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Eistränen

von

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Spurensuche

Ich wusste ziemlich genau was ich tat und was ich hätte besser nicht tun sollen.

Nachdem der Kerl gegangen war, ging ich unter Schmerzen ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Ich wusch mich und zerstörte damit sämtliche Spuren. Ich war mir dessen sehr bewusst, aber es war mir egal. Ich wollte ihn nur von mir abwaschen. Aber dazu war ich nicht in der Lage. Ich rutschte an den Kacheln herunter und weinte bitterlich. Nicht dass es was gebracht hätte, aber ich konnte nicht anders.

Ich fasste mich aber relativ schnell und stand auf. Ich musste stark bleiben – für meine Tochter.

Also wusch ich mich fertig, zog mir einen Bademantel über und verließ das Bad. Tohma war inzwischen eingetroffen. Er stürmte zu mir und nahm mich fest in den Arm. Er murmelte ständig, dass es seine Schuld sei und es ihm leid täte. Ich verstand rein gar nichts von dem was er stammelte. Ich reagierte nicht, erst eine Weile später legte ich meine Arme um ihn und krallte mich in seinen Mantel. Immer wieder entschuldigte er sich und ich begriff nicht warum. Was hatte er denn damit zu tun?

Das fragte ich ihn auch und er erklärte mir dann was Sache war.

Mika dieses kleine Biest und dieser Yuki kannten sich, woher wusste ich zunächst nicht, aber das spielte auch keine Rolle. Tohma erzählte mir mehr oder weniger ruhig, dass er zu ihr gegangen ist. Er wollte sie für das Blumenstraßattentat zur Rede stellen. Er bekam jedoch nur halbherzige Antworten und dann versuchte sie ihn zu verführen. Sie erpresste ihn. Würde er nicht spuren, würde sie dafür sorgen, dass Yuki mir sehr wehtat. Ich schluckte, ich hatte das Gefühl ich konnte ihn immer noch in jeder Pore meiner Haut riechen. Sie tat alles um sich dafür zu rächen, dass Tohma sie angeblich meinetwegen verlassen hatte. Dabei war das gar nicht meine Schuld. Der Raffzahn selbst war für diese Trennung verantwortlich.

Ich wollte mir nicht weiter anhören, was Tohma und Mika taten, er selbst erzählte mir nicht die ganze Wahrheit, wie ich später erfahren sollte, aber glauben Sie mir, das war mir in diesem Moment so dermaßen egal. Viel wichtiger war, dass Tohma jetzt bei mir war.

Sakura knötterte ein wenig und so löste ich mich von Tohma und ging zu ihr ans Bettchen. Ich steckte ihr den Schnuller wieder in den Mund, den sie ausgespuckt hatte. Mein ganzer Unterleib brannte wie Feuer, ich musste mich beherrschen nicht umzukippen. Das hätte jetzt auch noch gefehlt.

Das Blut, das mir zwischen den Beinen in einem Rinnsal hinab lief bemerkte ich erst, als Tohma bemerkte, dass es besser sei, wenn sich das ein Arzt ansehe. Ich schloss die Augen. „Ich habe Angst“ flüsterte ich. Ich hätte keine Angst zu haben brauchen, aber daran dachte ich gar nicht. Ich hatte ja auch angenommen, dass ich in einem Krankenhaus sicher sein würde, und dass niemand einfach so mir-nichts-dir-nichts in mein Zimmer kommen und mich brutal vergewaltigen könnte. Das wievielte Mal war das denn inzwischen? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich glaube, wenn mich bei einer Anzeige – sollte es jemals so weit kommen – fragen würde, wie oft ich insgesamt vergewaltigt wurde, ich könnte keine konkrete Antwort darauf geben. Was spielte das auch für eine Rolle? Warum stellte ich mich eigentlich so an?

Plötzlich kam mir ein mehr oder weniger absurder Gedanke. Ich meine keiner der Männer, die sich bisher an mir vergangen haben, haben mir irgendetwas bedeutet. In keinster Weise, selbst wenn ich wie mit Haku mit ihnen zu tun hatte. Also warum konnten sie mich so verletzen? Konnten sie das überhaupt? Je öfter sich Haku an mir vergangen hatte, desto mehr hatte ich mich – wie ich bereits erwähnte – daran gewöhnt, dass man sich nahm was man wollte und mich dann wegwarf.

Man wollte im Prinzip nur meinen Körper, meine Seele war denen doch völlig egal also warum ließ ich das alles überhaupt zu?

Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl stark zu sein, nicht weil ich es musste, nein, weil ich es wollte! Sollte sich Yuki doch über seinen kleinen Triumph freuen. Ich war wie Bambus man konnte mich biegen, aber ich würde niemals brechen.

 

Tohma hatte inzwischen dem Raum verlassen um einen Arzt – oder wie ich es verlangte eine Ärztin – aufzutreiben, die mich untersuchte, Spuren sicherte und mich mit Medikamenten versorgte. Ich hörte ihn schon auf dem Flur fluchen wie einen Rohrspatz. Aber in keinster Weise nervös oder unruhig geschweige denn laut, an der näherkommenden Stimme erkannte ich die Wut – auf sich, auf Yuki und das Krankenhauspersonal – sowie Hass, Rachedurst und schon fast Mordlust. Tohma kam mit der verwirrten Ärztin ins Zimmer. Er erklärte ihr zunächst erst einmal ruhig was passiert war. Nur einmal wurde Tohma für einen kurzen Moment laut, das kannte ich überhaupt nicht von ihm. Offensichtlich war ihm die Ärztin entweder zu begriffsstutzig, oder er musste seinen Worten so Nachdruck verleihen.

Sakura war vom Schrei ihres Vater aufgewacht, sie hatte sich wohl erschrocken und weinte. Ich nahm sie aus dem Bettchen und wiegte sie in meinen Armen, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Tohmas Gesichtszüge entspannten sich abrupt und er streichelte sein Töchterchen liebevoll.

Zum ersten Mal ist mir da schleierhaft bewusst geworden wie unberechenbar Tohma sein konnte. In der einen Sekunde voller Hass und in der nächsten so zart wie eine Rosenblüte. Dass diese auch Dornen hatte, merkte ich relativ schnell.

 

Die Untersuchung die folgte, war mehr als unangenehm, aber ich ließ sie schweigend über mich ergehen, während Tohma sich mit Sakura beschäftigte. Ich fand diese Situation äußerst bizarr. Er stand da, hielt sein Kind im Arm, und lächelte sie zärtlich an, während sie am Finger seiner freien Hand nuckelte und war gleichzeitig so eiskalt als er der Ärztin erläuterte, dass er wisse, wer mir das angetan hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich, dass er den Blick von Sakura abgewandt hatte und aus dem Fenster starrte, während seine Augen unruhig blitzten. Seine so schönen grünen Augen waren eiskalt, zitterten nervös, es wirkte als suche er im Dunkel draußen etwas. Dann wandte er sich wieder ganz seiner Tochter zu und lächelte. Wäre ich nicht dabei gewesen hätte ich niemals geglaubt, wie sich das Gesicht eines Menschen im Bruchteil von Sekunden so verändern kann.

 

Nach der Untersuchung verließ die Ärztin das Zimmer und ich zog mich wieder an. Ich stellte mich zu den beiden und ließ schwer seufzend meinen Kopf auf Tohmas Schulter nieder. Sakura schien das zu freuen, sie setzte ein lächeln auf. Tohma registrierte das sofort. „Schau mal Schatz, sie lächelt uns an.“ Mir kamen die Tränen. Einerseits fand ich es so wunderschön und ich war so stolz und andererseits war mir klar, dass dieses kleine Wesen noch gar nichts von dieser grausamen Welt verstand. Wir mussten sie beschützen und in diesem Moment war ich mir nicht sicher, ob ich das auch konnte.

 

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und ich sah auf. „Herein?“ Zwei Polizisten betraten den Raum. Sie kamen auf uns zu. „Tohma Seguchi?“ sagte einer der beiden. Tohma nickte- „Ja der bin ich, was gibt es denn meine Herren?“

„Gegen Sie wurde Anzeige wegen sexuellem Missbrauch erstattet, kommen Sie bitte mit.“ Mir fiel alles aus dem Gesicht. Dieses Dreckstück kannte keinerlei Skrupel.

Sie hatte ihn doch tatsächlich angezeigt!!! Wie konnte man nur so schäbig sein?

Tohma erklärte ihm die Situation aber der Polizist wollte ihm anscheinend nicht glauben. Ich schätze Mika hat bei der Polizei ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt. Der Polizist sah mich an und meinte nur, dass ich für ein Vergewaltigungsopfer erstaunlich fit aussehen würde. Was für eine Demütigung! Und das von der Polizei. Mein Bruder war Polizist geworden, wie es schon als kleiner Junge sein Traum gewesen war. Ich war mir sicher, würde er davon erfahren würde er Amok laufen.

 

Einer der beiden verließ den Raum und ging zum Ärztezimmer, wohl um die Ärztin, die mich untersucht hatte zu befragen. Der andere blieb da.

 

Tohma blieb die ganze Zeit nah bei mir. Er war der einzige, den ich an mich heranließ. Ich spürte, wie er innerlich kochte. „Sie ist zu weit gegangen.“

Ich sagte nichts dazu, ich stand auf um Sakura zu wickeln, obwohl ich todmüde war.

Draußen dämmerte es bereits und ich legte mich auf das kalte, blutverklebte Bett. Die Nachtschwestern hatten sich nicht die Mühe gemacht, das Bett frisch zu beziehen. War mir auch egal, ich wollte schlafen – und vergessen. Das konnte ich jedoch nicht, sobald ich wieder in diesem Bett lag und die Augen schloss sah ich diesen widerlichen Yuki vor mir, ich wollte es nicht, aber ich schrie.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Christian-Grey
2013-06-07T12:54:07+00:00 07.06.2013 14:54
wie du ihn beschrieben hast mir dem wechsel dich blick finde ich sehr gut


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