weit aufgerissenen Augen ins Leere und reagierst auf nichts!”

“Ich hatte einen schrecklichen Traum, alles war so real. Mugen ist… er … sie haben ihn umgebracht!” Sie fing an zu weinen und Jin nahm sie in die Arme.

“Es war nur ein Traum. Niemand hat Mugen umgebracht! Es ist alles in Ordnung, hörst du!”

“Wo ist Mugen?” Erst jetzt fiel ihr auf, dass er fehlte. Er war immer der erste, der da war, wenn sie schrie oder Hilfe brauchte. Das war von Anfang an so. Es war früh am morgen und die Sonne schickte ihre ersten warmen Strahlen durch die Fenster. Fuu blickte im Zimmer umher, konnte ihn aber nicht sehen.

“Mugen!” ‘Er ist bestimmt auf der Toilette und kommt gleich wieder!’ Sie versuchte sich selbst zu beruhigen, doch auch nach fünf weiteren Minuten waren sie alleine. Jin wusste, dass er es ihr sagen musste, wollte sie aber nicht noch mehr aufregen.

“Hör mal, ich bin mir ganz sicher, dass es ihm gut geht!” Er wischte ihr die Tränen weg und lächelte.

“Jin, wo ist er?” Ein mulmiges Gefühl stieg in ihr auf und krampfte ihren Magen zusammen. Sie riss sich los und sprang auf. Sie rannte ins Badezimmer - nichts, nach oben - nichts, Jin’s Zimmer - nichts und schließlich nach draußen. Nirgends war eine Spur von ihm.

“MUGEN!?” Fuu sackte auf ihre Knie ins noch vom Morgentau nasse Gras und schrie immer wieder seinen Namen.

Es schmerzte Jin, sie so zu sehen, aber mehr als für sie da zu sein, konnte er nicht tun und so ging er langsam auf sie zu und zog sie wieder auf die Beine.

“Er ist gegangen, Fuu!” Er wusste, dass jetzt die Hölle auf ihn einbrechen würde, doch es war ihm egal. Er wollte sie nicht anlügen und es hätte auch nichts gebracht, außer dass sie noch wütender und verzweifelter geworden wäre. Sie war vielleicht noch sehr jung, aber nicht dumm oder unerfahren. Sie hatte viel gelernt auf ihrer gemeinsamen Reise und das war ihm durchaus bewusst.

“NEIN! DU LÜGST!” Sie schlug mit ihren Fäusten gegen seine Brust, schrie und heulte, solange bis er ihre Handgelenke festhielt.

“Hör auf damit! Das hilft auch nicht. Er ist heute Nacht weg. Er will die Sache beenden und ich kann ihn verstehen!”

“Es ist mir scheißegal, ob du ihn verstehst oder nicht! Du hättest ihn aufhalten müssen. Du hättest… du hättest…!” Ihre Beine fingen an zu zittern und sie sackte wieder ab. Ihr ganzer Körper wurde regelrecht geschüttelt.

“Es tut mir leid, aber er wollte es so. Ich hätte ihn nicht aufhalten können, auch wenn ich gewollt hätte! Er war fest entschlossen! Bitte vergib mir.” Er wollte ihr eine Hand auf die Schulter legen, als Zeichen des Mitgefühls, doch sie schlug sie weg.

“Lass mich in Ruhe! Fass mich nicht an! Ich hasse dich!”

“Fuu, bitte!” Er wollte sie noch greifen, doch es war zu spät. Sie rannte zurück ins Haus und schnappte sich ihre Sachen.

“Fuu, was hast du vor?” Jin stand in der Tür und beobachtete sie. Fuu hatte sich noch nie so schnell angezogen und dennoch kam es ihr unglaublich langsam vor. Es war ihr auch egal, ob Jin sie sah. Sie beachtete ihn nicht, griff sich ihr Katana und wollte raus, doch der Weg wurde ihr versperrt.

“Vergiss das ganz schnell wieder! Du weißt doch nicht mal wo er ist! Wie willst du ihn denn finden?”

“Indem du mir jetzt sofort sagst, wo er ist oder du bist für mich gestorben!” Er hatte sie noch nie so wütend gesehen.

“Das kann ich nicht! Und das werde ich auch nicht.” Mit beiden Armen versperrte er den Ausgang.

“In einer Woche ist er wieder da, glaub mir!”

“Nein! Du bist sein Freund! Du hättest ihn aufhalten oder ihm helfen müssen!”

“ES WAR SEINE ENTSCHEIDUNG! Versteh das doch!” Zum ersten Mal hatte er sie angeschrieen und sofort tat es ihm leid. Er wollte sie in die Arme nehmen, sich entschuldigen, doch das war ein Fehler, denn er gab damit ein Stück vom Ausgang frei, was Fuu sofort nutzte. Noch bevor er wusste, was passiert war, war sie auch schon an ihm vorbei und weg.

“FUU! KOMM ZURÜCK!” Doch sie hörte ihn nicht. Sie rannte immer weiter, in ihren Ohren rauschte es. Sie wusste nicht wie, aber sie würde ihn finden.

Es blieb Jin nichts anderes übrig, als hinterher zu laufen, doch er fand sie nicht. ‘Ich wusste, dass es schlimm wird, aber nicht, dass es so ausartet!’
 

“Hast du verstanden, Akagawa? Nicht einen Kratzer!”

“Ja, ich werde ihrem Befehl unverzüglich Folge leisten. Sie können sich auf mich verlassen! Noch heute Abend bin ich wieder zurück!”

“Sehr schön und jetzt geh! Schick den Arzt rein! Er sollte schon vor der Tür warten.”

“Wie ihr wünscht!” Der große, ganz in schwarz gekleidete Mann verbeugte sich und ging. Er war noch sehr jung, aber ein hervorragender Kämpfer. Sein Vater war der gefürchtete Kurogawa, der schwarze Fluss, wie alle ihn nannten. Ein Sadist, wie er im Buche steht, der es liebte andere zu quälen und sich an ihrem Leid erfreute.

Der alte Mann hatte alles mit angehört und ging schnell zum Eingangstor, um den Arzt zu holen, den er, aufgrund seines Lauschangriffes, ganz vergessen hatte. Es schauderte ihn immer noch, wenn er an den Inhalt des Gespräches dachte.

“Schnell, bitte folgen sie mir! Sie werden schon erwartet!” In diesem Moment ging auch schon Akagawa an ihnen vorbei, beachtete sie aber nicht, sondern starrte auf ein Blatt Papier.

Der Arzt betrat alleine das Zimmer, so wie immer.

“AH, sehr schön! Da sind sie ja. Ich hoffe sie haben bekommen, um was ich sie gebeten habe!”

“Das habe ich in der Tat, Herr Kuronuma.” ‘Dafür werde ich bestimmt reichlich entlohnt!’ Der Arzt näherte sich dem Bett und stellte seine Tasche auf den Tisch ab. Sofort öffnete er sie und nahm eine kleine Flasche heraus.

“Es ist eine Neuentwicklung und wird injiziert.”

“Sie wissen doch, wie sehr ich Nadeln hasse! Gibt es nicht eine andere Möglichkeit?”

“Ich fürchte nicht! Aber es geht schnell und sie werden es nicht einmal merken.”

“Und damit kann ich mich wieder vollständig bewegen ohne Schmerzen?”

“Ja! Wie ich schon sagte, es ist eine Neuentwicklung auf Morphiumbasis. Am Anfang werden sie sich etwas merkwürdig fühlen, aber das geht schnell vorbei. Es wird den Rest ihres Lebens auf jeden Fall lebenswerter machen. Alle fünf bis sechs Stunden folgt eine neue Injektion, um den schmerzfreien Zustand beizubehalten.”

“Sehr gut, dann machen sie schon! Ich werde ihre Dienste natürlich in der nächsten Zeit oft benötigen, es wäre also einfacher, wenn sie in einem der Gästezimmer bleiben würden.”

“Aber mein Herr, was ist mit meiner Familie?” Der Arzt hatte den Arm schon abgebunden und das durchsichtige Mittel in die Spritze aufgezogen.

“Selbstredend werden sie für ihre Mühe dementsprechend entlohnt. Ich werde einen Boten zu ihrer Familie schicken lassen, der sie unterrichten und ihnen schon mal zehn Ryo zukommen lassen wird.”

Der Arzt schluckte. ‘So viel Geld! Das kann meine Familie gut gebrauchen!’

“Wenn das so ist, werde ich natürlich bleiben. Sie können sich meiner Dienste gewiss sein. Bitte halten sie jetzt still, dann geht es ganz schnell!”

“Sehr schön!” Es dauerte keine Minute bis das Mittel anfing zu wirken.

“Sie sind das Geld wirklich wert! Ich habe aber noch eine Bitte an sie! Ich benötige noch etwas!” Er streckte sich.

“Es ist herrlich, wenn der Schmerz nachlässt! Ich bin schon so lange hier gelegen, ich weiß gar nicht mehr, wie die Welt da draußen aussieht.” Er stieg langsam aus dem Bett und ging zum Fenster. Er war ein schwächlicher Mann, groß, aber von der Krankheit ausgezerrt, sein Gesicht glich mehr einem Totenschädel, als das eines lebendigen Menschen.

“Sie sollten es langsam angehen.”

“Lassen sie das mal meine Sorge sein! Ich weiß, was ich mir zumuten kann. Nun, kommen wir zu meiner Bitte….”

Der alte Mann stand wie zuvor vor der Tür und lauschte. Er konnte nicht glauben, was er hörte. Das ging deutlich zu weit! Aber was konnte er schon tun.

“Sie sind ein ausgezeichneter Arzt! Ich wusste, ich kann mich auf sie verlassen. Besorgen sie es so schnell es geht und schicken sie mir meinen Diener rein, wenn sie gehen!”

“Gewiss, mein Herr! Ich werde mich beeilen!” Er verbeugte sich ebenfalls und ging. Schnell stellte sich der alte Mann neben die Tür ans Fenster und sah hinaus.

“Sie werden verlangt. Gehen sie nur, ich finde selber raus!” Verdutzt sah er dem Arzt einen Moment hinterher, besann sich aber wieder und eilte ins Zimmer.

“…” Sprachlos starrte er die skelettartige Gestallt, die am Fenster stand, an.

“Jetzt glotz nicht so dämlich, sondern komm her! Du musst ein paar Sachen für mich erledigen. Zu erst wirst du ein Zimmer für den Arzt herrichten und noch ein weiteres, denn wir werden schon bald Besuch bekommen!”

“Ja, mein Herr!”

“Willst du denn gar nicht wissen, wer uns besuchen kommt?” Sein Gesicht verzog sich zu einer skurril grinsenden Fratze, wie aus einem Horrorszenario.

“Nein, mein Herr! Ich werde mich überraschen lassen, wenn sie erlauben. Wir hatten schon so lange keinen Besuch, da finde ich es erfrischend, wenn ich es nicht weiß.”

“Gut, wie du willst. Dann geh und mach dich an die Arbeit und schick mir einen Schneider! Ich möchte schließlich gut aussehen!”

Er nickte, verbeugte sich schnell und ging.
 

“Was mache ich hier nur und wo zum Teufel bin ich hier? Da hinten ist ein Wegweiser! Hab ich ein Glück. HMM, mal überlegen, dieser Händler lebt bestimmt in einer großen Stadt. Ich glaube ich werde mal in Richtung Edo gehen. OHH nö, da steht Edo ist 30 Ri weit weg! Das dauert ja ewig bis ich da bin! Wenn ich ein Pferd hätte oder mich jemand mitnehmen würde, wäre ich schneller, aber das ist leichter gesagt als getan.” Fuu seufzte und ließ sich neben dem Schild ins Gras fallen. ‘Vielleicht hab ich ja Glück und es kommt doch noch jemand vorbei. Mit leerem Magen schaffe ich das nie!’ Wie zur Bestätigung knurrte und grummelte ihr Bauch laut auf.

“Ich hab Hunger! Ich vermisse Momo!” ‘Früher war ich nie alleine. Momo war immer bei mir. Ach, Momo, du warst mein bester Freund, du fehlst mir! Ich kann gar nicht glauben, dass er schon fünf Monate tot ist.’ Sie schloss die Augen um in Erinnerungen zu schwelgen und bemerkte nicht, wie sie wegdöste.
 

Als Jin endlich die Weggabelung erreichte, konnte er gerade noch sehen, wie ein Mann auf einem schwarzen Pferd davon galoppierte. Doch von Fuu fehlte jede Spur.

‘Die kann doch nicht vom Erdboden verschwunden sein!’ Er sah sich verzweifelt um.

“Mugen bringt mich um, wenn ihr etwas passiert! Es hilft nichts, ich muss wohl den ganzen Weg nach Edo absuchen! Aber, wenn sie jemand mitgenommen hat, bin ich geliefert, dann ist sie schneller da als Mugen und das wäre übel! Ich muss mich beeilen!” Schnellen Schrittes machte er sich auf den Weg. ‘Wenn ich mich beeile, bin ich vielleicht noch vor Mugen da und kann sie abfangen.’
 

Mugen hatte derweil richtig gute Laune! Die Sonne brannte ihm auf den Pelz, er hatte wunderbar gegessen und freute sich schon riesig darauf, seinem Peiniger gegenüberzustehen.

‘Ich werde ihn fertig machen! Ich war noch nie so gut in Form. Das wird ein Heidenspaß!’ Er grinste zufrieden mit sich selbst und der Welt, verschränkte die Arme hinter den Kopf und schlenderte weiter auf seinem Weg. Er konnte sich Zeit lassen, denn er hatte für den Hin- und Rückweg jeweils zwei Tage eingeplant und drei für seine Gegner, falls etwas schief laufen sollte.

Es war später Nachmittag, als er sich dazu entschied, für heute zu rasten, denn die Hälfte der Strecke war geschafft. Er ging gerade auf ein kleines Dorf zu, als zum zweiten Mal ein Mann auf einem schwarzen Pferd an ihm vorbeiraste. ’Den hab ich doch heute schon mal gesehen, vor drei Stunden ungefähr. Der hetzt dieses arme Tier noch zu Tode!’ Er dachte sich nichts weiter dabei und betrat das Gasthaus auf dem kleinen Marktplatz.
 

Die Sonne war schon lange untergegangen, als Akagawa wieder in Edo eintraf und keine Sekunde zu früh. Der große, ausgemergelte Mann wartete schon am Fenster und lief immer wieder voller Ungeduld hin und her.

“Mein Herr, Akagawa ist soeben eingetroffen!” Sofort schnellte der Mann herum und man konnte die schier endlose Freude in seinen Augen sehen, auch wenn sein Gesicht zum Fürchten war.

“Wunderbar, ich fühle mich wie ein kleines Kind vor seinem Geburtstag! Hast du das Gästezimmer vorbereitet?”

“Natürlich, mein Herr, wie ihr befohlen hattet.”

“Gut! Sag dem Arzt Bescheid, dass er kommen soll, dann bist du für heute entlassen, Masao.”

“Ja, vielen Dank, mein Herr. Wie sie wünschen.” Und mit einer Verbeugung war er auch schon draußen. Der alte Mann war froh, dass er dem Schauspiel nicht beiwohnen musste, das sich demnächst in diesen kalten Räumlichkeiten abspielen würde, doch sein schlechtes Gewissen wurde immer lauter.

So schnell es das Morphium zuließ, lief der, nun in roter Seide gekleidete, Mann Akagawa entgegen und zeigte ihm den Weg ins richtige Zimmer.

“Leg sie auf das Bett! Und nun sag, ist alles gut verlaufen oder hattest du Schwierigkeiten?”

“Es war leichter als ein Kind sein Spielzeug zu klauen. Die lag doch tatsächlich ganz alleine an einer Weggabelung und schlief. Ich musste sie nur einsammeln.”

“Das Mittel scheint gut gewirkt zu haben, sie schläft immer noch wie ein Stein! Mein Gott, sie sieht wirklich aus wie meine Tochter! AHH, gut, dass sie kommen! Wie lange dauert es noch bis sie wieder aufwacht?”

Der Arzt hatte gerade den Raum betreten und ging direkt auf das Bett zu.

“Wie viel haben sie ihr verabreicht?” Er sah Akagawa fragend an, als er ihren Puls gefühlt hatte und nun die Pupillenreaktion überprüfte.

“EHMM, ich hab die Spritze ganz aufgezogen, wie…?”

“Sind sie denn total verrückt?” Er wandte sich Kuronuma zu. “Ich sagte doch die Hälfte! Die Hälfte, verdammt. Sie können vom Glück reden, dass sie noch lebt. Falls sie überhaupt aufwacht und nicht im Koma liegt! Das war unverantwortlich!”

“Und schon geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen! Verabreichen sie ihr jetzt das Mittel, um das ich sie gebeten hatte und seien sie sich bewusst, dass sie fürstlich entlohnt werden. Sie haben mir meine Tochter wiedergegeben. Dafür danke ich ihnen.” Der Arzt wusste, das er keine andere Möglichkeit hatte, denn er kannte den unbarmherzigen Ruf des Händlers. Also tat er, was ihm befohlen wurde.

“Nun gut, aber es sollte jemand bei ihr bleiben, falls sie aufwachen sollte. Sie könnte sonst einen Schock bekommen und ich weiß nicht, wozu das führen kann. Ich wünsche eine angenehme Nacht!”

“Akagawa, du kannst auch gehen. Ich werde heute Nacht hier bleiben. Sie ist schließlich mein Kind!”

“Sehr wohl, mein Herr!” Die Tür schloss und sie waren alleine. Lange Zeit hatte er einfach nur auf dem Bettrand gesessen und sie angesehen. Er hätte vor Freude weinen können. Vorsichtig strich er Fuu über die Haare und flüsterte immer wieder den Namen seiner Tochter, bis ihm die Augen zufielen und er neben ihr einschlief.
 


 


 

Erläuterungen:
 

1 Ri = knappe 4 Kilometer

Masao = rechtschaffener Mann

Kuronuma= schwarzer Morast

Eine alte Geschichte und ein neuer Anfang!

Eine alte Geschichte und ein neuer Anfang!
 


 


 

“Warten sie bitte.” Jin lief der alten Frau hinterher, die mit ihrem Karren langsam den Weg entlang holperte.

“Was kann ich für sie tun. Ich besitze nichts Wertvolles, wenn sie mich ausrauben wollen!”

“Nein, nein! Sie haben das missverstanden. Ich würde gerne ein Stück mit ihnen mitfahren. Ich habe leider nicht mehr viel Geld, aber ich kann ihnen als Gegenleistung meine Dienste als Leibwächter anbieten.”

Die Alte nickte und wies ihn auf den Platz neben ihr, auf den er sich sofort setzte. Er war heilfroh, nicht mehr laufen zu müssen, denn seine Füße brachten ihn um. Als Fuu vor ihm wegrannte, hatte er zwar noch seine beiden Katana gegriffen, aber die Schuhe total vergessen.

“Ich bin froh sie getroffen zu haben. Ich habe immer Angst alleine zu fahren, vor allen nachts!”

“Und warum tun sie es dann!” Er blickte sie fragend an.

“Wissen sie, mein Sohn ist sehr krank. Ich habe ihn schon sehr lange nicht mehr gesehen, weil er mich für den Tod seiner Frau verantwortlich gemacht hat. Aber nun, da ich gehört habe, dass er im Sterben liegen soll, wollte ich wenigstens noch einmal zu ihm.”

“Ich verstehe. Darf ich fragen, warum er ihnen die Schuld dafür gegen hat?”

“Das dürfen sie. Wissen sie, ich war sehr lange Zeit alleine. Früher waren wir eine glückliche Familie. Es war eine schöne Zeit, wir haben viel gelacht, sind viel gereist, haben das Leben genossen. Mein Sohn liebte seine Frau und er vergötterte seine Tochter. Tut mir leid, wenn ich abschweife, aber es ist schön, mal wieder mit jemanden zu reden. Verzeihen sie, wenn ich frage, ich bin eine alte Frau und kenne mich nicht aus mit den heutigen Trends der Jugend, aber ist es jetzt Mode ohne Schuhe rum zulaufen?” “Nein, ich habe sie lediglich in der Eile vorhin vergessen.”

“Ach so, dann bin ich ja beruhigt.”

“Bitte erzählen sie weiter. Man sagt von mir, ich sei ein guter Zuhörer!” Nun ja, genau genommen war er einfach nur nicht jemand, der große Reden schwingt, sondern nur das nötigste sagt. Früher war er stumm wie ein Fisch, doch seit er mit Fuu und Mugen unterwegs war, war er immer mehr aufgetaut.

“Gut, wo war ich doch gleich?”

“Er vergötterte seine Tochter.” Die Alte zuckte kurz zusammen und schüttelte sich.

“Ja, das ging so weit, dass er sie überwachen ließ! Stellen sie sich das mal vor! Das arme Kind konnte ab dem zwölften Lebensjahr nicht einen unbeobachteten Schritt machen!” Jin horchte nun zum ersten Mal auf. Eigentlich hatte ihn die Geschichte nicht interessiert. Er hatte nur aus reiner Höflichkeit zugehört. Doch jetzt kam ihm das alles sehr bekannt vor.

“Sehen sie nur, da ist ein Gasthaus. Wir sollten hier etwas essen, bevor wir weiter fahren.” Jin nickte und sein Bauch knurrte. Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und war froh über diesen Vorschlag.

Es war sehr spät in der Nacht, aber der Nachtwächter des Gasthauses war immer wach.

“AHH, Gäste! Sehr schön! Kommen sie rein. Wollen sie übernachten? Wir haben noch einen Raum frei, einer ist schon belegt. Sie müssten sich ein Zimmer teilen.”

“Wir sind nur auf der Durchreise, wissen sie. Wir wollen nur etwas trinken und essen, wenn sie so gut wären!” Die Alte streckte ihm zwei Ryo entgegen, die der Nachtwächter mit großen Augen ansah.

“Selbstverständlich! Der Gast ist bei uns Kaiser, bitte folgen sie mir! Gleich dort drüben! Unser bester Tisch. Darf ich ihnen schon einen Sake bringen?”

“Ja, gerne.” Sie setzten sich. Jin war es peinlich, weil er nicht viel Geld hatte und lief etwas rot an.

“Machen sie sich keine Sorgen, mein Junge! Ich lade sie ein. Ich habe genug Geld. Essen und trinken sie, soviel sie wollen!” Jin war puterrot angelaufen. Es war ihm schon immer zuwider gewesen von Fremden etwas anzunehmen, aber er nickte, denn seine Erfahrung sagte ihm, dass er sie nicht davon abringen konnte, also bedankte er sich und nahm den ersten Schluck Sake, der gerade auf den Tisch gestellt wurde. Die Alte bestellte derweil das Essen und lächelte ihn glücklich an.

“So, jetzt essen wir erst einmal und dann erzähle ich ihnen den Rest.”

“Einverstanden.” Er freute sich schon, endlich etwas in den Bauch zu bekommen.

Nachdem sie gemütlich gegessen hatten, fuhr die Alte mit ihrer Geschichte fort.

“Wissen sie, mein Sohn war kein schlechter Mensch. Am Anfang war alles noch normal, sie durfte spielen gehen und viele ihrer Freunde kamen zu uns nach Hause, was mein Sohn aber sehr schnell verbot und dann durfte sie nur noch mit dem Sohn seines besten Leibwächters spielen. Beide waren gleich alt und ein wirklich süßes Paar. Sie waren wie Geschwister und immer zusammen. Doch mein Sohn wurde von Tag zu Tag immer eifersüchtiger und war nicht mehr zu bremsen. Er wollte sie sogar in eine Schule in den Bergen schicken, wo nur Mädchen unterrichtet werden und selbst seine Frau Akemi, sie war eine so schöne Frau, und ich konnten ihn nicht davon abbringen. Sie weinte sehr, als sie das erfuhr und lief weg. Das war kurz nach ihrem sechzehnten Geburtstag und an diesem Tag geschah das Unglück.“ Jin schluckte, er hatte die Vorahnung den Rest schon zu kennen.

“Einer von seinen Leibwächtern, wie er sie nannte, ich nenne sie den schwarzen Fluch, sagte ihm, seine Tochter würde sich mit einem Piraten, einem Ausgestoßenen vergnügen und da rastete er aus. Akemi hatte ihn angefleht, ich versuchte auf ihn einzureden, doch vergeblich. Er war nicht mehr er selbst, so voller Wut und Rache, dass er blind wurde für seine Taten.” Sie begann zu weinen und Jin legte ihr eine Hand auf die Schulter.

“Er hat seine eigene Tochter von diesen Bastarden umbringen lassen und der arme Junge musste alles mit ansehen. Es war so furchtbar. Akemi weinte nur noch und verweigerte jegliche Nahrung. Sie starb einen Monat später und mich jagte er fort, weil er mir die Schuld an allem gab. Er war ein anderer Mensch geworden. Ein Mensch, der nur noch hassen konnte. Ich ging weit weg, lebte alleine in einem kleinen Häuschen, abgeschieden und allein, weil ich mich dafür schämte, was mein Sohn getan hatte. Ab und zu, wenn ich in die Stadt ging zum einkaufen, hörte ich die Geschichten, die man sich über ihn erzählte und die immer schlimmer wurden. Viele hatten Angst vor meinem Sohn und vor seinen Leibwächtern, die keine Gnade kannten und jeden Befehl ausführten.” Mit Tränen verschleierten Augen sah sie Jin an, der nicht wusste, was er sagen sollte.

“Würden sie mit mir nach Edo kommen? Ich habe Angst meinem Sohn alleine zu begegnen, auch wenn er schwer krank ist, so ist er immer noch unberechenbar.”

“Ja, ich muss auch nach Edo und werde sie gerne begleiten.” Jin beschloss, der Alten noch nicht zu erzählen, dass sich ihre Geschichten kreuzten und so auch ihre Wege.

“Ich danke ihnen! Ich werde bezahlen gehen und sie können schon mal die Pferde wieder anspannen. Sie sollten sich genug erholt haben. Ich will das alles so schnell wie möglich hinter mich bringen!” Jin nickte und ging gerade auf die Eingangstür zu, als er mit jemandem zusammenstieß, der gerade die Teppe herunter gelaufen kam.

“BOAH, Alter! Hast du keine Augen im Kopf? Komm her, damit ich dich fertig machen kann!”

“Mugen?” ‘Ach du scheiße! Das gibt es doch nicht!’

“Jin?” Mugen rieb sich die Beule am Kopf und sein Mund klappte nach unten.

“Was machst du denn hier?” Kam es von beiden gleichzeitig. Jin sah schnell an ihm vorbei zu der alten Frau, die gerade mit dem Nachtwächter sprach, griff Mugen’s Oberteil und zerrte ihn mit raus.

“Sag mal, hast du sie noch alle, Brillenschlange? Was zum Teufel soll das werden? Was machst du hier und wo ist Fuu? Seid ihr mir etwa gefolgt? Ich hab doch gesagt, ihr sollt warten, verdammt!” Er gestikulierte wild vor Jin’s Gesicht, dem es langsam zu bunt wurde.

“Kannst du auch mal die Klappe halten, dann würde ich es dir ja sagen!” Beleidigt und genervt verschränkte Mugen die Arme vor der Brust.

“Sie ist weggelaufen!” Jin hatte damit gerechnet, dass Mugen sauer werden würde, aber der verstand anscheinend nicht.

“Hast du mich verstanden?”

“Ich muss mal pissen!”

“Sag mal, gehst noch! Ich sag dir, dass Fuu weggelaufen ist und das einzige was von dir kommt ist, dass du pinkeln musst?”

“Reg dich ab, sie ist schließlich kein kleines hilfloses Kind mehr. Sie kann schon auf sich selbst aufpassen. Wahrscheinlich wartet sie schon in der Hütte auf dich. Wenn du dich jetzt bitte mal umdrehen würdest, meine Blase platzt gleich!” Jin stand wie vom Donner gerührt da. ‘Dieser Volltrottel kapiert aber auch nie etwas, vor allem wenn es wichtig ist, schaltet sein Hirn auf Durchzug!’

“Sie wollte zu dir!”

“WAS?” Mugen drehte sich so schnell rum, dass Jin fast eine Ladung abbekam.

“HEY, pass doch auf, du Idiot!”

“Wer von uns beiden ist denn hier der Idiot? Hab ich sie aus den Augen verloren oder du?” Mugen war angepisst und zwar richtig!

“Darum geht es jetzt nicht und komm wieder runter! Ich hab die Mutter von deinem Freund getroffen und bin mit ihr unterwegs nach Edo.”

“Nicht dein Ernst!”

“Doch, sie hat mir die ganze Geschichte aus ihrer Sicht erzählt. War echt gruselig. Aber sie sagte auch, dass er im Sterben liegen würde und das ist schlecht.” Mugen hörte aufmerksam zu und vergaß dabei doch glatt seine Tätigkeit.

“Wenn es dir nichts ausmacht, pack dein Ding weg. Ich steh nicht auf Kerle!”

“Ach nein! Dafür hast du ihn aber ziemlich lange angeglotzt!”

“Ich war nur davon fasziniert, dass …”

“Ich so einen schönen Schwanz hab! Sag es ruhig, es stört mich nicht.”

“Nein, verdammt! Wie dein Schwanz aussieht ist mir so was von egal, ich wollte nur…”

“Mir einen blasen? Dafür ist jetzt nicht die Zeit! Außerdem bist du nicht mein Typ!”

“GRRR, du treibst mich noch in den Wahnsinn!” Jin war sichtlich genervt.

“Hast du mir überhaupt zugehört?” Mugen kratzte sich am Kopf.

“Jepp! Der alte Sack liegt im Sterben, und? Das ist doch gut!”

“Das ist überhaupt nicht gut, das ist schlecht! Er hat nichts mehr zu verlieren, verstehst du?”

“…! Also du bist mit der Mutter unterwegs. Hast du ihr was gesagt?”

“Nein, noch nicht!”

“Sag mal, was ist denn mit deinen Schuhen passiert?” Er betrachtete Jin’s Füße und lachte.

“Ich hab sie vergessen, als ich hinter Fuu her bin!”

“Man, bist du ein Depp und mir immer sagen, ich sei schusselig!” Jin war mittlerweile echt wütend und Mugen lenkte gerade noch rechtzeitig ein.

“Gut, warte hier. Ich hole meine Sachen.”

Jin wollte gerade die Pferde wieder an den Karren spannen, als die Alte schon hinter ihm stand.

“Kennen sie den jungen Mann, der gerade rein gelaufen ist?”

“Ja. Bitte verzeihen sie, aber könnte er mitfahren. Sie hätten dann zwei Leibwachen und die sind besser als eine!” Die Alte lächelte ihn freundlich an.

“Natürlich, wenn er ein Freund von ihnen ist, dann ist er bestimmt auch so nett wie sie!”

‘Wenn die wüsste!’ Dachte sich Jin, sagte aber nichts, sondern machte sich wieder an die Arbeit.

“Ich habe uns Proviant besorgt und für sie habe ich ein paar Schuhe. Sie sollen sich schließlich nicht erkälten.”

“Danke. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Jin und das da”, er wies mit dem Finger auf Mugen, der gerade durch die Tür stürmte, “ist Mugen.”

“Schön ihre Bekanntschaft zu machen, mein Name ist Kazumi.” Sie wand sich gerade Mugen zu, um auch ihn zu begrüßen, als sie stockte.

“Sie … sie sind doch! Ich kenne sie. Sie sind der Junge von damals, oder?”

Mugen schüttelte den Kopf.

“Sie müssen mich verwechseln! Ich kenne sie nicht.” Das war sogar die Wahrheit, denn im Gegensatz zu ihr, hatte er sie nicht gesehen.

“Vergeben sie mir, ich bin alt! Da spielt einem das Gedächtnis schon mal Streiche.”

“Kein Problem! Wollen wir dann langsam los?”

“Ja, ich möchte spätestens morgen Nachmittag da sein und da meine Pferde auch nicht mehr die Jüngsten sind, geht es leider nicht schneller.”

“Wenn es euch nichts ausmacht, leg ich mich hinten noch etwas aufs Ohr!”

“Nein, nein, machen sie nur und sie sind bestimmt auch müde. Wollen sie nicht auch etwas schlafen? Ich sage ihnen schon Bescheid, falls etwas passiert.”

“Danke!” Diesen Vorschlag nahm Jin nur zu gerne an. Er war den ganzen Tag unterwegs gewesen und die Augen fielen ihm schon von allein zu.

“Wehe, wenn du mir zu nahe kommst. Ich steh nicht auf Kuscheln!” ‘Zumindest nicht mit dir!’

“Hör schon auf und mach dich nicht so breit!” Sie knufften sich noch eine Weile, bis sie schließlich einschliefen.
 

Die Sonne ging am Horizont auf und tauchte den Himmel in Pastellfarben. Ein Strahl kitzelte Fuu an der Nase und sie wachte auf.

“Wo bin ich? Warum tut mir der Kopf so weh? WaAAAHHHH!” Sie hatte gerade den Mann neben ihr im Bett bemerkt und schrie so laut sie konnte.

“Was ist denn los?” Er schreckte hoch und sah sie an.

“Ein Glück, du bist aufgewacht!” Er hielt sie an den Schultern und drückte sie an sich.

“Wer sind sie? Wo bin ich? Ich kann mich an nichts erinnern! Mein Kopf tut weh!”

“Erinnerst du dich an gar nichts mehr?” Er betrachtete sie prüfend.

“Nein! Ich… weiß nicht wer… ich… mein Name….” Kuronuma zitterte vor Freude. ‘Es hat funktioniert!’

“Yuna, mein Schatz, alles wird wieder gut!” Verwirrt sah Fuu ihn an.

“Yuna? Ist das mein Name?”

“Aber ja, mein Engel, erkennst du mich denn gar nicht? Ich bin es! Dein Vater!”

“Mein Vater?” Einen Moment lang versuchte sie sich zu erinnern, aber schaffte es nicht. Alle Erinnerungen schienen verschwunden zu sein.

“Was ist denn passiert, Vater? Warum liege ich hier?”

“Du hast im Koma gelegen, mein Engel! Aber nun wird alles wieder gut! Das verspreche ich dir! Das wird ein ganz neuer Anfang!

Es ist so schön, dich wiederzuhaben!” Er begann zu weinen.

“Bitte weine nicht, Vater! Ich bin doch da!” Sie fiel ihm in die Arme und wurde gleich wieder gedrückt.

“Du musst etwas vorsichtig sein, ich bin krank geworden und nicht mehr so stark wie früher!”

“Ich werde vorsichtig sein, versprochen!”

“Gut. Warte hier mein Liebling, ich werde den Arzt holen, damit er dich noch mal ansieht, ja?”

Sie nickte und er verschwand aus dem Zimmer.

Fuu stieg aus dem Bett und sah sich im Spiegel an. Sie sah ganz anders aus. Die Haare waren offen und auch ihre Kleidung war eine ganz andere, aber sie bemerkte es nicht und ging zum Fenster. ‘Yuna… mein Name ist Yuna und ich habe einen Vater!’ Sie wusste nicht warum, aber sie war zur gleichen Zeit glücklich und traurig.

Kuronuma ließ sich vom Arzt seine Injektion verabreichen, bevor er ihm einimpfte, dass er dieses Mädchen ausschließlich als seine Tochter zu behandeln und sie Yuna zu nennen hätte. Er sagte ihm, er solle sagen, dass sie im Koma gelegen hätte, aufgrund einer mysteriösen Krankheit, falls sie fragen sollte. Ja, er hatte alles bedacht, selbst die Kleidung hatte er ihr noch gewechselt, als er mitten in der Nacht noch einmal vor Schmerzen aufwachte, damit sie keinen Anhaltspunkt auf ihre Vergangenheit mehr hatte. Ihre richtige Kleidung und das Katana hatte er in sein Zimmer gebracht.

“Mein Engel, dir scheint es schon wieder richtig gut zu gehen, wenn du schon rum läufst. Komm jetzt aber bitte her, damit dich der Arzt untersuchen kann.”

“Ja, Vater!” Sie ging zum Bett und setzte sich. Der Arzt sah sich ihre Pupillen an und sie musste dem Finger folgen, den er vor ihren Augen hin und her bewegte.

“Es scheint alles mit ihr in Ordnung zu sein.”

“Sagen sie, was hatte ich denn?” Der Arzt sah zu Kuronuma, der ihn streng ansah und nickte.

“Ich weiß es nicht. Sie sind einfach ins Koma gefallen und nicht mehr aufgewacht! Das war vor über einem Jahr.” Er sah noch mal zu Kuronuma, der wieder nickte.

“HMM, das ist ja merkwürdig! Aber egal, jetzt bin ich ja wieder wach! Ich fühle mich nur etwas seltsam.”

“Das ist normal und sollte bald verschwinden. Machen sie sich deswegen keine Sorgen. Sie sind noch jung! Genießen sie das Leben! Herr Kuronuma, dürfte ich sie draußen noch einmal kurz sprechen?” Dieser nickte abermals und beide verließen das Zimmer.

“Wenn ich gewusst hätte, was sie da vorhaben, hätte ich ihnen niemals geholfen!”

“PSST, nicht hier! Kommen sie mit, wir reden da hinten weiter.” Sie gingen den langen Flur entlang.

“Das reicht, hier sind wir ungestört!”

“Wie können sie das nur tun?”

“Seien sie nicht so scheinheilig! Sie wussten sehr genau, was ich vorhabe und wollten nur das Geld und genau das bekommen sie auch!”

“Aber…”

“Seien sie vorsichtig, ich werde alles tun, um meine Tochter zu schützen!” Der Arzt hob abwehrend die Hände.

“Schon gut, ich werde nichts sagen… zu niemandem!”

“Das will ich für sie und ihre Familie auch hoffen!” Der Arzt musste schlucken und nickte.

“Schön, dass wir uns so vortrefflich verstehen und jetzt sagen sie mir, sind ihre Erinnerungen komplett ausgelöscht?”

“Nun, dass kann man nie genau sagen. Vielleicht ja, vielleicht kommen sie irgendwann wieder. Ich kann ihnen diese Frage nicht mit Sicherheit beantworten, weil ich mit so etwas noch keine Erfahrungen gemacht habe.”

“Nun gut, sie sind ja hier und falls etwas unvorhergesehenes passiert, werden sie schon wissen, was zu tun ist! Und jetzt entschuldigen sie mich, ich möchte mit meiner Tochter frühstücken!” Damit drehte sich Korunuma um und ließ den Arzt, der sich schwere Vorwürfe machte, stehen.

“Yuna, komm mit, mein Engel, du bist doch sicher sehr hungrig.” Das war sie in der Tat, aber das war sie immer. Sie war schließlich noch im Wachstum. Sofort lächelte sie, sprang vom Bett und ergriff die Hand, die ihr entgegengestreckt wurde. Sie gingen hinaus und sie betrachtete den weiten Gang, die riesigen Hallen und die edlen Materialen, aus denen alles bestand.

“Vater, sind wir reich?” Kuronuma lächelte sie an.

“Ja, mein Schatz! Das sind wir. Du hast sogar deinen eigenen Leibwächter! Wenn du willst, dann lasse ich ihn nachher für dich holen.”

“Vater?”

“Ja, mein Engel?”

“Wo ist Mutter?” Kuronuma blieb ruckartig stehen.

“Weißt du, ich habe gehofft, du würdest nicht fragen, aber ich werde es dir wohl sagen müssen. Sie war so in Sorge um dich, dass sie krank geworden und gestorben ist. Ich konnte ihr leider nicht helfen. Es war schwer für uns, dich so zu sehen und deine Mutter konnte einfach nicht verstehen, warum. Es hat ihr das Herz gebrochen.”

“Dann bin ich Schuld an ihrem Tod?”

“Nein! Das darfst du nicht sagen! Du warst ihr das Wichtigste auf der Welt! Sie hat dich so unendlich geliebt und du würdest sie sehr traurig machen, wenn du das denkst.” Er drückte ihre Hand etwas fester.

“Komm, lass uns gehen, ich sterbe gleich vor Hunger!”

“Ja, ich auch!” Sie sahen sich glücklich an und gingen Hand in Hand in den Essenssaal.

“Setz dich schon mal. Ich bin gleich wieder da.” Sie nickte und setzte sich an die riesige Tafel.

Kuronuma eilte schnell nach draußen und rief sein Personal zusammen.

“Also, hört gut zu. Das Mädchen da drin ist meine Tochter und genau so wird sie auch behandelt und falls es einer von euch vergessen haben sollte, ihr Name ist Yuna! Verstanden?”

“Ja, Herr!” Kam es im Chor.

“Wo ist Akagawa? Ich möchte, dass er mit uns isst, damit sich meine Tochter an ihn gewöhnen kann!”

Masao trat nach vorne.

“Ich weiß es nicht, mein Herr, aber ich werde ihn auf der Stelle suchen gehen.”

“Nun gut, aber beeil dich!” Er wandte sich dem Koch zu. “Ich wünsche ein reichliches Frühstück, wir wollen heute kaiserlich speisen! Vergessen sie auch nicht den Arzt zu versorgen. Er wird auf seinem Zimmer essen!”

“Sehr wohl. Ich mache mich sofort an die Arbeit.” Er eilte davon.

“Was steht ihr hier noch rum? Habt ihr nichts zu tun?!”

“Doch, Herr!” Sie wuselten durcheinander und verschwanden jeder in eine andere Richtung.

Kuronuma schüttelte den Kopf und ging zurück zu seiner “Tochter”.

Masao fand Akagawa draußen sitzend, wieder das Bild anstarrend. Als dieser bemerkte, dass er nicht mehr alleine war, blickte er auf.

“Schon merkwürdig, oder? Sie sieht ihr so ähnlich. Ich habe Yuna schon als Kind gekannt, wir waren ja gleich alt. Ich weiß noch, wie wir immer Verstecken gespielt haben und sie immer linste, um zu sehen wo ich hinlief.” Er lachte. Masao setzte sich neben ihn.

“Ich weiß, dass du sie sehr gemocht hast und wenn Kuronuma wüsste, dass du deinen Vater und die anderen, die sie getötet haben, im Schlaf umgebracht hast, dann würde er dich auf der Stelle umbringen lassen. Aber so sind heute nur noch drei mit dir eingerechnet übrig. Und darüber bin ich sehr froh!”

“Ja, Masao, ich weiß. Du hättest es am liebsten selbst getan. Aber das war nicht deine Sache, sondern meine! So sehr ich es mir auch wünsche, sie ist nicht Yuna und ich will nicht, dass es sich wiederholt! Was sollen wir nur tun? Die anderen sind seit damals sehr misstrauisch mir gegenüber. Ich kann mir keinen Fehler leisten! Nur gut, dass sie die Freunde von dem Mädchen überwachen und jetzt nicht hier sind.”

“Du weißt, was er mit dem Jungen von damals vorhat?”

“Ja, er sagte es mir bereits.”

“Und was hast du nun vor?”

“Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.”

“Du wirst sehen, alles wird sich noch zum Guten wenden und diese Hoffnung dürfen wir niemals aufgeben. Und jetzt komm! Du sollst mit ihnen essen. Er will dich ihr vorstellen. Du sollst ihr Leibwächter sein!”

“Gut. Lass uns gehen.”

Das Essen dauerte sehr lange und verlief ruhig und genau wie Kuronuma es sich dachte, fand sie Akagawa sehr sympathisch und das beruhte anscheinend auch auf Gegenseitigkeit. Er wusste, dass er Yuna sehr mochte und regelrecht in sie vernarrt war und so hoffte er, dass er seine neue Aufgabe mit Begeisterung annahm. Und tatsächlich geschah es so auch.

“Yuna, mein Schatz, vergib deinem alten Vater, aber ich muss mich etwas hinlegen. Der Morgen war doch etwas zu anstrengend für mich.”

“Ich hoffe, es geht dir bald besser!”

“Mach dir um mich keine Sorgen. Ich hoffe, ihr habt Spaß miteinander. Und jetzt entschuldigt mich.”

Sie waren alleine. Eine merkwürdige Stille lag im Raum, bis Akagawa aufstand und zu ihr rüber ging.

“Komm ich zeig dir alles! Du bist doch sicher neugierig und willst dein Zimmer sehen!”

Sie lächelte und genau in diesem Moment erkannte er den Unterschied zwischen den Beiden. Es war das Lächeln! Yuna’s war immer so traurig gewesen, weil sie wie ein Vogel im goldenen Käfig leben musste und ihres strahlte. Die Vorstellung, dass auch dieses Lächeln bald so aussehen würde, zerriss ihn innerlich, aber er ließ sich nichts anmerken und packte sie an der Hand.

“Los, komm schon!” Wie zwei Kinder liefen sie lachend durch die Flure und Korridore, bis sie vor einer großen, weißen mit Gold verzierten Tür standen.

“Ist das…?”

“Dein Zimmer, ja. Geh ruhig rein, ich warte hier.”

“So ein Unfug! Du bist doch mein Leibwächter, oder?”

“ÄHMM, ja?”

“Dann musst du tun, was ich will, oder?”

“Ja, eigentlich schon!”

“Dann will ich, dass du mitkommst!” Sie schnappte ihn und zog ihn mit sich in das riesige mit Spielsachen angefüllte Zimmer. Überall waren Puppen und eine schöner als die andere. Eine Zeit lang stand sie mit offenem Mund da und starrte in die Runde.

“Ein Himmelbett! Ich hab ja ein rosa Himmelbett!” Sie lief darauf zu und schmiss sich hinein.

“Ist das Cool! Komm schon her! Das ist der Wahnsinn!”

‘Ja, Wahnsinn! Das ist das richtige Wort! Es ist Wahnsinn! Was mache ich nur?’

“Hey, Akagawa, bist du taub? Ich sagte, du sollst herkommen!”

Er schüttelte den Kopf. Es war wie früher. Schon damals hatte Yuna ihn herumkommandiert und er ließ es mit sich machen, weil sie schon immer etwas besonderes für ihn war, doch je älter sie wurde und je paranoider und besessener ihr Vater wurde, um so mehr distanzierte sie sich von ihm. Er verstand es nicht und glaubte, es wäre seine Schuld gewesen, dabei wollte sie ihn nur schützen.

“Ist ja schon gut! Brauchst nicht gleich laut zu werden! Ich mach ja schon!” Er ließ sich zu ihr aufs Bett fallen.

“Sag mal, waren wir früher Freunde?” Sie hatte sich zu ihm gedreht.

“Mehr als das! Aber eines Tages hast du einfach nicht mehr mit mir geredet!” Er sah sie traurig an.

“Warum nicht?”

“Ich weiß es nicht!” ’Was mache ich hier? Das ist nicht Yuna! Das… ist… nicht… Yuna!’ Tränen schossen ihm in die Augen, als ihm die schreckliche Erinnerung hochkam.

“Warum weinst du?” Sie legte ihm eine Hand auf die Wange.

“Ich bin einfach nur glücklich, verstehst du?”

“Ich glaube schon! Meinst du, du kannst mir vergeben und wir können wieder Freunde werden?”

“Das wäre sehr schön!” Eine Träne landete auf der rosa Seide und hinterließ einen dunklen Fleck.

“Was meinst du, wollen wir rausgehen? Es ist so schön draußen und die Luft wird dir gut tun. Ich könnte dir die Stadt zeigen und die Blumenwiese vor dem Waldrand ist wunderschön zu dieser Zeit.” Sofort war sie Feuer und Flamme, sprang auf und rannte zur Tür.

“Du bist genau so temperamentvoll wie sie!”

“Wie wer?” Fragend starrte sie ihn an und Akagawa musste schlucken.

“Ähh, wie deine Mutter!” ‘Puh, gerade noch gerettet!’

“Kanntest du meine Mutter?”

“Ja, natürlich! Wir sind zusammen aufgewachsen. Sie doch mal, auf dem kleinen Tisch dort drüben ist ein Bild von ihr. Du siehst ihr sehr ähnlich!” Fuu nahm es in die Hand und wurde traurig. ‘Sie sieht aus wie ich!’

“Sie ist wirklich eine schöne Frau. Ich weiß ihren Namen nicht mehr.” Hilfe suchend sah sie Akagawa an.

“Akemi!”

“Akemi, das ist ein schöner Name.” Sie stellte es zurück und beide machten sich auf den Weg.

“Wir sollten deinem Vater noch Bescheid sagen, damit er sich keine Sorgen macht.”

“Ja, du hast Recht. Ich möchte nicht, dass er sich aufregt. Das ist bestimmt nicht gut bei seiner Krankheit.”

“Komm ich zeig dir den Weg, dann kannst du ihn selber fragen.”

Als sie am Schlafzimmer ankamen, lief sie sofort hinein, blieb aber mitten im Raum stehen, da sie etwas ihr merkwürdig vertrautes auf den Tisch liegen sah. Als sie es näher betrachtete, erkannte sie ein Kampfoutfit und ein Katana.

“Vater?”

“Ja, mein Engel?”

“Darf ich das haben und mit Akagawa nach draußen gehen?”

“Was immer du willst, mein Engel! Und jetzt gönn deinem alten Herren noch etwas Ruhe. Ich wünsche euch viel Spaß!” Kuronuma war jetzt, da er geschlafen hatte von den vielen Medikamenten so berauscht, dass er nicht mitbekam, was er gerade getan hatte und schlief sofort wieder ein. Leise schlich sie wieder nach draußen, schloss die Tür und rannte wieder zu ihrem Zimmer.

“Warte doch mal! Wo willst du hin und was hast du da?”

“Das ist von meinem Vater. Er hat gesagt, ich darf es haben! Ich will es gleich anziehen! Du kannst hier warten, ich komme gleich wieder!” Und genau das tat sie auch. Akagawa traute seinen Augen nicht, als er sie in ihren eigenen Sachen sah.

“Und dein Vater hat dir das wirklich gegeben?”

“Hälst du mich für eine Lügnerin oder Diebin?”

“Nein, natürlich nicht!”

“Dann lass uns endlich gehen! Ich bin schon ganz gespannt, ob ich etwas wieder erkenne!”

Sie schlenderten gemütlich durch die Straßen und sahen sich um. Fuu hatte sichtlich ihren Spaß und hüpfte wie ein kleines Kind voran.

“Lass und doch etwas zu trinken und zu essen holen. Es ist gleich Mittag und wir könnten uns doch auf die Wiese setzen, von der ich dir erzählt habe.”

“Das ist eine tolle Idee, aber du trägst die Sachen nicht alleine!”

“Aber das geht doch nicht. Dafür bin ich schließlich da.”

“Nein, bist du nicht! Du bist mein Leibwächter und nicht mein Packesel und jetzt keine Widerrede mehr! Ich bin keine von diesen Tussis, die sich alles hinterher tragen lassen.” Abrupt blieb sie stehen.

“Was hast du?”

“Ich weiß nicht, aber ich hatte gerade ein total merkwürdiges Gefühl. Aber egal. Komm schon, ich hab Hunger!”

Die Besorgungen waren schnell gemacht und sie ließen sich mitten auf der Wiese nieder.

“Gut, dass du auch noch an eine Decke gedacht hast. Es ist total gemütlich!”

Sie saßen in mitten von einem Blumenmeer, aßen, tranken und lachten. Als sie fertig waren, räumte Akagawa die übrigen Sachen wieder in den Korb und beide ließen sich nach hinten fallen und sahen in den Himmel.

“Es ist schön hier mit dir zu liegen!”

“Das kann ich nur zurückgeben!”

Eine ganze Weile lagen sie so da und waren einfach glücklich.

“Ich wette, du kannst mich nicht fangen!” Schon war sie aufgesprungen und lief lachend davon.

“Und ich wette, dass ich dich schneller habe, als du Kirschblüte sagen kannst.”

Wie kleine Kinder tollten sie herum, schlugen Haken und landeten schließlich auf dem Boden.

“Komm ich helfe dir hoch!” Er nahm sie bei den Händen und zog sie mit so viel Schwung hoch, dass sie in seinen Armen landete. Keiner von beiden wagte es sich zu bewegen und so blieben sie einfach so stehen, bis er ihr etwas ins Ohr flüsterte.

“Ich hab dich wirklich sehr gern!”

“Ich dich auch.”

Er gab ihr vorsichtig einen Kuss auf die Wange und als sie nichts sagte, sondern ruhig stehen blieb, nahm er ihren Kopf in beide Hände, hob ihn etwas an, damit er ihr in die Augen sehen konnte und küsste sie zärtlich.
 

“Hey Mugen, geht’s dir gut da hinten?”

“Jepp! Wieso?”

“Kazumi sagt, wir sind bald da!”

“Na endlich!” Mugen spuckte den Grashalm aus und setzte sich auf. Er hatte sich so voll gefressen, dass er sich danach hinlegen musste, sonst wäre er geplatzt. Jin war dieses Verhalten ordentlich peinlich gewesen und so hatten sie sich mal wieder gezofft. Kazumi freute sich darüber, sie hatte lange nicht mehr so einen Spaß gehabt, doch jetzt wo sie Edo fast erreicht hatten, war allen etwas mulmig, jedem aus einem anderen Grund. Mugen, weil er auf seien Peiniger treffen würde und keine Ahnung hatte, wie viele Leibwachen es wohl seien würden. Jin hatte Angst, dass sie zu spät kommen würden und Kazumi vor der Reaktion ihres Sohnes. Als sie aus dem Wald kamen, mussten alle erstmal blinzeln, denn die Sonne blendete sie.

“Das glaub ich nicht!”

“Was ist denn, Gevatter Kalkleiste, hast du Farbe bekommen?”

“Nein!”

“Hätte mich auch gewundert!”

“Hör auf und sie doch mal da hinten!” Jin deutete mit dem Finger auf das Paar, das mitten auf der Wiese stand und sich küsste.

“Ja und? Lass sie doch! Was ist denn daran so unglaublich?”

“Bist du so blind? Soll ich dir meine Brille leihen? Schau doch mal genau hin! Kommt dir das Mädchen irgendwie bekannt vor?”

Auch Kazumi war nun aufmerksam geworden und besah sich die beiden nun genauer. Beide rieben sich die Augen, als wenn sie nicht glauben würden, was sie sahen.

“YUNA?”

“FUU!”

“Wie bitte?” Kazumi verstand die Welt nicht mehr. Dieses Mädchen sah aus, wie ihre Enkeltochter. Und Mugen war wie vom Blitz erschlagen. Er brachte keinen Ton heraus, sondern zeigte nur mit dem Finger auf die beiden, öffnete immer wieder den Mund, aber brachte keinen Ton heraus.

“Mugen?”

“Da… da…!”

“Das ist Fuu! Ja, verdammt, aber wieso küsst sie diesen Typen?”

“Sie… sie…!”

“Würden sie mich bitte aufklären, ich verstehe nicht so ganz. Kennen sie das Mädchen?”

“Das ist unsere Freundin, wir haben sie gesucht!”

“Ich dachte mir schon, dass es nicht meine Enkelin sein kann, aber den jungen Mann kenne ich. Das ist Akagawa. HMM, aus ihm ist wirklich ein gut aussehender Bursche geworden!”

“A… a… a…”

“Akagawa! Man, jetzt reicht es mir. Das ist ja nicht mehr zum aushalten. Sprung in der Platte, Mugen? Oder überträgt dein Hirn keine Daten mehr?” Jin holte aus und schlug ihm leicht auf den Hinterkopf.

“GEHT’S NOCH?” Mugen hatte endlich seine Sprache wieder gefunden und schrie sogleich los.

“Was denn? Hat doch geholfen! Es heißt nicht umsonst: leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen!”

“Ich verpass dir auch gleich Schläge, du Spinner! Was zum Teufel treibt sie da? Ich bring den Kerl um!” Er sprang vom Wagen und raste los. Jin schüttelte den Kopf und Kazumi hielt an.

“Ich werde besser hinterher gehen, bevor es noch ein Unglück gibt!”

“Ja, tun sie das. Ich werde hier warten!” Immer noch verdutzt sah sie den beiden hinterher.

Ein neuer Freund?

Ein neuer Freund?
 


 


 

Wie ein wilder Stier raste Mugen auf das Paar zu, die so mit sich beschäftigt waren, dass sie ihn nicht bemerkten. Mit einem Hechtsprung wollte er gerade diesen Typen, der sich an seiner Fuu vergriff, von ihr reißen und sich dann auf ihn stürzen. ‘Ich bring dieses Arschloch um. Ich werde ihm erst jeden Finger einzeln abhacken, dann die Arme und die Beine ausreißen und aus seinem Gesicht werde ich kleine Schnipsel machen!’ Er war schon mitten in der Luft, keinen Meter mehr von seinem Ziel entfernt, als er plötzlich nicht mehr weiter kam. Jin hatte in gerade noch rechtzeitig erwischt und hielt ihn am Morgenmantel fest. Wild um sich schlagend protestierte er gegen diese Maßnahme.

“Lass mich sofort los oder du bist auch gleich fällig!” Doch Jin dachte gar nicht daran, ihn jetzt frei zu lassen, denn in diesem Moment war er unberechenbar und hätte vielleicht sogar noch Fuu verletzt.

“Komm erstmal wieder runter! Du benimmst dich wie ein Irrer!”

Natürlich waren sie nicht unbemerkt geblieben und wurden mit großen Augen angestarrt.

“Sag mal, Yuna, kennst du diese beiden Chaoten?” Diese Frage war absolut überflüssig, da sie ja keine Erinnerungen mehr hatte. Aber da Akagawa nicht wusste, wie Mugen aussah, geschweige denn Jin, hatte er ohne weiter darüber nachzudenken einfach gefragt.

“Ne, noch nie gesehen! Aber der mit dem rosa Morgenmantel macht mir Angst!” Sie stellte sich schnell hinter Akagawa und lugte an ihm vorbei.

“Hast du nicht mehr alle beisammen? Ich bin’s, Mugen! Jin, lass mich endlich los, verdammt!”

“Nur, wenn du mir versprichst, ruhig zu bleiben!”

“Bist du jetzt mein Kindermädchen, oder was?”

“Du lässt mir keine andere Wahl!”

Akagawa beobachtete das merkwürdige Schauspiel und so langsam verstand er, was hier ablief.

“Du bist also Mugen! Nette Klamotten! Aber Du dürftest doch gar nicht hier sein. Wo sind Kurobashi und Kuroshima?”

“Wenn du diese zwei ältlichen Witzfiguren meinst, die uns gestern Nacht angegriffen haben, muss ich dir leider mitteilen, dass die Geschichte sind!” Er lachte boshaft und riss sich endlich los. Wie ein Raubtier bewegte er sich auf die beiden zu und sah aus wie ein Irrer aus der Klapse auf Freigang.

“Wir haben sie kalt gemacht!”
 

Rückblick
 

Der Mond schien hell durch die Blätter der Bäume, als sie durch ein kleines Wäldchen fuhren und ein lauter Schrei beide aus dem Schlaf riss. Vögel, die in den Bäumen saßen, flogen vor Schreck davon und einen Moment lag, hörte man nur das Flügelschlagen und Rufe verschiedener Tiere, die ebenso aufgeschreckt wurden und nun das Weite suchten.

“Kazumi! Wir haben den Befehl, sie zu töten, wenn sie nicht Augenblicklich umkehren!” Zwei schwarze Gestalten standen auf dem Weg, bereit zum Angriff.

“Legt ihr euch immer mit alten, hilflosen Frauen an? Ihr seid ja erbärmliche Hurensöhne!”

Mugen war sofort auf hundertachtzig. Er hasste es beim Schlafen gestört zu werden.

“Na, wir haben ja heute ein Glück! Unser Informant scheint wirklich das Geld wert zu sein. Unser Herr wird sehr zufrieden sein, wenn wir dich mitbringen. Welchen willst du Kurobashi?

Das Großmaul oder den Stummen?”

“Ich nehme den Stummen! Den darf ich nämlich umbringen und ich habe seit drei Tagen schon kein Blut mehr gesehen!”

“Das einzige Blut, was du heute sehen wirst, ist dein eigenes, in dem du gleich liegst!” Mugen war nicht mehr zu bremsen und sprang über Kazumi und die Pferde, direkt auf beide zu. Noch im Flug zog er sein Katana und griff an noch bevor er den Boden berührte.

Jin wollte gerade Mugen zu Hilfe kommen, als er ihn auch schon auffangen musste, denn er kam, durch einen gezielten Tritt gegen den Solarplexus, genau auf ihn zugeflogen. Dann begann ein Kampf auf Leben und Tod. Immer wieder hörte man, wie Metall auf Metall knallte. Jin hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft, seinem Gegner auszuweichen, indem er durch seine Beine rutschte und ihm ein Katana von unten genau in die Wirbelsäule jagte, bevor er mit einer Rolle dem Blutschwall auswich, der sich nun auf dem Boden ausbreitete.

Mugen musste sich derweil eingestehen, dass es wohl doch keine gute Idee gewesen war, seinen Gegner zu beleidigen, denn er hatte Mühe, den präzisen Hieben zu entkommen und so sah er nicht den See Blut hinter sich und rutschte aus.

“Du hast es wohl sehr eilig zu sterben, was? Ach, scheiß drauf! Dann werde ich dir deinen Wunsch halt erfüllen!” Er hielt ihm das Katana genau an die Kehle, als ihm plötzlich Blut aus dem Mund lief und etwas Silbriges aus dem Bauch bohrte. Jin hatte von hinten zu gestochen und keine Sekunde zu früh, sonst hätte Mugen seinen Kopf verloren.

“Da super, jetzt sehe ich aus, wie ein Schwein!”

“Du könntest ruhig etwas mehr Dankbarkeit an den Tag legen! Ich hab dir gerade den Arsch gerettet!” Er hielt Mugen die Hand hin und half ihm hoch.

“Ja, ja! Vielen Dank, dass ich von oben bis unten voller Blut bin! Ich hätte das auch alleine hinbekommen!” Dieser Spruch war zu viel und Jin ließ los, was dazu führte, dass Mugen auf dem Allerwertesten landete.

“Das muss ich mir wirklich nicht bieten lassen! Dann mach doch deinen Scheiß in Zukunft alleine!” Er drehte sich beleidigt um, griff einen der leblosen Körper und warf ihn in den Graben.

“Werde ich auch! Ich hab dich nicht gebeten mir zu helfen!” Mugen stand auf und tat es ihm gleich. Damit war der Weg wieder frei.

“Jungs, bitte! Hört auf zu streiten. Ganz in der Nähe sind ein paar heiße Quellen, wenn ich mich richtig erinnere. Wir können da rasten, sie können baden und ich wasche ihre Sachen.”

“Super Idee und was soll ich anziehen, wenn meine Klamotten nass sind?”

“Da wird sich schon was finden!”
 

Eine Stunde und etliche Proteste später, konnten sie sich wieder auf den Weg machen.

“Wage es ja nicht auch nur einen Ton zu sagen!” Seine feuchten Sachen hingen links und rechts am Karren zum trocken und er saß mit Tomatenrotem Kopf neben Jin, der sich wieder hingelegt hatte und angestrengt geradeaus starrte, um nicht laut los zu lachen.

“Sorry, ich versuch es ja, aber ich muss schon sagen, rosa steht dir!” Er konnte einfach nicht anders, die Versuchung war zu groß und der Anblick von Mugen in einem rosa Morgenmantel, der ihm viel zu klein war, war einfach göttlich!

“Jetzt reicht es! Ich habe dich gewarnt!” Mugen wollte sich gerade auf Jin stürzen und diesen würgen, als Kazumi noch einen drauf setzte.

“Also ich kann mich dem nur anschließen! Rosa unterstreicht die Farbe ihrer Augen!” Jin prustete los und hielt sich vor lachen den Bauch.

“Ihr könnt mich alle beide Mal!” Er legte sich hin, kehrte beiden beleidigt den Rücken zu und versuchte noch etwas zu schlafen, während Jin Probleme hatte, den Lachkrampf wieder los zu werden.
 

Rückblick Ende
 

“Jetzt warte doch mal! Ich will nicht gegen dich kämpfen!”

“Dein Pech! Dann stirbst du halt als Feigling!” Mugen wollte gerade zuschlagen, als er nach hinten gerissen wurde.

“Du solltest mehr mit dem Kopf arbeiten, Mugen! Ich glaube, er will mit uns reden!”

“Dein Freund hat es erfasst! Wenigstens ein vernünftiger Mensch!” Mugen schnaubte vor Wut. Er kam sich vor, wie ein bevormundetes Kleinkind an einer Hundeleine.

“Und abgesehen davon, solltest du dir erstmal deine richtige Kleidung wieder anziehen. Du siehst lächerlich aus!” Mugen sah an sich herunter und wurde augenblicklich wieder Feuerrot.

“Scheiße! Hatte ich vollkommen vergessen! Hättest du mir das nicht mal früher sagen können?”

“Moment mal! Dafür bist du selbst verantwortlich!”

“Ach, leck mich!” Damit drehte er sich um und stampfte wütend zurück zum Wagen. Alle drei sahen ihm verstört hinterher.

“Tut mir leid, aber manchmal ist er nicht zu bremsen! Aber mal was anderes, was ist mit Fuu passiert und warum habt ihr euch geküsst?” Sie stand immer noch hinter Akagawa und hielt sich an seinem Oberteil fest.

“Wer ist das? Fuu? Ein wirklich komischer Name!” Da dieser anscheinend verrückte Mensch nun weg war, hatte sie sich nun auch getraut etwas zu sagen.

“Genau das meine ich! Was ist hier los?”

“Sie ist nicht mehr die, die sie mal war und ich weiß nicht, ob sie das jemals wieder werden wird. Kuronuma hat ihr Gedächtnis komplett auslöschen lassen!”

“Das ist nicht wahr! Ich hab im Koma gelegen! Mein Vater und der Arzt haben es gesagt!” Sie trat einen Schritt nach hinten.

“Das hat er dir gesagt, weil er in dir seine Tochter sieht und der Arzt wurde dafür bezahlt. Kuronuma ist nicht dein Vater und ich habe dich gestern zum ersten Mal gesehen.”

“Dann hast du mich die ganze Zeit belogen! Das glaube ich nicht! Du hast gesagt, du liebst mich!” Sie hatte Tränen in den Augen und schüttelte den Kopf.

“Ich liebe dich auch und das ist die Wahrheit! Aber du bist nicht Yuna!”

“Nein!” Sie rannte davon und Akagawa wollte hinterher, doch Jin hielt ihn auf.

“Warte! Lass sie laufen und sich beruhigen! Und jetzt erzähl noch mal von vorne, was genau passiert ist.” Mugen kam derweil mit Kazumi im Schlepptau auf sie zu und wollte sofort wissen, warum Fuu weggerannt war.

“Sie ist verwirrt, aber das wäre ich an ihrer Stelle auch!” Antwortete ihm Akagawa und bat alle, sich zu setzen, damit er ihnen die ganze Geschichte ausführlich erzählen konnte.

Sie hörten alle aufmerksam zu und waren erstaunt vor der Perfidität, die Kuronuma mit diesem Plan an den Tag legte.

“Ich kann nicht glauben, dass mein Sohn so weit geht und einem armen Mädchen so etwas antut.

Das arme Kind! Wir müssen doch etwas tun können!” Kazumi war außer sich vor Entsetzen und schüttelte immer wieder den Kopf.

“Ich fürchte nein. Ich habe gestern Nacht heimlich mit dem Arzt gesprochen, der sich schwere Vorwürfe macht. Ihr müsst ihn verstehen, wenn er nicht getan hätte, was Kuronuma verlangt hatte, hätte er seine ganze Familie vor seinen Augen töten lassen!”

“Das kann ich nachvollziehen!” Mugen sah betroffen zu Boden.

“Ich weiß! Du musstest damals zusehen, als sie Yuna geschändet und getötet haben, nicht wahr?” Akagawa sah ihn traurig an und Mugen nickte, sah aber nicht auf.

“Ich wusste es! Sie sind doch der Junge von damals!” Kazumi legte ihm eine Hand auf die Schulter.

“Es tut mir so unendlich leid, dass ich euch nicht helfen konnte. Und Akemi, Yuna’s Mutter, hat auch alles versucht, aber mein Sohn war zu einem Monster geworden, dass keine Gnade kannte.” Ihre Stimme wurde immer leiser.

“Ich schäme mich so dafür! Bitte vergeben sie mir!”

“Es war nicht ihre Schuld! Es war meine! Wenn ich gewusst hätte… wenn ich doch nur gewusst hätte…”

“Aber das konnten sie nicht! Es war nicht ihre Schuld. Ich habe als Mutter versagt. Ich war immer viel zu nachlässig mit ihm. Ich hätte strenger mit ihm sein müssen und ihm nicht immer alles durchgehen lassen sollen!”

“So kommen wir nicht weiter, wenn wir in der Vergangenheit feststecken!”

“Jin hat Recht und einen Vorteil haben wir schon, wenn wir sie daraus holen wollen.” Akagawa stand auf.

“Da ihr die letzten beiden Umgebracht habt, sind keine mehr übrig von Kuronuma’s schwarzer Armee!”

“Was ist mit dem Rest passiert!” Mugen sah ihn an.

“Ich habe Yuna immer geliebt! Ich habe mich an denen gerächt, die ihr das angetan haben und ihnen im Schlaf die Kehle durchgeschnitten. Auch wenn er mein Vater war, so war er doch ihr Mörder und er hat es verdient, langsam und qualvoll zu verbluten. Ich habe sie dafür gehasst! Jeden einzelnen Tag meines Lebens habe ich sie dafür gehasst, dass sie mir das Liebste genommen haben! Ich weiß es war feige, aber das war mir egal! Ich wollte nur Vergeltung und ihre Gesichter nie wieder sehen! Ich habe mir geschworen, nie so zu werden und Kuronuma die ganze Zeit etwas vorgespielt.”

“Dann können wir diesen Dreckssack doch einfach fertig machen!” Mugen stand auf und wollte auch gleich los marschieren.

“Ich fürchte so einfach ist das nicht! Kuronuma ist ein sehr gerissener Mensch! Und du begehst einen riesigen Fehler, wenn du jetzt kopflos handelst!”

“Meine Rede! Genau das sage ich auch immer!”

“Jin, halt die Klappe! Warum denn nicht, du hast doch gesagt, es sind keine mehr von ihnen übrig!” Er hatte sich wieder umgedreht, ging aber rückwärts weiter.

“Von seiner schwarzen Armee nicht, aber sein ganzes Personal hat er nach und nach gegen neue Kämpfer ausgetauscht. Am gefährlichsten ist der Koch. Er sieht nett aus, aber in Wirklichkeit kommt er aus Thailand und ist einer der besten Muay Thai Krieger. Ich würde mich nicht mit ihm anlegen wollen.”

“Und die anderen? Was sind das für welche?” Jin traute seinen Ohren nicht und wollte nun alles wissen, damit sie Kuronuma nicht genau in die Falle liefen. Er war schon immer der Stratege und Mugen der spontane Hitzkopf.

“Das sind ganz normale Schwertkämpfer. Nicht außergewöhnlich, soviel ich weiß, aber unterschätzen würde ich sie auch nicht!”

“Haben die Herren vielleicht die Güte, mir zu sagen, was wir jetzt tun sollen? Ich werde nicht ohne Fuu gehen! Soviel steht fest!” Mugen hatte sich wieder hingesetzt, kaute auf einem Grashalm herum und sah Akagawa zu, der nachdenklich hin und her lief.

Von Schafen und Wölfen!

Von Schafen und Wölfen!
 


 


 

“Wenn du gestattest!” Akagawa blickte nun leicht verächtlich zu Mugen, der ihn mittlerweile wirklich anfing zu nerven. Noch nie war er einem Menschen begegnet, der so Instinkt gesteuert und sarkastisch war. Er blieb genau vor ihm stehen und so langsam begann sich ein Plan in seinem Kopf zu formen. “Ich werde noch mal mit dem Arzt sprechen. Er ist ein Feigling und wird tun, was ich ihm sage. Außerdem...” Jin hob eine Augenbraue, denn er konnte sich schon vorstellen, was Akagawa gerade in den Sinn gekommen war. “…hat er ein schlechtes Gewissen und wird deshalb schon mitspielen.”

“Du willst sie vergiften?” Jin sah fragend zu ihm auf.

“Nun, nicht ganz. Ich denke, etwas betäuben oder Kampfunfähig machen, wäre nicht schlecht und sollte uns einen Vorteil verschaffen!”

“Wie jetzt? Bist du noch bei Trost? Das nimmt mir ja den ganzen Spaß!” Mugen stand wütend auf und ging einen Schritt auf Akagawa zu, der nun total perplex war.

“Wenn du glaubst, dass ich mich auf dein jämmerliches, erbärmliches und feiges Niveau herab begebe, dann hast du dich geschnitten!” Er machte noch einen Schritt.

“Ach ja? Mein Verhalten ist also feige und jämmerlich?! Vielleicht möchte der ach so ehrenwerte Herr sich ja lieber alle Knochen brechen lassen und sterben?” Jetzt machte auch er einen weiteren Schritt und beide knallen mit der Stirn zusammen.

“Lieber das, als so ein mieser, kleiner Hund, wie du zu sein!”

“JA?”

“JA! Und du lässt ab sofort deine dreckigen Hände von Fuu, verstanden! Sonst bist du der Erste, der…”

“Mugen, es reicht! Komm wieder runter! Seine Idee ist gar nicht schlecht! In Anbetracht der Tatsache, dass wir jemandem gegenüberstehen, dessen Kampfkunst wir nicht kennen!” Kazumi nickte zustimmend. Jin war ebenfalls aufgestanden und stand nun neben beiden, Mugen scharf in die Augen sehend.

“Jetzt fängst du auch noch an. Was soll dieser Futzi schon Großartiges können und die Anderen schaffen wir auch mit links! Also…”

“Willst du dich mal wieder einfach so in einen Kampf stürzen ohne nachzudenken! Ist das eigentlich alles, was du kannst! Du benimmst dich schon wieder wie ein kleines, aufmüpfiges Kind!”

“Nimm das sofort zurück!”

“Ich denke gar nicht dran! Ist doch die volle Wahrheit!”

Mugen hatte sich von Akagawa gelöst und funkelte nun Jin aus schlitzartigen Augen an.

“Wenn du Ärger willst, dann sag es ruhig!”

“Ich will vor allem Fuu da raus holen!” Jin brachte es auf den Punkt und Mugen blinzelte, man konnte förmlich sehen, dass sein Gehirn so langsam wieder seine Arbeit aufnahm.

“Aber ich will nicht mit solchen fiesen Mittel kämpfen!”

“Oh man, das sagt gerade der Richtige!” Jin schüttelte den Kopf.

“Es geht hier nicht um deinen Stolz, Mugen! Falls du es noch nicht bedacht haben solltest und natürlich hast du das nicht, was nützt dir dein neuer Hochmut, wenn du tot bist? Willst du für Fuu sterben, anstatt für sie zu leben? Dann kannst du ihr nicht mehr helfen!” Mugen stutze, es arbeitete in seinem Kopf.

“Also…”, begann er langsam, “… was schlägst du vor, Herr Immer-Besserwisser?”

Jin wand sich Akagawa zu.

“Dieser Typ, von dem du gesprochen hast, der trainiert doch sicherlich auch mal, oder?”

“Ja, natürlich, aber warum willst du das wissen?”

“Nun wir könnten uns doch erstmal ansehen, was er so drauf hat und dann entscheiden wir, wie wir weiter vorgehen. Kannst du damit leben, Mugen?”

“MRMRMRM! Von mir aus! Wenn es denn sein muss!”

“Gut, dann hätten wir das geklärt! Wo und wann können wir uns den Kerl ansehen?”

“Er trainiert immer morgens, wenn die Sonne aufgeht, so ungefähr eine Stunde lang. Aber der Trainingsraum ist mitten im Anwesen und es gibt keine Fenster, also wie willst du das machen?”

“Kannst du ihn nicht für uns rauslocken, sagen wir hier her. Er kennt uns nicht, oder?”

“Ähh, nein, nicht das ich wüsste. Er ist erst seit ein paar Monaten hier und spricht noch sehr schlecht unsere Sprache! Aber ich glaube, er mag mich. Ich war immer höflich zu ihm. Ich denke, das bekomme ich hin. Ich werde ihn einfach mal fragen, ob er mir nicht etwas beibringen kann und ihr seht euch das ganze einfach vom Waldrand an. Ich komme dann abends noch mal her und wir können dann besprechen, was geschehen soll!”

“Super! Siehst du, Mugen, war doch gar nicht so schwer!” Dieser hatte sich schon umgedreht und murmelte etwas vor sich hin, was Jin Gott sei Dank nicht gehört hatte, sonst hätte er vielleicht noch mal seine Fassung verloren und diesmal Mugen eigenhändig einen Kopf kürzer gemacht.

“Gut, dann wäre das geklärt! Vielen Dank, Akagawa! Und bis morgen Abend!” Er reichte ihm die Hand zum Abschied, half Kazumi hoch und ging mit ihr wieder zum Wagen. Mugen stand derweil immer noch regungslos da und starrte zum Anwesen, welches man sogar von hier sehen konnte. Akagawa blieb neben ihm stehen, sah ihn aber nicht an.

“Du kannst sicher sein, dass ich gut auf sie achten werde!”

“Wie meinst du das?” Seine Hände hatten sich schon zu Fäusten verkrampft und zitterten leicht.

“Das weißt du ganz genau! Sie liebt jetzt mich und ich werde sie nicht einfach so einem Schwachmachen wie dir wiedergeben!” Akagawa’s Mundwinkel verzogen sich zu einem diabolischen Grinsen.

“Ich wusste es! Du bist ein mieser Bastard!”

“Das mag sein. Aber ich will dieses Arschloch genau wie du endlich tot sehen, egal mit welchen Mitteln und wenn das getan ist, können wir immer noch um Sie kämpfen. Aber heute Nacht gehört sie mir, wenn du verstehst.” Das Grinsen wurde breiter.

“Ich habe dir schon gesagt und ich sage es noch mal, wenn du sie anfassen solltest, bist du…!”

“Ich werde sie nicht nur anfassen, ich werde das tun, was ich schon immer tun wollte, auch wenn sie nicht die richtige Yuna ist! Das ist mir mittlerweile egal!” Das war zuviel und Mugen’s Fingernägel durchbrachen die Haut und Blut tropfte ins Gras.

“Warum? Warum willst du mir den einzigen Menschen nehmen, der mir etwas bedeutet? Was hast du für ein Problem, verdammt?” Er sah zur Seite.

“Tut mir ehrlich Leid, wirklich! Aber in diesem Fall ist sich jeder selbst der Nächste!” Mit diesen Worten ging Akagawa und ließ Mugen zurück, der auf seine Knie sackte, den Blick auf dessen Rücken geheftet. Er wusste nicht, warum er ihn nicht sofort getötet hatte. Er wollte es, aber konnte nicht. Eine parasitäre Lethargie kroch hinterhältig in seinen gesamten Körper und lähmte ihn. Unfähig etwas zu tun, sich zu bewegen, schreckte er erst hoch als Jin ihm eine Hand auf die Schulter legte.

“Kommst du oder …”, er sah auf Mugen’s Hände, “ …lass dich nicht von ihm reizen! Ich weiß, dass er nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist und Fuu für sich haben will, aber noch können wir die Spielregeln aufstellen!” Mugen sah auf und zum ersten Mal war er mehr als nur froh, dass Jin so ein elender Schnellmerker war.

“Was sollen wir machen? Wenn ich nur daran denke, dass er mit ihr alleine ist, wird mir schlecht!” Er öffnete die Hände und besah sich die blutenden Abdrücke, die er selbst verursacht hatte, ohne es wirklich zu merken.

“Abwarten und sehen, was der morgige Tag bringt!”
 


 


 

(Sorry, dass es diesmal etwas länger gedauert hat, aber ich zocke nunmal für mein Leben gerne!!! GTA 4 ist echt lustig!!! Das nächste Kapitel wird nicht so lange auf sich warten lassen! Schätze, es werden noch 3 oder 4 kommen, mal schauen! Wird dann auch wieder länger!!)

Träume, Wahnvorstellungen oder Realität?

Träume, Wahnvorstellungen oder Realität?
 


 


 

Sie hatten sich in ein kleines Gasthaus einquartiert, dass auf einem kleinen Berg neben der Stadt lag. Es war ziemlich abgeschottet und Kazumi’s Meinung nach das Beste, was es hier gab. “Ein Geheimtipp; ihr werdet schon sehen, es ist super!”

Nachdem sie ausgiebig gegessen hatten, ausgenommen Mugen, was Jin langsam beunruhigte, ging jeder seiner Wege. Kazumi wollte sich nach all diesen Strapazen der langen Reise eine Massage gönnen, Jin sich in einer der heißen Quellen entspannen, die genau an den Gasthaus angrenzten und Mugen wollte einfach nur alleine sein.

“Wenn es euch nichts ausmacht, gehe ich aufs Zimmer und leg mich hin!” Jin und Kazumi konnten nur nicken, er benahm sich so anders und seine Stimme war regelrecht leer. Er war gerade auf dem Weg nach oben, als ihm ein kleiner Junge über den Weg lief und ihn umrannte.

“Tut mir leid, das wollte ich nicht!”

“Ist schon in Ordnung!” Mugen sah den Kleinen an, der eine Heiden Angst zu haben schien.

“Hey, du brauchst dir keine Sorgen zu machen! Ist doch gar nichts passiert!”

Der Junge sah nun lächelnd auf und drückte Mugen etwas in die Hand, bevor er weglief.

“Hey, was soll das! Warte gefälligst! Was soll ich damit?” Doch der Junge war schon um die Ecke und wie vom Erdboden verschluckt. Mugen spähte noch eine Zeit lang in den leeren Flur. Er hatte keine Tür gehört, keine weiteren Schritte und es war ihm ein Rätsel, wohin der Kleine so schnell verschwunden war. Resignierend betrachtete er den kleinen Gegenstand, der ihm in die Hand gedrückt wurde.

“Was zum Teufel?” Seine Augen weiteten sich vor lauer Fragen, die sich in seinem Kopf anhäuften. ‘Wozu der wohl ist und was soll ich damit? Ich bin doch nicht beim Kindergeburtstag und spiele Rätselraten? Wo ist dieser kleine Bengel bloß?’ Er seufzte einmal schwer, ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand fallen und glitt an ihr herunter. ‘Ich wäre so gerne bei dir, Fuu!’

“Ich sehe, du hast alle Fragen und Antworten in deinem Kopf!” Lediglich der Kopf des Jungen war an der Ecke zum Gang erschienen und Mugen zuckte kurz zusammen.

“Musst du dich so anschleichen? Was soll der Mist und was ist das für ein Schlüssel?”

“Das wirst du noch früh genug selbst herausfinden!”

“Sehr aufschlussreich, danke! Wer bist du überhaupt?” Doch für den kleinen Moment, in dem er den Schlüssel betrachtete, war der Junge auch schon wieder genau so lautlos verschwunden, wie er aufgetaucht war und Mugen blickte abermals ins Leere.

“Ich werd’ noch bescheuert! Vielleicht dreh ich ja langsam durch?” ’Ob ich mal mit Jin rede? Der hat doch immer einen schlauen Spruch auf Lager.’ Er dachte noch eine ganze Weile nach, beschloss dann aber doch, das lieber bleiben zu lassen und sich lieber aufs Ohr zu hauen. Kaum hatte sein Kopf das weiche Kissen berührt, fiel er in einen unruhigen Schlaf.
 

Traum
 

Es war ein langer Gang, dunkel und kalt. Und für einen winzigen Augenblick war es ihm als ob er ganz leise und weit weg ihre Stimme gehört hätte. Er rief ihren Namen und fing an zu laufen. Immer schneller, bis sich seine Beine überschlugen. Er hatte schon damit gerechnet den kalten, harten und dreckigen Boden zu fühlen, doch er fiel ins Leere und war plötzlich wieder da, wo er am Anfang war. Er kratze sich am Kopf und plötzlich - da war sie wieder, ihre Stimme, so leise, als ob sie von einem Windhauch zu ihm getragen wurde. Er dachte nicht nach, sondern lief sofort wieder los, etwas bedachter als vorher und tatsächlich konnte er in der Ferne eine große Tür sehen. ’Ich hab es gleich! Nur noch ein bisschen!’ “FUU!” Sein Blick war nur auf die Tür gerichtet und er konnte gerade noch erkennen, dass sie ein großes Schlüsselloch hatte, als er schon wieder in die Tiefe viel. “NEEEIIIN!”
 

Traum Ende
 

Mugen hatte das Gefühl direkt aus seinem Traum von der Decke ins Bett zu fallen und war mit einem Schlag wieder hellwach. Schweißgebadet und zitternd saß er im Bett und legte seinen Kopf in die Hände. “Scheiße, verdammt! Was zum Teufel war das eben?” Als er den Kopf hob, setzte sein Herz für eine Sekunde aus. Vor ihm saß der kleine Junge und betrachtete ihn fragend. “Hast du sie gesehen?” Mugen musste schlucken, bevor er auch nur einen Ton raus bringen konnte. “Willst du mich umbringen?” Etwas Unnatürliches flimmerte in den Augen seines Gegenübers. “Nichts liegt mir ferner! Also, hast du sie gesehen?”

“Was zum Henker soll ich gesehen haben? Was willst du von mir? Wer bist du und was soll die ganze Scheiße?” Mugen wurde stetig lauter. Es war ihm auch egal ob ihn jemand hörte oder nicht. Er war sich nicht einmal sicher, ob er wirklich wach war, obgleich es sich so anfühlte.

“Mein Freund, du stellst die falschen Fragen und beantwortest nicht die meinen?” “ Für so einen kleinen Dreikäsehoch redest du verdammt geschwollene Scheiße, weißt du das?”

“Das liegt vielleicht daran, dass ich älter bin als ich aussehe. Und du sagst zu oft ‘Scheiße’! Ist dir bewusst, dass die häufige Anwendung solcher Fäkalworte nicht unbedingt von einem hohen Intellekt zeugen?” Mugen verstand zwar nicht genau, was der Zwerg vor ihm gerade gesagt hatte, aber aus dem unüberhörbar abfälligen Tonfall schloss er, dass dieser Wicht es doch gerade gewagt hatte, sich über ihn lustig zu machen! Noch schlimmer, er fühlte sich verarscht und das führte dazu, dass er sich sogleich ohne Vorwarnung auf ihn stürzen wollte. Kind hin oder her. Eigentlich hätten seine Hände ihn fassen müssen, doch sie griffen wiederum ins Leere und durch den Schwung schlug er hart mit dem Kinn auf dem Boden auf. Kurz blieb er liegen, bereute seine Dummheit, um dann doch mit der Faust vor Wut auf den Boden zu schlagen.

“Ich bin irre! Das kann nicht real sein! Ich bilde mir das nur ein!”

“Bist du dir da sicher oder wünscht du es dir nur, damit du wieder vor Problemen, die du nicht lösen kannst, die Augen verschließen und weglaufen kannst, so wie du es sonst immer getan hast?” Mugen sah auf. Da stand er, keinen Meter vor ihm und grinste ihn schelmisch aus der Dunkelheit an. “Wer bist du?” “Beantworte zuerst meine Frage! Hast du die Tür gesehen?”

“Ja, verdammt, hab ich, aber warum ist das…?” “So wichtig? Erinnerst du dich vielleicht an den Schlüssel?” “Ach ja, aber die Tür war doch nur ein Traum. Wie soll …?” “Alles zu seiner Zeit. Du wirst schon die Antworten finden oder besser, ich bin mir sicher, dass sie dich finden werden!” “Häh?” “Kommen wir nun zu deiner Frage. Ich bin…”

Jin war in der heißen Quelle eingeschlafen und kam nun den Gang entlang, als er Stimmen aus Mugen’s und seinem Zimmer hörte. Er blieb stehen und lauschte einen Moment, doch wirklich verstehen konnte er nichts. Dann war es plötzlich ruhig als er die Tür aufschob und eintrat.

“Hey Mugen! Ich hab doch gerade noch jemanden gehört. Oder führst du jetzt Monologe?”

“Ich führe was?” Das hätte sich Jin auch denken können, dass Mugen mal wieder keine Ahnung hatte, was er meinte also schüttelte er nur den Kopf. “Unwichtig! Wo ist der andere? Ich hab doch eben jemanden gehört.” “Weg!” “Wie weg? Der kann doch nicht verschwunden sein oder sich in Luft auflösen!?” “Doch, glaub mir, er kann! Du solltest dich setzen, ich muss dir was erzählen.”

Mugen erzählte lange und ausgiebig, was ihm passiert war und was er von dem Jungen erfahren hatte. Jin für seinen Teil hörte zwar aufmerksam zu, aber innerlich dachte er, dass Mugen jetzt total übergeschnappt sei. “Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann hast du den Geist vom Bruder von Kuronuma gesehen, der von ihm als Kind umgebracht wurde, mit ihm geredet und er hat dir einen Schlüssel gegeben für eine Tür am Ende eines dunklen Ganges von dem du allerdings nur geträumt hast?!” Mugen nickte und hielt Jin den Schlüssel vor die Nase. “Sorry, Mugen, aber das klingt verrückt!” “Ich weiß, dass es verrückt ist, aber so eine Scheiße denke ich mir nicht aus, verdammt!” “HMM. Wir sollten morgen mit Kazumi reden. Dann wird sich herausstellen, ob an der Geschichte etwas dran ist und bis dahin solltest du wirklich versuchen etwas zu schlafen.”

Sie legten sich hin. Mugen schloss die Augen und wachte wieder am Anfang des dunklen, kalten Ganges auf.



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  tapiona_6
2014-01-01T13:55:40+00:00 01.01.2014 14:55
Wohaa deine ff gefällt mir echt auch deine Schreibweise sie liest sich super flüssig, hat auch lustige sowie total ernste Passagen.
Ich hab gleich alle Teile durchgelesen.
Es wäre echt toll wenn du weiter schreiben würdest sagen wir es mal so neues Jahr neues Kapitel ;D
Von:  Lloigor
2010-01-05T20:29:23+00:00 05.01.2010 21:29
Hey, ich finde deine story super geil! :D
Ich hoffe aber das es bald endlich weiter geht ;)
Von: abgemeldet
2008-06-04T15:35:23+00:00 04.06.2008 17:35
Da ist man mal länger nicht hier und *schwupp* hast du das nächste Kapitel on gestellt.^^
Wie immer super! Oh Oh, bin sehr gespannt was da jetzt weitergeht!


Von:  Landfari
2008-05-02T19:45:48+00:00 02.05.2008 21:45
Oh scheisse...
Das wird ja richtig herrlich^^
Aber zu diesem kappi kann ich nur lachen xD
Meine Fresse...die situation beim pinkeln war einfach göttlich, hab mich gar nicht mehr eingekriegt^^
Bin auf jedenfall gespannt wie es weiter geht :o
Von:  Landfari
2008-05-01T12:28:36+00:00 01.05.2008 14:28
Joah, es verspricht weiterhin spannend zu bleiben...
So langsam führt das ja lles zum show down, den ich kaum erwarten kann^^
Hmmm aber Fuu ist und bleibt halt ein Rätzel für mich....*lacht*
Da ich ja weiß das bald blut flissen wird verzeih ich dir, das in diesem kappi nicht ein einziger blutstropfen mit gewalt genommen wurde :o
Hach Jin..verstehe einer die frauen,,hm?*jin auf die schulter patt*
Ah ja...falls du willst, schau mal in meinen weblog vorbei, da is n video zu samurai champloo, das dir vielleicht gefällt...
Na jua, man sieht sich im nächsten kappi...

Von: abgemeldet
2008-04-30T18:29:19+00:00 30.04.2008 20:29
Oh oh oh, da hat Fuu ja gleich zwei Verehrer die sie ihretwegen lieben! (Vorausgesetzt sie wird sich irgendwann wieder an Mugen erinnern!)^^
Einfach nur witzig! Und wie gut du die Charakter wiedergibst!
Von:  Landfari
2008-04-30T16:18:57+00:00 30.04.2008 18:18
*lacht*
meine fresse....verstehe einer die frauen...erst fallen sie dir um den hals und dann wollen sie nichts mehr von dir wissen^^"
Armer Mugen, ja ich kenne das gut*seufz*
Warum kann sowas nicht einfacher sein?
Aber hey, du machst das echt gut, drama und unerwartete höhepunkte sind gut eingebaut...
Esd bleibt spannend und das ist die hauptsache.
Ich werd natürlich noch die anderen kappis lesen, aber leider hab ich in letzter zeit nicht so die freizeit so viel zu lesen*stöhn*
Aber ich verspreche das ich mir jedes kappi nacheinander durchlesen werde, also keine panik^^"
Ich hoff natürlich das die weiter kappis auch so gut sind, auf jedenfall ist die länge mehr als ausreichend.
Vergiss aber niemals das wichtigste, du sollst spaß beim scheiben haben...zwing dich also zu bnichts.
Leider kenn ich nur die ersten folgen, daher musst du schon selbst nach den genialen sprüchen suchen ^-^
Ahhh ok, man sieht sich im nächsten kappi...
Von: abgemeldet
2008-04-29T17:56:13+00:00 29.04.2008 19:56
Ich schließe mich Fuus Kommentar an: dieses Kapitel ist der Wahnsinn!!!^^
Von: abgemeldet
2008-04-25T17:11:38+00:00 25.04.2008 19:11
Auf zum dramatischen Höhepunkt deiner FF!^^ Spannend wie immer!


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