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My Miley (Liley)

Tell Your Father To Stop
von

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Caught Off Guard

MY MILEY

TELL YOUR FATHER TO STOP
 


 

LILEY
 


 


 

Kapitel 03
 

„Meinst du, das ist okay? Was, wenn uns jemand sieht?“, Miley schien nervös und wenn Lilly mit sich selbst ehrlich war, wusste sie genau, wie Miley sich fühlte. Morgen war die Beerdigung von ihrer Mutter und einen Tag darauf würde Lilly ihren 17 Geburtstag feiern. Nur, dass sie ihn nicht wirklich feiern würde. Nein, das konnte sie nicht. Nicht ohne ihre Mutter.

Doch so traurig und geschockt Lilly auch war... Miley und sie waren endlich zusammen. Sie wollte austesten, wie es sich anfühlte. Mit einem Mädchen. Nein, mit diesem Mädchen. Einfach zusammen zu sein und zu wissen, dass dieses Wunder da neben ihr sie auch tatsächlich liebte.

„Keiner wird uns sehen, Miley. Du hast selbst gesagt, dass dich dein Vater hier oben nie gefunden hat. Also hör auf, dir Sorgen zu machen, okay?“, Lilly zog Miley auf ihren Schoß und schlang ihre Arme um Mileys Taille. „Komm schon. Ich will doch nur Zeit mit dir verbringen, ohne Angst haben zu müssen, dass uns jemand stört.“

Lilly legte ihr Kinn auf Mileys Schulter und drückte sie fest an ihren Körper. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass Miley lebte und nicht sterben würde. Das würde Lilly nicht zulassen. Sie würde nicht noch einen geliebten Menschen verlieren. Das könnte sie nicht ertragen.

„Okay... Gott, ich hoffe wirklich, Daddy sucht nicht nach uns.“, Miley ließ ihre Nase über Lillys Wange streichen und ihr heißer Atem ließ die Blondine erzittern. Ihre Wangen wurden heiß. Miley lächelte in sich hinein. „Ich finde es irgendwie süß, wenn du rot wirst.“ Lilly lachte unsicher und schüttelte verlegen mit dem Kopf.

Sie wurde noch röter und Miley kicherte wieder. Lilly vergrub ihr Gesicht in Mileys Nacken und biss sanft in die Haut, die sich unter den haselnussbraunen Haaren versteckte. Miley zuckte leicht zusammen und lehnte ihren Kopf weiter nach hinten, um Lilly mehr Raum zu geben.
 

„Mmh, na wer ist jetzt derjenige, der hier rot wird?“, Lillys Lippen liefen über Mileys Hals und die Brünette lächelte langsam. Lilly wollte in Mileys leisem Wimmern versinken und nie wieder daraus aufwachen müssen. Sie wollte nie mehr auf sie verzichten. „Mom hat dich immer so sehr geliebt. Na ja... ich kann es ihr nicht verdenken.“

„Ich habe deine Mutter auch sehr geliebt. Allerdings nie so sehr wie dich.“, Lilly hielt inne.

„Sie hätte sich bestimmt für uns gefreut, meinst du nicht auch? Sie hätte doch gewollt... dass wir zusammen bleiben.“, sie sah auf in Mileys große, blaue Augen und suchte dort nach den Antworten, die ihre Mutter ihr nicht mehr hatte geben können. Miley streichelte ihre Wange.

„Deine Mutter hat dich geliebt, Lilly. Sie hätte ganz sicher gewollt, dass du glücklich bist. Da hab ich gar keine Zweifel.“, Tränen bildeten sich in Lillys Augen und ihre Hände krallten sich in Mileys Rücken. Sie schluchzte in Mileys Schulter.

„I-Ich... Ich vermisse sie. Oh Gott, Miley. Wie kann sie denn tot sein?!“, sie biss die Zähne aufeinander und schloss ihre Augen fest, um die Tränen drin zu behalten. Sie brach schon wieder zusammen. Wie konnte sie schon wieder weinen? Ihre Mutter hätte das nicht gewollt. Aber sie brauchte ihre Mutter.

Mileys Hände glitten durch Lillys Haar und strichen über ihren Rücken, um sie zu beruhigen. „Es hört wieder auf, so weh zu tun. Irgendwann. Irgendwann tut es nicht mehr weh, ich verspreche es dir. Irgendwann...“, Lilly hörte Miley über sich schniefen.

„Ich liebe dich, Miley.“, sie nahm Mileys Gesicht in beide Hände und krachte ihre Lippen auf Mileys. Der Kuss schmeckte salzig. Ihre Tränen vermischten sich mit Mileys und sie zogen und zerrten aneinander, um den Zorn und das Leid über Verlorenes aus ihren Systemen zu bekommen.

Der Kuss war alles andere als sanft, als sich ihre Lippen hart gegeneinander bewegten. Miley drückte Lilly unsanft auf das Heu, auf dem sie saßen und presste ihre Schultern hart gegen den Untergrund. Lilly packte Mileys Seiten und hielt sie nah über sich.
 

Lilly war überwältigt von all den neuen Gefühlen, die durch ihren ganzen Körper zuckten. Mileys Zunge glitt über ihre Unterlippe und Lilly öffnete ihren Mund. Noch nie hatte sie etwas derartiges empfunden. Sie hatte gewiss davon geträumt, aber nichts, was sie sich hätte einbilden können, hätte diese Realität auch nur im Ansatz übertroffen.

Mileys Zunge wand sich um Lillys und die Blondine stöhnte unwillkürlich bei ihrer Berührung. Das Geräusch unterbrach die Trance, in der sie sich gefunden hatten. Lilly weinte nicht mehr und Mileys Augen waren gerötet und sahen verwirrt auf die Blondine herab.

Sie atmeten beide schwer.

Sie hatte nie einen wütenderen, aggressiveren Kuss erfahren. Mileys Lippen waren tief rot von seiner Härte und die Brünette biss sich auf die Unterlippe, bevor sie anfing zu kichern. Lillys Mundwinkel zuckten in die Höhe und eine Minute später lagen sie beide eng ineinander verschlungen da und lachten so laut, wie Lilly seit Wochen nicht gelacht hatte.

„Wir hätten beinahe wütenden Versöhnungssex gehabt, dabei haben wir uns nicht einmal gestritten.“, Lilly wischte sich die neuen Freudentränen aus den Augen und schüttelte ungläubig den Kopf. „Du bist eindeutig ein schlechter Einfluss. Wahrscheinlich liegt es wohl daran, dass ich jetzt hier wohne. Die Stewarts haben mich kontaminiert.“

„Uh huh, du wirst langsam zu einem von uns. Solange, bis du unseren Namen annimmst.“, Miley setzte sich auf und sah hinab auf Lillys überraschtes Gesicht. Sie realisierte offenbar, was sie gerade gesagt hatte und lief rot an. „D-Du weißt, wie ich das meine, richtig?“

Lilly gluckste.

„Also, Ms. Stewart. Wir wissen doch beide, dass Sie meinen Namen annehmen werden, wenn es irgendwann dazu kommen sollte.“, sie richtete sich ebenfalls auf und grinste die Brünette herausfordernd an. „Jackson ist der in eurer Familie, der den Namen weiter gibt.“
 

Miley wurde noch röter und vergrub ihrerseits das Gesicht in Lillys Schulter. „Lass uns darüber sprechen, wenn wir soweit sind, okay? Irgendwann, wenn mir die Idee nicht mehr so viel Angst macht.“, Lilly rollte mit den Augen.

„Ich habe so das Gefühl, wir haben eine lange, rosige Zukunft vor uns. Immerhin schuldest du mir mindestens sieben Jahre meines Lebens.“, die Brünette schnaubte verächtlich und nickt e nur stumm. Robbie Rays Stimme klang durch die Scheune. Aber die beiden Mädchen antworteten ihm nicht.
 

Dieser Moment gehörte nur ihnen beiden. Und nicht ihm.
 

•◘○
 

Miley rannte die ganze Zeit über.
 

Sie verlangsamte ihre Schritte kein einziges Mal, bis sie sicher vor Olivers Tür zum Stehen kam. Sie schnappte nach Luft und ließ sich auf die kleine Bank sinken, die die Okens dort aufgestellt hatten, um schöne Sommertage genießen zu können.

Ihre Hände zitterten und während ihres Weges hatten sich neue Tränen zu den Alten gesellt. Ihr Gesicht inzwischen tränennass und eiskalt. Der Wind ließ ihren Körper erzittern und schaudern und sie starrte ihre Hände durch eine vernebelte Sicht an. Oliver war als dritte Nummer im Kurzwahl-System gespeichert und sie drückte die Nummer.

Es klingelte. Und klingelte.

„Miley? Ist alles okay?“, Oliver hörte sich verschlafen an. Und beunruhigt, so als wüsste er schon mehr, als sie ihm erzählt hatte. „Du stehst nicht zufällig vor meiner Tür, oder?“ Sie hörte Rascheln auf der anderen Seite der Leitung und zwei Paar Atemzüge.

„Lässt du mich rein?“, ihre Stimme war belegt, buttrig und zitterte, so wie ihr ganzer Körper. Sie hörte, wie er aufstand und die Treppe im Hintergrund herunter polterte. Aber er war ganz sicher nicht allein. Miley klappte ihr Handy zu. Ihre Brust schwoll an. Hoffnungsvoll.

Die Tür wurde aufgerissen und Oliver zur Seite geschubst, als Lilly sich an ihm vorbei drängelte und Miley in ihre warmen, weichen Arme zog. Miley ließ sich in sie hinein fallen und vergrub ihr Gesicht in ihrem Hals. Sie krallte sich in ihren Rücken und Schluchzer schüttelten ihren Körper.

Lilly hielt sie ganz fest.

Sie hatte sich nie so ganz gefühlt. Lilly war hier bei ihr. Sie war da, sie beschützte sie. Die Blondine wiegte sie hin und her und ihr Griff verstärkte sich noch mehr, bevor sie Miley eine Armlänge von sich weg hielt, sie besorgt musterte und sie dann küsste.

Miley packte den Kragen von Lillys T-Shirt und presste sich so hart sie konnte gegen Lilly. Gegen ihre Lilly, ihre große Liebe. Sie hatten sich jetzt nur fast drei Stunden nicht gesehen, aber für Miley fühlte sich diese Zeit der Ungewissheit wie Jahre an.
 

Oliver räusperte sich leise.
 

„Ich will ja keinen schönen, intimen Moment ruinieren oder so... Aber es wird ziemlich kalt und ich will wirklich nicht, dass meine Eltern jetzt aufwachen und sich aufregen, weil ich so viele Leute in unser Haus lasse.“, der Brünette stand etwas ungeduldig in der Tür und tippte mit seinem Fuß auf und ab. Erst jetzt erinnerte sich Miley an die Kälte.

Sie nahm Lillys Hand und ging den beiden anderen voran in Richtung Treppe. Sie hörte die Tür ins Schloss fallen und klicken und zog ihre Freundin die Treppenstufen hoch. Lilly folgte ihr still. Ihre Hand lag warm und weich an Mileys und gab ihr eine Sicherheit, die sie noch nie so sehr gebraucht hatte.

Olivers Zimmer lag im Licht seiner Schreibtischlampe da und Miley setzte sich erschöpft seufzend auf das Bett. Lilly ließ sich neben sie sinken und ergriff beide von Mileys Händen. Die Brünette lehnte ihren Kopf gegen Lillys Schulter und seufzte erleichtert.

Lilly war so froh, dass Miley endlich hier bei ihr war. Sie waren nicht gerade lange getrennt gewesen, aber Lilly hatte jede Sekunde gezählt. Die Sorgen, die sie sich um Miley gemacht hatte, hatten sie stets in einem unruhigen Halbschlaf gehalten.

Trotzdem stimmte etwas nicht an der Tatsache, dass Miley hier bei ihnen war.

„Miles, was ist passiert?“, Lillys Stimme war nur ein Flüstern in dem stillen Haus. Oliver war immer noch nicht in seinem Zimmer erschienen und Lilly vermutete, dass er ihnen ein oder zwei Minuten Ruhe und Privatsphäre geben wollte, wofür sie ihm unendlich dankbar war.

Miley schniefte, dann zog sie eine Hand aus Lillys Griff und wischte sich über die Augen. Sie starrte ins Leere. „Daddy, er...“, sie schluckte und mehr Tränen sammelten sich in Mileys Augen. Es brach Lilly das Herz in zwei Teile, ihre Freundin so zu sehen.

Erst jetzt bemerkte sie, dass die Seite, die Miley von ihr weg drehte, geschwollen und rot aussah. Lilly biss ihre Zähne aufeinander. Sie würde ihn umbringen. Sie würde ihm eigenhändig seine Hände abhacken, wenn er sie damit geschlagen hatte.

Die Blondine legte einen Finger unter Mileys Kinn und hob ihren Kopf. Miley zuckte zusammen, als Lilly sie so genau beobachtete. Sie konnte die Wut in Lillys Augen sehen. Den Zorn über sich selbst, weil sie sich die Schuld daran gab, Miley allein gelassen zu haben.

Miley zog ihren Kopf weg.

„Es ist nichts, wirklich. Ich hab mich nur... gestoßen, nichts weiter. Ich hab nicht aufgepasst, als ich die Treppe hoch gegangen bin...“, sie fühlte, wie Lillys Hand, die immer noch ihre eigene hielt, anfing haltlos zu zittern, aber sie wagte nicht noch einmal auf zu sehen.
 

Lilly knirschte mit den Zähnen, dann riss sie sich von Miley los und stand auf. Sie schloss sanft die Tür und lehnte sich dagegen. Presste ihre Stirn gegen die Tür und ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie konnte nicht glauben, dass Miley diesen Mann auch noch in Schutz nahm.

„Lüg mich nicht an.“, es war eine leise Bitte, aber sie schnitt in Mileys Fleisch, wie ein Messer. Lillys Atmung ging schwer, ihre Schultern verkrampft. „Wie kannst du ihn in Schutz nehmen, Miley? Verdammt noch mal, er hat dich geschlagen, bedeutest du dir denn gar nichts?!“ Miley kannte Lilly lange genug, um zu wissen, dass sie wild damit kämpfte, nicht gleich los zu schreien.

Miley sah herunter auf ihre Finger.

„Es tut mir Leid, Lilly.“, ihr Gesicht machte mit einer neuen Welle Feuchtigkeit Bekanntschaft, aber Lilly sah sie immer noch nicht an. „Er ist mein Vater, was soll ich denn sagen? Er ist mir wichtig, auch wenn er... er ist nicht perfekt, aber er wäre schon irgendwie wieder zur Vernunft gekommen.“ Lilly lachte ungläubig, drehte sich um und sah an die Decke.

„Bevor oder nachdem er dich grün und blau geschlagen hat?“, sie rutschte an der Tür herunter, zog ihre Beine zu sich und vergrub ihr Gesicht in ihren Knien. Lilly wusste nicht, was sie tun konnte. Sie wollte Miley beschützen, aber sie konnte nicht. Eigene Tränen sammelten sich in ihren Augen, als sie murmelte. „Ich will dich nicht auch noch verlieren, Miles.“

Lillys Schultern fingen an zu zittern. „Lil...“

„Du bist die einzige, die mir noch geblieben bist. Du bist die einzige Familie, die ich noch habe.“, Lillys Augen schwammen in Tränen, als sie auf sah und ihre Blicke sich begegneten. Miley erhob sich, machte die paar Schritte zu Lilly und fiel auf die Knie.

Sie schlang ihre Arme um Lillys Hals und presste den Kopf der Skaterin gegen ihre Brust. Sie wiegte ihre Freundin hin und her und küsste ihren Kopf. Sie konnte nicht glauben, dass ihr Vater der Grund für ihr Leiden darstellte. Wie hatte sie sich nur so in ihm täuschen können?

„Shh, ist schon okay... Ich habe die Polizei gerufen, sie nehmen ihn mit. Sie werden ihn schon zur Vernunft bringen.“, der Schrecken saß Miley noch in den Knochen, aber sie konnte es nicht ertragen, Lilly so zu sehen. „Es tut mir Leid, Lil. Es tut mir Leid.“ Sie wusste nicht, was sie sonst sagen konnte. Lillys Griff um ihre Knie lockerte sich sanft und sie sah auf in Mileys Gesicht.

„Ich liebe dich, Miles.“, ihre Stimme klang schwach. Lilly war emotional vollkommen aufgebraucht. Sie fühlte sich wie ein Auslaufmodell. Miley lächelte sanft, aber die Blondine hatte nur Augen für die Prellung, die langsam auf Mileys Gesicht an schwoll.
 

Miley brachte Lillys Gesicht zu ihrem eigenen und drückte ihre Lippen sanft auf das andere Paar. „Ich liebe dich auch.“, sie half Lilly auf die Füße und fuhr umsichtig durch das vom Bett durcheinander gebrachte Haar ihrer Freundin. „Ich hoffe nur, Jackson geht es gut.“

Lilly legte ihre Arme um Mileys Taille und lehnte sich wieder gegen die Tür. Ihr Blick besorgt und tief. „Was ist mit Jackson?“, Lilly mochte sich nicht ausmalen, was Robbie Ray vielleicht mit ihm gemacht hatte. Es jagte ihr Schauer über den Rücken.

Miley schniefte.

„Er hat sich auf Daddy geworfen, als er mich gepackt hat. Ich glaube, Dad hat ihm die Nase gebrochen. Er hat so sehr auf ihn eingeprügelt.“, die Bilder flogen an ihrem geistigen Auge vorbei und sie vergrub ihr Gesicht in Lillys Nacken. Die Blondine biss ihre Zähne aufeinander.

Sie wollte sich am liebsten das Gewehr von Olivers Dad schnappen, zurück zu Mileys Haus gehen und diesem Bastard zeigen, dass er so nicht mit seinen Kindern umgehen konnte. Was würde sie dafür geben, ihm eine verpassen zu können.

„Ich bin sicher, Jackson geht es gut. Er ist hart im Nehmen, das weißt du doch.“, Lilly hörte sich nicht gerade überzeugt an. Wenn Mr. Stewart in einer Art Rausch gewesen war, dann war es mehr als möglich, dass er nicht mehr wusste, wo seine Grenzen lagen. „Du solltest schlafen gehen. Warte, ich gebe dir ein paar von Olivers Sachen. Sonst holst du dir noch den Tod in deinen.“

Mileys Klamotten waren vom Schnee vollkommen durchgeweicht.

Lilly setzte Miley umsichtig auf Olivers Bett und öffnete anschließend den Kleiderschrank. Sie warf ihrer Freundin ein blaues T-Shirt und eine Boxershorts zu und drehte sich anschließend von Miley weg. Miley lächelte sanft. „Was machst du da, Lil?“

Lilly wurde rot, auch wenn Miley das nicht sehen konnte.

„Ich gebe dir ein bisschen Privatsphäre...“, sie zappelte mit ihren Fingern und starrte an die Decke. Sie kaute auf der Innenseite ihrer Wange herum. Allein der Gedanke an eine sich umziehende Miley vertrieb alles andere aus ihren Gedanken.

Zwei schlanke Arme schlangen sich um ihre Taille und sie lehnte sich sanft zurück. Miley seufzte leise in Lillys Ohr und genoss es, ihre Freundin wieder ganz nah zu fühlen und zu wissen, dass sie ihr niemand wieder würde wegnehmen können.

„Schon fertig.“, Miley legte ihr Kinn auf Lillys Schulter und zog den Duft in ihre Nase. „Was machen wir nur, wenn sie Daddy ins Gefängnis stecken? Wo sollen wir dann hin? Wir können doch nicht ewig bei Oliver bleiben und wir sind zu jung für eine Wohnung.“ Lilly konnte hören, wie viel Angst Miley hatte. Sie löste sich sanft von ihrer Freundin und sah ihr tief in die Augen.
 

„Wir überlegen uns was. Mach dir keine Sorgen. Es wird schon irgendwie gehen... sonst ziehen wir eben alle nach England zu meinem Vater.“, ihr Lächeln war etwas schief, aber Miley nickte nur. Dann sah sie sich um. Irgendjemand fehlte doch.

„Wo ist Oliver?“, Lilly zog ihre Augenbrauen zusammen.

„Ich weiß nicht. Er war doch gerade noch hinter uns, oder?“, Lilly ging zur Tür, legte einen Finger an den Mund und bedeutete Miley, an Ort und Stelle zu bleiben. Die Brünette ließ sich zurück auf das Bett sinken und wartete. Sie dachte an Jackson. An die Verzweiflung in seiner Stimme, als er nach der Polizei verlangt hatte. Er hatte sie nur beschützen wollen.

Sie hoffte inständig, dass es ihm gut ging. Das alles war nur ihre Schuld. Wenn sie nicht so leichtsinnig gewesen wäre und ihr Vater nie etwas heraus gefunden hätte, dann wären Lilly und sie jetzt zusammen Zuhause in ihrem warmen Bett und Jackson würde ebenfalls in Ruhe schlafen.

Lilly und sie hätten das erste Mal miteinander geschlafen, Robbie Ray hätte ihnen am Morgen Frühstück gemacht und sich gewundert, wieso sie sich so komisch benahmen. Aber das alles würde jetzt niemals passieren. Ihr Vater hatte seine Kinder geschlagen. Ihm drohte eine Strafe und Miley konnte bestimmt nicht mehr zu ihm zurück.

Und sie wollte es nicht. Sie wollte mit Lilly zusammen bleiben. Sich ein neues Leben mit ihr aufbauen. Vielleicht konnten sie ja alle zusammen ziehen. Jackson, Lilly und sie. Zu dritt würden sie sicher genug Geld auftreiben können, um die Miete zu bezahlen.
 

Lilly stand im Türrahmen und beobachtete ihre Freundin, die sie noch nicht wieder bemerkt hatte. Sie konnte die vielen Sorgen über Mileys Gesicht laufen sehen. Die Zweifel. Und Reue. Lilly hatte Oliver schlafend auf der Couch vorgefunden und ihn schnell mit einer Decke zugedeckt, bevor sie wieder die Treppe hoch geschlichen war.

Sie schloss leise die Tür hinter sich und kam vor Miley zum Stehen, die zu ihr aufblickte, auch wenn sie noch nicht ganz da zu sein schien. Lilly lächelte sanft, ging in die Knie und legte ihre Hände auf Mileys Knie. Olivers Nachttischlampe erhellte ihre beiden Gesichter.

„Alles wird wieder gut werden, Miles. Ich verspreche es dir. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert. Ich passe auf dich auf.“, sie griff nach Mileys Händen und drückte einen Kuss auf ihre Handknöchel. Mileys Blick weichte auf und sie zog Lilly hoch zu sich.

Die Blondine drückte Miley auf den Rücken und küsste sie. Küsste sie liebevoll und lang und strich sanft über die geschwollene Wange. Miley löste sich sanft von Lilly und lächelte leicht in sich hinein, als sie sich ganz auf das Bett legte und die Decke zurück zog.

„Wo ist Oliver?“, Lilly schlüpfte neben ihr hinein und rutschte nah an sie heran. Miley legte ihren Kopf auf Lillys Brust und schlang ihren Arm um ihren Bauch. Lilly löschte das letzte Licht, sodass nur noch der Mond das Zimmer matt erleuchtete.

„Er ist auf der Couch im Wohnzimmer eingeschlafen.“, Lilly legte ihre Arme um ihre Freundin und hielt sie ganz nah an sich. Miley war hier, sie war sicher. „Mach dir keine Sorgen, nachher sieht schon alles ganz anders aus. Wir überlegen uns etwas. Ich liebe dich.“ sie küsste Mileys Kopf und gähnte leise und müde. Miley schloss ihre Augen.

„Ich liebe dich auch.“, Mileys Hand glitt unter Lillys T-Shirt, bewegte sich allerdings nicht weiter. Allein die Wärme von Lillys weicher Haut zu spüren, reichte aus, um sie vollkommen zu beruhigen. Lilly bedeckte ihre Hand durch das T-Shirt.
 

Sie waren wieder zusammen. Das war alles, was wirklich zählte.
 

•◘○
 

Lilly starrte sich selbst im Spiegel an.
 

Sie trug ein knielanges,schwarzes, schlichtes Kleid, was Miley ihr geliehen hatte. Ihre Haare lagen frei um ihr Gesicht und ihre Miene war die einer Trauernden, die sich noch nicht ganz im Klaren darüber war, was da wirklich vorgefallen war.

Lilly konnte es nicht fassen. Es war alles so unwirklich. Ihre Mutter tot, Miley liebte sie und sie wohnte jetzt bei den Stewarts. Das konnte gar nicht Realität sein. Sicher würde sie gleich aufwachen und das alles wäre endlich vorbei. Auch wenn sie Miley vermissen würde.

Den gestrigen Tag mit ihr zu verbringen war eine neue Erfahrung für Lilly gewesen. Zumindest, ihr auf diese Weise nah zu sein. Geistig und körperlich. Miley hatte ihr gegeben, was sie brauchte. Ihre Nähe, ihr Verständnis, ihre Liebe.

Und mehr konnte Lilly nicht von ihr erwarten.

Sie strich einige Falten aus ihrem Kleid und seufzte, bevor sie sich abwandte und sich auf Mileys Bett niederließ. Nicht mal mehr ganz eine Stunde, dann würde sie ihre Mutter nie wiedersehen. Nicht einmal ihren Körper. Sicher, ihr Geist war jetzt an einem besseren Ort, aber hätte Gott nicht noch etwas damit warten können, ihre Mutter zu sich zu holen?

Lilly konnte nicht verstehen, was er jetzt schon davon hatte.
 

Zwei Hände strichen über ihre verspannten Schultern und sie erzitterte unter Mileys Fingern. Sie wusste, dass sie es war. Sie kannte jede Berührung. Die Brünette ließ sich neben sie sinken und legte ihren Kopf auf Lillys Schulter. Sie sprachen nicht , aber Lilly konnte ohnehin nichts sagen.

Sie hatte das Gefühl, sie müsste sich übergeben, wenn sie den Mund auch nur öffnete.
 

Robbie Ray bedeutete ihnen still, ihm zu folgen und wenige Minuten später fand Lilly sich in seinem roten Pick-Up Truck wieder. Sie erinnerte sich nicht mehr an die Fahrt, als sie zusammen mit den anderen darauf wartete zum Grab zu gehen.

Miley hielt ihre Hand. Das war nichts sonderlich Ungewöhnliches. Miley und sie hatten immer schon Händchen gehalten. Sie waren beste Freunde, sie taten den ganzen Tag lang nichts anderes. Aber Lilly wusste, dass sie Miley jetzt ganz für sich allein hatte und dieser Gedanke gab ihr den Trost, den sie brauchte.

Olivers Familie war da und ein paar Freundinnen ihrer Mutter, natürlich Jackson und Sarahs Familie. Und ihr Vater. Er sah Lilly nicht an und unternahm auch nicht den Versuch mit ihr zu sprechen. Sie versuchte den Stich in ihrem Herzen zu ignorieren.

Es hatten sich so viele hier versammelt. Ihre Mutter war beliebt gewesen. Geliebt. Jeder hatte sich gut mit ihr verstanden. Sogar ihr Vater hatte ein relativ gutes Verhältnis nach ihrer Trennung gehabt. Man konnte einfach nicht lange böse auf Heather Truscott sein. Und Lilly hatte ohnehin schon alles Negative über ihre Mutter vergessen.

Und die guten Dinge hatte sie aus Schmerz verdrängt. Ihren Körper hatte eine klamme Kälte befallen und das einzige Wärme spendende war die Hand Mileys, die sie sich entschloss nie wieder loszulassen.
 

Der Priester trat auf sie zu und sie folgten ihm. Alles widerstrebte sich in Lilly dagegen ihm nachzugehen, aber Lillys Beine schienen die Nachricht nicht zu erhalten. Sie bewegten sich weiter neben Miley her in Richtung Ende.

Das Grab ihrer Mutter lag ausgehoben da und ihr Sarg stand darüber. Sie hatten die Zeremonie bereits hinter sich gebracht und Lilly hielt an. Ihre Augen lagen auf dem großen, schwarzen Sarg, der in der Nachmittagssonne glänzte und funkelte.

Wieso? Wieso hatte es so kommen müssen?

Sie ließen sich auf die schwarzen Stühle sinken und Miley ergriff auch noch Lillys andere Hand. Die Blondine stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Es schien ihr, als wollte der Grabstein sie verhöhnen und als würde sich die Welt absichtlich weiter drehen, nur um sie zu ärgern. Um ihr zu zeigen, dass es auch eine Welt ohne ihre Mutter geben konnte.

Ohne ein freundliches Hallo an jedem Morgen, eine Hand auf ihrer Schulter, die ihr sagen wollte, dass sie es mit der Schule nicht zu ernst nehmen sollte. Ohne diese warmen Umarmungen, die ihre Mutter ihr immer dann gab, wenn Lilly etwas geschafft hatte. Ohne die Liebe einer Mutter. Der Mutter, die Lilly nie so geschätzt hatte, wie es hätte tun sollen.

Und ohne die kleinen Dinge, die sie für immer vermissen würde.

Sie konnte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Sie hatte darauf gezählt, dass ihre Mutter immer für sie da sein würde. Und niemand konnte sie ihr zurück geben. Noch nicht einmal Miley, die sie so liebevoll in ihren Händen hielt, wie ein Stück Porzellan.

Nein. Niemand konnte ihre Mutter wieder zurück bringen. Und dafür hasste Lilly die ganze Welt.
 

Die ganze Welt. Außer Miley.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-11-14T19:57:07+00:00 14.11.2009 20:57
Alter, du nervst mit deiner Kommigeilheit xDDD
Ich will den WOWP movie weitergucken, SELENA man! xD


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Nein. Niemand konnte ihre Mutter wieder zurück bringen. Und dafür hasste Lilly die ganze Welt.
Die ganze Welt. Außer Miley.

schönes Ende :D
Von:  sandpix
2009-11-12T17:43:56+00:00 12.11.2009 18:43
oh man.. du hast gerade meinen abend gerettet xD obwohl ich eig heute nicht mehr lesen wollte hab ich mich aufgerafft :D
einfach klasse >.< wie immer xD ich leide gerade richtig, weißt du das! xD musst du das immer so schreiben, dass ich weinen muss? >___<
Von:  HarukalovesMichi
2009-11-12T17:12:33+00:00 12.11.2009 18:12
Wow, soviel ist passiert. Schön das Miley und Lilly sich wiederhaben. Hoffe nur Jackson ist nicht zu schwer verletzt.Hm mich reizt es jetzt es zu wissen wie es ausgeht.


Lg Haru
Von:  Dark777
2009-11-12T17:04:05+00:00 12.11.2009 18:04
Meine Güte, von dem Kapi kriegt man ja glatt Depressionen °_°! Aber ich bin froh, dass du dich endlich dazu entschieden hast mal wieder ein neues Chapter on zu stellen.

Der einzige Lichtblick in diesem Kapi ist wirklich, dass sich Lilly und Miley wiedergefunden haben, ansonsten sehen die Zukunftsaussichten eher trostlos aus. Okay, den aggressiven Kuss kann ich auch noch unter die positiven Dinge verbuchen ;-). Ich hoffe wirklich du brauchst nicht zu lange für das nächste Chapter, ich will ein Happy End für die beiden lesen!


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