Traum und das erste Zeichen
Nach dem die Wölfe vernichtet waren und das Eis geschmolzen war, konnten sich die Vampire nun wieder um ihr Lagerfeuer herum nieder lassen und sich wärmen. Ein weiterer Vorteil war, dass sie nun auf grünen und trockenem Gras saßen, nicht mehr auf kalten und nassem Schnee. Tyson und Ray saßen Rücken an Rücken und waren eingeschlafen. Kai lehnte mit dem Rücken zur steinernen Wand, sein Kopf war leicht auf die Brust gefallen, während er selig schlief, genauso wie alle anderen. Bryan lag genauso wie Brooklyn gerade ausgestreckt im Schlaf, während Garland die erste Wache hielt und immer wieder am Waldrand entlang lief und sich genau umsah, nicht dass wieder etwas geschah. Yuriy lag derweil eingerollt neben Kai und spendete dem Vampir so etwas wärme. Der Ohrring an seinem Ohr blitze kurz auf und ein leises Klingen war zu hören, bevor die Nacht wieder still und ruhig vor allen Wesen da lag.
Kais Traum war für ihn völlig normal, da es sein Wunsch war, dass das wahr werden würde. Der Himmel war hellblau und keine einzige Wolke stand am Horizont. Die Sonne warf ihre Strahlen auf das Land, auf die grüne Natur, die wuchs und gedieh. Nicht ein Fleckchen war mehr von Schnee bedeckt. Zufrieden stand Kai am Strand und blickte auf das Wasser. Er war zwar noch als Vampir, aber dennoch konnte er schon für knapp eine Stunde in der Sonne wandeln, auch wenn es gefährlich war. Seine roten Augen ruhten auf dem Wasser, das wie ein glitzerndes Juwel vor ihn lag. Doch dann wurde er aus seinen Gedanken gerissen als er etwas wahrnahm. Überrascht zuckte der Vampir zusammen und ließ den Blick zur Seite gleiten wo er Yuriy erkannte. Der silber-weiße Wolf stand neben ihm und blickte Kai aus seinen wunderschönen blauen Augen an. „Yuriy...“ murmelte Kai. Er wusste instinktiv, dass es ein Traum war, aber er verstand nicht was der Wolf hier tat, oder sein Traum wurde doch langsam anders. „Es ist kein Traum Kai..“ sprach Yuriy leise „Jedenfalls kein Normaler. Du hast ruhig geschlafen, aber ich habe mich in deinen Traum geschlichen. Nun können wir in ruhe reden....ich habe dir eines zu sagen..“ Verwirrt sah Kai auf den Wolf hinab. Wenn er ihm was sagen wollte, konnte er das doch auch in der realen Welt machen. Leicht verwirrt legte er den Kopf schief und blickte den Wolf an.
Dieser wich einige Schritte zurück, bevor plötzlich ein helles Licht erstrahlte. Fauchend hob Kai den Arm und schützte damit seine Augen die er gepeinigt zusammen kniff. Nach wenigen Augenblicken erlisch das Licht und der rotäugige blinzelte mehrmals. Als er wieder zu Yuriy sah erstarrte er. Vor ihm stand kein Wolf mehr sondern ein Mensch. Er trug. Schwarze enge Lederkleidung, die seine schlanke und hochgewachsene Figur betonte. Blaue Augen fixierten Kai direkt, während das blasse Gesicht von feuerroten Haaren umrahmt wurde und ihn beinahe wie eine Hübsche Puppe wirken ließ. Frech lächelte er Kai an, wobei seine Fänge aufblitzen. „Y...Yu...Yuriy?“ fragte Kai ungläubig und starrte seinen Gegenüber an. „Ja, der bin ich. Ich will dir alles erzählen, aber das geht nur hier, wo ich dir eines zeigen und erklären kann...“ Lächelte der Rotschopf. „Dann....dann fang an....“murmelte der Vampir, dem das alles noch unglaubwürdig vor kam.
Mit einer fließenden Bewegung setzte sich Yuriy auf einen Felsen. „Ich bin ein Vampir und gehöre zum Eisclan.“ Begann er zu erzählen, während sein Blick auf Kai ruhte. „Ich wurde verflucht...“ seufzte Yuriy leise und strich sich gedankenversunken eine Strähne hinter sein Ohr. „Ich bin nun dieser Wolf an deiner Seite. Viele meiner Kräfte habe ich eingebüßt und auch teilweise mein Gedächtnis. Ich kann mich kaum an etwas erinnern...“ Seine blauen Augen zeigten Schmerz und Trauer. Langsam Kam Kai auf den sitzenden zu und schloss den Vampir in seine Arme. Der Körper war ganz warm und sanft. Leicht lächelte Kai und sog wie von selbst den Duft des anderen ein, wobei er sich eingestehen musste, dass er süß und berauschend war. Leicht lächelnd lehnt sich der Rotschopf gegen Kai. „Ich weiß aber noch WO das Heiligtum ist, auch wenn ich nicht mehr weiß, WAS es ist....“gestand er leise. „Ich weiß auch nicht woher ich das weiß. Aber...ich kenne mich ja nicht mal mehr selbst...wie kann ich da etwas über andere wissen?“ Seine Stimme zitterte leicht und ein kehliges Seufzen entrang sich seiner Kehle. Kai wuschelte einfach durch die Roten Haare, was den Vampir auffauchen ließ. „MEINE HAARE!“ schrie er, sprang auf und versuchte sie zurichten. Wütend blitzen seine Augen auf, während er Kai fixierte. „Was sollte das?!“ „Ich wollte deine Laune aufbessern. Es ist doch egal, ob du Erinnerungen hast. Auch wenn die Vergangenheit eine wichtige Rolle spielt, so hast du noch nun deine Zeit bei uns, bei mir. Du wirst mit uns ein Abenteuer erleben, auch wenn es gefährlich und vielleicht sogar tödlich ist. Aber wir schaffen nun zusammen Erinnerungen...und sobald die Welt gerettet ist, werde ich den Fluch auf dir brechen...irgendwie“ versprach Kai und sah Yuriy stur an. Er mochte diesen jungen Mann auf der Stelle. Der rothaarige Vampir war ihm auf anhieb sympathisch gewesen. Als Wolf wie als Mensch. Verwirrt sah Yuriy den anderen an, bevor er verlegen lächelte. Aber glücklich.
So redeten die beiden noch eine Weile. Jeder saß auf einem Stein direkt am Wasser. Die Wellen schlugen immer wieder auf den Sand und gegen die Steine, während die Sonne leicht über den Himmel wanderte. Doch da es ein Traum war hatten sie auch alle Zeit der Welt. Oder zumindest glaubten sie das. Denn auf einmal wurde die Welt um sie herum pechschwarz. Fluchend sprang Yuriy auf „Jemand weckt dich....der Traum endet...“ „Was? Nein....ich will nicht gehen...bitte....“hauchte Kai und nahm Sanft Yuriys Hand. „Keine Sorge...ich kann dich jederzeit wieder besuchen....wenn du mich lässt“ Damit hob er Kais Hand und hauchte ihm einen Kuss auf den Handrücken. „Ich werde immer für dich da sein...vergiss das nie.“ Damit verschwand Yuriy und auch Kai wurde aus seinem wunderschönen Traum gerissen.
Murrend schlug der Vampir die Augen auf und erkannte Garland über sich stehen. „Kai...wach auf...“ grummelte er und schüttelte seinen rotäugigen Freund noch einmal durch. „Du musst dir was ansehen....sofort!“ zischte er und bleckte die Fänge. Als Kai ein leises klimpern hörte war er mit einem Schlag wach und sah zu Yuriy. Der Wolf hatte den Kopf gehoben und sah die beiden Vampire aus großen blauen Augen an.. „Sehen wir es uns an....“meinte er und kam mit einer fließenden Bewegung auf seine Pfoten. Seufzend erhob sich auch Kai und streckte sich. Kurz glitt sein Blick über die anderen 4 Vampire, die sich aufrappelten und mehr als müde wirkten. Garland schien sie ja alle aus dem Schlaf gerissen zu haben. „Wehe das ist nicht wichtig...“grummelte Brooklyn und stand auf den Beinen. Tyson war noch völlig verpennt genauso wie Ray, der sich die Augen rieb. Bryan lehnte sich gegen die Steinerne Mauer und gähnte, wobei er weit den Mund öffnete und seine Fänge bleckte. „Man.....seid ihr Schlafmützen....“ schnaubte Garland, wobei seine blauen Augen rot aufglühten. „Ist ja gut...lass uns gehen. Wenn die anderen zu müde sind haben sie eben Pech“ meinte Kai grinsend und strich sich die Haare zurück. Nach wenigen Minuten waren endlich alle hellwach und folgten Garland.
Der silberhaarige lief einige Schritte voran und führte die kleine Gruppe einige Schritte durch den Wald, bevor er auf einem kleinen Abhang stehen blieb „Schaut euch das mal an..“ meinte er und deutete auf den Fluss. Noch immer war alles voller Schnee, kein Gras war zu sehen, da hier Kais Flammen nicht rangekommen waren. Die Bäume waren noch immer vereist und man hielt sie für einzige weiße Bälle. Doch dann weiteten sich Kais Augen geschockt als er das sah. Der zugefrorene Fluss war aufgetaut und floss wieder, aber das war nicht das was die sechs Vampire so schockte. Das Wasser, dass sich durch die weiße Landschaft zog war Blutrot. Geschockt zog Kai zischend die Luft ein, während Yuriy über seine Hand legte. „Das ist das erste Zeichen....“ meinte er und seine blauen Augen glitten erneut zum Fluss. „Ja...Ragnarök beginnt...“murmelte Brooklyn, der hinter Kai stand. „Der Untergang der Welt....“ erinnerte er alle. Das erste Zeichen des Weltuntergangs...